No. 45
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Juni
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 45 Seite 1]

Sehr auffallend erscheint die nachstehende Mittheilung eines Berliner Blattes: "Die Kaiserin hat befohlen, daß die für sie eingehenden Briefe nicht im Hofmarschallamt abgeliefert, sondern von der Post direkt in ihre Gemächer gebracht werden.
Das Gesetz über die Verlängerung der Legislaturperioden in Preußen ist im "Reichsanzeiger" am Donnerstag Abend in Berlin veröffentlicht worden; es trägt das Datum vom 27. Mai.
Die Ergebnisse des Heeres=Ergänzungsgeschäfts für das Jahr 1887 sind dem Bundesrath nunmehr zugegangen. Darnach werden in dem alphabetischen und Restanten=Listen geführt 1 394 566 Mann. Davon sind u. a. zurückgestellt 491 118; ausgeschlossen 1260; ausgemustert 62 901; der Ersatzreserve I überwiesen 96 741; der Ersatzreserve II 64 337; der Seewehr II 440 Mann. Ausgehoben wurden 161 193 Mann, und zwar für das Heer zum Dienst mit der Waffe 153 812 ohne Waffe 4922; für die Flotte aus der Landbevölkerung 1405, aus der seemännischen Bevölkerung 1683 Mann.
Die Sammlung von Nekrologen Kaiser Wilhelms, rund 1000 Zeitungen in 25 Sprachen - selbst türkische, bulgarische, maurische befinden sich darunter, - welche der Redakteur Karfunkel Kaiser Friedrich überreicht hat, ist auf Befehl des Kaisers der großen Landesbibliothek einverleibt worden. Nachträgliche Sendungen von Beiträgen dazu aus weiter Ferne gehen immer noch ein.
Aus Kopenhagen wird von dortigen Regierungsblättern berichtet, daß der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen in der zweiten Hälfte des nächsten Monats zu einem Besuch der nordischen Ausstellung nach Dänemark kommen werden. Seit 1864 ist noch kein preußischer Prinz officiel in Kopenhagen gewesen.
Wenn die "Kreuzzeitung", was allerdings nicht unwahrscheinlich ist, gute Quellen in St. Petersburg hat, dann weht am dortigen Hof ein sehr anti=französischer Wind. Der Zar soll ungehaltener als je auf das "revolutionäre Frankreich" und fest entschlossen sein, es in einem Krieg gegen Deutschland allein zu lassen, um seine Ziele im Orient energisch Verfolgen zu können. Die Freunde des Friedens mit Deutschland hätten mehr denn je geneigtes Gehör beim Zaren und Giers, der Minister des Aeußeren, sei wieder persona grata, kurzum es sei ein völliger Umschwung eingetreten. Sollte den Boulanger mit seiner albernen Rede in der französischen Kammer verursacht haben? Dann könnten wir uns bei ihm bedanken!
Ein schlimmer Empfang wurde dem König von Belgien in der Stadt Hondeng von den Sozialisten zu Theil. Sie brüllten ihm die Marsellaise und die Rufe zu: Es lebe die Republik und das allgemeine Stimmrecht!
Der Skandal, der sich in der Montagssitzung der französischen Deputirtenkammer an das Auftreten Boulangers knüpft, wird selbst von der französischen Presse als ein unerhörter bezeichnet und diese hat doch im Palais Bourbon schon manches erlebt, was in keinem Parlament der Welt seines Gleichen finden dürfte. Daß sich Abenteurer mit Titeln wie Schwindler, Abenteurer etc. beehren, ist in Frankreich nichts Ungewöhnliches, aber daß sich die Parteien als "Mörder" behandeln, ist selbst für die französische Geschmacksrichtung etwas starker Tabak. Cassagnac that noch ein Uebriges, indem er seinen Kollegen Pyat auf die Galeeren verwies, worauf dieser prompt erwiderte, daß die Mordgesellen vom 2. December der Kommune nichts vorzuwerfen hätten. Eine ordentliche Keilerei wäre anständiger gewesen.
Der französische Finanzminister hat am Donnerstag in der Kammer ein Gesetz eingebracht, welches die gänzliche Unterdrückung der Paßgebühr anordnet. Dieselbe beträgt für einen Auslandspaß Franks 12,60 und soll dem Staat seither jährlich 50 000 Franks eingetragen haben, auf die die Regierung verzichten will, um die Franzosen für die Visumgebühr der deutschen Botschaft zu entschädigen.
Der Graf von Paris ist mit seiner Gemahlin und der Prinzessin Helene von Orleans in Bad Ems eingetroffen und in dem Gasthof zu den "Vier Thürmen" abgestiegen, um sich mit Krähnchen Kehle und Stimme rein zu spülen; denn er gedenkt bald Wahl= und Thronreden zu halten.
Marschall Leboeuf, Kriegsminister unter Napoleon III., welcher vor Ausbruch des deutsch=französischen Krieges in der Kammer leichten Herzens erklärte, daß die Armee "archiprête" sei und kein Gamaschenknopf mehr fehle, ist am Donnerstag in Paris gestorben. Moralisch war er bei den Franzosen, die ihm das geflügelte Wort nie verziehen haben, schon lange todt.
Ein Postkrieg hat zwischen der Türkei einerseits und Oesterreich und Frankreich andererseits begonnen. Die beiden letzteren Länder haben seit Jahren je ein Postamt in Salonichi, welchen die Pforte nun das Recht abspricht, ihre Postbeutel auf der neueröffneten Bahn zu befördern. Demgemäß wurden die Beutel zwar hinaus= aber nicht hineingelassen, sodaß jene Anstalten genöthigt waren, sich einen Courier anzuschaffen. Aber auch diesem glückte die Beförderung nur einmal, denn als derselbe in Salonichi zum zweite Mal seinen Paß visieren lassen wollte, wurde ihm dies rundweg abgeschlagen. Die Angelegenheit beschäftigt nun die betr. Botschaften in Konstantinopel.
Zwischen dem Sultan von Sansibar und Italien scheint sich ein ernster Konflikt vorzubereiten. Der Sultan soll auf die Anfrage in einem Schreiben des Königs von Italien an ihn in wenig korrekter Weise erwidert und diese Beleidigung durch die längere Weigerung, das Schreiben entgegenzunehmen, noch schwerer gemacht haben. Daraufhin habe der Konsul in einem Entschuldigungsschreiben des Sultans an den König Genugthuung gefordert, und als ihm dieses verweigert worden sei, die Flagge eingezogen. Am Mittwoch ist bereis ein Kanonenboot nach Sansibar abgegangen, welchem am Donnerstag ein weiteres Kriegsschiff gefolgt ist, mit der Weisung, die Vorstellungen des Konsuls zu unter=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 45 Seite 2]

stützen und nöthigenfalls die italienischen Staatsangehörigen mit an Bord zu nehmen. Die Italiener sind in afrikanischen Besitzungen auch nicht auf Rosen gebettet.
Das Transportschiff "Canton", aus Tonkin nach Toulon zurückgekehrt, soll Cholerakranke an Bord haben.
Schönberg. Am 9. d. Mts. fand für den Bezirk des Fürstenthums Ratzeburg hier die Aushebung der Militärpflichtigen statt, welche in Bezug auf Tauglichkeit der zur Herstellung gelangten jungen Leute ein sehr befriedigendes Resultat ergeben haben soll.


- Schönberg. In nächster Zeit wird die bekannte Theatergesellschaft von C. Hoffmann u. Sohn den Thespiskarren hier in Schönberg im Boye'schen Etablissement aufschlagen und gedenkt die Saison mit der Operettenposse "Der Waldteufel", einem Haupt= und Kassenstück des Centraltheaters in Berlin, zu eröffnen. Die Gesellschaft verfügt über bedeutende Kräfte aller Fächer, ist 18 Personen stark, und hört man allenthalben, wo dieselben aufgetreten, nur Rühmenswerthes über die Leistungen der Mitglieder. Auch hierorts werden von der Direction nur die neuesten Sachen auf dem Gebiete des Schau= und des feinen Lustspiels, wie der Posse und des Volksstücks zur Aufführung gelangen, wir nennen nur: "Der schwarze Schleier" und "Der Probepfeil" von Oskar Blumenthal. Beides Novitäten, die in Berlin im Deutschen Theater mit dem größten Erfolge gegeben wurden. Ferner die Operettenposse "Die Spottvögel", sowie "Der Weg zum Herzen", Lustspiel von A. L'Arronge. Auch "Unser Doktor", Volksstück von Treptow und Hermann, welche vorigen Winter in Berlin mit dem bedeutenden Gast, Herrn Felix Schweighofer, das Wallner=Theater=Repertoir beherrschte, soll zur Aufführung gelangen. Wir haben ja nun lange keine gute Theatertruppe hier gehabt, wogegen andere Städte, die weniger Einwohner zählen, Jahr für Jahr ihre kurze Theater=Saison haben. Also nehme jeder Theaterliebhaber die Zeit des Gastspiels der Gesellschaft C. Hoffmann und Sohn wahr.
- Neustrelitz, 5. Juni. Ihre Kgl. Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin haben sich am Montag Vormittag mit Sr. Hoheit dem Erbprinzen nach Wörlitz bei Dessau begeben und sind dort am Nachmittag desselben Tages eingetroffen. Höchstdieselben gedenken, in 14 Tagen hierher zurückzukehren und später einen längeren Aufenthalt in Prillwitz zu nehmen.
- Ein Schneidergeselle aus Lübeck, welcher am Sonnabend aus dem Strelitzer Gefängniß, in dem er eine längere Haftstrafe verbüßt hatte, entlassen worden war, kehrte er am Sonntag in die Heinickesche Herberge zur Heimath daselbst ein, um seine vor jener Gefängnißhaft dem Herbergswirthe für verabreichte Speisen und Getränke verpfändete Hose einzulösen. Das war nun nicht mehr thunlich, denn der Wirth hatte sie bereits verkauft. Als der Schneider dies hörte, erging er sich in beleidigenden Redensarten gegen den Wirth, der ihn infolge dessen des Hauses verwies. Der Schneider leistete dieser Aufforderung jedoch nicht Folge, und so kam es zu einer Rauferei zwischen ihm und den beiden zufällig dort anwesenden Schwiegersöhnen des Wirths, die für ihren Schwiegervater Partei ergriffen hatten. Dieselbe endigte damit, daß der Schneidergeselle von dem einen Schwiegersohn auf die Straße geworfen wurde. Er trug am Kopfe eine klaffende Wunde davon und blieb besinnungslos liegen. Dem Verletzten wurde nun zwar ein Nothverband angelegt, doch war die Verletzung so schwer, daß der Schneidergesell andern Tags, wie die Section ergeben hat, an Gehirnerschütterung gestorben ist. Die Untersuchung ist sofort eingeleitet und der bezügliche Schwiegersohn des Wirths verhaftet worden.
- In Hamburg sind 5 schwarze Eingeborene aus Kamerun, 13 und 14 Jahre alt, angekommen, um sich für verschiedene Berufsarten vorzubereiten. Unter ihnen ist ein Sohn des Königs Akwa, welcher Kaufmann werden will.
-Prinzessin Victoria von Preußen ist am Sonntag Nachmittag auf der Station Wildpark, wo sie in ihrem zweiräderigen Wagen angelangt war, um von dort aus mit der Bahn nach Berlin zu fahren, von einem kleinen Unfall betroffen worden. Als sie aus dem Wagen springen wollte, blieb ihr Kleid am Rad hängen, so daß sie zur Erde stürzte. Sie sprang jedoch gleich wieder auf und rief den Herren, die zur Hülfe herbeigeeilt waren, lächelnd zu, daß sie keinerlei Schaden genommen habe.
- Zur Warnung für Gastwirthe, welche trotz der vierjährigen Dauer des Krankenkassengesetzes es noch immer vielfach unterlassen, ihre Arbeitnehmer bei der Krankenkasse an= und abzumelden, mag folgender Fall dienen, welchen der Jahresbericht des Vorstands der "Ortskrankenkasse der Gastwirthe und verwandten Gewerbe in Berlin" verzeichnet. Danach ist der Inhaber eines kleinen Geschäftes in Berlin infolge dieser Vernachlässigung in die Lage gekommen, die Summe von 729 Mk. für hinterzogene Beiträge entrichten zu müssen. Diese Summe hat der Arbeitgeber voll zu zahlen, ohne sich in diesem Falle von den etwa zu ermittelnden Arbeitnehmern die ihm sonst zustehenden 2/3 der Gesammtsumme ersetzen lassen zu können, da diese 2/3 dem Wortlaute und Sinne des Gesetzes nach bei jeder Lohnzahlung in Abzug zu bringen sind. Hätte der bezügliche Arbeitgeber seiner Meldepflicht genügt, so betrug die von ihm mit einem Drittel der Beiträge zu zahlende Summe während der in Frage kommenden 3 1/4 Jahre nur 36 Mk. 35 Pfg., weil stets nur ein Hausdiener und ein Dienstmädchen bei ihm beschäftigt waren. Da die An= und Abmeldung jedoch unterblieb, muß für jeden während 3 1/4 Jahren in seinem Geschäft angetretenen Hausdiener resp. Dienstmädchen der Beitrag vom Tage des Eintritts bis zu der auch jetzt noch nicht erfolgten Abmeldung nachgezahlt werden.
- Der fast unentbehrliche treue Begleiter und zuverlässige Führer auf allen Reisen: Hendschels Telegraph (Juni=Ausgabe 1888) ist erschienen und das nächste Heft kommt Anfang Juli zur Ausgabe. Es enthält eine Karte von Deutschland und die betr. Eisenbahn=Routennetze und kostet 1 Mark; die große Ausgabe 2 Mark. Welche Mühe und Sorgfalt steckt in den langen Reihen von Zahlen!
- Ein "siamesisches Zwillingspaar" wurde kürzlich in dem Dorfe Schauby bei Apenrade in Nordschleswig geboren; die beiden armen Kleinen waren mit dem Rücken vollständig zusammengewachsen und sind bis jetzt am Leben geblieben.
- Zum fünften Male gedenkt ein mutiger Mann demnächst in den heiligen Stand der Ehe zu treten. Von seinen beiden ersten Frauen ließ er sich scheiden, die dritte machte ihrem Leben durch einen Sprung ins Wasser ein Ende, die vierte starb eines natürlichen Todes. letzt wird er sich die fünfte Frau nehmen. Alles schon dagewesen, sagt Ben Akiba, aber häufig passiert so etwas doch nicht.
- Die Presse in Wien wächst weniger in die Höhe als in die Breite. Das Jahr 1887 hat 670 Tages=, Wochen= und Monatsblätter erscheinen sehen, fast 100 mehr als 1886. Von den politischen Zeitungen erscheint die "Wiener Allgemeine Zeitung" 3mal täglich, die meisten anderen 2mal und nur ein kleiner Theil bringt seine Weisheit einmal täglich zu Markt. Kaum eine andere Weltstadt ist so neugierig und eine "Hetz" geht ihr über alles.
- Die beiden Schnellzüge Paris=Basel, welche am Montag zum ersten Mal über Delle gelaufen sind, waren meistens mit Engländern und Amerikanern besetzt. Der Ausfall für die deutsche Bahnlinie wird auf mindestens 1000 M k. geschätzt. Dazu wird von französischer Seite beabsichtigt, auch den Güterverkehr über Delle abzuleiten.
- Die Spielhölle im holländischen Bad Scheveningen kommt nicht zu Stand. Der Gemeinderath hat das Gesuch der Unternehmer garnicht berathen, sondern sofort in den Papierkorb geworfen.
- Ein probates Recept zu einer guten Hausfrau. Man nehme zu gleichen Portionen Frömmigkeit, Sparsamkeit, Fleiß, Genügsamkeit, Sittsamkeit und Umsicht, Schweigen und Beredsamkeit, mische alles in dem Mörser der Geduld und nehme täglich einen Löffel davon ein.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 45 Seite 3]

- Besitzer von Rosenstöcken werden gut thun, jetzt darauf zu achten, daß sich nicht auf denselben eine kleine bräunliche Made, von der Form eines kleinen Kommas, niederläßt, in die Triebe sich einfrißt, und dann das Mark zerstört, so daß die Rose noch vor ihrer Entwickelung unrettbar zu Grunde geht.


Schwarz ganzseid. Satin merveilleux v. Mk. 1,55 bis Mk. 9,80 p. Met. - (13. Qual.) - versendet roben und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pfg. Porto.


Anzeigen.

Die diesjährige Impfung in hiesiger Stadt wird im Gastwirth Boye'schen Lokale hieselbst und zwar an den nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:

a. Impfung der im Jahre 1887 zu Schönberg geborenen Kinder

am Dienstag, den 12. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Dienstag, den 19. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr.

b. Wiederimpfung der Schüler der Real= und Bürgerschule

am Mittwoch, den 13. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 20. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,

c. Wiederimpfung der Schülerinnen aus der Mädchenschule

am Mittwoch, den 13. Juni d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 20. Juni d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr.

Die bevorstehenden Impftage werden hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an denselben nicht nur alle im Jahre 1887 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg, den 6. Juni 1888.

Der Magistrat.


Holz=Auction.

Am Sonnabend, den 16. Juni, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Scharenberg zu Demern nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz meistbietend verkauft werden:

a. Vom Gr. Rüntzer Felde:

  2 Rmtr. buchen Kluftholz I. Cl.,
15 Rmtr. eichen Olm,
57 Rmtr. eichen Knüppel I. u. II. Cl.

b. Aus dem Röggeliner Holze (Brandkuhle).

  7 Rmtr. eichen Kluft II Cl.,
55 Rmtr. eichen Knüppel I. u. II. Cl.
Schönberg, den 10. Juni 1888.

                                                             Der Oberförster:
                                                    I. V.    F. von Wenckstern.


Ersuche, meine Rechnungen mir bis zum 17. Juni nach Carlow einzusenden.

F. von Wenkstern.        


Schlutuper Fischkisten
hat abzugeben                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Ein gebr. Schreibsecretair
ist billig zu verkaufen bei                                                    
                                                    Leichert.


Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur                                                    
Zinszahlung
vom
Dienstag, den 12. Juni d. J.
bis
Sonnabend, den 16. Juni d. J.
von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.                                                    
                                                    Das Directorium.


Verkaufsanzeige.

Ich beabsichtige meine Büdnerei in Bechelsdorf sofort mit voller Saat unter der Hand zu verkaufen. Die Büdnerei ist 802 []R. groß. Das Wohnhaus, bestehend aus 2 Wohnungen nebst Scheune und Stallgebäude, ist im guten Zustand. Käufer können sich jeder Zeit bei mir melden.

Büdner Voss in Sabow.        


All diejenigen, welche noch Forderungen an den verstorbenen Maurermeister Joh. Spolert, Domhof bei Ratzeburg haben, werden hierdurch aufgefordert, sich bis zum 1. Juli bei dem Unterzeichneten zu melden, widrigenfalls ihre Ansprüche später nicht berücksichtigt werden. Ferner werden auch diejenigen, welche noch Zahlungen zu leisten haben, hiermit aufgefordert, bis dahin ebendaselbst zu berichtigen.
         Domhof=Ratzeburg, den 5. Juni 1888.

E. Classen, Zimmermeister.        


Am 15. d. Mts. werde ich meine                                                    
Bade=Anstalt
eröffnen und empfehle sie zur Benutzung.                          
                                                    Fr. Leumann.
Jeden Mittwoch und Sonnabend
Warmbad

mit, auch ohne Douche, auf Wunsch auch an anderen Tagen. Vorherige Anmeldung erbeten. D. O.


50,000 Mark

ist der Haupttreffer, welcher schon in der 1. Ziehung der Großen 294

Hamburg. Geldverloosung

sicher gewonnen wird.
Wir versenden hierzu unter Nachnahme:
1/1 Original=Loose à 6 Mark.
1/2 Original=Loose à 3 Mark.
1/4 Original=Loose à 1,50 Mark.
fügen auch amtlichen Verloosungsplan bei und geben nach Ziehung prompte Nachricht unter Beilegung der Gewinnliste. Jeder Auftrag wird prompt ausgeführt.
Man wende sich baldigst an

die Hauptcollecte
von
Mindus & Marienthal
in Hamburg.


Verloren.

Ein silbernes Armband wurde vom Bahnhof=Lüdersdorf bis Duvennest verloren. Der Wiederbringer erhält eine gute Belohnung. Abzugeben bei

Hauswirth H. Stein in Duvennest.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 45 Seite 4]
Logo der Hagelassekuranz

Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

22,600 Mark.

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

           Schönberg im Mai 1888.
Die Direction.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.


Thierschau
in Ratzeburg
am 15. Juni 1888.
80 Geldprämien u. Ehrenpreise.
Nachmittags 5 Uhr:
Rennen.

1. Hinderniß=Rennen.       Herrenreiten.
2. Trabreiten.       Freie Concurrenz.
3. Ponnyrennen.       Freie Concurrenz.
4. Trabfahren.       Freie Concurrenz.
5. Carrierreiten.
6. Flachrennen.       Herrenreiten.
Anmeldungen resp. Anfragen werden vom Herrn Brauereiinspektor Rautenberg hier entgegengenommen.
Ratzeburg im Mai 1888.

Das Thierschau-Comite.        


Am Sonntag, den 17. und Montag, den 18. Juni findet bei mir ein

Scheiben-Schiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.

Am Montag, den 18. Juni: Ball.

                                                                         Frau Lohse.
Herrnburg.                                                     Gastwirthin.


Sehr vorzügliche Sensen

ganz aus bestem engl. Gußstahl gearbeitet, habe wieder vorräthig und empfehle dieselben den herren Landleuten unter jeder möglichen Garantie.
Ferner halte auf Lager in großer Auswahl:

Dreschmaschinen, Kornrummeln, Harken, 3 u. 4schaarige Pflüge etc.

indem ich auch für vorstehende Maschinen und Geräthe jede Garantie übernehme, empfehle dieselben zur freundlichen Abnahme.
Schönberg i. M., 15. Juni 1888.

                                                    Achtungsvoll
                                                    J. Oldenburg.


Ich habe noch ein Fuder gutes                                                    
Kuh=Heu
abzugeben.                                                    
                                                    H. Hein.


Diamant- und Gußstahlsensen
in vorzüglicher Härte und unter Garantie empfiehltbilligst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Eiserne Bank- und Tischfüsse
sowie Gartenstühle empfiehlt                          
J. Ludw. D. Petersen.


Circa 100 Stück fast neue, eiserne, verzinnte                          
Milchsatten
habe ich billig abzugeben.                                                    
Schönberg, den 17. Mai 1888.                          
                                                    J. Lenschow, Klempnermstr.


Vaselin-Theerseife.
von Carl John u. Co. Köln a. Rh.

erweicht durch ihre Milde alle unter der Haut entstehenden Ablagerungen, entfernt Hautausschläge und selbst veraltete Gesichtsflecken, à Stück 50 Pfg.

Emil Hempel.         


Zu Michaelis d. J. habe ich eine                                                    
Wohnung
bestehend aus 4 Zimmern, Küche und Bodenraum zu vermiethen.                          
                                                    H. Mette, Fischräucherei.


Suche zu Michaelis eine                          
Köchin
und mehrere gutempfohlene Tagelöhner=Familien in Wohnung.                                                    
Mechow b. Ratzeburg.                                                    
                                                    Stamer.


Agenten gesucht

für einen leicht gegen gute Provision. - Offerten an Ad, Mehlhase in Bremen erbeten.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 45 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 45 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Juni 1888.


Der Maler von Angeli wird dieser Tage auf Friedrichskron erwartet, um den Kaiser Friedrich im Krönungsmantel zu malen.
- Seit dem 5. Juni sind in den Garnisonen des IX. Armeekorps Reservisten zu einer 12tägigen Uebung eingezogen. Einberufen sind alle diejenigen, die bisher nicht mit dem neuen Magazin=Gewehr ausgebildet sind; dieselben haben gleichzeitig Gelegenheit, das neue Gepäck kennen zu lernen. Gewehr und Gepäck erweisen sich als eminent praktisch. Leichte Handhabung und verheerende Wirkung des Gewehres verbinden sich jetzt mit einem bequem sitzenden Gepäck, das durch Lösen oder Schließen eines Hakens im Nu ab= oder aufgehängt werden kann.
- Wo kommen denn die neuen 20=Markstücke hin? Der Münzdirektor Conrad in Berlin, der die Meldung, die neuen Goldmünzen mit dem Bildniß würden eines Schönheitsfehlers wegen wieder eingezogen, kurz und bündig für falsch erklärt, theilt nebenher gleichzeitig mit, daß bereits 20 Millionen der neuen Doppelkronen und eine noch größere Summe von einfachen Kronen mit dem Bildniß Kaiser Friedrichs in Cours gesetzt seien. Wir hier haben noch keine, weder einfache noch doppelte, gesehen.
- Die Frau Fürstin Bismarck, die in der letzten Zeit nicht ungefährlich krank gewesen ist, soll jetzt soweit wiederhergestellt sein, daß sie täglich für mehrere Stunden das Bett zu verlassen imstande ist.
- Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat dem Verein für Knaben=Handarbeit eine Beihilfe von 5000 Mark aus Reichsmitteln gewährt.
- Der Degen der Infanterieoffiziere soll infolge einer königlichen Kabinetsordre in Wegfall kommen und tritt an seine Stelle ein leichter Säbel in Stahlscheide, ähnlich demjenigen, wie ihn seither die Infanterieoffiziere des badischen (XIV.) Armeekorps und der großherzoglich hessischen (25.) Division getragen haben. Der Degen war besonders unbequem für die berittenen Offiziere, außerdem als Waffe wenig wirksam und deshalb schon für den Kriegsfall den Infanterieoffizieren allgemein gestattet, einen Korbsäbel in Stahlscheide zu tragen. Ferner sollen in Zukunft die berittenen Offiziere der Infanterie hohe Stiefel tragen, wie solche bei den Dragonern, der Feldartillerie u. s. w. Vorschrift sind.
- Die endlose Reihe der diesjährigen Ausstellungen ist durch die Eröffnung der Weltausstellung in Brüssel um eine und zwar nicht unwichtige Nummer bereichert worden. Die Eröffnungsfeier, zu welcher sich um den König und dessen Familie die gesammte offizielle Welt und an 3000 Eingeladene versammelt hatten, war eine überaus glänzende. Die Rede, welche der König bei dieser Gelegenheit gehalten hat, erweckt in weiten Kreisen Bewunderung und patriotische Zustimmung. Beim Rundgang verweilten die Majestäten auch längere Zeit in der deutschen Abtheilung, in welcher sich diesmal besonders Berlin durch seine Leistungen hervorgethan hat.
- In Teplitz fand dieser Tage ein Handschriften=Sammler unter altem Makulaturpapier ein Bildniß Goethes mit einem geschriebenen Vers, welch letzter nach sorgfältigster Prüfung der Handschrift von Goethes eigener Hand herrührt. Der Vers lautet:
                          "Zum Beginnen, zum Vollenden,
                          Zirkel, Bley und Winkelwage;
                          Alles stockt und starrt in Händen,
                          Leuchtet nicht der Stern am Tage."
Darunter befindet sich Goethes Namenzug und das Datum: Weimar, März 1826." Goethe, welcher wiederholt in Teplitz weilte, dürfte dieses Bild einst einem seiner Teplitzer Freunde als Andenken gewidmet haben, dessen Nachkommen wohl das Verständniß für den Werth des Bildes abging, da sie es unbeachtet ließen und verwarfen.
- Für den Bau eines Turmes an der Domkirche in Schleswig ist aus dem kaiserlichen Dispositionsfonds die Summe von 469 000 Mk. bewilligt worden. Die Bauzeit ist auf 5 1/2 Jahre berechnet und das erste Bauhalbjahr ist die Summe von 42 000 Mk. angewiesen, welche noch in diesem Jahre Verwendung findet.
- Wie man aus Rheingau schreibt, steht der Weinstock recht gut und berechtigt zu großen Hoffnungen. Die Gescheine sind zahlreich vorhanden und dabei gut entwickelt. Der Eintritt der allgemeinen Traubenblüte erfolgt bei günstigem Wetter wohl gegen Ende der nächsten Woche. Verläuft dieselbe günstig, so haben wir Aussicht auf vielen Wein. Von Feinden ist der Rebstock bis jetzt ziemlich verschont geblieben; Schnecken waren vorhanden, allein der Schaden fällt nicht ins Gewicht. Auch die Obstaussichten sind im Ganzen gut zu nennen.
- Bei der Entwässerung des Ueberschwemmungsgebiets werden keine Kosten gespart. Die 36 Eigenthümer der Vorstadt Grubenhagen bei Elbing zahlen pro Tag 25 Mk. für den Betrieb der Entwässerungsmühle und haben nur ein Areal von 36 Morgen trocken zu legen. In den benachbarten Ortschaften wie Krebswalde, Mengelwalde hat man noch 6 1/2 Fuß tiefes Wasser auf den Ländereien. In Elbing sind noch Wohnhäuser unbewohnt, daher ist denn auch die städtische Turnhalle noch immer mit Obdachlosen gefüllt.
- Wie schwer Betrügereien gegen die Ortskrankenkassen geahndet werden, hat ein Schneider in Berlin zu seinem Schaden erfahren müssen, welcher zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt wurde, weil er durch angebliche Arbeitsunfähigkeit, welche ihn jedoch nicht abhielt, sogar die Nacht zur Bewältigung seiner Arbeiten zur Hülfe zu nehmen, die Krankenkasse einmal um 48 Mk. und einmal um 27 Mk. geschädigt hatte.
- Wie gefährlich das Laufen ist, um Eisenbahn oder Dampfschiff zu erreichen, hat sich wieder in Köln gezeigt. Ein Herr lief in Eile, um das Dampfschiff noch zu erreichen. Auf dem Schiffe angekommen, setzte er sich atemlos nieder in die Kajüte, legte beide Hände auf's Herz und verschied.
- Die entschiedensten Fortschrittsmänner sind die Lokomotivenführer, sie müssen sich aber auch auf das Bremsen zur rechten Zeit verstehen. In diesen Tagen haben sie ihre Generalversammlung in Berlin gehalten.
- Die neueste Berliner Erscheinung auf dem Dreirad ist der "fliegende Wursthändler", der am Sonntag in der Hasenheide bemerkt worden ist.
- Einen eigenen Schlafwagen nahm in Berlin am Sonntag ein russischer Graf zur Reise nach Reichenhall, wofür er gegen 3000 Mark bezahlen mußte. Obgleich er darin über 20 Plätze verfügte, löste er für seine Dienerschaft noch für 300 Mark besondere Billets zweiter Klasse.
- In Leipzig ist am Montag Nachmittag der bekannte Musikdirektor Karl Riedel, ein geborener Rheinländer, gestorben. Er war am 6. Oktober 1827 in Kronenberg bei Elberfeld geboren. Riedel hat lieber der liebevollen Pflege der Bachschen Musik mit eben so viel Nachdruck und Erfolg die Werke von Wagner und Liszt gefördert, und zwar schon zu einer Zeit, in der dies nicht Mode, sondern eine kühne That war. Im Jahr 1849 wurde er an das Konservatorium in Leipzig berufen und hat im Jahr 1854 dort den später berühmt gewordenen gemischten Chorverein für geistliche Musik begründet. Im Jahr 1869 wurde er zum Professor und 1883 von der Universität Leipzig zum Ehrendoktor ernannt.
- Einen teuern "Spaß", wie er ihn nannte, hat sich ein Arbeiter in Leipzig gemacht. Er zertrümmerte eine große Spiegelscheibe und erhielt zur Belohnung acht Monate Gefängniß.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 45 Seite 6]

- In einem Regnerativofen des Fabriketablissements von Siemens in Dresden wurden am 1. Juni nicht weniger als 80 Centner eingelöste sächsische Staatspapiere, die ehemals einen Werth von etwa 73 Mill. Mk. gehabt hatten, verbrannt. Das Vernichtungswerk der in 35 Kisten verpackten Papiermassen nahm eine Zeit von 6 Stunden in Anspruch.
- Wie man aus Westfalen meldet, läßt sich das asiatische Steppenhuhn scharenweise in dem an Heiden und Buschwerk reichen münsterländischen Flachlande nieder und sind Ketten von 20 bis 40 Stück beobachtet worden. Die Behörden empfehlen der Bevölkerung allenthalben den Schutz des fremden Wildes.
- Ein Theil der Düppeler Schanzen, auf denen Deutsche und Dänen in den Jahren 1849 und 1864 im Heldenkampf sich gegenüber gestanden haben und Ströme von Blut geflossen sind, ist dieser Tage unter den Hammer des Versteigerers gekommen. Sonderburger haben das höchste Gebot abgegeben.
- In Oesterreich=Ungarn ist durch einen Beschluß des Finanzministeriums die Ausfuhr von Pferden aller Art ins Ausland wieder freigegeben und die Verpflichtung zur Rückbringung vorübergehend ausgeführter Pferde aufgehoben worden.


Der Rechte.
Hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel.
                              (Schluß.)          (Nachdruck verb.)


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