No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Mai
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 38 Seite 1]

              Die nachstehende Bekanntmachung des Königlich Preußischen Generalkommandos des IX. Armee=Korps, betreffend einen Gnadenerlaß des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
              Neustrelitz, den 1. Mai 1888.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
F. v. Dewitz.
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Allerhöchster Gnadenerlaß.

              Ich will um Meinen Regierungsantritt auch hinsichtlich der Armee durch einen Akt der Gnade auszeichnen:

I. allen denjenigen Militairpersonen, welche bis zum heutigen Tage von einem Militärgerichte innerhalb des Bereichs der preußischen Militairverwaltung
wegen der in den §§ 110, 113, 114, 115, 116 und in den §§ 123, 130, 131 des bürgerlichen Strafgesetzbuches als Widerstand gegen die Staatsgewalt oder als Verletzung der öffentlichen Ordnung bezeichneten Verbrechen und Vergehen, wegen der in den §§ 196, 197 des bürgerlichen Strafgesetzbuches gedachten Beleidigungen
zu Freiheits= oder Geldstrafen rechtskräftig verurtheilt sind, diese Strafen, soweit sie noch nicht vollstreckt sind, unter Niederschlagung der etwaigen noch rückständigen Kosten in Gnaden erlassen, ihnen auch die etwa aberkannten bürgerlichem Ehrenrechte wieder verleihen und die etwa ausgesprochene Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht aufheben.
              Ist wegen einer unter die vorstehende Bestimmung fallenden und wegen einer anderen strafbaren Handlung auf eine Gesammtstrafe erkannt, so ist der wegen der ersteren Handlung verhängte Theil dieser Strafe als erlassen anzusehen, gleichviel, ob derselbe im Sinne des § 74 des bürgerlichen Strafgesetzbuches die erkannte schwerste Strafe oder deren Erhöhung darstellt. Im Zweifelsfalle ist durch das General=Auditoriat Meine Entschließung einzuholen. Auch will Ich die von Amtswegen zu stellenden Anträge des General=Auditoriats bezüglich solcher Verurtheilungen erwarten, welche erst nach dem heutigen Tage wegen einer vor demselben begangenen, unter die vorstehende Bestimmung fallenden strafbaren Handlung erfolgen oder welche erst nach diesem Tage rechtskräftig werden.

II. Ich will ferner denjenigen Militairpersonen, gegen welche bis zum heutigen Tage im Bereiche der preußischen Militairverwaltung
1, Strafen im Disciplinarwege verhängt oder
2, durch ein Militairgericht wegen anderer als der unter I. bezeichneten strafbaren Handlungen
              Freiheitsstrafen von nicht mehr als sechs Wochen oder Geldstrafen von nicht mehr als Einhundertfünfzig Mark oder beide Strafen vereinigt rechtskräftig erkannt worden, diese Strafen, soweit sie noch nicht vollstreckt sind, und die etwaigen noch rückständigen Kosten in Gnaden erlassen.
              Freiheitsstrafen, neben welchen zugleich auf eine militairische Ehrenstrafe erkannt ist, sowie Geldstrafen, welche gegen Fahnenflüchtige im Wege des Ungehorsamsverfahrens verhängt sind, bleiben von dieser Gnadenerweisung ausgeschlossen.
              Dieselbe findet auf vorsätzliche Körperverletzungen und Beleidigungen, wegen deren die Bestrafung auf Grund des bürgerlichen Strafgesetzbuches erfolgt ist, nur dann Anwendung, wenn der Verurtheilte die Verzichtleistung des Verletzten auf die Bestrafung beibringt.
              Ist in einer Entscheidung die Verurtheilung wegen mehrerer strafbaren Handlungen ausgesprochen, so greift diese Gnadenerweisung nur Platz, sofern die Strafe insgesammt das oben bezeichnete Maß nicht übersteigt.
              Auch will Ich

III. den Unterofficieren ohne Portepee und Gemeinen, welche der unerlaubten Entfernung

[ => Original lesen: 1888 Nr. 38 Seite 2]

(§§ 64, 66 Militair=Strafgesetzbuchs) oder der ersten, nicht im Komplott verübten Fahnenflucht im Frieden (§ 69 a. a. O.) bis zum heutigen Tage sich schuldig gemacht haben,
1, die lediglich wegen dieser Vergehen rechtskräftig erkannten und noch nicht verbüßten Freiheitsstrafen, sowie die Ehrenstrafen, mit Ausnahme jedoch der Strafe der Degradation, erlassen, außerdem auch
2, den bereits zurückgekehrten Angeschuldigten dieser Klasse, welche noch nicht rechtskräftig verurtheilt sind, sowie den noch nicht zurückgekehrten, welche binnen 6 Monaten, vom heutigen Tage an gerechnet, bei einem deutschen Truppentheil oder bei der Civilbehörde ihrer Heimath sich melden und ihr Wohlverhalten während der Abwesenheit glaubhaft nachweisen, Begnadigung in dem unter I bezeichneten Umfange in Aussicht stellen. Hiervon sollen jedoch diejenigen ausgeschlossen sein, welche neben der unerlaubten Entfernung oder Fahnenflucht auch wegen anderer Verbrechen oder Vergehen bestraft sind oder bestraft werden, es sei denn, daß diese zu den unter I bezeichneten strafbaren Handlungen gehören, oder daß wegen derselben nur auf eine solche Strafe erkannt ist oder demnächst erkannt werden wird, welche an sich unter die Gnadenbestimmung der No. II Ziffer 2 fallen würde.
              In den Fällen der No. III Ziffer 2 hat das General=Auditoriat, sobald die Erkenntnisse rechtskräftig geworden sind, von Amtswegen zu berichten.

IV. Soweit dritten Personen aus einer Entscheidung gesetzlich ein Anspruch erwachsen ist, wie bei Forstdiebstählen an Gemeinde= oder Privateigenthum (§ 34 des Gesetzes vom 15. April 1878, Gesetz=Sammlung Seite 222) behält es dabei sein Bewenden.
              Ich beauftrage Sie, für die schleunige Bekanntmachung und Ausführung dieses Erlasses Sorge zu tragen.

              Charlottenburg, den 19. April 1888.

(gz.) Friedrich.          
(ggz.) Bronsart v. Schellendorf.

An den Kriegs=
      minister

              Vorstehender Allerhöchster Gnadenerlaß wird wegen der Bestimmung unter No. III Ziffer 2 hiermit veröffentlicht.

              Altona, den 26. April 1888.

Königliches General Kommando 9. Armee=Korps.


Anzeigen.

Die nachfolgende                                                    
Bekanntmachung
den Ankauf von Remonten pro 1888 betr.

        Zum Ankaufe von Remonten im Alter von drei und ausnahmsweise vier Jahren sind im Bereiche des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz für dieses Jahr nachstehende, Morgens 8 Uhr resp. 9 Uhr beginnende Märkte anberaumt worden und zwar am

25. Juni in Schönberg,

        - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

        Die von der Remonte=Ankaufs=Commission erkauften Pferde werden zur Stelle abgenommen und sofort gegen Quittung baar bezahlt.
        Pferde mit solchen Fehlern, welche nach den Landesgesetzen den Kauf rückgängig machen, sind vom Verkäufer gegen Erstattung des Kaufpreises und der Unkosten zurückzunehmen, ebenso Krippensetzer, welche sich in den ersten acht und zwanzig Tagen nach Einlieferung in den Depots als solche erweisen. Pferde, welche den Verkäufern nicht eigenthümlich gehören, oder durch einen nicht legitimirten Bevollmächtigten der Kommission vorgestellt werden, sind vom Kauf ausgeschlossen.
        Die Verkäufer sind verpflichtet, jedem verkauften Pferde eine neue, starke rindlederne Trense mit starkem Gebiß und eine neue Kopfhalter von Leder oder Hanf mit 2 mindestens zwei Meter langen Stricken ohne besondere Vergütung mitzugeben.
        Um die Abstammung der vorgeführten Pferde feststellen zu können, ist es erwünscht, daß die Deckscheine möglichst mitgebracht werden, auch werden die Verkäufer ersucht, die Schweife der Pferde nicht zu coupiren oder übermäßig zu verkürzen.
        Ferner ist es dringend wünschenswerth, daß der immer mehr überhand nehmende zu massige oder weiche Futterzustand bei den zum Verkauf zu stellenden Remonten aufhört, weil dadurch die in den Remonte=Depots vorkommenden Krankheiten sehr viel schwerer zu überstehen sind, als dies bei rationell und nicht übermäßig gefütterten Remonten der Fall ist.
        In Zukunft wird beim Ankauf von Remonten das Stockmaß in Anwendung kommen.         Berlin, den 1. März 1888.

Königl. Preußisches Kriegsministerium,
Remontirungs=Abtheilung.
(gez.) Frhr. von Troschke.

wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
        Schönberg den 25. April 1888.

Der Magistrat.


Antragsmäßig soll über die z Walksfelde sub Nr. I belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Johann Brügmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 2. Juli 1888,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. April 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 38 Seite 3]

Am 1. Pfingsttage von Nachmittag 4 Uhr an:                          
Concert
im Boye'schen Garten. Bei ungünstiger Witterung im Saale.                                                    
Entree à Person 30 Pfennig. Hierzu laden ergebenst ein                          
                                                    die Vereinsmusiker.


Keine Ziehungsverlegung!

Weimar=Lotterie.
In zwei Ziehungen
2500 Gewinne i. W. v. 75,000 Mark
Erster Hauptgewinn
i. W. v.
25,000 Mark

1Mark    Preis des Looses,
für beide Ziehungen gültig,
9.-11. Juni    Nächste Ziehung   9.-11. Juni
   Mark 1

Loose sind zu haben in den allerorts durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen, sowie durch den
Vorstand der Ständigen Ausstellung in Weimar.

Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz
zu Grevesmühlen.

Die Districte des Vereins werden von den nachstehenden Herren vertreten.

I. District: Grevesmühlen=Ratzeburg.

Vorsteher: Herr Ehlers=Kalkhorst,
Substitut: Herr Revierförster Wiegandt=Vitense.

II. District: Gadebusch=Hagenow.

Vorsteher: Herr Revierförster Rochow=Zachun,
Substitut: Herr Drenckhan=Bakendorf.

III. District: Parchim=Malchow.

Vorsteher: Herr Baumann=Dütschow,
Substitut: Herr Wachenhusen=Bauhof=Lübz.

IV. District: Güstrow=Sternberg.

Vorsteher: Herr Lübbe=Thurow,
Substitut: Herr Fratzscher=Witzin.

V. District: Neubukow Bützow.

Vorsteher: Herr Uhthoff=Kl. Warin,
Substitut: Herr Köster=Kleekamp.

VI. District: Rostock Tessin.

Vorsteher: Herr Heucke=Cammin,
Substitut: Herr Bruhn=Bookhorst.

VII. District: Malchin =Laage.

Vorsteher: Herr Behm=Dehmen,
Substitut: Herr Busch=Lüningsdorf.

VIII. District: Waren=Strelitz.

Vorsteher: Herr Martens=Christinenhof.
Substitut: Herr von Hobe=Lansen.

Statuten und Formulare zu den Antrags=Listen, welche letztere den sämmtlichen Mitgliedern bereits unter Kreuzband zugegangen, sind von dem Unterschriebenen zu beziehen.
Für neu eintretende Mitglieder, deren Früchte in den letzten Jahren nicht von ersatzfähigem Hagelschaden betroffen sind, wird bemerkt, daß dieselben auf ihren Beitrag den im § 35 der revidirten Statuten vorgeschriebenen Rabatt erhalten und solcher nach der Zahl der Jahre, welche ohne Entschädigung verlaufen, bis auf 50 % steigt.
Grevesmühlen, den 1. April 1888.

Der Secretair des Vereins:
Senator Ed. Freytag.


Künstlichen Dünger

der Tremser Fabrik für Acker und Garten empfiehlt in jeglichen Quantitäten

                                                    F. Becker.


Neu!       Loreley-Parfüm        Neu!

Von Carl John u. Co. , Köln a/Rh., Extrait composé, lieblichster Wohlgeruch, feinstes Zimmer= und Taschentuchparfüm für die elegante Welt.

à Flacon 1,- und 1,50 Mark.

Emil Hempel.       


Zum Einsetzen künstlicher Zähne

und ganzer Gebisse unter Garantie, sowie auch zum Plombieren und fast schmerzlosem Zahnziehen mit Zahnfleischbetäubung empfiehlt sich ganz ergebenst

                                                    W. Maack,
                                                              Zahntechniker.

NB. Reparaturen werden prompt ausgeführt. D. O.


Verzinnte Milchsatten
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Siebenmark, Menzendorf.


In meiner Abwesenheit ist bei mir als Gewinn 1 Ascheimer verabfolgt worden, welcher mir in Reparatur gegeben worden war. Ich bitte denjenigen, denselben wieder zurück zu liefern und sodann den neuen Ascheimer in Empfang zu nehmen.

J. Hagen, Schlossermeister.        


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlend. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Kiepen=Holz.

Kiefern Rundholz, 3 Fuß lang von vorzügl. Qualität und ganz schier, zu Kiepenholz passend, empfiehlt die Holzhandlung von

H. Röper, Ratzeburg.        


Allen denjenigen, welche meinen lieben Mann und unsern guten Vater zu seiner Ruhestätte geleitet und seinen Sarg mit Kränzen geschmückt, in Sonderheit dem Herrn Pastor Kaempffer für seine trostreichen Worte am Grabe, sowie dem hiesigen Kriegerverein für alle Aufmerksamkeiten sagen wir hierdurch unsern tiefgefühltesten Dank.

Wwe Maass nebst Kinder.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 38 Seite 4]

Die Vaterländische Hagel-Versicherung-Gesellschaft in Elberfeld

mit einem voll begebenen Grund=Capital von 3 Millionen Mark und entsprechendem Reserve=Fonds, empfiehlt sich den Herren Landwirthen zur Uebernahme von Versicherungen auf Bodenerzeugnisse jeder Art gegen Hagelschaden zu billigen, festen, jede Nachzahlung ausschliessenden Prämien.
Bei einem Beitritt auf mehrere Jahre wird ein entsprechender Rabatt bewilligt.
Die Unterzeichneten Vertreter geben bereitwilligst weitere Auskunft und sind zur Aufnahme der Versicherungen erbötig.

In Dassow: Herr L. Mehlgarten.       In Gadebusch: Herr G. Qualmann.
In Grevesmühlen: Herr C. C. G. Brockmüller.       In Rehna: Herr Joh. Warner.
In Grevesmühlen: Herr C. Wulff.       In Schönberg: Herr Wilh. Boye.
Schwerin i. M. im Mai 1888.                                                    
                                                    E. Mohl, General-Agent.


Die Vaterländische Feuer-Versicherung-Actien-Gesellschaft in Elberfeld.
Gegründet 1821.

Der Geschäftsstand war am 1. Januar 1888 folgender:
Die laufende Versicherungssumme M. 3 192 037 982. -
Die Prämien= und Zinsen=Einnahme M. 5 729 974. 69
Die Kapital= und Prämien=Reserve für eigene Rechnung M. 6 359 843. 96
Das Grundkapital der Gesellschaft M. 6 000 000. -
Die Gesellschaft gewährt nach ihren allgemeinen Versicherungs=Bedingungen den Hypothekar=Forderungen Schutz. Das Statut der Gesellschaft, deren Bedingungen, die Jahresabschlüsse, überhaupt Alles, was Verfassung und Geschäftsführung betrifft, liegt bei dem unterzeichneten General=Agenten zur Einsicht offen, auch ist derselbe, sowie die sämmtlichen Agenten in den Städten und auf dem Lande zu jeder gewünschten Auskunft und zur Aufnahme von Versicherungsanträgen gerne bereit.

In Dassow: Herr L. Mehlgarten.       In Gadebusch: Herr G. Qualmann.
In Grevesmühlen: Herr C. C. G. Brockmüller.       In Rehna: Herr Joh. Warner.
In Grevesmühlen: Herr C. Wulff.       In Schönberg: Herr Wilh. Boye.
Schwerin i. M. im Mai 1888.                                                    
                                                    E. Mohl, General-Agent.


Schmiede= und Schlosserinnung.
Außerordentliche Versammlung
am Dienstag, den 22. Mai nachmittags 2 Uhr zwecks Besprechung wichtiger Innungsangelegenheiten.
                                                    der Vorstand.


Zu dem am Montag, den 21. und Dienstag, den 22. Mai bei mir stattfindenden

Scheiben=Schießen

nach guten Gewinnen, lade ich meine Gönner und Freunde ergebenst ein.

                          Gastwirthin Schröder, Gr. Mist.
Dienstag, Abends: Ball.


Am 2. und 3. Pfingsttage findet das diesjährige

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen bei mir statt wozu ich ergebenst einlade.

Am 3. Pfingsttage:
grosse Tanzmusik.
Demern.                                                    H. Tretow.


Am 2. Pfingsttage:
Tanz-Musik
wozu freundlichst einladet                                                    
Carlow.                                                     J. Krellenberg.


Scheibenschiessen
am 2. und 3. Pfingsttage nach                                                    
werthvollen Gewinnen.
Hierzu ladet freundlichst ein                                               
J. Michaelsen,
Selmsdorf.                                                     Gastwirth.


50,000 Mark

ist der Haupttreffer, welcher schon in der 1. Ziehung der Großen 294

Hamburg. Geldverloosung

sicher gewonnen wird.
Wir versenden hierzu unter Nachnahme:
1/1 Original=Loose à 6 Mark.
1/2 Original=Loose à 3 Mark.
1/4 Original=Loose à 1,50 Mark.
fügen auch amtlichen Verloosungsplan bei und geben nach Ziehung prompte Nachricht unter Beilegung der Gewinnliste. Jeder Auftrag wird prompt ausgeführt.
Man wende sich baldigst an

die Hauptcollecte
von
Mindus & Marienthal
in Hamburg.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 38 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 38 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. Mai 1888.


Das Befinden des Kaisers hat sich in den letzten Tagen verhältnißmäßig günstig gestaltet, insofern die Krankheitserscheinungen insgesammt an Stärke nachgelassen haben. So ist das Fieber fast gänzlich geschwunden und der Puls ruhiger und gleichmäßiger geworden. Die Nächte bringen stärkenden, wenn auch durch den noch immer reichlichen Auswurf unterbrochenen Schlaf. Die Ernährung ist nur auf Stärkung und Kräftigung berechnet und bekommt dem Kaiser gut, wenn auch der Appetit noch zu wünschen übrig läßt. Trotz der Zunahme der Kräfte aber sind dieselben noch nicht ausreichend, um dem Kaiser die freie Körperbewegung und das Verweilen außerhalb des Bettes oder des bettähnlichen Sofas zu gestatten. Auf dem Sofa liegend nimmt der Kaiser die Vorträge seiner Räthe entgegen. Neuerdings wird auch wieder, wie es heißt, die Uebersiedelung des Hofes nach Potsdam und später nach Homburg erwogen.
Dr. Mackenzie hat vielmals angesetzt, auf kurze Zeit nach England zu reisen, jetzt aber hat er seinen Entschluß für die nächste Zeit ganz aufgegeben, da ihm der Zustand des Kaisers zu schwankend ist. Bei dem Jahresbankett der Akademie in London sagte Lord Salisbury, ganz Europa stehe schweigend am Krankenbett seines mächtigsten und bewundertsten Herrschers, des Kaisers Friedrich. Und der Prinz von Wales sprach die bedeutsamen Worte: "Ich wünschte, es wäre mir möglich, bei dieser Gelegenheit größere Hoffnung auf die Erhaltung des Lebens eines Mannes zu geben, der mir so nahe steht und mir so theuer ist, und dessen Leben nicht allein für sein eigenes Land, sondern, wie ich zu behaupten wage, für die Welt im Großen so werthvoll ist."
Kaiser Wilhelm hat in seinem "letzten Willen," der von dem Monarchen eigenhändig niedergeschrieben ist, der Ruhmeshalle folgende Gegenstände überwiesen: den mit einer Lederscheide versehenen Schleppdegen, den der Kaiser von 1810 bis 1834 getragen; seinen Füsiliersäbel, welchen er sich am Morgen des 3. Juli 1866, dem Schlachttage von Königgrätz, geben ließ, und den er im österreichischen, sowie im deutsch=französischen Feldzuge benutzte (in der Klinge des Säbels sind die hauptsächlichen Schlachttage Gravelotte, Sedan, blutige Januar=Ausfälle vor Paris u. s. w. eingraviert;) den Königsdegen, den der Kaiser bei den Paraden getragen; den von seinem Bruder, König Friedrich Wilhelm IV. geerbten Degen; sämtliche Militär=Dienstorden; die zu seinen militärischen Jubiläen erhaltenen Ehrengeschenke und seine goldenen silbernen Lorbeerkränze; schließlich noch den Säbel seines Vaters, den dieser in den unglücklichen Tagen von 1806 und während der Befreiungskriege getragen. Dieser Säbel stand, wie auch der Kaiser handschriftlich bemerkt, stets neben seinem Arbeitstisch im historischen Eckzimmer des königlichen Palais. - Das Lichtenfelder Kadettenkorps erhält zur Erinnerung einen Degen des Kaisers, der ihm 1834 in Petersburg geschenkt wurde und den er von jenem Jahre an bis zu dem Morgen der Schlacht von Königgrätz getragen. Jedes Regiment dessen Inhaber der Kaiser war, bekommt, soweit die Vorräte reichen, eine vollständige, vom Herrscher getragene Uniform.
Am 11. Mai waren 10 Jahre verflossen seit dem verruchten, durch die Fügung der Vorsehung vereitelten Attentat Hödels auf Kaiser Wilhelm.
Am Montag, als am Jahrestage des Blind'schen Attentates (1866), wurde dem Reichskanzler Fürsten Bismarck durch die Kapelle des 2. Garde=Regiments z. F. wie alljährlich ein Morgenständchen gebracht.
40 Jahre Buße, fern vom Vaterland in Australien, man sollte meinen, in so langer Zeit müsse auch ein Steckbrief verjährt und verbüßt sein, der Steckbrief nämlich wider den ehemaligen Premierlieutenant Techow, der 1848 den Hauptmann von Namer überredet hat, das Zeughaus in Berlin dem "Volke" auszuliefern. Wie viel ist in dieser langen, schicksalsreichen Zeit vergeben und vergessen worden! Es scheint auch nach Gerüchten, daß der Steckbrief zurückgezogen ist oder wird und daß Techow kein Hinderniß bereitet wird, in sein Vaterland zurückzukehren und Abschied zu nehmen.
Aus Karlsruhe wird gemeldet: der Großherzog leidet an einer katarrhalischen Entzündung der Luftröhre, verbunden mit einem allgemeinen Erkältungszustand, welcher ihn nöthigt, zeitweise zu Bett zu bleiben, jedenfalls aber das Zimmer nicht zu verlassen.
In München ist der frühere Kriegsminister General v. Pranckh nach langer schwerer Krankheit gestorben. Ihm bleibt das Verdienst daß 1870 das bayerische Heer das erste war, das mobil wurde, obwohl damals die Entscheidung in den Kammern schwankte und das Wort und die Haltung des Königs Ludwig erst den Ausschlag gab. Er hat für Bayern die Versailler Verträge abgeschlossen und erhielt für seine hervorragenden Verdienste eine Schenkung von 100 000 Thalern.
Dem Sarg des bayerischen Kriegsministers v. Pranckh folgten der Prinzregent Luitpold und alle bayerischen Prinzen, eine wohlverdiente Auszeichnung für den Mann, der in schwankender und trüber Zeit das bayerische Heer 1870 so vorbereitet und ausgerüstet hatte, daß es sofort marsch= und schlagfertig war und reiche militärische Lorbeeren ernten konnte, was nach dem bitteren Krieg von 1866 doppelt wünschenswerth war.
In militärischen Kreisen Englands ist neuerdings eine lebhafte Bewegung gegen die Regierung angefacht und im Gang erhalten worden. Das Vaterland, heißt es, sei in Gefahr, die Armee sei ohne Waffen, die Schiffe seien ohne Kanonen, England und besonders London sei offen für einen Angriff. Es scheint, als ob man sich vor Boulanger fürchtet.
Der russische "Regierungsbote" läßt sich einmal wieder in einem langen Artikel über Bulgarien aus. Neu ist in demselben nur, daß Alles beim Alten bleibt, Rußland Recht und alle anderen Mächte Unrecht haben, und daß Rußlands Programm unverändert. "Wenn die jetzigen unnatürlichen Beziehungen Bulgariens zu Rußland sich nicht gebessert haben, so liegt dies ausschließlich," so heißt es am Schluß, "an den Machthabern in Bulgarien." Diese scheinen durchaus kein Deutsch oder vielmehr kein Russisch verstehen zu wollen!
Der Kaiser von Brasilien hat augenblicklich, wie aus Mailand berichtet wird, eine Rippenfellentzündung zu überstehen. Er leidet überdies an Zuckerharnruhr und großer Nervosität.
Um den Kaiser von Brasilien, der in Mailand krank liegt, beginnt man jetzt ernstliche Besorgnisse zu hegen. Er hat starkes Fieber und Erscheinungen von Gehirnstörungen. Seine Aerzte haben aus Padua und Paris italienische und französische Professoren an das Krankenbett berufen.
Herr Parnell und der Papst, so könnte man die jüngste Wendung der Dinge in Irland überschreiben. Parnell ist Protestant, der größte Theil des irischen Volkes nicht. Aber der Haß der Iren gegen England ist so gewaltig, daß sie dem Protestanten folgen und die Weisung des Papstes verachten. Keck und energisch, wie er ist, hat Parnell an einem der letzten Abende im liberalen Achtziger=Klub erklärt, die Iren würden sich ihr Verhalten und ihre politischen Pflichten "von einem Prälaten" nicht vorschreiben lassen. Die Schachzüge der englischen Regierung gegen Irland wären stets mißlungen, auch die Hülfe Roms habe dabei nichts genützt, und auch diesmal würde der Plan kläglich scheitern.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 38 Seite 6]

- Neustrelitz, 10. Mai. Hier angelangter telegraphischer Nachricht zufolge hat Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin infolge stürmischen Wetters erst gestern die Ueberfahrt über den Kanal von Calais unternehmen können. Höchstdieselbe ist an dem genannten Tage Abends in London angekommen.
- Neustrelitz, 11. Mai. Seit gestern tragen die Unteroffiziere und Mannschaften vom hiesigen Bezirkscommando anstatt der bisherigen rothen Achselklappen mit der Regimentsnr. 89 in gelber Schnur weiße Achselklappen mit der Nummer 34 (Bezeichnung der Brigade, zu welcher das Regiment gehört) in rother Schnur. Die Infanterie=Regimenter des 9. Armeecorps, mit einziger Ausnahme des hiesigen Bataillons, tragen insgesammt weiße Achselklappen; ebensolche trägt auch das 1., 2. und 10. Armeecorps, während das 3. und 4. rothe Achselklappen hat, das 5. und 6. gelbe, das 7. und 8. blaue etc.
- Neustrelitz, 10. Mai. Am 5. Juni beginnt beim hiesigen Bataillon eine 12tägige Uebung der Reservisten. Zu derselben werden 135 Mann eingezogen. An demselben Tage werden in dasselbe Bataillon 27 Ersatzreservisten 1. Kl. zu einer 4=wöchigen Uebung eingestellt.
- Ein ohne Rauch verbrennendes Pulver hat die Pulverfabrik Rottweil=Hamburg erfunden, so daß die Versuchswerke zur fabrikmäßigen Herstellung umgewandelt und vergrößert werden. Für Militärzwecke ist die Erfindung von größter Wichtigkeit, da der Pulverdampf bisher das Zielen und die Umsicht erschwerte.
- Die Auswanderung über Hamburg hat in den letzten Tagen eine solche Höhe erreicht, daß augenblicklich über 2000 Auswanderer sich dort befinden, welche in der nächsten Zeit befördert werden sollen. Die Auswandererlogis sind derart überfüllt, daß es schwer ist, alle Auswanderer unterzubringen.
- In Berlin hat sich eine deutsche Pflanzer=Gesellschaft für Ostafrika gebildet. Das Grundkapital ist auf zwei Millionen Mark festgesetzt worden.
- Baron von Uechtritz=Steinkirch hat das ihm von seinem Schwiegervater, dem Baron von Bleichröder in Berlin als Hochzeitsgabe gekaufte Rittergut Hünern im Kreise Trebnitz an den Oberamtmann Cohn aus Breslau verkauft, und zwar um 170 000 Mark billiger, als Bleichröder das Gut erstanden hatte.
Im Prozeß Reif in Berlin ist am Freitag das Urtheil gefällt worden. Reif ist wegen Bankerotts, wiederholten Betrugs und wegen Unterschlagung ihm anvertrauter Gelder zu 9 Jahren Gefängniß und dann noch 5jährigem Ehrverlust verurtheilt worden. Ein Jahr soll ihm auf die Untersuchungshaft abgerechnet werden.
- In Berlin ist der 75jährige ehemalige Förster Karl L. auf der Chausseestraße von Hunden zerfleischt worden. Der alte Mann war am Nachmittag ausgegangen und gegen Abend auf ein unbebautes Grundstück gerathen, wo er sich, von Schwäche übermannt, niederlegte. In der Nacht wurde der unglückliche Mann von Hunden, die auf Nebengrundstücken losgelassen worden waren, aufgespürt und angefallen. Am Morgen fand man ihn, aus vielen Bißwunden heftig blutend und an vielen Stellen förmlich zerissen, vor und brachte den völlig erschöpften und ohnmächtigen Greis nach Anlegung von Nothverbänden nach einem Krankenhaus.
- Die Bühnenfestspiele in Bayreuth finden in der Zeit vom 22. Juli bis 19. August statt.
- In Frankfurt a/M. wurden die ersten Kirschen an den Markt gebracht. Der Preis schwankte zwischen Mk. 2 und 2,50 per Pfund.
- In Reichenhall suchte sich Baron v. L. durch einen Revolverschuß in das Herz zu entleiben. Der Schuß ging zu hoch und v. L. liegt nun schwerverletzt danieder; die Kugel konnte noch nicht gefunden werden. v. L. hatte am vergangenen Montag erst in München Hochzeit und beging die That im Beisein seiner Frau, die, nichts Böses ahnend, im gleichen Zimmer mit ihm war.
- Die Dienstmagd Beier, welche die Eheleute Meßinger ermordete, wurde vom Leipziger Schwurgericht zum Tode verurtheilt.
- In Wiescherhöfe bei Hamm ertränkte die Frau eines Schreiners ihre vier Kinder im Alter von drei Wochen bis fünf Jahren in einem Teiche und nahm darauf sich selbst das Leben. Dem Vernehmen nach hat die Frau zuweilen an Irrsinn gelitten.
- Ein neues Wild in Deutschland. Das nach den Zeitungen der letzen Woche in verschiedenen Theilen Mitteldeutschlands beobachtete vereinzelte Vorkommen von Exemplaren des mongolischen Steppenhuhns hat das lebhafteste Interesse aller Jagdfreunde hervorgerufen. Alle Fachzeitschriften beschäftigen sich mit der Besprechung dieses neuen Flugwildes und raten, es thunlichst zu schonen, um sein Heimischwerden in Deutschland zu fördern. Die "Illustrierte Jagdzeitung" (Leipzig, Lindenstraße 4) bringt in ihrer eben erschienenen Nr. 32 eine wohlgetroffene Abbildung dieser Steppenhühner und versendet ein Exemplar dieser Nummer gegen Einsendung von 20 Pf. in Marken franko überall hin.
- Das Steppenhuhn, das seit kurzer Zeit durch sein Erscheinen in Deutschland in allen Jägerkreisen große Aufregung hervorgerufen hat, wird voraussichtlich sehr bald vor Blei und Pulver in Sicherheit gebracht werden. Es soll einfach unter das Schongesetz gestellt werden, und das ist jedenfalls das Beste. In Klein=Rheide bei Schleswig hat nämlich der Jagdpächter aus einem Volk von 40 bis 50 Stück 6 Stück geschossen, von denen 2 Exemplare für die Domschule und 3 von der Regierung angekauft worden sind. Auch auf den dänischen Inseln ist das Steppenhuhn eingetroffen, und auch dort sind einzelne Exemplare geschossen worden. Die kgl. Regierung zu Schleswig hat darauf angekündigt, das sie das Steppenhuhn, um es zu erhalten, unter das Jagdschutzgesetz stellen werde.
- Die Königin Emma der Niederlande hat für die norddeutschen Ueberschwemmten 1000 Gulden, der Kronprinz von Dänemark 500 Kronen, der dänische Minister des Auswärtigen 200 Kronen gespendet.
- 50 000 Mark hat ein Engländer dem Besitzer des Panoptikums in Berlin für die Uniform mit Handschuhen und Stiefeln, das rothe Festkleid, den Hausrock und die Flöte Friedrichs des Großen geboten, die dort für Jedermann für einige Nickel zu sehen sind. Der "Panoptikus" hat sie aber nicht hergegeben.
- In einem Eisenbahntunnel auf der im Bau begriffenen Strecke Messina=Palermo fand eine heftige Gasexplosion statt. Dreihundert Arbeiter sind verschüttet, doch wurden 240 lebend hervorgezogen, während 60 tot blieben.
- Katkoff, Deutschlands seliger Freund in Moskau, hat sich Millionen mit seiner Zeitung erworben; denn dort wirft eine einflußreiche Zeitung gute Trinkgelder ab. 70 000 Franks davon hat der Schwiegertochter Katkoffs ein Taschendieb auf dem Bahnhof in Genf wieder abgenommen, nicht das Geld, sondern einen Schmuck, der soviel gekostet hatte.
- Einer der großen Diamanten, der aus dem Verkaufe der Kron=Diamanten herrührt, wurde am 28. April abends in der großen Oper zu Paris von Frau Henri Schneider verloren, die diesen kostbaren Stein als Broche gefaßt trug. Der Stein hat ein Gewicht von mehr als 25 Karat und wurde am 21. Mai 1887 um 152 000 Franks verkauft. Er ist unter dem Namen Mazarin bekannt.
- In Rio de Janeiro nahm die Deputiertenkammer die Regierungsvorlage betreffend die unmittelbare und bedingungslose Abschaffung der Sklaverei in Brasilien an.
- Drei Zufriedene. In Warschau sah ein Fremder auf den Treppenstufen einer Kirche eine arme Frau sitzen, welche in Verzweiflung die Hände rang und heftig weinte. Da er ein weiches Herz hatte, so trat er zu ihr heran und fragte sie, was ihr denn fehle. "O meiner lieber, gnädiger Herr, ich bin ja so unglücklich. Ich möchte gern mein kleines Kind taufen lassen, doch der Pope verlangt zwei Rubel von mir und ich habe keinen Kopeken." "Wenn es weiter nichts ist", sagte der Fremde, "da will ich Euch gleich helfen; hier habt ihr eine Fünf=Rubel=Note, geht nur zum Popen hinein, bezahlt ihm die Taufe und bringt mir die übrigen drei Rubel zurück." Die Frau ging voller Freude

[ => Original lesen: 1888 Nr. 38 Seite 7]

in die Kirche, der Fremde erwartete ihre Rückkehr. Nach einer Weile kam sie zurück und gab dem Fremden die drei Silberrubel, indem sie noch einmal aus vollem Herzen dankte und ihre Verwunderung darüber aussprach, daß ihr ein guter Herr mit einer so bedeutenden Summe bereitwillig geholfen habe. Darauf sagte der Fremde: "Meine gute Frau, Ihr braucht Euch gar nicht so sehr zu verwundern, seht Ihr, ich kann nun einmal niemanden traurig sehen, ich muß immer fröhliche Gesichter um mich haben. Jetzt ist uns allen geholfen. Der Pope ist abgefunden, Euer Kind ist getauft, und ich bin einen falschen Fünfrubelschein losgeworden.
- Infolge des schneereichen Winters zeigen die Berge in Südtyrol gegenwärtig einen außergewöhnlichen Wasserreichtum und an vielen Stellen sieht man größere Abrutschungen. Bei Cesare wurde Anfang Mai der ganze Boden lebendig. Stücke von der Größe von dreißig bis vierzig Kubikmetern kollerten nach und nach in die Tiefe und die Häuser mußten wegen der großen Gefahr ganz verlassen werden. Am 5. Mai befanden sich ein Knabe und ein Mädchen im Alter von vierzehn Jahren und ein zweiundzwanzigjähriger Bursche in der Nähe der Abrutschungen, aber doch noch zwanzig Meter vom Abgrunde entfernt, als plötzlich der Wald, in welchem sie standen, sich zu bewegen anfing und alle drei Personen verschüttete. Zwei Leichen wurden am nächsten Tage gefunden.

Der englische Soldat.

Die englische Heeresmacht setzt sich aus drei Körpern zusammen: der Linie, der Miliz und der Territorialarmee. Wie bekannt, zieht die englische Linie ihr Menschenmaterial durch freiwillige Rekrutirung und nicht durch allgemeine Dienstpflicht heran. Bei den hervorragend händlerischen und industriellen Neigungen der englischen Rasse ist die Armee eine Art Ernährungsanstalt für die, welche durch Faulheit und Schlechtigkeit aus den arbeitende Kreisen haben scheiden müssen. Die Fabrikstädte werfen ihren Abschaum, die Dörfer ihre unbrauchbaren Taugenichtse in die Reihen des Söldnerheeres, welches fortwährend durch kleine Kämpfe in allen Welttheilen und durch die ungesunden klimatischen Einflüsse in den meisten der Kolonien gelichtet wird. Unter diesen Umständen kann es nicht Wunder nehmen, daß der Soldat das verachtetste Mitglied der englischen Gesellschaft ist. "Soldat" ist fast ein Schimpfname; wenn diese Leute im Dienst des Vaterlandes alt und morsch, von der indischen Sonne ausgetrocknet und leberleidend geworden sind, so haben sie unendliche Mühe, eine Civilanstellung zu erhalten und dadurch ihre kleine Pension genügend zu ergänzen, um davon leben zu können. Ich spreche in diesem Fall nur von den Unteroffiziersklassen, denn die gemeinen Soldaten beziehen überhaupt keine Pension, die Armee wirft sie einfach aus, wenn sie das Futter nicht mehr werth sind. Um ausgeschiedenen Unteroffizieren einigermaßen nach ihrer Dienstzeit weiterzuhelfen, haben sich auf das Drängen von patriotischen Offizieren Gesellschaften bilden müssen, welche diesen humanen Zweck mit mehr oder weniger Erfolg erstreben. Das gebildete Element also, welches in den Ländern der allgemeinen Dienstpflicht mit in die niedrigsten Grade des Heeres eintritt, fehlt in England ganz. Wohl läßt sich hier und da ein spleeniger oder desperater Jüngling, um sich vor Gläubigern oder anderen Drangsalen zu retten, den rothen Rock anziehen, er wird aber meistens von seinen Verwandten oder Freunden schnell wieder ausgekauft. Der stolze Ausruf des Vaters: "Mein Junge ist beim Militär!", der einem in Stadt und Dorf in Deutschland so oft entgegenklingt, wird hier nicht gehört; hier ist der "Junge beim Militär" der mißrathene, der ausgestoßene Sohn.
Und doch, wie groß sind die Widersprüche, welche die Nationen in ihren ausgesprochensten Gesinnungen und Ueberzeugungen begehen! Haben diese verachteten Söldlinge einmal irgendwo ein paar Wilde zusammengeschossen, oder kommt es zum Vergleich mit dieser oder jener fremden Heeresmacht, so wird der elende, moralisch mit Füßen getretene Krieger plötzlich: "the noble, the golant British soldier!" und man stellt jeden derselben nicht nur dem ersten Helden des Jahrhunderts keck an die Seite, sondern womöglich noch weit über ihn. Der Abschaum wird plötzlich zum Ideal, denn alles, was der Engländer hat, muß besser sein, als was andere besitzen, folglich auch der Soldat. Indessen, ein solcher "noble British soldier" sollte sich unterstehen, einen reichen Kaufmann oder nur einen ordentlichen Handwerker auf der Straße, sei es auch noch so höflich, anzusprechen, so wird er unbedingt mit der eisigsten Verachtung zurückgewiesen werden! Die Geliebte eines Soldaten zu sein, ist ein unauslöschlicher Schandfleck für ein junges Mädchen, die Mißachtung dieser armen Vaterlandsvertheidiger geht sogar so weit, daß man selbst ihren Kindern mit großem Mißtrauen begegnet und es ihnen unendlich erschwert, sich zu nützlichen und ehrenwerthen Bürgern ihres Landes heranzubilden. Die Engländer haben schon zu lange an europäischen Kriegen nicht mehr theilgenommen, um ein verläßliches Zeugniß ihrer Kriegstüchtigkeit in der heutigen Handhabung der Waffen abzulegen. In den Kämpfen im Transvaal gegen die holländischen Boers ist ihnen arg mitgespielt worden, und sie haben sich dort, auch nach Aussage verläßlicher Augenzeugen, durchaus nicht als Helden bewiesen. In Afghanistan, im Sudan und in Birma haben sie sich dagegen recht wacker gehalten. Unparteiischer Weise darf jedoch angenommen werden, daß sie ein zwar veraltetes und schwerfälliges, immerhin aber doch sehr brauchbares Kriegsmaterial abgeben würden; denn bei allen seinen sonstigen Fehlern geht dem englischen Soldaten ein gewisser persönlicher Muth nicht ab.
Wenn man nun aber auch den Unteroffizier und den gemeinen Soldaten mit vernichtender Verachtung zu Boden drückt, so vergöttert man den Offizier um so mehr. Ein Offizierspatent ist ein Freipaß für alle Kreise der Gesellschaft und eine Eintrittskarte in die Herzen der Flauen. (Ganz wie bei uns.) Diese Herren sind der stets willkommene Schmuck der aristokratischen Zirkel und wenn sie sich herbeilassen, bis in die kaufmännischen und industriellen Kreise herunterzusteigen, so spielen sie dort die Rolle von Halbgöttern, denen man willig die Hände unter die Füße legt. Die strenge Ueberwachung von oben und der eigene Drang nach Erfassung einer gediegenen militärischen Wissenschaft, welche das deutsche Offizierskorps auf eine so hohe Stufe der Vollkommenheit gebracht haben, fehlen hier fast ganz, denn der natürliche Schutz des Landes, welchen der England umschließende Meeresgürtel gewährt, macht ein Eindringen des Feindes gewissermaßen zur Unmöglichkeit, und für die Bekämpfung der Wilden genügt ja die einfachste militärische Vorbereitung! Fehlt ihnen indessen die gründliche militärische Erziehung und zuweilen sogar eine gediegene allgemeine Bildung, so sind die englischen Offiziere doch, mit seltene Ausnahmen, das, was man unter der Benennung "gentlemen" zusammenfaßt, d. h. Leute von großem Takt, welche in allen Lagen des Lebens den richtigen Ton anzuschlagen wissen. Aber auch hier tritt wieder ein unerklärlicher Widerspruch zu Tag: Der Offizier ist stolz auf seinen Rang, und alle anderen bewundern ihn, trotzdem aber erachtet er es als eine Schande, sich außer Dienst in Uniform zu zeigen.


Der Rechte.
Hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel.
                              (Fortsetzung.)          (Nachdruck verb.)

[ => Original lesen: 1888 Nr. 38 Seite 8]

Der Rechte.
Hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel.
                              (Fortsetzung.)          (Nachdruck verb.)


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