No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. April
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 32 Seite 1]

            Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß an Stelle des verstorbenen Chausseegeldeinnehmers Tralow der frühere Oekonom Schwie allhier von Ostern cr. an zum Chausseegeldeinnehmer ernannt worden ist.
          Schönberg, den 18. April 1888.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
F. F. v. Eyben.


        Nr. 9 des Offic. Anzeige für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1888 enthält in der

I. Abtheilung:
(1) Verordnung, betreffend die Beerdigung der im Verlauf von ansteckenden Krankheiten Gestorbenen.
II. Abtheilung:
(2) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen ohne Werthangabe nach Aden und Zanzibar.
(3) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach der Britischen Kolonie Victoria (Australien).
III. Abtheilung Dienst= etc. Nachrichten.

        Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den bisherigen Lehrer Johannes Carlau in Wesenberg von Ostern d. Js. an zum fünften Lehrer an der Mädchenschule zu Schönberg zu ernennen geruht.
        Neustrelitz, den 3. April 1888.


Der Kaiser empfing am 22. Nachmittags den Reichskanzler Fürsten v. Bismarck zum Vortrage. So meldet der Reichsanzeiger. Es soll sich dabei um die weiter ausgedehnte Stellvertretung des Kaisers durch den Kronprinzen und um die Anordnungen für den glanzvollen Empfang der Königin Victoria von England gehandelt haben.
Die herzliche Theilnahme an der schweren Erkrankung des Kaisers Friedrich zeigt sich in vielen Städten und Orten, durch das Fernhalten von rauschenden, öffentlichen Vergnügungen. Sorgenschwere Bangigkeit lastet auf dem gesammten deutschen Volk, kaum sechs Wochen nach dem Hinscheiden des unvergeßlichen Kaisers Wilhelm fürchtet man den Verlust seines allverehrten Nachfolgers. Gott beschütze den Kaiser!
Ueber den wunderbaren Duldermuth des Kaisers hört man von allen Seiten nur eine Stimme; geradezu erschütternd aber ist die Aeußerung, welche er, wie der "Schlesischen Zeitung" geschrieben wird, einem seiner Hofprediger auf einem Zettel geschrieben haben soll: "Beten Sie nicht für Genesung, sondern für baldige Erlösung."
Professor v. Bergmann hat zu Fremden geäußert, daß er bei seiner großen Praxis noch bei keinem Kranken eine so bewundernswerthe Willenskraft erlebt habe wie bei Kaiser Friedrich, der auch auf dem Krankenbett ein Held sei.
Kaiser Friedrich hat unterm 12. April folgende Kabinetsordre erlassen: "Infolge der von Mir unter dem 17. März 1888 getroffenen Bestimmungen befehle Ich, daß auch, nachdem die Armee die für des verewigten Kaisers und Königs Wilhelm Majestät von Mir befohlene Trauer abgelegt haben wird, Epaulettes bis auf weiteres nicht angelegt werden.
Der Kaiser hat dem Gesetzentwurf betr. die Alters= und Invalidenversicherung der Arbeiter seine Unterschrift ertheilt, so daß die Einbringung desselben im Bundesrath wohl schon erfolgt sein wird. Der Entwurf soll gegenüber dem Inhalt der Grundzüge wesentliche und bedeutsame Abänderungen erfahren.
Die Vorbereitungen wegen Herstellung des neuen Prägestempels mit dem Bilde Kaiser Friedrichs sind so weit gefördert, daß in der übernächsten Woche mit der Prägung von Münzen, zunächst Zwanzigmarkstücken, begonnen werden kann.
Bei dem Begnadigungsact, den Kaiser Friedrich vorgenommen hat, hat auch der Erzbischof Graf Ledochowski, der jetzt in Rom lebt, profitirt. Die Staatsanwaltschaft in Posen giebt nämlich bekannt, daß der am 10. August 1877 hinter dem flüchtigen Erzbischof erlassene Steckbrief zurückgenommen werde.
In der kronprinzlichen Familie sieht man in Kürze einem frohen Familienereigniß entgegen.
Die "Kölnische Zeitung", welche seither die sichersten Nachrichten über die Kanzlerkrisis gebracht hat, stellt Anfechtungen gegenüber fest, daß die Krisis am 5. April begonnen und erst am 12. April, an dem Tag nach der Unterredung des Reichskanzlers mit der Kaiserin in Berlin, beigelegt wurde, daß sie also nicht am 2., sondern am 7. Tag erledigt war.
Bezüglich des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm soll in der kaiserlichen Familie die Ansicht sich geltend machen, daß der Königsplatz in Berlin die geeignetste Stätte sei, wo das Denkmal aufzuführen wäre.
Es heißt jetzt, der Battenberger werde demnächst in einer öffentlichen Erklärung seinen endgültigen Verzicht auf den bulgarischen Thron aussprechen und gleichzeitig versichern, daß er auch ferner außer jedem Zusammenhang mit allem, was in Bulgarien geschieht, bleiben werde. Nach der Veröffentlichung dieser Erklärung werde dann seine Verlobung mit der Prinzessin Victoria in Berlin stattfinden, gegen die Fürst Bismarck unter dem Vorbehalt des öffentlichen Verzichtes des Prinzen keine Einwendungen mehr erheben werde. Ob diese Nachricht richtig ist, muß sich ja bald zeigen.
Wie der Frkfrt. Ztg. aus Sofia geschrieben wird, hat Fürst Alexander Battenberg endgiltig auf den bulgarischen Thron verzichtet und überläßt es gern anderen Leuten, sich angenehme Jugenderinnerungen von Bulgarien zu verschaffen.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 32 Seite 2]

Für Bulgarien prophezeien Wiener Blätter für die nächste Zeit nicht viel Gutes. Man glaubt, daß ein Handstreich bevorstehe die in Sofia herrschende Unruhe soll sehr groß sein. Es sind, wie versichert wird, die strengsten Maßregeln zur Ueberwachung des Palais und der Person des Fürsten angeordnet.
Berliner Blätter regen die Herausgabe des Welfenfonds an den Herzog von Cumberland an. Ultramontane Blätter gehen weiter, sie wollen befürworten, daß das Herzogthum Braunschweig an den Herzog von Cumberland zurückgegeben werde, und zwar "zur größeren Sicherheit des Deutschen Reiches und zur Beseitigung des Krebsschadens." Sie stellen sich, als ob Kaiser Friedrich seine Zustimmung gern dazu geben werde und vergessen, daß der Herzog schon längst auf dem Braunschweiger Thron sitzen könnte, wenn er s. Z. diejenigen Erklärungen gegeben hätte, die von ihm im Interesse der Reichssicherheit verlangt worden sind.
Ueber das Befinden des Königs Otto von Bayern waren in den letzten Tagen in Münchener Blättern mehrfach sehr ungünstige Nachrichten verbreitet, die auch in politischen Kreisen besprochen wurden. Auf Erkundigung an zuständiger Stelle wird den Münchener "Neuesten Nachrichten" die Auskunft, daß das körperliche Befinden des Königs ein relativ gutes sei, während in dem traurigen Stand der geistigen Erkrankung kein Wechsel eingetreten ist.
Dem Züricher "Sozialdemokrat" wird die freie Schweiz zu eng. Man sieht sich in die unangenehme Nothlage versetzt, einen Ortswechsel vorzunehmen und hat nun eine belgische Stadt in Aussicht genommen. Aber auch die belgische Regierung legt nicht die geringste Lust an den Tag, den "Sozialdemokrat" aufzunehmen, was am Ende auch kein Wunder ist.
Der Schweizer Bundesrath hat 4 Sozialdemokraten, Mitarbeiter am "Sozialdemokrat," aus der Schweiz ausgewiesen. Ihre Namen sind: Eduard Bernstein, Julius Motteler, Leonhard Tauscher und Schlüter.
Aus St. Petersburg wollen englische Blätter erfahren haben, daß der dortige englische Botschafter Sir Robert Morier vor einigen Tagen mit der Zarin über die geplante Heirath zwischen dem Prinzen Alexander und der Prinzessin Victoria gesprochen habe. Die Zarin habe erklärt, daß sie sehr glücklich sein würde, die Prinzessin ihren eigenen Gefühlen entsprechend verheirathet zu sehen, aber die Sache habe ohne Zweifel eine politische Seite, worüber sie, die Kaiserin sich jedoch nicht äußern wollte. Auch soll der englische Botschafter mehrfach mit Personen, die dem Hof nahe stehen, über die Möglichkeit einer Versöhnung des Prinzen von Battenberg mit dem Zaren in privater Weise gesprochen haben, die Antworten hatten jedoch ausweichend oder gleichgültig gelautet und der Minister v. Giers habe eine bezügliche Anspielung sogar in völlig ablehnendem Sinn beantwortet.
Die neuesten Maßregeln der russischen Heeresverwaltung sollen, wie der "National=Zeitung" aus St. Petersburg gemeldet wird, die Kriegsgefahr als beseitigt erkennen lassen. So seien am vergangenen Sonnabend die zweiten Reserven sämtlicher im Gouvernement Polen zusammengezogener Truppen in die Heimath entlassen worden, In Warschau selbst soll mit der Entlassung schon am Donnerstag begonnen worden sein.
Im britischen Parlament wird abermals der Versuch gemacht, die in England bisher verboten gewesene Ehe eines Wittwers mit seiner Schwägerin durchzusetzen. Das Unterhaus hat auch die Vorlage mit beträchtlicher Mehrheit angenommen, es bleibt also nur die Frage zu erörtern übrig, ob das Oberhaus ja sagen wird. Vor ein paar Jahren wurde dort die Vorlage noch mit einem halben Dutzend Stimmen abgelehnt, obwohl selbst der Prinz von Wales dafür stimmte.
Es giebt Engländer, die Boulanger nicht trauen. Sie ineinen, er werde, zur Gewalt gekommen, am Ende lieber England überfallen, als Deutschland, denn Deutschland sei gerüstet, England aber nicht, und von Boulangers Frau sei es bekannt, daß sie eine grimmige Feindin Englands sei. Die "St. James Gazette" ist's, die solche Gespenster sieht.
Die Verwirrung in Paris ist groß. Während die Menge Boulanger mit Hochrufen begrüßt, wo er sich sehen läßt, dauert der Zank unter den republikanischen Parteien fort. Zwar haben Radikale und Opportunisten dem Ministerium Floquet ein Vertrauensvotum ertheilt, aber an einem festen Zusammenschließen fehlt es noch immer. Einen Triumph, so wollen die meisten Pariser Blätter behaupten, habe Boulangers Auftreten überhaupt nicht gezeitigt, die Stimmung in Paris sei ihm vielmehr zumeist sehr ungünstig. Gerade deshalb aber würde es für die Republikaner die höchste Zeit sein, sich zu einiger denn diese Stimmung kann in wenigen Tagen sich vollständig für Boulanger wenden, und dann ist's zu spät. Die angesehensten Blätter der Opportunisten hetzen noch immer gegen Floquet und wollen von einer Versöhnung mit den Radikalen nichts wissen.
In Paris waren am Eröffnungstage des Parlaments an 5000 Menschen versammelt und die Fenster der Häuser der Rue Tivoli dicht besetzt, als Boulanger in einem mit zwei feurigen Füchsen bespannten Wagen das Palais Bourbon verließ. Neben ihm saß Laisant, gegenüber Dèrouléde und Laguerre. Ueber den Platz mußte der Wagen Schritt fahren, ein tausendstimmiges "Vive Boulanger!" ertönte, nur wenige riefen: "Nieder mit dem Diktator!" Jean Allemane, Redakteur des "Parti Ouvrier", der "A bas Boulanger" schrie, wurde halbtot geschlagen. Die Menge begleitete den Wagen bis vor das Louvrehotel und stand dichtgedrängt, singend und schreiend stundenlang vor dem Hause. Im Vorhof des Palais Bourbon selbst wurde Boulanger durch etwa 50 Gesinnungsgenossen stürmisch begrüßt. Unter ihnen befand sich der Abgeordnete Baron Dufour, Bonapartist; derselbe schrie, als neben ihm gepfiffen wurde: "Ihr werdet alle zum Teufel gejagt werden !"
Lebst Du auch noch? fragt man unwillkürlich, wenn man liest, daß Ollivier, der Minister Napoleons III. der 1870 "mit leichtem Herzen" für den Krieg gesprochen und gestimmt hat, sich wieder regt. Seither so gut wie verschollen, steht er wieder auf der leichten und leichtsinnigen Seite unter den Parteigängern Boulangers und des Krieges.


- Neustrelitz. Der hiesige Schlächtermeister Siewerth schlachtete am 18. d. M. ein etwa 400 Pfd. wiegendes Schwein, welches er von einem Bauern aus Cammin bei Blankensee gekauft hatte. Dasselbe wurde bei der thierärztlichen Untersuchung als trichinös befunden, in Gegenwart einiger Polizeibeamten mit Petroleum begossen und außerhalb der Stadt vergraben.
- Die Voruntersuchung gegen den des verübten Mordes an dem Fuhrmann Bohnhoff angeschuldigten Bäckler, der, aller Schuldanzeichen ungeachtet beim Leugne bleibt, ist nunmehr geschlossen. Demnächst wird von der Staatsanwaltschaft beim Schweriner Landgerichte die Anklage wegen Mordes gegen B. erhoben werden.
- Aus Hamburg wird berichtet: Die Frage, ob es in der Reichshauptstadt oder in der zweiten Stadt des Reiches die meisten schwerreichen Leute giebt, ist, merkwürdig genug, zu Gunsten Hamburgs zu beantworten. Die statistischen Nachweise über die Einkommensteuer geben ziemlich genauen Aufschluß darüber. Während in den Einkommen von 3500 Mark bis hinauf zu 25 000 Mark sich die Wohlhabenheit zwischen Hamburg und Berlin die Wage hält, d. h. letztens unsere Stadt, entsprechend der dreimal größeren Einwohnerzahl, in annähernd gleichem Verhältniß übertrifft, verliert Berlin schon bei einem Jahreseinkommen von 90 000 Mk. Denn es sind in Berlin verzeichnet 1300 Steuerzahler mit 48 000 Mark und 750 in Hamburg mit 50 000 Mk. Bei einem Einkommen von 100 000 Mk. überwiegt Berlin nur noch um zwei Fünftel. Von Steuerzahlern zu 120 000 Mark gab es in Hamburg 55, in Berlin nur 36. Während Berlin bei 200 000 Mark überwiegt, übertrifft Hamburg die Reichshauptstadt mit Steuerzahlern von 240 000 bis 480 000 Mark wieder erheblich, nämlich im Verhältniß von 26 zu 7. Annähernd 1 Million Mark

[ => Original lesen: 1888 Nr. 32 Seite 3]

wiegende Steuerbürger zählt Berlin 11, Hamburg 6, dagegen giebt es in Hamburg 6 Personen, welche ein Einkommen von 1-2 Millionen Mark und mehr versteuern, während sich solche Glückliche in Berlin nur 4 befinden. Man sieht, im Handelsstand giebt es sehr reiche Leute. Obgleich Berlin dreimal so groß wie Hamburg ist, versteuerten dort ein Einkommen von 120 000 Mark und mehr im Ganzen nur 140, in Hamburg dagegen 174 Personen.
- Die Zeitung "Reform" in Hamburg ist von den Bankhäusern Erlanger u. Söhne und der Anglo=Deutschen Bank in Frankfurt a. M. zum Preis von 3 800 000 Mk. angekauft worden.
- Englische Industrielle planen in Hamburg die Errichtung eines englischen Musterlagers, sobald der Zollauschluß der Hansastadt an den deutschen Zollverein bewerkstelligt sein wird. Der englische Consul hat bereits die englischen Industriellen und Exporteure aufgefordert, Proben ihrer Artikel einzusenden. Die Engländer hoffen, auf diese Weise das auf deutschem Boden zum Theil verlorene Geschäft theilweise zurückzuerobern.
- Professor Kußmaul aus Straßburg, der in San Remo zur Untersuchung des jetzigem Kaisers herangezogen worden war, hat von demselben jetzt den Stern zum Kronenorden zweiter Klasse erhalten.
- In der Elbinger Niederung allein sollen 2000 Stück Vieh ertrunken sein, im großen Ueberschwemmungsgebiet die 3-4fache Zahl.
- In Schlesien hat jetzt der große Auszug der Rübenarbeiter begonnen; er besteht aus jungen Männern, Frauen und Mädchen. Sie bleiben bis wenige Wochen vor Weihnachten von der Heimat fern, und in manchen heimischen Dörfern bleiben nur die älteren Leute und Kinder zurück. Diese Arbeiter erhalten während der "Rübenkampagne" freie Verpflegung und täglich 1 Mark; es ziehen Leute mit, die es nicht nöthig haben.
- Die Auswanderung nach Amerika wird wieder bedeutender, weshalb die Packetfahrt=Aktien=Gesellschaft bereits am Freitag einen Extradampfer befördert. In dieser Woche wollen nicht weniger als 3000 Auswanderer expediert werden.
- Täglich befördert die Gotthardtbahn in besonderen Arbeiterzügen Tausende von italienischen Arbeitern über die Alpen, die in der Schweiz und in Deutschland den einheimischen Arbeitern Konkurrenz machen.

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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die z Walksfelde sub Nr. I belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Johann Brügmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 2. Juli 1888,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. April 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Auction.

Wegen gänzlicher Aufgabe der Holländerei werde ich am 1. Mai d. J. von Morgens 9 Uhr an, auf dem Gehöfte des Kaufmanns Ernst Aven in Dassow.

3 Pferde, darunter eine 8jährige Stute, 5 Wagen, worunter 1 guter Stuhlwagen mit Federn, 1 dito ohne Federn, 1 kl. Bauwagen und 2 Milchwagen, 150 eisenblechverzinnte Milchsatten, 1 neuer Kartoffelquetscher, 1 Käsequetscher, 1 Käsebalge, 1 großer Grapen, Eimer, Pferdesielen und Pferdedecken; ferner 5 Stand Betten und Bettstellen, 1 großer eichener Kleiderschrank, Zeugrolle, Hobelbank, sowie einige Mobilien, Haus-, Küchen- und Gartengeräthe und was sich weiter findet
meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkaufen.
Poetnitz, den 12. April 1888.

T. Peeck.        

NB.: Die Pferde kommen Mittags 12 Uhr zur Versteigerung.


Auction.

Dienstag, d. 1. Mai, Morgens 9 Uhr sollen in der Behausung des Gastwirths Herrn Freitag wegen Aufgabe der Holländerei öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden:

4 Pferde, diverse Stuhl- und andere Wagen, Sielengeschirre, Halfter, Decken, Gurten, Tische, Stühle, Eimer, Bütten, Balgen, Bettstellen, Leute-Betten und Sonstige Haus- und Küchengeräthe. Die Pferde kommen Mittags 11 Uhr zum Aufgebot.
Mechow bei Ratzeburg, d. 12. April 1888.

C. Wulf.        


Große Tapeten=Auction.

Am Mittwoch, den 25. d. M., Morgens 9 1/2, Uhr und Nachmittags 3 Uhr anfangend, verkaufe ich im Lokale des Herrn Johs. Dührkop, ODEUM. Dankwärtsgrube Nr. 20, einen großen Posten Naturell=, Ton=, Glanz=, Gold=, Matt=, u. gerippte Gold=Tapeten, sowie ein Posten Reste, worunter viele Velour= u. Lacktapeten; ferner eine große Partie hochfeiner Borden in Farbe, Handdruck, Gold u. Velour, ebenfalls auch viele hochfeine Borden mit Ecken u. Agraffen.

                                                    H. J. Frankenthal,
                                                    Auctionator.

NB. Proben liegen am Dienstag, den 24. d. M., Nachmittags 3-5 Uhr im obigen Lokale zur gefl. Ansicht aus. Bauherrn mache ganz besonders aus diese Auction aufmerksam.


Aug. Stapelfeldt's
Warm-Bade-Anstalt,
Wannen=, Sitz=, Douche= und medizinische Bäder,
ist vom 1. März ab geöffnet.

An Werktagen: von 7 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends.
An Sonn= u. Festtagen: von 6 bis 10 Uhr Morgens.

Ratzeburg, gr. Wallstr. 215a.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 32 Seite 4]

Zu dem am Montag, den 21. und Dienstag, den 22. Mai bei mir stattfindenden

Scheiben=Schießen

nach guten Gewinnen, lade ich meine Gönner und Freunde ergebenst ein.

                          Gastwirthin Schröder, Gr. Mist.
Dienstag, Abends: Ball.


Zu dem am Sonntag, d. 6. und Montag, den 7. Mai cr. stattfindenden

Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen
ladet ergebenst ein                                                    
Carlow.                                                     W. Kreutzfeldt.


3000 Mark
sind gegen gute Hypothek zu 4 1/2 Zinsen im Johannistermin d. J. zu belegen. Näheres zu erfragen bei
                                                    Aug. Spehr.


Zu verkaufen ein                                                    
6jähriges Pferd
bei der Botenfrau Kröplin zu Selmsdorf.


Verzinnte Milchsatten
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Siebenmark, Menzendorf.


Putzleder
von 20 Pfennig an stets zu haben in Schönberg bei                          
                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Sarg-Magazin

eichen=, tannen= und Kinder=Särge, hält stets vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen.

C. Stemmann, Tischlermeister,
Wilh. Stüve Nachfl.


Habe noch 3 Parzellen guten Acker zu verpachten.

Schönberg, den 23. April 1888.                          
                                                    F. C. Wolgast.


Kräftige Kohlpflanzen.
Spitzkohl=, Blumenkohl=, Wirsing=, Rothkohl= und Rosenkohl=Pflanzen

empfiehlt, so lange der Vorrath reicht, die Kunst= und Handels=Gärtnerei von

                                                    Paul Träve.


Empfehle mich den Bewohnern Schönbergs und Umgegend mit Schneidern un anderen Näharbeiten. Meine Wohnung ist in der Wallstraße beim Herrn Maurer

Wilhelmine Maass.        


Haushalt-Seife,

von Carl John u. Co. in Köln a. Rh. in vorzüglicher Qualität ist äußerst mild für die Haut, und daher sehr empfehlenswerth, das Pfund mit 6 und 8 Stück 60 Pfg.

Emil Hempel.       


Zu verkaufen snd schöne, 6 Wochen alte                          
Ferkel
in der Meierei Bauhof-Schönberg.                                                    


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Bettfedern-Lager
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Ich suche einen Jungen zum Schafhüten.                                                    
Lübseerhagen.                                                     Sim. Egert.


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                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Neue Muster von                                                    
Tapeten & Borden
empfiehlt in großer Auswahl zu den billigsten Preisen                          
                                                    L. Creutzfeldt,
                                                    Glasermeister.


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passend für Einfriedigungszwecke hat abzugeben
mit   Deckel das Stück 15 Pfennig
ohne Deckel das Stück 10 Pfennig
                                                    H. P. Niemann, Schlutup.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des
                          Bankhauses Philipp Fürst
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 32 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 32 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. April 1888.


- Am 18. April vor 24 Jahren stand, wie die "Kölnische Zeitung" in Erinnerung bringt, der jetzige Kaiser in der Gammelmarkbatterie und auf dem Spitzberg vor Düppel und betheiligte sich an der Erstürmung der Düppeler Schanzen, die für ewige Zeiten in der ruhmreichen Geschichte Preußens verzeichnet bleiben wird; hier waren ebenbürtige Gegner, deren Höchstkommandierender, General Duplat, den Tod auf dem Wahlplatz fand, hier wurde mit unbeschreiblicher Tapferkeit auf beiden Seiten gefochten, aber die preußischen Truppen wurden im begeisterten Ansturm den heldenmüthigen Dänen überlegen; das Auge des tapferen Königssohnes, der sich wegen seiner Unerschrockenheit und Tapferkeit im Feuergefecht schon wenige Wochen vorher die Schwerter zum Rothen Adlerorden errungen hatte, entflammte die braven Truppen zu heldenmüthiger Begeisterung. General v. Aven rief tödtlich getroffen aus: "Es wird Zeit, daß wieder einmal ein preußischer General für seinen König stirbt," und am Abend des 18. April 1864 wehte der preußische Adler von diesem dänischen Bollwerk herab, um dasselbe nicht mehr zu verlassen. Lob und Dank spendete damals der Kronprinz den braven Soldaten. Den 35ern rief er zu: "Ihr seid ja wahre Eisenfresser!" Wie wird der König sich freuen, wenn ich ihm von euren Heldenthaten erzähle!" Seitdem sind 24 Jahre des schwersten Kampfes, des unausgesetzten Ringens vergangen, und jetzt, welche Wandlung! Der unvergleichliche Held liegt auf dem Krankenbett, und in schwerster Besorgniß lauscht ganz Deutschland, lauscht die Welt auf die traurigen Nachrichten, die aus dem Stadtschloß zu Charlottenburg kommen, aber bis zum letzten Augenblick bleibt der Kaiser sich treu; Furcht und Zaghaftigkeit kennt er nicht, Unerschrockenheit und Gleichmuth zeichnen ihn heute wie vor 24 Jahren in unvergleichlichem Glanz aus.
Am Bett des Kaisers ist jetzt ein Apparat angebracht, welcher es ermöglicht, daß der hohe Patient in halbsitzender Stellung schlafen kann. Dieser Apparat wurde am Montag aus der Berliner Klinik geholt. Der Kaiser fühlt sich in sitzender Stellung wohler, da im Liegen leicht Atmungsbeschwerden sich einstellen.
- Der Vorbeimarsch der Soldaten beim Kronprinzen Wilhelm während der Rückkehr vom Tempelhofer Feld zieht jetzt jeden Vormittag das Publikum in großen Schaaren nach dem Kreuzpunkt der Linden und der Friedrichstraße. Die Zahl der Zuschauer dieses militärischen Schauspieles wächst mit jedem Tage. Wenn die Musik ertönt, tauchen an allen Fenstern und auf allen Balcons der umliegenden Häuser Neugierige auf. Während gestern Vormittag Kronprinz Wilhelm auf seinem prächtigen Goldfuchs wie üblich auf der Nordseite vor dem Victoria=Hotel hielt und die Soldaten vom Garde=Füsilierregiment stramm, mit angefaßtem Gewehr vorbeimarschirten, nahm ein Moment=Photograph vom Balcon eines benachbarten Hauses dieses merkwürdige Bild auf.
- Infolge telegraphischen Auftrages sandte dieser Tage Gartenbaudirektor Haupt in Brieg für den kaiserlichen Hof in Charlottenburg eine größere Anzahl der prächtigsten Orchideen; Kaiserin Viktoria ist eine große Freundin dieser Pflanzenart.
- In Berlin ist Eugen Müller gestorben, ein Müller, der einen vortrefflichen Mahlgang hatte, die "Vossische Zeitung". Auf ihn paßte das alte Volks= und Kinderlied: Müller, Müller, Mahler, mahl' mir 'nen Sack voll Thaler!
- Man rechnet, daß die Berliner Pferdebahn durchschnittlich täglich 30 000 Mk. den Bewohnern der Residenz abnimmt. Diese Summe wird zumeist in Nickelgroschen bezahlt und ist somit die Pferdebahn ein Riesenmagen für das "Klein=Geld". Fragen wir nun den Schaffner, was mit demselben angefangen wird, so erhalten wir die Antwort, daß allabendlich, wenn auf dem Zentralbahnhof die Auszahlung stattfindet, ein blinder Mann in Begleitung seiner Frau erscheint und für 5-600 Mk. Groschen einlöst. Er hat seine Kundschaften, die vieles kleine Geld gebrauchen, Apotheker, Kaufleute etc. Zu diesen bringt er im Lauf des Tages das Nickelgeld je nach Bedarf gegen 1 pCt Vergütung. Auf diese Weise verdient der Blinde täglich 5 bis 6 Mk. und hat damit eine achtbare Existenz. Allen Respekt vor der Findigkeit eines Blinden.
- Das Berliner Komitee für die Ueberschwemmten hat beschlossen, jetzt 461 000 Mark zu vertheilen und 700 000 Mk. in Reserve zu behalten. Diese letztere Summe soll zur Wiederherstellung der Wohnungen und zur Futterbeschaffung für das Vieh Verwendung finden, um die Nothleidenden wieder erwerbsfähig zu machen.
- Einer hervorragenden Leistung darf sich die in Buenos Ayres erscheinende "Tribuna Nacional" rühmen. Dieselbe hat sich von Specialkorrespondenten den ganzen Wortlaut sowohl der Proklemation des neuen deutschen Kaisers Friedrich an das deutsche Volk, als seines Schreibens an den Fürsten Bismarck per Kabel hinübertelegraphiren lassen. Die Kosten beider Telegramme betragen 7000 Pesos ungefähr 28 000 Mark.
- Das Abiturienten=Examen, der hochnothpeinliche Abschluß des höheren Schulbesuches, feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Jubiläum. Sein "Erfinder" ist der Herr Direktor Gerike vom Friedrich=Werderschen Gymnasium in Berlin, welcher die Prüfung im Jahr 1788 eingeführt hat. Da wir jetzt in der Zeit der Denkmäler leben, so sollte man diesen Braven auch nicht vergessen. Was meinen die Herren Primaner dazu?
- Aus Württemberg schreibt man: Das Thermometer sinkt im Gebiet der Rauhen Alb Nachts noch immer so tief, daß die Kälte sogar noch Menschenleben fordert. So wurde ein alter Mann namens BahmüHer, der sich kümmerlich vom Eierhandel nährte, zwischen Reutlingen und Degerschlecht erfroren aufgefunden. Ebenso wird aus Benzenzimmern gemeldet, daß dort ein dem Trunk ergebener Ortseinwohner erfroren aufgefunden sei.
- In Rom sind sechshundert polnische Pilger, an ihrer Spitze vier Erzbischöfe und drei Bischöfe, angekommen.
- Ein abscheuliger Doppelmord und Selbstmord hat sich am vergangenen Sonntag Nachmittag in Rotleberode bei Nordhausen, wie schon kürzlich gemeldet, ereignet. Der 28jährige einzige Sohn des Schulzen, Carl Fritsche, hatte ein Verhältniß mit einem ärmeren Bauernmädchen, dem ein Kind entsprossen war. Die Eltern wollten trotzdem die Vollziehung der Ehe nicht zugeben. Als nun der Schulzen=Sohn mit seiner Geliebten zusammen auf dem Feld arbeitet, schickte die Mutter das Kind zum Vater mit den Worten: "gehe zu deinem Vater und laß dir ein paar Groschen geben." Das Kind that, wie ihm geheißen; der junge Bauer wurde dadurch so aufgebracht, daß er aus dem naheliegenden Haus eine Axt herbeiholte und das Kind tötete; auch die zur Hilfe herbeieilende Mutter schlug er deart mit der Axt, daß sie tod niedersank. Er selbst eilte nach vollbrachter That sofort nach dem benachbarten Teich und ertränkte sich.
- In der großen Cowan'schenen Seifen= und Zuckerfabrik in Barnes in England entstand Montag morgen eine Freuersbrunst. Das Hauptgebäude brannte bis auf den Grund nieder und der geschmolzene Zucker lief in Strömen, helle Flammen schlagend hernieder. Die großen 60 000 Pfund wiegenden kupfernen Vacuumpfannen nahmen die seltsamsten Formen an. Der Verlust wird auf 1 1/2 Millionen Mark geschätzt und die Hälfte der 1000 Arbeiter der Fabrik ist brotlos geworden.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 32 Seite 6]

Marion.
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)


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