No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. April
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 30 Seite 1]

Das Befinden des Kaisers ist gegenwärtig leider als kein zufriedenstellendes zu bezeichnen, auch ist die Ruhe in den letzten Nächten wiederholt unterbrochen worden, und mitunter nur eine sehr geringe gewesen. Die Kanüle soll dem hohen Kranken vielfach Beschwerden verursachen und hat in einer der jüngsten Nächte 21 mal herausgenommen werden müssen.
Die Aerzte fanden am Morgen, daß die Geschwulst etwas zugenommen habe und daß das örtliche Uebel überhaupt im Zunehmen begriffen sei.
Eins ist richtig: In San Remo muß furchtbar gelogen worden sein. Da hieß es das eine Mal von dem jetzigen Kaiser Friedrich , sein Bart sei schneeweiß geworden, das andere Mal, der Bart sei ganz abrasiert, und dem Kaiser seien sämmtliche Vorderzähne ausgebrochen worden. In Berlin haben den Kaiser jetzt Tausende von Angesicht zu Angesicht gesehen, aber von all diesen Dingen haben sie nichts bemerkt als einen leicht ergrauten Bart, wie er bei Männern von 57 Jahren oft vorkommt.
Von einem Augenzeugen, welcher den Kaiser in nächster Nähe gesehen, erfährt man noch, daß sein Gesicht ein klein wenig hagerer ist. Sonst ist das Aussehen unverändert. Irgend welche Gefahr ist für die nächste Zeit nicht vorhanden. - Der Wechsel der Kanüle am Donnerstag war dadurch veranlaßt worden, daß das örtliche Leiden sich etwas weiter nach unten fortpflanzt.
Die Kaiserin Victoria soll die Absicht haben, auch die Ueberschwemmungsgebiete der Elbe und Nogat zu besuchen. Der Oberpräsident von Posen veröffentlicht den Dank der Kaiserin für den ihr dort zu Theil gewordenen Empfang. Aufsehen hat es erregt, daß die Kaiserin in Posen eine Deputation von polnischen Damen empfangen hat, deren Führerin, die Gräfin Kwilecka, sich in französischer Sprache an die Kaiserin gewandt hat.
Endlich hat die Kanzlerkrisis ihren Abschluß gefunden, und zwar in dem von der erdrückenden Mehrheit des deutschen Volkes gewünschten Sinn. Fürst Bismarck verbleibt in seiner hohen verantwortungsvollen Stellung, Prinz Alexander von Battenberg kommt nicht nach Berlin und das Verlobungsprojekt ist ad acta gelegt. Ob für immer oder nur mit dem Vorwand, zu gelegener Zeit wieder aufgenommen zu werden, mag dahingestellt bleiben, genug, daß in dieser für das deutsche Volk und für unseren Kaiser ohnehin schon so schweren, hochernsten Zeit die Gefahr, nicht nur den Kanzler zu verlieren, sondern auch Rußland gegenüber in eine schiefe Stellung zu gerathen und damit die Vortheile einzubüßen, welche eine weise und weitsichtige Politik in mühevoller Arbeit uns gesichert hatte, zunächst glücklich abgewendet ist. Die Frage, ob der Kanzler nicht doch noch genötigt sein würde, den starken wider ihn in's Feld geführten Einflüssen gegenüber von seinem länger als ein Vierteljahrhundert ruhmvoll behaupteten Platz zu weichen, ist bis zum Donnerstag unzweifelhaft eine offene gewesen. Daß man an höchster Stelle die Möglichkeit seines Rücktritts allen Ernstes in Erwägung gezogen hat, geht schon aus den Anfragen hervor, die wegen der eventuellen Uebernahme des Reichskanzlerpostens an den Statthalter Fürsten Hohenlohe, den Botschafter Grafen Hatzfeldt in Paris und, wie es heißt, auch an den vormaligen badischen Minister v. Roggenbach gerichtet worden sind. Herr v. Roggenbach, der bekanntlich Kaiser Friedrich sehr nahe steht und der aus Anlaß der Krise von Karlsruhe sofort nach Charlottenburg geeilt war, soll übrigens um die Beilegung des Konfliktes im Verein mit dem Großherzog von Baden sich ganz besonders verdient gemacht haben. Die mehrstündigen Konferenzen, welche Fürst Bismarck im hiesigen Palais mit der Kaiserin Viktoria und im Schloß zu Charlottenburg mit dem Kaiser selbst gehabt hat, haben endlich den befriedigenden Abschluß des unheilvollen Zwischenfalls herbeigeführt. Hoffentlich trägt die Beseitigung der Bismarcks=Krisis nun auch dazu bei, den Kriegsminister Bronsart von Schellendorf, der ebenfalls sich mit Rücktrittsgedanken getragen hat, zum Verzicht auf diese Absichten zu bewegen. Wie man vernimmt, ist es nicht die beabsichtigt gewesene Anstellung des Battenbergers in der Armee, sondern es sollen einzelne allerhöchste Anordnungen zum Zweck der Beschleunigung des Verfahrens bei Ausarbeitung neuer Reglements für die Infanterie gewesen sein, die den General v. Bronsart veranlaßt haben, die Einreichung seines Entlassungsgesuches ernstlich in Erwägung zu ziehen. Bei dem noch fortwährend der größten Schonung bedürfenden Gesundheitszustand des Kaisers und der im ganzen Volk seit dem Tod Kaiser Wilhelms noch immer herrschende Erregung erscheint es doppelt wünschenswerth, daß nunmehr alle Beunruhigungen und Sorgen dem Kaiserhaus, dem Volk und dem Reich fern bleiben mögen.
Ueber die Form, in der die Kanzlerkrisis beigelegt wurde, lauten die Nachrichten noch immer verschieden. Die "Köln. Ztg." stellt die Sache so dar, daß die Kaiserin die Entscheidung in das einfache Wort ihres hohen Gemahls gelegt und erklärt habe, es bis auf Weiteres bei dieser Entscheidung bewenden lassen zu wollen. Der Kaiser habe dann entschieden, daß von der Battenbergischen Angelegenheit bis auf Weiteres keine Rede mehr zu sein habe. Daraufhin habe der Reichskanzler sich bereit erklärt, weiter zu dienen, so lange seine Kräfte reichen und die Angelegenheit Battenberg ruht.
Der Himmel weiß, was alles aus Berlin über die Kanzlerkrisis geschrieben wird, und was man davon glauben kann oder nicht. Wie bestimmt Prinz Alexander Ostern erwartet worden ist, davon soll folgendes Zeugniß ablegen: "Kaiserin Viktoria hatte im Charlottenburger Schloß die früher von König Friedrich Wilhelm und der Königin Luise bewohnten Zimmer, die bisher in unveränderter Gestalt erhalten worden waren, zur Aufnahme des Prinzen räumen lassen. Die Möbel standen noch an derselben Stelle, wie in alter Zeit, die Arzneiflaschen noch da, wo sie Friedrich Wilhelm III. hingestellt hatte, auch waren noch Zeugproben vorhanden mit

[ => Original lesen: 1888 Nr. 30 Seite 2]

eigenhändigen Bemerkungen des Königs, wie z.B.: "von diesem Stoff trug die Königin Luise ihr letztes Kleid." Alles dies ist jetzt zusammengepackt und soll auf Befehl der Kaiserin dem Hohenzollernmuseum überwiesen werden." So berichtet der "Rheinische Kourier". Die "National=Zeitung" meldet ihrerseits: Im Charlottenburger Schloß werden die Arbeiten zur Herstellung der Gemächer, welche zur Aufnahme der Königin Viktoria von England bestimmt sind, mit größtem Eifer betrieben. Es handelt sich dabei um eine vollständige Neueinrichtung der einst von König Friedrich Wilhelm III, und der Königin Luise bewohnten und seither unbenutzt gebliebenen Gemächer.
Der Kronprinz Wilhelm soll, wie aus Wien versichert wird, ein noch heftigerer Gegner des Heirathsprojektes des Battenbergers und der Prinzessin Viktoria sein als der Reichskanzler. Der Kaiser soll eine entschiedene Willensmeinung über die Angelegenheit überhaupt nicht kundgegeben haben. In Wien meint man, die Entscheidung über die Angelegenheit sei nur verschoben, der Ausgang sei noch immer völlig unabsehbar. Aus dem Zeremoniell des preußischen Hofes sind die Bestimmungen von Interesse, welche die Verlobung einer königlichen Prinzessin betreffen. Diese lauten: "Sobald von einem entsprechenden Bewerber um die Hand einer Prinzessin des königlichen Hauses angehalten worden ist und S. M. der König, sowie die hohen Eltern und event. Großeltern des betreffenden Paares die Einwilligung zu dessen ehelicher Verbindung ertheilt haben, findet zwischen diesen beiden Letzteren nach altem Herkommen vorerst, und zwar in Gegenwart der nächsten Anverwandten, ein feierliches Eheversprechen statt, was zwar nicht als Familiengeheimniß behandelt, jedoch offiziell nicht zu öffentlicher Kenntniß gebracht zu werden pflegt. Die eigentliche Verlobung wird erst später gefeiert. Das freudige Ereigniß der Verlobung einer königlichen Prinzessin wird dem ganzen Land durch den königlichen Staats=Anzeiger bekannt gemacht.
Kronprinz Wilhelm hat sich in einer Sitzung der Landespferdezucht=Kommission, der er mehrere Stunden beiwohnte, dahin geäußert, daß es jedenfalls als Hauptaufgabe der königlichen Gestütsverwaltung zu betrachten sei, die Zucht der edlen für die Armee brauchbaren Pferde zu fördern. Die Meinung sei verbreitet, daß die im Mobilmachungsfall für die die Remontierung der Armee nötige Zahl von Reitpferden nicht mehr oder unter erheblicher Herabminderung der berechtigten Ansprüche an die Leistungsfähigkeit des Thieres zu beschaffen sei. Es müßten sonach die Staatsmittel vorzugsweise verwendet werden, um diesen Zweig der Pferdezucht zu fördern.
Ueber das Testament des Hochseligen Kaisers wird berichtet, daß dem Prinzen Heinrich ein größerer Länderbesitz in den östlichen Provinzen vermacht worden sei.
Die deutschen Marineoffiziere widmen den Prinzen Heinrich, dem Seemann, zu seiner Hochzeit einen silbernen Tafelaufsatz, der einen von den Wogen umbrandeten Leuchtthurm darstellt, in dessen oberster Spitze durch einen leichten Druck elektrisches Licht erstrahlt.
Die Frau Fürstin Bismarck hat am Mittwoch ihr Geburtsfest begangen und aus dieser Veranlassung von nah und fern aus allen Kreisen Glückwünsche und Geschenke erhalten, die Zeugniß dafür ablegen, welche Verehrung der treuen aufopfernden Gefährtin des Reichskanzlers überall dargebracht werden. Daß Kaiser Friedrich und Kaiserin Victoria die Fürstin Bismarck bereits am Geburtstag ihres Gemahls mit einem prachtvolle Armband beschenkt haben, das die Bildnisse des Kaisers und der Kaiserin trägt, ist schon früher mitgetheilt worden.
Der Ankunft der Königin Victoria von England in Charlottenburg wird am 24. April entgegengesehen.
Nach "Wiener Blättern" fand man in Petersburg bei einer Dame, welche sich selbst das Leben genommen, mehrere Dynamitbomben. Es ist wieder von einem geplanten Attentat auf den Zaren die Rede.
Immer mehr schlägt man sich in Frankreich, namentlich in den Provinzen, auf die Seite Boulangers. Er ist schon mehrmals gewählt und wird noch öfter gewählt werden. Die Franzosen haben wieder einen Götzen, den sie auf den Schild erheben; die Tage der parlamentarischen Republik sind gezählt die Lächerlichkeit hat Boulanger ebenso so wenig geschadet, wie sie vor vierzig Jahren dem Prinzen Napoleon geschadet hat. Was seine Wahl zu bedeuten hat, ist schon zu erkennen: bei den Franzosen regt sich die Kriegslust. Ein Boulanger an die Spitze der Regierung, der nicht möglichst bald zu kriegerischer Politik überginge, würde eben so schnell abgewirtschaftet haben, wie vor Jahren Gambetta mit seinem "großen Ministerium."
Die Kosten für Boulangers Wahlfeldzug und Reklame werden bis jetzt auf 220 000 Mark angeschlagen. Darüber schütteln viele Franzosen die Köpfe und fragen sich und andere verwundert: woher mag er das Geld bekommen haben?
General Boulanger wird von seinen Anhängern mit Vorliebe als "der erste Soldat Frankreichs" gepriesen. Dagegen protestirt der "Moniteur de l' Armee" in einem geharnischten Artikel, in dem ausgeführt wird, daß Boulanger als General sich stets als höchst mittelmäßig und von sehr untergeordnetem Verstand gezeigt habe. Boulanger sei nicht der erste Soldat, wohl aber "der erste Hanswurst Frankreichs." Der Artikel wird keinen geringeren Persönlichkeiten als Faidherbe oder Billot zugeschrieben.
Der Sultan durfte es vier Wochen lang nur vertraulich wissen, daß Kaiser Friedrich den Thron bestiegen hat, offiziell erfuhr er es zuerst am 11. April durch den deutschen Botschafter Herrn v. Radowitz. Der ganze türkische Hof und viele hohe deutsche Beamte und Offiziere waren zur Feierlichkeit und später zum Festmahl versammelt; bei den ersten Gängen wurden die Gerichte auf Silber, bei den späteren auf Gold aufgetragen und zum Abschied entließ der Sultan den Botschafter auf gut Deutsch mit einem kräftigen Händedruck.
Die schweizerische Bundesregierung hat den Beschluß gefaßt, den "Sozialdemokrat" zu unterdrücken, da derselbe die Mahnung, sich einer gemäßigten Sprache zu befleißigen, nicht beachte.
Der Bundesrath der Schweiz hat gegen den Urheber des Baseler Fastnachtspamphlets "Vive la France" die strafrechtliche Verfolgung beschlossen. Die Bewahrung freundnachbarlicher Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und der Eidgenossenschaft kann nur gewinnen, wenn an solchen frechen Buben einmal ein Exempel statuirt wird.
Die Dänen haben die Hoffnung auf Wiedergewinnung eines Theils von Nordschleswig bis jetzt so wenig aufgegeben, wie die Franzosen die Hoffnung, ihre "losgerissenen Brüder in Elsaß=Lothringen" in einem siegreichen Krieg wieder zu befreien. Bei einer zum Geburtstag des Königs in Kopenhagen veranstalteten Feier schloß der Festredner wörtlich so: Laßt uns wünschen, daß der König seine Augen nicht schließe, bevor Dänemarks innigster Wunsch erfüllt ist; wir erwarten nicht, daß die Erfüllung auf dem Kriegswege geschehe, sondern setzen unsere Hoffnung auf den Weltlenker und sprechen den Wunsch aus, daß König Christian IX. seine Augen erst als König aller Dänen schließen möge.


- Schönberg. Für die Bezeichnung Kgl. Bairischer, Kgl. Sächsischer und Kgl. Württembergischer Truppentheile sind Seitens ihrer resp. Kriegsherren nachfolgende Bestimmungen getroffen:

1. Das Kgl. Bairische 6. Infanterieregiment führt die Bezeichnung "Kaiser Wilhelm, König von Preußen" für alle Zeiten, während das Kgl. Bairische 1. Ulanen=Regiment künftig die Benennung "1. Ulanen=Regiment Kaiser Friedrich, König von Preußen" erhält;
2. Das Kgl. Sächsische 2. Grenadier=Regiment No. 101 "Kaiser Wilhelm, König von Preußen" behält diese Bezeichnung für alle Zeiten, während das Kgl. Sächsische 2. Husaren=Regiment Kronprinz Friedlich Wilhelm des deutschen Reichs und von Preußen in Zukunft die Benennung "2. Husaren=Regiment No. 19, Kaiser Friedrich, König von Preußen" erhält.
3. Das Kgl. Württembergische 2. Infanterie=Regiment No. 120 behält für alle Zeiten den Namen "Infanterie=Regiment Kaiser Wilhelm, Kö=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 30 Seite 3]

nig von Preußen (2. Württembergisches) No. 120", während dem Kgl. Württembergischen 7. Infanterie=Regiment No. 125 der Name "Infanterie=Regiment Kaiser Friedrich, König von Preußen (7. Württembergisches) No. 125" beigelegt worden ist Offiziere und Mannschaften desselben tragen den Namenszug des Chefs auf Epaulettes und Schulterklappen.
- Einfluß des Futters auf die Qualität des Schweinefleisches. 1) Das beste Fleisch an Geschmack, das schwerste Gewicht desselben ergeben mit Milch genährte Schweine; dieser steht die Fütterung mit Körnern, Mais, Gerste, Hafer und Erbsen am nächsten. - 2) Kartoffeln geben ein lockeres, leichtes, geschmackloses, bei dem Kochen viel verlierendes Fleisch. - 3) Das Fleisch von mit Klee gefütterten Schweinen ist gelb, ohne Substanz, schlecht im Geschmack. - 4) Oelkuchen und Oelsaaten erzeugen ein lockeres, fettiges Fleisch von einem unangenehmen Geschmack. - 5) Bohnen ein hartes, schwer verdauliches, unschmackhaftes und 6) Eicheln ein leicht wiegendes und hartes Fleisch.

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Anzeigen.

Eichen=Loh=Auction.

Am Sonnabend, den 21. April, Morgens 11 Uhr, sollen beim Gastwirth Freitag zu Schönberg die Lohrinden von nachstehend aufgeführten Eichen zur Selbstgewinnung meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Aus dem Pellmoor:
Die Rinden von 63 Stück 80 bis 100jähr. Eichen.
2. Aus der Brandkuhle, Röggeliner Holz:
Die Rinden von 33 Stück 120 bis 150jähr. Eichen.
Schönberg, den 11. April 1888.                                                    
                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Montag, den 23. April cr., Vormittags 11 Uhr, sollen in Herrnburg
          eine Milchkuh öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer im Kruge der Wittwe Lohse daselbst.

Staffeldt. Gerichtsvollzieher.         


Auktions=Abkündigung.

Der auf Donnerstag, den 19. d. M. in Schönberg angesetzte Zwangsverkauf von 2 Kühen findet nicht statt.

Staffeldt. Gerichtsvollzieher.         


Von sämmtlichen Hauswirthen der Dorfschaft Palingen wird bekannt gemacht, daß das Holz= u. Mooskarren, sowie das Durchscheiden in den Knicken u. s. w. bei gerichtlicher Strafe verboten wird.

Palingen, d. 11. April 1888.                                                    Dorfschaft.


Auction.

Dienstag, d. 1. Mai, Morgens 9 Uhr sollen in der Behausung des Gastwirths Herrn Freitag wegen Aufgabe der Holländerei öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden:

4 Pferde, diverse Stuhl- und andere Wagen, Sielengeschirre, Halfter, Decken, Gurten, Tische, Stühle, Eimer, Bütten, Balgen, Bettstellen, Leute-Betten und Sonstige Haus- und Küchengeräthe. Die Pferde kommen Mittags 11 Uhr zum Aufgebot.
Mechow bei Ratzeburg, d. 12. April 1888.

C. Wulf.        


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Sarg-Magazin

eichen=, tannen= und Kinder=Särge, hält stets vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen.

C. Stemmann, Tischlermeister,
Wilh. Stüve Nachfl.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 30 Seite 4]

Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin

Sechste Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung II. am Mittwoch, d. 18. April 1888.

Ein Wintermärchen, Schauspiel in 5 Aufzügen von Shakespeare Musik von F. v. Flotow.
Anfang 6 1/2 Uhr, Ende 9 1/2 Uhr.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Generalversammlung

am Sonntag, den 22. April d. J., Nachm. 3 Uhr, im Vereinslokale.
                          Tagesordnung:

1. Besprechung verschiedener Vereinsangelegenheiten.
2. Wahl eines Delegirten für den Delegirtentag in Teterow.

Der Vorstand.        


Möbel-Versicherungs-Verein im
Fürstenthum Ratzeburg.
Versammlung am Sonntag, den 13. Mai, Nachmittags 2 Uhr, beim Gastwirth Jabs in Schlag=Resdorf.
Tagesordnung: Verlesung der von Hoher Landesregierung genehmigten Statuten. Um recht zahlreiche Betheiligung bittet
                                                    der Vorstand.


Mit Genehmigung Großherzoglicher Landvogtei wird der Landwirthschaftliche Verein für das Fürstenthum Ratzeburg am 5. Juni d. J. eine

Thierschau

nebst Gewerbeausstellung, Tombola und Wettrennen veranstalten. Alles Nähere hierüber wird demnächst bekannt gemacht.
Schönberg, den 12. April 1888.

Namens des Vorstandes des Vereins.
                                                    Der Secretair:
                                                    Wilh. Heincke.


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Lübeck, Breitestraße 24.
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junges Mädchen,
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Menzendorf.                                                    Holländer=Pächter.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 30 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 30 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. April 1888.


- Der hochselige Kaiser Wilhelm soll, wie mehrere Berliner Blätter berichten, jedem Invaliden aus dem Kriege 1870/71 testamentarisch 30 Mark zugewiesen haben. Die Anweisung soll bereits erwirkt sein.
- Die ersten Münzen mit dem Bildnisse des Kaisers Friedrich werden Kronenstücke, (10 Mk. in Gold) sein, welche in etwa vier Wochen zur Ausgabe gelangen werden. Für Münzensammler dürfte die Notiz von Interesse sein, daß gelegentlich des Ablebens von Kaiser Wilhelm besondere Gedenkmünzen nicht geprägt werden.
- Der König von Sachsen hat den Kronprinzen Wilhelm zum Chef des Grenadier=Regiments Nr. 101 "Kaiser Wilhelm" ernannt, dessen bisheriger Chef der hochselige Kaiser gewesen ist.
- Die preußische Militärverwaltung hält neuerdings mit Strenge darauf, daß grundsätzlich überall, soweit es ohne Schädigung der Interessen des betreffenden Verwaltungszweiges irgend angängig ist, bei den stattfindenden Beschaffungen die deutsche inländische Industrie und Produktion bevorzugt und nach Umständen auch bei Ausschreibung von Lieferungen bezw. bei Abschluß von Lieferungsverträgen dem Lieferanten eine dahin gehende Verpflichtung auferlegt werde.
- Nach den Mittheilungen des Ministers von Puttkamer, welcher in den Ueberschwemmungsgebieten war, ist diese Ueberschwemmung die größte, welche die norddeutschen Stromgebiete in diesem Jahrhundert heimgesucht hat. Die Noth wird durch die rauhe Witterung noch gesteigert.
- Das Hochwasser hat nunmehr in allen Ueberschwemmungsgebieten den Gipfelpunkt überschritten, die Fluthen fallen langsam. Aber die Noth ist im Steigen; denn erst jetzt zeigen sich die Verheerungen in ihrer ganzen Schrecklichkeit. Von der Elbe bis zum Niemen ist fast ganz Norddeutschland schwer heimgesucht.
- Die 93jährige Frau, die bei der Ueberschwemmung in Lenzen von Pionieren gerettet worden ist, war nicht eine Schwester des Turnvaters Jahn, sondern eine Kousine desselben. Ihr Vater war Prediger in dem von Lanz, dem Geburtsorte Jahns, etwa eine Stunde entfernten Kumlosen. Sie erzählte gern von alten Zeiten und namentlich vom alten Jahn.
- Ueber den Einfluß, bezw. den Schutz, den die Pockenimpfung gewährt, geben statistische Erhebungen, die bei einer jüngst in Sheffield in England herrschenden Pockenepidemie vorgenommen worden sind, interessante Aufschlüsse. Von 95 000 geimpften Kindern sind nur zwei, dagegen von den nicht geimpften 5000 Kindern sind 70 gestorben. Im Allgemeinen war das Verhältniß der Sterblichkeit der geimpften und wiedergeimpften Personen zu der der ungeimpften wie 4,4 : 41,3.
- Die Rheinländer sind auf die Engländer nicht gut zu sprechen, seit in England der Zoll auf Flaschenweine von 2 Schilling für ein Dutzend auf 7 Schilling erhöht worden ist. Dadurch ist die Ausfuhr kleiner und mittlerer Rheinweine nach England unmöglich geworden und die deutschen Trinker werden sich ins Mittel legen müssen.
- Nach der Volkszählung von 1885 gab es in Preußen allein 5648 Neunzigjährige, darunter 2081 Männer und 3567 Frauen. 95 bis 100 Jahre zählten 306 Männer und 641 Frauen, über 100 Jahre 72 Männer und 260 Frauen, darunter Frau Fischer aus der Wolfsschlucht in Königsberg, bekannt unter den Namen "Madamchen" oder "Tantchen". Sie hat seit 20 Jahren die Straße nicht betreten, sondern bewegt sich nur in ihrer Bude, die abends nur von Talglicht erleuchtet ist, in der Kneipluft und im Tabaksqualm. Angethan mit einer mächtigen schwarzen Haube sitzt sie hinterm Ofen und begrüßt mit der größten Freundlichkeit ihre Gäste und ertheilt Befehle an ihre 70jährige Tochter oder die 60 jährige Magd. Sie liest noch ohne Brille und bewegt sich ohne Stock, ohne Zeichen von Gebrechlichkeit. Ihre Lebensweise entspricht keineswegs den hygienischen Grundsätzen. Es giebt eben kein bestimmtes Rezept für alle. Im großen kommt es aber doch auf eine vernünftige Lebensweise an. Wenn jetzt das Durchschnittsalter auf 35 oder gar 32 Jahre zurückgegangen ist, so werden diese Ziffern hauptsachlich durch die große Kindersterblichkeit herbeigeführt. In diesem Punkt wird viel gesündigt. Im Uebrigen schickt sich nicht eines für alle, und:
               "Alt zu werden ist Gottes Gunst,
               Jung zu bleiben ist eine Kunst."
- Die unehrliche Kunst des Beschneidens, die früher an den alten Dukaten geübt wurde, scheint nicht untergegangen zu sein. Es wird geklagt, daß ungemein viel beschnittene 10= und 20 Markstücke im Umlauf seien, man müsse immer eine Goldwage zur Hand haben.
- Aus London wird vom Dienstag gemeldet: Der Prinz von Wales ließ dem Lordmajor gestern für die Ueberschwemmten in Preußen den Betrag von 100 Pfund Sterling mit einem Handschreiben zugehen, in welchem er seine Befriedigung über die vom Lordmajor veranlaßte Bildung ausspricht. Von dem Bankhause Rothschild wurden dem Lord=Mayor 300 Pfd. St. (6000 Mk), von derb Firma Schröder 500 Pfd. St. (10 000 Mk.) für den Hilfsfonds übersendet.
- Ein spekulativer Engländer will das echte Jordanwasser zu Nutz und Frommen aller Gläubigen in den Handel bringen. Er will dem Sultan, der viel Geld braucht, von jeder Flasche eine Abgabe von einem Piaster entrichten unter der Bedingung, daß auf jeder Flasche amtlich die Echtheit des Jordanwassers bezeugt wird.
- Der Herzog von Orleans, der gegenwärtig in Indien weilt, hat sich kürzlich auf einer Tigerjagd in Lebensgefahr befunden. Eine Tigerin war auf seinen Elephanten gesprungen, hatte den Zufluchtskasten bereits zertrümmert und wollte schon auf den jungen Herzog eindringen, als noch rechtzeitig eine Kugel die Bestie tödtete. Das muß ein guter Schütze gewesen sein.
- Ehrlich währt am längsten. Von den 21 New=Yorker Stadträthen, welche sich vor einigen Jahren von der Broodway=Eisenbahn bestechen ließen, sitzen 3 im Gefängniß, 2 sind todt, 1 wurde wahnsinnig, 4 sind geflüchtet, 9 erwarten ihre Verurtheilung und drei sind gegen ihre Mitschuldigen als Zeugen aufgetreten.
- Für rothe Nasen giebt's neuerdings ein Heilmittel, das bei Aerzten und Frauen im Ansehen steigt. Es ist das Ichthyol. Mit gleichen oder 1 1/2 Theilen bester Vaseline vermischt, wird es abends messerrückendick auf die Nase gestrichen und die Nacht über darauf gelassen. Nach acht Tagen ist die Röthe meist beseitigt, nur in hartnäckigen Fällen muß die Kur ein oder mehrmals wiederholt werden. Nur bei Burgunder= oder Rheinwein=Nasen schlägt sie nicht an. Bei schmerzhaften Entzündungen, wie Gicht und Rheumatismus, hat sich das Mittel, das unschädlich ist, vielfach erprobt.


Marion.
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)

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Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]


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