No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Februar
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 11 Seite 1]

Das neue deutsche Zivilgesetzbuch und seine Bedeutung.

Die Schöpfung des Zivilgesetzes, welches zurzeit dem Bundesrath zur Begutachtung vorliegt, das sowohl dieser, wie der Reichstag ohne wesentliche Abänderungen annehmen werden, ist eine nationale That ersten Ranges. In idealer Beziehung bedeutet dieses Gesetz auch ein unzerstörliches Bindemittel für das Einheitsbewußtsein des deutschen Volkes, in materieller Beziehung einen großen Fortschritt in der Sicherheit der Rechtsprechung. Trotz unserer Einheit haben wir im großen Ganzen in jedem deutschen Land noch ein anderes Recht. Da gilt ein Landrecht und daneben eine ganze Reihe von speziellen Gesetzen; eine Unsumme gerichtlicher Entscheidungen gehört außerdem zur Kenntniß des Rechts; dort sind nur einzelne Landesgesetze vorhanden und es gilt das alte römische Recht, in dem fast jede Frage bestritten ist, und außerdem gelten alte deutsche rechtliche Satzungen. Nur wenige Rechtsstoffe waren bis jetzt durch die Reichsgesetzgebung einheitlich geregelt. Der Jurist galt nur in seinem Vaterland und war mit seinen Kenntnißen sozusagen an die Scholle gebunden, der Rechtsuchende aber hatte, wenn er innerhalb oder außerhalb seiner Grenzpfähle einen Streit auszufechten hatte, für sich selbst keine zuversichtliche Ansicht darüber, ob er am Ende des Streites oben oder unten liegen würde. Auch der Jurist befand sich immer in der unangenehmen Lage, daß er, obwohl er seine Ansicht über die Sache hatte, doch nicht behaupten konnte, so ist es und so muß es bleiben. Denn wer die Rechtsprechung verfolgt hat, hat oft genug mit Kopfschütteln beobachten müssen, wie der erste Richter so, der zweitinstanzliche gerade entgegengesetzt geurtheilt und der drittinstanzliche Richter oft genug die Ansicht des ersten Richters wiederhergestellt hat, wie also die Rechtsprechung vielfach eine Art Machtfrage war und derjenige Richter die richtige Ansicht hatte, der in der höchsten Instanz Recht zu sprechen hatte resp. weil er dieser Instanz angehörte.
Wir sind nun weit entfernt, behaupten zu wollen, daß dieser Zustand durch das Erscheinen des neuen Zivilgesetzbuches gänzlich aufhören werde, denn aus dem Boden desselben werden bald genug eine Menge von Streitfragen und verschiedene Auffassungen aufsprießen; der Zustand wird aber trotzdem ein wesentlich besserer werden. Es wird bezüglich der Rechtsfragen, über welche das Zivilgesetzbuch positive Bestimmungen trifft, nicht so oft möglich sein, daß die Juristen darüber so verschiedener Meinung wie seither, wo fast bei jeder Frage der eine Richter für seine Ansicht die und die Pandektenstellen, die und die Schriftsteller und der andere Richter ebensoviel und noch einige andere Stellen, Gelehrte und Urtheile mehr anzog, die das Gegentheil aussprachen.
Half doch seinerzeit das Erscheinen eines in groß Folio enggedruckten 3 Bände starken Werkes einem großen Bedürfniß ab, obgleich das Werk nichts enthielt, als eine Zusammenstellung der verschiedenen Ansichten über die verschiedenen Rechtsmaterien. Eine Unsumme von Prozessen, die bis jetzt geführt wurden, weil entgegengesetzte Entscheidungen über die betr. Rechtsfrage vorlagen, weil es ungewiß war, welche Ansicht in den verschiedene Instanzen schließlich die Oberhand behalten würde, weil es ungewiß war, ob nicht bei anderer Besetzung der Gerichtsbank dasselbe Gericht dieselbe Frage anders entscheiden würde, als früher, werden dadurch, daß das neue Zivilgesetzbuch positive Bestimmungen über den betreffenden Rechtsstoff enthält und die Kontroversen damit einfach aus der Welt schafft, von vornherein gar nicht begonnen werden. Eine Menge Entscheidungen werden nicht mehr in die höhere Instanz getrieben werden, wenn die Hoffnung begraben ist, daß die höher Instanz dieselbe Rechtfrage anders beurtheilen könnte, als der erste Richter.
Der gebildete Laie wird an der Hand des großen gemeinverständlich geschriebenen Rechtsbuches in der Lage sein, sich selbst ein Urtheil über die Aussicht seiner Sache zu bilden, der Anwalt, bei dem er anfragt, wird in vielen Fällen in der glücklichen Lage sein, von vornherein vom Prozeß abrathen zu können, kurz die Rechtssicherheit wird in einem gar nicht hoch genug anzuschlagenden Grade gefördert und damit dem ganzen deutschen Volk eine sehr große Wohlthat erwiesen werden. Auch der Jurist, selbst der älteste, wird dem Erscheinen dieses Werkes mit dem größten Interesse und der größten Freude entgegensehen. Muß er auch aufs neue Pandekten studieren, wird auch binnen kurzem eine wahre Sturmfluth von neuer Litteratur auf ihn eindringen, wird auch seine schöne und sehr teuere Bibliothek, werden seine jahrelang gesammelten Notizen auch überflüßig, wird auch die Winkeladvokatur ins Kraut schießen und ihm das Leben sauer machen, er wird trotzdem erleichtert aufatmen, denn er wird endlich auch behaupten können: so ist es, so muß es werden und meine Kollegen in den höheren Instanzen werden wenigstens das nun nicht mehr besser wissen können als ich selbst. Die anderen Nationen aber werden mit Staunen und Bewunderung erfahren, mit welcher Energie und Thatkraft das junge Deutsche Reich nicht blos an seiner äußeren Machtstellung, sondern auch an seinem inneren Ausbau und seiner inneren Erstarkung und Festigung arbeitet.


Auf Befehl des Kaisers Wilhelm ist in Berlin eine Kommission zusammengetreten, welche unter dem Vorsitz des General=Adjutanten Graf Lehndorff über die Küraß=Frage Berathungen abhält.
Am Donnerstag siedelte Prinz Wilhelm mit seiner ganzen Familie aus Potsdam in das Berliner Schloß über. Wenig bekannt dürfte übrigens sein, daß der Prinz zu seinen häufigen Fahrten zwischen Berlin und Potsdam ein Abonnementbillet erster Klasse, gerade so, wie viele andere Offiziere benutzt.
Die Friedensaussichten steigen! Die Mitthei=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 11 Seite 2]

lung, daß Fürst Bismarck die Absicht habe, in der zweiten Lesung des Wehrgesetzes sich über die politische Lage zu äußern, wird der Frankfurter Zeitung aus Berlin bestätigt. Personen, welche den Reichskanzler in den letzten Tagen gesprochen haben, behaupten, daß er die allgemeine Lage wesentlich friedfertiger auffasse, als dies in einem Theil der Presse noch heute geschieht. Die unzweifelhafte Friedensliebe der drei Kaiser, die nur durch unvorhergesehene Ereignisse durchkreuzt werden könnte, scheint dem Fürsten Bismarck der wichtigste Moment zu sein, wozu noch kommt, daß die Lösung der bulgarischen Frage durchaus nicht dringend erscheint, sondern noch auf lange Zeit hinaus offen gehalten werden kann. Die gegenwärtige französische Regierung ist einer kriegerischen Politik nicht verdächtig und die Thatsache, daß die Franzosen für ihre neuen Gewehre noch kein zuverlässiges Pulver gefunden haben, ist nicht zu unterschätzen.
Eine ganz sensationelle Ueberraschung bringt der deutsche Reichsanzeiger. Er publiziert den deutsch=österreichischen Allianzvertrag, der 1879 vom Prinzen Reuß und dem Grafen Andrassy abgeschlossen ist. Der Reichsanzeiger hebt hervor, daß die Publikation erfolge, um jeden Zweifel auszuschließen, daß beide Staaten den Frieden wollen und jede Friedensstörung abzuwehren entschlossen sind. Daraus ergiebt sich, daß die Lage in der That ernst ist, daß aber die Friedensmächte fest zu einander stehen. Die Publikation ist eine dringende Warnung nach Petersburg, und auch die letzte!! - Wir lassen Art. 1 und 2 des Vertrages, als die wichtigsten nachstehend folgen: Artikel 1. Sollte wider Verhoffen und gegen den aufrichtigen Wunsch der beiden hohen Kontrahenten eines der beiden Reiche von Seiten Rußlands angegriffen werden, so sind die hohen Kontrahenten verpflichtet, einander mit der gesammten Kriegsmacht ihrer Reiche beizustehen und demgemäß den Frieden nur gemeinsam und übereinstimmend zu schließen. Artikel 2. Würde eines der hohen kontrahierenden Theile von einer anderen Macht angegriffen werden, so verpflichtet sich hiermit der andere hohe Kontrahent dem Angreifer gegen seinen hohen Verbündeten nicht nur nicht beizustehen, sondern mindestens eine wohlwollende neutrale Haltung gegen den hohen Mitkontrahenten zu beobachten. Wenn jedoch in solchem Falle die angreifende Macht von Seite Rußlands, sei es in Form einer aktiven Kooperation, sei es durch militärische Maßnahmen, welche den Angegriffenen bedrohen, unterstützt werden sollte, so tritt die im Artikel 1 dieses Vertrages stipulierte Verpflichtung des gegenseitigen Beistandes mit voller Heeresmacht auch in diesem Falle sofort in Kraft und die Kriegsführung der beiden hohen Kontrahenten wird auch dann eine gemeinsame bis zum gemeinsamen Friedenschluß.
Dreijährige Gesetzgebungsperioden und Neuwahlen alle drei Jahre hat fast nur noch das Deutsche Reich. Den Gegnern des Antrages, daß künftig der Reichstag 5 Jahre tagen und nach 5 Jahren neu gewählt werden soll, wies Bennigsen nach, daß nur Skandinavien noch 3jährige Perioden habe, Holland und Belgien 4jährige, Spanien, Italien und Ungarn 5jährige, Oesterreich 6jährige und England endlich eine 7jährige, etwas Unerhörtes und Reaktionäres würde also die Einführung 5jähriger Perioden im Deutschen Reich nicht sein. Auch gegen den immer wiederholten Vorwurf, daß die Wahlen im vorigen Winter nur durch die Bethörung des Volkes mit Kriegsdrohung zu Stande gekommen seien, trat Bennigsen auf. Im Anfang vorigen Jahres, als Boulanger Kriegsminister war, habe Deutschland zweimal und einmal ganz nahe vor einem Ueberfall durch Frankreich gestanden, nur der Energie Grevys sei es zu verdanken, daß der Sturm vorübergezogen sei. Und warum hat der Reichstag erst jetzt wieder das neue Wehrgesetz, das Deutschland so ungeheure Opfer auflegt, fast einstimmig (in erster Lesung) bewilligt? Ist die Gefahr erst in den letzten Wochen entstanden? Die Verbindung zwischen Nationalliberalen und Konservativen sei damals nur durch die Ablehnung des Septennats zu Stande gekommen, nicht zu irgend welchen reaktionären Abmachungen, ein geschäftliches Abkommen gebe es gar nicht.
Das große Wort in den Zeitungen führen die dreitägigen Verhandlungen des Reichstages über das Sozialisten=Gesetz. Sicher ist, daß nur die Erstreckung des Gesetzes auf zwei Jahre angenommen wird, die Verlängerung auf 5 Jahre und namentlich die Verschärfung durch ev. Expatriirung, d. h. die Verbannung aus dem deutschen Reich bezüglich der schlimmsten Wühler, wird fallen. Gegen diese haben sich sogar die Freikonservativen ausgesprochen. Die betr. zwei Jahre sollen die letzte Frist für das Gesetz sein und diese Frist soll zur Umarbeitung des Gesetzes benutzt werden. Die Vorschläge sollen dazu womöglich in der besonderen Kommission der 23 Mitglieder gemacht werden, die zur Berathung des Gesetzes gewählt worden ist. In dieser Kommission sind alle Parteien des Reichstages meist durch ihre Führer vertreten. Von den Nationalliberalen Marquardsen und Meyer=Jena, von den Freikonservativen Kardorff, von den Deutschfreisinnigen Meyer und Träger, von den Deutsch=Konservativen Kleist=Retzow und Hammerstein, von dem Zentrum Windthorst und Adelmann, von den Sozialdemokraten Bebel.
Für eine Petition wegen Einführung hoher Viehzölle wird jetzt sehr lebhaft in den ländlichen Kreisen Ostfrieslands gewirkt. Die dortigen Viehzüchter sagen nämlich: da wir gezwungen sind, die hohen Getreidezölle zu zahlen, so müssen wir nothgedrungen mit verhältnißmäßig gleich hohen Viehzöllen unterstützt werden, weil wir sonst nicht die uns benachbarte holländische Konkurrenz aushalten können. Die Gutsbesitzer in Sachsen, Hannover, Ost= und Westpreußen etc., welche die Hauptabnehmer des ostfriesländischen Viehes sind, werden sich aber im eigenen Interesse mit allein Mitteln gegen ihre Absichten wehren, da billiges Vieh für sie eine große Hauptsache ist.
Dem Reichstag ist nunmehr der Entwurf eines Gesetzes, betr. den Schutz von Vögeln, zugegangen.
Dem Reichstag ist ferner, und zwar von konservativer Seite, ein Antrag auf Aufhebung des Identitätsnachweises eingegangen.
Die Budgetkommission des Reichstages bewilligte einstimmig den Ankauf des Russischen Hofes in Frankfurt a. M. zur Erweiterung des Postgebäudes. Die Kosten des demnächstigen Neubaues werden etwa 2 Millionen Mark betragen.
Gerüchtweise heißt es, die österreichische Regierung werde von den im Frühjahr zusammentretenden Delegationen 100 Millionen zu einem Kriegsschatz verlangen.
Wiener Blätter berichten, die russischen Truppen im Lubliner Bezirk hätten Befehl erhalten, sich ein paar Meilen weiter rückwärts zu konzentriren. Der Kasernenbau in Russisch=Polen wird aber mit fieberhafter Eile fortgesetzt.
Kanonenkönig Krupp reist bei den Höfen umher und stellt sich seinen hohen Geschäftsfreunden vor. Soeben hat er bei dem Kaiser in Wien eine lange Audienz gehabt und hat dann auch seine fürstlichen Kollegen, die Erz=Herzoge besucht.
Die alte Frau Rothschild in Frankfurt a. M. hat einmal in den 30er Jahren gesagt: "Es giebt keinen Krieg, mein Mann giebt kein Geld her." Die Rothschilds sind auch heute noch eine Macht. Die Russen schieben's den Rothschilds in die Schuhe, daß sie in Frankreich keine Anleihe zu Stande bringen können. Die drei Rothschilds in Paris, Wien und London, sagen sie, hätten das Zustandekommen verhindert und auch die anderen großen Häuser angesteckt. Es wäre schön, wenn es wahr wäre und bliebe.


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[ => Original lesen: 1888 Nr. 11 Seite 3]

Anzeigen.

Unterm heutigen Dato ist in das hiesige Genossenschaft=Register sub Nr. 2 Fol. 10 eingetragen:

Firma der Genossenschaft: Walksfelde=Poggensee'er Genossenschaftsmeierei in Walksfelde. Eingetragene Genossenschaft.
Sitz der Genossenschaft: Walksfelde.
Rechtsverhältnisse der Genossenschaft: 1., Der Gesellschaftsvertrag ist datirt vom 9. Januar 1888.
2., Gegenstand des Unternehmens ist die Verwerthung der von den Kühen der Mitglieder gewonnenen Milch zum höchstmöglichen Preise. 3., Die zeitigen Vorstandsmitglieder sind: Der Hauswirth Johann Heinrich Willhöft in Walksfelde, der Hauswirth Hans Jochen Christian Schmidt in Walksfelde und der Vollhufner Hans Heinrich Christian Krutzmann in Poggensee. 4., Alle Bekanntmachungen in Genossenschaftsangelegenheiten erfolgen unter der Firma der Genossenschaft, werden vom Vorstande unterzeichnet und durch einmaligen Abdruck in der Eisenbahnzeitung und in der Möllner Zeitung bekannt gemacht. Vorstehende Eintragung wird hiermit öffentlich gemeinkundig gemacht mit dem Bemerken, daß das Verzeichniß der Genossenschafter jeder Zeit bei dem unterzeichneten Amtsgerichte eingesehen werden kann.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 6. Februar 1888.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.        


In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Cronscamp sub No. V belegene Vollstelle c. p. des Jochen Oldenburg daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 1. Februar 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Holz=Auction Nr. 17.

Am Mittwoch, den 8. Februar Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Freitag zu Schönberg nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Rupensdorfer Holz:

    6 Fuder eichen Kiepenhölzer (Schälschlag),
300 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
  50 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz.
Das zum Verkauf gelangende Holz beginnt mit Nr. 207 und steht größtentheils am Langberg.

b. Niendorfer Holz:

  11 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.
Schönberg, den 1. Februar 1888.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 18.

Am Freitag, den 10. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wienck-Sülsdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Kleinfelder= und Sülsdorfer=Zuschlage meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

    2 Eichen Nutzholzblöcke (Nr. 76 und 83 Sülsdorfer Zuschlag),
  22 eichen Wagendeichseln,
  25 Rmet. eichen Knüppel,
  20 Fuder starkes eichen Durchforstholz,
    3 Fuder eichen Pollholz,
    4 Stück Rothbuchen Nutzholzblöcke,
  10 Stück Weißbuchen Nutzholzblöcke,
226 Rmet. buchen Kluft I., II. Cl. u. Knüppel,
  14 Fuder buchen Pollholz,
  17 Fuder ellern Wadelholz,
  18 Rmet. fichten Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 1. Februar 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 19.

Am Sonnabend, den 11. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Garnseerholze:

10 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
58 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.,
72 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 4. Februar 1888.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 20.

Am Montag, den 13. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

Aus dem Garnseerholze:

    1 buchen Nutzholzblock,
    3 Rmet. eichen Kluft I. Cl.,
  22 Rmet. eichen Kluft II. Cl., Olm u. Knüppel,
    6 buchen Nutzholzblöcke,
    2 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
420 Rmet. buchen Kluft II. Cl., Olm u. Knüppel,
    2 Rmet. birken Kluft I. Cl.,
    6 Rmet. birken etc. Knüppel.
Schönberg, den 4. Februar 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Holzauktion.

Am Sonnabend, den 11. d. M., 10 Uhr Vormittags werde ich in meiner Holzkoppel gegen baare Bezahlung nachfolgende Hölzer meistbietend verkaufen:

  8 Mtr. buchen Kluftholz I. u. II. Kl.,
24 Mtr. eichen Kluftholz I. u. II. Kl. und eichen Knüppelholz,
15 Fuder eichen Pollholz u. Haselholz.

                                                    Woisin, Hauswirth.
                                                    Lindow.


Holz=Auction.

Am Dienstag, den 14. Februar Morgens 10 Uhr sollen bei Thurower Horst öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:

80 Faden Buchenkluft= und
Knüppel=Holz sowie 50 Haufen Buchenabfallholz und Buchennutzholzdrümme.
                                                    Die Forstverwaltung.


Statt besonderer Meldung.

Heute Vormittag 11 Uhr ist meine liebe Frau Caroline, geb. Bickel, nach längerem Leiden in ihrem 70. Lebensjahre sanft entschlafen, welches ich allen Theilnehmenden, um stilles Beileid bittend, hierdurch tiefbetrübt anzeige.
Schönberg, den 6. Februar 1888.

Steuerrath Grapow.        


Todes=Anzeige.

Am 5. d. starb unsre liebe Mutter Elise Boye im Alter von 67 Jahren. Diese Anzeige im Namen der Geschwister.

Marie Boye.        

Die Beerdigung findet Mittwoch, den 8. d. Nachmittags 2 Uhr statt.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 11 Seite 4]

Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Auf Gegenseitigkeit errichtet im Jahre 1821.
Bekanntmachung.

Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1887 beträgt die in demselben erzielte Ersparniß

75 Procent

der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen, nebst einem Exemplar des Abschlusses, ihren Dividenden=Antheil in Gemäßheit des zweitem Nachtrags zur Bankverfassung der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den in obigem Nachtrag bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welchem auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungsabschluß zur Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.
Schönberg i. M., im Februar 1888.

                                                    Wilhelm Schrep.
                                                    Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.


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Praktisches Handbuch der
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[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 11 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 11 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. Februar 1888.


- Der bekannte Maler von Lenbach ist mit Vollendung eines neuen Kaiserportraits, des ersten seit 1870, beschäftigt. Mehrere kurze Sitzungen waren dem Künstler gestattet. Der Kaiser ist sitzend in einem Lehnsessel dargestellt, in der Haltung mehr en face, im offenen Interimsrock, zwischen dessen rothen Umschlägen die weiße Weste sichtbar, auf der Brust den Orden pour le merite, den er stets trägt, im Rock das Eiserne Kreuz von 1813. Die eine Hand mit dem in früheren Jahren zerschossenen Finger liegt leicht auf dem Schoße, auf der Höhe der Stirn erkennt man die Spuren des Nobiling'schen Attentats. . . . Der Ausdruck ist voll milden Ernstes und getragener Empfindung, der Blick wie in die thaten= und schicksalsreiche Vergangenheit versenkt; der persönlich und geschichtlich bewährte Charakter unseres Heldenkaisers hat in dem Lenbach'schen Porträt einen höchst würdigen Ausdruck gefunden und ist durch seine Kunst nun zum bleibenden Typus fixiert.
- Bei dem Trompeter=Korps des Garde=Husaren= und des 3. Garde=Ulanen=Regiments in Potsdam sind die nach der neuen tieferen Stimmung gebauten Instrumente soeben eingetroffen, so daß dies die ersten sind, bei denen sich die Neuerung vollzogen hat.
- In der Geschützgießerei in Ingolstadt ist die tägliche Arbeitszeit zur Bewältigung der Bestellungen bis 9 Uhr Abends ausgedehnt worden. Auch an Sonntagen wird gearbeitet.
- Verschiedene Sattlermeister in Würzburg erhielten von der Militärbehörde die Anfertigung von 80 000 Satteltaschen und mehreren Tausend Tornistern bis 1. April in Lieferung.
- In den letzten Tagen fanden bei Antwerpen entscheidende Schießversuche zwischen Krupp= und Cockerill=Geschützen statt. Alle Versuche der Cockerill=Geschütze mißlangen, während die Krupp=Geschütze sämmtliche Proben glänzend bestanden.
- Gegen den Urheber der Trichinen=Epidemie im sächsischen Vogtlande, den Fleischer und Restaurateur Malz jun. in Unterhainsdorf ist, der Voss. Ztg. zufolge, nunmehr die gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden. Von denjenigen Personen, welche die Krankheit glücklich überstanden, sind bereits mehrere gerichtlich vernommen worden. Die neuesten Nachrichten, welche aus Oberennewalde vorliegen, schildern die dortige Lage als überaus trostlos. Von den Erkrankten, deren Zahl sich auf 200 etwa beziffert, sind bis jetzt etwa 15 ihren Leiden erlegen.
- Ein nichtswürdiges Verbrechen ist in einer der letzten Nächte in den Ställen des Kaiserlich russischen Gestüts am Schiffbauerdamm in Berlin ausgeführt worden. Man fand am Morgen 40 Pferde schwanzlos vor, doch wurden die Thäter bald in der Person zweier Stalleute ermittelt, welche die Roßhaare schon an einen Bürstenbinder verkauft hatten.
- Von einem Doppelmord wird aus Berlin berichtet. Die Frau eines Versicherungsbeamten Bötzow hatte mit einem jungen Menschen Namens Fischer ein unerlaubtes Verhältnis unterhalten. Als der Ehemann Verdacht zu schöpfen begann, tödtete Fischer am Mittwoch Nachmittag durch einen Schuß zunächst Frau Bötzow und dann sich selbst ebenfalls durch eine wohlgezielte Kugel. Der Ehemann Bötzow fand beim Eintritt in seine Wohnung die beiden Leichen. In einem nachgelassenen Brief bittet die pflichtvergessene Frau für sich und ihren Geliebten um ein gemeinsames Grab.
- Seit längerer Zeit schon hielt der Landwirth Engelbart in Feldhausen bei Jever seine Frau in einer dunkeln, feuchten Kammer gefangen. Die Nachbarn wußten es, machten aber keine Anzeige. Endlich hörte in seinem weit entfernten Ort der Bruder der Frau davon und kam, um selbst nachzusehen. Der Schwager wies ihn zurück, er aber ließ die Thür aufbrechen und fand seine Schwester in Lumpen auf verfaultem Stroh in ihrem Unrath liegen, abgemagert zum Skelett. Der brave Mann hatte seine Frau mit Mißhandlungen gezwungen, ihm ihr Vermögen (12 000 Mk.) testamentarisch zu vermachen, und nun lebte sie ihm zu lang. Er wurde sofort verhaftet.
- Frau Kaulbach, die Gattin des berühmten Malers in München, trägt mit Stolz die goldene Rettungsmedaille. Und sie hat recht; denn mit großer eigener Lebensgefahr hat sie einen jungen Mann vom Tod des Ertrinkens im Schliersee gerettet.
- In der Tafelrunde des Kaisers Wilhelm zählt sein Leibarzt Dr. v. Lauer zu den besten Anekdotenerzählern und nur einer, der verstorbene Graf Fritz Eulenburg, war ihm in dieser Kunst noch "über". Unter den Gästen und Kavalieren saß auch einmal der frühere russische Militärbevollmächtigte Graf Kutusoff, eine sehr beliebte Persönlichkeit. Man fand im Lauf des Gespräches, daß außer dem Russen sich ausschließlich Deutsche am Tisch befanden. "Na, ein halber Deutscher bin ich auch", meinte Graf Kutusoff, "nach einer Familienüberlieferung stammen wir aus den Ostseeprovinzen und hießen ehedem Guto oder Kuto", worauf Graf Fritz Eulenburg schlagfertig hinzufügte: "Und der "soff" wird wohl in Rußland dazu gekommen sein."
- In Oehringen trafen am 28 Januar früh morgens die alten Schimmel mit dem Postwagen ohne Postillon und Passagiere ein, aber nach und nach kamen Leute aus den benachbarten Städtchen und Stationen und klagten, daß der Wagen nicht gehalten und sie mitgenommen habe. Bald stellte sich's heraus, daß der Postillon vom Bock gefallen und schwer verletzt liegen geblieben war, die Pferde aber hatten, ohne irgendwo zu halten, den 22 Kilometer langen Weg in dunkler Nacht ohne Anstoß zurückgelegt.
- In Wittenberg hat kürzlich ein Schmiedemeister in 50 Minuten 20 Hufeisen fertig gestellt. Als dies der Schmiedemeister Zeissing in Holzweißig horte, wettete er, das Gleiche ausführen zu können und schmiedete in 58 Minuten 24 Hufeisen. Ein Schmied in Oberlind soll nun darauf hin im Beisein von 3 Zeugen in 80 Minuten 40 Stück Hufeisen fix und fertig gestellt und so die anderen noch übertroffen haben. Dazu gehören freilich gesunde Knochen!
- Einen an den Fischfang in der Bibel erinnernden Zug that kürzlich in Uerdingen am Rhein ein Fischer, denn das Netz füllte sich derart, daß es zu zerreißen drohte und nur mit großer Anstrengung zu Tage gebracht werden konnte. Es brachte dem glücklichen Fischer das stattliche Gewicht von nicht weniger als 450 kg. Fische.
- Die durch die Fabrikation irdener Töpfe bekannte Stadt Bunzlau konnte am 23. Januar einen auf diese Fabrikation bezüglichen Gedenktag begehen. Am 23. Jan. 1787 starb der Verfertiger des allenthalben bekannten großen Topfes, der Töpfermeister Joppe. Der jetzt 135 Jahre alte Riesentopf zeigte eine Vasenform, mißt nicht weniger als 30 alte Scheffel Erbsen, hat eine Höhe von 2,22 Metern und in der Mitte ein Umfang von 3 1/2 Metern.
- In England soll für das Blasen von Flaschen eine Maschine erfunden worden sein, mit der man mittelst komprimirter Luft in demselben Zeitraum mit 3 Arbeitern zehnmal mehr und besser gefertigte Flaschen fertig bringen kann als jetzt 5 Arbeiter liefern. Der Selbstkostenpreis für das Gros soll damit von 4,35 Franks auf 30 Centimes sinken.
- In Inverneß und Birmingham in England und in der Umgebung beider Städte haben Donnerstag ziemlich heftige Erderschütterungen stattgefunden.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 11 Seite 6]

- In Chicago hat zur Errichtung einer Universität nach deutschem Muster ein reicher Bürger, John G. Furber, welcher mehrere Jahre die Hochschulen von Berlin und Heidelberg besuchte, nach der Rückkehr in seine Heimathstadt einen Betrag von 5 Millionen Mark geschenkt.
- Nach ungarischen Blättern wird die von Baron Hirsch in Pest zu Stiftungen zu verwendende Summe nicht, wie es jüngst hieß, hundert, sondern hundertfünfzig Millionen Franks betragen; davon find fünfzig Millionen für die russischen, fünfzig Millionen für die Juden in der Türkei und fünfzig Millionen für die ungarischen, galizischen und rumänischen Juden bestimmt.
- Ein Flößer im Komitat Marmaros in Ungarn besaß ein sehr hübsches Weibchen, das er mit solch' eifersüchtiger Angst hütete das die junge Lebenslustige mehr und mehr Lust bekam, dem Griesgram einmal ein Bischen Anlaß zur Eifersucht zu geben. Bald fand sich ein Husarenunteroffizier, ein Reiter muß's sein, der nicht ungern die Rolle eines Liebhabers übernahm. Letzthin überraschte der eifersüchtige Ehemann das Pärchen im zärtlichen Gespräch; ganz harmlos naht er sich, drückt dem schlanken Krieger die Hand und umarmt sein liebes Frauchen. Plötzlich stieß diese einen Schrei aus; sie hatte dem Mann die Lippen zum Kuß gereicht; statt sie aber zu küssen, biß dieser ihre schöne Unterlippe ab, damit sie keinem Husaren mehr gefalle. Für diese Verunstaltung weiblicher Schönheit wurde der arme Verblendete von der "königlichen Tafel" mit 2 Jahren Zuchthaus bestraft.
- Wer am meisten auf die Erledigung der bulgarischen Frage wartet, das sind die Prinzessinnen von Montenegro. Die zwei ältesten, aber noch blutjung, werden schon seit Jahren am kaiserlichen Hofe in Petersburg erzogen und haben ihren eigenen Hofstaat. Sie sind beide bildschön und die schönste soll mit dem russischen Thronfolger verheirathet werden und Bulgarien als Ausstattung erhalten. Ihr Herr Papa wird schon lange alljährlich von Rußland mit Barem ausgestattet, denn er hat nichts als seine Schaf= und Ziegenherden.
- Der Faltenwurf beim Kniefall. Vor einigen Tagen sandte die Königin Natalie von Serbien, die sich zur Zeit in Florenz aufhält, ein Telegramm an ein großes Pariser Konfektionshaus und bestellte sich eine schwarze Robe ohne jeglichen Aufputz. In einer Erläuterung gab die Königin an, die Jupe dürfe nicht, wie es jetzt Mode sei, enge sich an den Körper anschmiegen, sondern sie müsse in reiche Falten gelegt sein und Spielraum bieten, denn die Königin beabsichtige, das Kleid anzulegen, um sich dem heiligen Vater zu Füßen zu werfen und seinen Segen für sich und ihren Sohn zu erflehen. Die Königin rechnet um so sicherer auf das Wohlwollen des Papstes, als derselbe eine Fußdecke, die ihm von der Königin zu seinem Jubiläum gestickt worden war, wirklich in Verwendung genommen hat.
- Mittel gegen die Ratten: Karbol, dessen Geruch die Ratten nicht vertragen können. Man steckt mit Karbol getränkte Lappen in alle Löcher, wo Ratten verkehren, und legt selbst karbolgetränkte Lappen offen hin wenn der intensive Geruch der Umgebung nicht nachtheilig ist.
- Gegen Hausmäuse. Fein zerschnittene, mit Mehl bestäubte bittere Manteln tödten sowohl Ratten als Mäuse sicher und schnell. Das Bestreuen der Mandeln mit Zucker dürfte sehr anzurathen sein, weil der Zucker die einzige Lockspeise ist, der die naschhafte Hausmaus nicht widerstehen kann.
- Eine besänftigende Entschuldigung. In einem Pferdebahnwagen trat ein einsteigender Herr einer starken Dame heftig auf den Fuß und sie rief schmerzempört: "Ei, Sie Tölpel!" -Er entgegnete: "Pardon! meine Gnädige, warum haben Sie auch ein solches Elfenfüßchen, das man kaum sehen kann!" Sie lächelte entzückt.
- Chemische Erklärung eines Geizhalses. Er ist ein Mülekül bestehend aus 1 Atom Seele, 100 Atomen Körper, 1000 Atomen Gold. Der Tod, der größte Scheidekünstler, schlägt den Körper nieder, verdampft die Seele und läßt das Gold im freien, unverbundenen Zustande zurück.
- Ein ungerechter Verdacht. "Dowidl, ich sog' Dir im Vertrauen, daß hat Dein Kaftan ä abschreckenden Geruch!" "Biste meschugge! Das ist nix mein Kaftan, das bin ich selber!"
- Gesindewechsel. "Weshalb wollen Sie denn fort, Jette?" - "Hier in der Nähe der Dragonerkaserne hab' ich es schon überdrüssig - nun möcht ich 'mal so in der Gegend von die Ulanen."



Originalroman von Marie Romany.
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 11 Seite 7]

Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1888 Nr. 11 Seite 8]

Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]


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