No. 7
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Januar
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 7 Seite 1]

      Nr. 2 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1888 enthält in der

I. Abtheilung:
(1.) Ausführungsvorschriften, betr. die Unfallversicherung der für unmittelbare Rechnung der Großherzoglichen Kassen bei Bauten beschäftigten Personen.
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die Einreichung der Liquidationen über die den Kommunen zuständigen Vorspannkosten für 1887/88.
III. Abtheilung: Dienst= etc. Nachrichten.

      Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben nach dem Ableben des Hofrathes Horn den Rechtsanwalt Wilhelm Lazarus hieselbst wiederum zum Vorstande der Cammer=Canzlei und ersten Secretair bei dem Großherzoglichen Kammer= und Forst=Collegio, der Großherzoglichen Finanz=Commission und dem Großherzoglichen Bau=Departement von Weihnachten v. Js. ab zu ernennen und zu bestellen geruhet.
      Neustrelitz, den 10. Januar 1888.


In einem Dankschreiben des Kaisers für die Neujahrsglückwünsche der Vereine zum Rothen Kreuz heißt es wörtlich: Ich gebe mich, auf Gottes Allweisheit vertrauend, der Hoffnung hin, daß die Zeit, in der den Vereinen vom Rothen Kreuz eine ernste Aufgabe zufällt, zum Segen des Vaterlandes noch lange fernbleiben werde.
Die Nordd. Allg. Ztg. bestätigt, daß das neue Sozialistengesetz sich in der Presse im Allgemeinen keinem freundlichen Aufnahme erfreute, hofft aber, die Vorlage werde im Reichstage doch durchgehen. Angedeutet wird, die Ablehnung könne eine Reichstagsauflösung zur Folge haben.
Der sozialistische Reichstagsabgeordnete Harms (Elberfeld=Barmen) will im Falle der Annahme des neuen Sozialistengesetzes durch den Reichstag der sozialdemokratischen Fraktion den Vorschlag machen, in Gesammtheit das Mandat niederzulegen. Die Parteiansichten gehen aber über diesen Vorschlag noch stark auseinander.
Durch ein Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten in Preußen wird den Bahnverwaltungen aufgegeben, darauf Bedacht zu nehmen, daß sämmtliche Eisenbahnzüge, welche während einer Fahrzeit von zwei Stunden nicht einen Aufenthalt von mindestens zehn Minuten erhalten, mit Closets ausgerüstet werden.
Einen neuen Kriegshafen legt Rußland in der Ostsee an. Nachdem man lange zwischen Libau und Windau geschwankt hatte, ist die Entscheidung getroffen worden, denselben nach Libau zu legen.
Zu Ehren des 90. Geburtstages des Kaisers Wilhelm hatten die Beamten der Reichspost und der Telegraphen drei Rettungsboote gestiftet. Das eine, "Reichspost", ist auf Langeog=Westland in Dienst gestellt, das andere, noch im Bau begriffene, "Reichstelegraph", kommt nach Colbermünde, das dritte "General=Postmeister", wird einer Rettungsstation an der schleswig=holsteinschen Küste zugetheilt.
- Eine Feuersbrunst hat in Hamburg einen der alten Riesenspeicher, deren es in Hamburg so viele giebt, gänzlich zerstört und eine Menge Waaren, wie Tabak, Thee, Kaffee und Zucker vernichtet. Noch zwölf Stunden nach Entstehung des Brandes waren fünf Dampfspritzen in voller Thätigkeit, um die glimmenden Waarenballen unschädlich zu machen. Ein Feuerwehrmann wurde durch einen aus großer Höhe herabfallenden Gegenstand schwer verletzt.
- Einen Kellner, der 16 Sprachen fließend spricht, beherbergt gegenwärtig Berlin, wo er in einem eleganten Balletablissement diejenigen Sprachkundigen unterhält, für welche um Mitternacht das Leben beginnt. Derselbe hat eine vortreffliche Bildung genossen, war aber durch die Schicksale seines im Jahre 1849 aus Ungarn verbannten Vaters in die Kellnerlaufbahn gedrängt worden.
- In Straßburg in Elsaß wurde der Bureauschreiber Dietz, welcher in der Reichs=Eisenbahnverwaltung thätig gewesen ist, unter dem Verdacht des Landesverraths nach vorgängiger Haussuchung verhaftet.
- Der berühmte Münchener Kammersänger Vogl soll für die Berliner Oper engagirt sein und künftig 76 000 Mark jährliche Gage erhalten.
- Auch in Landau (Pfalz) sind bis zum 1. April bei den dortigen Militär=Werkstätten je 1000 Stück Waffenröcke, Tuchhosen, Stiefel, bezw. Schnürschuhe fertig zu stellen.
- Die Bayern machen gute Geschäfte mit Nordamerika. Aus den Konsulatsbezirken München und Augsburg sind für 705 000 Dollars Waaren im voriger Jahr hinübergegangen, 179 000 Dollars mehr als im Vorjahr. Aus München hauptsächlich Bier und Oeldruckbilder, aus Augsburg Bücher und Musikalien.
- Die Stadt Nürnberg hat einen starken Wachsknoten, sie hat seit 1879 um 23 000 Köpfe zugenommen und wird bald mit Fürth, das jetzt schon ihre Vorstadt ist, zusammenwachsen. Die Gerichte, namentlich die Handelsgerichte, müssen Verstärkung bekommen.
- Im bayrischen Wald versucht eine Gesellschaft die alte kleidsame Volkstracht wieder zu Ehren zu bringen. Wer in der kleidsamen Tracht, ledernen Hosen, weißem Hemd mit zwei rothen Hosenträgern und grüner Schlegelkappe (Pfoad) zur Gesellschaft nach Furth kommt, ist Mitglied der Gesellschaft. Man hoffte daß auch die Frauen und Jungfrauen zu ihrer alten schönen Tracht zurückkehren werden.
- Vom Bodensee wird gemeldet, daß der ganze Untersee spiegelglatt zugefroren ist und eine so prachtvolle Eisbahn wie selten biete. Die Eisflächen sind unermeßlich und nie so schön gewesen

[ => Original lesen: 1888 Nr. 7 Seite 2]

- Von Frankfurt sind bereits drei Mitglieder des Schlittschuh=Klubs dahin abgereist und werden in Zoll mit den Schlittschuh=Vereinen von Lindau und St. Gallen zusammentreffen.
- Der Pferdehändler Hirsch in Leipzig, einer von den Genossen Dr. Jerusalems, der durch 36 Wechselfälschungen im Gesammtbetrag von 84,000 M. die Leipziger Diskontobank arg geschädigt hat, ist jetzt zu 7 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden.
- Hans Thunichtgut fragt: Ob die alte jüdische Bundeslade wohl ebenso geschmacklos und nüchtern aussah, wie das Berliner Auswärtige Amt? Es ist ein langes mäusegraues Gebäude, niedrig ohne jeden äußeren Schmuck, zwei alte Laternen ausgenommen, die auf halbverrosteten Eisenstäben ruhen und die schmale Eingangsthür bewachen, zu welcher einige Stufen emporführen. Vor dieser Thür wurde einmal dem Fürsten Bismark der Hut eingetrieben und das kam so. Er war Abends zu Fuß ausgegangen und kehrte gerade zurück, als eine Anzahl Menschen vor seinem Haus ihm eine Huldigung darbrachte. Den Schlapphut ins Gesicht gedrückt, versuchte er unerkannt durchzuschlüpfen. Doch zu seinem Verderben. Er wurde im Civilanzug nicht erkannt und unter dem Ruf: "Halt, hier will ein Kerl nicht Hurrah schreien!" wurde er angehalten, bekam einige Püffe und mußte wohl oder übel auf sich selbst ein Hoch ausbringen. Auch heute noch soll die Straßenbeleuchtung in der Wilhelmsstraße, weil dort die Schauläden mit ihren hellen Scheiben vollständig fehlen, so spärlich sein, daß die Geschichte ganz gut noch einmal passiren könnte.
- Drillinge, die zu gleicher Zeit und in demselben Regiment ihrer Militärpflicht genügt haben, zählt gegenwärtig der Verein ehemaliger Gardehusaren in Berlin zu seinen Mitgliedern. Es sind dies die Gebrüder Paul, Karl und Wilhelm Schirdewahn, welche auch jetzt noch im bürgerlichen Leben treu zusammenhalten und zu den regelmäßigsten Besuchern der Vereinssitzungen gehören. Der Fall dürfte wohl einzig dastehen in den Annalen der Armee.
- Dem deutschen Kriegerdenkmal gegenüber, welches auf dem Brüsseler Friedhof zu Evere steht, soll auch englischerseits ein Waterloo=Denkmal errichtet werden, dessen Kosten auf 2000 Pfd. Sterling veranschlagt sind. Aber, obgleich die ganze britische Armee, sowie alles, was für britische Waffenehre Sinn und Verständniß hat, in den Erinnerungen an Waterloo schwelgt, lassen sich die nöthigen Mittel nur mit der größten Mühe auftreiben. Das Denkmal, ein Werk des Grafen Lalaing eines der talentvollsten jüngeren belgischen Bildhauer, stellt Britannia in gebeugtem Haupt dar, trauernd um ihre gefallenen Söhne. Zu ihren Füßen liegen drei Löwen. Die Ueberreste der bei Waterloo begrabenen Briten sollen unter dem Denkmal bestattet werden.
- Die Nachricht von der nahe bevorstehenden Verlobung des Prinzen von Schweden mit dem Fräulein Munck scheint sich zu bestätigen. Das Ereigniß wird in den schwedischen Blättern aller Farben lebhaft besprochen, die liberalen und demokratischen sind hoch erfreut darüber, daß der Prinz durch diese Bindung alle Vorrechte eines königlichen Prinzen und alle ökonomischen Vorrechte aufgiebt. Fräulein Munck, die im Jahre 1858 geboren ist, ist ein Jahr älter als Prinz Oskar (geb. 15. November 1859). Sie gehört zu dem Adelsgeschlecht Munck v. Futkila, welches aus Finnland stammt, 1585 geadelt und 1627 in das schwedische Ritterhaus eingeführt wurde; ihr Vater war der verstorbene Oberst Carl Munck, ihre Mutter ist eine geborene Cederström. Die allgemeine Annahme ist, so schreibt man aus Stockholm, daß es sich nicht um eine morganatische Ehe handelt, sondern um eine Ehe, die nach schwedischer Sitte den Prinzen auf gleichen Fuß mit seiner Braut stellt. Auch die Norweger sind mit diesem Eheprojekte sehr zufrieden, nicht nur, weil sie bei ihren Staatsausgaben gerne sagen: je billiger, desto besser, sondern auch, weil dieses "in's Volk gehen" dem Bewußtsein des stolzen Volkes schmeichelt.
- Nach mancherlei Querzügen und Abenteuern ist die englische Gesandtschaft, welche zwischen dem Negus von Abessynien und Italien vermitteln sollte, am 25. Dezember wieder bei den italienischen Vorposten angekommen. Portal, der Führer der Gesandtschaft, ist zwar von dem Negus mit einem Ehrenkleid und einer um die Schulter zu tragenden Löwenmähne beschenkt worden, sonst aber hat die Expedition absolut keinen Erfolg gehabt.
- Aus Petersburg wird gemeldet, daß während der Feiertage 887 Verhaftungen vorgenommen wurden. Unter den Verhafteten befindet sich ein ganzes Polizeibureau (Uschastok) vom Pristaw (Vorsteher) bis zum jüngsten Gorodowoi; alle wurden arretirt.
- Herr von Lesseps kündigt in Pariser Blättern an, daß der regelmäßige Schifffahrtsverkehr durch den Panama=Kanal sicher im Februar 1890 eröffnet werden würde.
- Der letzte Schneesturm, welcher in Texas, Dakota, Minnesota, Jowo, Montana, Nebraska und Kansas gewüthet hat, war der schlimmste, dessen man sich im Nordwesten erinnern kann. Der fallende Schnee war so fein wie Mehl, dabei tobte ein so furchtbarer Sturm, daß kräftige Männerstimmen auf 6 Fuß nicht mehr zu verstehen waren. Von der Schule heimkehrende Kinder und vom Felde kommende Männer erfroren, ehe sie ihre Häuser erreichen konnten. Ein Frau, die nach der Thür ging, um nach ihrem Mann auszuschauen, starb auf der Schwelle ihrer Hausthür. Die meisten der 200 Umgekommenen sind erstickt, weil es kaum möglich war, gegen den Schneesturm zu athmen.
- Der Neffe des Königs Bell aus Kamerun, welcher in Altona die Schlosserei erlernt, wird vom Frühjahr ab in Bremerhaven mit dem Maschinenbaufach sich beschäftigen. Der junge Mann, dem freilich die Kälte jetzt nicht sehr bekommt, soll später Ingenieur auf einem deutschen Kriegsschiff werden.
- Eine totale Mondfinsterniß haben die Astronomen für den 28. d. M. angesagt. Die Verfinsterung beginnt um 10 Uhr 10 Minuten, die totale Finsterniß erst um 12 Uhr 49 Minuten nachts. Hoffentlich werden nicht wieder neidische Wolken wie bei der vorjährigen Sonnen= und Mondfinsterniß uns um das interessante Schauspiel bringen. Die Mondfinsterniß dauert im ganzen drei Stunden, erreicht also ihr Ende um 1 Uhr 50 Minuten.


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Anzeigen.

        Antragsmäßig soll über die zu Cronscamp sub No. V belegene Vollstelle c. p. des Jochen Oldenburg daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 1. Februar 1888,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
        Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
        Schönberg, den 8. November 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


[ => Original lesen: 1888 Nr. 7 Seite 3]

Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1868 und früher geborenen resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militärpflicht nicht versehenen militärpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am

Montag, den 30. Januar d. J.,
Vormittags in den Stunden von 10-12 Uhr,

bei uns zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 19. Januar 1888.

Der Magistrat.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1868 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militairdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1888 bei der unterzeichneten Commission schriftlich zu melden und bei dieser Meldung die Vorschriften in § 89 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März d. J. stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, 2. Januar 1888.

Großherzoglich Mecklenburg. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.


Holz=Auction Nr. 12.

Am Mittwoch, den 1. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

Palinger und Lauer Tannen:

ca. 940 Rmet. kiefern Kluft u. Knüppel,
ca.   22 Fuder kiefern Durchforstholz von Schleetstärke.
Schönberg, den 22. Januar 1888.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 13.

Am Donnerstag, den 2. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Seebruch Steinort und Hasselholz.
a. bei freier Concurrenz.

        4 buchen Nutzholzblöcke,
    212 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
    323 Rmet. buchen Kluft II. Cl., Olm u. Knüppel,
        8 Rmet. ellern Knüppel.

b. bei beschränkter Concurrenz.

ca. 40 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 22. Januar 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 14.

Am Freitag, den 3. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Jabs zu Schlagresdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Thandorfer Zuschlag:

15 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
  2 Fuder aspen Wadelholz (Kiepenholz),
  1 Fuder Hegenholz.

b. Aus dem Hasselbüschen:

21 Fuder buchen Durchforstholz I. u. II. Cl.,

c. Aus dem Steinbrink:

15 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
  2 Fuder buchen Durchforstholz 1 Cl.

d. Aus dem Bahlen:

  2 Rmet. eichen Knüppel,
63 Rmet. buchen Kluft II. Cl. und Olm,
24 Fuder buchen Pollholz,
  6 Fuder fichten Durchforstholz.
Schönberg, den 22. Januar 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Die Holzauction auf dem Gr. Rüntzer Felde findet am Donnerstag nicht um 10 Uhr, sondern erst um 11 Uhr statt.
Schönberg, den 23. Januar 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge in das Großherzogliche Schullehrer=Seminar hieselbst aufgenommen werden. Dabei wird auch solchen Aspiranten, die nicht in das Internat der Anstalt aufgenommen werden können, aber durch die Aufnahmeprüfung ihre Befähigung zur Teilnahme nachgewiesen haben, die Erlaubnis zu solcher Teilnahme gegeben werden, falls sie gewillt und in der Lage sind, sich bis zu ihrer späteren Aufnahme ins Internat Wohnung und Kost im Orte unter den gewöhnlichen, ihnen alsdann bekannt zu gebenden Bedingungen zu verschaffen. Ohne Unterschied aber haben sich die durch die Prüfung Auszuwählenden vor Beginn des Seminarkursus durch Beibringung eines von ihnen selbst, wie von den Vätern resp. Vormündern unterschriebenen, von den Ortsobrigkeiten zu beglaubigenden Reverses zum Landesherrlichen Dienst auf zehn Jahre zu verpflichten.
Die Aufnahmeprüfung wird

am Mittwoch den 22. Februar d. J.,
von morgens 8 Uhr an,

die durch Regierungsverfügung vom 17. Februar 1872 (Off. Anz. Nr. 8. dess. J.) vorgeschriebene ärztliche Untersuchung, für welche laut Verfügung 3 M. an die Seminarkasse zu zahlen sind, wird Tags zuvor stattfinden, und es haben die Aspiranten sich dieserhalb bis zum 21. Februar mittags im Seminar vorzustellen. Bei der Aufnahme werden diejenigen jungen Leute, welche das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben oder im laufenden Kalenderjahre noch Zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden. Die Meldung, welche bis zum 14. Februar einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar=Aspiranten selbst geschriebenen Lebenslaufes an den Unterzeichneten, in welchem namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen Aufenthalt und die etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugnis von der zuletzt besuchten Schule beizufügen. Außerdem ist von einem jeden beizubringen: ein Taufschein, ein Konfirmationsschein, ein Wiederimpfungsschein, ein von dem betreffenden Prediger auszustellendes Zeugnis über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung und eine vom Vater oder Vormunde vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Eintrittsgeldes von 16,50 M. und, für den Fall der Aufnahme in das Internat, des Pensionsgeldes von jährlich 75 M. auf 3 Jahre.
Mirow, den 12. Januar 1888.

                                                    Beckström.
                                                    Seminardirektor.


          Hierdurch beehre ich mich, ergebenst anzuzeigen, daß ich jetzt auch bei dem Großherzoglichen Landgerichte zu Neustrelitz als Rechtsanwalt zugelassen bin.
        Schönberg, den 19. Januar 1888.

                                                    Rechtsanwalt Fölsch.


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[ => Original lesen: 1888 Nr. 7 Seite 4]

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Lübeck C. A. Fischer & Sohn.
Malchin i. M. A. Schmidt.
Malchow i. M. H. Rättig.
Neubrandenburg H. Greve.
Neu=Strelitz i. M. A. Wagner.
Oldesloe i. Holstein P. Suhr.
Pasewalk R. Noffke.
Penzlin i. M. Fr. Schütt.
Plau i. M. W. Dankert.
Ratzeburg H. Ohst.
Röbel i. M. A. Thiemann.
       Rostock i. M. L. F. Hagen.
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Schwerin i. M. L. Bötefür.
Stavenhagen i. M. J. H. Seemann.
Sternberg i. M. Robert Adamy.
Stralsund F. W. Fleischer.
Tessin Herm. Bringe.
Treptow a. d. Tollense L. Leinau.
Waren i. M. A. Wilken.
Wismar Gebr. Frahm Nachfl.
Wittenburg i. M. Ferd. Wilms.


Zum Ball
am Freitag, den 3. Februar 1888,
ladet ergebenst ein                                                    
                                                    Gastwirth=Wittwe Lohse
in Herrnburg.


Gr. Siemzer-Schweinegilde.

Der diesjährige Vereinsball findet am Sonntag den 29. Januar, im
Freitag'schen Locale statt.

Anfang 7 Uhr.
                          Nichtmitgliedern ist der Zutritt nicht gestattet.
                                                    Der Vorstand.


Eine gute Gastwirthschaft,

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Handarbeit jeglicher Art,

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Ich wohne bei Herrn H. Hein v. d. Siemzerthor.


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Emil Hempel.        


Zum 1. Februar:                                                    
Ein ordentl. sauberes Mädchen
Zum Alleindienen in einem kleinen Hausstande                                                    
                                                    H. Lütjens,
                                                    Lübeck, Untertrave 70. I. Etg.


Zu Ostern suche ich einen                          
Lehrling
                                                    Paul Präve,
                                                    Kunst= und Handelsgärtner.
Schönberg, den 23. Januar 1888.                          


Ich suche zu Ostern                                                    
ein ordentliches Mädchen
                                                    Frau Landbaumeister Rickmann.


Die Ausgabe von geräucherten Fleischwaaren erfolgt nur täglich von 7 bis 9 Uhr Morgens, Annahme zu jeder Zeit.

H. Badstein.       


Beschaffe von jetzt an jed. Anz. aber nur polnisch sprech. Personal

Mägde unter 20 J. 50-60 Mk.
Mägde über 20 J. 60-90 Mk.
Knechte unter 20 J. 60-75 Mk.
Knechte über 20 J. 75-100 Mk.
Jahresk. excl. Reisespesen etc. Arbeiterinnen von 60 Pfg. pro Tag auch verh. u. led. Kuhfütterer, deutsch sprech. Pers. bei höh. Lohne. Contracte u. Beding. send. geg. 60 Pfg. Briefm.

                                                    E. Ulrich, Grimma i/S.


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                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 7 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 7 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Januar 1888.


Das neue Theater, welches der Schauspieler Barnay in Berlin erbaut, wird den Namen "Kronprinzen=Theater" erhalten. Der Kronprinz hat es erlaubt und dem Erbauer viel Glück dazu gewünscht.
- In Münster drohte am Mittwoch dem Dom eine schwere Gefahr. Gegen 4 Uhr verbreiteten sich plötzlich dichte Rauchwolken durch das ganze Gebäude. In dem sogenannten Kapitelsaale war infolge eines Schadens der Luftheizungsanlage ein Schadenfeuer ausgebrochen, welche einen Theil der werthvollen Holztäfelung und der dort angebrachten Holzsitze bereits vernichtet hatte, bevor man seiner Herr wurde. Auch durch die zur Löschung des Brandes ausgegessenen Wassermengen wurde in dem altehrwürdigen Gotteshause mehrfacher Schaden angerichtet.
- Die Zahl der Studentinnen hat sich in letzter Zeit an den belgischen Universitäten auffallend vermehrt, in Brüssel allein studiren augenblicklich ihrer zwanzig. Nur wenige unter ihnen wenden sich dem Studium der Medizin und der Jurisprudenz zu, mehr Anklang findet das Studium der Naturwissenschaften, dem sich zahlreiche junge Mädchen widmen, weil sie dadurch als Lehrerinnen auf schnellere Beförderung rechnen können. Der größte Theil der Studentinnen aber widmet sich pharmaceutischen Studien. Junge Mädchen, welche die pharmaceutischen Studien bestanden haben, finden nämlich meist bald einen Landarzt als Gatten. Der Arzt verschreibt, die Frau fertigt die Arzneimittel, und so ist der Gewinn ein doppelter.
- Papst Leo XIII. hat am 15. Januar die drei Jesuitenväter Peter Claves, Johann Berchmans und Alfons Rodrigez und die sieben Gründer des Servitenordens heilig gesprochen.
- Der Papst mag mit seinem Jubiläum zufrieden sein. 60 000 Pilger, darunter 35 000 Italiener, 5000 Franzosen, 4000 Deutsche und 2000 Spanier sind nach Rom gewandert, und 52 Kardinäle und 560 Bischöfe schlossen sich ihnen an. Der Gesammtwerth der Geschenke wird auf 60 Millionen geschätzt, das baare Geld beträgt 14 Millionen. Unter den Geschenken befinden sich auch 90 000 Flaschen Wein, für die man einen besonderen Keller bauen mußte.
- In Kempten versetzte eine Frau, welche fünf Jahre hintereinander jedes Jahr ihren Ehegatten mit Zwillingen beschenkt hatte, denselben vorige Woche abermals - also zum sechsten Male innerhalb sechs Jahren! - durch die Geburt von Zwillingen in eine "freudige" Stimmung.
- Ein unpraktisches Geschenk hat kürzlich der König von Belgien dem Sultan von Marokko gemacht. Als ein Zeichen seiner freundschaftlichen Gesinnung verehrte er ihm nämlich eine Lokomotive, vergaß aber bei der guten Absicht vollständig, daß keine auch nur einen Meter lange Eisenbahnstrecke in Marokko existiert.
- In der Nähe von Laxenburg bei Wien ist ein armer Gärtnergehülfe von mehreren Kerlen überfallen und ermordet worden. Da ihre Beute nur aus 28 Kreuzern bestand, warfen sie ihn in das Wasser, wo er noch lebend gefunden wurde, die Mörder beschrieb und dann starb.
- Aus Basel wird berichtet, daß der Große Rath endlich ein Hundegesetz erlassen und dabei allem Anschein nach das bekannte Experiment des seligen Herrn Columbus mit dem Ei weit übertroffen habe. Denn es wird unter anderem bestimmt, daß die Hunde in Zukunft amtlich gewogen und nach Gewicht besteuert und behandelt werden sollen.
- Nun wird's doch halten! Der Hofschauspieler Ernst Possart aus München, der sich in New=York jetzt zum dritten Mal verheirathet, und zwar mit seiner bereits zwei Mal von ihm geschiedenen Frau. Das bekommt auch nicht jeder und jede fertig!
- Aus den Memoiren eines Henkers. Der vor wenigen Tagen in Paris verstorbene Henker Piperger hatte vor mehreren Jahren unter dem Titel "Memoiren des Prager Scharfrichters" seine Lebensgeschichte veröffentlicht. Er leitete dieselbe mit den Worten ein: "Wenn es ein Fluch ist, Scharfrichter zu sein, so bin ich mit diesem Fluch geboren worden, so lastet dieses Verhängniß seit der ersten Minute meines Daseins auf mir und hat es mich, trotz meines heftigen Widerstrebens, trotzdem ich ein bürgerliches Handwerk der gewöhnlichsten Art erlernte (er war Tapezierer), trotzdem ich mich mit aller Macht und Kraft gegen die, wenn auch mit Unrecht vervehmte grauenhafte Stellung sträubte, doch zu dem gemacht, was meine ganze Familie vom Vater bis zum jüngsten Bruder war: zum Scharfrichter." Piperger erzählt, daß seine Familie von einem alten, vornehmen Adelsgeschlecht aus Sachsen entstamme. Einer seiner Ahnen habe sich, von einem nachbarlichen Ritter verfolgt, in ein "Freihaus", dessen Stätte dazumal heilig und unverletzbar war, geflüchtet. Dort sei er bei der Familie des Henkers geblieben und schließlich selbst Scharfrichter geworden. Seit jener Zeit sei das düstere Amt der Familie Piperger erblich, denn sämmtliche Mitglieder derselben seien in ununterbrochener Folge Scharfrichter. "Mein Vater," heißt es in Pipergers Memoiren weiter, "war Scharfrichter in Graz. Während seiner vieljährigen Amtshandlungen wurde in den österreichischen Staaten der Uebergang vom Blutgerüst zum Galgen vollzogen. Leicht und milde war die Gesetzgebung schon unter ihm, er flocht nicht auf's Rad, hantirte nicht mit glühenden Zangen, hackte keine Arme ab, bohrte keine Augen aus und riß keine zuckenden Herzen aus der Brust, aber gar oft schwang er mit fester Hand das breite Henkerschwert, und viel Blut hat er im Namen des schwer beleidigten Gesetzes vergossen. In der zweiten Hälfte seiner Berufsthätigkeit wurden in Oesterreich die blutigen Exekutionen abgeschafft, und wenn er sich auch dieser "neuen Mode", wie er die Hinrichtungen mit dem Seil nannte, nur ungern anbequemte, so erfüllte er von da ab doch auch am Galgen ebenso geschickt als unverdrossen seine Pflicht. Ich selber ward geboren am 24. Juni 1838 in Graz und erhielt den Namen dieses Tages: Johann (der Täufer.) Wir waren achtzehn Geschwister, sechszehn Brüder und zwei Schwestern. Meine beiden Schwestern wurden von unseren Eltern mit außerordentlicher Fürsorge erzogen. Keine Mühe, keine Kosten wurden zu ihrer Heranbildung geschont. Es wurden ihnen die besten Lehrer gehalten, die sie in allen geselligen Künsten und Wissenschaften unterrichteten. Und als sie zu schönen, blühenden kenntnißreichen Mädchen herangereift waren, da gingen Beide, unter angenommenen fremden Namen, zum Theater. Beide wirken heute an großen Bühnen; Beide schreiten siegesbewußt, mit kühn gehobenem Haupt auf den Brettern einher, die die Welt bedeuten; Beide haben einen weit über enge Marken hinausreichenden, klangvollen Namen. Die eine feiert als Sängerin ungezählte Triumphe, die andere zählt zu den besten ausübenden dramatischen Künstlerinnen ihrer Zeit. Ich habe sie Beide, seitdem sie den Fuß auf den heißen Boden des Theaters gesetzt, nicht gesehen. Natürlich! Der Bruder Scharfrichter existirt für sie nicht. Das Publikum, das ihren Leistungen Beifall zujubelt, darf nicht ahnen, daß sie einer Henkerfamilie entsprossen, die Freunde und Bewunderer, die ihnen zu Füßen liegen, wie würden sie ihnen hohnlachend den Rücken kehren, wenn sie erführen, daß ihre Väter und Brüder Todesurtheile vollstrecken! Und die Welt, die vorurtheilsschwangere Welt, sie ließen es die Künstlerinnen vielleicht ebenfalls bitter büßen, daß ihre Wiege in einem "Freihause" gestanden. Mit Ausnahme eines einzigen,

[ => Original lesen: 1888 Nr. 7 Seite 6]

frühverstorbenen wurden alle Brüder Scharfrichter, die in allen Gegenden der Monarchie, in Agram, Mantua, Venedig, Essegg, Graz, Prag fungiren."
- Zwei Abenteurer, der Russe Nabokow und der bekannte "freie Kosak" Aschinow, haben, falls sich die bulgarische Leichenschau nicht in den Personen geirrt hat, unter den Knütteln ergrimmter Bulgaren ihre Laufbahn geendet. Hauptmann Nabokow gehört zu jenen russischen Offizieren, die durch die Entwickelung der bulgarischen Verhältnisse aus einer ruhig dahinfließenden militärischen Thätigkeit herausgerissen in das wechselvolle Dasein eines Unruhestifters und Verschwörers hineingeworfen worden sind. Schon im Mai 1886 wurde eine sorgfältig von ihm vorbereitete Verschwörung gegen den Fürsten Alexander vereitelt. Als er im November desselben Jahres wieder einen Putsch versuchte, gerieth er in bulgarische Gefangenschaft, wurde zum Tode verurtheilt, aber auf das Drängen Rußlands entlassen gegen das Versprechen, nichts mehr gegen Bulgarien zu unternehmen. Dennoch hat er am 3. Januar noch einmal einen Handstreich gegen Burgas an der Spitze einer Bande von etwa 60 Montenegrinern versucht, der aber wiederum blutig zurückgewiesen worden ist. Auf der Flucht nach der türkischen Grenze soll er von bulgarischen Bauern ereilt und erschlagen worden sein. Bei der Untersuchung seines Leichnams sollen kompromittierende (wen? Rußland?) Briefe vorgefunden worden sein. Der "freie Kosak" Aschinow entspricht ungefähr dem Typus jener Parteigänger, welche zur Zeit des 30jährigen Krieges ihren Degen und die von ihnen geworbenen Schaaren dem Meistbietenden zur Verfügung stellten. Aschinow hat, wenn man seinen Aufschneidereien Glauben beimessen darf, im Sudan an der Seite des Madhi gegen die Engländer gefochten und dann den Negus von Abbessinien gegen Italien aufgehetzt. Er hat sich ferner gerühmt, er habe im vorigen Frühjahr sich mit General Boulanger dahin geeinigt, er solle im Fall der französischen Kriegserklärung mit 20 000 Kosaken sengend, mordend und plündernd in Deutschland einbrechen. Wahrlich ein würdiges Brüderpaar hat hier hoffentlich einen würdigen Tod gefunden!
- Die Männer, schreibt eine Deutsch=Amerikanerin, die wahrscheinlich noch keinen hat, sind ein ganz sonderbares Völkchen. Sie tragen Stiefel Nr. 10 und schnarchen. Sie tragen Hüte, die oft an Abgenütztheit nichts zu wünschen übrig lassen; eben so wenig geben sie auf ihre Schirme acht. Wenn sie dieselben nicht verlieren, halten sie sie so, daß sie Jedermann damit die Augen ausstechen können. "Klatschen" ist ihnen eine unbekannte Thätigkeit, das überlassen sie den Frauen; nichts desto weniger gehen sie in Klubs und Vereine und sprechen über "Neuigkeiten" und "Wetten". Die Männer sind stets folgerecht in ihren Handlungen. Sie lieben es, wenn Damen recht einfach gekleidet gehen, ohne viel unnützen Tand; aber wenn eine so einfach, unauffällig gekleidete Dame auf einen Pferdebahnwagen steigt, so kann sie eine Stunde warten, bis es einem Verehrer der "sparsamen Hausfrauen" genehm ist, aufzustehen und ihr seinen Platz anzubieten. Wenn dagegen eine Frau kommt, die alle Thorheiten der Mode mitmacht und in auffällige Toilette geht, so springen dieselben Herren auf und reißen sich um die Ehre, draußen stehen zu dürfen. Auch sind die Männer nach ihrer Meinung stets ohne Fehl; in keinem Fall trifft sie irgend eine Schuld. Wenn ein Mann sich erkältet hat, so meint er, sterben zu müssen; bringt man ihm dann, um ihm zu helfen, einen Teller von nützlichen Haferschleim, so sagt er, das könnte er eben so gut nächste Woche essen. Die Männer können sich nicht entschließen einen Pudel zu führen, der ein blaues Band trägt; denn das verletzt ihr Feingefühl. Dabei aber rauchen sie Tabak aus den fürchterlichsten Pfeifen, so daß ihr Anzug auf zehn Schritte danach riecht. Deshalb verlangen sie immer ein reines Hemd, und wenn man ihnen eins giebt, behaupten sie eben so beharrlich, daß nicht ein einziger Knopf daran wäre auch wenn sie alle vorhanden sind, und sie dieselben nur nicht finden können. Männer können überhaupt nie etwas finden. Wenn auch die Herren der Schöpfung muthig sind, so erscheinen sie als wahre Pinsel im Umgang mit Frauen und Kindern. Wenn sie solch einen kleinen Weltbürger auf den Arm nehmen, ist Gefahr vorhanden, daß er erstickt wird. Um nur etwas Neues zu sagen, finden sie das Kindchen schön, als wenn keine Eltern da wären! Oder sie sind erstaunt, daß es sehen könne, als ob es keine Augen im Kopf hätte. Ein Kind von vier Monaten setzen sie auf die Erde, um es laufen zu lassen und gerathen dann in Verzweiflung, wenn es zu heulen anfängt. Wenn ein Mann glaubt, verliebt zu sein, dann kauft er sich Stehkragen und Shlipse; macht er den Mund auf, so beginnt er zu stammeln und stiert vor sich hin. Auch verstehen die Männer nicht so gut zu plaudern wie die Frauen. Sie sagen zu Allem "ja" oder "gewiß". Manchmal sind sie wirklich verliebt, wenn sie überhaupt nicht sprechen und in die Lüfte starren. Junge Mädchen wissen dann genau, was die Uhr geschlagen hat, und ziehen sie oft spaßeshalber auf. Haben sie sich einen Korb geholt, so erscheinen die Männer betrübt, bis sie um die Ecke sind; dann fangen sie an zu pfeifen, um in solcher Art ihre Verzweiflung zu zeigen. Sehr gern lassen sich die Männer photographieren und behaupten dann, sie wären nicht gut getroffen. Studenten der Medizin sind geradezu schrecklich; wenn sie häufig in einem Haus Besuch machen, muß man ein wachsames Auge auf seinem Hund haben, da sie wegen der Anatomie denselben gern stehlen. Wenn sie ihren Doktor gemacht haben, werden sie netter: sie erwerben sich Praxis auf Bällen und Landpartien. Die Juristen sind über die Maßen eingebildet und glauben, daß alle Mädchen in sie verschossen sind. Sie lassen sich häufig frisieren, sind die besten Tänzer, doch ist ihre Unterhaltung langweilig. Alle Männer sind eitel und haben gern, wenn man sie für schön hält. Häufig sind sie erschreckend fade, aber sie halten sich für das Gegentheil. Sie haben alle große Hände und Füße. Viele sind ungebildet und treten den Damen auf die Kleider, wenn sie erschrocken aufstehen. Die Männer sind ein großes Uebel, aber ganz angenehm im Haus bei einem Gewitter. - Sonst nicht?
- Reingfallen! Vor einiger Zeit erkundigte sich ein auswärtiges Geschäftshaus bei einem Frankfurter über die Kreditwürdigkeit einer Firma. "Sie können einen Kredit bis zu 2000 Mark geben," lautete die Antwort. Auf Grund dieser Auskunft gingen die bestellten Waaren alsbald ab. Als dann später die abgegebenen Tratten nicht honorirt wurden und auch sonst Zahlung nicht erfolgte, klagte die Firma, welche die Waaren geliefert hatte, gegen das Haus, welches die gute Auskunft gegeben hatte, auf Ersatz des Schadens und erstritt auch ein obsiegendes Urtheil.
- Fast alle Verbrecher führen unter sich Spitznamen und diese werden von der Polizei im Verbrecheralbum sorgfältig verzeichnet. Diese Namen wechseln aber mitunter. So mußte dieser Tage ein oft Bestrafter, der seither den Spitznamen "Rindsvieh" getragen hatte, als "Elephant" eingetragen werden.
- Gutmüthig. "Nee, här'n Se, erscht hamm Se mir mei Bier umgeschmissen, dann hamm Se mir mit der Zigarre en Loch in'n Rock gebrannt und jetzt hamm Se mich eenen alten Filz geschimpft! Wenn Se nun noch een Wort sagen, setz' ich mich an en andern Disch!"
- Berliner Schusterjungen. "Meester, draußen steht ein Mann, der Ihnen jerne hundert Thaler jiebt, wenn Sie ihm 'mal en bisken Jehör schenken!" "Na, sag' ihm, er soll 'reinkommen." "Ja, Meester, der Mann is taub!"
- In der Schule. Was ist denn das für ein eigenthümliches Geräusch, das ich schon die ganze Stunde höre?" - "Entschuldigen Sie, Herr Professor, mein Bart bricht sich Bahn."
- Was ist Renaissance?
          Lettern, die keiner erkennen kann,
          Kerzen, die keiner brennen kann,
          Schüsseln, auf welchen nichts stehen kann,
          Scheiben, durch die man nichts sehen kann,
          Der ehrliche nennt es "Firlefanz"
          Der Zeitgeschmack nennt es "Renaissance."


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