No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Januar
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 1 Seite 1]

Bekanntmachung.

            Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1887 stattfindet

am Montag, den 9. Januar 1888, Morgens 10 Uhr,
in Wismar

im Puls'schen Gasthofe "Stadt Altona."

            Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1867 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
            Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= oder Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
            Schönberg, den 24. Dezember 1887.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Kommission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Fr. Graf Eyben.


Dem neuen Jahre 1888

schlagen alle Herzen hoffnungsvoll und hoffnungsfreudig entgegen, denn 1887, das nun hinter uns liegt, war in Wahrheit kein Jahr, welches zum Frohsinn und zur Sorglosigkeit anregte. Kriegslärm haben wir seit einem halben Dezennium fast Jahr für Jahr gehabt, wenn er auch nie so intensiv war, wie 1887. Aber deutscher Muth sinkt nicht so leicht zu Boden; wir wissen, daß wir, ohne uns überheben zu wollen, in frischer, ganzer Kraft dastehen, daß die Erfahrungen, die 1870/71 mit manchem theuren Blut erkauft wurden, ausgebaut und zur möglichsten Vollendung geführt sind. Nicht minder schwer fällt in die Wagschale das hohe Bewußtsein, welche die deutsche Nation von ihrer Stellung und ihrer Mission hat. Gewiß, wir haben eine Mission, die höchste und heiligste, die es geben kann, den Frieden zu wahren, wo wir doch längst schon mit neuer und großer Aussicht auf Erfolg Kriege hatten führen können. Wir haben es nicht gethan, denn das deutsche Blut ist viel zu kostbar, als daß es anders vergossen werden sollte, denn zur Vertheidigung unserer Ehre und Selbständigkeit. Größere Lorbeern, als es durch den Krieg hätte gewinnen können, haben Deutschland und sein Kaiser durch die Erhaltung des Friedens sich errungen, und es war das nicht selten eine mühevolle Arbeit. Lauernd stand oft der Krieg vor der Thür, und es bedurfte aller Kraft, den schlimmen Gast abzuwehren. Denn das ist ja heute das Kennzeichen der Lage: Lodert in einem Winkel Europas die Kriegsflamme empor, so muß befürchtet werden, daß sie ganz Europa in Brand setzen wird. Deutschland will Frieden und hält Frieden. Reichsregierung und Volk sind darin ein und derselben Ansicht; aber auch darin denken beide dasselbe: Muß es sein, nun dann ohne Zaudern für deutschen Herd und deutsche Ehre! Ueberlassen wir der Zukunft was sie bringt. Uns geziemt es, entschlossen und thatkräftig unsere Arbeit zu fördern, auf dieser beruht der Wohlstand der Nation und ihre Achtung. Wenn wir nun unseren Lesern zum Schluß unseren Neujahrswunsch darbringen, so soll er in wenigen Worten zusammengefaßt sein: Nicht nur ein ungetrübter Jahresanfang, sondern auch ein ganzes frohes Jahr!


Am Sonnabend waren es achtzig Jahre her, daß Kaiser Wilhelm, damals Prinz von Preußen, unter seinem Christbaum das Patent als Sekonde=Lieutnant erhielt.
In San Remo ist Winterwetter mit scharfem Nordwind eingetreten, das Thermometer stand am Donnerstag unterm Gefrierpunkt. Die Ausgänge des Kronprinzen müssen unterbleiben. In Genua, Cannes und Nizza liegt fußhoher Schnee.
Die spanische Gesandtschaft in Berlin ist zum Rang einer Botschaft erhoben worden. Ein Personalwechsel erfolgt nicht, Graf Benomar, bisher Gesandter, bleibt ferner spanischer Botschafter.
Prinz Alexander von Oldenburg, Generaladjutant des Kaisers von Rußland und Kommandeur der russischen Garde, weilt gegenwärtig in Paris. Er hat die Mission, mit der französischen Regierung

[ => Original lesen: 1888 Nr. 1 Seite 2]

das Nähere für eine gemeinsame russisch=französische Aktion im Kriegsfalle festzustellen.
Ein Leitartikel der "Post" nennt die politische Haltung Rußlands bezüglich Bulgariens eine Herumdokterei an der Oberfläche, während das Ziel der Operation Konstantinopel sei; was Oesterreichs Stellung in der bulgarischen Frage anlange, welches man darin nicht preisgeben wolle, so könne man sich in Berlin allerdings einen anderen Weg denken, wolle aber der Bündnispflicht jedenfalls genügen. Die Lage gegen voriges Jahr sei, daß die russische Mobilmachung, welche vor einem Jahre begonnen worden, nun der Vollendung entgegen gehe. Ob Rußland Deutschland oder Oesterreich zuerst angreifen werde, stehe dahin. Die russischen Hetzer und Kriegsführer riethen zu ersterem.
Eine Meldung des "Fremdenblatts" in Wien bezeichnet die Situation als unverändert ernst. An der Grenze sind Veränderungen im ungünstigen Sinne bereits vollzogen und stehen bevor. Rußland habe seine Truppenaufstellung an der österreichischen Grenze vollendet und beginne nun an der rumänischen Grenze.
Aus Beßarabien wird von der Verschiebung neuer russischer Truppentheile gemeldet. In London will man in Folge dessen erfahren haben, daß Oesterreich das bestimmte Verlangen in St. Petersburg gestellt habe, die russischen Truppen sollten von der Grenze zurückgezogen werden. Wir in Deutschland kennen die Oesterreicher besser, so energisch sind sie nicht.
Die Ungarn haben es eilig. Ihre Blätter erzählen, die ungarischen Offiziere hätten den Befehl erhalten, die russische Sprache zu studieren und sich mit der Geographie Westrußlands vertraut zu machen. (Leicht gesagt!) General Varga, der sich als Reitergeneral bei den letzten Manövern besonders ausgezeichnet hat, ist von Temesvar nach Galizien zum dortigen Divisions=Kommando versetzt worden.
Die Stimmung in der ganzen Provinz Schlesien, besonders aber in den gegen Rußland gelegenen und hervorragend in den südöstlichen, zugleich Rußland und Galizien nahen Bezirken ist eine ungemein ernste. Die Gewerbetreibenden scheuen vor jeder in ihrem Ziel über die nächsten Wochen, ja, fast möchte man sagen Tage hinausgehenden Entschließung zurück, und in Kreisen wie Beuthen, Kattowitz und Pleß will man vom Vertrauen auf die Beständigkeit des Friedens nichts, gar nichts wissen. Die Beunruhigung ist tiefgehend und allgemein.
- In den Kreisen der Wehrpflichtigen herrscht über die Heranziehung zum Landsturm vielfach Unsicherheit, ganz besonders seitens derjenige Mannschaften, welche bei der Aushebung als "dauernd zu jeden Militärdienst in der Armee und Marine untauglich" ausgemustert und aus den Listen gelöscht worden sind. Mehrfache Anfragen mögen daher ihre Beantwortung dahin finden, daß die vorstehende Klasse Wehrpflichtiger nicht zum Landsturm herangezogen werden kann, daß dagegen alle Mannschaften vom 17. bis 45. Lebensjahr sich ausnahmslos bei der Einberufung dieser Klasse den Aushebungskommissionen zu stellen haben, ob Krüppel oder nicht, soweit dieselben nicht bereits zur Armee, zur Ersatzreserve, zur Reserve, zur Landwehr ersten und zweiten Angebots gehören.
Das Gesetz betr. die Unfallversicherung der bei Bauten beschäftigten Personen tritt, wie eine im "Reichsanzeiger" soeben veröffentlichte kaiserliche Verordnung bestimmt, am 1. Januar 1888 für das Gebiet des deutschen Reiches seinem vollen Umfang nach in Kraft. Mit demselben Zeitpunkt tritt das Gesetz betr. die Unfallversicherung der Seeleute und anderer bei der Seeschifffahrt betheiligten Personen gleichfalls in Wirksamkeit.
Der deutsche Bäcker Innungs=Verband "Germania" mit über 21,000 Mitgliedern hat sich einstimmig gegen die Brodtaxe erklärt.
In Bayern ist die Sehnsucht nach Errichtung einer Staats= und Klassen=Lotterie sehr lebhaft geworden und bereits im Landtag zum Ausdruck gekommen. Warum, fragen Viele, das viele Geld heimlich nach Preußen und Sachsen tragen? Ob der Finanzminister auf die Länge der Einführung einer Staats=Lotterie, die dem Staat jährlich zwei Millionen Reingewinn eintragen wird, wiederstehen wird, wer will es wissen? Ein gutes Neujahrsgeschenk wäre es schwerlich.
- Der Chef des Militärkabinetts, General d. Albedyll, ist plötzlich erkrankt.
Der preußische Eisenbahnminister Maybach hat eine Anordnung getroffen, durch welche berechtigten Wünschen, die schon lange öffentlich ausgesprochen worden sind, endlich nachgekommen wird. Es sollen bei den Staatsbahnen die Amtsstunden der Eisenbahnbeamten, welche in erster Linie für die Sicherheit des Verkehrs verantwortlich sind, nicht über acht Stunden täglich ausgedehnt werden; für die Lokomotivführer werden wohl noch ähnliche Verfügungen getroffen werden.
Die sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten fordern ihre Parteigenossen auf zu Beiträgen für eine Sammlung, aus deren Ertrag die Kosten für eine dauernde Unterbringung des Abg. Hasenclever in einer Heilanstalt bestritten werden sollen. Zugleich sollen die Mittel aufgebracht werden, um der Familie Hasenclever die Begründung einer neuen Existenz zu ermöglichen. Die Hoffnung auf eine Wiedergenesung Hasenclevers ist nach der Aussage der behandelnden Aerzte eine nur ,,sehr schwache".
Baron v. Rothschild in Wien erhielt am Sonnabend die amtliche Besttätigung, daß er nebst Gemahlin hoffähig geworden sei. Diese Auszeichnung erfolgte auf den Vorschlag Tisza's aufgrund der Verdienste Rothschilds um die Hebung des ungarischen Staatskredits.
- Eine Riesen=Ringkanone kam dieser Tage von Krupp in Essen in Wesel an, um nach Amsterdam und da per Schiff nach Dänemark transportiert zu werden. Die Kanone hat ein Gewicht von 50 000 Kilo.


- Die großen Bankiers in Europa sind glücklicherweise alle gelehrige Schüler Elihu Burrits, des großen Friedensaposteln geworden. Sie wollen alle Rußland kein Geld leihen zum Krieg und halten alle Ohren und Taschen zu. Nicht nur in Frankreich, wo man doch mit den Russen kokettirt, sondern auch in Holland und Belgien hat Rußland keine Anleihe zu Stande gebracht. Wir freuen uns, diesen schönen frommen Zug der Geldleute konstatiren zu können.
- In Leipzig ist Otto Volckmar, Deutschlands größter Kommissionsbuchhändler, gestorben; unter dem Weihnachtsbaum soll ihn der Schlag getroffen haben.
- Im Kreise Hörde ist am Weinachtsheiligabend ein Bergmann, der mit seinem Monatslohn in der Tasche von der Zeche nach Hause gehen wollte, unterwegs erfroren.
- Ein altes Vorrecht des Schützenkönigs in Burtscheid, von Einquartirung befreit zu sein, ist von den Stadtverordneten abgeschafft worden.
- Das verunglückte große Floß, welches aus 30 000 Baumstämmen zusammengesetzt war, ist von einem Regierungsdampfer aufgefunden worden und zwar südlich von derjenigen Linie, welche die transatlantischen Dampfer zu befahren pflegen. Das Floß war auseinandergebrochen und der Dampfer fuhr 6 Stunden lang durch eine Masse schwimmenden Holzes. Eine Gefahr für die Schifffahrt soll nun nicht mehr vorhanden sein.
- Im Südwestlichen Kansas (Nordamerika) herrscht furchtbare Kälte bei starkem Schneefall. Viele Ansiedler sind in Folge der Kohlenknappheit ohne Heizmaterial und in einigen Kreisen verzeichnet das Thermometer 60 Grad (F.) Kälte. Große Kälte wird auch aus dem westlichen Nebraska gemeldet.
Ueber die Zahl der nach Sibirien verschickten und von dort entflohenen Arrestanten veröffentlicht die russische Presse folgende Daten: Zum 1. Januar 1886 mußten sich laut Arrestanten=Verzeichniß in den Gouvernements Irkutsk und Jenisseisk und im Gebiet von Irkutsk über 110 000 Verschickte befinden, während nur 42 000 Personen an Ort und Stelle vorhanden, 20 000 Personen auf Grund ihnen ausgestellter Atteste auf Arbeit ausgegangen und 48 000 Personen oder 45 pCt. der Gesammtzahl verschollen waren. In Westsibirien ist der Prozentsatz der flüchtigen Arrestanten noch größer indem die letzte dort vorgenommene Zählung ergeben hat,

[ => Original lesen: 1888 Nr. 1 Seite 3]

daß nur 33 pCt. der Verschickten sich an ihrem Bestimmungsort befinden, während 67 pCt. verschollen sind.
- Wie's gemacht wird. Durch ein verhängnißvolles Versehen, so schreibt die "Köln. Volksztg." ist neulich in einer Provinzialzeitung eine für die Redaktion bestimmte Bemerkung des Roman=Autors mit abgedruckt worden. Der betreffende Feuilleton=Roman schließt damit, daß die jugendliche Heldin in Nußdorf bei Wien das Grab in den Wellen sucht. Dieser Selbstmord ist sehr grell geschildert, und um so mehr überrascht den Leser die nun folgende, nicht für seine Augen berechnet Bemerkung: "Sollte Ihnen das Schicksal der Louise zu düster erscheinen, so lassen wir sie leben; es hieße dann bei der 46. Zeile gleich: Louise dachte noch oft an den schändlichen Streich, den ihr der blonde Doktor gespielt; aber allmählich gewann auch sie ihre Ruhe und die Zufriedenheit des Herzens wieder"
- Der Winter ist da, und mit seiner gestrengen Herrschaft beginnt auch die Not und Qual mit erfrorenen Gliedern. Ein vielfach als vorzüglich wirksam erprobtes Rezept das noch den Vorzug der Billigkeit und Einfachheit in der Anwendung hat, sei hiermit zum allgemeinen Nutzen mitgetheilt; es sind damit selbst ganz veraltete Frostschäden kuriert worden. Man kaufe für 10 Pfg. Kirschlorbeerwasser, ebenso viel Blei=Essig, schüttle es tüchtig durcheinander und streiche hiervon mit einem weichen Pinsel auf die betreffenden Stellen, lasse es eintrocknen und wiederhole dies so oft wie möglich. Es entsteht nach dem Gebrauch ein angenehm kühles Gefühl, das lästige Jucken hört auf und, was die Hauptsache ist, es hilft.


Farbige Seidenstoffe v. Mk. 1,55 bis 12,55 p. Met. (ca. 2000 versch. Farb. u. Dess.) - Atlasse, Faille, Française, "Monopol", Foulards, Grenadines, Surah, Sat. merv., Damaste, Brocatelle, Steppdecken- u. Fahnenstoffe, Ripse, Taffete etc. - vers. roben und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenf. Depôt G. Henneberg (k. u. K. Hoflief.) Zürich Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Zur Zwangsversteigerung des in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, den durch den Bäckermeister Hinzelmann hieselbst vertretenen Geschwistern Caroline und Adolph Hinzelmann gehörigen, am Markte hieselbst belegenen Wohnhauses c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
        1. Der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 7. Februar 1888,
Vormittags 11 Uhr,

        2. Der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 9. März 1888,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
        Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 7. Februar 1888,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
        Den Schuldnern und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
        Schönberg, den 12. November 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.       


In der Nacht vom 25./26. d. M. sind aus einem Gasthause zu Schönberg mittelst Einbruchs ca. 20 M., eine Partie Briefmarken und eine Brieftasche von feinem schwarzem Leder, inwendig mit Seide in einem Rosenkranz "Souvenir" gestickt und wahrscheinlich eine Imitation eines Tausendmarkscheines enthaltend, entwendet worden.
Es wird um Vigilanz und Benachrichtigung gebeten.
Neustrelitz, 27. December 1887.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

Seyberlich.       


Holz=Auction Nr. 7.

Am Montag, den 9. Januar Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Freitag - Stadt Lübeck - hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Rupensdorfer Holz:
von Nr. 1 bis Nr. 206.

173 Rmet eichen Knüppel u. Kluft,
  15 Fuder eichen starkes Durchforstholz I. Cl.
    5 Fuder eichen Pollholz,
153 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl. u. Knüppel,
  14 Fuder buchen Pollholz,
  26 Rmet. birken u. ellern Knüppel,
  20 Rmet. Nadelholz=Knüppel.
Das Holz steht größtentheils in Umgebung von Müschenbruch.
Schönberg, den 1. Januar 1888.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 8.

Am Dienstag, den 10. Januar Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Aus dem Carlower Holz:

90 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
16 Rmet. buchen Knüppel.
Schönberg, den 1. Januar 1888.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Mittwoch, den 4. Januar 1888 Vormittags 10 Uhr sollen in Schönberg

1 neuer u. 1 gebrauchter Stuhlwagen

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer beim Gastwirth Boye in Schönberg.
Schönberg, den 29. December 1887.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Heute wurde uns ein gesundes Töchterchen geboren.

                                                    Eduard Bade und Frau
                                                    geb. König.

Gr. Voigtshagen, den 30. December 1887.


Dora Zellinski
Heinrich Boldt
Verlobte.
Schönberg.                                                     Besitz.


Verlobungs=Anzeige.
Marie Lohse
Otto Meyer
Schönberg.


Statt besonderer Meldung.

Am Donnerstag, den 29. December Abends entschlief unerwartet unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau

Catharine Busch geb. Busch.
                                                    Die trauernden Hinterbliebenen.

Schönberg, den 3. Januar 1888.
Beerdigung, heute, Dienstag, den 3. Januar 1888 Nachmittags 3 Uhr.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 1 Seite 4]

Vom 29. September bis Ende d. J. sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
  1. Vom Hauswirth Oldenburg=Zarnewenz 1 Pferd 700 M.
  2. Vom Arbeitsmann Koop=Mechow 1 Kuh 135 M.
  3. Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Kuh 135 M.
  4. Vom Hauswirth Creutzfeldt Wwe.=Niendorf 1 Pferd 300 M.
  5. Vom Zimmermann Boye=Utecht 1 Kuh 135 M.
  6. Vom Kutscher Bökel=Rabensdorf 1 Kuh 125 M.
  7. Vom Arbeitsmann Bade=Lockwisch 1 Kuh 135 M.
  8. Vom Büdner Wegner=Schlagsdorf 1 Kuh 135 M.
  9. Vom Hauswirth Löding=Herrnburg 1 Pferd 300 M.
10. Vom Schulzen Faasch=Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
11. Vom Hauswirth Holst=Ziethen 1 Kuh 135 M.
12. Vom Müller Röper=Herrnburg 1 Pferd 100 M.
13. Vom Hauswirth Kröger=Lockwisch 1 Pferd 200 M.
14. Vom Mühlenpächter Franck hier 1 Pferd 200 M.
15. Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Pferd 400 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pf. pro 100 M. Versicherungssumme welcher am

Sonnabend, den 14. Januar 1888, Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthaus hieselbst einzuzahlen ist.
Schönberg, den 31. December 1887.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.           Wilh. Heincke.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 8. d. Mts.:
Concert mit nachfolgendem Ball,

ausgeführt von der gesammten Kapelle des Musikdirectors F. Kronas.

Entree 50 Pfg. à Person.
Anfang 6 1/2 Uhr.
Zu demselben ladet ganz ergebenst ein
                                                    J. H. Freitag.


Das 2te Abonnements-Concert

des Schweriner Jägerbataillons findet in der dritten Woche d. Mts. statt.

                                                    J. H. Freitag.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Allgemeine Versammlung am Sonntag, den 8. Januar 1888, Nachmittags 4 Uhr, im Vereinslokale.

Tagesordnung.

1. Vorstandswahl.
2. Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers.
3. Vereinsangelenheiten.

Der Vorstand.       


Die Haupt=Versammlung der

Schuhmacher=Innung
zu Schönberg

findet am Montag, den 9. Januar 1888 Nachmittags präcise 1 Uhr im Gastwirth Boye'schen Locale statt, wozu sämmtliche Mitglieder hierdurch dringend eingeladen werden.

Tagesordnung:

1. Rechnungs=Ablage.
2. Vorstands=Wahl.
3. Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
Schönberg, im December 1887.

Der Vorstand.       


Von den Antheilscheinen der Schützenzunft sind dies Jahr 1887 den 28. December gezogen und ausgeloost:

No. 353,       330,       366,       92,       347,       82

und werden ausgezahlt bei Schaffner F. Baer.


Stärksten Seifenstein und Chlorkalk
empfing und empfiehlt                                                    
                                                    J. F. Eckmann.


Für alle häuslichen Arbeiten wird zu Ostern gegen guten Lohn und gute Behandlung

ein Dienstmädchen

gesucht, zu erfragen in der Expedition d. Bl.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten).

Geboren:

D. 21. Nov. dem Maurer Joachim Arndt zu Schönberg ein S.
D. 27. dem Arbeiter Nehls zu Petersberg eine Tochter.
D. 30. dem Arbeiter Sippelkow zu Schönberg ein Sohn.
D. 14. Dec. dem Zimmermann Joachim Schäper zu Schönberg eine Tochter
D. 20. dem Arbeiter Carl Bauckmeier zu Schönberg eine T.
D. 21. dem Hauswirth Wigger zu Kl. Siemz ein Sohn.
D. 21. dem Kutscher Knöchel zu Hof=Rabensdorf eine Tochter.
D. 21. dem Arbeiter Heinrich Renzow zu Schönberg eine T.

Gestorben:

D. 23. Nov. Martha Catharina Friederieke Johanna Wolgast, Kaufmannstochter zu Schönberg, 1 J. 6 M. alt.
D. 29. Wilhelmine Caroline Marie Lenschow, Arbeitertochter zu Ollndorf, 18 J. 5 M. alt.
D. 1. Dec. Erna Marie Catharina Elise Maack, Ackerbürgertochter zu Schönberg, 3 M. alt.
D. 4. Catharina Marie Ollrogge geb. Ollrogge, Arbeiterwittwe zu Schönberg, 81 J. 7 M. alt.
D. 4. Arbeiter Friedrich Joachim Asmus Lüth zu Schönberg, 66 J. 3 M. alt.
D. 5. Elisabeth Marie Wilhelmine Kähler, Arbeitertochter zu Torisdorf 9 M. alt.
D. 9. Schuhmachermeister Jochen Peter Burmeister zu Schönberg, 75 J. 2 M. alt.
D. 12. Hauswirthswittwe Anna Trine Maack geb. Oldörp zu Lockwisch, 70 J. 7 M. alt.
D. 12. Sophie Caroline Elise Maaß geb. Dähn, Reiferfrau zu Schönberg, 39 J. 8 M. alt.
D. 15. Emma Marie Louise Auguste Wolgast, Kaufmannstochter zu Schönberg, 4 J. 3 M. alt.
D. 26. Arbeiter Hans Asmus Bohnhoff zu Schönberg, 68 J. 10 M. alt.
D. 27 Helene Johanna Elisabeth Hermine Wolgast Kaufmannstochter zu Schönberg, 7 J. 11 M. alt.
D. 28. Posthalter Georg Ludwig Friedrich Bielfeldt zu Schönberg, 73 J. 2 M. alt.
D. 29. Tischlerwittwe Catharina Maria Busch geb. Busch zu Schönberg, 71 J. 10 M alt.
D. 1. Jan. Anna Elise Marie Helene Meier, Arbeitertochter zu Sabow, 8 M. alt.
D. 2. Jan. des Arbeiters Johann Bohnhoff zu Schönberg todtgeborener Sohn.

Eheschließungen:

D. 29 Nov. Viehhändler Johann Friedrich Ernst Ladendorf und Ida Cath. Dor. Vock zu Schönberg.
D. 2. Dec. Zimmermann Johann Carl Heinrich Wigger zu Kl. Siemz und Anna Cath. Marie Elisabeth Wigger zu
Kl. Bünsdorf.
D. 9. Maurer Hans Heinrich Freitag zu Lübsee und Marie Anna Grevsmühl zu Schönberg.
D. 9. Zimmermann Heinrich Wilhelm Maaß zu Törpt und Betty Dor. Magd. Niese zu Lindow.
D. 16. Geometer Paul Adolph Bernhard Poersel zu Ratzeburg und Marie Anna Christine Elisabeth Köhler zu Schönberg.
D. 30. Arbeiter Carl Wilhelm Heinrich Meyer zu Kl. Siemz und Catharina Marie Magdalena Bollow zu Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 1 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 1 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. Januar 1888.


    Neujahrsgruß 1888.
    Mit tröstendem Frohlocken
Ersteht das neue Jahr,
Im Klang der Morgenglocken
Beut es sich freudig dar.
Es ist so süß sein Klingen,
So wunderbar sein Laut,
Als wollt es Grüße bringen
Von einer jungen Braut.
    Es ruft: Mit meinen Tönen
Soll jeder Kummer fliehn,
Ich will die Welt verschönen,
Mit Segen überziehn.
Kein hartes Mühn und Plagen
Verstimme eine Brust,
Ich nah mit heitern Tagen,
Mit ungetrübter Lust.
    Wenn Nebel auch umhüllten
Geträumtes Erdenglück:
Ich will den Gramerfüllten
Erleichtern ihr Geschick.
Nur wer nicht Liebe spendet,
Nicht ehrt, was arm und klein,
Soll, eh' der Tag sich endet,
Auch ohne Liebe Sein.
    Doch wer mit vollen Händen
Bedrängten Bruder ist,
Dem will ich Edles spenden,
Wie er es kaum ermißt.
Dem weih' ich hohe Güter
Vom himmlischen Altar,
Bleib ihm ein treuer Hüter
Für jetzt und immerdar.


- Das soeben begonnene Jahr ist bekanntlich ein Schaltjahr von 366 Tagen, von denen 67 Sonn= und Feiertage sind; Ostersonntag fällt auf den 1. April, so daß der Fasching nur eine Dauer von 49 Tagen hat. Faschingdienstag fällt auf den 14. Februar, Pfingstsonntag auf den 20. Mai. Im Jahre 1888 werden zwei totale Mondfinsternisse und drei partielle Sonnenfinsternisse stattfinden, aber nur die erste totale Mondfinsterniß am 28. Januar soll bei uns sichtbar sein. Die partiellen drei Sonnenfinsternisse werden in Mitteleuropa, daher bei uns nicht sichtbar sein.
Von Norddeutschland bis tief in den Süden hinein erstrecken sich Schneefall und Schneestürme und dadurch hervorgerufene Verkehrsstörungen, wenn sie auch lange nicht so schlimm sind, wie im vorigen Jahre. Die Stockungen waren am größten im Riesengebirge, in Thüringen, Sachsen, Bayern. Ziemlich trostlos sah es in Ungarn aus. Dort lag fast der gesamte Verkehr brach. Italien ist bis nach Neapel hinunter von starken Schneefällen heimgesucht, in Sizilien, Griechenland herrschten Schneewehen, die großen Schaden anrichteten. In Rimini in Italien wurde ein Bettlerknabe erfroren auf der Landstraße gefunden. Auch in Belgien hat ungemein starker Schneefall stattgefunden, selbst auf großen Straßen ist der Verkehr gestört.
- Die Rheinschifffahrt ist wegen Eistreibens eingestellt und die Kölner Schiffbrücke abgebrochen worden.
- Von der österreichischen Südbahn werden große Schneestürme und heftige Schneewehen gemeldet. Die Triester Nachtzüge sind am ersten Weihnachtsfeiertag ausgeblieben. Der Bahnverkehr auf den Strecken Divacca=Pola und Divacca=Rakek ist eingestellt. Von Triest wird bis auf Weiteres der Verkehr der Südbahn und der Staatsbahnen eingestellt. In Pola, Rakek und Laibach stehen eingeschneite Züge.
- In Madrid hat es stark geschneit, Straßen und Dächer sind vom Schnee bedeckt. Es ist empfindlich kalt. Man läuft auf flachen Gewässern Schlittschuh. Auch in den Provinzen herrscht Strenge Kälte.
- In Petersburg hat das Wetter, wie fast überall, große Sprünge gemacht in der letzten Woche. Einmal ist es vom Regen auf 14 Grad Kälte umgesprungen. Die Polizei ließ in den Hauptstraßen große Scheiterhaufen anzünden, an denen die Armen sich wärmten. In den Köpfen aber scheint's noch heftiger zu brennen, wie die Schließung vieler Universitäten und hoher Schulen zeigt.
- Der Kaiser von Rußland wird den Papst zum neuen Jahre telegraphisch gratuliren. Beim Jubiläum bleibt Rußland unvertreten. - Das Jubiläumsgeschenk der Königin von England an den Papst besteht in einer prächtigen goldenen Kanne nebst Becken für die Celebrirung der Messen. Der Papst empfing das Becken mit sichtlichem Vergnügen und scheint das Becken für seine Jubiläumsmesse bestimmt zu haben. - Die Prinzessin Clementine von Coburg, Mutter des Fürsten von Bulgarien, hat einen Kelch gespendet mit der bescheidenen Widmung: "Eine Tochter des heiligen Ludwig dem Nachfolger des heiligen Petrus." - Die Königin=Mutter von Baiern sandte ein prachtvolles Hostiengefäß, gefüllt mit 5000 Silberfranken.
- Zum Papstjubiläum sind in Rom von zahlreichen ultramontanen deutschen Vereinen, u. a. aus Bonn, Bremen, Hildesheim, Glückwünsche eingegangen, welche die Hoffnung auf die Rückgabe Roms an das Papstthum aussprechen.
- Die Jubiläumsgeschenke des Papstes sind in drei großen Sälen ausgestellt. Ueber die Auswahl verabredet können sich die frommen Spender unmöglich haben, denn manche Dinge kommen 10 bis 20, ja 100 mal vor und können von 10 Päpsten nicht verbraucht werden. Was die Kostbarkeiten an Speis und Trank betrifft, so zeigen sich zum Glück die Kardinäle sehr hülfreich und gut.
- König Oskar von Schweden ist wie durch ein Wunder dem Tode entgangen. Er hatte sich gerade bereit gemacht auf einem Sopha die Zeitung zu lesen, wurde aber hinausgerufen, als der kolossale Kronleuchter über dem Sopha herunterfiel und das Ende desselben, wo der König soeben gesessen, zerschmetterte und selbst, in tausend Scherben zerschlagen, den Fußboden bedeckte. Die Untersuchung ergab, daß der Balken, woran der Kronleuchter hing, vollständig morsch geworden. Wäre der König nicht zufällig abberufen worden, würde er wohl nicht mehr unter den Lebenden weilen.
- In Bayern klagt man noch immer über die hohen Fleischpreise, trotzdem das Schlachtvieh sehr billig ist. Daß es möglich ist, gutes und bedeutend billigeres Fleisch zu liefern, hat kürzlich ein Metzger in München bewiesen, indem er ein neues Geschäft etablirte und gutes Ochsenfleisch um 40-50 Pfg. per Pfund verkaufte.
- Ziffermäßige Folgen der Erhöhung der Getreidezölle. Es kosten gegenwärtig: Weizen: Odessa Azima pro 100 Kilo in London Mk. 14,30, in Mannheim Mk. 19,75; russischer Roggen pro 100 Kilo in London Mk. 8,90, in Mannheim Mk. 14; Futtergerste in London Mk. 8,85, in Mannheim Mk. 12; Hafer in London Mk. 8,40 bis 9,90, in Mannheim Mk. 13 bis 14,50; Mais in London Mk. 10,85; in Mannheim Mk. 13,75.
- Seitens der Torpedo=Station in New=York sind letztere Zeit erfolgreiche Versuche mit der Beleuchtung des Meeres unter seiner Oberfläche mittelst elektrischer Glühlichter angestellt worden. Derartige Lichter, von welchen jedes einzelne der Leuchtkraft von ungefähr 100 Kerzen gleichkam, wurden 20 Fuß tief ins Meer hinuntergesenkt und beleuchteten dasselbe auf einen Umkreis von 150 Fuß derart, daß der kleinste Gegenstand deutlich erkennbar war.
- In diesen Tagen verkaufte eine Dessauer Holzhandlung den ganzen Restbestand ihres in Galizien befindlichen Bretterlagers von rund 5000 kbm. gleich etwa 250 Eisenbahnladungen zur sofortigen

[ => Original lesen: 1888 Nr. 1 Seite 6]

Abnahme an Ort und Stelle, die lediglich zu den von Oesterreich in Angriff genommenen Barackenbauten Verwendung finden dürften.
- Seinen französierenden deutschen Landsleuten im Elsaß ruft ihr bester Volksdichter Adolf Stöber zum neuen Jahre zu:

"So lang ze Stroßburj 's Münster steht
In siner alte Majestät,
Hat's Dîsch in Stadt und Land rejiert,
In Sitte, Sprooch un Sinn floriert.
So lang noch steht der Münsterthurm
In Sonnenschîn, in Schnee un Sturm,
Soll unter Muettersprooch rejiern,
Soll unsrer Väter Geist floriern,
Soll dîtscher Gsang im Elsaß lewe
Un nie vergehn, Gott, Gott wurd's gewe!"

- Was ist aus der schönen stolzen Kaiserin Eugenie geworden, welche den Krieg von 1870 heraufbeschworen hat! Als sie dieser Tage von Amsterdam kam, wo sie bei Dr. Metzger die Massagekur gebraucht hat, kannte man sie nicht mehr. Sie ist 60 Jahre alt, sieht aber wie eine Achtzigerin aus und ist eine körperlich wie geistig vollständig gebrochene Frau. Das Schicksal, das sie frevelhaft 1870 heraufbeschworen, hat seine schwere Hand auf sie gelegt und ihr den Thron, den Gemahl und zuletzt den einzigen Sohn genommen. Heute würde sie sich nicht mehr wie 1867 in Salzburg mit der Kaiserin Elisabeth messen. In Brüssel wohnt sie wie immer im Gasthof, der König und die Königin nehmen keine Notiz von ihr, seit nach der Flucht der Kaiserin in ihrem Kabinet in den Tuilerien die Beweise schwarz auf weiß gefunden worden, daß Belgien Frankreich einverleibt werden sollte, falls Napoleon über Preußen und Deutschland siege. Nur ein Napoleon wohnt in ihrer Umgebung, Prinz Victor, der älteste Sohn Plon Plons.
- Man wundert sich in unserer nüchternen Zeit über die gewaltige Zunahme der Philosophen auf manchen Universitäten. Auf der alten Theologen=Universität Halle z. B. giebts in diesem Winter 583 Philosophen, fast so viele als Theologen. Sieht man aber genauer zu, so gehören die meisten dieser Philosophen der Landwirthschaft an. Die Universitäten sind nur so artig, sie den Philosophen einzureihen, weil sie doch weder Theologen, noch Juristen, noch Mediziner und nur in der philosophischen Fakultät unterzubringen sind. Die jungen Herrn lassen sich's gern gefallen, obgleich sie behaupten, mit Philosophie könne man keinen Acker düngen und keine Fuhre Getreide einheimsen. Sie vergessen aber, daß die großen Landwirthe im Reichstag auch einmal spekulative Philosophie studirt haben müssen, denn sie spekuliren in Korn und Weizen und sogar in Spiritus, wenn auch nicht in philosophischem.
- Bei der alljährlich in Madrid stattfindenden Weihnachtslotterie, zu welcher ein Loos 500 Francs kostet, ist diesmal der Hauptgewinn von 2 500 000 Francs dem Kriegsminister Cassola zugefallen. Man erzählt, daß das Loos von dem General vor zwei Monaten aus dem Ertrage der Spielkasse seiner Empfangsabende erworben wurde.
- Ein ebenso reizendes als kostbares Geschenk machte am heiligen Abend ein Berliner Großkaufmann seiner Schwiegertochter. Das Geschenk bestand in einem kleinen Weihnachtsbaum, dessen Zweige mit 500 Mark in Gold, theils in Zehnmark=, theils in Fünfmarkstücken, behangen waren. Die Goldmünzen waren leicht mit Siegellack an grüne Seide befestigt.
- Weihnachts=Aepfel, die ihren Beruf verfehlt hatten, schwammen vor Kurzem in der Havel. Ein Berliner Unternehmer hatte für 1500 Mark Aepfel aufgekauft und dieselben auf eine alte Zille verladen, um damit nach Berlin anzulegen. Aber die Zille fuhr unterwegs auf und barst infolge ihrer Altersschwäche sofort. 1500 Mark schwammen mit dem Strome dahin.
- Den Berlinern müssen die vielen, oft sehr bedenklichen Witze, die sie über das Heirathen machen (einer vergleicht sogar den Fußfall des entzückten Bräutigams, wenn er das Jawort erhält, mit dem Kameel, das auf die Kniee fällt, wenn ihm Lasten für die Wanderung durch die Wüste aufgepackt werden), durchaus nicht vom Herzen kommen; denn das Freien und Freienlassen geht außerordentlich munter fort. Am Weihnachtsfest allein fanden 400 Verlobungen statt und das sind nur die, die in den Zeitungen zur Anzeige kamen. Die anderen sind unzählig und die Standesbeamten bekommen im wunderschönen Monat Mai alle Hände voll zu thun.
- Die Stadt Berlin hat einen großen Magen! In den Markthallen hat am Sonnabend vor Weihnachten eine sehr starke Nachfrage nach Gänsen und Karpfen geherrscht. Nicht weniger als 30 000 Gänse und 8 bis 900 Zentner Karpfen sind in den Vormittagsstunden umgesetzt worden. Die Zufuhr von Aepfeln und Nüssen war so stark, daß die Preise für beide Leckerbissen bedeutend heruntergingen.
- Die Berliner Droschkenkutscher haben gute Weihnachtslaune gehabt. Als eine ärmliche Greisin mit ihren Enkeln vergeblich in einem Pferdebahnwagen unterzukommen versuchte, nahm sie ein Droschkenkutscher in seinen Wagen und fuhr sie unentgeltlich heim bis in die entfernte Vorstadt. Drei Soldaten und Weihnachtsurlauber fragten einen Droschkenkutscher nach dem nächsten Weg zum Lehrter Bahnhof; statt aller Antwort packte er sie in seinen Wagen und brachte sie lachend zum Bahnhof.
- In einem Tuffsteinbruch im Tauberthale wurde der versteinerte Körper eines Mannes gefunden. Der Fund wird eingehende Nachforschungen in jener Gegend zur Folge haben.
- Für die Negerschüler der deutschen Schule in Kamerun wird jetzt in Berlin eine Fibel gedruckt. Der Text ist zweisprachig, auf der einen Seite in deutscher Sprache, auf der andren in Dnalla=Sprache.
- Ein großes Wettboxen hat vor einigen Tagen auf einer Insel in der Nähe von Rouen zwischen dem Engländer Smith und dem Amerikaner Kilraine stattgefunden. Die englische Polizei hatte zwar von dem Unternehmen Kenntniß erlangt und suchte durch zwei nachgesandte Detektives die Ausführung zu hindern, allein dieselben kamen zu spät in Rouen an. Die beiden Kämpfer und ihre Verehrer, deren jeder 25 Pfund Sterling für das Vergnügen bezahlen mußte, dem Kampf beizuwohnen, waren schon mit dem Pariser Zug abgereist und in Bonnières ausgestiegen, wo ein gemiethetes Schiff ihrer harrte und sie dann nach einigen Kreuz= und Querfahrten auf einer Insel landete. Die beiden Kämpen entblößten sich vollständig bis auf die Hüften und gingen auf das vom Unparteiischen gegebene Zeichen los. Der Kampf währte mit sechs Unterbrechungen von je 50 Minuten mehrere Stunden und mußte bei einbrechender Dunkelheit als unentschieden aufhoben werden. Beide Boxer sind jämmerlich zerschunden, was nicht hindert, daß sie demnächst den mit unerhörter Rohheit durchgeführten Wettstreit endgültig zum Ausgang bringen wollen.
- Am Weihnachtstag Nachts 12 Uhr kam ein Bauernsohn in Franken nach Haus, ging in den Stall, band ein Pferd los und führte es in die Stube. "Was willst Du?" fragte der erwachende Vater. "Das Pferd soll zum Fenster hinaussehen!" antwortete der Sohn. "Ist's bei Dir nicht richtig?" Ein Wort gab das andere und es kam zum Raufen. Der Sohn soll manchmal seltsame Einfälle haben, aber nicht irrsinnig sein.
- Eine drollige Weihnachtsgeschichte finden wir in einer amerikanischen Humoreske: Henry William hat eine Schachtel mit Werkzeugen bekommen und am Mittag darnach waren bereits drei Beine des Familienpianos ruinirt. Albert James wurde mit einem Schlitten beschenkt und muß jetzt mit einem erfrorenen Fuß das Zimmer hüten. Baby erhielt einen langen Stock aus gedrehtem Candy und verschmutzte bis zum Schlafengehen nicht nur drei Schürzen, sondern mußte auch mit einem Cholera=Anfall zu Bett gebracht werden. Großvater bekam die zehnte Schnupftabaksdose und Großmutter eine neue Brille mit Silberner Einfassung, aber mit Gläsern von so falscher Nummer, daß sie nicht einmal das Vaterunser damit ablesen kann. Der Vater wurde mit einem Schlafrock überrascht, in welchen er wie ein Hauswurst aussieht, ferner mit einem Paar Pantoffeln, die zwei Nummern zu klein waren und einen Siegelring, den er im ersten Augenblick für einen Todtschläger hielt. Alles Dinge, die ihn umsomehr erfreuten, als er selber das Geld zu ihrer Erwerbung hatte hergeben müssen. Welche Weihnachtsfreude!


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