No. 101
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Dezember
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 101 Seite 1]

Bekanntmachung.

                     Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militärpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1887 stattfindet

am Montag, den 9. Januar 1888, Morgens 10 Uhr,
in Wismar

im Puls'schen Gasthofe "Stadt Altona."
                 Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung angedrohten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1867 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
                 Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= oder Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
                 Schönberg, den 24. Dezember 1887.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Kommission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Fr. Graf Eyben.


Der deutsche Kronprinz richtete an die Kaiserin Elisabeth eine Depesche, in welcher er die anläßlich des Weihnachtsfestes ihm ausgesprochenen Sympathieen herzlich erwidert und mit großer Zuversicht die Hoffnung auf Genesung ausspricht, da nach Aussage der Aerzte zu Besorgnissen irgend welcher Art keinerlei Anlaß mehr vorhanden sei.
Bei dem Kronprinzen, dessen örtliches Leiden in der Abnahme begriffen ist, waren zwei Christbäume aufgestellt. Der Kronprinz vertheilte eigenhändig Geschenke. Der italienische Botschafter in Berlin, Graf Launay, überbrachte einen kostbaren Silberaufsatz und Geschmeide als Geschenke des italienischen Königspaares. Zur Tafel waren auch der Hofstaat und die Aerzte geladen. Der Kronprinz besuchte die Kirche und promenirte durch die Stadt.
San. Remo, 28. December. Da das Wetter zwar sonnig, aber windig, ist heute der Spaziergang des Kronprinzen unterblieben. Das Befinden des hohen Herrn bleibt gut, der Stimmenklang wird zusehends heller. Der kronprinzliche Weihnachtsbaum mit seinem prächtigen Schmuck ist dem hiesigen Conradi'schen Kinderasyl nebst reichhaltiger Bescheerung zugestellt.
Auch heute scheint man in Berlin und Wien noch nicht zu wissen, was Rußland vor hat, ob der Zar Krieg oder Frieden in den Falten seiner Toga trägt. Man liest, daß Kaiser Wilhelm an Alexander III. geschrieben und Fürst Bismarck durch General v. Schweinitz Erklärungen habe abgeben lassen. Wer sollte für alle diese Bemühungen, den Frieden womöglich zu erhalten und den Zaren aus seinem räthselhaften und drohenden Schweigen herauszulocken nicht dankbar sein; der Frieden ist ein zu unschätzbares Gut, um nicht alles an seine Erhaltung zu setzen, aber wie werden diese Anstrengungen am russischen Hof mißverstanden! Dort redet man sich ein, Deutschland fürchte den Krieg, weil ihm das Vertrauen zu der Kraft seiner Verbündeten mangle, und annehme, Rußland sei mit seinen natürlichen Bundesgenossen, den Franzosen, Dänen und Griechen, dem Dreibund vollständig gewachsen, ja überlegen. Diese Täuschung über sich und die anderen kann die bittersten Früchte tragen.
Gerade vor einem Jahr in einem feierlichen Augenblick sagte Fürst Bismarck im Reichstag: "Kaiser Alexander hat jeder Zeit den Muth seiner Meinung gehabt und wenn er mit Deutschland in unfreundlichen Beziehungen zu treten beabsichtigt, so wird er der erste sein, der dies sagen und zu erkennen geben wird." Hat der Zar dieses Wort nicht vernommen oder wieder vergessen? Warum hüllt er sich in Schweigen? Theilt er die Ueberzeugung derer, die so eben aus Petersburg berichten: Ein Krieg mit Oesterreich würde nicht unpopulär sein, ein Krieg mit Deutschland aber viel populärer.
Der Staatssekretär Graf Hubert Bismarck ist vom Kaiser zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Titel Exzellenz ernannt worden. Jetzt hat der Sohn den Vater, was Titel und Ehren anlangt, bald erreicht. Möge er ihm auch sonst gleichen!
Dem Reichstag ist nunmehr der Gesetzentwurf betr. die Verlängerung des Sozialistengesetzes gegangen. Derselbe fordert eine Geltungsdauer des Gesetzes von 5 Jahren und enthält außerdem die Bestimmung über den Verlust des Indigenats.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 101 Seite 2]

Ueber die Stimmung in Rußland wird gemeldet, es herrsche viel größerer Haß gegen Deutschland, als gegen Oesterreich, und der gehe schon so weit, daß z. B. deutschen Cigarrenhändlern nichts abgekauft werde. Der Krieg gegen Deutschland sei populär gewesen, aber die Studentenunruhen hätten diese Kriegslust doch arg gedämpft.
Die "Kölnische Zeitung" hatte in den letzten Tagen zu wiederholten Malen sehr scharfe Artikel über den Prinzen Ferdinand von Coburg, Fürsten von Bulgarien, gebracht und denselben dabei auch persönlich nicht allzu glimpflich behandelt. Ueber diese Artikel sagen die Berliner "Politischen Nachrichten", daß die deutsche Regierung keinerlei Antheil an denselben habe. Die deutsche Regierung habe an den bulgarischen Dingen formell nicht mehr Antheil als andere Großmächte und sachlich noch weniger als Rußland und Oesterreich; sie habe also auch keinen Grund, sich gegen den Prinzen in solchem Grad zu erhitzen.
- Die preußische Militärverwaltung hat seit einiger Zeit große Quantitäten von Steinen aus der russischen Weichselgegend nach Thorn überführt und sie zur Erweiterung dieser Festung verwendet. Der Warschauer Gouverneur, General Gurko, der Besitzer des Territoriums, auf welchem die Steine gewonnen wurden, hat jetzt streng untersagt, künftighin Steine nach Preußen zu verkaufen.
- Den russischen Grenzbeamten ist in diesen Tagen der Befehl zugegangen, die aus Preußen ausgewiesenen Personen nicht mehr passieren zu lassen. Wo sollen die armen Teufel dann aber bleiben?
- Zahlen sind manchmal gute Dolmetscher. Die Republik Frankreich hat seit 1870, also in 17 Jahren, 15 Kriegsminister und Generalstabschefs gehabt; Preußen hat genau eben so viele gehabt, aber nicht seit 17 Jahren, sondern seit 1701, seit es zum Königreich erhoben wurde. Moltke ist seit 1857 Generalstabschef.
Papst Leo XIII. feiert am 31. Dezember dieses Jahres sein 50jähriges Priesterjubiläum; denn an diesem Tage 1837 hat er seine erste Messe zelebriert. Man muß anerkennen, daß er zu den bedeutendsten Päpsten gehört, ohne jemals in die Schroffheit und Gewaltthätigkeit seiner größten Vorgänger Gregor VII., Bonifaz VIII. und Inocenz III. zu verfallen. Er hat mancherlei gut gemacht, was der Uebereifer Pius' IX. verdorben hatte. Ohne Vorliebe für das deutsche Reich hat er diesem sein Wohlwollen bewiesen, was ihm nicht vergessen wird. Gerade vor einem Jahr, als es sich um die Stärkung unserer Wehrkraft handelte, bot er seinen vollen Einfluß auf, um das Zentrum des Reichstags zu der Annahme des betr. Gesetzes zu bewegen, er zeigte damit ein wärmeres Verständniß für eines unserer Lebensinteressen als viele, denen es näher gelegen hätte. Wie warm hat er den Kaiser zu seinem Geburtstag beglückwünscht und seine Theilnahme an dem Leide des Kronprinzen bezeugt. Er hat niemals den Donnerkeil des Bannes geschleudert, sondern das versöhnliche Nebeneinanderleben der Konfessionen gefördert. Das ist sein Verdienst um Deutschland, das wir in dieser Zeit doppelt zu würdigen haben.
Römische Blätter melden, der Papst habe, um genaue Kontrole über die aus allen Theilen der Welt einlaufenden Geschenke führen zu können, ein Verzeichniß aller an das vatikanische Ausstellungskomite gerichteten Colli mit Beschreibung des Inhalts und des deklarierten Werthes anlegen lassen. Und siehe, da ergaben sich 34 Millionen Francs als Gesammtwerth der bis Mitte December eingelaufenen Geschenke.
Als Kuriosum muß man erwähnen, daß auch der bekannte jüdische Magus des Nordens, der Wunderrabbi von Sadagora, der Unfehlbare der Bukowina, dem Papst ein Geschenk geschickt hat, bestehend in einer alten, mit Edelsteinen verzierten Bibel. "La Voce della Verità", das bekannte klerikale römische Blatt, spricht von Sr. Ehrwürden, als von dem "Papa degli Ebrei ortodossi" (Papst der orthodoxen Juden).
Die französische Weltausstellung 1889 wird doch nun wenigstens von einem Staat Europas beschickt werden, der Schweiz. Wenig, aber herzlich können die Pariser sich sagen.
Die Weihnachtsfeiertage sind erfreulicher Weise in voller Stille vergangen, von keiner Seite sind neue alarmierende Nachrichten eingetroffen. So ward denn das Fest zu einer reinen und echten Familienfeier, zu welcher selbst der Himmel ein freundliches Gesicht machte, indem er echtes Weihnachtswetter bescheerte. Schneefälle haben wohl in Mitteldeutschland (und besonders in Oesterreich) Verkehrsstörungen hervorgerufen, aber diese sind auch fast ausschließlich schon wieder gehoben, sodaß also wohl kein Weihnachtsgast unterwegs sitzen geblieben ist. Bei der Unruhe der Zeiten war die Festfeier besonders innig, und schön wird auch ihr Gedenken sein. Freudige Gesichter bringen ja Sonnenschein ins Haus, und selbst das "Trommeln und Trompeten" der Jugend wird leicht ertragen, weil es nun einmal zum Feste gehört.


- Schönberg. In der Nacht vom 1. auf den 2. Weihnachtstag wurde in der Wohnung des Gastwirths Freitag dahier ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt, wobei dem Langfinger leider ein Geldbetrag von ca. 30 M. in die Hände fiel, sowie eine Brieftasche. Hoffentlich gelingt es den sofort angestellten Ermittelungen, des Diebes habhaft zu werden; dem Vernehmen nach sollen Blutspuren vorhanden sein, die darauf schließen lassen, daß der Thäter bei seiner nächtlichen Arbeit sich verletzt hat.
- Herrnburg, 27. Decbr. Die langjährigen Dienste der Catharina Wittfot, welche seit fast 60 Jahren im hiesigen Schulzenhause mehreren Generationen mit seltner Treue und Anhänglichkeit gedient hat, fanden am 23. ds. Mts., den 75. Geburtstag derselben, die huldvolle Anerkennung Ihrer Kgl. Hoheit der Großherzogin. Höchstdieselbe hatte den Ortsgeistlichen beauftragt, der Jubilarin als Anerkennung ihrer Treue im langjährigen Dienst Ihr Bildnis in prachtvollem Rahmen zu überweisen. Freudestrahlend nahm die ehrwürdige Alte das Geschenk ihrer Landesmutter entgegen. Möge dem braven Mädchen, das sich noch jetzt, soviel ihre Kräfte gestatten, im Schulzenhause nützlich macht und als Familienglied angesehen und werth gehalten wird, ein freundlicher Lebensabend beschieden sein!
Der Medizinalrath Dr. Viereck aus Ludwigslust hat vor Kurzem in eigenthümlicher Weise ein Pferd verloren. Auf der Hamburger Chaussee begegnet ihm am Abend ein Einspänner ohne Laterne Sein Kutscher biegt ans. Der Andere aber fährt so unglücklich dagegen an, daß die Deichsel sich in die Brust des Pferdes bohrt und dasselbe tödtlich verwundet. Der Thäter machte sich schleunigst davon, ist aber später ermittelt.
- Im ganzen Lande Oldenburg wird künftig jedes Kind freien Volksschulunterricht genießen, nachdem der Oldenburger Landtag einen Gesetzentwurf angenommen hat, in welchem die Aufhebung des Schulgeldes an den Volksschulen bestimmt ist. Die Landeskasse zahlt für jedes Kind an den Volksschulen 3 Mark, was dann noch fehlt, müssen die Gemeinden darauf legen.
- Es kommt vielfach vor, daß Handwerks=Lehrlinge wegen einer von dem Lehrmeister erhaltenen Züchtigung aus der Lehre entlaufen und bei den Eltern Schutz finden. Es sei deshalb auf die Bestimmung der Reichs=Gewerbeordnung verwiesen, wonach dem Lehrherrn oder dessen Stellvertreter das Recht der väterlichen Züchtigung zusteht, und nur die Ueberschreitung dieser Grenze als sträflicher Mißbrauch zu ahnden ist. Allerdings wird die Ueberschreitung des Züchtigungsrechtes bestraft. Wie schwierig eine solche festzustellen ist, das erhellt ja aus den vielen Bestimmungen und Entscheidungen über das Züchtigungsrecht der Lehrer.
- Der Magistrat in Würzburg hatte sich mit der Aufhebung der dortigen drei Messen beschäftigt, ist aber zu dem Beschlusse gekommen, dieselben beizubehalten, da sie der Stadt 6000 Mk. Standgeld einbringen, ferner viele Leute dabei einen Verdienst haben, und auch Bäcker, Fleischer, Restaurateure etc. bei den Messen eine gute Einnahme haben.
- Eine Liverpooler Metallfirma hat kürzlich das Riesendampfschiff "Great Eastern," das größte Schiff der Welt, angekauft, um es auseinanderzubrechen und als altes Eisen zu verkaufen. Die Firma hat nur 16 100 Lstrl. für den 692 Fuß langen, 83 Fuß breiten und 60 Fuß hohen Koloß gezahlt.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 101 Seite 3]

"Monopol-Seide." (Modebericht) "Vom Fels zum Meer" 1886 - Heft 8 schreibt:
. . . ."Durch Einführung der "Monopol-Seide" hat sich der Züricher Seiden=Industrielle G. Henneberg ein wahres Verdienst um die nach einem einfachen und gediegenen Seidenstoff seit lange vergeblich Umschau haltende Damenwelt erworben. Das Gewebe ist dauerhaft wie Leder, weich wie Sammt, glänzend wie Atlas; aus reinster Seide auf Lyoner Stühlen gewoben, erscheint es als eines der solidesten und reichsten Fabrikate, welche die Webindustrie seit lange erzeugt . . . .
Nur direct und nur ächt, wenn auf der Kante eines jeden mètre G. Henneberg's "Monopol" eingedruckt ist

Muster umgehend.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Cronscamp sub No. V belegene Vollstelle c. p. des Jochen Oldenburg daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 1. Februar 1888,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 8. November 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.          


In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Ziethen sub No. XII belegene Käthnerstelle c. p. des Detlef Schmidt daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 22. December 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

Dufft.         


Gegen den Cigarrenmacher Johann Heinrich Müller aus der Provinz Hessen, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt. Es wird ersucht, denselben festzunehmen, in das nächste Gefängniß einzuliefern und mich sodann beschleunigt zu benachrichtigen.

Beschreibung. Alter: 40 Jahre Statur: klein und schmächtig; Bart: schwarzer Voll= und Schnurrbart; Nase: gebogen; Kleidung: dunkler Rock (Jaquett), dunkle Hose, schwarzer Filzhut und ein Paar Halbstiefel von Rindleder.

Schönberg i. M., den 27. December 1887.
Der Großherzogl. Amtsanwalt.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Mittwoch, den 4. Januar 1888 Vormittags 10 Uhr sollen in Schönberg

1 neuer u. 1 gebrauchter Stuhlwagen

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer beim Gastwirth Boye in Schönberg. Schönberg, den 29. December 1887.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


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2-16 Stück spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren=Etuis, Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Stühle etc. Alles mit Musik. Stets das Neueste und Vorzüglichste, besonders geeignet zu Weihnachtsgeschenken, empfiehlt
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Stadt Lübeck.
Am Sylvester= und Neujahrstag:                                              
Große Tanzmusik,
wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Sylvester=Abend:
Tanzmusik.
Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. Wienck, Gastwirth.
                                                    Sülsdorf.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 101 Seite 4]

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Geesthacht J. H. Hegge & Cie.
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Grevesmühlen A. Pelzer.
Güstrow Aug. Dettmann Nachfl.
Kröpelin i. M. W. Paust.
Ludwigslust i. M. L. H. Pleßmann.
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Lübeck C. A. Fischer & Sohn.
Malchin i. M. A. Schmidt.
Malchow i. M. H. Rättig.
Neubrandenburg H. Greve.
Neu=Strelitz i. M. A. Wagner.
Oldesloe i. Holstein P. Suhr.
Pasewalk R. Noffke.
Penzlin i. M. Fr. Schütt.
Plau i. M. W. Dankert.
Ratzeburg H. Ohst.
Röbel i. M. A. Thiemann.
       Rostock i. M. L. F. Hagen.
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Schwerin i. M. L. Bötefür.
Stavenhagen i. M. J. H. Seemann.
Sternberg i. M. Robert Adamy.
Stralsund F. W. Fleischer.
Tessin Herm. Bringe.
Treptow a. d. Tollense L. Leinau.
Waren i. M. A. Wilken.
Wismar Gebr. Frahm Nachfl.
Wittenburg i. M. Ferd. Wilms.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Allgemeine Versammlung am Sonntag, den 8. Januar 1888, Nachmittags 4 Uhr, im Vereinslokale.

Tagesordnung.

1. Vorstandswahl.
2. Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers.
3. Vereinsangelenheiten.

Der Vorstand.       


Die Haupt=Versammlung der

Schuhmacher=Innung
zu Schönberg

findet am Montag, den 9. Januar 1888 Nachmittags präcise 1 Uhr im Gastwirth Boye'schen Locale statt, wozu sämmtliche Mitglieder hierdurch dringend eingeladen werden.

Tagesordnung:

1. Rechnungs=Ablage.
2. Vorstands=Wahl.
3. Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
Schönberg, im December 1887.

Der Vorstand.       


Restaurant
zum Deutschen Kaiser
Lübeck gänzlich renovirt Lübeck Mitte der Stadt
Anerkannt gute Küche - Münchener Spaten.
Großer internat. Lesetisch, 4 Carambol=Billards.

Den geehrten Besuchern Lübeck's bestens empfohlen.


Röders
Fruchtweingeschäft
Soltau Hannover. gegründet 1868.

liefert alte, aromatische Johannisbeer-, Stachelbeer-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Rot- und Weiss-Weine, Frucht-Portwein, Madeira, Champagner, in 48 Sorten, Preise von 30 Pfg. pr. Fl. an. Schwere und feinste Weine von 1 Mk. 15 an. Champagner à Mk. 15. 1. - und 1.50. Probekisten à 25 Fl. sortirt. Der sehr billigen Preise wegen gegen Nachnahme. Prospect und Preisliste sagt Näheres.


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                                                    C. Schwedt.


Auf dem Wege von Selmsdorf nach Schönberg ist eine Pferdedecke gefunden worden, die der Eigenthümer sich bei mir gegen Erstattung der Kosten abholen kann.

Schlichtig, Handelsmann in Selmsdorf.


Glühweinextract,
Rum- und Arrac-Punsch
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Statt besonderer Meldung.
Elise Borchert
Johannes Hagen
Verlobte.
Raddingsdorf.                                                     Schönberg.


Mathilde Tretow
August Wellert
Verlobte.
Schönberg                                                    Mirow.
z. Z. Lübeck.                                                              


Heute, Mittwoch, den 28. December. Mittags 12 Uhr entschlief sanft und ruhig in Gott dem Herrn nach schwerem Leiden mein innigst geliebter Mann und meiner Kinder liebevoller Vater der

Posthalter Fritz Bielfeldt

in seinem 74 Lebensjahre.
Um stille Theilnahme bitten

                                                    die tiefbetrübten Hinterbliebenen.

Schönberg, den 28. December 1887.
Die Beerdigung findet am Dienstage den 3. Januar, Nachmittags 2 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sylvester.

Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein

Neujahr.

Frühkirche: Pastor Kaempffer
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 101 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. December.


- Von Brüssel aus wird Stanley von neuem todtgesagt. Er soll mit all seinen Begleitern umgekommen sein. Vermuthlich ist das Gerücht dadurch hervorgerufen, daß seit auffallend langer Zeit keine Nachrichten mehr über das Schicksal Stanley's eingetroffen sind.
- Auch in St. Petersburg ist die Universität wegen Studentenunruhen geschlossen worden.
- Aus der Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des Reichs ist zu ersehen, welche enorme Summen beim Reichsgericht an Gebühren einkommen. Die jährliche Einnahme an Gerichtskosten, welche auf 431 700 Mk. veranschlagt war, hat in Wirklichkeit 433 717 Mk. betragen. An anderen Bezügen hat das Reich vom Betriebsüberschuß des "Deutschen Reichs" und Königlich Preußischen Staats=Anzeigers" im vergangenen Jahr einen Antheil von 47 000 Mk. erhalten, ferner an Miethe für die Räume, welche das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe im Gebäude des Reichsjustizamtes benutzt, 10 000 Mk. Der Gewinn aus der Prägung von Reichsmünzen hat im vergangenen Jahr nicht weniger als 333 000 Mk. betragen, während nur 138 000 Mk. veranschlagt waren.
- Der Herzog von Norfolk schenkte dem Papst aus seiner Privatkasse die Summe von 300 000 Frcs.
zum Jubiläum.
- Der Papst hat als Jubiläumsgeschenk auch 8000 Kilo raffinierten Zucker erhalten, wofür die Regierung 5000 Franks Eingangszoll verlangte und stützte sich darauf, daß auch der König die Zölle für die Verbrauchs=Artikel bezahle. - Für die stille Messe, die der Papst in der Peterskirche liest werden 40 000 Eintrittskarten ausgegeben.
- Beim Jubiläum des Papstes Leo wird's hoch hergehen; aus Frankreich sind 50 000 Flaschen Champagner, lauter Goldhälse, als Geschenk gesandt worden. Diese Peterspfennige werden ihm und seinen Cardinälen gut schmecken.
- Krupp jr. in Essen hat dem Sultan eine prächtige Uhr zum Geschenk gemacht, die 10 000 Mk. gekostet hat. Die Uhr steckt incognito in der Rechnung für die Kanonen und soll den Sultan jederzeit an die fälligen Zahlungstermine erinnern.
- Den Billetschalter=Beamten, welche durch das Herausgeben des Wechselgeldes viel geplagt sind, steht dadurch eine Erleichterung bevor, daß ein genialer Kopf einen Apparat zur schnelleren Herausgabe des Geldes an den Billetschaltern construirt hat. Es ist dies ein auf Bestellung der Königlichen Eisenbahnbehörde angefertigter automatischer Zahlapparat, welcher in neuen Messinghülsen ungefähr 1500 Mk. aufnimmt, die sich wie folgt vertheilen: 1050 M. in Gold, 50 3=Markstücke, 70 2=Markstücke, 100 1=Mark=, 50=Pfennig=, 70 große 20=Pfennig=, 100 10=Pfennig=, 100 5=Pfennig=Stücke. Sobald ein Geldstück auf das messingene Zahlbrett gelegt wird, läßt es der Schalterbeamte durch Druck auf einen Knopf in dem angebrachten Kasten verschwinden und giebt den auszuwechselnden Geldbetrag in den verschiedenen Münzstücken durch Druck auf die mit der Geldsorte bezeichnete Taste zurück. Der Apparat funktionirt ganz genau und schnell; sein Erfinder ist, wie die "Magd. Ztg." schreibt, der Mechaniker Dunkel in Ohrdruff in Thüringen.
- Franz Lenbach, der genialste deutsche und vielleicht europäische Portraitmaler, hat in drei Sälen in Berlin 30 Portraits weltberühmter Personen öffentlich ausgestellt. Der Zudrang ist außerordentlich. An bevorzugtem Platz hängt ein außerordentlich schönes und ansprechendes Bild des Kaisers Wilhelm im Familienskreis aus dem Jahr 1886, König Ludwig von Bayern und drei Bilder Bismarcks, das eine und gewaltigste im Besitz der Familie Bismarck. Im Bild des Kronprinzen bewundert man das gewinnende Leuchten der Augen, das äußerst charakteristisch ist. "Wen aber haben wir hier vor uns?" fragt im ersten Augenblick unwillkürlich Jedermann. Aus einem dunkeln Pelzkragen ragt ein ganz kahles Haupt empor, ein Denkerhaupt mit einem Profiel von ungewöhnlicher Strenge und Feinheit. Erstaunt liest man die Unterschrift. Der herrlich geformte Kopf gehört dem großen Schlachtender Moltke. Moltke ohne Perrücke! Das ist das Sensationsstück. Nur Lenbach durfte es wagen, die Offenbarung des Moltke'schen Genius ohne Verhüllungen durch äußeres Beiwerk zu malen, es ist ihm aber unvergleichlich gelungen und der größte Beweis seiner Kunst. Lenbach verlegt mehr als jeder andere Maler den Schwerpunkt seiner Kunst in das Mienenspiel des Antlitzes und in die Durchbildung der Kopfformen und er weiß den Geist der Personen meisterhaft vor Augen zu zaubern. Unter den anderen Bildern sieht man Richard Wagner und Liszt, den General v. d. Tann, die Maler Oberländer, Busch und Böcklin, Paul Heyse, Döllinger, Helene Dönniges, die Geliebte Lassalles und andere. Bei dem unglücklichen König Ludwig fand Lenbach wenig Dank, der König fand sich zu alt und häßlich.
- Die Studentenkrawalle sind jetzt in Rußland an der Tagesordnung. Wie man jetzt meldet, fanden auch an der Petersburger Universität ernste Exzesse statt, so daß Polizei und Militär einschreiten mußten, um die Ordnung wieder herzustellen. Zahlreiche Studenten wurden verhaftet und die Universität geschlossen.
- Die Universität Straßburg hat in diesem Halbjahr in der Zahl ihrer Hörer zum erstenmale die 1000 überschritten. Es sind 996 Studirende eingeschrieben, außerdem 10 Hospitanten vorhanden.
- Während in Preußen bisher nur die berittenen Gendarmen mit Revolvern ausgerüstet waren, soll nunmehr nach einer neuerdings ergangenen Ministerial=Verordnung auch die gesammte Fußgendarmerie mit dieser Waffe unter Beibehaltung der Gewehre versehen werden. Begonnen wird mit der neuen Bewaffnung in der Umgebung von Berlin.
- Dem großen Strategen Graf Moltke ist neuerdings in Berlin ein öffentliches Denkmal gestiftet worden. Eine der neu errichteten Apotheken, hat den Namen des berühmten Feldherrn angenommen, und den Eingang zum Verkaufslokal ziert ein großes Bronze=Reliefbild des Grafen Moltke, das von einem Lorbeerkranz und Arabesken umgeben ist.
- Zur Auffindung der Solquelle im Admiralsgartenbad zu Berlin wird noch mitgetheilt: Bei einer Tiefe von 236 Metern stieß man bei der Anlage eines Brunnens auf eine Solquelle, die jetzt schon 10 Liter per Minute liefert. Man rechnet darauf, bei weiterem Graben noch einen stärkeren Zufluß zu erhalten. Das Wasser schmeckt wie schwaches Bitterwasser und scheint einen Zusatz von Eisen und Brom zu haben.
- Das neue Adreßbuch für Berlin für das Jahr 1888 ist soeben erschienen. Es ist der 20. Jahrgang. Der erste Theil, das alphabetische Verzeichniß der Einwohner Berlins, ist von 1267 Seiten im Vorjahr auf 1298 Seiten gestiegen. Der zweite Theil, das Verzeichniß der Häuser, zeigt eine reine Zunahme um 10, der dritte Theil, das Verzeichniß der Einwohner nach ihrer Beschäftigung, eine solche um 15 Seiten. Eine willkommene Beigabe bildet ein schöner Plan von Berlin, auf dem zum ersten Mal die Kaiser Wilhelmstraße mit 49 Hausnummern erscheint.
- In Guben mußte ein Wurstfabrikant, der durch sein gutes Fabrikat das Vertrauen eines großen Theiles des Publikums genoß, 1000 Mark Strafe zahlen, weil er von einem trichinösen Schwein die Därme und Nieren zur Wurstbereitung verwendet hatte. Außerdem mußte er 4 Wochen brummen und hatte die Kosten des Verfahrens zu tragen. Das Urtheil wurde veröffentlicht.
- Ein achtzehnjähriger Tischlergeselle in Trier gab am Mittwoch Abend auf seinen Vater einen

[ => Original lesen: 1887 Nr. 101 Seite 6]

Schuß ab, der den sofortigen Tod des letzteren zur Folge hatte.
- Er hieß Mr. Smith, durchquerte zu seinem Vergnügen den Kontinent und saß zur Zeit auf den Polstern eines Coupés erster Klasse des Köln=Berliner Kourierzuges. Sein Behagen wäre ein vollkommenes gewesen, hätte nicht die Heizanlage eine schweißtreibende Mohrentemperatur in dem Coupé verbreitet. Da mußte Abhilfe geschaffen werden. Aha! Das Ding da an der Wand kann nur die Klappe eines Luftrohres sein! Ein kräftiger Zug, dann ein secundenlanges ohrzerreißendes Kreischen und Knarren auf den Schienen und die ganze Wagenreihe steht still, mitten in der Ebene, die sich vor der benachbarten Station Kamen ausbreitet. Unser Englishman hatte die Nothbremse gezogen. Allgemeine Aufregung unter den Reisenden! Wie und wo ist Unglück? Nur Mr. Smith bleibt ruhig. Da aber der Zugführer das seltsame Mißverständniß nicht gelten lassen will, denn über der Bremse ist ihre Bestimmung in großen Buchstaben zu lesen, und der Engländer versteht ganz leidlich Deutsch, da zieht letzterer kaltblütig die Börse: "Was muß ich zahlen?" Der Beamte fordert die Hinterlegung von 100 Mk. Mr. Smith präsentirt eine funkelnagelneue Reichsbanknote, ein Pfiff der Lokomotive und der Zug geht über das Intermezzo zur Tagesordnung über: noch ein paar Stunden und die Reichshauptstadt ist erreicht. Das hübsche Geschichtchen ist am Donnerstag vor acht Tagen passirt.
- Vielbestaunt wird jetzt in einem Berliner Cirkus der Atlet Abs, der "stärkste Mann Deutschlands," welcher ganz außerordentliche Kraftproben ausführt. Es gelingt ihm u. a. ein völlig ausgewachsenes Pferd minutenlang freihändig hochzuhalten, eine Leistung, die ihm schwerlich jemand nachmacht.
- Eine verhängnißvolle Verlobungsanzeige in der Berliner "Kreuzzeitung" giebt viel zu sprechen. Der Lieutenant von Alvensleben im zweiten Garderegiment zu Fuß hatte um die jüngste Tochter der Wittwe Borsig's angehalten und einen Korb erhalten. Vierzehn Tage nachher zeigte trotzdem der Lieutenant seine Verlobung mit Fräulein Borsig an. Frau Borsig erklärte sofort die Anzeige für eine Fälschung und zeigte den Vorfall dem Regimentskommandeur an. Die Folge war die Entlassung des Lieutenants aus dem Dienst.
- In Kaiserslautern sind wie alljährlich jetzt wieder etwa 30 Herren aus Frankreich zur Jagd angekommen. Ohne die geringste Belästigung gehen die Franzosen dem Jagdvergnügen nach; was würde wohl deutschen Jägern in Frankreich passieren?
- Was eine Kaiserreise kostet, dürfte die Rechnung ergeben, welche der Kaiser von Rußland an die Altonaer Eisenbahndirektion für die Fahrt von Wamdrup nach Berlin zu zahlen hatte. Die Gesammtkosten beliefen sich nämlich auf die Kleinigkeit von 23 670 Mark.
- Lortzings Oper "Zar und Zimmermann" feierte am 22. Dezember ihr 50jähriges Jubiläum. Sie gehört zu den melodienreichsten und populärsten Opern der neueren Zeit. Wer hätte nicht s. Z. das Zarenlied nachgesungen und das Lied des drolligen Bürgermeisters von Saardam: "Ja ich bin klug und weise und mich betrügt man nicht! Diese ausdrucksvollen Züge und das Aug' wie ein Flambeau!" Lortzing hat seinen eigenen Text komponirt und beide harmoniren prächtig. Wie unzähligemal ist die Oper über die deutsche Bühne gegangen und hat die Häuser gefüllt, aber Mammon hat sie dem Komponisten nicht gebracht; denn es gab damals noch keine Tantiemen. Er starb arm. Von Leipzig aus ist die Anleitung an die deutschen Bühnenleiter ergangen, die Oper an ihrem 50. Geburtstag zum Besten der Familie des Komponisten zur Aufführung zu bringen.
- Es giebt eine "Weihnachtsinsel", die aber von Weihnachten nichts hat als den Namen. Schon länger bekannt, ist sie jüngst von dem englischen Schiff "Egeria" wissenschaftlich untersucht worden. Sie liegt im indischen Ocean 11° südlicher Breite und 105° östlicher Länge, erhebt sich 1100 Fuß über dem Meer, ist 12 Meilen lang und 11 Meilen breit und besteht fast ganz aus Korallenfelsen. Sie ist weder von Menschen, noch Thieren bewohnt, nur große Schaaren von Seevögeln hausen dort. Bäume und Sträucher, die gleichsam aus dem Stein wachsen, giebt's zwar dort, aber keine eßbaren Früchte.
- Ein Schulgebäude für Kamerun ist vom auswärtigen Amt in Berlin bei dem Holzbearbeitungsgeschäft von F. H. Schmidt=Altona vor einigen Tagen bestellt worden und soll Ende Januar nach Afrika geschafft werden. Das Parterre soll große Schulräume enthalten, der erste Stock die Lehrerwohnung. Das ganze Gebäude soll aus Holzfachwerk hergestellt werden. Das Parterre wird ausgemauert, die Etage verschalt und eine breite Verande ringsum geführt.
- Schuhwerk wasserdicht und weich zu machen. Als eine der besten und zugleich einfachsten Zusammensetzungen hat sich folgende bewährt: 1/4 Liter Leinöl wird mit 1/4 Liter Klauenfett gekocht und mit dieser Mischung so lange sie noch warm ist, das Schuhwerk tüchtig eingerieben. Man läßt es dann, ehe man es anzieht, etwa zwei Tage stehen. Will man das Einschmieren wiederholen, so müssen die Schuhe selbstverständlich vollkommen trocken sein. Fügt man der obigen Masse noch 20 Gramm Paraffin während des Kochens hinzu, so wird die Wiederstandsfähigkeit derselben gegen das Eindringen der Feuchtigkeit vermehrt. Auch Einschmierungen von erwärmtem Ricinusöl machen das Leder geschmeidig und wasserdicht.
- Eine Gemüsepflanze ist in Belgien eingeführt worden, welche die Eigenschaften und den Geschmack der Kartoffel, der Artischocke und der Schwarzwurzel (Seorzonera) vereinigen soll. Die "nationale Gesellschaft für die Akklimatisation fremder Pflanzen" erhielt im Jahre 1882 über 1000 verschiedene Sämereien aus China und Japan, mit denen Versuche angestellt wurden, namentlich mit der von den Japanesen chori gi genanntem Pflanze, von welcher diese behaupteten, daß, wenn die Kultur der letzteren in Europa gelingen sollte, man die "Finger danach lecken" würde. Die Anbauversuche sind so günstig ausgefallen, daß diese Gemüsepflanze auch im nördlichen Frankreich gedeiht und bereits auf den Märkten von Roudaix und Lille verkauft wird. A. Pailleux hat die Pflanze nach seinem Wohnorte Crosnes benannt. Es gehen 400 Stück davon auf ein Kilogramm, und ihre Reisezeit tritt im November ein.
- Das Eierfressen der Hühner. Zu den schädlichsten Unarten und Angelegenheiten der Hühner gehört die des Eierfressens, weil diese Unart leicht Verbreitung findet und dann an einen Eiergewinn nicht mehr zu denken ist. Zumal wenn sich auch der Hahn daran betheiligt, ist eine Abgewöhnung nicht möglich, und es bleibt nichts anderes übrig, als den ganzen Stamm zu schlachten, in welchem das Oberhaupt der Unsitte huldigt. Hat das Uebel erst eine oder einige Hennen ergriffen, so sind auch diese sofort zu entfernen und zu tödten, ebenso ist mit allen denen zu verfahren, die der Unart auch nur verdächtig sind. Denn ein Abgewöhnen gelingt nicht, es wurde früher empfohlen hartgekochte harte Eier den Hühnern vorzulegen, damit sie sich beim Anpicken verbrennen und dann von der Unart lassen, aber das hilft nichts. Ebenso sind Sicherheitslegekörbe, in denen die Eier so tief fallen, daß die Hühner sie nicht erreichen können, nicht zu empfehlen. Die Hauptsache ist, daß man die Angewohnheit nicht erst entstehen läßt, und daher alles vermeidet, was den Appetit der Hühner auf Eier erregt. In erster Linie sind das Eierschalen, die zur Aufnahme des nöthigen Kalkes den Hühnern sehr häufig gereicht werden. Dadurch kommen meist die Hühner auf die Unart des Eierfressens. Schalen sollen deshalb den Hühnern nicht gegeben werden, Kalkschutt, der überall zu haben ist, ersetzt die Schalen vollkommen.


                          Bitte für die Vögel.
                                    Eingeschneit
                                    Weit und breit
                          Sind die Drosseln, Meisen!
                          Ihre süßen Weisen
                          Sind verklungen in der Noth
                          Um ein dürftig Krümlein Brod.

                                    Menschen eilt
                                    Unverweilt
                          Diesen kleinen Leben
                          Brot und Korn zu geben,
                          Daß der Vöglein Lied auf's Neu'
                          Euch im nächsten Lenz erfreu'.


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