No. 97
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Dezember
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 1]

              Zur Vermeidung der Störung des freien Verkehrs und zur Erhaltung der Sicherheit, Bequemlichkeit, Reinlichkeit und Ruhe in den Straßen und auf den Plätzen der hiesigen Stadt wird hierdurch das Nachstehende verfügt:

das Aufstellen und Stehenlassen von Wagen, das Lagern von landwirthschaftlichen Geräthen, Baumaterialien und Bauschutt, von Dung, Holz, Sand, Lehm und anderen Gegenständen vor den Wohnhäusern, auf dem Trottoir und dem Fahrdamme, das Ausgießen von Schmutzwasser auf die Straße und das Zuführen von Schmutzwasser und Jauche durch die von den Höfen auf die Straße führenden Rinnsteine wird hierdurch verboten.
       Zuwiderhandlungen werden auf Grund der Bestimmungen im §. 366 sub 8, 9 und 10 des Strafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
        Schönberg, den 7. December 1887.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Als preiswerthes, praktisches Weihnachtsgeschenk empfehle ich :
Rohseid. Bastroben (ganz Seide) Mk. 16,80 p. Robe, sowie Mk. 22,80 28,-, 34,-, 42,-, 47,50 nadelfertig. Es ist nicht nothwendig, vorher Muster kommen zu lassen; ich tausche nach dem Fest um, was nicht convenirt. Muster von schwarzen, farbigen und weißen Seidenstoffen umgehend. Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg. (K. u. K. Hofl.) Zürich.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts, welche noch mit der am 7. November cr. gehobenen Armensteuer in Rückstand sind, werden hiermit aufgefordert, bis zum 24. Dezember cr. ihre Beiträge einzuzahlen. Zugleich machen wir bekannt, daß für die Folge ein Aufruf für die Restanten, wie der gegenwärtige, nicht wieder ergehen, sondern ohne weitere Mahnung event. zur exekutivischen Beitreibung geschritten werden wird.
Schönberg, den 12. Dezember 1887.

Die Armenbehörde.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Sonnabend, den 17. d. Mts. Vormittags 10 Uhr beginnend, sollen in Schönberg:

2 Sophas, 3 Tische, 1 Eckschrank, 1 Clavier, 1 Kommode, 1 Regulator, 3 Kleiderschränke, 1 Pult, 1 Ladeneinrichtung mit Schubfächern, 60/10 Kisten Cigarren, 100 Flaschen Wein, 2 Oxhoft Rum, 2 1/2 Oxhoft Essigsprit, diverse Fässer etc.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer beim Gastwirth Boye in Schönberg.
Schönberg, den 12. December 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Warnung.

Der Schleichsteig, welcher vor längerer Zeit über die Koppel sog. große Bruch des Hauswirths Wigger zu Kl. Bünsdorf führte und dieser das Betreten desselben durch Annonce in diesen Anzeigen verbot, ist jetzt von den dies Verbot achtenden Personen auf meine daneben liegende Koppel sog. große Bruch, welche zu meiner zu Kl. Bünsdorf liegenden Hauswirthsstelle gehört, verlegt worden und wird bald hier bald da, wo es gerade paßt, abgetreten. Ich verbiete ebenfalls wie mein Nachbar Wigger das Betreten dieser neu angelegten Schleichsteige und werde die Zuwiderhandlungen bei der competenten Behörde Zwecks Bestrafung derselben zur Anzeige bringen.
Kl. Bünsdorf im December 1887.

                                                    G. Westphal,
                                                    Hauswirth.


Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche uns gütigst bis zum 23. d. Mts. zukommen zu lassen.

Kaempffer.                                                     Langbein.
Schönberg, den 5. December 1887.


Nachdem ich für den Bäckermeister Rabe-Dassow eine Niederlage mit feinem und groben Brod übernommen habe, bitte ich um geneigten Zuspruch. Ich wohne Marienstraße No. 47.

                                                    Ergebenst
                                                    Franz Kramp.


Gelegenheitskauf.

2 gut gearbeitete Plüschgarnituren, desgl. Schlafdivan u. 1 Chaiselongue äußerst billig zu verkaufen.

                                                    W. Stark, Tapezier.
                                                    Lübeck, Marlesgrube.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 2]

Von heute ab bis Neujahr
verkaufen wir unser reichhaltiges Lager sämmtlicher                                                    
Manufactur-Waaren, um zu räumen;
gegen Cassa
zu ganz enorm billigen Preisen.
                                                    Gebr. Schweigmann.


Kinder-Velocipedes
dauerhaft gearbeitet von Mk. 12,50 an
                                                    Rud. Schrep,
                                                    Schlossermeister.


Große
Weihnachts-Ausstellung.

Einem geehrten Publikum von Stadt und Land zeige hiermit an, daß ich meine diesjährige ganz bedeutend vermehrte Weihnachts=Ausstellung eröffnet habe.
Um recht zahlreichen Besuch bittet

                                                                        achtungsvoll
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                     Buchbinder.


Beste engl. Syrup,
feinste süsse u. bittere Mandeln,
frische Succade u. gez. Pomeranzenschalen,
sämmtliche Gewürze

empfiehlt.                                                    Aug. Spehr.


Als passende Weihnachtsgeschenke
empfehle Reisekoffer in allen Größen, Knaben und Mädchen Schulrentzel, Hosenträger u. s. w. eigenes Fabrikat, dauerhaft gearbeitet und zu billigen Preisen, sowie auch Fahr=, Reit= und Kinderpeitschen.
                                                    H. Bockwoldt.


Restaurant
zum Deutschen Kaiser
Lübeck gänzlich renovirt Lübeck Mitte der Stadt
Anerkannt gute Küche - Münchener Spaten.
Großer internat. Lesetisch, 4 Carambol=Billards.

Den geehrten Besuchern Lübeck's bestens empfohlen.


Särge

in verschiedenen Größen habe vorräthig und empfehle solche zu billigen Preisen

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Nothdurft.
                                                    Tischlermeister.

Schönberg.


Weihnachts-Ausstellung.

Den hochgeehrten Bewohnern von Schönberg und der Umgegend erlaube ich mir hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich am 14. d. Mts. meine diesjährige Weihnachts=Ausstellung mit einer großen Auswahl vom besten und

wohlfeinsten Confitüren

eröffne. Außerdem empfehle zur geneigten Abnahme alle möglichen feinen Backwerke, braune Kuchen, weiße und Makronenkuchen, und verschiedene Sorten Pfeffernüsse, auch werden gefällige Bestellungen auf

Marzipan-Torten

bestenst prompt ausgeführt. Um geneigten Zuspruch bittet

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Wilh. Miltzow,
                                                    Conditor und Bäcker.
                                                    Heinr. Freitag Nachf.


Neue Wallnüsse,
Sicil-Haselnüsse,
Feigen und Datteln,
Krachmandeln und Traubrosinen

empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Kuchen-Syrup,
Succade, Orangenschalen, Gewürze,
sowie sonstige Zuthaten zur Kuchenbäckerei empfiehlt bestens                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Wallnüsse,
Haselnüsse,
Feigen,
Tannenbaum-Cakes,
Tannenbaumlichte

empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Stollwerck'sche
Chocoladen u. Cacao
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 3]

Carl Meyer's Ausstattungs=Magazin
Lübeck
Fleischhauerstrasse 40/42
empfiehlt complette Brautausstattungen, sowie einzelne Salon=Wohnzimmer= und Schlafstuben=Einrichtungen,
ferner Chaiselongues, Divans und Sophas jeder Art, Herren- und Damen-Schreibtische, Bücherschränke, Schreibsecretaire, Trumeaux, Buffets, Vertikows, Tische etc.
Speciell zu Weihnachtsgeschenken passend:
Nähtische, Bauerntische, Schaukelstühle, stumme Diener, (Buffettische), Claviersessel, Schreibtischstühle, Etageren, Rauchtische, Bücherborde, Portieren, Gemälde u. Glasbilder, Regulatoren, Weck= und Stehuhren in reichhaltiger Auswahl
zu sehr billigen Preisen.
NB. Bestellungen nach Zeichnung oder anderer Aufgabe lasse schnellsten unter Garantie billigst in meinen Werkstätten ausführen.
Die Lieferung geschieht zoll= und spesenfrei franko Bahnhof.
Der große Mobilien=Ausverkauf
(F. W. Godemann's Concursmasse)
hat begonnen" - Die jetzt an den einzelnen Garnituren, Schränken, Tischen, Spiegeln etc. befindlichen Verkaufspreise (in deutlichen zahlen) sind
äußerst niedrig gestellt,
und verstehen sich Netto gegen Cassa.                                                    
Das ganze vorhandene Lager soll schnellstens an Ort und Stelle
Mühlenstrasse 28
verkauft werden.                                                    
Hochachtungsvoll
                                                    Carl Meyer.


Weihnachts-Ausstellung
P. Hagen,
Bäckerei & Conditorei.
Allen Sorten Tannenbaum-Confecte
in Schaum, Chocolade, Fontant, Liqueur, Marzipan.
Marzipan=Torten
in größter Auswahl.


Engl. Sirup,
bestes Weizen-Dampfmehl,
gereinigte Pottasche,
Hirschhornsalz,

sowie sämmtliche Artikel zur bevorstehenden Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst
                                                    A. Zander.


Fabrik-Niederlage
reinwollener
Greizer Kleiderstoffe.
LUEBECK, Breitestr. 48.
Detail-Verkauf
zu Fabrikpreisen.
                                                    Gustav Winter.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 4]

Großer
Weihnachts-Ausverkauf!

Mit heutigem Tage beginnt der große Weihnachtsausverkauf unseres ganzen Lagers zu herabgesetzten Preisen.

Wintermäntel und Regenmäntel
in hübscher Auswahl "zu und unter Einkaufspreisen."
Reste
von allen Artikeln, sowie der Mode entgangener Kleiderstoffe etc. etc. enorm billig!
                                                    Gebrüder Burchard.


Nähmaschinen Singer A.
bekanntlich gut und nach neuestem System empfehlen zu Fabrikpreisen.                                                    
                                                    Gebrüder Burchard.


Zum
Weihnachtsfeste
erlaube mir mein Putzgeschäft in gütige Erinnerung zu bringen und empfehle eine große Auswahl:
Morgenhauben, Kinderhütchen und Mützen
Schleier, Rüschen, Tülls, Spitzen, Atlas, Plüsche, Sammte,

Velarts, in allen Farben und Breiten
zu sehr billigen Preisen.
Alle garnirten und ungarnirten Hüte in Filz, Plüsch und Sammt
in netter Auswahl verkaufe, um damit räumen, zu jedem annehmbaren Preise.
Puppenhüte, garnirt und ungarnirt.
Auch werden Puppen angezogen. Alle Aufträge werden prompt und billig ausgeführt.
                                                                                                        Achtungsvoll
                                                                                                        H. Bohnhoff Wwe.


Gelbe Brecherbsen
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Mein Lager von                                                    
Eisen-, Kurz- & Gußwaaren,
Haushaltsgegenständen,
praktischen Bedarfsartikeln u. s. w.

bringe für Weihnachtseinkäufe in empfehlende Erinnerung.                                                    
                                                    Moritz Stein,
                                                    Ratzeburg.


50,000 Mark
ist der Haupttreffer, welcher schon
am 15. December d. J.

in der 1. Ziehung der großen 293. Hamburger Geldverloosung sicher gewonnen wird.
Wir versenden hierzu unter Nachnahme:

1/1 Original-Loose à 6      Mk.
1/2 Original-Loose à 3      Mk.
1/4 Original-Loose à 1,50 Mk.

fügen auch amtlichen Verloosungsplan bei und geben nach Ziehung prompt Nachricht unter Beilegung der Gewinnliste. Jeder Auftrag wird prompt ausgeführt. Man wende sich also baldigst an die Hauptkollekte von

Mindus & Marienthal
in Hamburg.

Am 25. Novbr. d. J. hatten wir wiederum das Vergnügen den Haupttreffer von 40,000 Mark unsern Kunden auszahlen zu können.


Christbaum-Confect!
(delikat im Geschmack und reizende Neuheiten für den Weihnachtsbaum)
1 Kiste enthält a. 440 Stück. versende gegen 3 Mark Nachnahme.
Kiste und Verpackung berechne nicht. Eiderverkäufern sehr empfohlen.
Hugo Wiese, Dresden, Kaulbachstr. 33, I.


Hierzu zwei Beilagen.

Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 5]

Erste Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. December 1887.


Täglich kommen bessere Nachrichten aus San Remo. Die neuere telegraphische Depesche lautet, daß die dort versammelten Aerzte das Leiden des Kronprinzen nicht für Krebs halten, sondern für eine weit gefahrlosere Krankheit. Sie theilen diese Depesche jedoch unter allem Vorhalt mit. Der Kronprinz geht, fährt, reitet und ist dieser Tage sogar eine Stunde lang bergauf gegangen. Es geht also bergauf!
Der hohe Patient unterhält sich bereits wieder recht viel mit seiner Umgebung und in dem Ort anwesenden Gästen, und geht jetzt meist spazieren, da ihm von jeher Fußturen angenehmer waren, als Ausfahrten. Da ihm von der italienischen Regierung eine elegante Dampfyacht zur Verfügung gestellt ist, wird der Kronprinz nun auch Wasserfahrten machen.
Am Kaiserhof in Berlin weilt der Großherzog und die Großherzogin von Baden zu Besuch. Prinz Ludwig von Bayern, der künftige Thronfolger, scheint sich dort gleichfalls zu gefallen. Er fährt mit dem Prinzen Wilhelm eifrig auf die Jagd und beschaut sich im Uebrigen die deutsche Reichshauptstadt und deren Kunstschätze und Sammlungen. Auch Fürstbischof Dr. Kopp aus Breslau ist seit einigen Tagen in Berlin und vom Kaiser empfangen worden.
Der Prinz=Regent Luitpold wurde auf der Jagd bei Rohrbrunn von einem Jagdhund in die rechte Hand gebissen, so daß ein Verband angelegt werden mußte. Die Verwundung ist ganz ungefährlich.
Der Zar brachte bei dem Festmahl zu Ehren des Georgsritterordens einen Trinkspruch auf den Kaiser Wilhelm als den ältesten Ritter aus, wobei die Musik die preußische Nationalhymne spielte. Die beste Musik wäre gewesen, wenn der Zar ein paar friedliche Worte geredet hätte.
Wie wenig man in Berlin dem Frieden traut, zeigt ein Zwischenfall im Reichstag. Als der Gesetzentwurf betreffend die Unterstützung der Familien der Mannschaften während des Krieges berathen wurde, meinte der Abg. Baumbach, nöthiger sei, diese Familien im Frieden zu unterstützen, wenn die Mannschaften zu den Uebungen einberufen seien. Darauf antwortete der Kriegsminister: "Es ist gefragt worden, wie weit wir wären mit dem Gesetz für die Unterstützung der Familien der Mannschaften, die zu den Friedensübungen einberufen werden, und der Abgeordnete Baumbach hat gemeint, es sei dies das wesentliche, bedeutungsvollere, das dringlichere Gesetz. Ja, dringlicher ist es insofern, als wir augenblicklich Frieden und noch nicht Krieg haben; aber möglicherweise kann doch der Krieg früher eintreten, als die nächsten Friedensübungen, und ich sollte meinen, daß ein Gesetz, welches diese Verhältnisse für den Kriegsfall feststellt, der jeden Tag eintreten kann, mit mehr Sicherheit als die nächsten Friedensübungen, auch das dringlichere ist, schon ans dem Grund, weil es sich um eine viel längere Abwesenheit aus der Familie und also um eine viel größere Beeinträchtigung des gewöhnlichen Haushaltes, des Ernährers der Familie handeln würde."
Der Kern des neuen Gesetzentwurfes betr.: Die Landwehr und den Landsturm besteht neben einer geringen Verlängerung der Uebungszeit der Ersatzreserven vor allem darin, durch Kontrolle der gedienten, jetzt landsturmpflichtigen Mannschaften und durch die Vorbereitung ihrer Organisation und ihrer Ausrüstung im Friede für den Kriegsfall die unvorzügliche Funktion der betreffenden Truppentheile sicher zu stellen. Diese Neuformationen würden den gesammten Besatzungs= und Etappendienst im Innern übernehmen, so daß die gesammte Landwehr zur sofortigen Verwendung nach den bedrohten Grenzen verfügbar wird. Um für den äußersten Nothfall noch Landsturm aufbieten zu können, soll die Landsturmpflicht um einige Jahre verlängert werden. Es erhellt, daß diese Maßregeln bei möglichst geringer Erhöhung der Friedensleistungen doch eine sehr bedeutende Erhöhung der Kriegsstärke des Heeres zur Folge haben werden, und dadurch nicht nur ein wesentliches Moment zur Minderung der Gefahr eines Krieges, sondern vor allem auch zur Abwendung einer solchen Gefahr bilden.
In Reichstagskreisen nimmt man jetzt an, daß der 60=Mark=Zoll für Roggen und Weizen in keinem Falle angenommen werden wird, und daß deshalb die Anhänger dieses Zolles und die eines geringeren Zollsatzes sich bis zur zweiten Lesung der Vorlage im Reichstage über einen Weizenzoll von 50 Mark und einen Roggenzoll von 40 oder 45 Mark einigen werden, der dann ohne Weiteres durchgehen würde. Ein Mehr ist nicht zu erzielen.
In der Getreidezoll=Komission sind, entsprechend dem früheren Vorgang, nun auch die Zollerhöhungen für Buchweizen, Gerste und Raps abgelehnt worden.
Die Aussichten der Kornzollvorlage im Reichstage haben sich in den letzten acht Tagen total geändert. Während der ersten Lesung schien die Annahme sicher; zu Anfang voriger Woche werden die Aussichten zweifelhaft, und jetzt ist an eine Annahme des Weizen und Roggenzolles von 60 Mk. nur dann höchstens zu denken, wenn der Reichskanzler energisch dafür eintritt. Hingegen ist die Bewilligung einer mittleren Zollerhöhung von 30 Mk. auf 40-45 Mk. nach wie vor sicher, wenn die Anhänger des hohen Zolles dafür stimmen wollen. Geschieht das nicht und greift der Reichskanzler nicht ein, so kommt gar nichts zustande. Eine derartige Entschleierung der wahren Sachlage nach der Debatte ist fast beispiellos im Reichstage. Die Gegner des hohen Zolles melden sich allgemein jetzt erst, da sie erkennen, wie groß ihre Zahl ist.
Von Wien aus erfährt man, daß in dem großen dort abgehaltenen Militärrath vor der Hand nur vorbereitende Beschlüsse gefaßt worden seien. Truppen sollen jetzt noch nicht nach Galizien gesandt werden, weil man den Schein einer Herausforderung nicht auf sich laden will. Wohl aber sollen, wenn weitere russische Truppenvorschiebungen erfolgen würden, auch von österreichischer Seite Truppenaufstellungen erfolgen. Der russische Militärbevollmächtigte in Wien soll nach St. Petersburg zum Kaiser berufen worden und bereits abgereist sein. Als beunruhigendes Hauptmoment bezeichnet man in Oesterreich die Thatsache, daß die russischen Truppen staffelweise vorgeschoben werden. In diplomatischen Kreisen sieht man eine baldige Wiederauftauchung der bulgarischen Frage vorher. Bei dieser werde es in erster Linie auf die Haltung Deutschlands ankommen.
In allen deutschen und österreichischen Gewehrfabriken wird mit Hochdruck gearbeitet, auch in der Amberger sind die Arbeiten wieder aufgenommen, sogar mit Nachtschichten. Es ist nur, damit wir nicht übermüthig werden, weil es eine kurze Zeit etwas friedlicher aussah.
An der russischen Grenze wird das jüngst erlassene Verbot deutscher Scheidemünze in Rußland mit aller Strenge durchgeführt. Silbermünzen unter drei Mark werden einfach weggenommen. Man will durch diese Maßnahmen den Rubelkurs heben.
Im Jahre 1888 soll eine abermalige Erhöhung der russischen Grenzwache stattfinden, und dasselbe zu einem vollständigen Militärkorps umgebildet werden.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 6]

Rußland ist und bleibt ein unheimlicher Geselle. Wir Deutschen wissen trotz des Besuches des Zaren in Berlin noch nicht, wie wir mit ihm daran sind und die Oesterreicher noch weniger. In Berlin hat der Zar zu Bismarck gesagt, er werde auch Oesterreich, den deutschen Bundesgenossen, nicht angreifen oder herausfordern, aber an der österreichischen Grenze sammeln sich russische Truppen, deren Zahl auf 120,000 Mann mit 300 Kanonen geschätzt wird und denen kaum 40,000 Oesterreicher mit 100 Kanonen gegenüberstehen. Was bedeutet das? Die Sache macht allenthalben großes Aufsehen und die Oesterreicher sagen: 1 Oesterreicher gegen 3 Russen ist uns zu viel, wir müssen uns vorsehen. Der Zar, der in Berlin so gesprochen und in Petersburg angekommen, anders handelt, wird sich doch nicht nachsagen lassen wollen: ein ander Städtchen, ein ander Mädchen?
"Des Futters wegen" sind die russischen Kavalleriedivisionen an die deutsch=österreichische Grenze vorgeschoben worden. Diese Frivolität bringt selbst die gelassene A. Z. in München in Harnisch. Weiß doch Jedermann, der auch nur oberflächlich die jämmerlichen Verhältnisse an der russischen Grenze und die bisherige vorzügliche Verpflegung im Innern des Landes kennt, daß das der reine Hohn ist. Und dem Zaren wagen Leute das gerade Gegentheil zu versichern, weil sie wissen, daß er die wirklichen Dinge nicht kennt und in seiner Unnahbarkeit auch schwerlich von Anderen eines Besseren belehrt werden wird.
Jedermann, der ihn kennt, giebt dem Präsidenten Carnot daß Zeugniß eines braven, ehrlichen und tüchtigen Mannes, der den besten Willen halt, Frankreich den inneren Frieden zu geben und den Frieden nach außen zu erhalten. Das "Aber" jedoch fehlt nicht: er soll leicht von stärkeren Naturen zu beeinflussen und eher geeignet sein, beherrscht zu werden als die Geister Frankreichs zu beherrschen; es fehlt ihm der dictatorische Zug des Geistes und Charakters. Der Schwerpunkt der Staatsleitung wird daher weniger in seiner Person als in den wechselnden Ministerien liegen. Auf die Wahl der Minister kommt daher viel an und sie zeigt sich jetzt schon schwer. Die Präsidentenkrisis ist zwar beschworen, aber die Krisis in dem inneren Kampf der Parteien noch lange nicht.
Herr Dérouléde scheint nunmehr auch auf das Register der "gefallenen Größen" zu gehören. Er soll bereits sein Amt als Ehrenpräsident der "Patriotenliga" niedergelegt haben. Bei der Präsidentenwahl hat er noch einmal die Rolle zu spielen versucht, ist dabei aber durchgefallen; den Todesstoß scheinen ihm die offiziellen Eröffnungen von russischer Seite gegeben zu haben. Mit aller Energie ist in den letzten Tagen von St. Petersburg und Brüssel aus erklärt worden, man wolle mit ihm keine Gemeinschaft haben. Also leg' Dich Schlafen, Paul, Deine Zeit ist vorüber.
Der Anarchist Most ist in New=York wiederum zu einer Gefängnißstrafe von 12 Monaten verurtheilt worden.
Der Verein. Staaten=Kongreß ist am Montag eröffnet. Der zum Präsidenten gewählte Demokrat Carliole betonte in seiner Antrittsansprache, eine Herabsetzung der Zollsätze sei unbedingt nöthig. Der Senator Palmer beantragte eine weitgehende Einschränkung des Einwanderungsrechtes, welche sich hauptsächlich gegen Anarchisten und Sozialisten richtet. Darnach soll jeder, der sich in Amerika dauernd niederlassen will, sich zuvor mit einem vom amerikanischen Konsul seines Bezirkes ausgestellten Zeugnis versehen, worin erklärt wird, daß die betreffende Person des amerikanischen Bürgerrechtes würdig sei. Wer ein solches Zeugnis nicht beibringen kann, dem soll die Landung versagt werden. Am Dienstag wurde eine Botschaft des Präsidenten an den Kongreß verlesen, in welche die Beziehungen zu allen Mächten für gute und weitere innere Reformen für nothwendig erklärt werden.
Von einem neuen Dynamit=Attentatsplan in Petersburg wird berichtet: Man fand unter der Kaiserloge im Marieen=Theater, welches der Czar am häufigsten zu besuchen pflegt, weil dort nur russische Stücke gegeben werden, mehrere Pud Dynamit. Ein kleines Bühnengelaß, welches an die Loge des Czaren anstößt, wurde abgetragen. Durch die Wandverschalung desselben führten Drähte der elektrischen Beleuchtung, welcher sich die Attentäter bedienen wollten, um die Leitung zum Dynamitvorrath herzustellen.


- Neustrelitz, 12. Dezember. Glaubwürdigem Vernehmen nach ist der bisherige Regierungsassessor von der Decken von Sr. K. H. dem Großherzoge zum Landgerichtsdirektor und der hiesige Amtsrichter Ulrich Horn zum Landgerichtsrath designirt worden. In die durch das Aufrücken des Amtsrichters Jacoby vacant werdende zweite Richterstelle beim hiesigen Amtsgerichte soll der Amtsrichter Schumann aus Mirow berufen worden sein.
- In einem Brief an einen befreundeten Militär in Berlin macht der Kronprinz die scherzhafte Aeußerung, daß er sich gegenwärtig "im Besitze einer derartigen Fülle von Heilmitteln befinde, um in jedweder Krankheit auf Erfordern aushelfen zu können."
- In Berlin wird's ein stiller Winter werden. Nicht nur am Hof und in den hohen Kreisen der Gesellschaft giebt's keine großen Gesellschaften, sondern auch viele sonst gebräuchliche Festlichkeiten in bürgerlichen Kreisen fallen weg. Wie empfindlich das für die Geschäftsleute aller Art ist, zeigt ein großes Gasthaus unter den Linden, das seine Räume zu festlichen Gelegenheiten herzugeben pflegt. Von 32 Veranstaltungen sind 28 seit der Krankheit des Kronprinzen wieder abgesagt worden.
- Es macht einen etwas wunderlichen Eindruck, wenn man in der neuesten Nummer des "Centralblattes der Bauverwaltung" die Vorschrift für Uniformirung der Baubeamten vom Baurath bis zum Bauführer herab liest. Der Oberrock dunkelblau mit schwarzem Sammetkragen und zwei Reihen vergoldeter Knöpfe mit dem kleinen Wappenschild, orangefarbenem Vorstoß am Kragen, an den Aufschlägen und den Rockklappen. Auf den Achseln Epaulettes. Beinkleider vom grauem Tuch mit orangefarbenem Vorstoß. Dunkelblaue Mütze mit dito Vorstoß und der preußischen Kokarde; an der Seite einen Degen mit goldenem Portepee.
- Als Trinkgeld des russischen Czaren ist den Berliner Schutzleuten, welche bei seiner Ankunft Spalier bildeten, je drei Mark ausgezahlt worden.
- Der Direktor der Kölner Dynamitfabrik wurde wegen Nichtanmeldung eines Dynamittransports zu drei Monaten Gefängnis verurtheilt.
- In Stuttgart macht eine eigene Angelegenheit viel von sich reden. In einem dortigen Blatt hatte eine deutsche Frau in den entschiedensten Worten die Sucht getadelt, in Paris zu kaufen, während die deutsche Industrie doch eben so gut produzire. Kürzlich hat aber die Königin von Württemberg in Paris 5 Roben im Werthe von 20 000-25000 Franken bestellt und diese sind jetzt haarklein in einem dortigen Blatte beschrieben. Man kann sich die langen Gesichter denken.
- In Rom traf der ungarische Pilgerzug, 685 Mann stark, ein.
- Die dem Papste zu seinem Jubiläum bereits zugegangenen Geschenke stellen einen Werth von 10 Millionen Franks dar.
- Der Wassereinbruch in den Duxer Schächten übertrifft noch die Katastrophe von 1879. Der Spiegel der Stadtbadquelle in Teplitz ist bereits um 3 Meter gesunken. Ueber die eventuell zu ergreifenden Schutzmaßregeln ist man bis jetzt noch völlig im Unklaren.
- Wer über die russische Grenze geht, stecke brav Silber und Gold ein; deutsche Scheidemünze wird nicht mehr angenommen.
- Der Königin von Serbien, die gegenwärtig in Florenz weilt, ist dieser Tage ein sehr unerquickliches Abenteuer passirt. Bei einer Spazierfahrt nach den Cascinen wurden die Pferde des Wagens plötzlich scheu und rannten in rasendem Lauf davon, wobei zugleich die Deichsel des Wagens in Trümmer

[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 7]

ging. Schon glaubte sich die Königin verloren, als es dem Kutscher mit Aufbietung aller Kraft gelang, die Pferde zum Stehen zu bringen. Die Königin verließ darauf den Wagen, und begab sich zu Fuß in ihre Villa.
- Den Deutschen und besonders den deutschen Arbeitern in Amerika hat das Treiben der Anarchisten großen Schade zugefügt. "Die Amerikaner betrachten jeden Deutschen, den sie nicht gut kennen, mit Mißtrauen und wittern hinter ihm einen halben oder einen ganzen Anarchisten oder einen "Sympathiser" mit den verruchten Menschen die alles zerstören und mit Dynamit in die Luft blasen wollen. Kürzlich wurde einem bekannten Deutschen Peorias, welcher viel für angesehene Amerikaner arbeitet, der Eintritt in ein solches Haus verweigert, weil man ihn für einen Anarchisten hielt, bis er feierlich erklärte, daß er der grimmigste Feind aller Umstürzler sei, was er in der That auch ist. Ein Maschinist, der erst kürzlich von Deutschland nach Peoria eingewandert ist und auch Arbeit bei Nicol, Burr und Co. erhalten hatte, wurde augenblicklich entlassen mit dem Bemerken, sich so schnell wie möglich zu entfernen, nachdem er sich zufällig zu Gunsten der verurtheilten Anarchisten ausgesprochen hatte. Wer kann es den Amerikanern verargen, wenn sie keinen Deutschen beschäftigen, der anarchistische Sympathien hat? Aber sie sind jetzt mißtrauisch gegen die Deutschen überhaupt. Und so weit haben diese frisch eingewanderten aufrührerischen Hallunken es hier gebracht, daß ihren friedlichen Landsleuten der Erwerb erschwert wird." So berichtet der "Demokrat" in Peoria. Die Beschränkung der Einwanderung in Amerika ist hauptsächlich gegen die Anarchisten gerichtet.
- In Preußen ist gegenwärtig die Zahl der auf Anstellung harrenden Philologen, so groß, daß sich viele genöthigt sehen, in den Volksschuldienst zu treten. So wurde kürzlich erst wieder von der kgl. preußischen Regierung die mit 900 Mk. ausgestattete Küster= und Lehrerstelle in Oebisfelde bei Magdeburg einem cand. phil. Haberkorn übertragen.
- Eine Doppelbeerdigung fand in Berlin am Mittwoch statt, die auf einen wahrhaft erschütternden Unglücksfall zurückzuführen ist. Der ehemalige Kapitän Max Drewien aus Hamburg und seine junge Fran Marie, geb. Borella, befanden sich auf der Hochzeitsreise. Am vierten Tage ihrer Ehe trafen sie in Hamburg ein. Unvorsichtige Behandlung der Ofenklappe hat sie beide jäh aus dem Leben gerissen. Als man sie am 1. Dec. früh fand, war der Mann bereits eine Leiche, am Tage darauf, am 2. Dec., folgte ihm die Gattin, die das Bewußtsein nicht wieder erlangt hatte.
- In Zschornegosda bei Rußland (Niederschlesien) verlangte dieser Tage ein Einwohner vom Ortsrichter, indem er zwei vielfach eingewickelte Zehnmarkstücke hervorholte, daß dieselben an den Kronprinzen übersandt werden möchten als Beitrag zu den doch gewiß sehr hohen Kurkosten.
- Durch den Untergang des Dampfers "Scholten" ist ein in den Salzwerken von Syracuse im Staat New=York arbeitende Deutscher, Namens John Frost, besonders schwer betroffen worden; er hat seine Frau und 8 Kinder verloren. Vor etwa 9 Monaten kam Frost aus Westpreußen dort an und sparte jeden Cent, den er entbehren konnte, um das Reisegeld für seine Familie zu erschwingen. Nachdem er die erforderliche Summe von 153 Dollars zusammengebracht hatte, kaufte er die Fahrbillets und sandte dieselben seiner Gattin zu. Frau Frost war 45 Jahre alt, die acht Kinder standen im Alter von 22 Jahren bis zu 8 Monaten.
- In Neustädtel bei Schneeberg wurde am vergangenen Sonntag der Organist Hase während des Gottesdienstes vom Schlage getroffen, beim Orgelspiel sank derselbe plötzlich um und mußte aus der Kirche getragen werden. Er verschied bald darauf in seiner Behausung.
- Kürzlich wurde während eines heftigen Sturmes der Eisenbahnzug auf der Secundärbahn Reichenau=Zittau in der Nähe der Station Wald in voller Fahrt vom Winde umgeblasen. Ein Personenwagen wurde aus den Schienen gehoben und quer gestellt, drei Gepäckwagen aber wurden heruntergeweht. Die Insassen des Wagens waren, von einigen Hautabschürfungen abgesehen, unverletzt geblieben.
- Ein merkwürdiger Fund. In der Gastel'schen Wagenfabrik Mombach bei Mainz wurde an zwei ältere Reichspost=Eisenbahnwagen ein Umbau vorgenommen. Bei dem Auseinandernehmen der doppelten Wände fand sich nun ein auf unerklärliche Art dazwischen geratenes Packet Briefe aus dem Jahre 1870 und zwar sämmtlich Soldatenbriefe aus dem Oldenburgischen von Angehörigen der in Frankreich befindlichen Soldaten. Die Briefe sind meist schon vermodert, bei einem ist zu entziffern, daß die Absenderin ihrem Manne mittheilt, der Klapperstorch habe ein Bübchen gebracht und er, der Mann, möge aus Frankreich heimschreiben, welchen Taufnamen der Junge erhalten solle. Wenn derselbe noch am Leben und gesund ist, wird er jetzt schon bald in die Reihen der deutschen Krieger eintreten. Die Briefe werden, soweit dies angeht, noch an die Absender zurückbefördert werden und sind zu diesem Zwecke der Reichspost zugestellt worden.
- Der Blitz ist galant. Der berühmte Astronom Camille Flammarion hat eine Statistik der in Frankreich vom Blitze getödteten Personen vollendet und hierbei die interessante Entdeckung gemacht, daß der aus den Wolken kommende elektrische Strahl es vorzieht, die Männer zu tödten. Von 1854-1883 wurden in Frankreich 2322 Menschen durch Blitzschläge getödtet, worunter sich nur 957 Frauen befinden. In der Regel büßen fast zweimal soviel Männer als Weiber durch den Blitz ihr Leben ein. Ist es die Kleidung der Frauen oder ihr Körperorganismus, welcher den Blitz zu dieser Galanterie zwingt? Man weiß es nicht.
- Der frühere Präsident Grèvy will nicht vergessen werden. Er läßt bereits ankündigen, daß demnächst unter der dem Titel "Memoiren eines Präsidenten" seine persönlichen Aufzeichnungen erscheinen werden.
- Eine originelle und praktische Lösung der sozialen Frage fand jüngst ein Reisender, der seinen Bruder in Schleswig=Holstein besuchte. Mein Bruder, erzählt er, besitzt eine kleine Landstelle, auf der zwei oder drei Kühe gehalten werden, und hat auch wohl so viel Vermögen, daß er ohne Sorgen leben kann. Mir fiel es bei meiner diesmaligen Anwesenheit auf, daß so vieles in der Wohnstube verändert war. "Adolph," sage ich zu ihm, "Du hast es ja ganz fein bei Dir." "Ja," antwortete er, "habe ich nicht?" "Du," sage ich weiter, "das hat Dir aber eine hübsche Handvoll Geld gekostet." "Ach nein, wir können mal nachsehen, was die Bretter zum Fußboden und die Tapeten kosten." Damit holte er zwei Rechnungen hervor und nannte den Kaufpreis. "Ja, Du Adolph, das ist doch das Wenigste. Nun sollen die Bretter doch aus der Stadt geholt werden," "Ja, das thut Nachbar Thedsen, der hat ja Fuhrwerk." "Sie sollen doch gehobelt und hingelegt werden." "Das thut Nachbar Tischler." "Aber Du mußt es doch bezahlen?" "Nein, siehst Du, ich helfe mal in der Erntezeit, und die Leute helfen mir wieder, und darüber führen wir kein Buch." "Nun, und die Tapeten? Du kannst sie doch nicht aufkleben. Du weißt ja kaum einen Nagel in ein Bund Stroh zu schlagen." "Hab' ich auch gar nicht gethan, thut der Zimmermann Niklaus, der kann all' so etwas." "Und der bekommt auch nichts dafür?" "Ei, was sollte er! Siehst Du, er ist oft auf Arbeit aus; dann besorge ich ihm sein Heu und sein Korn." "Sag' mal Bruder, haltet ihr denn garnicht Abrechnung?" "Abrechnung, worüber? Wir helfen uns, wo wir können; das ist ja ganz natürlich." "Ja, mein Junge, mir ist nur bange, das hält nicht lange Sticht" "Kann ja sein, aber sechzehn Jahre ist es nun doch ganz gut gegangen." In diesem Augenblick kam ein kleines Mädchen herein: "Ich sollte sagen von Mutter, ob noch Brod da wäre?" "Nein," antwortete die Frau meines Bruders, aber ich will meins durchschneiden." Und so geschah es. Als

[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 8]

das Kind fort war, fragte ich: "Was wollte die denn?" "Ach," sagte mein Bruder, "Du, es wird so leicht trocken, das Brod. Da backen Nikolaus und wir denn zusammen." "Seid Ihr denn zwei gleich starke Haushaltungen?" "Nein, sie sind fünf und wir sind zwei, aber das schadet nicht." Als ich gegen Abend zur Stadt gehen wollte, sagte Bruder Adolph: "Du magst ja doch nicht gern gehen, ich will Dich etwas auf den Weg fahren." "Ja, Mann, Du hast kein Fuhrwerk." "Doch, Thedsens Fuhrwerk ist zu Hause, das können wir nur nehmen." Wir kamen dahin; das Haus war verschlossen. "Macht nichts," sagt mein Bruder, "wenn nur die Pferde da sind." Die fanden sich, sie wurden angeschirrt, und während dessen kam der Eigenthümer. "Na, Adolph willst Du ausfahren?" "Ja, Du, ich wollte meinen Bruder auf den Weg fahren." "Das ist auch recht," meinte Thedsen, während er beim Anspannen half. Mein Bruder fuhr mich bis nahe an die Stadt. Er kehrte in sein Dorf zurück; ich ging in die bewegtere Welt, wo Zustände, wie die beschriebenen als märchenhaft betrachtet werden.
- Daß es auch weibliche Handwerksburschen giebt, die mit Ränzel und Stock die Straße entlang ziehen, dürfte Vielen noch nicht bekannt sein. Dieser Tage kam ein solcher weiblicher Reisender durch die Stadt Brandenburg. Die Frau oder das Mädchen kam von Hannover und wollte in's Mecklenburgische. Da es ihr an Geld fehlte und sie die Verpflegungsstation nicht benutzen wollte, machte sie trotz der kalten Nacht hinter der dortigen Jacobsbrücke einen "Knacker", so heißt in der "Kundensprache" der Schlaf im Freien. Befragt, ob ein solches Nachtlager ihr bei dieser Jahreszeit nicht schade, meinte sie, daß ihr das schon zur Gewohnheit geworden. Bei den Handwerksburschen werden solche weibliche Reisende "Tippelschicksen" genannt, in Westfahlen und der Rheinprovinz sollen sie öfter anzutreffen sein, bei uns dagegen sind sie eine höchst seltene Erscheinung.
- Von den schwarzen A.=B.=C.=Schützen in Kamerun erzählt der dorthin geschickte Lehrer Christaller über das erste Halbjahr (März=September) seiner dortigen Tätigkeit: "Die erste Schule ist am 24. Februar 1887 mit 32 Schülern eröffnet worden. Als Dollmetscher fungirte Josef Bell. Es wurde sofort mit Lesen (mittelst Buchstaben auf Pappe) und mit Schreiben auf der Schiefertafel begonnen. Das monatliche Schulgeld von 3 Mk. (Brüder 2 Mk.) ging nur bei einem Theil der Schüler regelmäßig ein. Nach und nach mußten mehrere Schüler wegen Nichtbezahlung ausgewiesen werden, wogegen vom 11. bis 20. April 7 neue Schüler aufgenommen wurden. Fünf davon holten die früheren Schüler ein, die zwei anderen kamen in die zweite Klasse, die aus den geringer Beanlagten und den unregelmäßigen Schulbesuchern zusammengesetzt ist. Dieser unregelmäßige Schulbesuch hängt mit der Beitreibung des Schulgelds eng zusammen. Denn alle, die am 10. Tage des Monats das Schulgeld noch nicht bezahlt haben, müssen der Schule so lange fernbleiben, bis sie das Geld bringen, was oft erst nach einem Monat geschieht. Besondere Erwähnung verdienen zwei dreizehn bis vierzehnjährige Knaben von Bonaduma=Ndumbe und Mukori Tokoto, die das Schulgeld stets selbst aufbringen, da ihr Vater nicht bezahlen will. Ein probeweise aufgenommener Sohn des Häuptlings Akwa wurde wegen unregelmäßigen Besuchs und Diebstahls auf einem Schiff wieder entlassen. Von der ersten Klasse traten zwei Schüler aus, nachdem sie nothdürftig Lesen und Schreiben gelernt hatten, indem ihre Väter der Ansicht waren, sie wüßten jetzt genug. Unterricht wurde bisher im Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen und Deutsch ertheilt. im Lesen und Schreiben wurde das kleine und große lateinische Alphabet eingefügt, so das die Schüler, bezw. die Anfangs September noch 18 Mann starke Klasse auf Duala alles lesen und schreiben kann. Das Lesen geht noch sehr langsam, da es in Ermangelung von Büchern an Uebungsstoff fehlt. Die aus Buchstaben auf Pappe zusammengesetzten Wörter können wohl zum Lernen, aber der Umständlichkeit wegen nicht zur Uebung dienen. Im Singen müssen die Lieder erst gemacht werden, da die Duala=Neger weder rythmische noch unrythmische Lieder haben, auch sich aufs Singen herzlich schlecht verstehen. Die Uebersetzung von "Heil unserm König" war schon vorhanden; mit Hülfe des Dolmetschers übersetzte der Lehrer noch zwei Choräle und das Volkslied "Ich hatt' einen Kameraden", welche übrigens zunächst nur metrisch sind, also nicht reimen. Ein Lied mit deutschem Text: "Im Wald und auf der Haide" ist gegenwärtig in Uebung. Die Volksmelodien finden lebhaften Anklang und werden schneller gelernt als Choräle. Der Gesang, wenn man ihn so nennen darf, ist einstimmig und wird mittelst der Geige unter großem Aufwand von Saiten geübt. Der Unterricht im Deutschen beschränkt sich zunächst auf Einübung einzelner Wörter und Sätze. Die für eine Duala=Zunge beinahe unmöglichen Konsonantenhäufungen gestatten einen sehr langsamen Fortschritt. Seit aber die Knaben schreiben können, geht es leichter. Das größte Hinderniß ist nicht der grundverschiedene Bau der beiden Sprachen, sondern Wortarmuth des Duala. Für ganz selbstverständliche Dinge, z. B. Pflanze, Blüthe, Rinde, Tisch, grün, blau etc. ist kein Wort vorhanden, von abstrakten Dingen gar nicht zu reden; "gestern" und "morgen" ist dasselbe Wort, und oft steht in Duala nur ein einziges Wort zur Verfügung, wo wir im Deutschen fünf, zehn, ja bis gegen dreißig verschiedene Wörter haben. Die Bedeutung eines deutschen Wortes zu erklären ist daher sehr umständlich, oft geradezu unmöglich. Was endlich das Betragen und den Fleiß der (8-18jährigen) Schüler betrifft, so befriedigt der größere Theil derselben durchweg; einige können ganz gut einen Vergleich mit besseren europäischen Schülern aushalten. Unarten sind ziemlich selten und haben dann meist in Dorf=Streitigkeiten ihren Grund.
- Fußbodenlack. Um die Fußtapfen auf frisch geölten Böden zu entfernen, lasse man sie mit einem ganz weichen Schrupper bürsten. Sobald das Kleberige des Leinöls entfernt ist, schmutzt der Boden nicht mehr.
Bei der Abstimmung im französischen Kongreß, der Sadi Carnot zum Präsidenten der Republik wählte, fiel bei jedem Wahlgange eine Stimme auf Pasteur. Das Kongreßmitglied, welches in dem berühmten Medizinmann den einzigen berufenen Erretter Frankreichs sah, fühlte das Bedürfnis, seine Abstimmung zu rechtfertigen, denn der zweite Stimmzettel wies außer dem Namen Pasteurs noch vier Verszeilen auf, die in deutscher Uebersetzung lauten:
        "Wen wähl' ich nur? Ganz zweifelsvoll
        Läßt sich die Sache an;
        Doch da jetzt so viel Menschen toll,
        So ist Pasteur mein Mann."
Der Betreffende soll der Deputierte und Dichter Bourgeois gewesen sein.
- Richter: Angeklagter Sie haben den Kläger einen Esel geschimpft. Sehen Sie Ihr Unrecht ein? Angeklagter, seinen Gegner kritisch betrachtend: Hoher Gerichtshof, ich gebe allerdings zu, daß ich mich zu gewählt ausgedrückt habe.
- Sonderbares Leumundszeugniß. "Der Angeklagte ist Schuhmacher, er hat sieben Kinder und kein Vermögen. Sonst hat er sich noch kein Vergehen zu schulden kommen lassen."
- Eine poetische Absage. Ein junges Paar in Heidelberg, das sich in den Ehestand begeben wollte und um die Einwilligung des Herrn Papa bat, erhielt von demselben folgenden kurzen Bescheid:
                "Sie hat Nichts und Du desgleichen;
                Dennoch wollt Ihr, wie ich sehe,
                Zu dem Bund der heil'gen Ehe
                Euch bereits die Hände reichen.
                Kinder, seid Ihr denn von Sinnen?
                Ueberlegt Euch das Kapitel: -
                Ohne die gehörigen Mittel
                Soll man keinen Krieg beginnen."
- Guter Rath. Junger Komponist: Wissen Sie, ich möchte etwas noch nie dagewesenes komponieren. Dame: Setzen Sie doch den Berliner Adreßkalender in Musik!


[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 9]

Zweite Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. December 1887.


Zu meiner diesjährigen

Weihnachts-Ausstellung,

welche ich am Sonntag eröffne, empfehle einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend eine große Auswahl von selbst gearbeitetem

Confect

sowie verschiedene Sorten Pfeffernüsse, Kuchen und sonstigem feinen Backwerk. Um geneigten Zuspruch bittet

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    L. Jähnig, Conditor.

NB: Frauen zum Hausiren schicke ich in Schönberg nicht und bitte daher das geehrte Publikum mich mit ihrem werthen Besuche zu beehren.
                                                                                                        D. O.


Medicinal-Tokayer, (direkter bezug).
Dr. Brunngräber's Malzextrakte.
Dr. Brunngräber's Malzbonbons.
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Fenchelhonig in Fl. zu 50 Pf. u. 1 M.
Pepsinwein (Schering u. Burck.)
Chinaweine.
China-Eisenwein.
Butterpulver in Schachteln zu 40 Pf.

Butterfarbe in Fl. zu 30 Pf.
empfiehlt                                                     die Apotheke zu Schönberg.


Zur Aufschmückung des Weihnachtsbaumes empfehle meine geschmackvoll dekorirten

Tannenbaumcakes
in reichhaltiger Auswahl.                                                    
                                                    A. Zander.


Zu
Weihnachtsgeschenken
halte eine reichhaltige Auswahl                                                    
Gold-, Silber- u. versilberte Waaren,
sowie
Corall= und Granat=Schmucksachen
zu den billigsten Preisen bestens empfohlen.                                                    
                                                    C. Roepstorf,
                                                    Goldschmied.


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Reichhaltige Auswahl.         Billige Preise.
                                                    J. Gärtner-Ratzeburg.


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Pijon 10 Liter 75 Pf.,
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Nonnenäpfel u. s. w.,
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Wall= und Haselnüsse
zu den billigsten Preisen                                                    
                                                    J. Koopmann.


Den geehrten Bewohnern von Stadt und Land die ergebene Anzeige, daß ich am 14. d. M. meine

Weihnachts-Ausstellung

eröffne.

                                                    H. Wolgast.
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


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[ => Original lesen: 1887 Nr. 97 Seite 10]

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Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Dritte Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung II
am Donnerstag, den 15. December 1887.
Wilhelm Tell, Schauspiel in 5 Aufzügen von Schiller.
Anfang 6 Uhr. - Ende 9 1/2 Uhr.


2 Parquet=Billette

zur Theater=Vorstellung am Donnerstag, den 15. December in Schwerin sind abzugeben. Näheres bei Herrn Aug. Spehr in Schönberg.


Nach längerer Krankheit starb heute Morgen 1 3/4 Uhr unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, der Schuhmacher Jochen Burmeister im 76. Lebensjahre. Allen Verwandten und Bekannten zeigen dies tief betrübt an

                                                    die Hinterbliebenen.

Schönberg, den 9. December 1887.
Die Beerdigung findet am Dienstag Nachmittag 2 1/2 Uhr statt.

Heute Morgen 1/2 8 Uhr endete Gott das Leben unserer lieben Mutter, Schwiegermutter u. Großmutter der Hauswirthsaltentheilerin Anna Maack geb. Oldörp im 71. Lebensjahr. Allen Verwandten und Bekannten zeigen dies tiefbetrübt an

                                                    Die Hinterbliebenen.

Lockwisch, den 12. December 1887.
Die Beerdigung findet am Freitag Mittag 2 Uhr statt. Versammlung der Leidtragenden am Eingange zum alten Kirchhofe zu Schönberg.


Unerwartet starb heute Nachmittag 3 Uhr nach ganz kurzer Krankheit meine liebe Frau Caroline, geb. Dehn, im 40sten Lebensjahre tief betrauert von mir und meinem Sohn.
Die Beerdigung findet statt am Donnerstag den 15. December 1887, Nachmittags 3 Uhr.
Schönberg den 12. December 1887.

                                                    H. Maass, Seiler.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, den 14. Dezember.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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ZVDD