No. 85
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. November
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 85 Seite 1]

        Nr. 22 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1887 enthält in der
        II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betreffend gegenseitige Zulassung der in der Nähe der Grenzen der Bundesstaaten wohnhaften Hebammen zur Ausübung ihrer Berufsthätigkeit.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung dienstpflichtiger für den Mobilmachungsfall unabkömmlicher Beamte.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Postpacketsendung nach Jamaika und West=Australien.


Der Kapitalbetrag der Schulden

der Staaten Europas bleibt, wie nach Neymark, "Les delles publiques Européennes", in der "Post" nachgewiesen wird, nicht weit hinter 100 Milliarden Mk. zurück. An der Spitze marschirt Frankreich mit nahezu 25 Milliarden. Ihm zunächst folgt Rußland mit 14 1/2 Milliarden. Den beiden Staaten, welche das kriegerische Element in Europa vertreten, hängt mithin das Schwergewicht einer Staatsschuld von etwa 40 Milliarden an; beide sind auch nicht in der Lage, die ordentlichen Ausgaben des Staates mit den laufenden Einnahmen zu decken, sondern müssen dazu den Staatskredit in Anspruch nehmen. Bezeichnender Weise sind Frankreich und Rußland zugleich die Staaten mit dem höchsten Militärbudget. Dasselbe wird von dem genannten Schriftsteller für 1886 auf nahezu 700 Millionen Mark für Frankreich und 800 Millionen Mark für Rußland angegeben. Trotzdem wird der Bedarf für militärische Zwecke in beiden Ländern noch von demjenigen für die Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld überstiegen und zwar in Rußland um nahezu 50, in Frankreich aber um etwa 380 Millionen Mark. Auch unsere Verbündeten zählen, wenn auch nicht in dem gleichen Maß, wie Frankreich und Rußland, zu den stark verschuldeten Staaten. Oesterreich=Ungarn und Italien hatten nach derselben Quelle im vorigen Jahr Staatsschulden im Kapitalbetrag von beinah 10 und 9 Milliarden Mark. Sie bedürfen rund 480 und 425 Millionen Mark für die Verzinsung und Tilgung der Schuld, mithin beide erheblich mehr, als der Aufwand für Heereszwecke beträgt, welcher in beiden Reichen sich ziemlich auf dieselbe Summe, rund 275 Millionen Mark, belief. Für beide Reiche zusammen reicht sonach der Aufwand für die Staatsschuld und für Heereszwecke weder an diejenigen Frankreichs, noch an diejenigen Rußlands allein heran. England folgt nach Frankreich und Rußland an dritter Stelle mit über 14 Milliarden. Seine Ausgaben für Staatsschuld und Heer und Marine sind ziemlich gleich, sie betrugen 1885-86 beinahe je 600 Millionen. Aber es zeigt eine von Frankreich und Rußland überaus abweichende Entwickelung. Denn während in den letzten 25 Jahren die Staatsschuld Frankreichs sich mehr als verdreifacht, diejenige Rußlands sich vervierfacht hat, ist in den letzten 20 Jahren die Staatsschuld Englands um beinahe 10 pCt. gesunken. Ob dieses günstige finanzielle Ergebniß nicht auf Kosten der Sicherheit des Reiches und insbesondere seiner Kolonien erkauft ist, scheint eine nahe Zukunft lehren zu sollen. Auch das Deutsche Reich hat bereits einen höheren Schuldenbestand als gegenwärtig gehabt. Denn jetzt sind einschließlich der durch den Nachtragsetat pro 1887/88 bewilligten Kredite Anleihen in Höhe von rund 650 Millionen Mark beschlossen, wovon indessen ein Theil noch nicht realisirt ist. 1871 aber betrugen die Schulden des Reichs einschließlich der von dem Norddeutschen Bund überkommenen Anleihen beinahe 770 Millionen Mark. Diese aber waren bis Ende 1873 bis auf einen minimalen Betrag getilgt. Seit 1877 aber wächst die Kapitalschuld des Reiches wieder stetig und in gleichem Verhältniß natürlich der Bedarf für Verzinsung derselben. Eine planmäßige Tilgung kennt das Reich nicht. Es ist Preußen auf der Bahn der Ausgabe von Konsols gefolgt, ohne bei seiner Finanzordnung auch nun formell in der Lage zu sein, zur Schuldentilgung verwendbare Ueberschüsse zu erzielen. Denn seit ein großer Theil der Reichssteuern den Bundesstaaten überwiesen ist, reichen selbst in den besten Jahren die eigenen Einnahmen des Reiches auch nicht entfernt zur Deckung seiner Bedürfnisse zu; ein durch Matrikularbeiträge zu deckendes Defizit bildet zur Zeit ein ständiges Element der Reichsfinanzwirthschaft und ein etatsmäßiger, zur Schuldentilgung verwendbarer Ueberschuß ist völlig ausgeschlossen. Ein rechnungsmäßiger Ueberschuß ist allerdings an sich so wenig ausgeschlossen, wie die Fehlbeträge, unter deren Höhe wir jetzt leiden. Allein die Möglichkeit solcher Ueberschüsse ist durch die Kontingentirung der Zölle und der Tabakssteuer, sowie durch die Ueberweisung der Stempelintrade und der Ertrag der Branntweinverbrauchssteuer an die Bundesstaaten sehr eingeschränkt. Soweit aber gleichwohl ein solcher vorkommt, muß er in den Etat des nächsten Jahres eingestellt und zur Herabsetzung des andernfalls nothwendigen Bedarfs an Matrikularumlagen verwendet werden, ist also zur Schuldentilgung nicht verwendbar.


Unseren Kaiser hat die Sicherheit des Auges und der Hand auch in seinem 91. Jahr noch nicht verlassen. Auf den Hofjagden in Wernigerode hat er erlegt: 4 Rothhirsche, 3 Damhirsche, 1 Stück Rothwild, 6 Stück Damwild, 11 grobe und 1 geringe Sau.
Am Freitag stattete die deutsche Kronprinzessin, die Prinzessin Viktoria und der Prinz Heinrich von Preußen dem italienischen Königspaare in Schloß Monza einen Besuch von Baveno aus ab, während der Kronprinz dort blieb.
Generalfeldmarschall Graf v. Moltke hat am 26. Oktober sein 87. Lebensjahr vollendet. Er marschirt bekanntlich mit dem Jahrhundert. Mit dem ganzen deutschen Volk wünschen und hoffen wir, daß der ruhmgekrönte Feldherr seinem Kaiser, seinem Vaterland und dem deutschen Heer noch manches Jahr in Kraft und Frische erhalten bleiben möge

[ => Original lesen: 1887 Nr. 85 Seite 2]

Des Fürsten Bismarcks Landsitz Friedrichsruh wird zum Wallfahrtsort für Diplomaten. Jetzt heißt es wieder, daß der rumänische Ministerpräsident Bratiano den Fürsten dort besuchen werde. In Berlin glaubt man, Bratiano's Absicht sei, mit Bismarck über den Abschluß eines Bündnisses zwischen Rumänien und Oesterreich=Ungarn zu verhandeln.
Die Garnison in Metz soll um ein Kavallerieregiment vermehrt werden. Jetzt liegen dort 6 Infanterie=, 2 Kavallerie=, 2 1/2 Fuß=Artillerie=Regimenter, 1 Abtheilung Fuß=, 1 Abtheilung reitende Artillerie und Pionierbataillon.
Der deutsche Bundesrath hat die Entsendung eines Reichskommissars zur Ausstellung nach Melbourne und die Uebernahme der dadurch, sowie durch die Ausschmückung und Beaufsichtigung der deutschen Ausstellungsräume entstehenden Kosten auf die Reichskasse genehmigt.
Die Rede Crispi's hat die Franzosen nicht befriedigt. Auch die gemäßigten Blätter meinen, wenn er wirklich ein Freund Frankreichs wäre, hätte Crispi garnicht nach Friedrichsruhe fahren sollen. Er hätte auch erklären sollen, er werde niemals gegen Frankreich Krieg führen. Man traut ihm also nicht. Anders in Berlin und Wien; dort wird Crispi gelobt.
Ueber die Konvention wegen der Neutralisirung des Suezkanals, die dieser Tage zwischen Frankreich und England abgeschlossen worden ist, läßt sich jetzt auch die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in Berlin in offiziösem Ton vernehmen. Sie sagt: In der französischen Presse sowohl wie in der englischen wird im Allgemeinen lebhafte Befriedigung ausgesprochen über den Abschluß eines Abkommens zwischen England und Frankreich, welches die Stellung der beiden Länder zu einander bezüglich des Suez=Kanals und der Neuhebriden definitiv regeln soll. Auch liegt kein Grund vor, eine solche Verständigung anders als sympatisch zu begrüßen, da dieselbe, wenn sie erst perfekt sein wird, dazu angethan ist, ein weiteres Unterpfand für die Erhaltung des europäischen Friedens zu bieten und eine der Schwierigkeiten, welche diesen gefährden, zu beseitigen.
Die französischen Kammern sind mit kurzen Ansprachen der wiedergewählten Präsidenten eröffnet worden. - Die Budgetkommission beschäftigt sich eifrig mit der Prüfung des Budgets, welches um 129 Millionen Franken niedriger ist, als das vom vorigen Ministerium vorgelegte. Im Militär=Etat finden sich allein 29 Millionen Ersparnisse. Die Kommission hat zu prüfen, ob diese ungewöhnlich großen Ersparnisse keine Scheinersparnisse sind, ob der Staat durch die Verringerung Seiner Ausgaben auf keinem Gebiete seiner Thätigkeit geschädigt wird. Wenn es sich erweisen läßt, daß diese Ersparnisse sich nur durch gewaltsame und schädliche Einschränkungen haben erzielen lassen, so ist es um das Ministerium Rouvier geschehen, denn das Budget ist das Fundament seiner Existenz. Die Berathung desselben hat also für die Session eine ganz besondere Wichtigkeit. Die Kommission hat die geheimen Fonds im Budget gestrichen. Es ist aber nicht anzunehmen, daß die Kammern diesen Beschluß acceptieren werden. - Ministerpräsident Rouvier legte am Dienstag einen Gesetzentwurf vor, der die außerordentlichen Ausgaben für Heer und Flotte auf 100 Millionen festsetzt.
Die Ausrüstung der französischen Armee mit dem Lebelgewehr wird energisch betrieben. Außer dem VII. Corps hat das VI. das neue Gewehr bereits erhalten; nunmehr kommt das 1. Corps an die Reihe.
Alle politischen Größen Italiens sind gegenwärtig in Turin versammelt, um dort die Programmrede des Ministerpräsidenten Crispi zu hören. Crispi wird in der auswärtigen Politik seine entschiedene Friedensliebe betonen, zugleich aber auch, daß Italien streng seine berechtigten Interessen in Obacht nehmen werde. Weiterer überseeischer Besitz solle nicht erworben werden, falls nicht Italien durch Aktionen anderer Staaten gleichfalls zum Vorgehen gezwungen würde. Die Abtretung Roms an den heiligen Stuhl sei unmöglich. Italien wolle gern mit dem Papst in Frieden leben, dürfe aber nicht seine mühsam erkämpfte Einheit in Frage stellen lassen. In der inneren Politik entwickelte Crispi ein ausführliches Reformprogramm.
Ueberall Getreidezoll! Aus Italien kommt die Nachricht, die Regierung gehe damit um, den Getreidezoll von 3 auf 5 Mk. zu erhöhen d. h. den Kammern einen bezüglichen Gesetzentwurf vorzulegen. Die Regierung wolle freilich nicht zugeben, daß sie schutzzöllnerisch sei, doch machten die Bedürfnisse des Budgets es nöthig.
Die Cholera ist in Italien doch noch nicht verschwunden. Vom 10.-19. Oktober kamen in Rom noch 27 Cholerafälle, darunter fünf mit tödtlichem Ausgang zur Kenntniß der Behörden.
- Schönberg. Bei dem nahe bevorstehenden Termin für die Einberufung der Rekruten zur Erfüllung ihrer Dienstpflicht im stehenden Heere, halten wir es für angezeigt, an dieser Stelle auf die seit dem 1. April d. Js. in Kraft getretenen Bestimmungen über Zahlung der Marschgebührnisse an die Einberufenen hinzuweisen und besonders die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums darauf aufmerksam zu machen. Es haben Anspruch auf Marschgebührnisse "Rekruten, Drei= und Vierjährig=Freiwillige, Freiwillige der Unteroffizierschule, Ersatzreservisten I. Cl., Reservisten, Wehrleute" und müssen diese Marschgebührnisse die Ortsvorstände des Aufenthaltsorts des Einberufenen bei Vorlage der Gestellungsordre zahlen, in der Regel jedoch nicht früher als 24 Stunden vor dem nothwendigen Abgange zum Gestellungsorte. Ist der Gestellungsort in der den Ortsvorständen bereits zugestellten Marschgeldertabelle enthalten, so wird der daselbst verzeichnete Geldbetrag gezahlt, ist der Gestellungsort in dieser Tabelle nicht enthalten, so muß der zu zahlende Geldbetrag auf der Gestellungsordre vom Landwehrbezirkskommando vermerkt sein und ist dieser Betrag dann ohne weitere Prüfung zu verabfolgen. Rekruten, Drei= und Vierjährig=Freiwillige, sowie Freiwillige der Unteroffizierschulen, welche in anderen Bezirken ausgehoben und vor ihrer Einstellung in das Heer in das Fürstenthum Ratzeburg verziehen, erhalten von dem Ortsvorstande ihres Aufenthalts auf Grund ihres Urlaubspasses oder ihrer Gestellungsordre Marschgeld bis zum Landwehr=Bataillonsstabsquartier (also, hier bis Neustrelitz) ohne Weiteres ausgezahlt. Ueber die empfangene Zahlung muß der Einberufene durch seine Namensschrift quittiren und zwar in Spalte 12, des ihm vom Ortsvorstande in zwei Exemplaren vorzulegenden Formulars, letzteres ist gegen das bisher in Gebrauch gewesene Formular etwas verändert und unter Muster O der Dienstvorschrift über Marschgebührnisse enthalten. - In diesen Nachweisungs=Formularen (Muster O) sind die auf Grund der Marschgeldertabelle gezahlten Gebührnisse zusammen nach einander aufzuführen und zwar unter A., sowie die auf Grund der Vermerke des Landwehrbezirkscommando's gezahlten Beträge nach einander unter B und vierteljährlich, wie bisher, der Großherzogl. Landvogtei in Schönberg einzureichen. Zum Schluß bemerken wir noch, daß in dem Nachweisungsformular (Muster O) unter dem Gestellungstag in Spalte 5 der Stationsort des Landwehrbezirkscommando's zu vermerken ist, wenn die Gestellungsordre nicht vom Landwehrbezirkscommando in Neustrelitz ausgestellt ist und daß der Anspruch auf Marschgeld hinfällig wird, wenn dasselbe nicht vor der Abreise zum Gestellungsort erhoben wird.
- Schönberg. Der Lehrer und Küster Carlau in Schlagsdorf ist zu Michaelis d. Js. wegen seines hohen Alters und seiner Kränklichkeit in den Ruhestand getreten und der Lehrer Meinke an seiner Stelle zum Lehrer und Küster in Schlagsdorf wieder ernannt.


Schwarzseid. Mäntelstoffe, Pelzbezüge etc. v. Mk. 3,65 bis 31,60 (ca. 60 versch. genres) - Damaste, Moscovite, Perle, Veloutine, Sicilienne etc. - vers. meterweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Depôt G. Henneberg (K. u K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend Briefe kosten 20 Pf. Porto.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 85 Seite 3]

Anzeigen.

Kiepenhölzer=Auction Nr. 2.

Am Freitag, den 4. November Morgens 9 Uhr sollen in den Hohemeiler Tannen
                          ca. 30 Stück Kiepentannen
meistbietend verkauft werden. Versammlung der Käufer beim Forsthofe. Schönberg, den 26. Oktober 1887.

                                                    Der Oberförster:
                                                                C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 3.

Am Sonnabend, den 19. November d. J., Vormittags 11 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen, unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen, nachstehende Hölzer öffentlich meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Im Garnseerholze, Abth. f=3,36 ha Fichten mit einzelnen Kiefern bis zu 45 cm Stammdurchmesser, 85-90 jähr., ca. 1300 Festmet. Taxe pro Festmet. 10 Mk.
2. daselbst, Abth. i=2,06 ha Fichten mit Kiefern bis zu 45 cm Stammdurchmesser, 85-95 jähr., ca. 850 Festmet. Taxe pro Festmet. 10 Mk.
3. Im Forstorte Bahlen Abth. h=3,16 ha Kiefern mit einzelnen Fichten bis zu 40 cm Stammdurchmesser, 90jähr. ca. 950 Festmet. Taxe pro Festm. 10 Mk.

Der Zuschlag erfolgt im Termin, wenn das Gebot pro Maßeinheit die Taxe erreicht oder übersteigt. Sobald der Zuschlag erfolgt, hat der Käufer 20% des Kaufpreises des von ihm erstandenen Schlages an den Unterzeichneten zu entrichten. Die sonstigen Verkaufsbedingungen können bei den Herrn Förster Blanck-Schlagbrügge, Forstaufseher Behrens-Ziethen eingesehen werden und Letztere sind angewiesen den Reflectanten die Schläge vorzuzeigen.
Schönberg, den 23. October 1887.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Steckbrief.

Gegen den Bäckergesellen Puppe aus Lorensdorf, Kreis Bunzlau, welcher eine Taschenuhr, einen Schirm und ein paar Stiefel des Bäckermeisters Kneesch in Herrnburg unterschlagen hat, ist der Haftbefehl erlassen. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und dem Unterzeichneten von der Verhaftung Nachricht zu geben.

Signalement:

Der p. Puppe ist ziemlich schlank hat keinen Bart, graue Augen, blonde Haare, an den Beinen mehrere Narben, und trug bei seinem Fortgange einen grauen Sommeranzug, einen runden grauen Filzhut, eine Brille und einen grauen Sommerschirm.
Schönberg i. Mekl., den 27. Oktober 1887.

Der Amtsanwalt.
Müller.


Für die vielen Beweise der Teilnahme, die ich bei dem Tode und dem Begräbnis meiner lieben Frau erfahren durfte, spreche ich auch an dieser Stelle Allen meinen herzlichsten Dank aus.
Schönberg, den 27. Oktober 1887.

                                                    W. Ringeling.


Gaedke's Cacao

zeichnet sich vor allen anderen Cacaofabrikaten durch hohen Nährwerth, guten Geschmack und feines Aroma vortheilhaft aus, weshalb ich denselben angelegentlichst empfehle.

                                                    A. Zander.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Am Sonntag, den 6. November d. J. Nachmittags 3 Uhr

ordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Tagesordnung: Vereinsangelegenheiten.
                                                    Der Vorstand.


6te Generalversammlung
des
Landwirthschaftlichen-Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg
am Montag, den 7. November 1887 Vormittags 9 Uhr
beginnend, im Locale des Herrn J. Boye-Schönberg.
                                                    Der Vorstand.


Am Mittwoch, den 2. November findet bei mir ein

Bauernball

statt, wozu die Herren Hauswirthe ganz ergebenst eingeladen werden.

                                                    H. Voss.

Rabensdorf, den 24. October 1887.


Sonntag, den 6. November:
Photographische Aufnahmen
im Boye'schen Lokal.
                                                    A. Bockmann.


Zahle bis 20 Mark
für alte Briefmarken und Freicouverts von 1848-1870. A. Wunsch Pr. Crt.
                                                    H. Steinecke,
                                                    Hannover, Lemförderstraße 12.


Am 17. d. Mts.

ist mein
kleiner rothbrauner Hirtenhund,

mit einem Fuchskopfe, von meinem Hause fortgelaufen. Sollte sich derselbe irgendwo angefunden haben, bitte mich es wissen zu lassen; zur Erstattung der Futterkosten bin gerne bereit.

                                                    H. Lühr senior,
                                                    Kl. Mist.


Gute Futterkartoffeln
sucht zu kaufen.                                                     Aug. B. Schleuss.


B. Gartz
empfiehlt in großer Auswahl:
Pelz=Barets
für Damen, Knaben u. Mädchen, das Allerneueste und Modernste dieser Art, in gut ausgewählten Formen.


Stutzhaare
kaufe à 1 Mk. 40 Pf. pr. Pfd.                          
                                                    J. Licht, Bürstenmacher.
                                                    Schönberg.


Schwarz'sche Pflüge,
(jede Art) sowie sämtl. dazugehörige Stahlschaare, Stahl=Streichbretter, Sohlen und Schrauben bei
                                                    Ludw. Warncke
                                                    in Mölln.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 85 Seite 4]

Zu dem am Donnerstag, den 24. November bei mir stattfindenden

Bauernball

erlaube mir die Herren Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.

Schönberg.                                                     J. Boye.


Feise & Nahnsen,
Flachs= und Heede=Spinnerei
OTTENSEN.

Wiederum gestatten uns darauf hinzuweisen, daß das ganze Jahr hindurch Flachs und Heede zu Garn gesponnen wird und halten unsere Dienste wieder bestens empfohlen.
Gleichzeitig empfehlen Flachs- und Heedegarn, roh und gebleicht zu billigen Preisen.
Auskunft ertheilt und Sendungen vermittelt

                                                    Aug. Spehr, Schönberg.


Vielfach Prämiirt.                                                                               Vielfach Prämiirt.

Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg

offerirt als Specialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien, sowie auf Grund eingehendster Versuche selbst hergestellten

geladenen Jagdpatronen.

        Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
        Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt im System, Caliber, sowie mit Schrot=Nummer, und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich.     Depositäre:

Boizenburg a. Elbe Heinr. Pöhls.
Bützow i. M. Wilh. Schmidt.
Demmin i. M. F. Zlotowski.
Doberan i. M. Otto Redelstorff.
Friedland i. M. Fr. Körner.
Fürstenberg i. M. C. Peters.
Geesthacht J. H. Hegge & Cie.
Gnoyen B. Sperling.
Grevesmühlen A. Pelzer.
Güstrow Aug. Dettmann Nachfl.
Kröpelin i. M. W. Paust.
Ludwigslust i. M. L. H. Pleßmann.
       Lübeck Grevsmühl & Riesland.
Lübeck C. A. Fischer & Sohn.
Malchin i. M. A. Schmidt.
Malchow i. M. H. Rättig.
Neubrandenburg H. Greve.
Neu=Strelitz i. M. A. Wagner.
Oldesloe i. Holstein P. Suhr.
Pasewalk R. Noffke.
Penzlin i. M. Fr. Schütt.
Plau i. M. W. Dankert.
Ratzeburg H. Ohst.
Röbel i. M. A. Thiemann.
       Rostock i. M. L. F. Hagen.
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Schwerin i. M. L. Bötefür.
Stavenhagen i. M. J. H. Seemann.
Sternberg i. M. Robert Adamy.
Stralsund F. W. Fleischer.
Tessin Herm. Bringe.
Treptow a. d. Tollense L. Leinau.
Waren i. M. A. Wilken.
Wismar Gebr. Frahm Nachfl.
Wittenburg i. M. Ferd. Wilms.


Stadt-Theater in Schönberg.
Herrn Boye's Theatersaal.
Mittwoch, den 2. November 1887:
Die Familie Hörner.
Schwank in 3 Akten von Anton Anno,
Direktor des Königlichen Hoftheaters in Berlin.
Alles Nähere durch die Zettel.
                                                    Die Direction.


Stadt Lübeck.
Am Dienstag, den 3. November cr.
Erstes
Mititair-Abonnements-Concert

mit nachfolgendem Ball ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner Jägerbataillons.      Anfang 7 Uhr.
Entree: Abonnements für 3 Concerte 1 50 Pf. à Person. An der Kasse 75 Pf.

Zu demselben laden ergebenst ein                          
J. H. Freitag.                         A. Reckling
                                                   Großherzoglicher Musikdirektor.

NB. Abonnement=Billets sind im Concert=Saale zu haben.
Donnerstag Morgen: Frische Austern.


Zu dem am Sonntag, den 6. November im Krellenberg'schen Locale stattfindenden

Concert
des Carlower Männergesang=Vereins unter Mitwirkung der Kronas'schen Musikkapelle, Rehna,
mit nachfolgendem Ball

erlaubt sich hierdurch ergebenst einzuladen

der Vorstand.
Anfang des Konzertes 6 Uhr.

Persönliche Einladungen finden nicht statt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 85 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 85 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. November 1887.


- Die neue Infanterie=Ausrüstung hat sich, wie auf Grund der verschiedenen Berichte festgestellt ist, bei den letzten Manövern durchaus bewährt. Namentlich ist die neue Fußbekleidung als außerordentlich praktisch befunden worden. Der Infanterist muß ein Paar bequeme Schnürschuhe besitzen, welche im Bivuak und Quartier, zur Noth bei trockenem Wetter auch auf Märschen getragen werden können. - Nach den neuen Vorschlägen wird die Ausrüstung der Fußtruppen außer ein Paar langschäftiger Stiefel aus einem paar solcher Schuhe bestehen, das zweite Paar Stiefel mithin in Fortfall kommen.
- Ein wahres Meisterwerk deutscher Kunstindustrie ist soeben in Mainz fertig gestellt worden und erregt die Bewunderung Aller, die es zu sehen Gelegenheit haben. Dies ist die Ausstattung eines neuen Ozeandampfers für den norddeutschen Lloyd, welche aus der Hof=Möbelfabrik von A. Bembé in Mainz hervorgegangen ist. Dieselbe in üppigem Rococcostil gehalten, umfaßt den Speisesaal, Damen=Salon und Rauchzimmer, sowie Vorplätze, Treppen etc.; das künstlerisch hervorragende Stück aber bildet der sogen. Lichtschacht, jener auf dem Oberdeck angebrachte Pavillon, durch welchen nach dem System der modernen Schiffsbaukunst auch die darunter liegenden Schiffs=Räume außer den Lucken ihr Tageslicht erhalten. Die dekorative Ausstattung dieses Lichtschachtes ist prachtvoll und zeigt neben kunstvoller Arabeskenverzierung die herrlichsten Karyatiden, Alles in feinster Holschnitzerarbeit mit reicher Vergoldung ausgeführt. Das Schiff, für welches diese Ausstattung bestimmt ist, heißt "Lahn"; es ist bereits der sechste Dampfer, welchen die Firma Bembé für den norddeutschen Lloyd innerhalb weniger Jahre einzurichten hatte. Der Entwurf rührt von dem Architekten Boppe in Bremen her, während die Modelle zu den größeren Figuren von Münchener Künstlern geliefert wurden, die Ausführung derselben leitete Direktor Behr. Für Freunde der Kunst wird das Ganze einige Tage zur Ansicht ausgestellt bleiben.
- Auch im sonnigen, schönen Italien hat sich der Winter ordentlich eingestellt, denn man meldet vom Sonntag aus Rom: Gestern hat es in Oberitalien, in Bologna, in Florenz und auf den Bergen in der Nähe von Rom geschneit. Das Thermometer war bis auf 5 Grad über Null gefallen. In der vorletzten Nacht entluden sich in ganz Italien trotz der Kälte heftige Gewitter, verbunden mit stürmischem Winde, Regen, Hagel und Schnee.
- Die Trauung des Fräulein v. Rothschild mit Mr. Sassoon war in Paris ein Ereigniß. Die Braut wurde von 15 Brautjungfern geleitet, die sämmtlich gleich gekleidet waren, die Hütchen aus mausgrauem Filz mit zartrosa Bändern, die sie trugen, sind seitdem Mode geworden. Der Oberrabiner Cahn hielt die Traurede. Nach der Trauung trat der junge Ehemann aus dem Kreis und warf nach mosaischem Brauch ein Glas auf den Boden, daß es zerbrach. Die Sassoons sind eine reiche indische Familie, welche England bei dem indischen Aufruhr große Dienste geleistet hat.
- In Potsdam sind die Bäcker in Alarm gerathen. Es wird dort die Errichtung einer königlichen Garnisonbäckerei geplant; dagegen hat das Bäckergewerk Front gemacht.
- Furchtbare Ziffern! Die Zahl der Stellelosen in London, die gegenwärtig durch ihre Um= und Aufzüge der Polizei viel zu schaffen machen, soll nicht weniger als 130 000 Männer betragen. Die Familien dieser Männer belaufen sich alles in allem auf 600 000 Köpfe. Das ist eine große Armee.
- Die größte Spiegelglasscheibe, die je in Deutschland angefertigt wurde, hat die deutsche Spiegelglas=Aktiengesellschaft in Halle vor einigen Tagen geliefert. Dieselbe hatte einen Flächeninhalt von 17 Quadratmetern.
- In Nürnberg ist jetzt ein eigenthümlicher Prozeß anhängig. Ein Kläger behauptet, vom Beklagten ein lebendes Pferd zu 10 Pf. pro Pfund gekauft zu haben. Der Beklagte bestreitet den Abschluß des Geschäftes und mußten schon mehrere Termine und Zeugenvernehmungen stattfinden. Das Pferd hat ein Gewicht von 11 Ctr. und stellt sich nach obigen Satze auf 110 Mk., während es einen Werth von mindestens 200 Mk. hat.
- Daß ein Adler auf Schafe stößt, gehört in unserem deutschen Vaterland zu den Seltenheiten. Als aber dieser Tage ein Hirt in Krieblowitz in Schlesien seine Schafe hütete, stürzte sich ein mächtiger Adler auf ein großes ausgewachsenes Thier, um es zu entführen. Im Augenblick, da er sich mit seiner Beute wieder erheben wollte, fuhr jedoch der Hirt mit wuchtigen Schlängen dazwischen, worauf der Adler von seinem Opfer abließ und sich auf seinen Angreifer stürzte. Diesem gelang es erst nach heftigem Kampfe, wobei er schwere Kratzwunden davontrug, den Vogel zu erlegen, der eine Flügelspannung von 2 Meter 45 Centimeter hatte.
- In einer merkwürdigen Sammlung von Hausgeräthschaften, die zwei Jahrtausende umfaßt und nächstens in einer Anzahl deutscher Städte ausgestellt werden wird, spielen die Messer, die Schlösser und Schlüssel eine interessante Rolle. Welche Veränderungen haben diese Dinge des täglichen Gebrauchs erlitten. Merkwürdigkeiten sind darunter die Hexenschlüssel, das sind Schlüssel, durch welche man das Eindringen von Hexen in gewisse Räume zu verhindern suchte; Brautschlüssel, das Sinnbild jungfräulicher Gewalt, mit denen der Gürtel der Braut geschmückt wurde; Freimaurerschlüssel mit sonderbaren Inschriften; Zigeunerschlüssel aus einem Stück Eisen herausgeschmiedet; Schlüssel als Talisman und Schlüssel, welche die Zigeunerinnen während des Wahrsagens in der linken Hand halten; Kammerherrnschlüssel aus drei Jahrhunderten; Schlüssel in Gestalt von Tabakspfeifen, aus welchen Gesellen rauchen mußten, welche zum erstenmal in die Schosserinnung kamen; Stadtschlüssel und viele andere. Der Sammler, der ein Leben daran gewendet, ist ein Oesterreicher Andreas Dillinger. Nur zwei Schlüssel hat der verdiente Mann nicht entdeckt: den Schlüssel zur Zufriedenheit und zum Glück.
In Wien ist auf der Reise Johannes Ronge gestorben, der durch seinen offnen Brief an den Bischof von Trier 1844 den Anstoß zu Gründung des Deutschkatholizismus gegeben hat.
- Zu einem "Brot=Abonnement" ladet ein Brothändler in Aachen in einem dortigen Blatte ein. Er verspricht seinen Abonnenten, über die jedenfalls richtig Buch geführt werden wird: Wer zwölf meiner schmackhaften Schwarz=, Grau= oder Weißbrote geholt hat, erhält das dreizehnte gratis.


Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 85 Seite 6]

Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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