No. 68
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. September
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 68 Seite 1]

                  Durch das Reichsgesetz vom 11. Juli d. Js. sollen Arbeiter welche bei Tiefbau und anderen Baubetrieben, die bisher noch nicht von den Bestimmungen des Unfallversicherungsgesetzes ergriffen worden sind, gegen Unfall versichert werden.

Es haben daher die Inhaber nachstehend verzeichneter Betriebe, nämlich für
1. Eisenbahn=Bauarbeiten,
2. Kanal=Bauarbeiten,
3. Wege= (Straßen=, Chaussee=) Bauarbeiten,
4. Strom= Bauarbeiten,
5. Deich= (Damm=) Bauarbeiten,
6. Festungs=, Meliorations=, Bewässerungs=, Entwässerungs=, Drainirungs=, Bodenkultur=, Uferschutz=Bauarbeiten,
sowie die Inhaber derjenigen Betriebe, welche das Gewerbe
7. der Ofensetzer,
8. der Tapezierer (Tapetenankleber),
9. der Stubenbohner
ausüben, auch diejenigen Gewerbetreibenden, deren Gewerbebetrieb sich auf die Anbringung, Abnahme und Reparatur von Wetterrouleaux (Marquisen, Jalousien) erstreckt,
bei der unterzeichneten Landvogtei derartige Betriebe binnen 8 Tagen unter Benutzung des vorgeschriebenen Formulars bei Vermeidung der gesetzlichen Strafe anzumelden, wenn in denselben auch nur 1 Arbeiter (Gehilfe, Lehrling pp.) beschäftiget wird.
               Schönberg, den 31. August 1887.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.
H. Spieckermann.

Koeppen.         


            Zum Sedantag 1887.
      Was hüllst Du trüb Dein Angesicht,
      Germania, in Schleier?
      Sonst glühtest Du wie Morgenlicht,
      Das sich im Rand der Woge bricht,
      An dieses Tages Feier?! -
      Meinst Du, es roste unser Schwert,
      Es stumpften unsre Klingen?
      Wir waren nicht der Väter werth:
      Wir würden nicht um Ehr' und Heerd
      Auf blutiger Wahlstatt ringen?
      Meinst Du's, weil uns der alte Feind
      Mit Worten sucht zu reizen,
      Der Triumphator stolz sich scheint,
      Weil er im Schrei'n die That vermeint
      Und wir mit Antwort geizen?
      Nein, Herrliche, das meinst Du nicht! -
      Denn, wenn Dein Wort entboten,
      So schlössen sich die Reihen dicht,
      Wie nie zuvor ! - Dein Angesicht
      Verhüllst Du um die Toten.
      Wir weihen auch den Lorbeerkranz
      Den Heldengräbern allen,
      Zerdrücken einer Thräne Glanz
      Um sie, die heut' im Waffentanz
      Für's Vaterland gefallen.
      Doch doppelt freudig klingt es dann
      Mit schmetternden Fanfaren:
      "Wir treten Eure Erbschaft an,
      Wir werden bis zum letzten Mann
      Was Ihr erkämpft einst, wahren!"


Der Kaiser ist am 31. August von Babelsberg nach Berlin übergesiedelt. Das Befinden des Kaisers ist andauernd ganz vorzüglich.
Von einer Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem von Kopenhagen heimkehrenden Alexander III., welche angeblich zwischen dem 10. und 15. September stattfinden soll, ist die Rede. Irgendwelche Bestätigung liegt aber noch nicht vor.
Der deutsche Kronprinz und seine Gemahlin treffen am 1. September aus England in Vliessingen, am 2. September in Frankfurt am Main ein und reisen von dort am 3. September über München nach Toblach im Pusterthal in Tirol. Am Eingange in das herrliche Ampezzothal gelegen, bietet das Südbahnhotel in Toblach, das auf drei Seiten von schönem Lärchenwald umgeben ist, einen erquickenden Aufenthalt.
Bei den Kaisermanövern in Preußen und Pommern werden den Kaiser unter anderen deutschen Fürsten der König von Sachsen und der Großherzog von Weimar begleiten. Auch ein österreichischer Erzherzog wird die Manöver mitmachen.
General Graf Waldersee, der Generalquartiermeister des deutschen Heeres, ist am Sonntag in Wien eingetroffen, um auf Grund einer besonderen Einladung des Kaisers an den Manövern bei Olmütz theilzunehmen. Man glaubt in Wien diesem Besuch des Grafen Waldersee auch eine politische Bedeutung beilegen zu sollen.
Prinz Ludwig von Bayern wird dem Vernehmen nach vom Kaiser durch à la suite des Seebataillons ausgezeichnet werden. Derselben Ehre sind bisher

[ => Original lesen: 1887 Nr. 68 Seite 2]

nur der frühere Marineminister v. Stosch und Prinz Wilhelm von Preußen theilhaftig geworden.
Das Ostsee=Geschwader ist nunmehr, nachdem die Uebungen am Sonnabend geschlossen worden sind, aufgelöst worden. Marineminister v. Caprivi ist nach Berlin zurückgekehrt.
Durch Kabinetsordre des Kaisers ist von jetzt an für das deutsche Heer das bisherige Strafmittel des Gewehr oder Satteltragens nicht mehr gestattet. Dieses Verbot wird so manches brave Soldatenherz mit Jubel begrüßen!
Die nationalliberale Fraktion im Reichstag wird in der kommenden Sitzungsperiode ein Reichswohnungsgesetz zur Vorlage bringen, um die Mängel in Bezug auf die Wohnungen der kleinen Leute heben zu können.
Die Kommission für Ausarbeitung des bürgerlichen Gesetzbuches hofft den Entwurf binnen Jahresfrist, also in der nächstfolgenden Session, an den Reichstag bringen zu können. Das Werk nähert sich bereits der Vollendung und wird voraussichtlich vor der Vorlegung an den Reichstag veröffentlicht werden, um den juristischen Kreisen Gelegenheit zu geben, ihr Urtheil zu äußern.
Die Wiedereröffnung der Klöster und Ordensniederlassungen auf Grund des neuen Kirchengesetzes in Preußen hat bereits in einem über alles Erwarten großen Umfang stattgefunden. Dutzendweise sind solche Anstalten der verschiedensten Orden bereits wieder zugelassen und fast jeden Tag gehen neue derartige Mittheilungen durch die Blätter.
Die Berliner "Nordd. Allg. Ztg." bestätigt, daß die Anzahl der eingegangenen Eingaben und Bittschriften um Einführung höherer Getreidezölle größer sei, als durch die Zeitungen bisher bekannt geworden sei. Aus den verschiedensten Theilen der Monarchie gingen noch immer Petitionen ein, worin seitens des Handelsstandes für die Erhöhung der Getreidezölle plaidiert werde.
In Oesterreich ist die Kunst zu regieren noch etwas schwerer als anderswo. Sogar die neuerrichteten Ehrenzeichen für ausgezeichnete Leistungen in Kunst und Wissenschaft haben viel Gehässigkeit und Lärm erregt. Der Kaiser theilte solcher Zeichen 10 an Deutsche und 5 an Ungarn aus; sofort zeterten die Tschechen, ihre großen Männer und Leuchten seien übergangen, und die Ungarn nahmen's übel, daß nur 5 Orden auf sie gefallen seien.
Der große Reinfall in Paris mit der Versuchsmobilmachung hat alle Franzosen in furchtbaren Harnisch gebracht. Einige Thoren schreien schon wieder über "deutsche Verrätherei." Bismarck soll natürlich auch daran Schuld sein; das war zu erwarten! Einige Blätter verlangen, daß nun ein anders Armeecorps mobil gemacht werden solle. Die Untersuchung über die vorzeitige Veröffentlichung im "Figaro" soll ergeben haben, daß ein Beamter des typographischen Bureaus im Kriegsministerium geplaudert habe. Andere Blätter fabeln von einem geheimnißvollen Druckerlehrling. Wie dieser Arme dazu gekommen sein soll, Mitwisser des Geheimnisses zu werden, das sagen sie natürlich nicht. Jedenfalls ist der Spaß vorbei, daran läßt sich nun nichts mehr ändern.
Henry Rochefort im "Intransigeant" hat in den letzten Tagen einen heftigen Angriff gegen den Kriegsminister Ferron gerichtet, weil dieser die weitere Anfertigung des von Boulanger empfohlenen Magazingewehres, System Lebel, eingestellt hat. In seiner Empfehlung des Gewehres versteigt sich der Laternenmann sogar zu der Behauptung, das Gewehr ermögliche es, "den Feind zu überraschen, ohne daß er ahne, von welcher Seite er angegriffen wird." Ob das Gewehr gar um die Ecke schießt? Dann wäre es allerdings unrecht, wenn der Kriegsminister der französischen Armee einen so vorzüglichen Schießprügel entziehen würde.
Aus Madrid lassen sich italienische Blätter berichten, daß Don Carlos nunmehr gewillt sei, die vollzogenen politischen Thatsachen in Spanien anzuerkennen.
In der russischen Armee, so hieß es vor kurzem, würden in letzter Zeit in aller Stille bei sämmtlichen Waffengattungen, besonders aber bei den Regimentern an der deutschen Grenze Verminderungen des Bestandes vorgenommen. Jetzt wird diese Mittheilung für falsch erklärt und hinzugefügt, die Veränderungen, welche stattgefunden hätten, bezögen sich nur auf die Entlassung des ältesten Jahrgangs der Mannschaften, was alle Jahre stattfände. In nächster Zeit würden überdies 3 Jahrgänge Reserve zu Uebungen einberufen. Es war also wieder einmal nichts!
Bei Warschau wird in nächster Zeit mit dem Bau von Baracken für 150 000 Mann begonnen werden. Die Baracken sollen in den Befestigungsring der Stadt mit einbezogen werden.
Für die Fahrt des russischen Kaiser=Paares durch den finnischen Meerbusen und die Ostsee waren besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen, denn nicht weniger als 9 der größten russischen Kriegsschiffe waren an den mehr oder weniger wichtigen Punkten des finnischen Meerbusens und der Ostsee aufgestellt, um Hülfe zu leisten, falls den kaiserlichen Yachten etwas passieren sollte.
Einen Brief Katkows an einen in Italien lebenden Freund veröffentlicht ein Mailänder Blatt. Es heißt darin: "Ich hasse Frankreich tödtlich, weil es stets ein Mittelpunkt der revolutionären Propaganda gewesen ist und auch ferner sein wird. Allein heute, da Deutschland und Oesterreich Rußland bedrohen, drängt sich seine Allianz als eine fatale Nothwendigkeit auf."
Wichtiger als die dem Sultan gegenüber ausgesprochene Unterwürfigkeit seitens des Prinzen Ferdinand wird der gerade jetzt wieder einmal in den größten Finanznöthen steckenden Türkei die Mittheilung des bulgarischen Gesandten gewesen sein, daß die bulgarische Regierung beabsichtige, eine Abschlagszahlung von 150 000 Pfund auf den ostrumelischen Tribut zu leisten, und bereit sei, wegen der Regelung sämmtlicher, noch offener Finanzfragen mit der türkischen Regierung zu verhandeln. Solche reelle klingende Liebenswürdigkeiten werden die Gefühle des Sultans für den Coburger voraussichtlich ganz erheblich wärmer werden lassen.
Frau Klementine von Coburg hat es eilig, von dem Glanz ihres Sohnes auch ein Stück zu erhaschen. Die "Smoboda" meldet, daß sie Anfang September in Sofia zum Besuch eintreffen wird. Wenn der Herr Sohn dann nur noch dort ist! Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, soll man von Bulgarien aus das Anerbieten gemacht haben, der Pforte eine Abschlagszahlung von 150 000 Pfund auf den ostrumelischen Tribut zu leisten. Das wäre sehr klug, denn für nichts ist man beim Großtürken dankbarer, als für baares Geld.
Der afghanische Thronprätendent, Ejub Khan mit Namen, ist aus Teheran, wo er gefangen gehalten wurde, entflohen. Er ist der Feind Englands und dieses trug zu seiner Unterhaltung große Summen bei. Zwei Tage vorher waren zwei andere afghanische Häuptlinge ausgekniffen, der englische Vertreter in Teheran hatte aber nichts davon erfahren. Mit dem Einfangen der Flüchtlinge dürfte es gute Wege haben, wenn auch der Schah von Persien so thut, als ob er ihnen seine ganze Armee nachsenden wolle.


- In der Nacht vom 29./30. August wurde die Stadt Woldegk durch ein Schadenfeuer heimgesucht, wie es seit Menschengedenken dort nicht erlebt wurde. 6 Wohnhäuser mit sämmtlichen Hintergebäuden, nämlich das Wohnhaus des Schuhmachermeisters Plasky, des Bäckermeisters Nebrenst, des Belling, Fitzner, Eilmann und F. Horn, ferner die Ställe des Buchbinders Plasky und der Färberwittwe Langnickel bis zum Fliedergang sind niedergebrannt. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist bis jetzt nichts bekannt.
- Lübeck, 29. August. Vor der Ferienstrafkammer des hiesigen Landgerichts fand heute der Prozeß gegen den früheren Rechtsanwalt und Notar Dr. jur. Carl Philipp Wilhelm Plessing aus Lübeck wegen Diebstahls und Vergehens im Amte (§§. 242 und 348 des Str.=G.=B.) statt. Der Thatbestand ist kurz Folgender: Am 31. Juli v. J. starb hierselbst die Wittwe Pöleke unter Hinterlassung eines ansehnlichen Vermögens. Tags darauf begaben sich, auf Veranlassung des Schwagers der Verstorbenen, eines Kaufmanns Bischoff, die Notare Dr. Plitt und Dr. Plessing in die Wohnung der letzteren und machten sich dort an eine Verzeichnung der Werthgegenstände, welche von

[ => Original lesen: 1887 Nr. 68 Seite 3]

Bischoff aus einem dem verschlossenen Sekretär entnommenen Blechkasten auf den Tisch geschüttet wurden. Dr. Plessing suchte die Papiere aus und diktirte, Dr. Plitt schrieb. Nachdem die vorhandenen Werthpapiere und Werthsachen verzeichnet waren, vermißte Bischoff noch mehrere Silbersachen, Münzen und insbesondere Werthpapiere, darunter eine Obligation der Lübeckischen Traven=Korrektions=Anleihe von 1875 Lit. B. 0792 über 600 Mark. Die Nachforschungen der Staatsanwaltschaft blieben anfänglich erfolglos. Nach längerer Zeit wurde ein zu dieser Obligation gehöriger Kupon eingelöst; aber auch jetzt, und obschon der Name "Curtius" auf der Rückseite des Kupons geschrieben war, gelang es nicht, die Obligation herbeizuschaffen. Darauf wurde vigilirt, wer den am 1. Juli fälligen Kupon ausgeben werde; es wurde dabei Dr. Plessing als Besitzer der Obligation ermittelt. Am 10. August wurde Dr. Plessing, der inzwischen die Obligation bereits an die Staatsanwaltschaft abgeliefert hatte, in Haft genommen. Eine in Höhe von 10 000 Mark angebotene Kaution für die Freilassung wurde abgelehnt. Nach anfänglichen anderweitigen Angaben räumte Plessing ein, die Obligation gelegentlich der Inventuraufnahme an sich genommen zu haben; die Obligation sei auf die Erde gefallen und er habe "das Papier, ohne zu wissen, welchen Werth es habe, aufgenommen und in die Tasche gesteckt." Später suchte er diese Angabe wieder abzuschwächen, indem er behauptete, er habe, als er das Papier in die Tasche gesteckt, nicht gewußt, daß dasselbe ein Werthpapier sei, erst später auf seinem Bureau habe er dasselbe entfaltet und nun gefunden, daß es die fragliche Obligation sei. Durch eine nothwendige Reise sei er verhindert worden, die Obligation sofort zurückzugeben, und später habe er aus Furcht vor einem Kriminalprozeß dies nicht mehr thun mögen. Er habe dann die Obligation zwischen ein von ihm verwaltetes Vermögen eines Fräulein Curtius zu Neu=Orleans gesteckt, und aus diesem Vermögen die Werthpapiere in gleicher Höhe für sich entnommen. Das von dem ersten Notar Plitt nach beendeter Inventuraufnahme in seiner Wohnung aufgenommene Protokoll, in welchem der vermißten Obligation keine Erwähnung gethan worden war, wurde am 2. August v. J. von Dr. Plessing unterschrieben und untersiegelt. Die Staatsanwaltschaft beantragte, das Hauptverfahren vor dem hiesigen Schwurgericht zu eröffnen. Diesem Antrage gab der Gerichtshof nicht statt, sondern verwies die Sache vor die Strafkammer. In der heutigen Behandlung war der Angeklagte in allen Punkten geständig. Um die Verhandlung

(Fortsetzung in der Beilage.)


Anzeigen.

Der Lederhändler Carl Rahn hieselbst hat beantragt, daß seine auf der Schönberger Stadtfeldmark belegenen Grundstücke, als:

1. das im Rübencamp zwischen den Ländereien des Uhrmachers Vogel und des Kaufmanns Brüchmann belegene Ackerstück in Größe von angeblich 120 []Ruthen mit darauf erbauter Scheune
und
2. das im Lüttenmoor zwischen den Mooren des Webers Kloth, des Schuhmachers Kleinfeld, des Kaufmanns Maaß und des Böttchers Maaß belegene Moor in Größe von circa sechs Scheffeln Aussaat
zur Unterabtheilung A der ersten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über sein zu Schönberg an der Siemzer=Straße sub Nr. 178 belegenes Wohnhaus c. p. mit aufgenommen werden.
Demzufolge werden hiermit alle Diejenigen, welche Realrechte an dem vorstehend sub 1 u. 2 bezeichneten Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung zu Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 19. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten beiden Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 1. September 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


In der Nacht vom 23sten auf den 24sten August ist dem Musikus Behnke in Gr. Siemz ein Bienenstock gestohlen worden. Auf die Ermittelung des Thäters ist von dem Bestohlenen eine Belohnung von 5 Mark gesetzt.
Schönberg, den 25. August 1887.

Der Amtsanwalt.
Müller.


Torf=Auction.

Am Dienstag, den 6. September Morgens 9 Uhr werde ich auf dem Kuhlrader Moor

ca. 150 Mille guten Formtorf

meistbietend verkaufen.

                                                    von Wenckstern.


Torf=Auction
im Vitenser Forste

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen am Dienstag, den 6. Septbr. 1887,

1. Auf dem Nesower Moore über 200 Mille Formtorf. Beginn der Auction Morgens 8 Uhr. Nach beendeter Torf=Auktion sollen daselbst die Streukavel verpachtet werden.
2. Auf dem Woitendorfer Moore über 100 Ruthen Baggertorf. Versammlung Morgens 10 Uhr bei der Hütte.
Rehna, den 30. August 1887.

Großherzogliche Forstinspection.


Hausverkauf in Neubrandenburg (Mecklb.)

Das in Neubrandenburg (Mecklb.) an der Treptowerstraße unter No. 357 und 358 für den Verkehr günstig gelegene alte Post= und Telegraphengrundstück soll

am Mittwoch, den 7. September,
Vormittags zwischen 10 und 12 Uhr,

öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden.
Auf dem rund 990 qm. großen Grundstücke befinden sich an Baulichkeiten:

1. das zweigeschossige, in Fachwerk aufgeführte Hauptgebäude mit dem anstoßenden eingeschossigen Flügelgebäude, zusammen rund 370 qm. groß mit 19 Wohn= bzw. Wirthschaftsräumen und einem Wagenschuppen,
2. das zweigeschossige Stallgebäude, gleichfalls in Fachwerk erbaut und 68 qm. groß.
Unter dem Hauptgebäude und dem Flügelgebäude befinden sich geräumige Kellerräume.
Als Pertinentien gehören zu dem Grundstück:
1, die Wiese No. 44 am Königswall rund 8700 qm. groß und
2, die Wiesenabfindung No. 603, rund 13 000 qm. groß.
Außerdem steht dem Eigenthümer des Grundstücks das Nutzungsrecht an den beiden je 1496 qm. großen Ackerparzellen No. 191 und 192 zu.
Die Besichtigung des Grundstücks ist bis zum 6. September nach zuvoriger Meldung bei dem Vorsteher des Kaiserlichen Postamts in Neubrandenburg (Mecklb.) gestattet, bei welchem die Verkaufsbedingungen zur Einsicht ausliegen. Die letzteren können auch durch das Postamt in Neubrandenburg (Mecklb.) sowie durch die Kaiserliche Oberpostdirection in Schwerin (Mecklb.) gegen Erstattung der Schreibgebühr von 50 Pfg. in Abschrift bezogen werden.
Der Verkaufstermin wird in Neubrandenburg (Mecklb.) am 7. September in dem Hauptgebäude des zum Verkauf stehenden Grundstücks, Treptowerstraße No. 357 und 358, abgehalten.
Schwerin (Mecklb.), 16. Juli 1887.

Der Kaiserliche Ober=Postdirector.
In Vertretung:
Hönicke.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 68 Seite 4]

Bekanntmachung.

Das diesjährige Missionsfest in unserem Fürstenthum wird in der Kirche zu Herrnburg am Freitag, den 9. September gefeiert werden.
Der Gottesdienst wird 10 1/2 Uhr Vormittags beginnen, die Festpredigt Herr Pastor Hunziger, den Bericht Herr Pastor Langmann halten. Gedruckte Gesänge zur Vertheilung sind vorhanden.
Nachmittags wird Herr Missionar Handmann Mittheilungen machen.
Alle Freunde der Missionssache von Nah und Fern ladet freundlichst ein

Der Vorstand des Missionsvereins.


Am Sonntag, den 4. und Montag, den 5. September cr. findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde ergebenst einlade.

Holz, Wwe., Neue Welt.


Feinsten
Wein=Essig

aus vollen, süßen Weinen hergestellt, daher ganz vorzüglich von Geschmack und Aroma, empfiehlt

                                                    A. Zander.


Am Sonnabend werden an der Römnitz Rappspahlen verbrannt.


Mein heute zum Sedanstage auf dem Festplatze aufgestelltes

Caroussel

empfehle ich den geehrten Herrschaften zur Benutzung bestens. Dasselbe steht auch noch am Sonntag, den 4. September zur gefälligen Benutzung dort bereit.

                                                    H. Lickefett.

Neue
Sommerfang-Flohm-Heringe
in ausgezeichnet schöner Waare, empfiehlt                                                    
A. Zander.


Frische Leberwurst, gekochte Mettwurst, frisches Schweineschmalz à Pfund 80 Pf. empfiehlt

                                                    H. Soltmann.


2 tafelförmige Klaviere und 1 aufrechtstehendes Pianino, gut erhalten und von gutem Ton sind sofort preiswürdig zu verkaufen. Nähere Auskunft ertheilt

                                                    G. Wilhelm, Lehrer, Schönberg.


Umständehalber beabsichtige ich zu sofort von meinem Bienenstande 20 Stock Bienen (Zweibeuten und Körbe) zu verkaufen. Den Kastenstöcken gebe in Brut und Honigraum vollgebaute Rähmchen, sowie Drahträhmchen zur Wanderung mit.
Auch habe noch 300 Pfund Schleuderhonig a Pfd. 75 Pf. zu verkaufen.

                                                    J. Freitag, Musiker
                                                    Petersberg.


Vielfach Prämiirt.                                                                               Vielfach Prämiirt.

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L. Bötefür in Schwerin.
Heinrich Pöhls in Boizenburg.
L. H. Pleßmann in Ludwigslust.
W. Dankert in Plau.
A. Greve in Neubrandenburg.
H. Dettmann Nachfl. in Güstrow.
       A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herrn. Bringe in Tessin.
A. Pelzer in Grevesmühlen.
F. C. Langen in Malchow.
B. Sperling in Gnoyen.
Fr. Schütt in Penzlin.


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Zirkelbestecke.


Heute haben sich bei mir 2 dreijährige braune Stutfüllen angefunden, der Eigenthümer kann dieselben bei mir abholen lassen.

Wigger-Rüschenbeck.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 4. September.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 68 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 68 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. September 1887.


möglichst abzukürzen, hatte er am letzten Donnerstag den Staatsanwalt zu sich rufen lassen und ihm gegenüber den Wunsch geäußert, einem Richter gegenüber ein offenes Geständniß abzulegen. Das Landgericht delegirte danach den Landgerichts=Präsidenten Hoppenstedt, dem gegenüber der Angeklagte danach auch Alles zugestand. So vereinfachte sich die heutige Verhandlung bedeutend. Der Angeklagte, der in feinster Toilette erschienen war, schien vollständig gebrochen; wiederholt weinte er laut auf. Der Staatsanwalt beantragte wegen Vergehens gegen §. 242 (Diebstahl) 2 Jahr 6 Monate und wegen Vergehens gegen §. 348 (Urkundenfälschung) 4 Monate Gefängniß, außerdem Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre; das Gericht ging noch über diese Anträge hinaus, indem es den Angeklagten auf Grund des §. 242 zu 2 Jahr 6 Monate, auf Grund des §. 348 zu 1 Jahr, im Ausgleich im Ganzen zu 3 Jahr Gefängniß und 3 Jahr Ehrverlust verurtheilte. Schweigend hörte der Angeklagte dem Urtheilsspruche zu. Einen Vertheidiger hatte er hier nicht finden können.
- 20 Zimmerlehrlinge aus Kamerun sollen demnächst in Hamburg eintreffen. Bekanntlich befinden sich bei einer dortigen Firma bereits drei junge Kameruner, darunter ein Sohn King Bells, zur Erlernung des Zimmerhandwerks.
- In der Hafengegend in Hamburg sind in letzte Zeit zahlreiche Erkrankungen an Trichinosis vorgekommen. In den letzten vier Wochen sind 15 Schweine mit Trichinen durchsetzt befunden worden.
- In dem Hamburger Dorfe Geesthacht sind 30 Wohnhäuser, 50 Scheunen und Ställe niedergebrannt. Die Entstehungsursache war ein Feuerwerk, welches von einem Vergnügungs=Verein bei einer Parthie abgebrannt worden war.
- In Kiel wurde am Montag der internationale Astronomen=Kongreß, dem 50 Mitglieder beiwohnen, in der Aula der Universität feierlichst eröffnet.
- Bei dem neulichen Stralauer Fischzugsfest sind über 500 Tonnen Bier ausgetrunken worden, zumeist "Böhmisches". "Münchner aus der Unionsbrauerei wurden über 50 Tonnen verzapft. An sauren Gurken und Pfeffergurken verzehrte man auf dem Festplatze an 24 Oxhoft.
- Der Stand der Trauben ist an der Mosel ein ausgezeichneter; von Krankheiten in den Weinbergen weiß man nichts. Die gegenwärtige Witterung ist den Trauben sehr günstig und, wenn sie andauert, hofft man auf einen Zwei=Drittel=Herbst. Im Weinverkauf ist der Handel dagegen augenblicklich nicht belebt.
- Die Nachricht der Zeitungen, in ganz Deutschland sei keine photographische Aufnahme der Sonnenfinsterniß gelungen, ist eine irrige. Der Photograph Gronemann in Schönebeck (Provinz Sachsen) hat mehrfache Aufnahmen gemacht, die gut gelungen und jetzt von ihm zu beziehen sind.
- Bei Frankfurt a/M. stieß kürzlich ein Bierfuhrwerk mit dem Geschirr der Landraths von Bismarck zusammen. Der Knecht war eingeschlafen, die Laternen ausgegangen und so kam es, das die Equipage des Herrn Landrath in das Fuhrwerk rannte. Die Herrschaften mußten Bekanntschaft mit dem Boden machen ohne sich aber zu verletzen, der Wagen jedoch wurde stark demolirt. Am nächsten Tage wurde der Besitzer des Bierwagens durch einen Brief des Herrn Landrath erfreut, worin derselbe um Erstattung eines Schadenersatzes von 300 Mark aufgefordert wird.
- Wie man das Schnarchen nicht kurirt. Die junge Frau eines Kaufmanns in Frankfurt a. M., welcher das laute Schnarchen ihres Ehemannes mit der Zeit unerträglich geworden war, beschloß durch Anwendung eines energischen Mittels ihren Gatten von dieser Untugend zu kuriren. Unter Beihilfe ihrer Mutter schlich sie nun in einer Nacht an das Lager ihres im tiefsten Schlaf liegenden Mannes und warf diesem plötzlich ein nasses Tuch über das Gesicht. Der auf solche Weise Aufgeschreckte sprang, da er sich angegriffen glaubte, laut Hilfe schreiend, von seinem Lager auf und schlug um sich, wobei der neben dem Bett stehende Nachttisch zu Boden und die Marmorplatte der Schwiegermutter auf den Fuß fiel, so daß die Fußzehen zerquetscht wurden. Außerdem brach sie einen Finger. Die junge Frau hatte in Folge eines Faustschlages in das Gesicht den Verlust einiger Zähne zu beklagen. Die ganze Szene spielte sich bei vollständiger Finsterniß ab.
- Ueber einen neuen Stick= und Stopf=Apparat, welcher von der Dresdener Maschinenfabrik von Seidel und Naumann in den Handel gebracht wird, entnehme wir der "Deutschen Wäsche=Zeitung" folgende, unseren Hausfrauen gewiß bemerkenswerth erscheinende Angaben: Mit Hilfe dieses einfachen, sinnreichen Apparates läßt sich Wäsche überraschend schön und sauber stopfen und ebenso schön flicken. Alle bisher existirenden Stopf= und Stick=Apparate sind in Kürze wieder bei Seite gelegt worden, weil die Maschine bei ihrem Gebrauch zu sehr zu leiden hatte. Bei dem alten Apparat mußte nämlich die Nadelstange resp. das Herz der Druckstange mit heben: in Folge dessen war ersteres sehr bald abgearbeitet und die Maschine ruinirt. Der neue Seidel und Naumann'sche Stopf= und Stick=Apparat wird mittels eines an der Maschine konstruirten Mechanismus in Bewegung gesetzt, schädigt die Maschine nicht und arbeitet sicher. In einem kleinen Stickrahmen, welcher beigegeben wird, spannt man den Stoff straff ein, legt ihn unter den Druckfuß und bewegt den Rahmen willkürlich vor=, rück= oder seitwärts, während man näht. Durch diese Bewegung verschlingen sich die Fäden wie beim Weben; es entsteht ein neues Stück Stoff und die schadhafte Stelle ist sauber gestopft. Aehnlich wird es beim Sticken gemacht werden, wenn man die Maschine langsam mit der Hand am Rad dreht, während man stickt. Wir haben eine auf der Maschine gearbeitete Stickarbeit gesehen und müssen gestehen, daß dieselbe reizend ausgeführt war. Die Stickerei ist eine Art Plattsticharbeit, und es eignet sich dieser Apparat vorzüglich zum Anfertigen von Rückenkissen, Vorsetzen etc.
- Ungebetene Gäste. In Reichenau war am vergangenen Sonnabend vor acht Tagen spät Abends mit dem letzten Eilzug ein Wiener Tourist angelangt. Als er sich auf die ewige Erklärung, daß alles "besetzt" sei, endlich in's letzten Hotel zu gehen weigerte, ließ sich die Wirthin erweichen und versprach ihm, wenn er genügsam sein wolle, ein Lager zu bereiten. Der müde Wiener gelobte alles, was man verlangte. Bald darauf führte man ihn in ein auffallend kühles Gemach, wo er sich's nach Thunlichkeit bequem machte und auch sofort in tiefen Schlaf verfiel. Ein lebhafter Schmerz am Fuß, dem bald darauf ein gleichartiger am Arm, am Hals, an den Händen folgte, ließ den Mann erwachen; er zündete eine Kerze an und sah sich zu seinem Entsetzen von schwarzen Thieren umgeben, die sich an ihn klammerten. Der Aermste stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Man eilte herbei und fand alsbald die Lösung des seltsamen Räthsels statt. Der Tourist hatte in der Speisekammer direkt neben einem Korb voll Krebsen geschlafen. Die liebenswürdigen Thiere hatten, vermuthlich, um ihn als neuen Schlafgefährten zu begrüßen, ihren Behälter verlassen und ihm auf seinem Lager einen Besuch abgestattet. Eine angenehme Begrüßung!
- In Ostende fand am Freitag das Begräbniß der Fischer statt, welche bei den Ruhestörungen erschossen sind. Tausende von Menschen begleiteten den Zug, während eine große Volksmenge, meist Frauen und Kinder, Spalier bildete. Kein Auge blieb thränenleer. Es herrschte völlige Ruhe. Weder Truppen noch Polizei waren aufgeboten.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 68 Seite 6]

- Neben den Vorzügen ihres Seebades genießt die kleine Felseninsel Helgoland noch den Ruf, eine Art Gretna=Green für Deutschland zu bilden, bei welchem liebende Paare die gesetzliche Bekräftigung des von ihnen beabsichtigten Ehebundes ohne alle die Schwierigkeiten und Hindernisse finden zu können glauben, welche ihnen in dem auf strenge Formen haltenden Staatsleben Deutschlands oft in den Weg kommen. Es sind im vorigen Jahr (1886) in Helgoland 40 solche "auswärtige" Paare (d. h. die nur zu diesem Behuf auf die Insel kommen) getraut worden und die Zahl dieser Trauungen in diesem Jahr hatte Ende Juli die 20 ebenfalls schon wieder überstiegen. Man muß indeß nicht denken, daß die Eheschließungen dort in der That so frei von allen bei uns nachzuweisenden gesetzlichen Erfordernissen geschehen, wie dies der schottische Dorfschmied in Gretna=Green besorgte. Es wird vielmehr auch dort die Vorlegung aller der Urkunden verlangt, welche auf dem deutschen Festland nöthig sind: Geburtsurkunden beider Eheschließenden, väterliche Genehmigung bei noch unter väterlicher Gewalt stehenden u. s. w. Die Besonderheit, welche eine Erleichterung und Beschleunigung der Eheschließung mit sich führt, besteht darin, daß unter Umständen der Mangel einer der nothwendigen Urkunden durch eine eidesstattliche Versicherung ergänzt werden kann, und dann hauptsächlich, daß nur ein einmaliges Aufgebot stattzufinden braucht, so daß, wenn ein solches ehebedürftiges Pärchen am Sonnabend eintritt, am Montag schon die Trauung erfolgen kann. Dies gründet sich übrigens nicht etwa auf englische Rechtsvorschriften, sondern auf das hier noch geltende alte friesische Gewohnheitsrecht. Der Hauptgrund, welcher eine verhältnißmäßig so bedeutende Zahl auswärtiger Ehelustigen hierher führt, ist wohl das von diesen gehegte Bedürfniß, in ihren gewohnten bürgerlichen Verhältnissen und Wohnorten den Zeitpunkt der wirklich geschehenen Eheschließung der allgemeinen öffentlichen Kenntniß und Besprechung zu entziehen. Auch wird es manchem praktisch erscheinen, die sonst zu einer großen Hochzeitsfeier nothwendigen Ausgaben hier gleich zu einer kleinen See=Hochzeitsreise zu verwenden. Die Kosten der Eheschließung selbst sind übrigens nicht unbeträchtlich; sie belaufen sich auf 200 Mark, wovon der die Trauung vollziehende (deutsche) Geistliche die Hälfte erhält.
- Der Bürgermeister von Rom erklärt, daß in der Hauptstadt Italiens bisher noch kein Cholerafall vorgekommen sei.
- Auf einer Sternwarte zu Phelps, Nord=Amerika, wurde soeben ein neuer Komet entdeckt. Derselbe steht im Sternbild des Krebses und geht etwa zwei Stunden vor der Sonne auf.
- Behandlung der Bohnen. Eine lange und reiche Bohnenernte kann man nach der "Gartenbau=Ztg." dadurch erzielen, daß man auch nicht eine Schote hängen läßt, sondern alle wegpflückt; das Abpflücken selbst muß mit Vorsicht geschehen. Wenn auch nur einige Schoten an einer Pflanze bleiben, so läßt sie im Blühen nach, weil sie ihren Trieb nach Fortpflanzung befriedigt hat. Werden immer alle Schoten entfernt, so fährt die Pflanze fort, immer neue Blüthen zu treiben und Bohnen anzusetzen. Aehnlich ist es bei den Gurken, sobald man Früchte zu Saamen liegen läßt, hört der Ertrag auf. Ein verdünnter flüssiger Dünger, welcher aber nur bei regnerischer Witterung aufgebracht werden darf, und, wenn nöthig, reichhaltiges Gießen erhöhen dann noch den Ertrag. Das Gießen selbst geschieht am besten wohl nach Untergang der Sonne, wenn es kühler geworden ist. So behandelte Bohnen tragen bis zum Herbst hinein.


Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)


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