No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. August
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 66 Seite 1]

Bekanntmachung.

              Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das dritte Quartal dieses Jahres wird am

Montag, den 19. September d. J.,

eröffnet.

          Rostock, den 22. August 1887.

Der Präsident des Großherzoglichen Ober=Landesgericht.
Dr. Budde.


Das Leiden des Kaisers ist vollständig gehoben. Der Kaiser hat am 24. d. dem vom Offizierkorps des ersten Garde=Regiments veranstalteten Adlerschießen im Katharinenholz bei Potsdam beigewohnt.
In einem Schreiben an die Frau Kronprinzessin versichert Dr. Morel Mackenzie, daß das Leiden des Kronprinzen nach menschlicher Berechnung in absehbarer Zeit völlig gehoben sein wird.
Ueber das Befinden des Kronprinzen wird aus London auf Grund einer Unterredung mit Mackenzie gemeldet: Das gegenwärtige Befinden ist völlig befriedigend und jede Aussicht vorhanden auf dauernde Heilung. Der Heilungsprozeß ist aber höchst wahrscheinlich nur langsam. Die Wucherung ist zwar nicht wiedergekehrt, gleichwohl aber ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Wucherung noch mehrere Male zum Vorschein kommt, ehe die vollkommene Heilung bewerkstelligt ist. Das beunruhigendste Symptom ist die beständige Neigung, sich zu erkälten. Kalte und feuchte Luft hat der hohe Patient durchaus zu vermeiden. Daher soll der Kronprinz den Herbst in Italien zubringen und, wenn er vorher nach Berlin kommt, wird er genöthigt sein, sich gänzlich des Gebrauches der Stimme zu enthalten.
Der in Kiel anwesende Prinz Ludwig von Bayern, der voraussichtliche Erbe der bayerischen Königskrone, wird dort sehr gefeiert. Am Freitag abend fand eine glänzende Beleuchtung des Kieler Hafens statt. Am Sonnabend begab sich der Prinz mit dem Vizeadmiral v. Blauc zur Besichtigung der Hafenbefestigungen nach Friedrichsort und wohnte später Uebungen im Torpedoschießen und Minenlegen bei. Sonntag schiffte sich der Prinz an Bord des Panzers "Kaiser" ein.
Das deutsche Manövergeschwader mit Prinz Ludwig von Bayern an Bord des Panzerschiffes "Kaiser", hat am Montag den Kieler Hafen verlassen. Am Dienstag macht dasselbe Landungsversuche in der Eckernförder Bucht und kehrt am Donnerstag nach Kiel zurück.
Die "Augsburger Abendzeitung" theilt mit, Prinz Ludwig werde in den allernächsten Tagen durch Kaiser Wilhelm eine besondere, zugleich "die ganze bayerische Armee ehrende Auszeichnung" erhalten.
Durch die Ablehnung des Fürsten Bismarck fällt für das Konsortium allerdings ein erheblicher Theil der Spiritusproduktion aus. Fürst Bismarck gehört bekanntlich zu den größten Spiritusbrennern Deutschlands, denn jetzt sind auf der Herrschaft Varzin drei Brennereien vorhanden, von denen jede einzelne monatlich 50 Faß = 30 000 l, alle drei zusammen also bis 90 000 l liefern können.
Die Spiritus Monopol=Bank kommt zu Stande. Das Aktienkapital wird zunächst auf 40 Millionen Mk. erhöht; in einem neuen Flugblatt der Gesellschaft wird darauf hingewiesen, daß die Frist für Beitrittsanmeldungen am 27. August abläuft, da die Gesellschaft, wenn sie am 1. October zu arbeiten beginnen solle, am 1. September fertig sein müsse. Beigetreten ist außer einer Versammlung von Interessenten in Dirschau noch eine Versammlung von 180 Brennern in Magdeburg, dagegen hat sich der Stettiner Zweigverein der pommerschen ökonomischen Gesellschaft zum größten Theil gegen das Projekt erklärt.
Die österreichisch=ungarische Armee und beide Landwehren werden bis Dezember 1890 mit dem Mannlicher Repetier=Gewehr vollkommen ausgerüstet sein.
Die Pariser "Lanterne" meldet, daß die Probemobilisirung eines Armeekorps Ende dieser Woche in Toulouse erfolgen werde.
Einige Blätter berichten, daß der Abschluß einer neuen russischen Anleihe in Paris in diesem Jahre erwartet werde.
Die Sprache der französischen Regierungspresse gegen den Fürsten Ferdinand von Bulgarien wird ungemein scharf. So sieht z. B. die Republique française den baldigen Sturz des Fürsten voraus, da ihn die Bulgaren selbst ohne russische und türkische Hülfe schnell vertreiben würden. Weiter berichten Pariser Blätter von einer ernsten serbisch=bulgarischen Spannung und von Truppen=Konzentrierungen an der serbisch=bulgarischen Grenze.
Der dänische Kriegsminister Bahnson hat eine neue Rede gehalten, und zwar dieses Mal in seinem Wahlkreis Frederiksborg. In seinen Ausführungen, welche sich selbstverständlich in ihrer Hauptsache um die Befestigungsfrage bewegten, stellte der Minister die völlig unhaltbare Behauptung auf, daß der Inhalt seiner früheren Rede falsch und tendenziös gefärbt von der Oppositionspresse wiedergegeben und aus dieser in die ausländischen Blätter übergegangen sei. Die konservative Presse thut ihr Möglichstes, den Minister von allen chauvinistischen Gelüsten gegen Deutschland weißzuwaschen.
Die Repetirgewehrfrage beschäftigt natürlich

[ => Original lesen: 1887 Nr. 66 Seite 2]

auch in St. Petersburg die leitenden militärischen Kreise, doch ist dort die Mehrheit der Ansicht, daß die jetzigen Magazingewehrsysteme nicht solche Vortheile gegenüber dem jetzigen russischen Dienstgewehr, System Berdan, bieten, um die ungeheueren Kosten der Einführung eines Magazingewehres aufzuwiegen. Der General Kuropatkin, einer der tüchtigsten russischen Offiziere, will nur dann die Einführung eines Magazingewehres gutheißen, wenn dasselbe mit Pulver ohne Rauch (?) schießt und wenn die Kraft der Pulverladung gleichzeitig dazu dient, die alte Patronenhülse zu entfernen und die neue Patrone an deren Stelle zu befördern. Bei zum Vergleich angestellten Versuchen gab das Magazingewehr, System Mossin, 14, das russische Dienstgewehr 13 Schüsse in der Minute ab, wobei bei viermaligen Versuchen nur einmal der Prozentsatz der Treffer für das Magazingewehr unbedeutend größer war. Bei der finanziellen Lage Rußlands wird man sich also voraussichtlich die Ausgabe für ein neues Militärgewehr ersparen.
Fürst Ferdinand I. von Bulgarien ist am Montag in seine Hauptstadt Sofia eingezogen und daselbst mit unendlichem Jubel empfangen worden; an den Eingängen der Straßen waren Triumphpforten errichtet, welche die Aufschrift: "Freiheit und Unabhängigkeit Bulgariens" trugen. Die Truppen bildeten Spalier, nach dem Einzug fand in der Kathedrale ein Tedeum statt. Die in Rustschuk entdeckte Verschwörung, der nur ein Soldat zum Opfer gefallen ist, soll vom Dragoman des russischen Konsulats geleitet gewesen sein.


- Die wissentschaftlichen Ergebnisse der totalen Sonnenfinsterniß von Freitag sind äußerst gering; in Deutschland war der Himmel, wie von allen Seiten eingegangene Nachrichten beweisen, mit sehr vereinzelten Ausnahmen bewölkt, zahllose Auszügler haben infolge dessen von dem großartigen Schauspiel wenig oder gar nichts zu sehen bekommen. Auch im europäischen Rußland sind die Beobachtungen fast gänzlich mißlungen. Der in Twer gemachte Versuch, mit einem Luftballon über die Wolkenschichten hinauszudringen, mißlang. Bei Moskau gelang zwar eine Ballonfahrt, hatte aber auch nur geringen Erfolg. In Sibirien ist wenigstens einiges wissenschaftliches Material erzielt.
- In Hamburg hat der Photograph Förster nun 5 Jahre gearbeitet, um die Gestalten der Germania, des Kaisers, des Kronprinzen und des Reichskanzlers aus etwa 45 000 Briefmarken zusammenzustellen. Es dürfte kein mehr oder weniger zivilisirtes Winkelchen der Erde geben, aus dem nicht ein oder mehrere Postwertzeichen ihren Weg in die Hände des schon bejahrten Sammlers gefunden hätten, der sie dazu benutzte, seinem Patriotismus in so eigenartiger Weise Ausdruck zu geben. Mit Stolz erzählt er, daß er nicht eine Marke gekauft habe, sondern sie alle nur der Liebenswürdigkeit bereitwilliger Spender, namentlich der Damen, verdanke.
- Den Negern aus Kamerun, welche in Ottensen bei Altona als Zimmerlehrlinge angenommen worden sind, scheint es recht gut hier zu gefallen. Bekanntlich soll einer der drei Neger der Sohn des King Bell sein. Dieser hat durch Mittheilungen, die er nach Kamerun machte, bewirkt, daß mehrere Negerknaben sich von Kamerun hierher auf den Weg gemacht haben.
- Wie man aus dem Rheingau schreibt, stehen die Weinberge allenthalben wundervoll, und ein reicher und ausgezeichneter Herbst ist in Aussicht, falls nicht noch in letzter Stunde das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht.
- Auch im Nahethale sind die Aussichten für die diesjährige Traubenlese so außerordentlich günstig, wie man sie seit langen Jahren um diese Zeit nicht verzeichnen konnte. Die Trauben reifen zusehens und wird das Schließen der Weinberge nicht mehr lange auf sich warten lassen.
- Dr. Metzger, der berühmte Massage=Doktor bleibt in Amsterdam. Er wollte bekanntlich nach Wiesbaden übersiedeln und hatte sich zu diesem Zwecke eine Villa gekauft. Er entschuldigt sich damit, daß seine Vaterlandsliebe siegte und wie schön auch in Wiesbaden die Natur sei, er doch nicht glaubt, dort leben zu können.


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Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 19. September 1887 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Montag, den 29. August 1887,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 24. August 1887.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.) von Amsberg.


Der von mir gegen den Tischlergesellen Christian Friedrich Kirschen aus Dittersbach unterm 30. März d. J. erlassene Steckbrief wird hierdurch zurückgenommen.
Schönberg i. Meckl., den 23. August 1887.

Der Amtsanwalt.
Müller.


In der Nacht vom 23sten auf den 24sten August ist dem Musikus Behnke in Gr. Siemz ein Bienenstock gestohlen worden. Auf die Ermittelung des Thäters ist von dem Bestohlenen eine Belohnung von 5 Mark gesetzt.
Schönberg, den 25. August 1887.

Der Amtsanwalt.
Müller.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 30. August cr.

schriftlich bei uns einzureichen.

Der Magistrat.


Hausverkauf in Neubrandenburg (Mecklb.)

Das in Neubrandenburg (Mecklb.) an der Treptowerstraße unter No. 357 und 358 für den Verkehr günstig gelegene alte Post= und Telegraphengrundstück soll

am Mittwoch, den 7. September,
Vormittags zwischen 10 und 12 Uhr,

öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden.
Auf dem rund 990 qm. großen Grundstücke befinden sich an Baulichkeiten:

1. das zweigeschossige, in Fachwerk aufgeführte Hauptgebäude mit dem anstoßenden eingeschossigen Flügelgebäude, zusammen rund 370 qm. groß mit 19 Wohn= bzw. Wirthschaftsräumen und einem Wagenschuppen,
2. das zweigeschossige Stallgebäude, gleichfalls in Fachwerk erbaut und 68 qm. groß.
Unter dem Hauptgebäude und dem Flügelgebäude befinden sich geräumige Kellerräume.
Als Pertinentien gehören zu dem Grundstück:
1, die Wiese No. 44 am Königswall rund 8700 qm. groß und
2, die Wiesenabfindung No. 603, rund 13 000 qm. groß.
Außerdem steht dem Eigenthümer des Grund=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 66 Seite 3]

stücks das Nutzungsrecht an den beiden je 1496 qm. großen Ackerparzellen No. 191 und 192 zu.
Die Besichtigung des Grundstücks ist bis zum 6. September nach zuvoriger Meldung bei dem Vorsteher des Kaiserlichen Postamts in Neubrandenburg (Mecklb.) gestattet, bei welchem die Verkaufsbedingungen zur Einsicht ausliegen. Die letzteren können auch durch das Postamt in Neubrandenburg (Mecklb.) sowie durch die Kaiserliche Oberpostdirection in Schwerin (Mecklb.) gegen Erstattung der Schreibgebühr von 50 Pfg. in Abschrift bezogen werden.
Der Verkaufstermin wird in Neubrandenburg (Mecklb.) am 7. September in dem Hauptgebäude des zum Verkauf stehenden Grundstücks, Treptowerstraße No. 357 und 358, abgehalten.
Schwerin (Mecklb.), 16. Juli 1887.

Der Kaiserliche Ober=Postdirector.
In Vertretung:
Hönicke.


Torf=Auktion.

Auf meinem am Roduchelsdorf=Lübseer'er Wege belegenen Torfmoore lasse ich am

Mittwoch, den 31. August cr.,
Morgens 9 1/2 Uhr,

circa 130 Mille Preßtorf öffentlich meistbietend gegen baare Bezahlung verkaufen.
Roduchelsdorf, im August 1887.

                                                    P. Grevsmühl.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 28. d. Mts:                          
Auskegeln von diversen Braten.
Anfang Nachmittags 4 Uhr.
Zu demselben ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Am 28. und 29. August findet bei mir

ein Scheibenschießen

nach Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde ergebenst einlade.

Rabensdorf.                                                    
                                                    H. Voss.


Schiebenschiessen.

Zu dem am Sonntag, den 28. u. Montag, den 29. August stattfindende Scheibenschießen nach guten Gewinnen lade ich meine Freunde und Gönner ergebenst ein.

                                                    Fahrenkrug-Lüdersdorf.
Montag, den 29. August: Ball.


Am Sonntag, den 28. und Montag, den 29. August cr. findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich ganz ergebenst meine geehrten Freunde und Gönner einlade.

                                                    Gastwirth Oldenburg-Palingen.
Montag, den 29. ds.: Ball.


Scheibenschießen Scheibenschießen.

Zu dem am Sonntag, den 28. und Montag, den 29. August cr. bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen lade ich ergebenst ein

Gastwirthin Schröder-Gr. Mist.
Montag Nachmittags: Concert.
Abends: Ball.


Am Dienstag, den 30. und am Mittwoch, den 31. August cr., findet bei mir ein

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.

                                                    Seeler- Sahmkow.
Am 31. August cr.: Tanzmusik.


Eine Oberwohnung
von 2 Stuben, Küche und Kammer zu Michaelis zu vermiethen. Zu erfragen i. d. Exped. d. Blattes.


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L. Bötefür in Schwerin.
Heinrich Pöhls in Boizenburg.
L. H. Pleßmann in Ludwigslust.
W. Dankert in Plau.
A. Greve in Neubrandenburg.
H. Dettmann Nachfl. in Güstrow.
       A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herrn. Bringe in Tessin.
A. Pelzer in Grevesmühlen.
F. C. Langen in Malchow.
B. Sperling in Gnoyen.
Fr. Schütt in Penzlin.


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[ => Original lesen: 1887 Nr. 66 Seite 4]

Programm
zur
Sedanfeier in Schönberg 1887.
1. Donnerstag, den 1. September:

Abends 7 1/2 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzer=Thore aus.
Abends 8 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abends 8 1/2 Uhr: Freudenfeuer, Festrede, patriotische Gesänge.
Abends 9 Uhr: Commers und Concert im Schützenhause. Entree 20 Pfennig.

2. Freitag, den 2. September:

Morgens 6 Uhr: Reveille.
Morgens 9 1/2 - 11 Uhr: Concert auf dem Marktplatze.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer=Thore aus bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink.
Nachmittags 2 Uhr: Concert im Schützenhause. Entree 20 Pfennig.
Abends 7 Uhr: Einmarsch.
Abends 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Boye'schen und Freitag'schen Lokale, Entree für Herren 1 M., für Damen 50 Pfennig.

Bemerkungen: Die Plätze für Buden u. s. w. auf dem Baubrink werden am Sonntag, den 28. August, Nachmittage 4 Uhr, an Ort und Stelle angewiesen.
Um zahlreiche Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet

Das Sedan-Comite
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Kriegerverein für das Fürstenthum Ratzeburg.

Der unterzeichnete Vorstand giebt den Kameraden hierdurch kund:

1) Für die Mitglieder des Vereins finden nachfolgende Entree=Ermäßigungen statt:
a. Zum Commers am 1. September und zum Conzert am 2. September ist der Eintritt frei.
b. Zu den Festbällen am 2. September zahlen die Kameraden für die Person ein Entree von 50 Pf. und für eine einzuführende Dame 20 Pf.
2) Angetreten wird vor dem Vereinslokale:
a. Am 1. September zum Fackelzug, Abends 7 Uhr.
b. Am 2. September zum Festzug um 12 Uhr.

                                                    Der Vorstand.


Atelier für Zahnleidende.
Zahnoperationen schmerzlos, mittelst Betäubung des Zahnfleisches oder unter Anwendung von Lachgas.

Sprechstunden:
von 9-5 Uhr,
für Unbemittelte: von 8-9 Uhr
Morgens.
      Carl Reibeholz,
Dentist,
Neustrelitz, Seestraße 9,
ehemalig. Schüler des berühmten
Zahnarztes Herrn Dr. Fuchs
in Berlin.


Ein gut erhaltenes                                                    
Klavier
hat billig zu verkaufen.                                                    
                                                    A. Lenschow-Schönberg.


Zu Ostern 1888 habe ich eine Wohnung mit 6 Rth. Gartenland zu vermiethen

                                                    Wittwe Fick,
Siemzerstraße 162.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Ein ordentl. Mädchen
sucht zu Michaelis d. Js.                                                    
                                                                                                        Frau H. Ladendorf,
                                                    Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 28. August.

Frühkirche: Pastor Kaempffer
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 66 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 66 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. August 1887.


- General Lüderitz, Oberlandstallmeister in Preußen, wird am 1. October in den Ruhestand treten. Zu seinem Nachfolger soll Landstallmeister Graf Lehndorf, der Vorsteher des Gestüts von Graditz, ausersehen sein.
- In Berlin soll nunmehr mit der Errichtung eines Krematoriums (Ofen zur Leichenverbrennung) vorgegangen werden.
- In Berlin giebt es unter den Gemeindelehrern nicht weniger als 51, welche Schulze heißen. Ihre nähere Bezeichnung ist Schulze I., Schulze II. und so fort bis 51.
- Gastwirthsdurst. Ein königlich preußisches Oberverwaltungsgericht hat in einem besonderen Falle entschieden, daß einem Gast= und Schankwirthe, der selber zu viel trinkt, die Konzession entzogen werden kann. Denn ein Wirth, der sich dem übermäßigen Genusse geistiger Getränke hingiebt, könne das Verhalten seiner Gäste nicht mehr genügend überwachen und biete Gelegenheit zur Förderung der Völlerei bei diesen. Einem solchen Wirthe fehle also eine der Eigenschaften, welche bei Ertheilung der Schankkonzession vorausgesetzt werden müßten.
- In Wilhelmshaven auf der Kaiserlichen Werft hat am Dienstag der Stapellauf eines neuen Kreuzers stattgefunden. Die Taufe vollzog der Viceadmiral Graf Monts, das Schiff hat den Namen "Schwalbe" erhalten. Dieses Fahrzeug bringt einen neuen Schiffstypus in unsere Marine, denn die Seiten des Schiffes bestehen aus Stahl, über dem Cypressenholz liegt.
- In Hamburg befindet sich eine Frauensperson in Haft, welche mit Kindern einen förmlichen Handel getrieben hat; sie kaufte Kinder, die sie dann wieder an kinderlose Ehepaare verkaufte.
- In Frankfurt wurde einem Manne für seinen Vollbart eine Entschädigung von 600 Mark gezahlt. Einige Freunde hatten ihm gelegentlich eines Ausfluges nach Mainz auf der Heimfahrt, während er schlief den großen, allgemeine Bewunderung erregenden Vollbad abgeschnitten. Erst nachdem der des Bartes Beraubte durch die genannte Summe befriedigt war, stand er von einer Klage ab.
- Auf dem vierten Bundestag des deutschen Radfahrerbundes in Frankfurt wurde festgestellt, daß die gegenwärtige Mitgliederzahl 8766 beträgt.
- Mit Anfang September beginnt in Wiesbaden die Traubenkur. Die Trauben, so weit sie nicht aus den dortigen Weinbergen geliefert werden, werden von der Kurdirektion direkt aus Italien, Tirol und der Rheinpfalz bezogen und es gelangen nur erste Kur=Trauben zum Bezug. Die Zahl der Trauben=Kurgäste mehrt sich denn auch alljährlich, um so mehr, als Wiesbaden letzteren gleichzeitig die Annehmlichkeiten eines Weltbades bietet.
- Mehrere russische Offiziere traten vor einiger Zeit in ein Eisenwaarengeschäft zu Thorn und ließen sich Revolver zur Ansicht vorlegen. Der bedienende Commis legte, so meldet die "Thorner Zeitung", den Herren in verschiedenen Sorten 12 Stück der gewünschten Waffen vor, von welchen nach langem Suchen und Handeln ein Revolver gewählt wurde. Beim sofortigen Abräumen bemerkte aber der Commis, daß nur 10 Stück der vorgezeigten Waaren zurückgelassen worden waren, und daß also ein Revolver fehlte. Er machte bei der Abwesenheit des Geschäftsinhabers dem ältesten Commis von dem Verlust Anzeige, der sofort das Geschäft schloß und, unter Mittheilung des Vorfalls, die noch im Laden anwesenden Russen um Herausgabe des fehlenden Revolvers ersuchte. Die Herren Russen waren zuerst über die Zumuthung sehr entrüstet und ergingen sich in Schmähungen und Drohungen gegen das Geschäftspersonal. Als aber der energische Commis dem Hausdiener den Auftrag gab, die Polizei herbeizurufen, nahm einer der Russen den fehlenden Revolver aus der Rocktasche und warf denselben mit den Worten: "Hier ist der D . . .!" auf den Ladentisch, worauf sich die Herren durch die nunmehr geöffnete Ladenthür eiligst entfernten.
- Seit dem letzten Unglück auf der Jungfrau scheint die Besteigung dieses Berges erst recht in Aufnahme zu kommen. Letzten Dienstag nachmittag sah man durch das Fernrohr auf dem Höheweg in Interlaken drei und am Donnerstag vormittag halb 10 Uhr wieder drei Personen auf dem Gipfel der Jungfrau; sieben Personen sah man gleichzeitig auf dem Wege dahin.
- Gegen den berüchtigten Raubmörder Schimak, welcher bekanntlich längere Zeit hindurch Mähren und Schlesien in Schrecken versetzt hatte, hat jetzt die Schwurgerichtsverhandlung zu Reutitschein in Mähren stattgefunden. Schimak, der erst 26 Jahr alt ist und von 1881 bis Anfang 1887 im Zuchthaus gesessen hat, war angeklagt, seit seiner Entlassung sechs Raubmorde ausgeführt und drei versucht zu haben. Er ist zum Tod durch den Strang verurtheilt worden.
- Die Versicherung des Fürsten von Bulgarien. Vor einigen Tagen ward mitgetheilt, daß der neugewählte Fürst von Bulgarien, Prinz Ferdinand von Coburg, sein Leben mit einem hohen Betrag habe versichern wollen. Wie das "Fremdenblatt" vernimmt, hat der Prinz dem österreichischen Phönix in Wien einen Versicherungsantrag auf 500 000 Fl. gestellt. Die Verhandlungen darüber waren auch bereits so weit gediehen, daß sich die beiden Aerzte der genannten Anstalt nach Ebenthal begeben hatten, um den Gesundheitszustand des Prinzen zu prüfen. Es war Alles zum Abschluß des Vertrages reif. Der Phönix stellte aber mit Rücksicht auf die Lage, welche ein erhöhtes Risico bringt, das Verlangen einer um zehn Jahre größeren Altersannahme. An dieser Forderung scheiterte das Zustandekommen des Geschäfts.
- Am Dienstag morgen schossen in Rustschuk einige Personen auf die Wache am Pulvermagazin, wahrscheinlich in der Absicht, dasselbe in die Luft zu sprengen. Die Attentäter flohen und konnten nicht festgenommen werden. Man behauptet übrigens mit Bestimmtheit, daß eine geheime Gesellschaft bestehe, um den Prinzen Ferdinand zu ermorden.
- In dem südrussischen Flecken Edingy haben heftige Ausschreitungen gegen die Juden stattgefunden. Mehrere Personen wurden getödtet, viele verwundet und eine Anzahl von Häusern total zerstört.
- Die Kaiserin Eugenie läßt jetzt für die Gebeine ihres Sohnes einen prachtvollen Sarkophag aus polirtem Granit in dem Mausoleum aufstellen, welches sie in Farnborough Hill in England hat erbauen lassen. Der Sarkophag des Kaisers Napoleon III. wird von Chislehurst dahin übergeführt werden.
- Kapitän Renard in Paris hat einen neuen Mechanismus zur Lenkung eines Luftballons erfunden, mit welchem er mit einer Geschwindigkeit von 10 Metern in der Sekunde gegen den Wind kämpfen kann. (?)
- Aus Madrid wird gemeldet, daß als am 15. d. ein Personenzug die Station Elche in der spanischen Provinz Alicante passierte, die Reisenden einen ungeheuren Meteorstein fallen sahen, der beinahe den Zug zerschmettert hätte. Er fiel in die Mitte eines Palmenwäldchens und entwurzelte einige der Bäume, während andere der Länge des Stammes nach gespalten wurden. Der Himmel war leicht bewölkt.
- Aus Italien laufen Nachrichten über eine entsetzliche Hitze in den letzten Tagen ein. Rom verzeichnete am 17. d. M. 37 1/2 Grad C. im Schatten; in Unteritalien, sowie im Venetianischen und Friaul herrscht eine große Dürre.
- Im New=Yorker Theater wird jetzt ein großes Spektakelstück aufgeführt, in welchem ein großer Elephant eine Hauptrolle spielt. Bei der

[ => Original lesen: 1887 Nr. 66 Seite 6]

letzten Vorstellung stieß das Thier plötzlich ein Gebrüll aus und stürzte unter heftiger Erschütterung zu Boden. Der Elephant hatte mit dem Rüssel nach einem der elektrischen Drähte gelangt und in Folge dessen einen fürchterlichen elektrischen Schlag erhalten. Das Thier erholte sich jedoch verhältnißmäßig bald wieder.
- Die Zahl der Milchkühe in den Vereinigten Staaten von Nordamerika berechnet der "New=Herald" auf einundzwanzig Millionen. Jede Kuh giebt jährlich im Durchschnitt 350 Gallonen Milch, macht zusammen 7 350 000 000; einen kleinen Ozean. Viertausend Mill. Gallonen verwendet man zu Butter, 700 000 000 zu Käse, der Rest wird von 60 Millionen Menschen getrunken. Die Quantität der Butterfabrikation beläuft sich auf 1 350 000 000 Pfund und die des Käses auf 6 500 000 Pfund.
- Ein Halsband von Menschenfingern, eine Reliquie indianischer Barberei, ist vor einigen Wochen im Kriegs=Ministerium in Washington eingetroffen. Ursprünglich bestand das Halsband aus elf Fingern, welche wie Bärenklauen an einander gereiht waren, doch sind drei der Finger verloren gegangen. Dieser schauerliche Schmuck war im Jahr 1876 in einem Gefecht zwischen Bundes=Truppen und den Cheyenne=Indianern den letzteren abgenommen worden. Derselbe gehörte einem "Midizinmann" jenes Indianerstammes, und jeder Finger repräsentirte einen Feind, welchen der Besitzer des Schmuckes getödtet hatte. Das Halsband wurde von Kapitän Bourke, welcher sich gegenwärtig mit der Sammlung von Material, welches auf die Geschichte der Indianer Bezug hat, beschäftigt, nach West Point gesandt, von wo aus es nach Washington gebracht wurde, um im dortigen Smithsonian Institut in Papiermaché nachgebildet zu werden.
- Frühere Studenten, mit Schmissen im Gesicht, müssen anscheinend der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft besonders willkommen sein. Wie berichtet wird, genießt ein solcher Beamter der Gesellschaft unter den Eingeborenen besonderes Ansehen, weil dieselben ihn für einen besonders tapferen und bewährten Krieger halten und ihn dementsprechend mit ehrfürchtiger Scheu behandeln.
- Der Traum des Kindes. Madame B., welche sich während der heißen Tage auf dem Lande befand, war vorige Woche eben mit ihrer Toilette beschäftigt, als sie plötzlich ihren sechsjährigen Sohn, welcher in einem benachbarten Zimmer schlief, markdurchdringende Schreie ausstoßen hörte. Sie eilte sofort zu ihm und fragte nach der Ursache seiner Angst. Der Knabe antwortete: "Ich habe den Papa verwundet und ganz mit Blut bedeckt gesehen. Er ist verwundet und man hat ihm seine Uhr fortgenommen. Frau B. tröstete das Kind, indem sie bemerkte, das ganze sei nur ein Traum. Aber sie selbst war doch sehr bekümmert, und dies um so mehr, als der Kleine jeden Augenblick nach seinem in Angers zurückgebliebenen Vater fragte. Frau B. telegraphierte um Auskunft wegen des Befindens ihres Gatten, erhielt aber nur eine sehr dunkle Antwort, welche ihre Bangigkeit noch vermehrte. Auf ein zweites Telegramm erhielt sie endlich die Nachricht, ihr Mann sei des Nachts überfallen und ihm seine Uhr gestohlen worden. Er sei verwundet, aber nicht gefährlich. Sie erfuhr, mit einem Worte, genau das, was der Knabe geträumt.
- Die "Wacht am Rhein" auf dem eidgenössischen Schützenfest zu Genf! Während des Festes verfehlten die nach Genf gekommenen französischen Schützen natürlich nicht, überall und selbst auf störende Weise die Marseillaise spielen zu lassen oder sie singend anzustimmen. Als sich nun ein kleiner Trupp Deutscher die Freiheit nahm, seinerseits und zwar sehr anständig und keineswegs herausfordernd die "Wacht am Rhein" zum Besten zu geben, wollten die anwesenden Franzosen dies nicht dulden und machten Miene, den Prüssiens ihr Mißfallen thätlich zu bezeugen. Aber da legten sich Schweizer Schützen ins Mittel und erklärten kurz und bündig, was dem einen recht, sei dem anderen billig, und wie sie vorher die Marseillaise gesungen, sangen sie nun mit den Deutschen die Wacht am Rhein.
- Ein fürstliches Rauchzimmer. "Der Prinz von Battenberg hat bei seiner Hochzeit mit der Prinzessin Beatrice nicht allein Liebe und Treue geschworen, er verpflichtet sich auch, in den Gemächern seiner Gemahlin, sowie in jenen seiner Schwiegermutter auf die Cigarre zu verzichten. In dankbarer Anerkennung dieser Entsagung haben die hohen Damen jetzt den Prinzen mit einem Rauchzimmer überrascht. Dasselbe hat die Form eines Zeltes, ist ganz mit türkischen Shawls überspannt, den Mittelpunkt bildet eine mannshohe imitierte Tabakspflanze, aus deren Blüthen dicht gedrängt die feinsten Havanna=Cigarren hervorgucken. Statt der Erde ist der Topf mit türkischem Tabak gefüllt, ringsum sind niedere Divans angebracht, in deren Rückenlehnen kunstgerecht eine Sammlung der prächtigsten Pfeifen und Cigarrenspitzen eingefügt ist.
- Vom Kaiser von Brasilien wird aus Paris folg. Geschichtchen mitgetheilt: Vor einigen Tagen kam die Gattin des Eisenbahnbeamten Guérin ins Grand Hotel und verlangte dringend mit Dom Pedro, dem Kaiser von Brasilien, zu sprechen. Man führte die Frau vor den Kaiser und sie sagte diesem, sie habe eine Tochter, der sich eine brillante Partie nach Brasilien darbiete, nur wolle sie von einem hohen unparteiischen Herrn vernehmen, ob das dortige Klima und die Verhältnisse für ein junges, blühendes Mädchen erträglich seien. Lachend sagte Dom Pedro: "Ich werde Sie zu einer besseren Quelle führen, halten Sie Nachfrage bei einer Dame, die sich selbst nach Brasilien verheirathet hat." Bei diesen Worten öffnete Dom Pedro die Thür und geleitete Madame Guérin in das Gemach seiner Gemahlin, der er den Sachverhalt mit kurzen Worten erzählte. Die besorgte Mutter weilte längere Zeit im Zimmer der Kaiserin, die ihr die beruhigendsten Aufklärungen gab.
- (Unversöhnlich.) Einige Tage vor ihrer Abreise aus Belgrad erschien die Königin Natalie beim Diner in einer krêmefarbigen, mit hellrothen Centifolien besäten Toilette. Die Robe stand der schönen Frau entzückend, und König Milan, die zwischen ihm und seiner Gemahlin bestehende Spannung vergessend, betheuerte, das Kleid sei ein wahres Wunderwerk an Geschmack und Eleganz. Bei dieser Aeußerung winkte die Königin die Haushofmeisterin heran und hieß derselben, das Diner noch nicht servieren zu lassen. Darauf begab sie sich eiligst in ihr Toilettezimmer, kleidete sich um und machte die schöne kremefarbige Robe ihrer Kammerfrau zum Geschenk, indem sie erklärte, sie würde dieselbe nie mehr anlegen.
- Das Gerinnen der Milch wird allein durch die Entwickelung eines Spaltpilzes, des Milchsäurepilzes, herbeigeführt. Die Entwickelung desselben wird durch Wärme begünstigt, daher die raschere Säurung der Milch bei schwülem Wetter, z. B. Gewitterluft, die jedoch vollständig unschuldig am Sauerwerden ist. Ohne daß Keimsporen des Milchsäurepilzes in die Milch gelangen, tritt keine Säurung derselben ein. Diese Sporen fliegen aber überall in der Luft umher und gelangen so in die Milch. Am zahlreichsten sind sie da zu finden, wo Milch in Säuerung übergegangen ist, z. B. auf den Boden verschüttete, also im Kuhstall, in der Milchstube und da wo die Milchgefäße gereinigt werden. Es ist anzunehmen, daß beim Melken von dem Streichen des Euters Sporen des Milchsäurepilzes in die Milch gelangen, und ist deshalb zu rathen, die Euter unmittelbar vor dem Melken abzuwaschen und jedenfalls die Milch so rasch wie möglich aus der gefährlichen Luft des Kuhstalls, wo die Keimsporen besonders zahlreich in der Luft vorhanden sind, zu entfernen. Die Hausfrauen in den Städten kochen die Milch, sobald die Milchleute ihnen dieselbe gebracht, auf und tödten dadurch die Milchsäurepilze; die Milch kann dann ohne Gefahr "des Zusammenlaufens" weitere 24 Stunden, jedoch am besten an einem kühlen Orte, aufbewahrt werden. Ist die Entwickelung des Milchsäurepilzes aber vorgeschritten, so hält sie das Kochen nicht mehr aus, sondern läuft auf dem Feuer zusammen: sie "käst". Zweckmäßig ist es, im heißen Wetter des Sommers der Milch, die in die Städte gebracht werden soll, doppelkohlensaures Natron zuzusetzen, dasselbe neutralisirt die sich bildende Milchsäure, so daß sie nicht überhand nehmen kann. Es ist nur eine äußerst geringe Gabe von doppelkohlensaurem Natron zu diesem Zweck erforderlich: auf 100 Liter kaum 1/2 Eßlöffel voll.


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