No. 61
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. August
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 61 Seite 1]

            Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der Polizeivogt Bedele zu Domhof Ratzeburg an Stelle des Landreiters a. D. Krüger in Schlagsdorf mit der Ausstellung der Curscheine für die unbemittelten Kranken in der Vogtei Schlagsdorf, mit Ausnahme der Ortschaften Gr. Mist und Raddingsdorf beauftragt worden ist.
            Schönberg, den 4. August 1887.

Großherzogl. Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


            Der Schlachter Lüttjohann hieselbst beabsichtigt, auf dem Schneidermeister Maaß gehörigen Grundstücke Nr. 36 an der Marienstraße allhier Schlächterei zu betreiben und hat bei Einreichung eines bezüglichen Situationsplans die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
            Indem wir dies in Gemäßheit des §. 16 der Gewerbe=Ordnung zur allgemeinen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
            Schönberg, den 6. August 1887.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


            Das Impfgeschäft im Impfbezirk III. (Domhof Ratzeburg) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:

I. im Impfdistrict Mannhagen,

bestehend aus den Ortschaften: Hammer, Mannhagen, Panten und Walksfelde,

a. Impfung der im Jahre 1886 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Mannhagen und Walksfelde

am Donnerstag, den 11. August d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr resp. Nachmittags 4 Uhr

im Schulhause zu Mannhagen, während die Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 18. August d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr resp. Nachmittags 4 Uhr

in dem gedachten Lokale vorgenommen werden wird.

II. im Impfdistrict Ziethen,

bestehend aus den Ortschaften: Ziethen, Baeck, Lanckow, Mechow, (Hof und Dorf), und Wietingsbeck,

a. Impfung der im Jahre 1886 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Ziethen, Baeck und Lankow

am Freitag, den 19. August d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. 3 Uhr,

im Schulhause zu Ziethen, während die Revision der Schutzblattern

am Donnerstag den 25. August d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. Nachmittags 3 Uhr,

in dem gedachten Lokale vorgenommen werden wird.

c. Impfung der im Jahre 1886 zu Domhof Ratzeburg und Palmberg geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Ortschaften zu Domhof Ratzeburg

am Freitag, den 2. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

in der Wohnung des Herrn Dr. med. Arndt zu Domhof Ratzeburg,
während die Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 9. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

ebendaselbst stattfinden wird.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 61 Seite 2]

III. im Impfdistrict Schlagsdorf,

bestehend aus den Ortschaften: Schlagsdorf, (Hof und Dorf), Campow, Hoheleuchte, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neuhof und Schlagbrügge,

a. Impfung der im Jahre 1886 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Schlagsdorf, Campow und Kl. Molzahn

am Freitag, den 26. August d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. 4 Uhr,

im Schulhause zu Schlagsdorf, während die Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 1. September d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. 4 Uhr,

in dem gedachten Lokale vorgenommen werden wird.
              Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
              Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu funfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
              Schönberg, den 6. August 1887.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


         Nr. 15 des Offic. Anzeigers pro 1887 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der

         II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung unfallversicherungspflichtiger Tiefbau= und anderer Baubetriebe.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats Juni 1887.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die neue Post= und Eisenbahnkarte des Deutschen Reiches.

         III. Abtheilung: Dienst= etc. Angelegenheiten.
         Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben der Catharina Maria Elisabeth Kaping in Herrnburg den Familiennamen "Wittfoth" beizulegen geruhet.
         Neustrelitz, den 20. Juni 1887.
         Zu ständigen Mitgliedern des auf Grund des Artikels III. der Verordnung vom 31. Mai d. J. errichteten, mit dem 1. Juli d. J. in Wirksamkeit tretenden Landesversicherungsamtes für die Unfallversicherung der in den Betrieben der Land= und Forstwirthschaft beschäftigten Personen sind

der Regierungs=Assessor v. d. Decken,
zugleich als Vorsitzender, der Landgerichtsrath Bossart

und

der Kammer=Assessor v. Dewitz,

sämmtlich hierselbst, Allerhöchst ernannt worden.
         Neustrelitz, den 25. Juni 1887.


Noch niemals zuvor war die Begrüßung beider Kaiser in Gastein so überaus herzlich, wie am 6. d. Kaiser Franz Joseph, welcher im Bürgerkleide in Gastein erschien und dort von den Kurgästen und massenhaft herbeigeströmten Touristen, sowie von der Bevölkerung der Gasteiner Umgebung jubelnd begrüßt wurde, begab sich unmittelbar nach seiner Ankunft in das Badeschloß, wo Kaiser Wilhelm wohnt. Gleich Franz Joseph trug dessen ganze Suite bürgerliche Kleidung, auch die militärischen Begleiter. Der Kaiser hatte einen Salonrock angelegt, die übrigen Herren trugen Fracks mit deutschen, beziehungsweise preußischen Orden. Am Fuße der Treppe des Badeschlosses erwartete Hofmarschall Graf Perponcher mit Kaiser Wilhelms gesammter Suite den österreichischen Kaiser. Sämmtliche deutsche Herren waren ebenfalls im Frack mit österreichischen Orden erschienen. Nach der Begrüßung durch Graf Perponcher stieg Kaiser Franz Joseph rasch die Treppen zum Badeschloß hinan und wollte in die Appartements seines kaiserlichen Freundes eilen; aber kaum war er im Vestibül angelangt, da stand bereits der greise deutsche Heldenkaiser vor ihm. Beide Monarchen waren sichtlich tief gerührt. Mit jugendlicher Wärme umarmten sie sich immer wieder und tauschten wiederhole Küsse aus. Die Scene war ergreifend und enthusiasmirte Alle, welche Zeugen derselben waren. Vom Vestibul traten die Monarchen sodann in die Appartements Kaiser Wilhelms, wo sie über eine halbe Stunde beisammen blieben, worauf Kaiser Franz Joseph seine Wohnung aufsuchte, in der er verblieb bis zum Diner, welches bei Kaiser Wilhelm eingenommen wurde. Bekanntlich werden die Monarchen auch den Thee gemeinsam einnehmen. Gastein hat sich zur Kaiser=Entrevue prächtig geschmückt, Triumphpforten sind errichtet, die Häuser sind mit Blumen und Reisig bekränzt, zahlreiche Flaggen in den habsburgischen und hohenzollernschen Farben zieren die Stadt. Um 6 Uhr unternahmen Kaiser Wilhelm und der Kaiser Franz Joseph gemeinschaftlich eine Ausfahrt nach Böckstein. Kaiser Wilhelm fuhr bei dem Hotel Straubinger vor, woselbst Kaiser Franz Joseph bereits wartete und in den Wagen stieg. Von der den ganzen Platz vor dem Hotel Straubinger anfüllenden Menge wurden die Monarchen mit begeisterten Hochrufen begrüßt. Abends war ganz Gastein glänzend illuminirt, auf allen den Ort umgebenden Bergen und Höhen brannten Freudenfeuer. Kaiser Franz Joseph machte während der Illumination einen Rundgang durch Gastein und wurde von der Bevölkerung und dem Badepublikum mit lebhaften Hochrufen begrüßt.
Der greise Kaiser Wilhelm gedenkt auch in diesem Herbst den Manövern beizuwohnen; in diesem Jahr in Preußen und Pommern. Die Abreise von Berlin erfolgt am 4. September und die Ankunft in Königsberg am 5. September früh. Von Königsberg geht's dann nach Danzig, dort erfolgt die Ankunft am 11. September. Von Danzig nach Köslin und von dort nach Stettin am 12. September, die Rückkehr nach Berlin ist auf den 17. September Abends festgesetzt.
Kaiser Wilhelm hat folgende Kabinettsordre an den General Grafen Blumenthal gerichtet: "Ich spreche Ihnen zum 30. dieses Monats- dem Tage, an welchem vor 60 Jahren Ihre von hohen Verdiensten und Ehren so reiche Dienstzeit begann - meine wärmsten und höflichsten Glückwünsche aus und wünsche, daß mein beifolgendes Bild Ihnen noch recht lange und demnächst Ihren späteren Nachkommen vor Augen stellen möge, wie Ihr König Ihres hervorragenden Antheils an drei ruhmvollen Kriegen und Ihrer für alle Zeiten auf den Ehrentafeln der Armee verzeichneten Dienste jederzeit mit wärmstem Dank und hoher Anerkennung eingedenk gewesen ist. So lange Gottes Wille uns noch beisammen läßt, immer Ihr dankbarer König Wilhelm."
Aus London wird gemeldet, daß der deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin in einigen Tagen die Insel Wight verlassen, um einen kurzen Ausflug nach Schottland zu machen. Von dort reist der Kronprinz nach Ems, während seine Gemahlin noch einige Zeit in England verbleibt.
In dem eigenhändigen Schreiben des Kaisers zum 50jährigen Priesterjubiläum des Papstes, welches Leo XIII. von dem Gesandten von Schlözer überreicht wurde, war der hohen Befriedigung darüber Ausdruck gegeben, daß der Kaiser und der Papst in ihrem Alter noch den religiösen Frieden

[ => Original lesen: 1887 Nr. 61 Seite 3]

herzustellen vermocht hätten. Der Papst hat dieses Glückwunschschreiben alsbald mit einem eigenhändigen Schreiben erwiedert, in welchem er seinen lebhaften Dank ausspricht und den vom Kaiser geäußerten Gefühlen sich voll anschließt.
Der preußische Kultusminister hat die Rückkehr der Kapuziner und Franziskaner genehmigt.
Fürst Bismarck und Finanzminister v. Scholz haben in Varzin mit einander konferirt. Es soll auch die für die nächste Reichstagssession bestimmt zu erwartende neue Kornzollerhöhung besprochen worden sein.
Eine in Posen stattgehabte Versammlung von Getreidhändlern und sonstigen Interessenten beschloß die Absendung einer Petition an den Reichskanzler wegen Erhöhung der Getreidezölle und Zolleinführung auf Futterstoffe.
Königin Marie von Hannover hat sich vor einigen Tagen durch einen Fall im Zimmer eine schmerzhafte Verletzung des Handgelenks zugezogen, so daß eine Bandagirung erforderlich war. Fiebererscheinungen sind nicht eingetreten.
Eine neue europäische Frage droht für den Fall des Ablebens des zwar nicht ernsthaft kranken, aber thatsächlich sehr schwachen Königs Wilhelm der Niederlande aufzutauchen. Von deutscher Seite wird für diesen Fall der Herzog Adolph von Nassau als voraussichtlicher Thronerbe für das Großherzogthum Luxemburg candidiert, und er ist auch der nächstberechtigte Erbe. Die französisch gesinnten Luxemburger sollen im Hinblick darauf schon außer sich vor Aufregung sein. Was werden nun erst unsere guten Freunde in Paris aufstellen. Sich ernsthaft in diese Sache einzumischen, hat Frankreich übrigens kein Recht und die französische Regierung wird gewiß so klug sein, sich nicht hinreißen zu lassen.
Ein neues Wuchergesetz in Sicht! Aus Berlin wird berichtet, der bekannte Nationalökonom Prof. Dr. Schmoller habe seine Sommervorlesung an der Universität dieser Tage mit der Ankündigung geschlossen, daß ein neues Wuchergesetz in naher Aussicht stehe. Nach seinen Aeußerungen wäre dieses Ergänzungsgesetz bestimmt, den berufsmäßigen Kreditverkehr zwischen Gelddarleiher und Landwirth zu treffen, um hier die Ausartung in Wucher zu hintertreiben. Als Mittel solle ein strenges Konzessionssystem und beständige polizeiliche Beaufsichtigung dienen; der solide Geschäftskredit bleibe aber auch durch das neue Gesetz unbehelligt.
Der württembergische Landtag ist auf den 13. September einberufen. In Anerkennung seiner 20jährigen treuen Dienste hat der König den Minister v. Mittnacht in den erblichen Freiherrnstand erhoben.
In Baden=Baden ist der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien, sowie Prinz Don Pedro, Herzog von Sachsen, mit 27 Personen Gefolge eingetroffen und im Hotel Stephanie abgestiegen. Dieselben werden längere Zeit dortselbst Aufenthalt nehmen.
Die "Köln. Ztg." bringt folgende Berliner Nachricht: Die plötzliche Schließung der Weisbachschen Pappenfabrik im Departement Meurthe=et=Moselle, die deutschfeindlichen Bemerkungen des Ministers Herediad und die Hetzte Derouledes im Beisein des Ministers Spuller werden hier allgemein für schroffe Herausforderungen Deutschlands seitens der französischen Regierung gehalten. Man ist sehr gespannt, ob die deutsche Regierung diese Auffassung theilen und aus ihrer bisherigen Zurückhaltung gegenüber den französischen Herausforderungen heraustreten wird. - Den Arbeitern der plötzlich geschlossenen deutschen Fabrik der Gebrüder Weißbach in Embormenil ist jetzt durch die Lokalbehörde mitgetheilt worden, sie hätten die sofortige Ausweisung zu gewärtigen, falls sie nicht innerhalb dreier Tage den Nachweis zu liefern im Stande seien, daß sie anderweitige Beschäftigung gefunden. Das letztere, so schreibt die "Straßb. Post", ist unmöglich; wo und wie sollten die, rauher Hantirungen ungewohnten Leute, in einer lediglich Ackerbau treibenden Gegend Beschäftigung erhalten? Die Schließung der Fabrik soll erfolgt sein, weil die Gebrüder Weisbach unterlassen hätten, bei Gründung der Fabrik eine Anzeige an die Zollverwaltung zu machen. Dem gegenüber muß aber bemerkt werden, daß der Maire des Ortes selbst die vor Eröffnung der Fabrik nothwendigen Formalitäten besorgt und den Fabrikbesitzern gesagt hat, es sei alles in Ordnung. Es muß ferner bemerkt werden, daß die französische Regierung ausdrücklich die Erlaubniß zur Eröffnung der Fabrik gegeben und die letztere sechs Jahre ungehindert hat bestehen lassen. Es verdient schließlich hervorgehoben zu werden, daß französische Fabrikinspektoren den Betrieb revidirt und in Ordnung befunden haben.
Die Pariser Syndikatskammer der Gewerbe hat nach einer Berathung mit den Syndikatskammern von St. Etienne und Lyon der Pariser Handelskammer mitgetheilt, daß die Geschäfte in den beiden Städten besser gehen, "seit die dortigen Käufer von den deutschen Reisenden nichts mehr kaufen und ihnen auch nichts mehr verkaufen, und so verhindern, daß ihre Muster in Deutschland nachgemacht (!) werden." Infolgedessen erhielten die Pariser Modewaaren=Geschäfte ein Rundschreiben, worin sie aufgefordert werden, den Geschäftsverkehr mit den deutschen Reisenden abzubrechen.
Die Engländer freuen sich jedesmal haushoch, wenn der Flotte eines Festlandstaates ein Malheur passiert. Das kann bei ihnen nicht vorkommen! Jetzt ist es aber sehr dick gekommen. Daß wiederholt Panzerschiffe zusammenstießen, ist schon gemeldet. Bei den jetzigen großen Kanalmanövern ist nun das Unglück gleich haufenweise gekommen. Auf drei Kanonenbooten platzten mehrere der hinlänglich als Schundfabrikat bezeichneten Kanonen, und eine große Zahl von Matrosen ist bei der Katastrophe zu Schaden gekommen. Vier sind zerschmettert, über zwanzig schwer verletzt.


- Neustrelitz, 4. August. Ihre Königl. Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind aus London hierher zurückgekehrt.
- In der Zeit vom 17. August bis zum 9. November werden 4 Uebungen der Ersatzreserve stattfinden, und zwar eine zehnwöchige vom 17. d. Mts. bis 25. October bei der Infanterie und am 1. September bis 9. November bei der Fußartillerie, eine vierwöchige vom 28. September bis 25. October bei der Infanterie und vom 13. October bis 9. November bei der Fußartillerie, zwei vierzehntägige vom 15.-28. September und vom 29. September bis 12. Oktober bei der Fußartillerie; bei der Infanterie haben diese beiden Uebungen bereits im Juni stattgefunden. Zurückstellungen von der ersten Uebung sind grundsätzlich unzulässig. Wer auf Grund häuslicher, amtlicher oder gewerblicher Verhältnisse den Aufschub des Gestellungstages zur ersten Uebung, oder wer in gleicher Veranlassung die Zurückstellung von einer weiteren Uebung auf das folgende Jahr wünscht, hat unter Vorlage einer obrigkeitlichen Bescheinigung sein Gesuch dem Bezirksfeldwebel vorzutragen. Erhält er vor Anfang der Uebung keinen Bescheid, so muß er sich dennoch stellen.
- Der höchste Grundstückspreis von Berlin ist nach amtlicher Feststellung für das jetzt im Abriß begriffene Grundstück Friedrichstraße 82 a, Ecke der Behrenstraße bezahlt worden, nämlich 1,200,000 Mk. für 376 Quadratmeter, d. h. 3191 Mk. für die Quadratruthe. Das vielbesprochene Grundstück Leipzigerstraße 101, auf welchem der Neubau der Equitable ersteht, hat nur den dritten Theil, bei 4026 Quadratmeter Flächeninhalt 1,125,000 Mk., gekostet.
- Der Schaden, welchen die Hitze den Pferdebeständen der Berliner Fuhrwerksbesitzer zufügt, ist ganz bedeutend; insbesondere sind bei der Großen Berliner Pferdeeisenbahngesellschaft viele Pferde in den letzten Tagen gefallen, bezw. so schwer erkrankt, daß sie außer Betrieb gesetzt werden mußten.
- Ueber 90 Millionen Fahrgäste sind im v. J. von den Berliner Pferdebahnen befördert worden. Im Jahre 1884 hat jeder Einwohner Berlins 64 mal die Pferdebahn benutzt und darin steht Berlin an der Spitze der Großstädte.
- Zur Lage der Gewehrfabrikation in Deutschland wird aus Spandau geschrieben: Es verlautet, daß auf der hiesigen kgl. Gewehrfabrik in nächster Zeit leider eine fernere größere Verringerung des Arbeiterpersonals stattfinden soll. Außer in Berlin in der Löwe'schen Fabrik ist, wie man erfährt, gegenwärtig in Suhl, wo Seitengewehre für die preußische Regierung angefertigt werden, und in Oberndorf, wo Aufträge der Türkei auf Lieferung von Gewehrläufen auszuführen sind, Beschäftigung vorhanden.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 61 Seite 4]

Anzeigen.

Auctionsanzeige.

Sonntag, den 14. August cr. Nachmittags 3 Uhr sollen im Holländerhause zu Torriesdorf

2 gute Arbeitspferde, 10 resp. 4 Jahre alt, 1 fast neuer Stuhlwagen, mehrere Stand Betten, sowie Mobilien, Haus= und Küchengeräth aller Art
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 8. August 1887.

                                                    C. Staffeldt.


Torf=Anweisung

für die Schönberger Berechtigten, welche im Vorjahre Torf erhalten haben, am Sonnabend, den 13. August auf dem Gr. Rünzer= und Born=Moor.
Zusammenkunft 9 Uhr: Gr. Rünzer=Moor.

                                                    von Wenckstern.


Stadt Lübeck.
Gr. Garten-Concert
am Sonntag, den 14. d. Mts.,
mit nachfolgendem Ball.
Anfang 5 Uhr. Entree 30 Pfennig. Kinder frei.
Tanzschleife 75 Pfennig.
Zu demselben ladet ganz ergebenst ein
                                                    F. Kronas, Musikdirektor.


Am Sonntag, den 14. und Montag, den 15. August in Schönberg. Die Bude ist auf dem Baubrink.

Optisch-Plastisches-Museum.
Enthält die neuesten Ereignisse der Welt;                                                    
Neu!    Folterkammer.    Neu!
Zum ersten Male hier in Schönberg.
Spanische Inquisition. Im fünfzehnten Jahrhundert in Mecklenburg. Geöffnet von Nachmittags 4 Uhr bis Abends 11 Uhr.
Das Nähere durch Zettel.
                                                    Franz Strauschild.


Am Sonntag, den 14. d. Mts.:
Concert

im Garten des Herrn Gastwirth Boye. - Zu recht zahlreichen Besuch laden ergebenst ein

                                                    die Vereinsmusiker.

Schönberg, den 8. August 1887.

Anfang Nachmittags 5 Uhr.   -   Entree à Person 30 Pfg.
NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.


Neue
Sommerfang-Flohm-Heringe
in ausgezeichnet schöner Waare, empfiehlt                                                    
A. Zander.


Eine untere Wohnung,

bestehend aus Stube, Schlafstube, Küche, Keller und Bodenraum ist wegzugshalber noch zu Michaelis zu vermiethen. Wo? zu erfragen Sabowerstraße 27.


Suche zu Michaelis
ein Mädchen
für Küche= und Hausarbeit bei hohem Lohn.
Schönberg.                                                     Frau Apotheker Montag.


Gesucht zu Michaelis                                                    
ein Mädchen
bei gutem Lohn.                                                    J. H. Freitag.


Gesucht
ein tüchtiges Mädchen
für Küche und Hausarbeit. Salair 120 M.
F. Siebels, Oekonom, Fischstr. 3 Lübeck.


Für Selmsdorf und Umgegend empfehle ich mich als practische Hebamme.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    F. Schäper Wwe.

Selmsdorf, den 22. Juli 1887.


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Zur bevorstehenden Bockzeit habe ich noch einige Vollblut=Fleischböcke sehr preiswerth abzugeben. Bauhof=Schönberg.

P. Harder, Inspector.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Allen, die meiner seligen Frau die letzte Ehre und mir und meinen Kindern herzliche Theilnahme erwiesen haben, sage ich meinen aufrichtigsten Dank.
Schönberg, den 8. August 1887.

                                                    H. Grevsmühl.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 61 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 61 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. August 1887.


- Schönberg. Bezüglich der Tour der Kampfgenossenvereine nach Metz, zu welcher Kamerad Wallert zu Altona, Rolandstraße, bekanntlich in Folge ergangener Anregung für den 16. d. M. einen Extrazug arrangirt hat, über den alles Nähere bei demselben zu erfahren ist, dürfte der Brief eines Bewohners von Metz von Interesse sein, in dem dieser sich auch über die Bedeutung der Tour für die Germanisirung des Reichslandes ausspricht. "Ich beeile mich," so heißt es in dem Briefe, "mitzutheilen, daß es uns hier möglich ist, für jede Anzahl Besucher der Schlachtfelder Unterkommen zu schaffen, nicht nach Hunderten, sondern nach Tausenden sind die Theilnehmer willkommen; nur müssen wir rechtzeitig Angabe der Zahl erhalten, damit wir nöthigenfalls auch gedeckte Hallen herstellen lassen können zur Unterbringung von Massen. Wir Altdeutschen betrachten Euer Kommen als eine Unterstützung unserer Anstrengungen, die alte Reichsstadt Metz wieder zu einer guten deutschen Stadt zu gestalten, welche sich mit Vortheil neben die alten Nachbarstädte Köln, Mainz etc. stellen kann. - Es ist euch gewiß bekannt, daß unser mühevolles Streben und unsere Anstrengungen vom besten Erfolge belohnt wurden; Metz ist die einzige Stadt in Elsaß=Lothringen, deren Stadtrath in seiner überwiegenden Mehrheit altdeutsch ist. Je größer nun der Menschenstrom wird, welcher aus Altdeutschland kommt, desto mehr wird es jedem Lothringer Bürger klar, daß wir Altdeutschen in unserem Streben nicht verlassen sind, sondern daß wir einem großen und mächtigen Reiche angehören und daß ein starkes unzerreißbares Band die Lothringer Lande mit Deutschland verbindet. Hieraus mögt Ihr ersehen, wie herzlich willkommen Ihr in Metz seid; wir betrachten Euch als unsere Mitarbeiter an der Verdeutschung der Reichslande."
- In Messina ist am Mittwoch ein Dynamitdepot in die Luft geflogen. Es war ein furchtbarer Knall, die ganze Stadt erbebte. Ein Mann wurde dabei getödtet und 26 sind theils schwer, theils leichter verwundet.
- Die Berliner Wochenschrift "Echo" hat einen Ehrensold von 20 Mark für denjenigen ausgesetzt, der in acht gereimten Druckzeilen am schlagendsten den Werth der Schwiegermütter preist. Auf die Preisausschreiben erhielt das "Echo der Gegenwart" von einem Herrn aus Düren, welcher des Glaubens war, dasselbe sei von dem Aachener Blatte ausgegangen, nachstehende Lobesverse zugesandt:
              "Will man im Hause Ordnung halten,
              Laß man die Schwiegermutter walten.
              Sie macht den Kaffee nicht so klar,
              Sie kocht das Essen zeitig gar.
              Ist mal der "Himmel nicht ganz heiter,
              So dient sie uns als Blitzableiter!
              Und ist ein kleiner Schreihals da,
              Ist unentbehrlich Großmama."
- Die Zeit der Sommerfrische könnte man wohl auch die Zeit der Flecken nennen. Man ist froh, die staubige Stadt hinter sich zu haben und streckt sich behaglich draußen auf dem Lande im saftig grünen Grase aus. Das Gras ist aber verschwenderisch genug, uns nicht nur durch seinen erfrischenden Duft zu erquicken, sondern es giebt zum Ueberfluß von seiner schönen grünen Farbe ab, zum größten Leidwesen der saisongemäß lichte Gewandung tragenden Menschheit. Mit Wasser ist gegen solche Flecke nichts anzufangen, mögen sie nun von Gras, Obst, Beeren oder auch von Rothwein herrühren. Das sicherste und unschädlichste Mittel ist, man reibt den Fleck mit Spiritus aus, allerdings ohne ihn zuvor mit Wasser in Berührung zu bringen. Auch Teerflecken zieht man sich jetzt, wo die heißen Sonnenstrahlen mit Teer bestrichene Gegenstände sehr mittheilsam machen, leicht zu. Solche Flecke entfernt man aus jedem beliebigen Stoff dadurch, daß man sie zunächst mit Eigelb tüchtig einreibt und dann mit lauem Wasser nachspült.
- Um Eis aufzubewahren, wird folgendes empfohlen: Man bediene sich dazu eines gewöhnlichen Topfes von entsprechender Größe, welchen man mit einem Stück Flanell überbindet, und zwar so, daß der Flanell trichterförmig ungefähr bis zur Hälfte des Topfes hinreicht. Auf diesen Flanell wird das Eis gelegt und zur Abhaltung von Wärme wieder mit Flanell bedeckt. Der Flanell muß großmaschig (lose) sein; der billigste eignet sich demnach am besten dazu. Der teure Flanell ist zu dicht und müßte mit verschiedenen Löchern versehen werden, damit das sich bildende Wasser gut abfließen kann. Auch zur Frischhaltung von Butter, Getränken etc. für Kranke ist diese Art der Aufbewahrung ausgezeichnet.
- Für unsere Hausfrauen. Der Mensch ist bekanntlich das unzufriedenste Geschöpf der Schöpfung! Klagt er im Winter über Kälte, so jammert er im Sommer über Hitze! Zu letzterem am meisten berechtigt ist allerdings die Hausfrau, die oft nicht weiß, wie sie ihre Speisen und Getränke vor der denselben so feindlichen Wärme schützen soll. Möge sie deshalb einige kleine freundschaftliche Rathschläge nicht verschmähen. Zum Ersten: um Eßwaren und Getränke im Sommer recht frisch zu erhalten, thut man wohl, die betreffende Flasche resp. das betreffende Gefäß in den Keller in frisches Wasser zu stellen, worin Salz aufgelöst ist.-Zum Zweiten: man folge den Japanern, deren praktische Sitte es ist, das Fleisch dadurch im Sommer frisch zu erhalten, daß sie es in eine Porzellanterrine thun und sehr heißes Wasser darauf gießen, so daß es vollkommen bedeckt ist; dann schütten sie Oel auf das Wasser. Auf diese Weise wird die Luft vollkommen abgehalten, und das Fleisch bleibt gut, wobei eine besondere Rolle just das heiße Wasser zu spielen hat, indem das Gerinnen des Eiweiß auf der Oberfläche des Fleisches zur Konservierung mitwirkt. - Zum Dritten: die Butter! Das ist auch im Sommer so ein Gegenstand der Sorge für ein hausfrauliches Gemüth, der manchen Seufzer kostet. Da kam nun in England ein praktisch erfinderischer Kopf auf ein praktisch=einfaches Auskunftsmittel, um sowohl frischer Butter als gesalzener den üblen Geruch und Geschmack zu benehmen durch den Zusatz von ein wenig kohlensaurem Natron (Soda). Die betreffende Vorschrift räth 2 1/2 Drachmen kohlensaures Natron auf 3 Pfd. Butter und verordnet ferner, daß man bei der frischen Butter diesen Soda=Zusatz erst erfolgen lasse, nachdem alle Milch aus derselben ausgewaschen sei. Der üble Geruch wird nämlich durch eine Säure hervorgerufen, und wenn diese mit einem Alkali neutralisiert worden ist, verschwindet zugleich der unangenehme Geschmack. (Die Ursache der Säure kann Beschaffenheit der Kuh, des Futters, der Milchkammergeräthe, die häufig nicht vollkommen sauber sind, oft auch das zu lange Aufbewahren des Rahmes vor dem Buttern sein.)


Ein Matador.
Erzählung und Sittenbild aus Peru.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 61 Seite 6]

Ein Matador.
Erzählung und Sittenbild aus Peru.
(Nachdruck verboten.)
[Schluß.]


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