No. 40
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Mai
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 40 Seite 1]

Contre=Admiral Knorr, der bisherige Kommandeur des Kreuzergeschwaders, hatte am Montag die Ehre, dem Kaiser Wilhelm einen Orden des Sultans von Zanzibar überreichen zu können, welcher eigens für den Kaiser angefertigt ist. Das ovale, in Emaille ausgeführte Bild des Sultans ist von einer durchbrochenen goldenen Einfassung umgeben, welche auch mit Diamanten besetzt ist. Der Orden, dessen einzelne Theile in Europa und Afrika hergestellt sind, ist ein Unicum. Er ruht in einer schweren silbernen Kassette. Ein ähnlicher, aber kleinerer Orden ist für den Reichskanzler bestimmt.
Aus Wien meldet man, daß Kaiser Franz Joseph dem deutschen Kaiser, falls dessen Gasteiner Badereise unterbleibt, in diesem Sommer in Deutschland einen Besuch abstatten werde.
Die Universität Straßburg hat, es muß einmal gesagt werden, den hohen Erwartungen, welche man bei ihrer Eröffnung am 1. Mai 1872 deutscherseits hegte, bis jetzt leider nicht entsprochen. Sie sollte eine Pflanzstätte deutschen Wissens, Denkens und Fühlens werden, welche die Jugend der wiedergewonnenen Landestheile erziehen sollte. "Elsaß=Lothringen den Elsaß=Lothringern!" das war damals ein ernstgemeintes Wort. Der Universität sollte die schöne Aufgabe zufallen, die jungen Elsaß=Lothringer für die öffentlichen Aemter heranzubilden und dem Staat Elsaß=Lothringen eingeborene deutsche Beamte zu liefern. Man war damals in Deutschland in dem Wahn befangen, wir würden in den zurückgewonnenen Provinzen, namentlich im Elsaß, so eine Art von verlassenem Bruderstamm finden, welcher nur auf Befreiung vom welschen Joch gewartet hätte. Daß dies wirklich so gewesen sei, wird heute wohl niemand mehr glauben. Und wie hat unter diesen Verhältnissen die Universität Straßburg gewirkt? Sie ist in jeder Beziehung wahrhaft verschwenderisch ausgestattet, das Beste war für sie gerade gut genug und dennoch zählt sie noch nicht 900 Studierende, so daß auf einen Lehrer noch nicht 9 Studierende kommen. Und von dieser verhältnißmäßig geringen Zahl sind nur etwa 150-200 eingeborene Elsässer und Lothringer. Wenn nur diese wenigstens mit deutschem Geist erfüllt in das Philisterium zurückkehren würden; doch auch das ist nicht der Fall. Sie bleiben in Straßburg unter spezifisch französischem Einfluß und gehen mit französischen Gesinnungen als Aerzte, Geistliche, Rechtsanwälte etc. in das Leben hinaus, wo sie dann für das Franzosenthum Stützpunkte werden. Fast möchte man sagen, es wäre besser für die Germanisirung der Reichslande, wenn die Universität Straßburg gar nicht bestände. Dann hätten die elsaß=lothringischen Studenten auf deutschen Universitäten wenigstens Gelegenheit, deutsches Wesen kennen und achten zu lernen, die wenigen Hunderte von Studierenden aber aus Altdeutschland könnten ebenso gut und obendrein noch viel billiger auf anderen deutschen Hochschulen studieren. So sind von der Universität Straßburg erst wohl in ferner Zeit sichtbare Erfolge auf dem Gebiet der Germanisirung des Landes zu erwarten; bis jetzt fehlen dieselben gänzlich. So lauten die Ausführungen eines Straßburger Korrespondenten. Traurig, sehr traurig, wenn er nicht zu schwarz gesehen hat!
In Straßburg giebt's sogar unter den deutschen Beamten Verräther. Zwei des Landesverraths Verdächtige, beide beim Bezirkspräsidium angestellt, sind plötzlich verhaftet worden, der eine ist der Botenmeister Brückner, ein Altdeutscher, der 15 Jahre in der preußischen Armee gedient hat, der andere Cabannes, ein Altelsässer und Kanzlist. Beide sollen Mobilmachungsangelegenheiten an die Franzosen verrathen haben und bei Cabannes sollen Briefe über seinen Verkehr mit französischen Agenten gefunden worden sein.
Sind denn alle Nachbarn mißtrauisch gegen uns Deutsche und eifersüchtig? Von den Franzosen und Russen wissen wir's lange, daß sie's sind. Sie entwerfen Listen von den Geschäftshäusern, die deutsche Gehilfen irgend einer Art haben, und zwingen sie, dieselben zu entlassen; sie weisen nicht nur deutsche Geschäftsleute aus, sondern sogar die deutschen Dienstboten der Offiziere. Soeben ist eine große Anzahl solcher Köchinnen, Hausmädchen, welche die Noth heimgetrieben hat, in Elsaß=Lothringen angekommen. In Rußland sind deutsche Beamte, Fabrikanten, Kaufleute und Verwalter verhetzt und gefährdet und führen ein gefährdetes Leben. Und jetzt fangen sogar die Engländer an, gehässig zu werden. Die Londoner Handelskammer hat an die Geschäftshäuser Fragebogen in Umlauf gesetzt, auf welchen beantwortet werden muß, ob sie deutsche Gehülfen und wie viele beschäftigen und aus welchen Gründe sie die deutschen vor den englischen bevorzugen. Sogar gegen die deutschen und die jüdischen Schuster und Schneider ist im Ostend eine Hetze ins Werk gesetzt.
Aus Nowo=TScherkask und von den Don=Kosaken liegen neue Festberichte vor. Die Kaiserfamilie befindet sich jetzt im eigentlichen Dongebiet, wo ihr die Kosaken überall, wohin sie kommt, Salz und Brot auf silbernen Schüsseln darbringen. Und die Silberschüsseln kann der Zar natürlich behalten. Der neue Gnadenbrief, den der Kaiser dem Kosakenheer, bestätigt alle Rechte, welche die Kosaken, "die Vertheidiger der Grenzmarken und Erweiterer des russischen Reiches", bisher gehabt haben und belobt ihre 300jährige eifrige Treue. Fürst Swiatopalk Mirsky Nowotscherkask, der stellvertretende Hetmann des Kosakenheeres, hat den Alexander=Newsky=Orden erhalten.


Rohseid. Bastkleider (ganz Seide) Mk. 16,80 p. Stoff zur kompl. Robe, sowie Mk. 22,80, 28,-, 34,-, 42,-, 47,50 nadelfertig.
Ganz seid. bedruckte FoulardsMk. 1,90 p. Met. bis 6,25 vers. in einzelnen Roben zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hofl.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 40 Seite 2]

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub. No. 14 belegene Büdnerei c. p. des Seilers Heinrich Kietzmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 6. August d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Mai 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Mit höherer Genehmigung wird hieselbst am 2. Mittwoch nach Gallus, an welchem Tage hier auch der Herbstviehmarkt stattfindet, ein Krammarkt auf dem städtischen Marktplatze abgehalten, der nur einen Tag dauert. Auf dem Platze des Viehmarkts darf nur mit Vieh gehandelt werden.
Ratzeburg, den 14. Mai 1887.

Der Magistrat.
Hornborstel.


Stadt Lübeck.
Am ersten Pfingsttage:
Nachmittags von 4 Uhr an
Unterhaltungsmusik. Entree 30 Pf.     Kinder frei.
Am zweiten Pfingsttage:
Tanzmusik
bis über die Nacht hinaus. Tanz 5 Pfennig. Wozu ergebenst einladet                          
                                                    J. H. Freitag.


Für meine Wollspinnerei empfehle mich mit Wolle zu kratzen und zu spinnen. Wollenzeug und Kleiderzeug machen; auch halte ich selbstgefertigtes Strickgarn in verschiedenen Sorten zum Verkauf vorräthig.

                                                    J. Voss, Tuchmachermeister. Hinterstraße 75.


Eiserne Fenster,
Einfriedigungsdraht,
Drahtgeflechte
empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Salonbüchsen,
Revolver,
Terzerole,
Munition dazu
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Am 1. Pfingsttage:
Großes Conzert
im Garten des Herrn Gastwirth Boye
wozu ergebenst einladen                                                    
                                                    die Vereinsmusiker.
Anfang: Nachmittags 4 Uhr.
Entree à Person 30 Pfg.

Schönberg den 20. Mai 1887.
NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Conzert im großen Saale statt.


Am 2. und 3. Pfingsttage findet bei mir ein

Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ergebenst einladet
Demern.                                                     H. Tretow.
Büchsen und Blei wird von mir gehalten.
Am 3. Pfingsttage: Grosse Tanzmusik.


Scheibenschießen.

Zu dem am 30. und 31. Mai ds. Js. stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen ladet freundlichst ein

                                                                        J. Michaelsen.
Selmsdorf.                                                     Gastwirth.


Scheibenschießen Scheibenschießen.

Zu dem am 30. u. 31. Mai d. J. stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen ladet ergebenst ein

Schlagsdorf.                                                     A. Reimers.
Am 31. Nachmittags:                                                    
Concert im Garten,   Abends:   Ball.
                                                    D. O.


Unter hohem Protectorat Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen.

2te Marienburger Geld-Lotterie.
Ziehung unwiderruflich 9., 10. und 11. Juni.
Original=Loose à 3 M., 1/2 Antheile 1,50 M., 1/4 Antheile 80 Pf. (Porto und Liste 20 Pf.)
(11 Loose 30 M.) (11 Halbe 15 M.), (11 Viertel 8 M.)
empfiehlt und versendet.         
Rob. Th. Schröder,
STETTIN.

      

3372 Gesammtgewinne:
375 000 Mark
      1 à 90 000 Mark.
      1 à 30 000 Mark.
      1 à 15 000 Mark.
      2 à   6 000 Mark.
      5 à   3 000 Mark.
    12 à   1 500 Mark.
    50 à      600 Mark.
  100 à      300 Mark.
  200 à      150 Mark.
1000 à        60 Mark.
1000 à        30 Mark.
1000 à        15 Mark.


Das Wunderbuch

(6. und 7. Buch Moses) enth. Geheimnisse früherer Zeiten, sowie das vollst. siebenmal versiegelte Buch, versendet für 5 Mark.

R. Jacobs, Buchhandlung, Magdeburg.


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 40 Seite 3]

Rennen zu Ratzeburg.
Eingetretener Hindernisse halber ist dasselbe auf                                                    
Freitag, den 3. Juni 1887, Nachmittags 4 1/2 Uhr
verlegt.                                                                              
Das Renn-Comité.

Vignette

Concert auf der Rennkoppel. Eintrittsgeld für Fußgänger 50 Pfennig.
Programm und Bedingungen gefälligst einzufordern von Renn=Comité.

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Allgemeine Bestimmungen:

Rennen I., II., IV. und V. sind Herrenreiten und in Farben, Uniform oder rothem Rock zu reiten
Anmeldungen mit genauer Eingabe des Geschlechts, Farbe, Alter und möglichst Abstammung der betreffenden Pferde sind bis zum 24. Mai, Abends 6 Uhr, mit beigefügtem Einsatz, beim Herrn Inspektor Rautenberg-Ratzeburg zu machen, ebendahin sind auch die Farben der Reiter anzugeben.
Meldungen am Pfosten mit dreifachem Einsatz sind zulässig.
Ueber Streitigkeiten, sowie über Qualification der Herrenreiter entscheidet das Comité endgültig, im übrigen ist für die Rennen das preuß. Reglement für Flachhindernißrennen maßgebend.
Vor Einlegung eines Protestes sind Mk. 30 bei der Waage zu deponiren und verfällt diese Summe, falls der Protest als ungültig zurückgewiesen wird.
Bei zwei Pferden ein Preis, bei mehreren Pferden zwei Preise.
Die Rennen sind offen für Pferde, die seit 1. Januar 1887 nicht in Trainers Hand gewesen und ist Stuten und Wallachen 1 1/2 kg. erlaubt. Vollblut 6 extra. - 4jähr. 2 1/2, 5jähr. 1 kg weniger - Für jede im Jahre 1886 und 1887 gewonnenen Mk. 200 1 kg. extra.
Das Terrain wird Mittags, 1 3/4 Uhr am Renntage gezeigt. Die Bahn darf vorher nicht geritten werden.

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Progamm:
1. Jagdrennen für Schwergewicht. (Preis der Stadt Ratzeburg,)
Ehrenpreise den Reitern des 1. und 2. Pferdes. Einsatz Mk. 10. ganz Reugeld. Distanz ca. 2600 Mtr. Normalgewicht 86 1/2 kg.
2. Flachrennen.
Ehrenpreise den Reitern des 1. und 2. Pferdes. Einsatz Mk. 10. ganz Reugeld. Distanz ca. 1600 Mtr. Normalgewicht 71 1/2 kg.
3. Ponnyrennen.
Erster Preis 20 Mk. Zweiter Preis 10 Mk. Dritter Preis 5 Mk. - Reiter dürfen nicht über 15 Jahre alt sein.
4. Offizier-Flachrennen (Damenpreis)
für Chargenpferde und Pferde im Besitz von activen Officieren, welche, bona fide, von solchen seit 1. April 1887 im Dienst geritten sind.
Ehrenpreise den Reitern des 1. und 2. Pferdes. Einsatz Mk. 6,00 ganz Reugeld. Distanz ca. 1800 Mtr. Normalgewicht 75 kg.
5. Jagdrennen für Leichtgewicht.
Ehrenpreise den Reitern des 1. und 2. Pferdes. Einsatz Mk. 10. ganz Reugeld. Distanz ca. 2600 Mtr. Normalgewicht 75 kg.
Ratzeburg im Mai 1887.                                                                              
Das Comité.
Oberstlieutenant v. Jansson.      Landrath v. Dolega-Kozierowski.      Baurath A. v. Binzer.      Bürgermeister Hornbostel.      Senator Vollmer.      A. Stapelfeldt.      J. Spehr.      H. Rautenberg.      Ch. Wulff.      W. Burmeister.       E. Rautenberg.      Moritz Stein.


Spethman's Hôtel & Restaurant
Mitte der Stadt.    Lübeck.    Nähe des Bahnhofes.
Gute Küche.         Civile Preise.
Hausdiener am Bahnhofe.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 40 Seite 4]

          Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß unser diesjähriger

Königschuß

am 4. und 5. Juli abgehalten wird.
          Loose zu der am 2. Königschußtage erfolgenden Ziehung der Tombola sind schon jetzt zum Preise von à 30 Pfennigen zu haben.
          Schönberg, im Mai 1887.

Der Vorstand der Schützenzunft.
C. Schultze.         F. Baer.         J. Greiff.


Ritterschaftliche Brand-Versicherungs-Gesellschaft
zu Rostock.

Obige Gesellschaft hat ihren Geschäftsbetrieb auch auf das Fürstenthum Ratzeburg ausgedehnt und übernimmt nach Maßgabe ihrer Statuten Versicherung gegen Feuer= und Blitzgefahr auf Gebäude. Mobilien, Vieh, Ernte u. s. w.
Die Herren Districts=Directoren, die auch im Brandfalle der Regulirung der Schäden vorstehen, sind gerne zu jeder Auskunft bereit. Statuten, Tarif und jede gewünschte Information wird bereitwilligst vom Secretariat in Rostock (im Rathhause) gegeben. Als Districts=Directoren fungiren:

Herr Kammerherr von Plessen auf Damshagen für Grevesmühlen und Fürstenthum Ratzeburg.
Herr Graf von Schwerin auf Mildenitz für Mecklenburg=Strelitz.
Herr Hamel auf Wessin für Mil. Aush. Bez. Schwerin.
Herr Graf von Bassewitz auf Perlin für Mil. Aush. Bez. Hagenow.
Herr Rittmeister a. D. von Plötz auf Balow für Mil. Aush. Bez. Ludwigslust.
Herr von Flatow auf Kogel für Mil. Aush. Bez. Parchim.
Herr Freiherr von Langermann auf Zaschendorf für Mil. Aush. Bez. Wismar.
Herr Burmeister auf Kl. Gintow für Mil. Aush. Bez. Doberan.
Herr Schütt-Kassow für Mil. Ansh. Bez. Rostock.
Herr von Oertzen auf Vorwerk für Mil. Aush. Bez. Ribnitz.
Herr Dr. jur. E. Wien auf Friedrichshagen für Mil. Aush. Bez. Güstrow.
Herr Harms-Lehnenhof für Mil. Aush. Bez. Malchin.
Herr von Lücken auf Massow für Mil. Aush. Bez. Waren.

                                                    Das Directorium.


Schnelltrocknende streichfertige Oelfarben, Firniß und Fußbodenoele, ferner Pinsel und Schwämme in großer Auswahl, sowie Cacao, Chocoladen, Rosen-, Veilchen- und Familienseife empfiehlt en gros u. en detail C. F. Alm, Medicinal=Drogerie, Seifen= und Farben=Handlung.

Lübeck, Holstenstraße 22.


Verzinnte Milchsatten,
4 Liter 70 Pfennig., 6 Liter 85 Pfennig. und größer, empfiehlt
Menzendorf.                                                     J. Siebenmark.


Eimer-Bier
jeden Mittwoch.
                                                    C. Schwedt.


Weideketten u. Zaumketten,
sowie
Ketten aller Art
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Auf dem Wege von Carlow nach Pogetz ist eine wasserdichte, mit Riemen versehene Decke verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselbe gegen eine Belohnung abzugeben beim Landbriefträger Kähler in Schönberg.


Gartenbänke,
Stuhl= und Tischfüße
in schöner Auswahl, empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


Bei 3000 Mark Gehalt

suchen solide Leute zum Kaffee=Verkauf in Postcollis a. Private Emil Schmidt u. Co., Hamburg.


Gesucht:
eine Frau zum Flaschenspülen. Stunde 12 Pfennig.                                                    
C. Schwedt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


"Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt des bekannten

Bankhauses A. Wolfsberg

in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser noch besonders aufmerksam machen".


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 40 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 40 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Mai 1887.


Der Zar bei seinen Kosaken. Darüber könnte man jetzt ein Buch schreiben, denn alles das, was in den letzten Tagen in Nowo=Tscherkask vor sich gegangen ist, geht nicht auf ein paar Blätter nur. Der Einzug am Dienstag Abend in die Stadt muß schon sehenswerth gewesen sein, am Mittwoch aber gab's noch wunderbarere Dinge und Vorgänge zu betrachten. Da wurde nämlich der Thronfolger zum obersten Hetmann der Kosaken eingesetzt und der Kaiser sprach dem Kosakenheer in einer großen Kosaken=Versammlung seinen Dank für die geleisteten Dienste und sein Vertrauen für die Zukunft aus. Dann folgten Kosakenspiele, Reiterstücke, Entfaltung und Vorzeigung der Kosakenfahnen und Kleinodien, Illumination und Feuerwerk, sogar auf dem Don, auch Kosakenknaben wurden in Eid und Pflicht als Reiter und Soldaten genommen. Zum Schluß erhielt der Thronfolger von den Kosaken und Kalmücken ein "cremefarbenes" Pferd zum Geschenk.


- Schönberg. Vor einigen Tagen wurde in einem Wasserloche an dem Wege zwischen Hammer und Panten die Leiche des Arbeitsmannes Hans Mull aus Panten aufgefunden und lassen die näheren Umstände bei Auffindung der Leiche darauf schließen, daß der p. Mull durch einen Unglücksfall ums Leben gekommen ist.
- Der deutsche Sommer=Eisenbahnfahrplan tritt am 1. Juni Mitternacht in kraft. Für die Pfingstreisen ist also für die Hinreise noch der Winter=Eisenbahnfahrplan maßgebend.
- Nach einer dieser Tage erfolgten Entscheidung des Reichsgerichts ist ein Wirt verpflichtet am Tage jedem sich anständig benehmenden Gast, Getränke zu verabreichen, und macht sich durch die Verweigerung einer Beleidigung schuldig.
- Der Neubrandenburger Pferdemarkt am 17. und 18. Mai war am ersten Tage von sehr vielen Schaulustigen besucht. Es waren über 3000 Billets zu einmaligem Eintritt und ca. 400 Passepartouts ausgegeben worden. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog beehrten am 17. den Markt mit Ihrem hohen Besuche und verweilten längere Zeit auf dem Zuchtmarktplatze. An dem Rennen für untrainirte Pferde nahmen 3 Bereiter Theil. Mit einem Pferde des Händlers Heine=Neubrandenburg errang der Bereiter Tessin den Hauptpreis von 100 M. Auf dem Marktplatze concertirte das Trompetercorps des Demminer Ulanen=Regiments, dessen Chef bekanntlich Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist. Das Verkaufsgeschäft nahm einen ziemlich befriedigenden Verlauf; es wurde gerade kein großer Umsatz erzielt, für edlere Pferde aber wurden hohe Preise bewilligt. Der Hauptpreis, eine Equipage mit vier Pferden und kompletem Geschirr, fiel auf Nr. 11 082, der 2. Preis, eine Equipage mit zwei Pferden und kompletem Geschirr, wurde auf Nr. 62 494 gewonnen. Die 37 Pferde fielen auf folgende Nummern: 6274, 6781, 7449, 7837, 8318, 8419, 9945, 16 924, 22 568, 27 110, 36 801, 40 688, 41 290, 43 906, 44 000, 45 477, 47 207, 49 376, 49 568,49 670,50 857, 54 170, 62 581, 63 889, 68 300, 75 650, 76 049, 81 702, 81 893, 85 433, 87 467, 90 863, 95 836, 95 880, 96 111, 96 420, 97 446. Die übrigen 588 Gewinne bestehen in Wagen=, Pferd= und Schlafdecken, Trensen= und Stangenzäumen und Reitstöcken. Der Hauptgewinn soll wiederum nach Teterow gefallen sein. Der Gewinner soll ein Stellmachergesell sein; im vorigen Jahre war es ein Tischlergesell daselbst.
- Die am 3. Juni stattfindende Kanalfeier wird einen größeren Theil der deutschen Kriegsmarine im Kieler Hafen versammelt sehen, denn es werden sich dort befinden: Das Manövergeschwader, das Reservegeschwader, das Schulgeschwader, die Panzerkorvette "Hansa," sämmtliche Schulschiffe, die Torpedoflottille, sowie noch einige Schiffe der Nordseestation.
- An einem Tag, am 16. Mai, haben in Berlin 11 Personen durch Selbstmord ihr Leben verloren, durch Ertrinken, Sturz aus dem Fenster Vergiftung, Erhängen, Erschießen, Verblutung und Ueberfahren lassen durch den Bahnzug. Alle diese Fälle meldet in lakonischer Kürze der Polizeianzeiger.
- Ihre großen "Staatsangelegenheiten" läßt die Prinzessin Wilhelm von Preußen zumeist in Wien erledigen, wo sie zu den ständigen Kunden eines bekannten Modegeschäfts zählt, und eben jetzt wird in denselben eine reizende blaue Sommer=Toilette für die hohe Frau angefertigt. Bei allen feierlichen und festlichen Ereignissen in der prinzlichen Familie überrascht Prinz Wilhelm seine Gemahlin mit einer neuen Toilette, die nach seinen eigenen Anordnungen angefertigt wird. Als der Prinz das letzte Mal in Wien weilte, stattete er auch einen Besuch in dem Modegeschäft ab und ließ sich von der Dame des Hauses eine Reihe von Modellen zeigen. Einige darunter fanden das besondere Gefallen des Prinzen, der danach seine Aufträge gab; einige andere jedoch, die nicht minder das Interesse des hohen Gastes erregt hatten, ließ dieser, trotz der Empfehlungen von Madame, zurückstellen. "Wo denken sie hin," sagte der Prinz lächelnd, "ein armer Oberst mit drei Kindern wie ich, darf nicht solchen Toiletten=Aufwand treiben." Dieses Wort gestaltet sich jetzt noch wirksamer, da Prinz Wilhelm inzwischen zum "Oberst mit vier Kindern" avanciert ist.
- Die Borsig'sche Maschinenfabrik in Berlin wird in einigen Wochen definitiv geschlossen; dieselbe beschäftigte früher 3000 Arbeiter und hat lange Zeit hindurch die meisten Lokomotiven für die deutschen Eisenbahnen geliefert.
- Krolltheater in Berlin. Der Grund und Boden, auf dem das Kroll'sche Theater steht, ist dem Kommissionsrath Engel auf weitere vierzig Jahre verliehen worden. Das Institut steht auf fiskalischem Boden. Der vom Hause in Anspruch genommene Boden ist ihm auf ewige Zeit verliehen, derjenige des Parks war es auf 40 Jahre gegen eine jährliche Pacht von - - 7 Groschen. Dieser vierzigjährige Zeitraum geht 1891 zu Ende, und Rath Engel richtete an die Regierung die Bitte um Ueberlassung des Terrains auf weitere 40 Jahre. Zunächst wurde ihm eröffnet, die Pacht würde freilich erhöht werden - vielleicht gar auf die enorme Summe von jährlich - - 50 Mark. Jüngst aber bekam Herr Engel, so meldet der "Börsenkurier", die Verständigung, er werde das Terrain auch für fernere 40 Jahre und zwar, wie es heißt, auf Wunsch des Kaisers, unter den alten Bedingungen erhalten - gegen eine baar zu entrichtende Pachtsumme von jährlich 70 Pfennig. Hoffentlich wird ihn diese Miethslast nicht übermäßig drücken.
- Eine Studentenkneipe auf Aktien dürfte im akademischen Leben eine neue Erscheinung sein. Unter der Firma "Bonner Preußenkneipe" hat sich in Bonn eine solche Gesellschaft gebildet zwecks Erwerbs und Erhaltung eines Grundstücks in Bonn zur Benutzung für das Korps "Borussia" "ohne oder gegen Vergütung," sowie überhaupt die Förderung der Zwecke dieses Korps. Das Grundkapital der Gesellschaft ist auf 90 000 Mk. festgesetzt und in 300 auf Namen lautende Aktien zu 300 Mk. zertheilt.
- Auf der internationalen Gartenbau=Ausstellung in Dresden ist der Preis des Kaisers Wilhelm für die hervorragendste Gesammtleistung auf dem Gebiet der Obstbaumzucht den von N. Gaucher in Stuttgard ausgestellten Baumschulartikeln zuerkannt worden. Gauchers großartige Obstbaumschulen erfreuen sich eines Weltrufes.
- Wie dem Komponisten der "Wacht am Rhein" Carl Wilhelm in Schmalkalden, soll nun auch dem Dichter dieses patriotischen Liedes, dem trefflichen

[ => Original lesen: 1887 Nr. 40 Seite 6]

Max Schneckenburger, ein Denkmal gesetzt werden. Am 12. d. fand in Tuttlingen in Schwaben die erste Sitzung des Komites statt, in welcher ein Aufruf an das deutsche Volk beschlossen und festgestellt wurde. Es ist geplant, das Denkmal aus Granit herstellen zu lassen mit dem Medaillonbild des Dichters und Reliefs, die auf die Wacht am Rhein Bezug haben.
- In Leipzig findet in den Tagen vom 25. bis zum 27. Juni der zweite deutsche Skat=Kongreß statt. Mit dem Kongreß wird ein großes Skat=Turnier, sowie ein Skat=Problem=Turnier mit Preisen für Einreichung der besten Skataufgaben und ein Lösungs=Turnier mit Preisen für schnelle und richtige Lösung gestellter Skataufgaben verbunden. Alle Zuschriften sind an den Schriftführer E. R. Ender in Leipzigs Reichsstraße 6, II., zu richten.
- Bei dem Bau der Chausseestrecke Neusalz=Freistadt in Schlesien fand ein Steinschläger beim Zerschlagen eines Feuersteines in demselben einen glänzenden Stein von der Größe eines Taubeneies. Die Untersuchung durch Sachverständige hat ergeben, daß der Fund ein Diamant von seltener Größe und Schönheit war. Dem glücklichen Finder sind sofort 5000 Mark dafür geboten worden, doch hat derselbe den Verkauf abgelehnt, weil er den Stein nach dem Fundorte für ein Eigenthum des Fiskus hält.
- Damit man nicht gleich eine ganze Flasche Sekt kaufen muß, hat das Komite der demnächstigen deutschen Ausstellungen in Frankfurt a. M. beschlossen, auch den Champagner glasweise abzugeben und damit die Gebrüder Hoechli in Geisenheim beauftragt.
- Prinz Rupprecht, der älteste Sohn des Prinzen Ludwig von Baiern, wurde am Mittwoch feierlich für großjährig erklärt, da er das 18. Lebensjahr vollendet hat. Vor einigen Tagen legte er in Gegenwart der älteren Prinzen sein praktisches Offiziersexamen ab.
- In Offenbach am Main fand kürzlich eine probeweise Mobilmachung des dort garnisonirenden Bataillons statt. Um 12 Uhr Mittags kam der Befehl und um halb 3 Uhr stand die ganze Mannschaft, vollständig feldmarschmäßig ausgerüstet, im Kasernenhof bereit.
- Unter der Anklage, eine Kiste mit Wein gestohlen zu haben, stand das gesammte Personal eines Eisenbahnzuges in Köln vor Gericht. Der Zugführer erhielt ein Jahr Gefängniß, desgleichen zwei Schaffner. Der dritte kam mit 6 Monaten davon.
- In der Pulverfabrik Rottweil in Düneberg bei Geesschacht ist am Freitag früh die hydraulische Presse explodirt, 2 Arbeiter sind todt, mehrere andere verwundet.
- Zahlreiche Arbeiter und Dienstmädchen treffen neuerdings aus Frankreich wieder in Deutschland ein, sie mußten infolge der neuerlichen chauvinistischen Hetzereien entlassen werden. Der Kriegsminister Boulanger hat sogar den Offizieren das Halten deutscher Dienstmädchen untersagt.
- Das wird der Königin von Serbien schon gefallen. Sie wird auf die besondere Einladung des Zaren hin während ihres Aufenthaltes in der Krim das kaiserliche Lustschloß Livadia bewohnen und ein eigenes russisches Kriegsschiff für die Fahrt von Odessa nach Jalta gestellt erhalten. Man sieht, Rußland kann gegen seine Freundinnen zuvorkommend sein.
- Der diplomatische Frühschoppen ist nach dem Beispiel Bismarcks nun auch in der Schweiz salonfähig geworden. Der bayrische Gesandte in Bern lud vor einigen Tagen alle Kollegen und Würdenträger zum Frühschoppen ein und alle, alle kamen und amüsirten sich.
- Der diesjährige Mai hat den Vorzug als Sonntagskind geboren zu sein. Wir haben den seltenen Genuß, nicht weniger als sieben Sonn= und Festtage in ihm zu verzeichnen. In diesem Jahrhundert war dieses nur im Mai des Jahres 1817 der Fall.
- Ein seltsamer Rechtsfall wird aus Diano Marina gemeldet, jener Ortschaft, die durch das letzte Erdbeben an der Riviera am meisten gelitten hat. Zwei neben einander stehende Häuser, die zwei verschiedenen Familien gehörten, stürzten eines auf das andere und begruben sämmtliche Bewohner, von denen kein einziger dem Tod entrann. Als man den Schutt und die Leichen wegräumte, fand man einen Betrag von 200,000 Francs, theils in Gold, theils in Banknoten. Da nicht zu ermitteln war, aus welchem Haus diese Summe stammte und da kein Bewohner am Leben geblieben war, der über den Besitzer dieses Geldes Aufschluß zu geben vermöchte, so sind jetzt die hartnäckigen Erben der beiden Familien, welche die beiden eingestürzten Häuser bewohnten, in einen Rechtsstreit gerathen, der den Richtern große Schwierigkeiten machen wird, wenn kein Salomo unter ihnen ist.
- Die ganze grüne Steiermark liegt im Schnee und in Südtirol wird aus mehreren Orten berichtet, daß dort der Schnee Aeste und Baumkronen breche, und vierzig Centimeter den Boden bedecke.
- Der Verkauf französischer Krondiamanten ergab bis zum 18. d. einen Erlös von 3 640 000 Francs.
- Im Norden Island sind im verflossenen Winter in Folge des Schlechten Fischfangs 5 Personen Hungers gestorben. Der durch den Mißerfolg des Fischfangs und der schlechten Heuernte in voriger Saison verursachte Nothstand auf der Insel ist so groß, daß Hunderte von Personen heuer Vorkehrungen getroffen haben, nach Amerika auszuwandern.
- Die massenhafte Einwanderung in Amerika dauert noch immer fort und erwartet man, daß Sie dieses Jahr 1 000 000 überschreiten wird. Die Zahl der deutschen und irischen Einwanderer ist geringer als in früheren Jahren, aber die der russischen, österreichischen und italienischen hat stark zugenommen. Die Russen stammen meist aus den Getreidegegenden am schwarzen Meere.
- Ein Andenken an den deutsch=französischen Krieg. Geh. Medizinalrath v. Bergmann hat dieser Tage in Berlin in der chirurgischen Klinik einen kräftigen Mann vorgestellt, welcher bis jetzt an den Folgen einer Schußverletzung zu leiden hatte, die er im Krieg 1870-1871 erhalten hatte. Am 16. August 1870 hatte der damals 21 jährige Soldat, während er im Anschlag lag, einen Schuß bekommen. Die Kugel war am Oberschenkel dicht oberhalb des linken Kniees eingedrungen, an der Innenseite ausgetreten und dann unten wieder in die Ferse eingedrungen. Hier war sie sitzen geblieben. Die Wunde heilte damals nach einer mäßigen Eiterung und es ging ihm, nachdem er aus dem Krieg heimgekehrt war, eine Zeit lang ganz gut. Bald aber begann eine Eiterung, welche von Zeit zu Zeit acute Schübe machte. Ein solcher veranlaßte ihn jetzt, die Hülfe der Klinik aufzusuchen. Er behauptete, daß die Kugel damals nicht entfernt worden sei und noch in seinem Fuß stecken müsse, "er wolle das Ding nun endlich mal 'raus haben, damit er wieder Ruhe bekomme". Der Fuß zeigte sich zwar nicht sehr verändert, die Haut war etwas braun und zeigte eine mäßig große Narbe, die an der Innenseite des Fersenbeins fest anhaftete. Aber trotzdem man nichts von der Kugel fühlte, war die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß sie tief eingekeilt im Knochen sitze. Eine Sondenuntersuchung mit der Nélaton'schen Porzellansonde, die, sich an der Bleikugel reibend, einen schwarzgrauen Bleibeschlag bekommt, wurde als unnütz unterlassen. Professor Bergmann entschloß sich zur Operation. Der Knochen wurde aufgemeißelt und nach einer viertelstündlichen, mühsamen Minirarbeit gelang es endlich, das "corpus delicti" aufzudecken. Tief im Knochen saß die Kugel von einigen weißen Flecken bedeckt. Der Knochen ringsherum war vollständig elfenbeinhart geworden. Die Kugel wurde herausgezogen, auf einen Teller gelegt und ging dann unter den Anwesenden von Hand zu Hand. Es war eine mit Schmutz und Rost bedeckte Chassepotkugel. Der Mann hatte sie sonach nahezu volle siebzehn Jahre im Fuß mit sich herumgetragen. Als der Patient aus der Chloroform=Narkose erwachte und man ihm die Kugel zeigte, betrachtete er sie kopfschüttelnd und verwundert. "Gut, dat det Biest 'raus is", sagte er lächelnd, "die will ich mir zum Andenken an die sackermentschen Franzosen uffheben, un wenn ick in den nächsten Krieg jejen die Franzosen ziehe, so will ick's ihnen heimzahlen."
- Von den Sitten und Gewohnheiten anderer

[ => Original lesen: 1887 Nr. 40 Seite 7]

Menschen zu hören, ist gewiß nicht uninteressant; auch kann eine Vergleichung derselben mit den im eignen Lande oder Orte herrschenden vielfach nützlich und heilsam sein. Heute mag der geehrte Leser einmal die ihm bekannten Gebräuche mit den Gebräuchen zusammenstellen, die bei Beerdigungen auf der schwäbischen Alp bestehen. Dort werden bei allen Begräbnissen, oft selbst bei Beerdigungen todtgeborner Kinder, Grabreden gehalten. Bei dem Begräbniß der über ein Jahr alten Personen wird auch gesungen. Ist der Leichenzug auf dem Gottesacker angekommen, so umstellen die nächsten Angehörigen das Grab, um die Grabrede, die der Lehrer hält, zu vernehmen. Vom Grabe aus geht man dann in die Kirche zur Anhörung der Leichenpredigt. Wenn da die Männer den Hut aufbehalten, so ist das wohl auffallend, aber landesüblich. Als Zeichen der Trauer tragen die Frauen weiße Taschentücher in der Hand. Nach Schluß des Predigtgottesdienstes versammeln sich die Theilnehmer im Leichenhause, um den sogen. Leichentrunk zu feiern, bei dem oft des Guten zu viel gethan wird.
- Sehr bezeichnend für die Amerikanerinnen ist Folgendes: Die amerikanische Damenwelt in London drängt sich in letzter Zeit so sehr, der Königin vorgestellt zu werden, daß die amerikanische Gesandtschaft ein sehr offenes Schreiben hat erlassen müssen, in welchem es heißt, daß die diplomatischen Vertreter nur unter besonderen Umständen jemanden bei der Königin einführen können, d. h. nur wenn die betreffende Dame eine wirkliche hohe soziale Stellung in den vereinigten Staaten besitzt, welche sie dazu berechtigt, dem Damenempfang der Königin unter den Auspicien beizuwohnen. Es ist absolut nothwendig geworden, die Zahl der Vorstellungen von Amerikanerinnen zu beschränken. Das fieberhafte Verlangen derselben, im Buckingham=Palast die Kniee zu beugen, entspringt in vielen Fällen der irrigen Ansicht, daß der Zulaß zum Damenempfang eine Einladung zu den Jubiläumsfestlichkeiten nach sich zieht, obgleich es etwas sehr verschiedenes ist, einem Damenempfang bei der Königin beizuwohnen und eine Einladung nach dem Palast zu bekommen.
- Wie man Blutungen schnell stillt. Es giebt kaum einen Handwerker, dem es nicht vorkommen könnte, daß er sich verletzt und irgend ein Glied stark zu bluten beginnt. Im ersten Augenblick herrscht in solchen Fällen Kopflosigkeit, und man weiß nicht schnell wie man die Blutung stillen soll. Für solche Fälle möge sich jeder das folgende einfache, aber sehr wirksame Mittel merken: Nimm Watte, tauche sie in heißes Wasser und lege sie dann auf die Wunde. Der Erfolg ist überraschend, selbst bei Verletzungen der Pulsadern. Blos Watte auflegen oder Watte in kaltes Wasser getaucht, soll nicht diese überraschende Wirkung äußern.
- Frisches Wasser den Schweinen. Wenn auch das Schwein in seiner täglichen Nahrung viel Flüssigkeit zu sich nimmt, so macht sich bei ihm trotzdem, vorzüglich in der heißen Jahreszeit, das Verlangen nach frischem reinen Wasser geltend. Es ist nicht genug zu betonen, daß das Wasser frisch und rein sein müsse, indem so mancher in der irrigen Ansicht, das Schwein fühle sich nur im Schmutze wohl, jede unreine, abgestandene Pfütze zur Tränke des Borstenviehs als hinreichend hält. Wenn kein andres Wasser den Schweinen geboten wird, so muß allerdings das Schwein, um den quälenden Durst zu löschen, sich zum Nachtheile seiner Gesundheit auch mit der verdorbenen Tränke, ja mit der Jauche zufrieden geben. Ein nur einmaliger Versuch, im eigensten Interesse des Besitzers ausgeführt, wird zur Genüge darthun, wie oft und gern das Schwein zu dem mit frischem Wasser gefüllten Troge eilt, wie es dasselbe begierig einsaugt und sichtlich erquickt wieder seine Streu aufsucht oder sich im Laufplatze herumtummelt. Die Gepflogenheit der täglichen Tränke hat stets nur Nutzen gebracht; wer nicht seines eignen Vortheils Feind sein will, unterlasse nicht, diese Mahnung zu befolgen.
- Eins nach dem Andern. Meister (zum Lehrjungen): "He, bist Du noch nicht fertig mit dem Stiebelputzen, Du fauler Schlingel." - Lehrjunge: "Gleech Meester, ick bin schon beim zweeten." - "Na nu, wo is denn der erste?" - "Den putz ick erst, wenn der zweete fertig is."


Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 40 Seite 8]

Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
[Schluß.]


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