No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. April
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 30 Seite 1]

Die Osterferien des Reichstags gingen am 19. April zu Ende und eine sehr arbeitsreiche Zeit beginnt damit.
Wie aus Berlin berichtet wird enthält der dem Bundesrathe vorliegende Nachtragsetat Forderungen für die Ausführung des Militärgesetzes von rund 47 Millionen, außerdem nahezu 90 Millionen einmalige Ausgaben für Kasernen, Festungen, Ausrüstung der Truppen mit neuem Gepäck. Der Gesammtbetrag beziffert sich auf etwa 134 Millionen.
Es gilt jetzt als zuverlässig, daß der Papst ein Aktenstück veröffentlichen wird, in dem das Verhalten vorgezeichnet wird, das das Centrum in betreff der Abstimmung über das politische und kirchliche preußische Gesetz einhalten soll.
In Berliner Hofkreisen, so erzählt das dortige "Tageblatt", hege man ernste Besorgnisse wegen der erschütterten Gesundheit der Kaiserin von Rußland. An und für sich von zartester körperlicher Konstitution, sei die Kaiserin unter den Schicksalsschlägen der letzten Wochen fast zusammengebrochen. Zu der unaufhörlichen Angst um ihr eigenes Leben, sowie um das Leben ihres Gatten und ihrer Kinder habe sich der harte Kummer über die Erkrankung ihrer Schwester, der Herzogin Thyra von Cumberland, gesellt, zumal gerade das verschlimmerte Leiden der Letzteren mit Recht auf die jüngsten Petersburger Ereignisse zurückgeführt werde. Außerdem sei die Zarewna ununterbrochen von Besorgnissen rücksichtlich der Gesundheit ihres ältesten Sohnes, des Thronfolgers, gequält. Das Zusammenwirken aller dieser Umstände habe die Kaiserin in einen Zustand tiefer Niedergeschlagenheit, nervöser Ermattung und körperlicher Schwäche versetzt, aus welchem sich bei dem geringsten weiteren Anlaß nur zu leicht ein ernstliches Nervenleiden entwickeln könne.
Wo stecken die 5 Milliarden Franks oder 4 Milliarden Mark, welche Deutschland von Frankreich als Kriegsentschädigung erhalten hat? Nahezu 1 Milliarde Mark besitzt das Deutsche Reich noch gegenwärtig in 5 Fonds, dem Invalidenfonds, welcher mit 561 Millionen Mark ausgestattet ist, dem Reichsfestungs= und dem Reichseisenbahn=Baufonds, dem bekannten Kriegsschatz von 120 Millionen im Juliusthurm in Spandau und dem Fonds für das Reichstagsgebäude (24 Millionen), wozu noch die Zinsen seit 1873 kommen. Die zweite Milliarde ist lediglich durch die Hände des Reiches gegangen, indem mit derselben sofort die drei Kriegsanleihen von 120 Millionen, 100 Millionen und 120 Millionen preußischer Thaler = 1020 Millionen Mark getilgt worden sind. Von den beiden letzten sind etwa 1 1/4 Milliarden verwandt zum Ersatz der direkt durch den Krieg erwachsenen Schäden; wir nennen nur die Hauptrubriken: für die Wiederherstellung der gesammten im Feldzug verschlissenen Heeresausrüstung (das sogen. Retablissement) 320 Millionen, die Vergütung sämmtlicher Kriegsschäden in Elsaß=Lothringen und Baden (Kehl), sämmtlicher Schäden der deutschen Rhederei durch die Kaperei, die Erstattung sämmtlicher Kriegskosten der deutschen Gemeinden (Einquartierung, Fuhren), die Transportkosten der Eisenbahnen für Beförderung sämmtlicher Truppen, Vorräthe, Gefangenen. Ueber die dann noch übrigen 3/4 Milliarden ist zu einem kleineren Theil für bestimmte große Reichszwecke verfügt, namentlich die Kosten der Einführung der Münzeinheit, also der Prägung der gesammten neuen Münzen; ferner die Reichsbeihilfe zur Gotthardbahn und die bekannten Dotationen des Fürsten Bismarck und der Generale (12 Millionen). Eine bescheidene halbe Milliarde endlich ist zur Austheilung an die einzelnen Staaten gelangt und in der mannigfachsten Weise verwandt zur Schuldentilgung, zu Steuererlässen, Verbesserung der Beamtengehälter, in Preußen speziell auch zur Dotation der Provinzialverbände.
Es ist Thatsache, daß Frankreich Rußland ein Bündniß angeboten hat, Thatsache aber auch, daß Rußland dieses Bündniß auf Befehl Kaiser Alexanders zurückgewiesen hat. Diese Ablehnung gewinnt noch an Bedeutung dadurch, daß Rußland auch seine Betheiligung an der großen Ausstellung in Paris abgelehnt hat, mit welcher Frankreich das 100jährige Jubiläum seiner Revolution von 1789 zu feiern gedenkt. Kaiser Alexander hat ein Haar in der Revolution gefunden. All diese Thatsachen zeigen aber zugleich, daß Frankreich unermüdlich mächtige Bundesgenossen gegen Deutschland sucht und daß der waffenstarrende Friede nur ein Friede von der Hand in den Mund ist. Frankreich ist und bleibt die Unruhe in der Uhr Europas.
Die Nothlage der Lehrer in Belgien ist groß. Es vergehen Monate, ehe sie nur einen Theil ihrer Besoldung erhalten. Nicht viel besser ergeht es den fest angestellten Lehrern; auch bei diesen sind die Klagen über die unregelmäßige Gehaltszahlung allgemein. Selbst in größeren Gemeinden, ganz abgesehen von den kleinen Ortschaften, müssen die Lehrer Monate lang auf ihr Gehalt warten, und beschweren sie sich bei der Regierung, so werden sie auf den langwierigen Rechtsweg verwiesen.
Die afghanische Grenze, über welche Rußland und England schon lange in Streit liegen, soll nunmehr endgiltig festgestellt werden. Oberst Ridgeway und Kapitun Barrow sind von London zur Wiederaufnahme der Unterhandlungen mit der russischen Regierung nach St. Petersburg abgereist.
In Rußland muß die Geldklemme groß sein. Die neue Paß=Steuer soll schon am 15. April a. St. (27. April n. St.) in Kraft treten, und zwar soll sie sofort rückwirkende Kraft erhalten d. h. alle Russen, die von diesem Termin an mit alten Pässen aus dem Ausland heimkehren, sollen 10 bis 25 Goldrubel Strafe zahlen. Da wäre es besser, sie näherten sich der Grenze des gelobten Landes überhaupt nicht wieder. Ferner sind die Zollämter der russischen Häfen des Schwarzen Meeres ermächtigt, von jedem einlaufenden Schiff eine hohe Abgabe für die Leuchtthürme zu erheben; dasselbe ist in Kronstadt der Fall. Die Russen können also nicht einmal mehr ihre eigenen Lichter bezahlen.


- Schönberg. Durch Verordnung vom 28. Januar d. J., welche in Nr. 7 des Officiellen Anzeigers veröffentlicht ist, wird jedes Aufblasen des

[ => Original lesen: 1887 Nr. 30 Seite 2]

Fleisches geschlachteter Thiere bei einer Geldstrafe bis zu 50 M. oder bei einer Haftstrafe bis zu einer Woche verboten, auch die Einziehung des verbotswidrig aufgeblasenen Fleisches angedrohet. Wenn wir nun trotzdem in den Straßen von Schönberg wiederholt solches Fleisch haben umhertragen sehen, so liegt dies wohl daran, daß die Bestimmungen der gedachten Verordnung bisher so wenig den Fleischverkäufern, als dem consumirenden Publikum bekannt geworden sind und haben wir uns daher zu diesem Hinweis veranlaßt gesehen.
- Schönberg. Seit Jahren wurde in Petersberg und anderen benachbarten Dörfern kleinere Diebstähle an Federvieh und Lebensmitteln verübt, ohne daß es gelungen wäre, diese Diebe zu fassen. Jetzt hat der Dieb seine Visitenkarte in Gestalt einer mit seinem Namen versehenen Pfeife zurückgelassen. In der Nacht zum 14. April wurden nämlich beim Hauswirth Badstein zu Petersberg aus der Räucherkammer 2 Schinken und 9 Mettwürste gestohlen, und hatte der Dieb am Thatorte seine Pfeife vergessen, die seinen Namen trug und als das Eigenthum eines früher in Petersberg dienenden Knechts, der jetzt als Arbeiter sich in Lübeck aufhält, erkannte. Die hiesige Polizei wandte sich sofort telegraphisch an die Polizei in Lübeck und die alsbald von letzterer angestellte Recherchen ermittelten, daß der verdächtige Arbeiter mit seinem Logiskollegen den Diebstahl verübt und die gestohlenen Sachen Nachts zu seinem Schwager, einem in Lübeck wohnenden Arbeiter, gebracht hatte, wo sie auch aufgefunden und in Beschlag genommen wurden. Die beiden Diebe wurden hierher transportirt. Der Arbeiter, welcher das gestohlene Gut angenommen wird sich wegen Hehlerei zu verantworten haben.
- Nach dem Armeen=Verordnungsblatt werden beim Gardecorps, sowie in den Bezirken des III., V., VI., VIII., VIII., IX., X., XIV. und XV. Armeecorps in diesem Jahre Generalstabsübungsreisen stattfinden.
- Es bestätigt sich, daß in Hamburg oder Altona ein großartiges Lager verbotener sozialdemokratischer Schriften entdeckt und mit Beschlag belegt worden ist. Ein feingekleideter Herr war zu einfachen Leuten in der Vorstadt gekommen und hatte ihnen den Bodenraum abgemiethet, um Infusorienerde dort unterzubringen. Täglich brachten Leute Kisten und Koffer von Infusorienerde und zechten wacker auf dem Boden. Es war aber keine Erde, sondern sozialistische Flugschriften, was in den Kisten war, volle 16 Centner. Die Untersuchung hat schon viele Leute in ganz Deutschland blosgestellt.
- Der Hamburger Senat wird eigene Elektrizitätswerke errichten lassen und hat hierfür zunächst 1 Million Mark zur Verfügung gestellt. Die Elektrizitätswerke werden mit den städtischen (staatlichen) Gaswerken vereinigt, wodurch ein sehr billiger Betrieb erzielt wird.
- Die Klopstocklinde, dieses historische Merkmal auf dem Ottensener Friedhof soll in Gefahr sein abzusterben, was man glaubt verhindern zu können, wenn das neben dem Baume liegende Gasrohr verlegt wird.
Aus Kellnerkreisen ist dem Reichstage neuerdings eine Petition zugegangen, in welcher beantragt wird, es möge bestimmt werden, daß die "Hotel= und Restaurant=Angestellten" seitens der Behörde nicht mehr als "Dienstboten", sondern als "Gewerbegehülfen" angesehen werden möchten.
- In Berlin riß ein im rasenden Lauf daherstürmender Wagen der Feuerwehr den Perron eines Pferdebahnwagens vollständig ab. Der Pferdebahnkutscher wurde heruntergeschleudert, das Pferd flog ein ganzes Stück zur Seite, glücklicherweise schienen beide keinen Schaden gelitten zu haben.
- Einen ergrauten Einjährig-Freiwilligen hat jetzt das Kaiser Alexander=Regiment in Berlin aufzuweisen. Durch irgend eine Veranlassung ist das Haar des jungen Mannes vollständig grau geworden und steht in seltsamem Kontrast zu dessen jugendfrischem Gesicht.
- Die Einführung des Infanterie=Seitengewehrs M. 71/84 für die königlich bayerische Armee ist angeordnet worden.
- Die deutschen Geographen halten augenblicklich in Karlsruhe ihre VII. allgemeine Versammlung ab. Die Betheiligung ist eine sehr große, auch Gäste sind von Nah und Fern herbeigeströmt. Die Sitzungen finden im Polytechnikum statt.
- In Köln schossen am Ostermontag auf dem Walle zwei in der Büchsenmacherei befindliche Pioniere mit Mausergewehren aufeinander. Der eine wurde in die Schläfe getroffen und sofort getödtet, während der andere noch lebend, aber hoffnungslos verletzt mit zerschmetterter Kinnlade ins Krankenhaus verbracht wurde. Ueber die Ursache und den Hergang der schrecklichen That weiß man noch nichts. Am Morgen noch hatten die beiden in freundschaftlicher Weise verkehrt, da sie aber im Besitz von Patronen waren, ist ein unglücklicher Zufall ausgeschlossen.
- Die Deutzer Blutthat klärt sich durch die Aussagen des Ueberlebenden auf. Die beiden Pioniere hatten aus der Büchsenmacherei zwei in Reparatur befindlichen Gewehre entnommen um auf dem Wall damit Katzen zu schießen. Nach geraumer Zeit vergeblichen Wartens hörte der Eine das Zeichen zur Arbeit, sprang auf und schritt mit dem Gewehr dem Andern entgegen, der in der Mittagshitze eingeschlafen war. In dem Augenblick, als dieser aus dem Schlafe aufgeweckt sich erhob, traf ihn die Kugel aus der Flinte seines Kameraden in die Schläfe, da sich das Gewehr infolge Berührung des Stechers entladen hatte. Als der unvorsichtige Schütze die Leiche seines Kameraden sah, nahm er das Gewehr des Letzteren steckte den Lauf in seinen Mund und drückte ab. Aber den gesuchten Tod fand er nicht; der größte Theil des Gesichtes und der Gaumen ist vollständig zerschmettert, doch ist Hoffnung vorhanden, den Schwerverletzten am Leben zu erhalten. Freilich wird in diesem Falle nicht ein langwieriges Leiden die einzige Strafe sein, welche den durch Leichtsinn und Unvorsichtigkeit Schuldigen trifft.
- Ranke's Bibliothek, für die sich in Deutschland kein Käufer gefunden hat, soll jetzt nach Amerika an eine dortige große öffentliche Bibliothek verkauft worden sein.
- In Nürnberg sind an den höheren Lehranstalten für Mädchen, ebenso wie an sämmtlichen Volksschulen, die öffentlichen Schulprüfungen aufgehoben.
gehoben.


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterlaßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt von G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke zollfrei in's Haus.


Anzeigen.

In dem Zwangsversteigerungsverfahren der früher dem Büdner und Handelsmann Fritz Wilms zu Herrnburg gehörigen und daselbst belegenen Büdnerei c. p. und der früher ebenfalls dem p. Wilms gehörigen, im Hypothekenbuche nicht angegebenen 4 Grundstücke ist zur Erklärung über die Theilungspläne sowie zur Vertheilung der Masse vor dem unterzeichneten Gerichte Termin auf

Freitag, den 29. April 1887,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt, zu welchem die Betheiligten mit dem Bemerken geladen werden, daß die Theilungspläne auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht niedergelegt sein werden und daß gegen einen in dem Termin nicht erschienenen Gläubiger angenommen werden wird, daß er mit Ausführung der Pläne einverstanden ist.
Schönberg, den 13. April 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.         


[ => Original lesen: 1887 Nr. 30 Seite 3]

In der Concurssache des Pächters Deggau in Herrnburg sollen am Sonnabend, den 23. April d. J. Vormittags 11 Uhr an Ort und Stelle

1 Rest Heu, circa 4-6000 Pfd. Stroh, 1 Pflug, 1 Stück Speck, einige Scheffel
Kartoffeln, etliche Mannskleidungsstücke etc.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 18. April 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Auctionsanzeige.

Montag, den 25. April d. J. Vormittags 10 1/2 Uhr sollen in Lüdersdorf auf der Hofstelle des Büdners Blanck daselbst die Nachlaßsachen des Kiepenmachers Wittfoth aus Duvennest öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Es sind dies namentlich:

Tische, Stühle, 1 Kommode, 1 Chatoulle, 2 Bettstellen, einige Bettstücken, verschiedenes Küchengeräth, Küben, Eimer, Arbeitsgeräth aller Art, 1 Schiebkarre, 1 Häcksellade, 1 Wanduhr, Säcke, Flachs und andere Sachen mehr.


General Versammlung

der Mitglieder der Schönberger Allgemeinen Sterbekasse im Lokale des Herrn Gastwirth Boye am Sonntag, den 25. April, Nachmittags 5 Uhr.

Tagesordnung:
Wahl eines Vorstand=Mitgliedes.
Rechnungs=Ablage.                         
                                                    Der Vorstand.


Versammlung des
Imkervereins:
Sonntag, den 24. April.


Heute Nachmittag 3 Uhr entschlief sanft nach längerem Leiden meine innigst geliebte Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter Else Hagen geb. Wilms. Tief betrauert von den Hinterbliebenen.
Schönberg, den 18. April 1887.
Die Beerdigung findet Freitag Nachmittag 3 Uhr statt.


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                                                       C. Schwedt.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst als Maler etablirt habe.
Indem ich meinen werthen Kunden stets sauber ausgeführte Arbeiten zu liefern verspreche, bitte um geneigten Zuspruch.

                                                    Ergebenst
                                                    Joach. Köster,
                                                    Maler,
                                                    Schönberg i./Mckl., Wallstraße 126.

Auch halte ich Tapetenproben nach den neuesten Mustern meinen werthen Kunden bestens empfohlen.

                                                                              D. O.


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Ernst & von Spreckelsen
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Niederlage bei unsern Vertretern,
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J. Borchert, Carlow.
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Die auswärtigen Anhänger des homoöpathischen Heilverfahrens welche meinen Rath in Anspruch nehmen wollen, werden ersucht, da ich nur vormittags von 9-11 Uhr Sprechstunden habe, mir ihren Besuch gefl. vorher anzuzeigen.

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[ => Original lesen: 1887 Nr. 30 Seite 4]

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Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 30 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 30 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. April 1887.


In Leipzig gelang es dieser Tage, eines Falschmünzers habhaft zu werden, der bei einem Bankhause nicht weniger als 33 gut nachgemachte österreichische Zehnguldennoten umwechseln wollte. Es war ein 28jähriger gelernter Böttcher aus Slavonien, der später in einer Steindruckerei thätig gewesen war und im Vororte Reudnitz seine Werkstatt aufgeschlagen hatte, wo die Polizei sämmtliche Werkzeuge und Utensilien zur Anfertigung falschen Geldes vorfand.
- Die k. bayer. Hofschauspielerin Frl. Klara Heese soll sich mit dem Leibarzt des Fürsten Bismarck, Prof. Dr. Ernst Schweininger verlobt haben.
- Am 26. d. M. vollendet sich ein Jahrhundert, seit Ludwig Uhland in Tübingen geboren ward. Seit fast 25 Jahren ist er nun todt, und lange zuvor schon hatte er zu dichten aufgehört, aber mit seinen Liedern hat er sich fest in das Herz seines Volkes hineingesungen.
- An der Universität Innsbruck studirt gegenwärtig ein Neger mit Namen Stephan Eduanah. Er gehört dem Stamm der Mandigo an, einem Stamm in Inner=Afrika, der sich jetzt größtentheils zum Mohammedanismus bekennt. Eduanah ist der Sohn eines Häuptlings. Mit vierzehn Jahren zum Protestantismus bekehrt trat er die Reise nach der Küste an, wozu er sechs Wochen brauchte. Welche Ursachen ihn zum Verlassen der Heimath bewogen haben, darüber läßt sich Stephan Eduanah nicht gern aus. Für seine Zwecke erschien es ihm namentlich nothwendig, praktische Kenntnisse in der Medizin zu erlangen. Nach zweijähriger Anwesenheit in Amerika schiffte er sich nach Europa ein und blieb mehrere Jahre in Paris, woselbst er an der Universität studirte. Seit fast zwei Monaten befindet er sich in Innsbruck, wo er medizinische und philosophische Vorlesungen hört. Stephan Eduanah, der 24 Jahre alt ist, spricht fließend Deutsch, Französisch und Englisch. Eduanah will wieder in das Land der Mandigo zurückkehren, wo er ein Feld zur Nutzbarmachung seiner gewonnenen Kenntnisse zu finden glaubt.
- Den verschiedenen Erdbeben in Italien sind zum Opfer gefallen im Jahr 1169 in der Umgegend des Aetna 15,000 Personen, 1456 in Neapel 30,000 Personen, 1627 in Puglien 4000 Personen, 1638 in Calabrien 9600 Personen, 1693 in Sizilien 93,000 Personen, 1703 in Mittel=Italien 15,000 Personen, 1783 in Calabrien 60,000 Personen, 1805 in Sannio 6000 Personen, 1857 in Basilicata 12,300 Personen, 1883 auf Ischia 2313 Personen.
- Die jungen Wittwen von Mailand trauern und klagen und das Ergebniß ihrer Klagen war ein Prozeß, der ein Dutzend dieser Liebenswürdigen vor Gericht geführt hat. Die Hauptperson dieses Wittwenprozesses war ein hübscher 22jähriger Mann Namens Ochnar. Der Galgenstrick hatte es verstanden, sich mit einer Reihe der reichster Wittwen, denen er sich als Offizier vorstellte, zu verloben und ihnen große Geldsummen abzuschwindeln. Als er in der Hauptverhandlung vorgeführt wurde, begann ein herzzerbrechendes Stöhnen der schnell versöhnten Wittwen, nur die Richter blieben ungerührt und verurtheilten ihn zu 3 Jahren Gefängniß.
- Die öfter genannte Fleischmehlfütterung des Dr. Weigelt in Rufach in Elsaß=Lothringen besteht bei Hunden und Hühnern ausschließlich aus Kartoffeln und südamerikanischem Fleischmehl. Er läßt in einem großen Kasten die gewaschenen Kartoffeln abdämpfen und sie hierauf mit Fleischmehl, ein Kilo auf 15-20 Kilo Kartoffeln, zusammenstampfen. Das sich hieraus ergebende Futtergemisch hält sich in Tonnen oder Kisten 1 bis 3 Wochen lang, ohne sauer zu werden. Zum Verbrauch wird es aus den Kisten oder Tonnen, in die es sehr fest und wiederholt eingestampft werden muß, mit der Schaufel herausgestochen, mit der Hand zerbröckelt und den genannten Thieren, die davon nach Belieben fressen können, vorgelegt. Namentlich die Hühner fressen das Futter gern. Alle zwei Tage wird jedoch zur Abwechselung eine Leckerei gereicht, bestehend in einigen Handvoll Mais, Gerste oder Winterkorn. Die großen Hunde erhalten dasselbe Futtergemisch.
- Das Berliner Verbrecheralbum enthält auch die Photographien jener Verbrecher, die als Frauen verkleidet, ihre Verbrechen verüben. Weist man nämlich dem Beraubten das Herrenbild eines solchen Verbrechers vor, so wird er den Thäter fast nie erkennen. Auf einer solchen Photographie glaubt man z. B. das Bild einer Dame in Balltoilette zu sehen. Die Büste ist dekollettirt, die Schultern sind wohlgeformt; Blumen schlingen sich durch das reiche Haargelock, das Gesicht ist etwas voll aber nicht unschön. Diese "Dame", welche in der photographirten Toilette den Korps de Ballet=Ball besucht und mit schneidigen Kavalieren einer Flasche Sekt nach der anderen den Hals gebrochen hat, ist - ein Schneidergeselle. Einige Blätter weiter fällt das Bild einer pikanten Schönen mit schlanker Taille und einem sehr reizenden, ausdrucksvollen Gesicht auf. Auf einer anderen Photographie sieht man dieselbe "Dame" in Hosenrollen=Kostüm einer Chansonetten=Sängerin. Nun, diese interessante Persönlichkeit, welche in früheren Jahren am Victoriatheater als Figurantin engagirt war und später 6 Wochen lang in Brüssel als Kellnerin servirte, ist ebenfalls ein der Kriminalpolizei nur zu gut bekannter Verbrecher. Wenn ein Mitglied des Verbrecheralbums das Zeitliche segnet, so errichtet ihm die Feder des Kriminalbeamten das Grabkreuz. Wenn ein Verbrecher, was jedoch nur höchst selten sich ereignet, sich bessert und wieder ein ehrliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft wird, so löscht man sein Bildniß aus der Sammlung des Verbrecheralbums, indem man die Photographie des Betreffenden mit weißem Papier überklebt.


                               Zum ersten Schultage.
                  Willkommen, ihr lieben Kleinen,
            Zieht heute nur wohlgemuth ein,
            Und möge das erste Kommen
            Von oben gesegnet auch sein.
                  Wie schnell sind die Tage verschwunden,
            Vergangen als wie ein Traum -
            O mög man euch, Knaben und Mädchen,
            Als herrliche Blüthen nur schaun,
                  Die in dem Garten der Kindheit
            Nur immer schöner ersteh'n,
            Und nicht wie die Boten des Lenzes
            Nach wenig Stunden vergeh'n.
                  Die Liebe, sie heißt euch willkommen,
            Und Liebe auch führet euch her.
            Und Liebe will treulich auch sorgen,
            Daß nimmer die Arbeit zu schwer.
                  Kehrt ihr dann heim zu dem Hause,
            Wo Vater und Mutter euch grüßt,
            Dann möget ihr fröhlich erzählen,
            Wie Arbeit das Leben versüßt.
                  Das Leben, wie ist es verschieden,
            Doch wisset, ob arm oder reich:
            Euch Allen, ihr lieben Kleinen
            Soll werden das Himmelreich.
                  Die Schule, sie will euch lehren,
            Sie beut euch des Guten so viel,
            Die Kraft kann nur Einer gewähren,
            Ihr aber erstrebet das Ziel.
                  Wie die Bienlein kommet gezogen,
            Nichts mache das Herze euch schwer,
            Laßt euer Spielzeug heut stehen,
            Bringt Tafel und Büchlein mit her.
                  Und aus dem Auge euch lache
            Der Liebe Sonnenschein,
            Und so wird, Gott möge es geben,
            Der Eingang gesegnet euch sein.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 30 Seite 6]

Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)


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