No. 4
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Januar
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 4 Seite 1]

Fürst Bismarck hat am Dienstag im Reichstage eine Rede gehalten, welche von außerordentlicher Bedeutung ist. Fürst Bismarck hat über die Militär=Vorlage gesprochen und bei dieser Gelegenheit über die auswärtigen Beziehungen Deutschlands sich mit diplomatischer Deutlichkeit ausgelassen. Diese beiden Punkte sind in der Bismarck'schen Rede oder vielmehr in den Bismarck'schen Reden, - denn auf den ersten Vortrag folgten noch einige kleine Nachträge - genau auseinanderzuhalten. Der Herr Reichskanzler erklärte mit aller Deutlichkeit, die verbündeten Regierungen würden vom Septennat sich nichts abdingen lassen und darauf bestehen, eventuell an die Wählerschaft zu appelliren. Er gab auch gleich die Wahlparole aus, dahin, daß die Wählerschaft entscheiden solle, ob sie noch ferner ein kaiserliches Heer erhalten oder ob sie ein Parlaments=Heer haben wolle. Bismarck deutete an, daß die Reichsverfassung sich auch noch anders interpretiren lasse, als man bisher angenommen, daß nämlich nach Ablauf des gegenwärtig laufenden Septennats, welches bis zum 1. April des Jahres 1888 reicht, den Kaiser die Festsetzung der Präsenzziffer zustehen würde, falls bis dahin nicht eine Einigung mit dem Reichstage erzielt sein würde. Der andere Theil der Bismarck'schen Rede war den auswärtigen Beziehungen gewidmet. Wir hören die Versicherung, welche der Reichstag mit vielem Beifall aufnahm, daß unsere Beziehungen zu Oesterreich unausgesetzt gute seien, wir hören die weitere Versicherung, daß die Beziehungen Deutschlands zu Rußland heut so intim und sicher wären, wie zu den Zeiten weiland Zar Alexanders II. Ausführlich legte Fürst Bismarck dar, daß zwischen Deutschland und Oesterreich eine Einigung über alle Fragen stattgefunden habe, daß das Verhältniß dieser beiden Staaten zu einander besser sei, als jemals vor dem Kriege von 1866, und daß an einen deutsch=russischen Krieg in keiner Weise zu denken sei. Fürst Bismarck erwähnt noch, daß die russischen und die deutschen Interessen sich nirgend kreuzten, und daß es Deutschland niemals einfallen würde, Rußland in Bulgarien entgegenzutreten und um Bulgariens Willen sich mit Rußland zu verfeinden. Fürst Bismarck setzte weiter auseinander, daß zwischen Oesterreich und Rußland concurrirende Interessen vorhanden seien, und Deutschland sich fortgesetzt bemühe, einen Ausgleich zwischen diesen Interessen herbeizuführen, wobei allerdings die Gefahr vorliege, daß Deutschland in Wien zu russisch und in Petersburg zu österreichisch erscheine, daß aber Deutschland sich verpflichtet fühle, nicht nachzulassen in seinen Bemühungen, einen friedlichen Ausgleich zwischen Rußland und Oesterreich herbeizuführen. Fürst Bismarck bezeugte mit aller Deutlichkeit das Fortbestehen des Dreikaiserbundes. Fürst Bismarck konnte sich kaum genug darin thun, die deutsch=russischen Beziehungen als günstige hinzustellen. Nur vor Frankreich hätten wir uns in Acht zu nehmen, nur von Frankreich drohe uns Kriegsgefahr, und zwar könne diese Drohung jeden Tag zur Wahrheit werden. Wir freilich würden nie und nimmer Frankreich angreifen, aber von Frankreich könnte jeder Zeit der Angriff gegen uns ausgehen. Man dürfe nicht vergessen, daß in Frankreich nicht die Majoritäten, sondern die Minoritäten von maßgebender Bedang sind, daß in Frankreich noch nicht ein einziges Ministerium einen Verzicht auf Elsaß=Lothringen ausgesprochen hat, und daß ferner nach der historischen Erfahrung die französischen Regierungen in einem auswärtigen Kriege oft das letzte Mittel sehen, eine Position zu behaupten, die sonst unter allen Umständen unhaltbar wäre. Kaiser Napoleon III. hätte aus solchem Grunde den Krieg mit Preußen begonnen, und nichts stehe der Vermuthung im Wege, daß General Boulanger, falls er zur Gewalt käme, ähnlich verfahren würde. Fürst Bismarck malte nun aus, was die Franzosen uns auferlegen würden, falls sie siegreich blieben, daß sie Elsaß=Lothringen und den Rhein uns abnehmen und den letzten Tropfen uns auspressen würden. Er verschwieg freilich auch nicht, daß wir, sollten wir nochmals nach Paris einmarschiren, in gleicher Weise verfahren und Frankreich auf eine Generation hinaus unschädlich machen würden. Hieran knüpfte Fürst Bismarck die weitere Bemerkung, daß man Frankreichs Wehrkraft nicht unterschätzen dürfe und deshalb gezwungen sei, an eine Erhöhung unserer Wehrkraft zu denken. Zum Schluß kündigte Fürst Bismarck noch an, daß die Neuwahlen eventuell durch eine Proclamation des Kaisers eingeleitet werden würden.
Eine Deputation aus Apenrade, die in Berlin war, um für ihre Stadt um eine Garnison zu bitten, hat den Bescheid erhalten, daß von den neuen Kadres nach Hannover und Schleswig=Holstein nichts kommen werde, sondern daß es auf die Verstärkungen der Besatzungen im Westen und Osten des Reichs, also gegen Frankreich und Rußland abgesehen sei.
Aus Paris werden die in den letzten Tagen verbreiteten Gerüchte, Präsident Grevy beabsichtige, sein Amt niederzulegen, für unbegründet erklärt. Daß aber der Wiederbeginn der Kammerverhandlungen sehr stürmische Auseinandersetzungen zwischen Radikalen und Gambettisten bringen wird, ist zweifellos.
Nicht um die Nachfolge auf dem Präsidentenstuhl der Republik, sondern um den Sturz des General Boulanger, so heißt es jetzt, habe es sich in Paris bei den Konferenzen gehandelt, welche Grevy, Ferry und Freycinet in der Weihnachtszeit gehabt haben. Der Kriegsminister sei ihnen einmal wegen seiner Beliebtheit im Volk und dann als Werkzeug der Radikalen zuwider. Andere meinen, hinter der ganzen Geschichte steckten die Orleanisten, welche sich bemühten, den populären General in ihre Kreise zu ziehen, um ihn für ihre Zwecke zu benützen. So wühlt und gräbt in Frankreich jeder auf seine Rechnung. Wer gräbt am tiefsten?
In der französischen Armee giebt es jetzt Neuerungen über Neuerungen. So beabsichtigt General Boulanger jetzt, jeder Reiterschwadron 2 Sappeurs beizugeben; auch soll jedes Regiment eine tragbare

[ => Original lesen: 1887 Nr. 4 Seite 2]

Druckerei erhalten, damit die vielen Abschreibereien vermieden werden.
Der dänische Reichstag ist am Sonnabend nun thatsächlich aufgelöst worden. Ein offener Brief des Königs erklärte, da der Bericht der Finanzkommission keine Hoffnung auf eine Uebereinkunft mit dem gegenwärtigen Folkething übrig lasse, so werde das Folkething aufgelöst, um nach den Neuwahlen dem Reichstag hinlängliche Zeit zu geben, vor Ablauf des Finanzjahres neue Verhandlungen über das Budget vorzunehmen. Die Neuwahlen sind auf den 28. Januar anberaumt worden.
Von Land zu Land, von Hauptstadt zu Hauptstadt reist die arme bulgarische Deputation, um einen Fürsten zu fangen, aber kein Engel will ihr zur Hülfe kommen. Von Paris reist sie nach Rom und über Bukarest und Konstantinopel heim. Ueberall wird sie mit guten Wünschen und Rathschlägen empfangen und abgespeist und kehrt mit leeren Händen heim. Nicht einmal an das alte: Hilf Dir selbst! darf sie appelliren; denn das würde den Frieden stören. Ein Hoffnungsstern tauchte ihr auf, der Herzog von Leuchtenberg, ist aber wieder untergegangen, er mag nicht Fürst von Bulgarien werden. So bleibt nur der Mingrelier übrig.
Die ersten russischen Dampfer sind jetzt auf dem Amu=Darja in Centralasien aufgetaucht. Damit hat Rußland wieder eine Grundlage für sein weiteres Vordringen nach Mittelasien gewonnen. Der Transport der Waaren der chiwaschen Oase nach der Transkaspibahn wird dadurch sehr erleichtert.


Rothseid. Bastkleider (ganz Seide) Mk. 16,80 p. Stoff zur kompl. Robe, sowie Mk. 22,80, 28,-, 34,-, 42,-, 47,50 nadelfertig,
Seiden=Etamine u. seid. Grenadines, schwarz u. farbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1,55 p. Met. bis Mk. 14,80 (in 12 versch. Qual.) vers. robenweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1867 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militairdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sich spätestens bis zum 1. Februar 1887 bei der unterzeichneten Commission schriftlich zu melden, und bei dieser Meldung die Vorschriften in §. 89 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März d. J. stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, den 4. Januar 1887.

Großherzoglich Mecklenbg. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

Die Armenbehörde.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Sonnabend, den 15. Januar ds. Js., Morgens 9 Uhr, sollen in Neschow

zwei Arbeitspferde, angeblich resp. 8 und 15 Jahre alt,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Kaufliebhaber wollen sich im Kruge zu Neschow sammeln.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Auctionsabkündigung.

Der von dem Unterzeichneten auf Montag, den 17. Januar d. J. Vormittag 11 Uhr in Palingen angesetzte Zwangsverkauf findet

nicht

statt.
Schönberg, den 13. Januar 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.

Holz=Auction Nr. 4.

Am Mittwoch, den 19. Januar Morgens 10 Uhr sollen in Stadt Lübeck hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden:
            25 Stück Eichen Stangen, Wagendeichsel,
              2 Rmet. eichen Kluft,
          125 Rmet. eichen Knüppel,
            17 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
          125 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
              6 Rmet. buchen Reiser,
              5 Rmet. birken Kluft,
              1 Fuder ellern Wadelholz II Cl.,
              4 Rmet. fichten Kluft,
            15 Rmet. Nadelholz=Knüppel.
Das Holz befindet sich auf der Haberkost und Umgegend von Müschenbruch.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 5.

Am Donnerstag, den 20. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

a. Carlower Holz.

      98 Fuder buchen Durchforstholz,
        2 Fuder buchen Pollholz,

b. Samkower Holz (Bormbrock).

      24 Rmet. eichen Kluft, Böttcherholz,
  2 1/2 Rmet. buchen Kluft, Böttcherholz.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 6.

Am Freitag, den 21. Januar Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf

Aus den Lenschower Tannen:

  12 Stück Kiepentannen,
143 Rmet. kiefern Kluftholz,
  22 Rmet. kiefern Knüppelholz,
  96 Rmet. kiefern Rodestämme.
Schönberg, den 12. Januar 1887.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Woitendorfer Holz
am Dienstag, den 18. Januar 1887.

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
                          Eichen Kluftholz,
                          Eichen Knüppelholz,
                          Buchen Drümme,
                          Buchen Kluftholz,
                          Buchen Knüppelholz,
                          Buchen Zweigholz,
                          Birken Stangenholz,
                          Ellern Stangenholz,
Versammlung Morgens 9 Uhr beim Holzwärter Hause zu Woitendorf.
Rehna, den 11. Januar 1887.

Großherzogliche Forstinspection.


Allen, Denen, die unserm lieben Sohne die letzte Ehre erwiesen und ihn nach seiner Ruhestätte geleitet, sowie Denjenigen, welche seinen Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sagen wir unseren aufrichtigsten Dank.

                                                    J. Oldörp und Frau,
                                                    geb. Bruhn.

Schönberg, den 13. Januar 1887.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 4 Seite 3]

Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antoniitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 23. Januar d. J.,
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 10. Januar 1887.                          
                                                    Das Directorium.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Dienstag, den 18. Januar d. J., Abends 7 Uhr beginnend,

Stiftungs-Ball

für Vereinsmitglieder und deren Familien etc. im Vereinslocal. Eintritt frei. Vereinszeichen sind anzulegen.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag, den 16. Januar d. J. findet im Boye'schen Saale ein

Concert

statt.

Anfang 7 1/2 Uhr.                           Entree 50 Pfennig Nach dem Concerte: Tanz.
Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
                                                    Berg=Capelle Günther aus Böhmen.


Concert
am Sonnabend, den 22. Januar,
Abends 7 1/2 Uhr,
im Locale des Herrn J. H. Freitag
von
Emma Rose, Concertsängerin unter gütiger Mitwirkung der Pianistin
Frl. Emma Eberding
und des Cellisten Herrn
Johannes Rose.
------------------
Programm.

Schönster Wunsch Trio für Sopran.
Cello u. Klavier von Goltermann. Gedicht von Geibel.
Sonate v. Beethoven op. 31, Nr. 3.
           a. Allegro.
           b. Allegretto vivace.
Concertarie für Sopran von Isouard.
Cellosolo. Trauermarsch von Chopin.

--------------------

           a. Noctourne von Chopin.
           b. Variationen von Schubert.
Cellosolo. Ich denke dein von Schreiner.
Lieder
für Sopran:
           a. Liebesglück von Sucher.
           b. Spinn, Spinn von Jungst.
           c. Schmetterling, setz dich von Abt.
2 ungarische Tänze 4händig von Kèler-Bèla.

-------------------------

Billets im Vorverkauf sind bei Herrn Kaufmann Spehr und Herrn Gastwirth Freitag zum Preise von Mk. 1. zu haben.


Mit Genehmigung des Herrn Pastor pr. Kämpffer verbiete ich hiemit jedem Unbefugten das Betreten des zur ersten Pfarre gehörigen Wirthschaftshofes, sei es von der Teich= oder Straßen=Fronte aus.

                                                    W. Holldorf.


Stadt Lübeck.
2. großes Abonnements=Concert
mit nachfolgendem Ball
ausgeführt von der gesammten Capelle des Schweriner Jäger=Bataillons
am 25. ds. Mts.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    A. Reckling,
                                                    Großherzoglicher Kapellmeister.


Bei der Uebernahme der Schönberger Mühlen erlaube ich mir an die Einwohner Schönbergs, sowie des ganzen Mahlbezirks, die ergebene Bitte zu richten, das meinem Vorgänger, Herrn Creutzfeldt, geschenkte Vertrauen auch auf mich zu übertragen; es wird mein Bestreben sein, stets reell und pünktlich zu bedienen. Außerdem erlaube mir noch zu bemerken, daß ich stets gutes gesundes Korn kaufe, und ohne vorher zu handeln die gangbaren Marktpreise dafür bezahle.

Schönberg.                                                     O. Franck.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Suche zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen und Grundstücke Geld in Posten von 300 bis zu 3000 Mark zu sicherer Hypothek. Zinsfuß 4 pCt.

                                                    J. P. Maass, Marienstraße 46.


1050 Mark zu 4pCt.

als erstes Geld in einem Wohnhause hiesiger Stadt werden zu dem bevorstehenden Antoni=Termin gesucht; von wem? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Von jetzt ab steht mein goldgelber 3jähriger Hengst zum Decken für fremde Stuten bereit. Deckgeld für die Stute 10 Mark.

                                                    Hauswirth H. Sterly,
                                                    Kl. Bünsdorf.


Gesucht zu Ostern:
ein Stubenmädchen
zu Hof Schlagsdorf.


Suche zu Ostern d. J. einen brauchbaren

nüchternen Pferdeknecht.

Carlow.                                                     H. Pumplün,
                                                                  Pfarrpächter.


Gesucht wird zu Ostern:

ein Dienstmädchen und ein Halbknecht oder erwachsener Junge von

                                                    Schulze Lohse in Törpt.


Gesucht zum 1. Mai ein unverheiratheter Knecht und ein Mädchen für die Holländerei.
Wahrsow, den 30. December 1886.

                                                    G. Hörcher.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 4 Seite 4]

          Vom 7. Oktober v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. vom Hauswirth W. Boye in Retelsdorf 1 Pferd 200 M.
2. vom Hauswirth Freitag in Mahlzow 1 Pferd 50 M.
3. vom Hauswirth H. Boye in Zarnewenz 1 Kuh 135 M.
4. vom Arbeitsmann Robrahn in Toriesdorf 1 Kuh 135 M.
5. vom Ackerbürger Rautenberg=Ratzeburg 1 Pferd 450 M.
6. vom Hauswirth Bade in Ollndorf 1 Kuh 135 M.
7. vom Hauswirth Westphal in Kl. Bünsdorf 1 Kuh 135 M.
8. vom Hauswirth Planthaber=Gr. Mist 1 Pferd 300 M.
9. vom Hauswirth Bade in Ollndorf 1 Kuh 135 M.
10. vom Büdner Lenschow Lüdersdorf 1 Kuh 135 M.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden und der Verwaltungskosten einen Beitrag von 60 Pfennig pr. 100 M. Versicherungssumme am

Sonnabend, den 29. Januar d. J. Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 8. Januar 1887.

Direction der Viehversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Abhanden gekommen

ist am 30. December v. J. von Spehr's Hotel bis Boye's Gasthof

ein Schutzleder

gez. oben links G. Dem Wiederbringer wird eine gute Belohnung zugesichert; abzugeben in Spehr's Hotel.

                                                    H. Jess, Bierfahrer,
                                                    Lübeck.


Verloren am Montag Abend ein schwarzes Mohair Tuch. Abzugeben gegen eine Belohnung in der Expedition d. Bl.


Plötzlich und unerwartet endete diese Nacht 11 1/2 Uhr zu Schönberg das theuere Leben meiner unvergeßlichen Mutter, der Schulzenwittwe

Maria Lenschow
geb. Thormann

im fast vollendeten 70. Lebensjahr.

Diese Trauerbotschaft widmet allen Verwandten und Freunden für sich und seine Familie der tiefbetrübte Sohn

                                                    H. Lenschow.

Blüßen, den 13. Januar 1887.

Die Beerdigung findet Montag Mittag 1 Uhr in Lübsee statt.


Dienstag Abend 1/2 10 Uhr endete ein sanfter Tod das thätige Leben meines Mannes, Vaters und Schwiegervaters des

Schmiedemeisters J. Teege

zu Lockwisch in seinem vollendeten 78. Lebensjahre. Tief betrauert von den Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 18. Januar Mittags 12 Uhr vom Boye'schen Hause statt.


Gestern, den 12. d. Mts., Abends 5 Uhr starb plötzlich und unerwartet mein lieber Mann

Ch. Hennings

im Alter von 57 Jahren. Diese Traueranzeige widmen hiermit allen Verwandten und Bekannten die tiefbetrübten Hinterbliebenen

                                                    Friedericke Hennings
                                                    und Familie.

Schönberg, den 13. Januar 1887.

Die Beerdigung findet am Montag, den 17. d. M., Nachmittags 2 Uhr, statt.


J. Gärtner, Ratzeburg,
beeid. Fleischbeschauer.


Eintragungen in die Familien=Register der Gemeinde Selmsdorf. (Nachdruck verboten.)

a. Geburten:

  3. Nov. 1886 ein Knabe Arbeitsmann Sterly Teschow.
  8. Nov. 1886 unehel. Tochter zu Selmsdorf.
15. Nov. 1886 unehel. Sohn zu Selmsdorf.
18. Nov. 1886 eine Tochter Handelsmann Meier zu Selmsdorf.
21. Nov. 1886 ein Sohn Maurer Borgward Selmsdorf,
23. Nov. 1886 ein Sohn Arbeitsmann Stegmann Selmsdorf.
  7. Dez. 1886 eine Tochter Büdner=Anerben Krellenberg Zarnewenz.
12. Dez. 1886 unehel. Sohn zu Selmsdorf.
12. Dez. 1886 unehel. Tochter zu Lauen.
15. Dez. 1886 ein Sohn Arbeitsmann Lewerenz Selmsdorf.
18. Dez. 1886 eine Tochter Arbeitsmann Krakow Selmsdorf.

b. Sterbefälle:

Arbeitsmannswittwe Magdalena Margaretha Schütt Selmsdorf den 13. Dezember alt 70 Jahr.
Handelsmann Hans Jochen Lohse Selmsdorf, verunglückt den 22. Dezember alt 66 Jahr 8 1/2 Mon.

c. Trauungen:

Anders Johann Andersson Arbeitsmann zu Lauen, Sohn des verst. Käthners zu Quibille Anders Olsson und Maria Katharina Sofia Bannow zu Selmsdorf Tochter des verst. Arbeitsmanns zu Prieschendorf Johann Christoph Carl Bannow.

Gesammtresultat 1886.

1. Geboren 51 Kinder: 29 Knaben. 22 Mädchen.
      Darunter 11 unehel.: 7 Knaben 4 Mädchen.
2. Getauft 48 Kinder: 28 Knaben. 20 Mädchen.
      (1 Knabe ungetauft gestorben.)
      (1 Mädchen auswärts geboren, hier getauft.)
3. Konfirm. 35 Kinder: 16 Knaben. 19 Mädchen.
4. Gestorben: 25 Personen: 13 männl. 12 weibliche.
      a. 5 Kinder unter 1 Jahr, 3 K. 2 M.
      b. 1 Schulkind, Mädchen.
      c. 1 Mädchen von 18 Jahr, 1 von 30 Jahr
      d. 2 Personen von 40-50 Jahr.
      e. 2 Personen von 50-60 Jahr.
      f. 6 Personen von 60-70 Jahr.
      g. 6 Personen von 70-80 Jahr.
      h. 1 Wittwe von 93 Jahr.
5. Aufgeboten : 22 Paare.
6. Getraut: 14 Paare.
7. Kommunikanten: 852 =Personen 384 männl. 468 weibl.
      Darunter Privat: 30 Personen 10 männl. 20 weibl.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 16. Januar.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 4 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 4 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. Januar 1887.


- Oberforstmeister v. Lübbe=Ludwigslust machte am Sonnabend mit seiner Familie auf der Grabower Chaussee eine Schlittenfahrt. Auf dem Rückwege wurden die Pferde scheu, gingen durch und fuhren den Schlitten mit solcher Vehemenz an einen Stein an, daß sämmtliche Insassen auf die Straße geschleudert und mehr oder minder verletzt wurden. Oberforstmeister v. Lübbe gab nach wenigen Minuten seinen Geist auf.
- Die jüngeren bayrischen Prinzen scheinen eine glückliche Gabe zu haben, tüchtige Aerzte, namentlich Wundärzte zu werden. Wie Herzog Karl Theodor daheim und auf Reisen die glücklichste Praxis ausübt, zumeist an Armen und in Spitälern, so Prinz Ludwig Ferdinand in Spanien. Er unternimmt die schwierigsten Operationen und ist, wie die Spanier rühmen, mehr in den Spitälern und Krankenhäusern als in Gesellschaften und Theatern zu treffen.
- Die "Halloren" haben es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen lassen, dem Kaiser und den kaiserlichen Prinzen ihren Neujahrsgruß darzubringen. Wie bekannt, bringen sie als Neujahrsgeschenk alljährlich in Soole hartgekochte Eier, Wurst und Salz und ein Gedicht, letzteres diesmal von Prof. Gosche in Halle verfaßt.
- In Berlin hat am vergangenen Sonntag der Wachtposten vor der Kaserne des Alexander Regiments auf einen anscheinend betrunkenen Arbeiter, welcher Schimpfreden gegen den Wachtposten ausgestoßen und den wiederholten Haltrufen nicht Folge geleistet hatte, geschossen. Der Arbeiter soll leicht verwundet sein und wurde alsbald verhaftet.
- Auch ein Monopol für Preußen hat der Scharfrichter Krauts in Berlin. Er vollzieht die Hinrichtungen und erhält für jede 300 Mark und extra die Reisekosten und Auslagen.
- Bei Spandau wurde beim Schießen ein Soldat des 4. Garderegiments, der an der Scheibe markige, erschossen.
- Die jüngsten Massenhaussuchungen in Schleswig=Hollstein haben sich auf mehr als dreißig Orte erstreckt. In Elmshorn ist der dortige Maurer=Fachverein polizeilich geschlossen.
- Der Professor Ebstein in Göttingen wurde nach Konstantionpel zu einer Konsultation über die Krankheit des Sultans berufen und ihm 10 000 M., freie Fahrt und freie Station geboten, trotzdem konnte sich derselbe noch nicht entschließen, nach dem Orient abzureisen.
- Das Stadttheater in Göttingen ist am 11. Januar Nachts um 12 Uhr vollständig niedergebrannt. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen.
- Ein glückliches Neujahr hat ein Taglöhner in Lohrscheid angetreten. Die Strapazen der Feldzüge von 1864, 1866 und 1870 hatten die Gesundheit des Armen derart untergraben, daß er vollständig erwerbsunfähig wurde und die Militärbehörde bitten mußte, ihn als Invaliden anzuerkennen und zu unterstützen. Grade am Neujahrstag erhielt er die amtliche Mittheilung, daß ihm als Invaliden die Pension von 1871 an in der Höhe von 4780 Mk. nachbezahlt werde und von jetzt ab eine Monatspension von 54 Mark.
- Sehr übel bekam dem Zuchthäusler Lackerbacher in Carlsruhe ein Spaß, den er sehr gelungen fand. Er bat nämlich schriftlich, die Untersuchung gegen ihn von vorn anzufangen und dafür zu sorgen, daß bei den Gerichtsverhandlungen von den fünf Richtern wenigstens einer nicht schlafen dürfe. - Das trug dem Schlingel 4 Wochen Gefängniß ein.
- Im schlesischen Riesengebirge schätzt man die Mächtigkeit der Schneemassen auf dem Gebirgskamme und den Bergwandabhängen durchschnittlich auf 2 Meter. Von der Wiesenbaude kommt nur ein Theil des Daches heraus, die Bewohner derselben sitzen auch bei Tage in einem nächtlichen Dunkel. Unweit der Schlingelbaude ragen nur die Wipfel der hohen Nadelbäume hervor, sodaß die aufgethürmten Schneemassen dort auf 5-6 Meter Höhe zu schätzen sind.
- Ueberall Schnee! Nicht in und um Paris nur, sondern auch die ganze Gegend von Nizza ist seit Mittwoch früh in eine weiße Decke gehüllt. Auch aus Madrid wird von großem Schnee, besonders in Altkastilien gemeldet. In Madrid selbst sind in Folge der rauhen Witterung viele Personen erkrankt; die Züge von Norden treffen verspätet ein und in Burgos ist das Quecksilber auf 18 Grad unter Nun, natürlich aber Celsius, gefallen, ein außergewöhnlich großer Kältegrad für Spanien.
- Auch aus der Schweiz wird vom 6. Januar massenhafter Schneefall verbunden mit Verkehrsstörungen gemeldet. Im Bernischen Jura liegt der Schnee stellenweise mehrere Meter hoch.
- In Frankreich ist aufs Neue heftiger Schneefall eingetreten, sodaß namentlich im Norden fast aller Verkehr eingestellt werden mußte.
- Nicht mehr "fernsprechen", sondern "hiften" soll es heißen. Professor Reuleaux schlägt es vor, denn "hiften" sei im Mittelalter für "in die Ferne rufen" allgemein üblich gewesen.
- Der blinde Hussitenführer Ziska befahl sterbend, daß seine Haut über eine Trommel gespannt und mit dem Heer geführt werde, damit er auch nach seinem Tod der Schrecken der Feinde bleibe. So geschah es, wie in zeitgenössischen Schriften zu lesen ist. In neuester Zeit wird diese Ziska=Trommel eifrig gesucht. Sie soll im 7jährigen Krieg von den Preußen in Prag erbeutet und nach Glatz gebracht worden, nach anderer Lesart durch Verrath in die Hände der Glatzer gefallen sein, als Ziska's Nachfolger, der Taboritenführer Procop Glatz belagerte. Später soll sie nach Berlin gebracht worden und dort verschwunden sein. Man forscht jetzt eifrig nach ihr.
- In einem Stück sind die Deutschen welterobernd: im Bier. Sogar die Italiener, die doch gute Weine aller Sorten haben, kommen immer mehr auf den Biergeschmack. Jahr für Jahr lassen sie sich mehr Bier aus Deutschland kommen und trinken es mit den fremden Reisenden um die Wette. Ihren feurigen Wein trinken sie mit Wasser vermischt, Bier aber ohne Wasser.
- Das Manuskript von Scheffels Festlied zum Heidelberger Universitätsjubiläum ("Nun grüß' Dich Gott, Altheidelberg") befindet sich seit einigen Tagen im Besitze des Freien Deutschen Hochstifts zu Frankfurt am Main. Der Komponist des Liedes, Hofkapellmeister V. Lachner in Karlsruhe, welcher Ehrenmitglied des Hochstifts ist, hat demselben das Manuskript von Scheffels Schwanengesang gleichzeitig mit der Originalpartitur seiner Komposition zum Geschenk gemacht.
- Recht hübsch ist der immerwährende Taschenkalender für das 19. und 20. Jahrhundert, herausgegeben von Friedrich Hermann (Preis 25 Pf.). Mit Hilfe dieses Kalenders kann Jedermann ohne irgend welche Rechnung den Wochentag eines beliebigen Datums in jedem Jahr des 19. oder 20 Jahrhunderts durch einfaches Ablesen bestimmen. Z. B. kann man sofort daraus ersehen, an welchem Wochentag man geboren wurde etc. Die Einrichtung ist einfach, praktisch und bequem und schließt einen Irrthum gänzlich aus.
- Seit dem 1. Januar d. J. erscheinen

[ => Original lesen: 1887 Nr. 4 Seite 6]

"Burschenschaftliche Blätter". Sie wollen die Interessen der deutschen Burschenschaft, das heißt des 1881 in Eisenach gegründeten Allgemeinen Deputirten=Convents vertreten, akademische Fragen in sachlicher Weise erörtern und nennenswerthe Ereignisse auf akademischem Gebiet zur Kenntniß bringen. Die Blätter erscheinen monatlich 2mal und können nur bei der Expedition Berlin S. Oranienstr. 57, bestellt werden. Abonnementspreis halbjährlich 3,50 Mark.
- Die Waffen einer modernen Braut. In Paris vermählte sich ein vornehmer Spanier mit einer jungen Dame der Aristokratie. Als er mit seinen Freunden die Ausstattung besichtigte, sahen sie inmitten von Perlen, Spitzen und anderen Kostbarkeiten eine versperrte Casette, welche die Braut, wie sie sagte, für alle Fälle angeschafft, und deren Inhalt sie erst nach langem Bitten der Besichtigung preisgab. In rosige Watte gebettet, lagen - ein sechsläufiger, geladener Revolver, ein spanisches Dolchmesser und eine Literflasche Vitriolöl. "Das ist für dich, wenn du mich einmal nicht mehr lieben solltest," meinte mit reizendem Lächeln die hoffnungsvolle junge Braut zu ihrem Zukünftigen.
- In der Kirche in Preßburg in Ungarn hatte ein Reisender seine Freude an der Gruppe des heiligen Martinus. Martinus ist zu Pferd, denn er gehört zu den wenigen berittenen Heiligen, und gerade im Begriff, mit dem Säbel seinen Mantel zu theilen. Der Bettler liegt auf dem Boden. Martinus war ein geborener Ungar, und man darf sich daher nicht wundern, daß ihn der Künstler mit Dolman und Kalpak versehen hat, überhaupt vielleicht die einzig passende Tracht für den wohlgemuhten Heiligen, dem zu Ehren man fette Gänse verspeist und der im Lauf der Zeit ein Patron der Freigebigkeit und der Verschwendung (ein Martinsmann hieß einst, wer sein Geld und Gut durchgebracht) schließlich der Schutzgeist froher Trinkerlust geworden ist. Sogar seine Mildthätigkeit wird ja von dem alten Zecherlied höchst profan gedeutet:
      St. Martin war ein milder Mann,
      Trank gerne cerevisiam,
      Und hatt' doch kein pecuniam
      Drum mußt' er lassen Tunicam. (Mantel).
- Die Koksmannstrophen scheinen den Klapphornversen den Rang ablaufen zu wollen. Das Neueste in diesem Genre sind folgende Verse:
          Mutter, der Vater kommt von der Jagd.
      "Hat er denn auch etwas mitgebracht?"
      Ja, wie ich seh',
      Ist es ein Reh,
      Aber der Preis steht noch d'ran, o weh!
         Mutter, da reitet der Paul vorbei.
      "Laß in nur, mir ist es einerlei."
      Wie er sich biegt,
      Wie er sich schmiegt,
      Sieh doch mal, wie er vom Pferde jetzt fliegt.
         Mutter, der Onkel steht vor der Thür,
      Bleibt der wohl heute zum Essen hier?
      "Ich glaube sehr,
      Brat' ungefähr
      So an die zwanzig Rouladen mehr!"
- Aus der Kinderstube. Großmutter (zum fünfjährigen Karl): "Aber heute warst Du doch recht schlimm, Karl. Warum hast Du Dich denn nicht von mir kämmen lassen?" - Karl (schmollend): "Kämmen! Ja, Dir ist das leicht gesagt, Du nimmst Dein Haar vom Kopfe, hängst es an den Spiegel und da kannst Du es reißen und zerren, Du spürst nichts. Ich kann mir aber mein Haar nicht vom Kopfe nehmen, wie Du, mir thut es weh, wenn man mein Haar reißt."
- Wichtig für die Fußbekleidung. Ein ausgezeichnet feines Fett, welches alles Leder geschmeidig und wasserdicht - zur gegenwärtigen Zeit besonders beachtenswerth - macht, ist das Vaselin=Lederfett von Th. Voigt in Würzburg. Die Schachtel kostet 25 Pfennige.
- Nervenstärkender Thee. Kein neues, aber ein vergessenes Hausmittel ist es, das hier empfohlen werden soll. Man nehme etwa einen Eßlöffel von Hafer und breite daraus durch einfaches Ueberbrühen oder kurzes Aufkochen eine Tasse Thee, welcher erheiternd und nervenstärkend wirkt. Dem rohen Hafer eigenen Stoff schreibt man ja auch die Leistungsfähigkeit der Pferde zu. Der Thee schmeckt ähnlich wie Vanille, ist demnach "gut zu trinken."
- Schlittschuhe zu reinigen. Um Schlittschuhe von Rost zu reinigen, bestreicht man sie mit Petroleum, läßt sie eine Zeit lang liegen und reibt sie dann mit Sand und Salz ab, welches mit Petroleum angefeuchtet wurde.


Der heurige Jahresregent.
(Von einem Nichtastronomen erforscht).

                               Wie sich auch die Astronomen
                          Wissenschaftlich vorbereiten,
                          Um nach dem bekannten Omen
                          Himmelszeichen uns zu deuten,
                          Alles dies ist für die Katz,
                          Denn ihr Wort ist nicht am Platz!

                               Horcht, sie sagen par exemple,
                          Daß laut Norm genau fixiert,
                          In dem mächtigen Ensemble
                          Heuer nur der Mond regiert!
                          Aber das ist gar nicht wahr,
                          Ich beweis' es sonnenklar.

                               Blickt um Euch, Ihr werdet sehen,
                          Daß jedwede Mondesphase,
                          Daß sein Kommen und sein Gehen
                          Niemand bringt hier in Ekstase!
                          Heuer da regiert vielmehr:
                          Nur das Repetiergewehr!


Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 4 Seite 7]

Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1887 Nr. 4 Seite 8]

Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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