No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Januar
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 1 Seite 1]

Bekanntmachung.

          Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militärpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1886 stattfindet

am Mittwoch, den 12. Januar 1887,
Morgens 10 Uhr
in Wismar

im Puls'schen Gasthofe "Stadt Altona."
          Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1866 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militärpflicht nicht versehen sind.
          Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= oder Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffzimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
          Schönberg, den 21. December 1886.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Publicandum.

          Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1867 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit

vom 15. Januar bis 1. Februar d. Js.

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zweck kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
          Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehrer, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
          Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im §. 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 1 Seite 2]

          Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu drei Tagen bedroht.
          Schönberg, den 1. Januar 1887.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


          Nr. 20 des Offic. Anzeigers pro 1886 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats November 1886.
(2.) Bekanntmachung. betreffend die neue Post= und Eisenbahnkarte.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Versendung von Postpacketen nach Malta.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Postdampfschiffverbindung zwischen Kopenhagen und Reykjavik auf Island.


Am 1. Januar 1887 feierte Kaiser Wilhelm sein 80jähriges Militärdienst=Jubiläum. Es ist bekannt, daß im Haus Hohenzollern die Prinzen bei Vollendung des zehnten Lebensjahr in die Armee eingestellt werden und das ihnen an ihrem Geburtstag ein Lieutenants=Patent vom König und eine Uniform von ihren Eltern überreicht wird, wie dies vor Kurzem erst wieder bei dem Sohn des Prinzen Albrecht, des Regenten von Braunschweig geschehen ist.
Zur Feier des 80jährigen Dienstjubiläums Sr. Majestät des Kaisers am 1. Januar sind keine besonderen Festlichkeiten veranstaltet worden. Es sind zur Gratulation alle Vertreter der preußischen Armeekorps erschienen.
Der Großfürst Sergius Alexandrowitsch von Rußland hat zu dem 80jährigen Dienstjubiläum des Kaisers befohlen, jeden Unteroffizier und Mann seines Ulanenregiments Nr. 3 in Fürstenwalde in den Besitz der Denkschrift zu setzen, welche zur Feier dieses Tages in der Armee herausgegeben worden ist. Der Großfürst hat den Militärbevollmächtigten Grafen Kutusow mit der Uebermittelung dieser 700 Exemplare an das Regiment beauftragt. Es ist das immerhin ein bemerkenswerther Beleg für die Verehrung, welcher sich die Person Kaiser Wilhelms am Kaiserhofe in Petersburg erfreut. Auch im russischen Volke ist übrigens der gemeine Mann sehr für den deutschen Kaiser eingenommen, der als Oheim des verstorbenen Alexander II. sehr hoch geschätzt wird.
Der Kaiser wird am 18. Januar d. J. das Kapitel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler abhalten. Am 23. Januar findet das Ordensfest in bekannter Weise statt.
Der deutsche Kronprinz hat dem Prinzen Ludwig von Bayern, dem künftigen König von Bayern, zum Weihnachtsgeschenk und zur Erinnerung einen prachtvollen Ehrendegen geschickt. Dieser trägt auf der Klinge die Widmung: "Friedrich Wilhelm, Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen, seinem lieben Freund Ludwig, Prinz von Bayern."
Viele evangelische Geistliche wollen nichts von der Befreiung der jungen Theologen von der Militärpflicht wissen, wie sie in der Militärkommission vom Centrum beantragt ist. In der umlaufenden Petition an den Reichstag erklären sie, wir wollen kein Privilegium für unseren Stand, wo von dem ganzen Volk Opfer für das Vaterland gebracht werden; wir sehen in der Befreiung der Theologen von der Militärpflicht, die eine segensreiche Schule aller Volksklassen und um ihres hohen Zweckes willen von dem höchsten sittlichen Werth, ja der Stolz und die Ehre des Vaterlandes ist, kein Privilegium, ja eine Schädigung und Zurücksetzung unseres Standes. Bravo!
Aus Wien kommt die Mittheilung, daß die deutsche Politik, um eine sehr nahe Kriegsgefahr hinanzuhalten, auf eine Isolirung Oesterreichs von England und Italien gerichtet gewesen sei und Churchills Rücktritt zur Beschleunigung gedrängt habe. Das deutsch=österreichische Bündniß sei nach wie vor ein vollständig unberührtes.
Der französische Lieutenant Letellier ist am Montag bereits per Schub über die französische Grenze gebracht worden.
Mit dem neuen Repetiergewehr versteht in Metz das dortige 4. bayerische Infanterie=Regiment bereits den Dienst, die Ausrüstung des 8. Infanterie=Regimentes mit dem Repetiergewehr ist im Gange. In wenigen Tagen ist das ganze 15. Armeekorps mit der neuen Waffe ausgerüstet.
Die Autorität der Regierung wird weder in Bulgarien noch in Rumelien mehr angefochten. In der Armee werden jetzt sämmtliche Kommandos in bulgarischer Sprache, statt früher in russischer ertheilt. Gleich nach Fürst Alexanders Abdankung war schon mit dieser Maßregel begonnen.
Deutsche Kolonisten, welche schon lange in einer Gegend am schwarzen Meer wohnen und bis jetzt auch mit ihren Verhältnissen recht zufrieden waren, wollen, 60 Familien stark, zum nächsten Frühjahr ihre Rückwanderung antreten, weil sie nicht Rußen werden wollen, wie man das jetzt von ihnen verlangt. Diese Rückwanderer wurden, wie die Thorner "Ostdeutsche Zeitung" meldet, von der Ansiedelungsbehörde in Posen auf ein zu Rynsk gehöriges Gut gewiesen, und sie sind mit dem Land und den ihnen gestellten Bedingungen einverstanden. Nach ihren Mittheilungen erhält jeder Ansiedler 50 Morgen Acker und 1000 Mk. baar zur Errichtung der Wirthschaft. Die ersten 2 Jahre ist Jeder von allen Steuern und Lasten frei, nach dieser Zeit hat er von 6000 Mk., mit welchem ihm das Ganze berechnet wird, 2 1/2 vom Hundert Pacht dem Staat zu zahlen.
Es ist eine ärgerliche Geschichte, wenn man wegen anderer Leute in den Belagerungszustand versetzt wird, wenn auch nur in den kleinen. Die Münchener können's erleben, in den Zeitungen rumort schon das Gerücht, daß der Belagerungszustand über die Stadt werde verhängt werden wegen der Wühlereien der Sozialdemokraten. Es wäre ein unwillkommenes Neujahrsgeschenk. Als in den jüngsten Schnee= und Weihnachtstagen die Post dort im Belagerungszustand war, erkannte der Beamte am Schalter unter den Hunderten, die sich vor seinem Fenster mit Kisten und Kasten drängten und stießen, den Prinzregenten mit einem Packet. Bahn frei, bat und rief er, und half mit seinem Ellbogen eine Gasse brechen, die immer breiter wurde, als das Publikum den Regenten erkannte. Der Prinz grüßte lächelnd und gab sein Packet ab.
Unsere Reichspostdampfer sind den nach China gehenden englischen und französischen Postschiffen bisher entschieden über. Wie aus Shanghai gemeldet wird, ist auch die am 7. Oktober von Brindisi mittelst des deutschen Reichs=Postdampfers "Braunschweig" abgegangene Post nach Ostasien in Shanghai wieder bedeutend vor der fahrplanmäßigen Zeit angekommen, statt am 12. Schon am 8. November und zwar gleichzeitig mit der volle drei Tage früher durch den englischen Steamer von Brindisi abgesandten Post.
Der dritte große Reichspostdampfer ist am Mittwoch Mittag auf der Werft des "Vulkan" in Stettin glücklich von Stapel gelassen worden. Er erhielt den Namen "Sachsen", die Taufe vollzog die Gemahlin des sächsischen Gesandten in Berlin.
Maret schreibt im "Radikal": Es sei von jeher zwischen dem franz. Kriegsminister und der Budgetkommission ausgemacht gewesen, daß die für Rüstungen nothwendigen 400 Millionen auf mehrere Jahre vertheilt werden sollen. Diese Thatsache genüge, zu beweisen, daß niemand in Frankreich an einen nahe bevorstehenden Krieg glaube.
Aus hohen diplomatischen Kreisen verlautet, daß Prinz Alexander der bulgarischen Deputation erklärt habe, daß er unter keinen Umständen nach Bulgarien zurückzukehren gedenke.
In 50 Jahren, sagte der erste Napoleon, ist Europa kosackisch oder republikanisch. Die Bulgaren stehen vor der Wahl zwischen beiden. Der Kosack und "das Väterchen" strecken ihnen beide Arme

[ => Original lesen: 1887 Nr. 1 Seite 3]

entgegen und ein Fürst, nach dem sie wie nach einer Stecknadel suchen, will sich ihrer nicht annehmen. Also entweder - oder!
Die Auswanderung der Juden aus Rußland nimmt stetig zu. Die Agenten von Gesellschaften, welche die Ueberfahrt nach Amerika vermitteln, haben vollauf zu thun. Den höchsten Prozentsatz an Auswanderern stellen die westlichen Gouvernements. Im Mai sollen über 28,000 Juden Rußland den Rücken gekehrt haben.
Ueber die russische Rüstungsthätigkeit schreibt man aus Berlin, daß in den jüngste Tagen wieder Berichte über die erhöhte russische Rüstungsthätigkeit, namentlich über maritime Vorkehrungen eingelaufen seien. Auch über die russischen Landrüstungen erfährt man aus Petersburger Briefen mancherlei. Darnach bereitet man sich in Südrußland auf einen Frühjahrsfeldzug vor. In Odessa, in der Krimm, in Bessarabien und Transkaukasien sollen Munition und Lebensrnittel angehäuft werden; desgleichen sorge man für die nöthige Bespannung der Artillerie und des Trains. In Polen und Littauen betreibe man die Rüstungen minder auffallend, weil die dortige Armee von 150 000 Mann, welche durch Heranziehung von Reserven in 6 Tagen auf 300 000 Mann gebracht werden könne, als Deckmantel für Rüstungen im Innern angesehen werde. In Warschau allein stehen jetzt eine Division der Garde nebst Linien=Infanterie und Kavallerie, rund 25 000 Mann.
Aus ists mit den Nihilisten in Rußland noch nicht, wenns auch stiller geworden ist. Neuerdings hat die Polizei von St. Petersburg wieder einmal eine weitverzweigte Verschwörung nihilistischer Natur unter den Arbeitern in den Provinzen Petersburg, Moskau und Wlademir, wo die größte russischen Fabriken zu finden sind, entdeckt. Ernste Ruhestörungen, die während der letzten Tage in drei Fabriken unweit Petersburg stattfanden und das Einschreiten von Militär nothwendig machten, sind das Erstlingswerk dieser Verschwörung gewesen. Ruhestörungen werden auch in anderen Fabriken erwartet. Zahlreiche Arbeiter sollen verhaftet worden sein, aber keine Rädelsführer, von denen die bedeutensten im Ausland zu wohnen scheinen.


- Unter Weihnachtsgaben, welche auf den Tisch des Kaisers aufgebaut waren, befand sich eine besondere Gabe von der Frau Prinzessin Wilhelm. Die Gattin des Prinzen Wilhelm verehrte dem Kaiser das Bildniß ihrer drei Söhne in einer großen, von Selle und Kuntze in Potsdam in Wasserfarben colorirten Photographie. Prinz Wilhelm, der erste Urenkel des Kaisers, der sich am vorigen Geburtstage des Monarchen im Palais zum ersten Male in Jacke, Beinkleid und Stiefeln zeigen durfte, trägt einen dunklen Sammetanzug, die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert sind in hellen Kleidern dargestellt.
- Nach der neuen Marineliste zählt die deutsche Flotte: 13 Panzerschiffe, 14 Panzerfahrzeuge, 9 Kreuzer=Fregatten, 8 Kreuzer=Korvetten, 5 Kreuzer, 4 Kanonenboote, 5 Avisos, 11 Schulschiffe, 31 Fahrzeuge zum Hafendienst, Lotsenfahrzeuge etc., was die in Dienst gestellten Schiffe betrifft, so befinden sich zur Zeit in fremden Gewässern 17, nämlich 2 auf der ostasiatischen, 2 auf der australischen, 1 auf der ostamerikanischen, 2 auf der ostafrikanischen 2 auf der westafrikanischen, 1 auf der Mittelmeer=Station. 4 Schiffe bilden das Kreuzergeschwader, 3 das Schulgeschwader.
- Aus Karlsruhe wird gemeldet, daß in dem Befinden des verwundeten Oberförsters Müller von Gernsbach insofern eine entscheidende Besserung eingetreten ist, als der getroffene Schenkelknochen nunmehr als gut geheilt betrachtet werden darf. Dagegen wurde das Allgemeinbefinden noch in letzter Zeit durch Wundeiterung gestört, die man jetzt durch Eröffnung des Eiterherdes endgiltig beseitigt hofft.
- Eine Falschmünzer=Werkstätte soll in Frankfurt a. M. entdeckt worden sein. Es heißt, es seien auch bereits mehrere Personen, unter ihnen ein Oesterreicher, verhaftet worden, die in dem Verdacht stehen, falsches Geld gemacht und ausgegeben zu haben.
- Aus einein Dorfe bei Altenburg ist der dortige praktische Arzt unter Zurücklassung seiner Familie und 100 000 Mk. Schulden seit einigen Tagen spurlos verschwunden. In einigen Jahren hat er nicht weniger denn 250 000 Mk., sein Vermögen und das seiner Frau, vergeudet und dabei noch solche ungeheuren Schulden gemacht.
- In Mühlhausen i. E. wurde ein Apotheker, welcher einem Wirth ohne ärztliche Verordnung eine Arznei gegen Magenbeschwerden verabreicht hatte, nach deren Genuß dieser starb, zu 6 Monaten Gefängniß und nachträglich zu 12,000 Mk. Entschädigung an die Wittwe verurtheilt.
- In Wien hat der berühmte Wundarzt Hofrath Billroth einen 35jährigen Mann am Magenkrebs operirt. Die Operation dauerte 3/4 Stunden und gelang vorzüglich. Herzog Theodor in Bayern, der selbst ein tüchtiger Operateur ist, wohnte der Operation von Anfang bis zu Ende bei.
- Die Schneestürme der letzten Tage haben im Königreich Sachsen, soweit bisher festgestellt ist, 23 Personen das Leben gekostet.
- In Lothringen hat der Schneefall und der Hunger die Wölfe aus den Ardennen in's flache Land bis in die Dörfer geführt. Trotz aller Schußprämien sind die Bestien immer wieder da.
- Auch in der Schweiz ist infolge des dort andauernden starken Schneefalls der Eisenbahnverkehr zwischen dem Elsaß und Baden gestört. Acht Tage lang war jede Post aus Norddeutschland ausgeblieben.


Anzeigen.

Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Sonnabend, den 8. Januar 1887, Vormittags 9 Uhr, soll in Neschow

eine dunkelbraune Stute, angeblich 8 Jahre alt,

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Neschow.
Schönberg, den 30. December 1886.

C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.         


Holz=Auction.

Am Donnerstag, den 6. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen im Selmsdorfer Kirchenholze an Ort und Stelle meistbietend bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente verkauft werden:

1.   2 Stück eichen Nutzhölzer, 3,47 Festmtr.
2.   3 Raummeter desgl. Kluft.
3.   1 Fuder eichen Pollholz.
4. 10 Raummeter buchen Knüppel.
5. 19 Fuder buchen Durchforstholz u. Pollholz.
6.   5 Fuder ellern Wadelholz.
7. 10 Fuder Heckenholz.
8.   2 Raummeter aspen Knüppel.
Schönberg, den 29. December 1886.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Allgemeine Versammlung am 9. Januar d. Js., Nachmittags 3 Uhr im Vereinslokal.

Tagesordnung:

1. Vorstandswahl.
2. Rechnungsablage.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Verloren am Neujahrsmorgen vom Marktplatz bis zum Bauhofgang 1 Portemonnaie mit 3 M. 11 Pfennig. Der Finder wird gebeten, dasselbe abzugeben beim
Arbeitsmann Joh. Peters, vor der Sabower=Straße.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 1 Seite 4]

Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg

offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien, sowie auf Grund eingehendster Versuche selbst hergestellten

geladenen Jagdpatronen.

Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich.                  Depositäre:

Grevsmühl & Riesland in Lübeck.
C. A. Fischer in Lübeck.
C. Schwedt in Schönberg.
Gebr. Frahm Nachfl. in Wismar.
L. F. Hagen in Rostock.
L. Böteführ in Schwerin.
Heinrich Pöhls in Boiztenburg.
L. Pleßmann in Ludwigslust.
W. Dankert in Plau.
H. Greve in Neubrandenburg.
A. Dettmann Nachfl. in Güstrow.
       A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herm. Bringe in Tessin.
A. Pelzer in Grevesmühlen.
F. C. Langen in Malchow.
B. Spenling in Gnoyen.
Fr. Schütt in Penzlin.


Am Sonntag, den 9. Januar k. J.:
Großes Concert

unter Leitung des Herrn Organisten Meier im Saale des Herrn Gastwirth Boye. Um recht zahlreichen Besuch bitten

                                                    die Vereinsmusiker. Schönberg, den 29. December 1886.
Entree à Person 50 Pf., Familienbillets à 1 Mk.
Anfang 7 Uhr.
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Programm.

1. Ouvertüre zu "Fra Diavolo", von Auber.
2. Concert für Pianoforte mit Orchesterbegleitung von Chopin.
3. Arie für Bariton von F. Haydn.
4. Serenade für Flöte u. Cello von Titl.

~~~~~~~~~~~~

5. Ouvertüre zu "Martha" von Fr. v. Flotow.
6. Lied für Bariton.
7. Paraphrase über Gounods "Faust" für Pianoforte von Fr. Liszt.
8. Maasliebchen" für Orchester von A. Oertel.

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Nach dem Concert Ball.


Durch Wegzug des Herrn Rector Woisin ist zu Ostern, resp. Michaelis

die Etage meines Hauses

zu vermiethen.

Schönberg.                                                     Ludw. Vogel.


Diedrich Teschau,
Reparatur-, Schleif- und- Polir-Werk,
Breitestrass 24. Lübeck. Breitestrasse 24.
empfiehlt
in großartigster Auswahl
und altbewährter Güte
Tischmesser.
Taschenmesser.
Rasirmesser.
Scheeren.
Gärtner- und Schlachter-Artikel.
Waffen und Munition

zu außerordentlich billigen Preisen.


Gesucht zum 1. Mai ein unverheiratheter Knecht und ein Mädchen für die Holländerei.
Wahrsow, den 30. December 1886.

                                                    G. Hörcher.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn Freitag.
Heute, Dienstag den 4. Januar.
Benefiz für den Charakter=Komiker Herrn
Friedrich Hopkins.
Lenore, die Todtenbraut.
Schauspiel mit Gesang in 3 Acten v. Karl v. Holtei.
Zum Schluß:
Der Todtenritt.
Lebendes Bild mit bengalischer Beleuchtung.
Donnerstag, den 6. Januar.
Benefiz für Fräulein Louise Musäus.
Mutter und Sohn.
Schauspiel in 5 Acten (in 2 Abtheilungen) mit freier Benutzung des Bremer'schen Romans: "Die Nachbarn" von Charlotte Birch=Pfeiffer.
                                                    Oscar Pfundt.
                                                    Director.


Ein gutgenährter                                                    
brauner Wallach
steht wegen Krankheit des Besitzers zum Verkauf bei
J. H. Eickmann-Selmsdorf i. M.


Lübeck
Spethmann's Hotel & Restaurant
vis à vis der Post
empfiehlt sich dem geehrten Publikum angelegentlichst.


Wir machen hiedurch bekannt, daß wegen der noch andauernden Epidemie eine öffentliche Weihnachtsbescheerung nicht stattfinden kann, und daß die betreffenden Empfänger der Weihnachtsgaben angewiesen werden sollen, dieselben am Mittwoch, den 5. Januar, Nachmittags von 4 Uhr ab einzeln aus der ersten Pfarre abzuholen.

Kämpffer.                           Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 1 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 1 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. Januar 1887.


- Vergeßt die Vögel nicht! Das Leben in der Vogelwelt ist in diesem Monat so ziemlich erstorben. Diejenigen Vögel, welche bei uns geblieben sind, müssen ihr Dasein kümmerlich fristen und es tritt daher an alle, die Vogelschutz sich angelegen sein lassen, die Pflicht heran, für Fütterung der bei uns überwinternde Vögel Sorge zu tragen.
- Aus London wird berichtet, daß Rothschild die Hälfte der Aktien der Zeitung "Times", einer der größten der Welt, nach und nach um ungeheuere Summen an sich gebracht habe. Das kann sich ein Mann erlauben, der seit vielen, vielen Jahren eine englische Banknote von 100 000 Pfd. Sterling unter Glas und Rahmen als Bild über seinem Schreibtisch hängen hat.
- Der Verfasser des berüchtigten grand catéchisme du peuple, Defuisseaux in Brüssel, welcher flüchtig geworden ear, ist vom dortigen Schwurgerichtshof zu vier Jahren Gefängnis und 1000 Francs Geldbuße verurtheilt worden. Der Drucker des Katechismus, Maheu, und Dewit, der denselben ins Flämische übersetzte, erhielten je 2 Monate Gefängnis und 500 Francs Geldstrafe.
- Bei Podersam in Böhmen ereignete sich in der vorigen Woche der gewiß seltene Fall, daß ein Jäger und ein Wilddieb einander erschossen. Der 32jährige Forstadjunkt Karl Eberl, wurde im Alberitzer Forste bei Podersam erschossen aufgefunden. Zweihundert Schritte von ihm entfernt lag tödtlich verwundet ein berüchtigter Wilddieb, welcher früher Heger in demselben Forste gewesen war. Der Jäger hatte den Wilddieb bei der Schlucht angetroffen und sich sofort an dessen Verfolgung gemacht. Der Wilddieb schoß auf seinen Verfolger, die Kugel traf denselben in die Brust und verwundete den Jäger tödtlich. Dieser fand aber noch die Kraft, auf den Wilddieb zu schießen und stürzte dann sterbend zusammen. Der Wilddieb kam, nachdem man ihn aufgefunden hatte, nochmals zum Bewußtsein, erzählte den Hergang in der eben geschilderten Weise und starb dann.
- Mit der Errichtung einer katholischen Universität in Freiburg in der Schweiz hat der große Rath des Kanton Ernst gemacht. Ultramontanen schweizerischen Blättern erschien das Projekt noch vor wenigen Wochen beinahe unausführbar. Sie erzählten, man sei zwar sicher, die vorzüglichsten Lehrkräfte zu erhalten, aber die finanziellen Schwierigkeiten seien unüberwindlich. Jetzt sind die letzteren dadurch beseitigt worden, daß sie die bisher zu 4 Prozent verzinsliche Staatsschuld Freiburgs zurückbezahlt und ein neues Anlehen zu drei Prozent veranstaltet werden soll. Der Staat Freiburg gewinnt dadurch 2 1/2 Millionen Francs, welche zur Dotation der Universität dienen sollen. Da Freiburg bereits im Besitz der nöthigen Gebäulichkeiten ist, so hält man diese Summe für ausreichend, wenn die übrigen Kantone auch etwas für dieselbe thun. In diesem Sinn hat der große Rath die Angelegenheit entschieden.
- 130 Körbe erlesenen Weines sind kürzlich dem Vicekönig von Irland, Londonderry, gestohlen worden. Der edle Lord hat das natürlich sehr übel bemerkt, und in den Zeitungen folgende Anzeige erlassen: "Ich nehme an, daß die Herren Diebe den Werth des gestohlenen Weines nicht kennen. (Wer weiß!) Die Weine sind mir sämmtlich von regierenden Häuptern gegeben worden und sind werth, von einem Kaiser getrunken zu werden. Ich verpflichte mich auf Ehre, gegen den, der mir den Wein wiederbringt, keine Untersuchung zu betragen, ferner jede Flasche mit einer Guinee (21 Mk.) zu bezahlen. Wird mein Wein verkauft, so wäre es billig, wenn ich den Vorkauf behielte." Die Anzeige hat bis jetzt, trotz der annehmbaren Vorschläge, keinen Erfolg gehabt.
- In einer Handschriftensammlung in Heidelberg befindet sich eine im Original vorhandene Schneiderrechnung aus dem Jahr 1690. Sie lautet: "Der Jungfer Alwine Mornheim die Maß vor ein Kleid genommen 4 Groschen, die Stücke zu einem faltigem Unterrock zusammengenäht 6 Groschen, den Oberleib genau für die Brust, die Achseln und Arme der Jungfer geformt 7 Groschen; vor Seide 4 Groschen, Baumwolle eingenäht 3 Groschen. Dieses Kleid ordentlich abgegeben, bittet um Bezahlung dieser ehrlich christlichen Rechnung vor Lichtmeß Gotthold Liebner, Schneider für den hohen Adel wie für Bürgersleute.
- In Indianopolis wurde neulich ein Brautpaar in einem Schaufenster getraut. Die Besitzer eines Kleidergeschäftes hatten das Anerbieten gemacht, demjenigen Paar, welches sich in einem ihrer Riesenschaufenster trauen lassen werde, eine elegante Schlafzimmer=Einrichtung zu schenken. Das Geschenk stach zwar manchem heirathslustigen Pärchen in die Augen, aber die gestellte Bedingung schreckte alle ab. Erst vor Kurzem fand sich ein muthiges Paar. Es war dies ein junger Bäcker mit seiner Braut. Lange vor Beginn der Trauung hatte sich vor dem Geschäftslokal eine nach Tausenden zählende Volksmenge eingefunden, welche das verlegen lächelnde Brautpaar mit Jubel empfing.
- Zur Ermunterung für gute Köchinnen wird aus Boston folgendes nette Geschichtchen berichtet: Kürzlich veranstaltete Lady Turlin eine Gesellschaft, welcher auch der englische Millionär Mr. Taylor beiwohnte. Beim Essen wurden unter anderen auch Beefsteaks servirt und Taylor frug bewundernd, wer diese so delikat hergestellt habe. Gleichgültig erwiderte Lady Turlin: "Meine Köchin Anne, ein braves, liebes Mädchen, das wir schon seit drei Jahren im Haus haben." Der Millionär schwieg, aber am nächsten Morgen erschien er in feierlicher Gewandung bei Lord Turlin und bat, für ihn als Freiwerber bei der Verfertigerin der Beefsteaks aufzutreten. Der erstaunte Lord läutete seiner Köchin als diese im weißen Häubchen erschien, sagte er ihr kurz: "Mein Freund Taylor besitzt ein Vermögen von 150,000 Pfd. St., wenn Sie sich verpflichten, ihm lebenslänglich Beefsteak zu machen, heirathet er Sie." Der Köchin leuchtete die Sache ein und bald darauf fand in der Kirche zu Boston ihre Vermählung mit dem Millionär statt.
- Eine hübsche Kußanekdote wird aus dem Leben des bekannten belgischen Staatsmannes Frère=Orban berichtet, der von Hause nur Frère hieß, ein armer Student der Rechte war und ein sehr reiches Fräulein liebte. Die Aussichten für ihn waren keine sehr günstigen, wie man sieht; als aber der Tag seines Examens herankam, sagte das Fräulein zu ihm: "Wenn Du morgen glücklich bestanden hast, so komme Abends in die Oper und tritt in die Loge, in welcher ich mich mit meinen Eltern und deren Freunden befinden werde." "Wird man mich aber auch dort dulden?" fragte der Student besorgt. "Dafür laß mich Sorgen!" Frère bestand glänzend und kam richtig in die Loge, wo die Geliebte auf ihn zu eilte und vor aller Welt einen Kuß auf seine Lippen drückte. Den Eltern blieb nichts anderes übrig, als das Verlöbniß zu genehmigen; doch legten sie dem Bräutigam die Verpflichtung auf, seinem Familiennamen den ihrigen hinzuzufügen.
- Wie jeder denkende Mensch, so wird auch der einsichtsvolle Landwirth es nicht versäumen, eine möglichst genaue Betrachtung über all die Vorkommnisse anzustellen, welche ihm im Lauf des vergangenen Jahres begegnet sind. Nur wenige dürften es sein, welche bei einer derartigen Rückschau sich nicht sagen müssen, da und dort hast du gefehlt; so manches hättest du zweckmäßiger und besser einrichten können, ja Vieles ist vorgekommen, was eigentlich nicht hätte sein sollen. Vor allem aber

[ => Original lesen: 1887 Nr. 1 Seite 6]

sollte sich jeder, auch der kleinste Landmann nicht ausgeschlossen fragen: Hängst du nicht mit zu großer Zähigkeit am Alten und Hergebrachten?" Trägst du den ernsten Forderungen der Jetztzeit entsprechend Rechnung, Forderungen, welche dermalen ganz anders lauten als ehedem? Wie viele werden da eingestehen müssen, daß sie in dieser Beziehung noch gar weit zurück sind. Möge bei dem bevorstehenden Jahreswechsel doch jeder Landwirth mit dem festen Entschluß in das neue Jahr hinübertreten, nichts zu versäumen, vielmehr alles seinerseits zu thun, damit auch in unserer Landwirthschaft wieder bessere Verhältnisse eintreten. Wenn diesen Entschlüssen wirklich Thaten folgen, so wird es auch mit der Zeit besser werden.
- Goldverzierungen zu reinigen. Ein Stück roher Zwiebel tauche man in reinen Weingeist und putze damit durch leichtes Hin= und Herwischen den Fliegenschmutz, sowie die sonstigen Unreinigkeiten weg, ohne daß die Vergoldung darunter leidet, wird die Unreinigkeit weggehen.


Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)


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