No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. März
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 20 Seite 1]

Dem Bundesrath ist ein Gesetz=Entwurf zugegangen, in welchem die Gewährung von Pension und Wartegeld für den Statthalter von Elsaß=Lothringen gefordert wird. Auch der Handelsvertrag mit Sansibar, der in 24 Artikel zerfällt und am 19. August 1886 in Kraft treten soll, liegt dem Bundesrath vor.
Die Branntwein=Monopol=Vorlage ist nach beendeter erster Lesung in eine Commission von 28 Mitgliedern verwiesen worden.
Zu einem Reichstagsabgeordneten, mit dem er sich über den Bimetallismus unterhielt, soll der Reichskanzler gesagt haben: "Wenn ich auf die Bekassinenjagd gehe, betrete ich nur Terrain, das ich ganz genau kenne. Bin ich in einem fremden Terrain, so thue ich keinen Schritt vorwärts, wenn ich dasselbe nicht vorher untersucht habe. So halte ich es auch in der Währungsfrage." Richtig, die Vorsicht ist die Mutter der Weisheit!
Viel ist's nicht, was am Dienstag beim Nachtisch vom Diner bei Bismarck für die Presse abgefallen ist. Es war ein Reichstags=Diner, nur Reichstagsabgeordnete waren geladen. Doch gab's nach dem Essen bei einer Cigarre ein Gespräch über den Bimetallismus. Da sagte denn der Reichskanzler, ein Privatmann oder Abgeordneter könne sich leicht betheiligen an den Agitationen für Bestrebungen, welche unser ganzes wirtschaftliches Leben doch in eine recht schwierige Lage bringen können. Er in seiner verantwortlichen Stellung müsse vorsichtiger sein. Die Nachtheile, welche die Doppelwährung dem deutschen internationalen Verkehr zufügen müsse, so lange namentlich England nicht daran denke, sich an einem internationalen Doppelwährungsvertrag zu betheiligen, seien sicher, dagegen könne er sich nicht überzeugen, daß die Vortheile, die sich die Anhänger der Doppelwährung davon versprächen, wirklich eintreten würden.
Im Reichstag sitzen zwei hohe Achtziger, Moltke und Dollfuß, der reiche Elsässer Fabrikherr, beide im Jahr 1800 geboren und beide noch frisch und geisteskräftig, nur etwas schweigsamer als das jüngere Geschlecht. Das Einzige, was Dollfuß nicht versteht, scheint daß zu sein, daß Elsaß deutsches Reichsland geworden ist. Ehrwürdiger noch ist das Herrenhaus. In ihm sitzen nicht nur ein Neunziger, sondern auch 13 Herren zwischen 80 und 90 Jahren.
In der Prohl'schen Landesverrathssache wird gemeldet, es handle sich in der Hauptsache um den Verrath von Flaggensignalen der kaiserlichen Marine, von Minenlegungen des Kieler Kriegshafens und des Landbefestigungsplanes von Kiel.
Baden hat im Jahre 1849 etwa 85 000 Gulden hergegeben für Verpflegung der Reichstruppen, welche den badischen Aufstand nieder warfen. Dieses Geld hat es von dem später wieder zusammengetretenen Bundestage nicht zurückerhalten, weil letzterer den Auftrag zur Mobilmachung nicht erteilt hatte. Von badischer Seite soll nun, nach 37 Jahren, der Versuch gemacht werden, das Geld vom Reiche zurückerstattet zu erhalten. Die Meldung klingt wenig glaubwürdig.
Schöne Zustände herrschen im gelobten Ungarland. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag drangen Räuber und Diebe in das Direktions=Gebäude des Vulkojer Goldbergwerks und raubten den ganzen Vorrath, 32 Kilogramm Gold, etwa 90 000 M. Den Direktor nahmen die Strolche mit, am anderen Morgen fand man ihn schwer verwundet in hoffnungslosem Zustand. Von den Thätern fehlt jede Spur.
Der österreichische Kriegsminister wird an die Delegationen mit einer Kreditforderung für die Neuanschaffung von Repetiergewehren herantreten. Das alte Gewehrmaterial würde für den Landsturm verwendet werden. (Bisher ist der bittere Kelch "Einführung des Repetiergewehrs" immer an den Völkern Europas vorübergegangen; macht aber eine Macht damit Ernst, alsdann müssen ja die andern des "militärischen Gleichgewichts" wegen nachfolgen.)
Die Pariser Presse bereitet dem nach Paris zurückgekehrten General Courcy, dem früheren Oberbefehlshaber in Tonkin, keinen guten Empfang. Die republikanischen Blätter beschuldigen ihn des Mißbrauchs der Amtsgewalt und die reaktionäre Presse greift ihn an, weil sein unkluges Auftreten die Niedermetzelungen der Christen in Tonkin=Anam hervorgerufen habe.
Die unter den franz. Arbeitern herrschende Gährung, besonders in den Bergwerksbezirken erregt starke Besorgnisse. In Decazeville ist noch alles beim alten. Weder die Arbeiter noch die Grubenbesitzer wollen nachgeben. Wenn der Streik noch ferner fortdauern sollte, wollen die Grubenherren die Werke ganz schließen. Auch an vielen anderen Fabrikorten regt sich die sozialistische Agitation. Die Nachrichten von Amiens, St. Quentin, Charleville und St. Pierre=les=Calais lauten ebenfalls bedenklich.
Das englische Oberhaus hat endlich einmal wieder einen großen Entschluß gefaßt. Es hat die Bill bet.. die Privat=Irren=Anstalten angenommen. Nach derselben sollen alle nicht=staatlichen Irrenanstalten in der Weise aufgehoben werden, daß neue nicht mehr gebaut und in den bestehenden neue Kranke nicht mehr aufgenommen werden dürfen. Hoffentlich auch keine gesunden Leute mehr, denn eben darin, daß völlig gesunde Menschen, die man aus irgend einem Grund beseitigen wollte, in Privat=Irrenhäuser gesteckt wurden, ist in England, viel gesündigt worden.
3964 Pfund Sterling oder fast 80 000 M. das ist ein schönes Sümmchen, ein kleines Kapital. Und wozu wurde es verwendet? Man höre und staune! Die Telegramme, welche Herr Drummond Wolff, der außerordentliche englische Gesandte in Kairo, während seiner Mission bisher aus London und Konstantinopel erhalten hat, haben es verschlungen.
Der Papst hat am Dienstag anläßlich des Jahrestages seiner Krönung die Kardinäle in Rom empfangen und dabei in seiner Ansprache die Affaire des Dorides besonders hervorgehoben. Er beklagte sich bitter, "daß nichtige Vorwände und gemeine Bosheiten dazu ausgebeutet würden, um unter Drohungen den Haß gegen den Vatikan zu schüren." Diese harten Worte des Papstes sind indirekt gegen

[ => Original lesen: 1886 Nr. 20 Seite 2]

die italienische Regierung gerichtet und werden dort gewiß nicht besonders friedlich wirken.
Zwischen der italienischen Besatzung am Rothen Meere und den Truppen des Königs von Abessynien ist es zur offenen Fehde gekommen. Ein Krieg scheint unvermeidlich. In Rom herrscht deshalb gewaltige Aufregung.
Anläßlich der Ueberführung des Herzogs von Sevilla nach dem Gefängniß ereignete sich eine heftige Szene. (Er sollte dahin überführt werden, weil Spanien keine Militärstrafanstalt hat, wo er seine 8 Jahre absitzen könnte.) Der Herzog verfluchte die Richter und die Dynastie und weigerte sich hartnäckig, die Sträflingskleider anzulegen. Er wurde vorläufig mit Rücksicht auf seine hochgradige Erregtheit in ein Lazarett gebracht. Eine Begnadigung ist unwahrscheinlich. Die Familie des Herzogs befindet sich in großer Noth.
Die Russen handeln, die Engländer reden. Wenigstens was Afghanistan anlangt, ist's so. In aller Stille haben die Russen am 13. Februar in Pensdeh ihren Einzug gehalten und dort eine russische Verwaltung installirt. Nun sitzen sie fest und werden sich gewiß so leicht nicht wieder verdrängen lassen.


- Neustrelitz, 4. März. Gestern empfing Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin aus den Händen des Königlich Bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigen Ministers in Berlin, Grafen von Lerchenfeld=Koefering die Insignien des Theresien=Ordens, welche Höchstderselben von Ihrer Majestät der Königin von Bayern verliehen worden sind, nebst einem Anschreiben der Letzteren. Die Audienz ward im Karolinen=Palais ertheilt und nach derselben begab sich der Gesandte nach dem Großherzoglichen Schlosse, wo Graf Lerchenfeld Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzoge und der Großherzogin vorgestellt wurde. Die darauf folgende größere Gala=Tafel fand wie üblich im weißen Saale statt. (N. Z.)
- Was soll und muß der März bringen, wenn es ein rechtschaffenes Jahr werden soll? Nach einer alten schönen Legende sollen im März drei Tropfen aus dem Paradies auf die Erde fallen. Der erste Tropfen fällt in die Luft und sie wird lind und mild; der zweite ins Wasser und seine Frostdecke zerrinnt und neues Leben beginnt sich in ihm zu regen; der dritte in die Erde und es entfalten sich in ihr die Keime und rühren sich die Säfte. Wann werden diese Tropfen fallen? Der März ist da und alles starrt noch von Frost und Eis.
- Die Travemünder Bucht ist infolge der durch den Sturm erzeugten Anstauungen auf Meilen weit ein einziges Eisgebirge, auf dessen Gipfeln Schiffe festsitzen. Es droht die Gefahr, daß einzelne dieser Schiffe verloren gehen. Das ganze bietet ein schaurig=schönes Schauspiel. Man glaubt sich an den Nordpol versetzt. Das Schauspiel der sich auf und abschiebenden Eisberge lockt täglich eine Menge Zuschauer an.
- Hamburg, 5. März. Der gestern und heute abgehaltene Pferdemarkt verlief im Ganzen recht flau. Während die Zufuhr von Dänemarck in Folge der Verkehrsstockungen gestern nur ca. 80 Pferde betrug, war sie heute etwas stärker. Mit den im Laufe des gestrigen Tages noch zugekommenen Pferden betrug die Zahl 684 Stück, von denen ca. 200 unverkauft blieben. Viele Pferde wurden gleich nach Schluß des gestrigen Tages nach Uelzen befördert, so daß heute nur 40 Stück am Markt standen, womit bei unveränderten Preisen geräumt wurde. Durch die Verkehrsstockungen auf der Bahn nach dem Norden, wodurch es den Eigenthümern unmöglich wurde, ihre Pferde auf hier zu schaffen, ist denselben großer Schaden zugefügt, da die Thiere sehr gelitten haben. - Am Central=Viehmarkt standen im Ganzen ca. 650 Pferde, darunter 130 kleine russische Pferde. Gute Arbeitspferde wurden per Stück mit 700-800 M. geringere Waare mit 500-600 M., russische Pferde mit 210-300 M. und Luxuspferde, die in den Ställen verkauft wurden, mit 1000-1200 M. bezahlt.
- Kürzlich wurde in Kaiserslautern ein Mann arretiert, der als Soldat nach den Kämpfen um Metz spurlos verschwunden war. Er wurde als "vermißt" in der Regimentsliste verzeichnet und sein Name prangt auf der ehernen Ehrentafel, welche das betr. Regiment seinen Gefallenen errichten ließ. Der Betreffende war einfach desertiert und wäre auch jetzt noch nicht entdeckt worden, wenn er nicht behufs seiner Verheirathung den Versuch gemacht hätte, sich die nötigen Papiere zu beschaffen.
- Ein fünfjähriger Lebensretter! In dem Dorfe Wörmlitz bei Halle a. S. vergnügte sich vor einigen Tagen eine Anzahl Kinder auf dem Eise des Stromes. Das dreijährige Söhnchen des Schmiedes Z. gelangte dabei an eine gefährliche Stelle und versank ins Wasser. Das Kind wäre ertrunken, wenn ihm nicht Hülfe durch sein fünfjähriges Brüderchen zu theil geworden wäre. Der kleine Bursche legte sich der Länge nach auf das Eis, während ihn ein anderer siebenjähriger Knabe an den Füßen hielt, packte er den Verunglückten und zog ihn auf das Trockene.
- Von dem Landgerichte in Schweinfurt wurde der Weinhändler Haupt ans Volkach wegen Weinschmiererei zu drei Monaten Gefängniß und 1000 M. Geldbuße verurtheilt. Er hatte den Wein, den er als echten, reinen Naturwein verkaufte, mit Sprit, Glycerin, Tanin, Traubenzucker, Salicyl, Rosinen, Heidelbeeren, Koriander und Zucker verbessert und eine ordentliche Quantität Wasser dazu geschüttet.
- Das Schwurgericht zu Hagen hatte am Donnerstag in einer Untersuchungssache zu entscheiden, in welcher den Geschworenen 351 Fragen vorgelegt wurden. Es handelte sich um 39 Fälschungen zu je 9 Fragen. Zu deren Verlesung brauchte der Präsident 1 1/2 Stunden, der Obmann 2 Stunden, und das Verlesen der Anklage beanspruchte 1 1/2 Stunden. Die Berathung der Geschworenen dauerte 4 Stunden, die Verhandlung selbst 4 Stunden, die Sache endete mit Verhängung schwerer Freiheitsstrafen.
- Braunschweig. Mit dem Ausscheiden des letzten der Welfenherzöge stirbt auch die Heinrichslinde dahin, jener weltbekannte, stolze, uralte Baum vor dem Braunschweiger Dome, welcher nach alter Ueberlieferung von Heinrich dem Löwen gepflanzt worden ist. Höheren Ortes ist nun beschlossen, den Baum so lange wie irgend möglich zu erhalten, und dies sucht man jetzt durch das Ablaktieren zu bewerkstelligen, d. h. man bringt durch Einschnitte mehrere um die Heinrichslinde angepflanzte junge Lindenbäume mit letzterer in Verbindung und leitet die Säfte derselben in den absterbenden Baum ab.
- Einen seltsamen Tod suchte und fand kürzlich ein Metzgerlehrling in Basel in Locle. Derselbe befestigte sich eine beim Großvieh oft angewendete Schußmaske um die Brust und schlug mit einem Beil auf die Zündkapsel. Der Schuß ging los und der Tod trat augenblicklich ein.
- Am 27. Februar v. J. schloß der verstorbene General Grant mit seinen Verlegern einen Kontrakt, seine "Memoiren" in einem Jahre zu schreiben. Jetzt sind 325 000 Exemplare des ersten Bandes gedruckt, davon 314 000 verkauft, und Frau Grant hat von den Verlegern einstweilen eine Bankanweisung auf 200 000 Dollar sowie die Versicherung erhalten, daß ein gleicher Betrag aus dem zweiten Bande folgen wird. Die Ziffern dürften ohne Beispiel dastehen.
- Die Schürze der Königin. Bei einem Kostümfeste, welches am 24. Februar im Königspalaste zu Rom stattfand, trug die Königin Margherita ein Schürzchen auf schwarzem Spitzengrund, durchwegs mit Brillanten und Smaragden gestickt. Die kleinen Taschen waren von je vier zentimetergroßen Smaragden gebildet. Als Band dienten diesem Schürzchen zu beiden Seiten herabhängende Doppelschnüre von echten orientalischen Perlen. Kenner gaben den Gesammtwerth dieses Kleidungsstückes, bei welchem die schönsten savoyschen Juwelen verwendet worden, auf vier Millionen Lira an.
- Jakob I. von England fragte seinen Kanzler Bacon einst, was er von dem französischen Gesandten, der ihn soeben verlassen hatte, einem Mann von außergewöhnlicher Körpergröße, halte. "Sire," antwortete der Kanzler, "Leute von solchem Wuchs gleichen oft Häusern von fünf Stockwerken, deren oberstes Stockwerk gewöhnlich das am schlechtesten eingerichtete ist."


[ => Original lesen: 1886 Nr. 20 Seite 3]

Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 28.

Am Donnerstag, den 11. März, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf:

Aus den Herrenburger Tannen:

100 Stück tannen Hopfenstangen.
132 Rmet. tannen Kluft.
  41 Rmet. tannen Knüppel.
  47 Fuder tannen Durchforstholz von Bohnen= bis Hopfenstangenstärke.
Schönberg, den 3. März 1886.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 29.

Am Freitag, den 12. März, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Michelsen zu Selmsdorf bei freier Concurrenz

1. Aus den Hohemeiler Tannen:

379 Rmet. tannen Kluft.
  16 Rmet. fichten Kluft.
270 Rmet. tannen Knüppel.
100 Stück fichten Leiterbäume.

2. Aus Lauer= und Palinger=Tannen:

    3 1/2 Fuder tannen Durchforstholz von Schleetstärke.
  42 Rmet. tannen Rodestämme.
Schönberg, den 3. März 1886.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge in das Großherzogliche Schullehrer=Seminar hieselbst aufgenommen werden. Dabei wird auch solchen Aspiranten, die nicht in das Internat der Anstalt aufgenommen werden können, aber durch die Aufnahmeprüfung ihre Befähigung zur Teilnahme nachgewiesen haben, die Erlaubnis zu solcher Teilnahme gegeben werden, falls sie gewillt und in der Lage sind, sich bis zu ihrer späteren Aufnahme ins Internat Wohnung und Kost im Orte unter den gewöhnlichen, ihnen alsdann bekannt zu gebenden Bedingungen zu verschaffen. Ohne Unterschied aber haben sich die durch die Prüfung Auszuwählenden vor Beginn des Seminarkursus durch Beibringung eines von ihnen selbst, wie von den Vätern resp. Vormündern unterschriebenen, von den Ortsobrigkeiten zu beglaubigenden Reverses zum Landesherrlichen Dienst auf 10 Jahre zu verpflichten.
Die Aufnahmeprüfung wird

am Mittwoch, den 17. März d. J.,
von morgens 8 Uhr an,

die durch Regierungsverfügung vom 17. Februar 1872 (Off. Anz. Nr. 8. dess. J.) vorgeschriebene ärztliche Untersuchung, für welche laut Verfügung 3 M. an die Seminarkasse zu zahlen sind, wird Tags zuvor stattfinden, und haben die Aspiranten sich dieserhalb bis zum 16. März mittags im Seminar vorzustellen. Bei der Aufnahme werden diejenigen jungen Leute, welche das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben oder im laufenden Kalenderjahre noch zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden.
Die Meldung, welche bis zum 9. März einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar=Aspiranten selbst geschriebenen Lebenslaufes an den Unterzeichneten, in welchem namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen Aufenthalt und die etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugnis von der zuletzt besuchten Schule beizufügen. Außerdem ist von einem jeden beizubringen: ein Taufschein, ein Konfirmationsschein, ein Wiederimpfungsschein, ein von dem betreffenden Prediger auszustellendes Zeugnis über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung und eine vom Vater oder Vormunde vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Eintrittsgeldes von 16,50 M. und, für den Fall der Aufnahme in das Internat, des Pensionsgeldes von jährlich 75 M. auf 3 Jahre.
Mirow, den 3. Februar 1886.

                                                    Beckström,
                                                    Seminardirector.


Verkaufs=Anzeige.

Am nächsten Sonnabend, den 13. d. M., Vormittags 1/2 11 Uhr soll in Herrnburg ein daselbst gepfändetes

Schwein circa 3/4 Jahre alt.

öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer im Lohse'schen Wirthshause daselbst.
Schönberg, den 6. März 1886.

                                                    J. Kutzbach,
                                                    Landreiter.


Triumpfhafer,
hundertfacher Ertrag,
Winterhafer, sehr lohnend, unempfindlich
gegen Frühjahrsfröste, - eigene Ernte, - verkauft
                                                    Oscar Schulz,
                                                    Lankow bei Schwerin.


Deutscher Kunst-Verein
(Carl Grunert)
Berlin, S. Kommandanten.Str. 45.
Oelgemälde - Oeldruckbilder.
Prospect' und illustrirter Catalog
kostenlos - postfrei.


Für kranke Pferde zahle 10 M. und für kranke Kühe 11 M., wenn ich vorm Tode derselben benachrichtigt werde, um solche zu tödten und abzuholen.

Der Frohnereipächter:
W. Rath,
vor der Sabowerstraße No. 8 bei Ww. Callies
in Schönberg i. M.


Einige tausend
Eschenpflanzen
aus der Baumschule, 1-2 Meter groß, hat zu verkaufen
                                                    Fritz Holst, Hufner
                                                    Schattin.


Gesucht

nach Lübeck, ein mit guten Zeugnissen empfohlenes Mädchen für Hausarbeit und Wäsche. Näheres daselbst Cronsforder Allee 14.


Zum 1. Mai:

Ein ordentliches Mädchen zu allen häuslichen Arbeiten mit guten Zeugnissen.

Lübeck.                                                                            Frau A. Grube,
                                                                                                Engelswisch 14.


Ich suche zu sogleich oder zu Ostern ein
ordentliches Mädchen.
                                                    Frau Landbaumeister Rickmann.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei      Emil Jannicke, Bandagist.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 20 Seite 4]
Mecklenburgische Pferde-Loose nur
1
Mark
11 Loose für 10 M.
XVI. Große
Mecklenburgische Pferde-Verloosung
Ziehung am 19. Mai d. J. 3 Equipagen (Vierspännige u. Zweispännige) im Werthe von 10,000 Mk., 4500 Mk., 1650 Mk.,
sowie
73 edle Reit= und Wagenpferde
im Gesammtwerthe von
64,094 Mark und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Mecklenburgische Pferde-Loose à 1 Mark 11 Loose für 10 Mark
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Placate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
                          F. A. Schrader. Hauptagent,
                          Hannover, Gr. Packhofstraße 29.
                          (Für Porto und Gewinnliste sind 20 Pfg. beizufügen.)


Montag, den 15. März d. J. Nachmittags präcise 1 Uhr außerordentliche Versammlung der

Schuhmacher=Innung

im Boye'schen Gasthause.
Alle Mitglieder müssen kommen.
Tagesordnung: Anschluß an den Bund deutscher Schuhmacher=Innungen.
Zugleich werden diejenigen selbständigen Schuhmacher des Fürstenthums, welche der Innung beizutreten wünschen, endgültig aufgefordert, am gedachten Tage eben daselbst zu erscheinen, widrigenfalls die Vergünstigungen z. B. "Herabsetzung des Meistergeldes und Wegfall der Meisterprüfung" außer Kraft treten.
Mitglieder der alten Zunft haben bis jetzt kein Eintrittsgeld zu entrichten.
Schönberg, im Februar 1886.

Der Vorstand.       


Köster's Hotel
in Schönberg
Mittwoch, 10. und Donnerstag, 11. März
Große außerordentliche
Brillant-Vorstellungen
des Elite-Specialitäten-Ensembles
Emil Naucke
Auftreten der Jongleusen und Equilibristinnen Frls. Geschw. Geisler. der Soubrette Mary Krüger. der Solotänzerin Frl. Alma Fortetts. des Zauberers und Bauchredners Herrn Max Blume. der Duettistinnen Mizi und Lotti und des weltberühmten Original=Riesen=Herkules und Colossalmenschen Emil Naucke (386 Pfd. schwer).
Darstellung lebender Bilder nach antiken Mustern arrangirt von Frl. Alma Fortett.
Kasseneröffnung 7 1/2 Uhr.            Anfang 8 Uhr pr.

Preise der Plätze: Reserv. Pl. 1 M., Parterre 60 Pf., Stehplatz 30 Pf. Billets vorher Reserv. Pl. 75 Pfg., Parterre 50 Pfg. sind in Kösters Hotel zu haben. Kinder 30 Pfg.
Genußreiche Stunden in Aussicht stellend, erlaubt sich freundlichst einzuladen

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Emil Naucke.


Ein Faselschwein und eine junge Ziege
hat zu verkaufen                                                     J. Voss, Tuchmachermstr.


Wringmaschinen
neuester Construction empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Verzinkten Draht
zu Bedichtungen empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Zeugklammern
à 100 Stück 75 Pfennig (Mecklenburg).                                                    
Zeugleinen
empfiehlt                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Eine möblirte Stube nebst Schlafstube hat zu vermiethen oder es finden auch Schüler, welche die hiesige Schule besuchen wollen, freundliche Aufnahme bei

J. Voss, Tuchmachermeister.       


Knaben,

welche die hiesige Schule besuchen sollen, finden freundliche Aufnahme. Wo? zu erfragen in der Expedition d. Bl.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend zur Nachricht, daß ich das Geschäft des Tischlermeister Hauschild käuflich übernommen habe, und in derselben Weise fortführe.

Um geneigten Zuspruch bittet
                                                    J. Freitag,
                                                    Tischler.


Am 6. d. M. Morgens 2 Uhr verschied nach hartem Kampfe der frühere Pächter

Herr E. F. Bouchholtz

im fast vollendeten 87sten Lebensjahre.

                                                    Namens der Hinterbliebenen
                                                    Ernst Kieselbach.

Die Beerdigung findet Dienstag, den 9. d. M. Nachmittags 1 Uhr statt.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. März 1886.


- Ein wahrer Ordensregen hat sich in diesen Tagen auf das Haus Krupp ergossen. Der Sultan dekorierte fast alle Oberbeamte mit dem Imtiaz=Osmani= oder Medjidie=Orden und zwar infolge der letzten Geschützlieferungen, welche den besonderen Beifall der türkischen Regierung fanden.
- Ein Troschkenkutscher erfroren! Diese fast unglaublich klingende Nachricht kommt aus Berlin. Die ganz ungewöhnliche Kälte in der Nacht vom Montag zum Dienstag trägt die Schuld an dem Unglück, das in der "Post", wie folgt, beschrieben wird. Der Droschkenkutscher Jungfer war, während er mit der von ihm geführten Droschke auf dem Standplatz am Molkenmarkt hielt, eingeschlafen und ist dort in Folge der bitteren Kälte allem Anschein nach erfroren. Der Unglücksfall wurde erst bemerkt, als Jungfer plötzlich leblos von seinem Kutscherbock auf den Straßendamm stürzte und gerade vor einer vorüberfahrenden Droschke II. Klasse liegen blieb und überfahren wurde. Sofort angestellte Wiederlebungsversuche hatten keinen Erfolg und es blieb deshalb weiter nichts übrig, als die Leiche in das Leichenhaus zu schaffen. Der so jäh Verstorbene hinterläßt eine Frau und drei kleine Kinder. Ein zweiter Droschkenkutscher wäre dort beinah dem gleichen Schicksal verfallen. Derselbe war auf demselben Standplatz auf seiner Droschke eingeschlafen und auch bereits halb erstarrt, als sich der Unglücksfall mit dem oben Genannten ereignete. Sofort angestellte Belebungsversuche hatten hier glücklicherweise das Resultat, den Halberfrorenen wieder zum Bewußtsein zurückzubringen.
- 9 Verkäuferinnen und 1 Gehülfe wurden vor Schreck ohnmächtig am Donnerstag Abend in Berlin, als in einem Weißwaaren=Geschäft in der Neanderstraße unter heftigem Knall eine Gasexplosion erfolgte. Das Ladenfenster ist ausgebrannt, das Feuer wurde bald wieder gelöscht, die Ohnmächtigen kamen wieder zu sich und die einzige Verletzung trug der Besitzer davon, der 4 Strolche, welche sofort in den Laden drangen, um zu rauben, mit Aufbietung seiner ganzen Kraft von diesem Vorhaben abhalten mußte. Die Strolche, die überall sofort bei der Hand sind, wenn irgend etwas passirt, sind leider recht charakteristisch für Berlin.
- Allen diesjährigen Kurgästen voran ist die Kaiserin von Oesterreich. Sie ist bereits in Baden=Baden angekommen und gedenkt sechs Wochen dort zu bleiben, so daß sie noch den Frühling erreicht. Ihre Kuren macht sie meist zu Pferde.
- In Wien ist am vergangenen Sonntag Erzherzogin Maria Theresia dem Erzherzog Karl Stephan vermählt worden. Die Trauung fand in der Hofburgkapelle unter Entfaltung all des Pompes statt, der bei festlichen Gelegenheiten am österreichischen Hof üblich ist. Kardinal Fürst Erzbischof Ganglbauer vollzog die Trauung, nach deren Beendigung der Hochzeitszug unter Pauken und Trompetenschall in die inneren Gemächer der Burg dahinzog.
- Ein seltenes Frachtstück gab dieser Tage der Wildhändler Grotius in Wittenberg zur Bahn. Es war das ein reichlicher Kubikmeter Holz, lauter von Bibern an= und abgeschnittene Baumstämme von 10 bis 40 Ctm. Durchmesser, die in jener Gegend gesammelt sind und, sorgfältig in eine Gitterkiste verpackt, an einen Professor der Zoologie in St. Gallen gingen, der sich das Studium des Bibers zur Aufgabe gemacht hat. Da der Biber in Deutschland nur noch in der mittleren Elbe angetroffen wird, gehen fast alle erlegten Biber und deren Holzbildhauereien an jenen Gelehrten, der seinem Studium die bedeutendsten Opfer bringt.
- In Rom ist am Dienstag Kardinal Angelo Jacobini, der aber nicht mit seinem Bruder Lodovico dem päpstlichen Staatssekretär, zu verwechseln ist, gestorben.
- Der Schriftsteller Otto v. Corvin ist in Wiesbaden gestorben.
- Im Zuchthaus zu Halle ist vor wenigen Tagen ein Sträfling gestorben, der zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt war. Er hatte seine Mutter im Zorn erschlagen, hieß Krieg, war Rentier und hinterläßt ein sehr großes Vermögen.
- Der alte Aigner, bis vor einigen Jahren ein gesuchter Maler und Gesellschafter in Wien, erlitt den Tod zweimal. Einmal im Jahr 1848, da er als Kommandant der akademischen Legion von Windischgrätz zum Tod verurteilt wurde. Er stand bereits auf dem verhängnisvollen Sandhügel und dreimal erscholl der dumpfe Trommelwirbel, als das Wort "Gnade" ihn dem Leben wiedergab. (Manches Jahr später hat sich Windischgrätz von ihm malen lassen.) Als ein Siebenziger, niedergedrückt von mancherlei Sorgen und Uebeln, hat er sich jetzt das Leben selber genommen.
- Eine Kanone als Orakel. Königin Victoria von England wird in den nächsten Tagen ein höchst seltenes Geschenk aus Mandalay, der Hauptstadt Birmas, zugeschickt erhalten. Es ist dies eine vergoldete bronzene Kanone auf vergoldetem hölzernen Gestell, die bisher dem nunmehr entthronten König Thibo gehört und diesem zugleich auch als Orakel gedient hat. Bevor nämlich der König einen Krieg begann, ließ er immer eine Flasche Wein in den Schlund der Kanone gießen. Behielt das Geschütz das Getränk bei sich, so war er sicher, den Krieg zu gewinnen, im entgegengesetzten Fall aber, daß er denselben verlieren werde. Auch vor Beginn seines jüngsten Feldzuges gegen die Engländer ließ er eine Flasche Wein in die Kanone schütten und die Kanone gab denselben wieder von sich. Nichtsdestoweniger zog Thibo in den Kampf, der bekanntlich unglücklich für ihn endete.
- Man darf sich schon jetzt auf die Frühjahrsmoden unserer Damen freuen. Zum Ueberschreiten des Rheins liegen in Paris bereits Hunderttausende von Damenhüten, welche Helme aus Goldblech oder Stahl mit Federn auf der Spitze darstellen. Noch toller sehen die Helme aus Baumrinde aus die über und über von einem Blumendurcheinander überwuchert sind. Die Barrets haben die Form einer Jockeymütze.
- Revolver=Journalisten, welche ängstliche Leute auf's Korn nehmen und bald feiner, bald gröber öffentlich verleumden und ihnen die Ehre abschneiden, bis sie sich mit einer schönen Summe auslösen, giebt's in jedem Lande. Würden sie nur überall so derb getroffen, wie dieser Tage in London. Da wurde ein solcher Kerl zu vier Monaten Zwangsarbeit und 150 Pfund Sterling verurtheilt. Der Richter gab ihm noch einen Extra=Denkzettel. Schade, sagte er, daß ich Sie nicht durchpeitschen lassen darf!


Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 20 Seite 6]

Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
[Fortsetzung.]


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