No. 18
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. März
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1886 Nr. 18 Seite 1]

Der Bundesrath genehmigte die Vorlage über die Vermehrung der Reichskassenscheine zu fünf und zu 20 Mark und den Gesetzentwurf, betreffend eine Abänderung des Münzgesetzes in dem Sinne, daß das 20=Pfennigstück auch in Nickel ausgeprägt werden dürfe.
Der Bundesrath hat die Resolution des Reichstags, welche ihn zu erneutem Studium der Währungsfrage auffordert - eine Resolution, von der der preußische Finanzminister erklärte, sie sei die inhaltsloseste, die er je gesehen, - an die Ausschüsse verwiesen.
Die erste Lesung der Monopolvorlage wird keinesfalls vor Donnerstag stattfinden. Vielfach wird gewünscht, die Berathung erst Sonnabend zu beginnen, um in Anschluß daran andere wichtige Gegenstände, deren Kommissionsberathung augenblicklich noch nicht völlig abgeschlossen ist, erledigen zu können. Offiziös wird in Aussicht gestellt, daß die ganze Kolonialpolitik vom Reiche auf Preußen übergehen solle, da der Reichstag sich so wenig entgegenkommend zeige!
Die deutschen Behörden und namentlich das Auswärtige Amt in Berlin erhalten aus den verschiedensten Theilen des Reichs und auch aus dem Ausland fortgesetzt zahlreiche Gesuche um Anstellung, Verwendung und Ansiedelung in den unter deutschem Schutz stehenden überseeischen Gebieten, um kostenfreie Beförderung nach denselben, um Zulassung zum Militärdienst daselbst, sowie um Belehrung und Auskunftertheilung über die dortigen Verhältnisse. Es ist daher wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß das Reich Stellen in den Schutzgebieten nicht mehr zu vergeben hat und daß Unterstützungen an Auswanderer um so weniger gewährt werden können, als überhaupt nicht die Absicht besteht, eine Auswanderung nach jenen Gebieten zu lenken. Auch steht in den Kolonien kein Militär und bietet sich daher auch keine Gelegenheit, daselbst der Militärpflicht zu genügen. Die Behörden befinden sich somit nicht in der Lage, den Gesuchen der erwähnten Art irgend welche Folge zu geben, und können sich auch nicht auf eine Korrespondenz mit den zahlreichen Gesuchstellern einlassen.
Die offiziöse Norddeutsche sagt, es sei nicht richtig, daß "die muthmaßliche Entwendung" eines Infanterie=Gewehrs vom Elisabeth=Regiment mit einer Persönlichkeit in Zusammenhang gebracht werde, welche die Uniform eines sächsischen Offiziers getragen habe. Darüber aber, daß die Sache an sich nicht zutreffe, sagt das offiziöse Blatt nichts.
In Paris ist ein stattliches Heim für deutsche Erzieherinnen und Bonnen errichtet und von dem Grafen Münster, dem deutschen Botschafter, eröffnet worden. Das Haus, für 15 Erzieherinnen und 30 Bonnen eingerichtet, steht unter dem Protektorat der deutschen Kronprinzessin. Der Botschafter begründete die Notwendigkeit eines solchen Heims, warnte aber zugleich eindringlich deutsche Mädchen vor unbedachtem einwandern in Paris, wo viele in Elend und Jammer verkümmerten.
Die Verhaftung des Redakteurs Prohl in Kiel macht großes Aufsehen. Prohl ist früher Zahlmeister=Aspirant bei der Marine gewesen und soll seit Jahren mit dem Verräther Sarauw in Verbindung gestanden haben. Die Verhaftung erfolgte am Montag durch den Polizeidirektor Krüger aus Berlin in Kiel auf der Straße, nachdem sämmtliche Briefschaften Prohl's mit Beschlag belegt waren. Prohl ist vom Jahr 70 her Ritter des eisernen Kreuzes.
Wenn Jerôme Napoleon doch das Briefschreiben unterlassen wollte. Er hat der Briefe schon so viele geschrieben, daß sie keine Wirkung mehr haben. Jetzt hat er beiden Kammern in Frankreich wieder erklärt, die Maßregeln, mit denen man sich trage, die Prinzen auszuweisen, seien ungesetzlich. Das heiße ein Gesetz gegen "Verdächtige" machen, das die Angehörigen der Familie Napoleon, "die Soldaten der Revolution", mit deren Feinden, den Bourbons, vermenge. Er sei französischer Bürger und erkenne die Republik an, weil sie ein Ergebniß des allgemeinen Stimmrechts sei. Die jetzige Republik sei aber eine Oligarchie und deshalb müsse sie reformirt werden, das Volk müsse das Recht haben, sich sein Oberhaupt selbst zu wählen. Hofft Jerôme denn noch immer ?
Emil Alglave, der französische Nationalökonom, setzt seinen Feldzug für das Branntwein=Monopol fort. Nach einer von ihm im "Temps" veröffentlichten Statistik über die Vermehrung der Branntweinschänken während des letzten Jahrzehnts gab es in Frankreich 1860: 365 883 Schänken, 1881: 367 823, 1882: 372 587, 1883: 377 514, 1884: 386 115. Vor einem Jahre habe Frankreich je eine Schnapsschänke für 97 Einwohner oder für 26 Wähler gehabt. Das nördliche Frankreich, die Departements Nord, Pas=de=Calais, Somme, Aisné und Oise, habe aber je eine Schnapsschänke auf 40 Einwohner oder auf 12 Wähler. Alglave empfiehlt das Alkoholmonopol demgemäß besonders aus Gesundheitsgründen.
Am Hofe von Madrid sind lebhafte Bemühungen im Gange, die Königin Christine zum Verzicht auf die Regentschaft zu gunsten ihrer ältesten Schwägerin, Infantin Isabella (Tochter der Exkönigin Isabella), zu bewegen.
Der Oberkriegsrath in Madrid bestätigte die Verurtheilung des Herzogs von Sevilla zu acht Jahren Gefängniß und Verlust des Grades, wegen seines ungezogenen und rebellischen Verhaltens im Palaste der Königin=Regentin.
Die Kommission, welche in England niedergesetzt worden ist, um die Ursachen der Ruhestörungen im Westend Londons zu untersuchen, hat ihren Bericht eingereicht. In demselben wird die Polizei streng getadelt, es heißt sogar, die Verwaltung und

[ => Original lesen: 1886 Nr. 18 Seite 2]

Organisation der hauptstädtischen Polizei bedürfe einer gründlichen Reform. Der Polizeichef Henderson, der seinen Abschied eingereicht hat, erklärte, er habe sofort die Absendung von 100 Polizisten nach der Pall Mallstreet angeordnet, die Polizisten seien aber irrtümlich nach der Mall und dem Buckingham=Palast geeilt und so an den Ort der Unruhen zu spät gekommen. Die Mehrzahl der englischen Blätter meint, daß aber auch damit das Räthsel für das unsichere Verhalten der Polizei noch nicht gelöst sei.
Die Bataillone in Belgien marschiren seit acht Tagen noch einmal so frisch und munter. Die Trommel, die seit 12 Jahren verbannt war, ist wieder eingeführt. Zur Feier des Ereignisses rückte das Leibregiment mit klingendem Spiel und 36 Trommlern in Brüssel ein. Die Trommler machten die beste Reclame und zogen die halbe Bevölkerung hinter sich her.
Endlich kommt aus Belgrad die Meldung, daß der Kriegsminister den Befehl zur Einstellung der Rüstungen gegeben hat. Dem Abschluß des Friedens zwischen Serbien und Bulgarien scheint nunmehr nur noch Rußland im Weg zu stehen, das alle Tage mit anderen Anforderungen an die Türkei hervortritt, um den Battenberger, den es zu schützen vorgiebt, nicht aus den Krallen zu lassen.


- Neustrelitz, 24. Februar. Sicherem Vernehmen nach hat der Bundesrathsbevollmächtigte für beide Mecklenburg, Geheimer Rath von Prollius, bei der Abstimmung über den Branntweinmonopol=Gesetzentwurf im Bundesrath auftragsmäßig sich für Mecklenburg=Strelitz der Abgabe der Stimme enthalten. (N. Z.)
- Der heurige Zuchtmarkt für edlere Pferde in Neubrandenburg findet am 18. und 19. Mai statt. Mit diesem Zuchtmarkte wird, wie alljährlich, eine Pferdeverloosung verbunden sein, zu welcher diesmal 171 000 Loose a 1 M. ausgegeben werden sollen. Früher kostete das Loos 3 M.
- Im Dome zu Lübeck sind kürzlich vor dem Hochaltar drei Grabplatten, welche die Gräber früherer Bischöfe bedeckten, aufgehoben worden. Eine Platte enthält das Bildniß des Bischofs Cremon und die Jahreszahl 1377, die zweite die Jahreszahl 1523; sie bedeckte das Grab des Bischofs Johannes VIII. Beide Grabplatten sind aus Stein; in die letztere ist eine Metallplatte eingeschlossen. Die dritte Platte ist aus Bronze; sie bedeckte das Grab des im Jahre 1560 verstorbenen Bischofs Johannes IX. Als man eins der bloßgelegten Gräber öffnete, fand man den Bischofsstab und die Seidengewänder der Leiche unversehrt, diese selbst jedoch in Staub zerfallen. Das Grab wurde sofort nach der Besichtigung wieder geschlossen.
- In Hamburg ist vor wenigen Tagen Frau Mariane Wolff, geb. Niemeyer, die Wittwe des Dichters Immermann, im 66sten Jahr gestorben. Im Oktober 1838 heirathete sie den Dichter, im August 1840 starb derselbe bereits. Sie war das Urbild der blonden Lisbeth im "Oberhof." 1870 gab sie mit G. zu Putlitz eine Biographie Immermanns heraus. Später war sie in 2ter Ehe an den Eisenbahndirektor Wolff verheirathet.
- Lenbachs Papstbild, das vielfach ungünstig beurtheilt worden ist, soll auf Antrag des bayrischen Landtags für 15 000 M. für die öffentlichen Sammlungen in München erworben werden.
- Prinz Wilhelm hat nicht nur 4 Bären in Polen geschossen, er hat sich auch noch 3 junge Bärlein, die ihm Fürst Radziwill zum Geschenk machte, nach Berlin mitgebracht. Die beiden jüngsten Thiere, die der Prinz im Coupee hatte, wurden in Frankfurt a. d. O. auf dem Bahnhof herausgelassen, liefen dem Prinzen wie Hunde nach und erregten durch ihre drolligen Bewegungen die allgemeinste Heiterkeit.
- Chemnitz, 20. Februar. Die Eifersucht, jene verzehrendste der menschlichen Leidenschaften, welche unter Umständen den Harmlosesten zur Bestie macht, hat wiederum den Kopf eines Menschen unter das Henkerbeil gebracht. Gestern wurde der Schuhmachergeselle Loos aus Zwönitz vom hiesigen Schwurgericht zum Tode verurtheilt, weil er im September des vorigen Jahres seine Braut, die er ohne Grund für treulos hielt, erschossen hat. Es war ein gutes, ehrliches Mädchen, das ihm in Liebe zugethan war und er selbst wird als ein nüchterner, friedfertiger Bursch geschildert - aber, die Eifersucht! Kamen da eines Tages etliche schlechte Freunde zu ihm und erlaubten sich den Dummenjungenstreich, ihm vorzureden, seine Braut sei treulos. Von dem Tage an war's um ihn geschehen, der Harmlose ward zum Teufel, der ganz ernstlich den Gedanken erwog, erst das Mädchen und dann sich zu tödten. Zeitweilig erhielten wohl bessere Gefühle in ihm die Oberhand und es erfolgte dann eine Aussöhnung mit dem Mädchen, aber er hatte sich doch so fest in den unglückseligen Gedanken verbissen, daß er nimmer von ihm loskommen, konnte und aus einem rechtschaffenen Handwerksgesellen ein Mörder wurde. An jenem verhängnisvollen Septemberabend lud er seine Braut zu einem Konzert, er tanzte mit dem Mädchen und war guter Dinge, doch als sie später in einsamer Straße Abschied von ihm nehmen wollte, schoß er ihr hinterrücks eine Kugel in den Rücken, die - allerdings erst nach Monaten - einen schmerzhaften Tod herbeiführte. Der Mörder war vor Gericht reuig, doch wird er nichtsdestoweniger seine ruchlose That mit dem schimpflichsten Tode zu büßen haben, wenn nicht König Albert, wie schon gesagt, Gnade walten läßt.
- Auf der Gemarkung des Dorfes Zöschen bei Halle ist eine Ackerfläche von 10 Morgen plötzlich versunken und hat mehrere Arbeitshäuser und drei Menschen verschlungen. An Stelle des Landes ist ein großer Teich. Die meisten Bewohner waren glücklicherweise auswärts auf Arbeit. An der versunkenen Stelle war früher ein Schacht.
- Premier=Lieutenant Hellwig, der, wie erinnerlich sein wird, die Frau seines Hauptmanns zuerst verführt und dann diesen selbst, Sachs mit Namen, im Duell erschossen hatte, ist vom Militairgericht zu Mannheim nunmehr zu 3 1/2 Jahren Festungshaft und Entlassung aus dem Militairdienst verurtheilt worden.
- Wieder ein neues Mordgewehr. Diesmal haben's die Oesterreicher erfunden in der Waffenfabrik zu Steyr, die Herr Werndl dirigirt. Es ist ein Repetirgewehr, dessen Mechanismus sehr einfach sein soll. In der Minute "mit Leichtigkeit" 40 Schüsse! Dem Himmel sei Dank, daß es nicht gleich heißt, "mit Leichtigkeit" 40 Erschossene.
- Die Deutsch=Feindlichkeit der von den Orleans bezahlten französischen Presse übersteigt, wie bekannt, zuweilen sogar diejenige der "Patriotenliga". Der vollen Entfaltung dieses Hasses stand aber bisher immer der Umstand entgegen, daß das Haupt des "Hauses von Frankreich", der Graf von Paris, gutes deutsches Blut in seinen Adern fließen hat; seine Mutter war bekanntlich eine geborene Herzogin von Mecklenburg=Schwerin. Dieses Hinderniß hat nun neuerdings die orleanistische Presse dadurch zu beseitigen gesucht, daß sie erklärte, die Herzogin Helene sei gar nicht deutscher, sondern slavischer Abstammung. Diese Behauptung ist ebenso grob, wie sie von derber Unwissenheit zeugt. Zwar stammt das uralte mecklenburgische Fürstenhaus von den obotritischen Königen ab, allein seit länger als 500 Jahren ist es wie ganz Mecklenburg vollständig germanisirt und nahm stets seine Gattinnen aus deutschen Fürstenhäusern, wie auch die Mutter der Herzogin Helene von Orleans eine weimarische Prinzessin war. Als der verstorbene Herzog von Orleans im Jahre 1838 durch Vermittelung des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen um die Hand der Herzogin Helene von Mecklenburg=Schwerin, die ihren Vater, den Erbgroßherzog von Mecklenburg, früh verloren hatte, warb, willigte ihr Bruder, der damalige Großherzog Paul, nur sehr ungern in diese Verbindung, einerseits weil ihm die Orleans besonders nach ihrer geschichtlichen Vergangenheit nicht vornehm und edel genug waren, anderseits weil ihm der Thron des Königs Ludwig Philipp nicht gesichert genug schien. Nur die kräf=

[ => Original lesen: 1886 Nr. 18 Seite 3]

tige Verwendung seines Schwiegervaters, des Königs von Preußen, bewog endlich den Großherzog, der geliebten Schwester die Genehmigung zu ertheilen, in das ihm höchst unsympathische Frankreich zu ziehen. Als 1848 die Herzogin Helene mit ihren beiden Söhnen von allen Mitteln entblößt aus Frankreich nach Deutschland flüchten und später Jahre lang in Eisenach das bittere Brot der Verbannung essen mußte, ist sie vom Großherzog Friedrich Franz II. aus seiner Privatkasse stets mit Geldmitteln aufs freigebigste unterstützt worden und auch ihre beiden Söhne haben in Mecklenburg oft gastliche Aufnahme gefunden. Daß übrigens die Mecklenburger echte Deutsche sind und sein wollen, haben sie 1813-15, wo sie zuerst an der Seite der Preußen gegen die Franzosen fochten, und 1870-71 hinlänglich gezeigt und auch ihr unvergeßlicher Großherzog Friedrich Franz II., der Sieger von Orleans, hat wahrhaft bewiesen, daß er ein echter deutscher Fürst war. Auf die Verwandtschaft mit dem Graf von Paris und seinen Genossen ist man in Mecklenburg selbst übrigens nicht im geringsten stolz und hat auch in keiner Weise Ursache dazu.
- Peter Koch und Siegmund Schlomer, beide Inhaber von Viehgeschäften in Holstein und Jütland, spielten im Eisenbahncoupee auf einer Fahrt nach Tönning "Sechsundsechzig". Schlomer verlor und war ungehalten über seinen Verlust. Er machte die gelegentliche Bemerkung, daß er mit Koch in bezug auf die Vermögensverhältnisse gerne tauschen würde. Koch meinte, dann würde Schlomer ein schlechtes Geschäft machen, kurz, beide willigten durch Handschlag ein, einen Tausch des Vermögens einzugehen. Schlomer hatte die ganze Sache als Scherz aufgefaßt, Koch aber dieselbe ernstlich genommen, verklagte seinen Partner auf Erfüllung und berief sich auf Zeugen. Wie der Vertheidiger Schlomers behauptete, ist das Vermögen des Klägers gleich Null und das des Verklagten beläuft sich auf mehrere Hunderttausend Mark. Der Gerichtshof setzte die verwickelte Sache vorläufig aus, um zunächst noch mehrere Zeugen von Tönning, wo sich der eigentliche Tausch schließlich durch Handschlag zwischen den Parteien vollzogen hat, zitieren zu können.
- Der Reichthum des Caplandes an Diamanten ist noch immer ein sehr großer. Allein im Monat Dezember des v. J. wurden aus Kimberley Diamanten im Gewicht von 261 836 Karat oder im angegebenen Werth von 255 672 Pfund Sterling ausgeführt. Die Gesammtausfuhr des Jahres 1885 erreichte den Werth von 2 489 778 Pfund Sterling.


Anzeigen.

Auf Antrag der Erben des weiland Büdners Christian Möller zu Kastahn ist zum freiwilligen Verkauf der Büdnerei Nr. 3 daselbst Versteigerungstermin angesetzt im hiesigen Gerichtsgebäude auf

Montag, den 31. Mai 1886,
Vormittags 10 Uhr,

zu welchem Kaufliebhaber geladen werden. Das Grundstück kann nach Meldung bei der Wittwe Möller geborene Nevermann zu Kastahn besichtigt werden; die Verkaufsbedingungen sind in der Gerichtsschreiberei hierselbst zur Einsichtnahme niedergelegt. Das Grundstück hat eine Grundfläche von 1342 []R. bonitirt zu 9 15/16 Scheffel und ist mit einem Canon von jährlich 15 Scheffel 1 4/5 Metzen Roggen in früherem Landesmaaß belastet, zur Zeit 65 M. 61 Pfennig (Mecklenburg), das Wohnhaus enthält 2 Wohnungen und ist zu 2325 M. versichert.
Grevesmühlen, den 22. Februar 1886.

Großherzogliches Amtsgericht.
                                                    Beglaubigt:
                                                    Teege, Act.=Geh.



Holz=Auction Nr. 26.

Am Mittwoch, den 3. März Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf.

Aus den Hohemeiler Tannen:

          5 Rmet. Eichen Kluft und Knüppel
          1 Fuder eichen Reiser
          5 Rmet. birken Knüppel
          2 Fuder birken Durchforstholz II. Cl.
      100 Rmet. tannen Kluft
      197 Rmet. tannen Knüppel
ca. 180 Rmet. tannen Rodestämme
        15 Fuder tannen Schleetholz I
          7 Fuder tannen Durchforstholz (Bohnenstangenstärke.)
  ca. 50 Stück fichten Leiterbäume.
Das Holz beginnt mit Nr. 236 beim Pflanzgarten und sind die zum Verkauf gelangenden Nummern mit Blaustift unterstrichen. Herr Förster Polle ertheilt außerdem Auskunft über den Standort derselben.
Schönberg, den 24. Februar 1886.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.       


Holz=Auction Nr. 27.

Am Dienstag, den 9. März, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Thies zu Ziethen bei freier Concurrenz:

1. Aus dem Garnseerholze:

  8 Rmet. buchen Kluft Olm.
  4 Fuder buchen Pollholz.
92 Rmet. tannen Kluft und Knüppel, grün, 3 füßig.

2. Aus dem Bahlen:

55 Rmet. tannen Kluft und Knüppel, grün, 3 füßig.

3. Aus dem Lanckower Holze:

69 Rmet. tannen Kluft und Knüppel, grün, 3 füßig.

4. Aus dem Seebruch:

32 Rmet. tannen Kluft und Knüppel, grün, 3 füßig.

5. Aus dem Steinort:

  3 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 28. Februar 1886.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Montag, den 15. März d. J. Nachmittags präcise 1 Uhr außerordentliche Versammlung der

Schuhmacher=Innung

im Boye'schen Gasthause.
Alle Mitglieder müssen kommen.
Tagesordnung: Anschluß an den Bund deutscher Schuhmacher=Innungen.
Zugleich werden diejenigen selbständigen Schuhmacher des Fürstenthums, welche der Innung beizutreten wünschen, endgültig aufgefordert, am gedachten Tage eben daselbst zu erscheinen, widrigenfalls die Vergünstigungen z. B. "Herabsetzung des Meistergeldes und Wegfall der Meisterprüfung" außer Kraft treten.
Mitglieder der alten Zunft haben bis jetzt kein Eintrittsgeld zu entrichten.
Schönberg, im Februar 1886.

Der Vorstand.       


Agenten.

Eine leistungsfähige Lebensversicherungs=Gesellschaft sucht thätige Agenten für das Fürstentum Ratzeburg. Hohe Provisionen. Offerten unter M 239 an Carl Hinstorff. Rostock.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei      Emil Jannicke, Bandagist.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 18 Seite 4]

W. Planthaber, Schönberg, Marienstr. 39.
Unter obiger Firma eröffne ich am Sonntag, den 28. Februar ein
Tuch-, Manufactur- u. Confections-Geschäft

und ersuche ein geehrtes Publikum Schönbergs und Umgegend um gütiges Wohlwollen.
Bei streng reeller Bedienung im Voraus die niedrigsten Preise zusichernd, zeichne

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Planthaber.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.


Zum 1. Mai:

Ein ordentliches Mädchen zu allen häuslichen Arbeiten mit guten Zeugnissen.

Lübeck.                                                                            Frau A. Grube,
                                                                                                Engelswisch 14.


Sofort oder zu Ostern suche ein                          
Mädchen
am liebsten vom Lande.
Schönberg.                                                     Frau Johs. Kniep.


Gesucht
zu Ostern ein ordentliches Mädchen.                          
                                                    Frau Wilh. Oldenburg.


Zwei Knaben,

welche die hies. Schule besuchen, finden freundliche Aufnahme. Wo? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Diejenigen geehrten Mitglieder des

Verschönerungs=Vereins,

welche den Beitrag pro 1885 noch nicht berichtigt haben, werden hierdurch ersucht, denselben an den unterzeichneten Kassenführer oder an den mit der Einkassirung beauftragten Stadtdiener Stree zu zahlen.
Schönberg, den 25. Februar 1886.

                                                    Aug. Westphal,
                                                    Zimmermeister.


Deutscher Kunst-Verein
(Carl Grunert)
Berlin, S. Kommandanten.Str. 45.
Oelgemälde - Oeldruckbilder.
Prospect' und illustrirter Catalog
kostenlos - postfrei.


Delicater Heide-Scheiben-Honig

Pfd. 70 Pf., zweite Waare 50 Pfg., Leckhonig 50 Pfg. Seim (Speisehonig) Pfd. 40 Pfg., Futterhonig gestampft 40 Pfg., in Scheiben 50 Pfg. Postcolli gegen Nachnahme en gros billiger. Nichtpassendes nehme umgehend franco zurück.

Soltau, Lüneburgerheide.                                                    
 E. Dransfeld's Imkereien.


Bis zum 4. d. M. zu verkaufen:

1 gut erhaltenes Thor, ca. 9 Fuß breit, mit kleiner Eingangspforte, mehrere Stallthüren, ein guter Kinderwagen, ein Hackbrett, 1 Scheffel krumme Kartoffeln, 2 Stck. Küchentische.
Schönberg, den 2. März 1886.

                                                    E. Hauschild.


Das grosse
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona.

versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfund) gute
neue Bettfedern für 60 Pfg. d. Pfd.
vorzüglich gute Sorte 1,25 Pfennig (Mecklenburg). d. Pfd.
Prima Halbdaunen 1,60 Pfennig (Mecklenburg). d. Pfd. und 2 M. d. Pfd.
Bei Abnahme v. 50 Pfd. 5 % Rabatt.


Für kranke Pferde zahle 10 M. und für kranke Kühe 11 M., wenn ich vorm Tode derselben benachrichtigt werde, um solche zu tödten und abzuholen.

Der Frohnereipächter:
W. Rath,
vor der Sabowerstraße No. 8 bei Ww. Callies
in Schönberg i. M.


Einige tausend
Eschenpflanzen
aus der Baumschule, 1-2 Meter groß, hat zu verkaufen
                                                    Fritz Holst, Hufner
                                                    Schattin.


Unentgeltlich

versendet Anweisung z. radicalen Heilung der Trunksucht auch ohne Vorwissen und ohne Berufsstörung. Die Privat=Anstalt für Alkoholismus, (Baden.) Briefen sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen. Die nach Vorschrift des Herrn Prof. Dr. L. zu vollziehende Heilmethode ist gegen anderen als hervorragendste anerkannt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 18 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 18 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. März 1886.


- In Lübeck haben Marineoffiziere eine Aufnahme der Handelsschiffe vorgenommen zum Zweck der Verwendung derselben zu Kriegszwecken im Falle einer Mobilisirung.
- In Berlin hat die Fortschaffung des Schnees aus den Straßen 162 000 M. gekostet.
- Aus den Ergebnissen der letzten Volkszählung ist zu ersehen, daß sich die Bevölkerung auch in den letzten 5 Jahren im Königreich Preußen in der Richtung von Osten nach Westen weiter verschoben hat. Die größte Zunahme zeigen die Provinzen Westfalen und die Rheinprovinz; die geringste Preußen und Posen. Die Seelenzahl der Provinz Pommern hat sogar etwas zugenommen.
- Ueber den einen Teilhaber der bekannten Firma Siemens u. Halske in Berlin, Herrn Dr. Werner Siemens, der vor kurzem den Orden pour le mérite erhalten hat, erzählen Berliner Blätter: Werner Siemens ist in hervorragender Weise ein selbstgemachter Mann, der nach mancherlei Lebenswandlungen in seine jetzige Stellung gelangte. Von Haus aus Artillerie=Offizier und als solcher ein tüchtiger Mathematiker und Physiker, wurde er ganz zufällig vor länger als dreißig Jahren mit Halske bekannt, der damals einfacher Handwerker war und das Glück gehabt hatte, mit der Lieferung von Telegraphendrähten bedacht worden zu sein. Halske gewahrte bald, daß zu den ganz neuen Geschäften, die damit auf ihn kamen, möglichst viel Wissen erforderlich wäre, und so saß er eines Abends ziemlich rathlos beim schweren Wagner, in der allbekannten Kneipe in Berlin. Es setzte sich an seinen Tisch ein Artillerie=Offizier, mit dem er ins Gespräch kam. Ein Wort gab das andere und Halske erbat sich von dem Offizier Unterweisungen, zu denen dieser im Stande war. Dies imponirte dem Fabrikanten. Man sah sich den nächsten Tag wieder und rasch entschlossen fragte Halske seinen theoretischen Lehrmeister, ob er wohl im Stand wäre, seine militärische Carrière mit der rein gewerblichen zu vertauschen. Er konnte Siemens leidliche Anerbietungen machen und dieser ging auf den Vorschlag ein. Mit einem Schlag nahm das Halske'sche Geschäft einen ganz neuen Aufschwung, Siemens wurde Kompagnon und im Nu hatte die Firma einen Weltruf, so glücklich war Siemens in seinen wissenschaftlichen Berechnungen und Erfindungen. Im Jahr 1860 ehrte ihn bereits die Berliner Universität mit dem Titel eines Doktors und die geschäftlich gewonnenen Millionen gaben den beiden Chefs Gelegenheit, andere Mitarbeiter zu gewinnen. Jetzt ist Siemens der einzige Chef, zugleich die größte Autorität auf dem Gebiet der Elektrotechnik.
- Wieder wird ein Stück Alt=Wien zerschlagen. Die Chronisten erzählen von seiner glorreichen Vergangenheit: das einstöckige Gasthaus "Zu den drei Hackeln" in der stillen Josephstadt ist der Demolirung verfallen. Wanderer, der du des Weges ziehst, lüfte den Hut vor der geweihten Stätte, in der deine Vorfahren tapfer und viel gezecht! Aus allen "Gründen" pilgerte sonst nach des Tages nicht sehr heißen Mühen der ehrsame Bürgersmann zu den unverfälschten Weinen, die in den "drei Hackeln" verzapft wurden, und selbst Kaiser Ferdinand, zu welchem ihr Ruhm gedrungen war, sprach dort vor und zahlte seinen Trunk mit blinkenden Ducaten, die heute noch als Reliquien den andächtigen Trinkern gezeigt werden, den andächtigen Trinkern und Trinkerinnen, denn auch die selige Gallmeier verschmähte es nicht, dort mit Kennermiene öfter einen langen Zug zu thun. Vorbei, vorbei! Erlassen bleibe uns die Schilderung des Auszugs der Stammgäste aus dem Schauplatz ihres Wirkens. Der Wirth, den sie auf ihre Schulter gehoben hatten, stammelte - es war nämlich schon spät - stammelte goldene Worte und dann wanderten Alle,
jeder Einzelne in der einen Hand seinen Sessel tragend und mit der anderen die noch nicht geleerte Flasche umfassend, in das rückwärts gelegene provisorische Lokal.
- Seltene Wintergäste haben sich zu Liegnitz in den Gebüschen der neuen Anlagen auf dem Haag niedergelassen. Es sind das wohlgezählte elf Schnee=Eulen, Thiere von ganz respektabler Größe, die Tags über sich zwischen den Sträuchern verborgen halten, in der Nacht aber auf Raub ausfliegen. Sie sind wenig scheu, und man kann sich ihnen bis auf etwa 10 Schritte nähern, ohne sie zu verjagen.
- Aus dem Thierleben. Aus Steinau a. d. Oder schreibt man der Breslauer Zeitung folgende Geschichte, die einen Beweis von der Anhänglichkeit und Treue eines Stückes Wild liefert. Im Frühjahr 1875 wurde von dem dortigen Förster Lehmann auf der benachbarten Herrschaft Diebau ein mutterloses Rehkalb aufgezogen. Dasselbe trank mit der kleinen Tochter des Försters aus einer Flasche und wurde so zahm, daß es mit den Hunden in den Wald ging, mit ihnen aus einer Schüssel fraß und zwei bis drei Treppen hoch auf den Boden des Hauses stieg. Als es zum ersten Mal ein Junges hatte, wurde es nach und nach fremder, kam aber zuweilen noch nach Hause. Ein paar Jahre suchte es das Försterhaus nur noch im Winter auf, wo es von früh Morgens bis Mittags blieb. Die letzten vier Jahre hielt es sich zwar noch in der Nähe der Wohnung und in den Dorfgärten auf, blieb auch auf den Ruf "Grete" wie es von Jugend auf genannt wurde, noch stehen, war aber im Uebrigen ohne Zutraulichkeit. Bei dem diesjährigen tiefen Schnee aber fand es sich eines Tages unvermuthet vor der Thür der Försterwohnung wieder ein und nahm wie früher das Futter aus der Hand. Am anderen Morgen erschien es in Gesellschaft von noch zwei Rehen. Letztere entfernten sich, nachdem sie gesättigt waren. Die elfjährige Grete aber hat es vorgezogen, in ihrem alten Heim zu bleiben; sie hat sich im Garten neben der Futterstelle ein Lager zurechtgemacht und läßt sich von dem kleinen Dachshund des Herrn Försters ruhig umspringen und anbellen, ohne sich auch nur zu rühren.
- Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Gemsen selten werden. Im Kanton Graubünden sind in den letzten 14 Jahren auf Jagdpatent 13,085 Gemsen erlegt worden. Das macht auf das Jahr im Durchschnitt 936 Stück! Und dazu kommen sicher noch sehr viele, die ohne Jagdpatent d. h. von Wilderern, geschossen wurden.
- Ein Wort des Präsidenten Grevy. Im Elysée zu Paris fand vor einigen Tagen ein Kinderfest statt. Frau Wilson, die Tochter des Präsidenten, fragte ihren Vater, wie sie ihre kleine Tochter Marguerite kleiden solle, im Stil Louis XIII. oder Louis XV.? "Ich bitte dich", erwiederte der Präsident freundlich, "kleide das Kind zur Ehre meiner Wiederwahl zum Präsidenten im Stil Grévys II." "Und wie wäre dieser?" fragte Frau Wilson. "So einfach, so sparsam wie möglich, und glaube mir, diese Mode wird sich über kurz oder lang in der ganzen Welt Bahn gebrochen haben," antwortete der Präsident.


Das Bild.
Erzählung nach einer wahren Begebenheit.
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 18 Seite 6]

Das Bild.
Erzählung nach einer wahren Begebenheit.
(Schluß.)


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD