No. 16
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Februar
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 16 Seite 1]

Goldwährung und Doppelwährung.

Im Reichstage wurde in vergangener Woche wiederum die Frage der Doppelwährung aufs Tapet gebracht und obgleich der Staatssekretär v. Scholz sich für Beibehaltung der Goldwährung aussprach, nahm der Reichstag dennoch eine der Doppelwährung freundliche Resolution an.
Die Frage, um welche es sich hier handelt, ist eine außerordentlich schwierige und im Reichstag selber sitzen nur wenige Leute, die mit der Sache voll und ganz vertraut sind. Man darf sagen, daß der Freikonservative Herr v. Kardorff der hauptsächlichste Vertreter der Doppelwährung, der Deutschfreisinnige Dr. Bamberger der bedeutendste Vertreter der Goldwährung ist. Andere Abgeordnete gehen selten auf den Gegenstand gründlich ein und geben ihre Stimme in dieser Frage - man möchte sagen instinktiv ab oder ordnen sich der Parteidisziplin unter.
Es soll hier nun der Versuch gemacht werden, das betreffende Kampfgebiet zu beleuchten. Seit 1873 haben wir in Deutschland die Goldwährung, d. h. Gold ist das gesetzliche Zahlungsmittel; das nebenherlaufende Silber= und Kupfergeld dient nur dem Wechseln und dem kleinen Verkehr; der Erleichterung des Verkehrs dient auch das Papiergeld, welches "Wechsel auf Sicht" darstellt, die jederzeit von den Banken, die es ausgegeben haben, gegen Gold eingelöst werden müssen. Nebenbei bemerkt, haben außer der Reichsbank noch 16 Privatbanken das Recht der Papiergeld=Ausgabe. Unbedingt reine Goldwährung haben wir aber eigentlich nicht, denn die Thaler, die noch im Umlauf sind, etwa 400 Mill. Mark Nennwerth, dürfen "bis auf weiteres" auch noch als gesetzliche Zahlungsmittel benutzt werden; so heißt es ausdrücklich im Münzgesetz.
Dadurch, daß in Deutschland das vollwerthige Silber als Zahlungsmittel aus dem Verkehr gezogen wurde, ist natürlich eine Entwerthung des Silbers eingetreten. Während man früher allgemein 15 1/2 Pfund Silber gleich 1 Pf und Gold rechnete, ist das Verhältniß heute etwa wie 19 zu 1. Hat also jemand in früherer Zeit Schulden, z. B. Grundschulden, gemacht, als die Silberwährung noch bestand, und muß er dieselben heute in Gold zahlen, so hat er statt früher 31 heute 38 zu zahlen, denn er hat Silber bekommen, das inzwischen entwerthet ist, und muß Gold zahlen, das inzwischen gestiegen ist.
Die Anhänger der Goldwährung machen dagegen geltend, daß ja auch dementsprechend die Einnahmen des Schuldners und der Werth seines Grundstücks gestiegen sein müssen, denn er bekommt ja seine Produkte auch in Gold bezahlt.
Für die internationalen Handelsbeziehungen ist der Nennwerth einer Münze ganz gleichgültig. So steht auf einem österreichischen Silberstück "1 Gulden" und der galt in Deutschland überall soviel, wie heute 2 Mark. Nachdem wir aber die Goldwährung angenommen hatten und das Silber entwerthet war, gilt der österreichische Gulden in Deutschland nur noch 1,70 Mark. Daraus ergiebt sich, daß sich etwa um 15 Pfennige pro Mark in Deutschland seit Einführung der Goldwährung Alles vertheuert hat, wohlverstanden: Alles, also auch die Arbeitslöhne, deren unbemerkte Erhöhung die Kaufkraft der Arbeiter genau soweit gestärkt hat, als es die allgemeine Preiserhöhung verlangte.
So bleibt sich anscheinend für den Arbeiter und den sogenannten "kleinen Mann" im weiteren Sinne ziemlich gleichgültig, ob Goldwährung oder Bimetallismus (Doppelwährung) besteht. Aber eins muß doch berücksichtigt werden. Ist im Lande der Goldwährung alles etwas theurer, wie in einem Lande mit minderwerthiger Währung, so wird seine Konkurrenzfähigkeit diesem Lande gegenüber gedrückt. Das Land mit minderwerthiger Währung kauft die Rohstoffe billiger ein, hat billigeren, d. h. niedrigeren Arbeitslohn und bekommt für seine Produkte im Goldwährungslande Gold gezahlt. Das Goldwährungsland dagegen zahlt seine Rohstoffe und seine Löhne nach der Goldwährung, bekommt für seine Produkte im anderen Lande aber nur das minderwerthige Silber. Wird das auch durch die Konkurrenz wieder in etwas ausgeglichen, so üben bei der allgemeinen Handelsbilanz diese Verhältnisse doch ihre Wirkung aus.
Goldwährung muß allerdings das Ideal bleiben, weil Gold einen festen Maßstab des Werkes bei allen Völkern bildet. Goldwährung ist für den internationalen Handel das vortheilhafteste und das bequemste. Ob sich neben der Goldwährung für den Inlandsverkehr noch die Silberwährung empfiehlt, ist eine Frage schwieriger Natur, über welche so wenig die Volkswirthschaftslehrer wie die Interessenkreise einig sind.


Man glaubt, daß sich eine nicht unbeträchtliche Majorität für das Sozialistengesetz finden wird. Im Centrum mehren sich die Stimmen, die für Annahme des Gesetzes eintreten. Wahrscheinlich wird die größere Mehrheit der Fraktion für das Gesetz stimmen und zur Opposition wird nur eine kleine Schaar rheinischer Centrumsleute gehören.
Gegen das Branntweinmonopol haben im Bundesrath prinzipiell Bremen und Hamburg, dafür unter Vorbehalt ihrer Reservatrechte die süddeutschen Staaten gestimmt.
In der Zeit vom 28. Januar bis 16. Februar sind beim Reichstage 3234 Petitionen gegen das Branntweinmonopol eingegangen.
Das Militärpensionsgesetz wird am Mittwoch im Reichstage zur Verhandlung kommen.
In der Kommission zur Vorberathung über den Antrag Ackermann wurde unter anderem zu dem Kommissionsbeschlusse, wonach die Prüfung eine vorgängige dreijährige Lehrzeit und ebenso lange Gesellenzeit in dem betreffenden Handwerk erfordert, von dem Abg. v. Kleist=Retzow ein Zusatzantrag gestellt, nach welchem der Bundesrath zu bestimmen hat, unter welchen Verhältnissen eine Prüfung bei einer kürzeren voraufgehenden Arbeitszeit als Lehrling oder Geselle, oder bei einer anderen Ausbildung als in dem betreffenden Handwerk zulässig ist. Der Antrag wurde mit 10 gegen 7 Stimmen angenommen.
Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstags hat einen Gesetzentwurf, die Abänderung des Wahlgesetzes für den Reichstag, eingebracht. Der Ent=

[ => Original lesen: 1886 Nr. 16 Seite 2]

wurf bestimmt u. a., daß das zurückgelegte einundzwanzigste Lebensjahr zur Wahl berechtigen soll, daß die Stimmzettel von dem Wähler in einem amtlich gestempelten Umschlage dem Wahlvorstande verschlossen übergeben werden soll. Die Wahlen sollen am Sonntag stattfinden, die Stichwahlen am zweiten dem Wahltage folgenden Sonntage vorgenommen werden.
Die Sozialdemokraten machen sich Freunde unter den Philistern. Sie haben im Reichstag einen Gesetzentwurf eingebracht, der Abänderungen des Wahlrechts und des Wahlreglements enthält. Der Staatsbürger soll bereits mit dem zurückgelegten 21. Jahr wahlberechtigt sein; außerdem sollen die Wahlzettel alle gleich sein und in einem amtlich gestempelten Umschlag bei der Wahl dem Wahlvorstand übergeben werden.
Zur Frauenpetition gegen die Sklaverei in deutschen Schutzgebieten, die bekanntlich von Frankfurter Damen angeregt wurde, sind bis jetzt aus achtzig Ortschaften 5200 Unterschriften eingegangen.
Eine neue dem preuß. Abgeordnetenhause zugegangene Sekundär=Eisenbahn=Vorlage fordert insgesammt 57 742 000 Mark.
Der preußische Staatsrath soll demnächst einberufen werden.
Auf Grund bester Informationen wird der "Schl. Ztg." offiziös versichert, daß die Arbeiten zur Weiterführung der Sozialreform ihren ungestörten Fortgang nehmen. Insbesondere ist man jetzt in verschiedenen Reichsämtern an der Gewinnung der Grundlagen für einen Gesetzentwurf, betr. die Altersversorgung der Arbeiter, thätig.
In Berlin steht ein dreifacher parlamentarischer Feldzug bevor, im Herrenhaus, im Abgeordnetenhaus und im Reichstag. Im Herrenhaus liegt das neue Kirchengesetz vor, das eine Einigung zwischen Preußen und dem Papst herbeiführen soll; im Reichstag das Sozialistengesetz und im Abgeordnetenhaus das Polengesetz. Dazu kommt noch der Entwurf des Branntweinmonopols; alle drei oder vier Gesetze sind tiefeinschneidend und von größter Bedeutung. Drei Hauptschlachten in kurzer Zeit; wer wird Sieger sein?
Generalfeldmarschall Graf Moltke ist von seinem katharrhalischen Leiden wieder vollständig hergestellt und machte am 20. d. in der Mittagsstunde einen zweistündigen Spaziergang von dem Generalstabs=Gebäude durch die Straße Alt=Moabit, die Brücken=Allee und durch den Tiergarten nach seiner Wohnung zurück.
Oesterreich hat auf allen seinen Staatsbahnen die Fahrpreise für Arbeiter ermäßigt. Die Ermäßigung ist bedeutend und kommt namentlich den Arbeitern zu gut, die Morgens zu Fabriken außerhalb ihres Wohnortes gehen oder fahren und Abends oder am Ende der Woche zurückkehren müssen.
Frankreich ist nicht mehr die Allerweltsschöne und bekommt sogar Körbe. Oesterreich und Rußland haben die Anfrage, ob sie eine Weltausstellung 1887 in Paris beschicken würden, sehr entschieden abgelehnt und die anderen Großmächte kommen bis auf England auch nicht.
Der Munizipalrath von Paris hat den Beschluß gefaßt, sich bei der Regierung für die Veranstaltung einer internationalen Weltausstellung im Jahre 1889 auszusprechen. (Was nutzt denn das, wenn wie geschehen das Ausland die Theilnahme verweigert?)
Die Amerikaner wollen ihre Zölle herabsetzen. Herr Morrison hat im Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dessen Wortlaut eine Minderung der Zölle im Betrag von etwa 20 Millionen Dollars zu erwarten stände. Der Zuckerzoll soll allein um 10 Millionen geringer werden. Weitere Herabsetzungen sollen bei den Zöllen an Wolle, Leinenwaaren, Hanf, Baumwolle, Glas, irdenes Geschirr, Porzellan, Reis, Marmor, Gußeisen, Eisenschienen, Stahl etc. eintreten. Ob das Repräsentantenhaus den Entwurf annehmen wird?


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Schlagbrügge sub Nr. VII belegene Halbstelle c. p. des Hauswirths Jochen Heinrich Wittfoth daselbst wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liguidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 16. Februar 1886.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Hammer belegene Erbpachtstelle der Geschwister Hammann daselbst wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 15. Februar 1886.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Der Schreiner Heinrich Mohr, geb. am 2. Januar 1859 zu Wollenrod, Kreis Lautenbach, zuletzt in Demern bei Schönberg i/M. wird beschuldigt, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben. Uebertretung gegen § 360 No. 3 des Strafgesetzbuchs.
Derselbe wird auf

Freitag, den 16. April 1886,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogl. Schöffengericht zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzogl. Landwehr=Bezirkskommando zu Schwerin ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg, den 8. Februar 1886.

Der Großherzogl. Amtsanwalt.
(gez.) Müller.
                          Beglaubigt:
                          Schnell, Protocollist.


Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge in das Großherzogliche Schullehrer=Seminar hieselbst aufgenommen werden. Dabei wird auch solchen Aspiranten, die nicht in das Internat der Anstalt aufgenommen werden können, aber durch die Aufnahmeprüfung ihre Befähigung zur Teilnahme nachgewiesen haben, die Erlaubnis zu solcher Teilnahme gegeben werden, falls sie gewillt und in der Lage sind, sich bis zu ihrer späteren Aufnahme ins Internat Wohnung und Kost im Orte unter den gewöhnlichen, ihnen alsdann bekannt zu gebenden Bedingungen zu verschaffen. Ohne Unterschied aber haben sich die durch die Prüfung Auszuwählenden vor Beginn des Seminarkursus durch Beibringung eines von ihnen selbst, wie von den Vätern resp. Vormündern unterschriebenen, von den Ortsobrigkeiten zu beglaubigenden Reverses zum Landesherrlichen Dienst auf 10 Jahre zu verpflichten.
Die Aufnahmeprüfung wird

am Mittwoch, den 17. März d. J.,
von morgens 8 Uhr an,

die durch Regierungsverfügung vom 17. Februar 1872 (Off. Anz. Nr. 8. dess. J.) vorgeschriebene ärztliche Untersuchung, für welche laut Verfügung 3 M. an die Seminarkasse zu zahlen sind, wird Tags zuvor stattfinden, und haben die Aspiranten sich dieserhalb bis zum 16. März mittags im Seminar vorzustellen. Bei der Aufnahme werden diejenigen jungen Leute, welche das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben oder im laufenden Kalenderjahre noch zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden.
Die Meldung, welche bis zum 9. März einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar=Aspiranten selbst geschriebenen Lebenslaufes an den Unterzeichneten, in welchem namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen

[ => Original lesen: 1886 Nr. 16 Seite 3]

Aufenthalt und die etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugnis von der zuletzt besuchten Schule beizufügen. Außerdem ist von einem jeden beizubringen: ein Taufschein, ein Konfirmationsschein, ein Wiederimpfungsschein, ein von dem betreffenden Prediger auszustellendes Zeugnis über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung und eine vom Vater oder Vormunde vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Eintrittsgeldes von 16,50 M. und, für den Fall der Aufnahme in das Internat, des Pensionsgeldes von jährlich 75 M. auf 3 Jahre.
Mirow, den 3. Februar 1886.

                                                    Beckström,
                                                    Seminardirector.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Stelitz.

Die 33. ordentliche Generalversammlung der Herren Vereinsmitglieder wird

am Mittwoch, den 3. März d. Js.,
Morgens 11 Uhr,

zu Schwerin in "Stern's Hotel" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1885 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1886, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1884/5.
2. Wahl neuer Beamte für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren und zwar
a) des Direktors für die Jahre 1886/89 incl.
b) der Districts=Vorsteher im 2., 6. und 8. District.
3) Wahl neuer Taxanten für diejenigen Herren, deren Dienstzeit abgelaufen.
4) Berathung und Beschlußnahme über Anträge auf eine Veränderung der im § 35 der Statuten vorgeschriebenen Gefahrklassen.
5) Beschlußnahme über Vereinsangelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 28. Januar 1886.

Die Direction:
M. von Leers auf Mühlen=Eixen.


Holz=Auction Nr. 25.

Am Sonnabend, den 27. Februar Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen aus dem Mannhäger Zuschlage meistbietend bei freier Concurrenz gegen Baarzahlung verkauft werden.

159 Rmet. buchen Kluft I. Cl.
  12 Rmet. buchen Kluft II. Cl.
    7 Rmet. buchen Kluft Knüppel
    8 Fuder buchen Reiser
  20 Rmet. fichten Knüppel und Olm Anbruch.
Schönberg, den 18. Februar 1886.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Sämmtliche Mitglieder der alten Krankenkasse des

Maurergesellen=Gewerbes

werden hierdurch aufgefordert am Quartalstage den 1. März d. J. sich einzufinden, wegen Regulirung des alten Kassenfonds.

                                                    Der Altgeselle.


Hiermit zur Nachricht, daß mein inniggeliebter Sohn Gustav am 19. d. M. nach langen schweren Leiden sanft in dem Herrn entschlafen ist. Die tief betrübte Mutter

Marie Renzow geb. Grevsmühl und der einzige Sohn Rudolph.

Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 24. d. M. um 2 Uhr statt.


Den Herren vielen Dank die meine liebe Frau und unsere Mutter zur letzten Ruhestätte begleiteten.

                                                    J. Tralow nebst Kindern.


Die im 51. Jahrgang wöchentlich 2 mal erscheinende

Allgemeine Zeitung
für deutsche Land= und Forstwirthe
mit ihren Beilagen:
Die Hausfrau (Dienstags),
Allgemeine Zeitung
für Viehzucht und Viehhandel (Sonntags),

wird allen Land= und Forstwirthen, besonders auch den Herren Beamten, sowie kleineren Besitzern in Stadt und Land, Gastwirthen, Restaurationen, in denen Landwirthe verkehren, dringend zum Abonnement empfohlen.
Preis pro Quartal 3 Mark direkt von der Expedition.

Wirksamstes Insertions=Organ
(Zeile 30 Pfg.)
Probenummern gratis und franco von der Expedition der "Allgemeinen Zeitung" Berlin W. 35.


Delicater Heide-Scheiben-Honig

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Soltau, Lüneburgerheide.                                                    
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Schönberg.                                                     Frau Johs. Kniep.


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[ => Original lesen: 1886 Nr. 16 Seite 4]

Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Auf Gegenseitigkeit errichtet im Jahre 1821.
Bekanntmachung.

Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1885 beträgt die in demselben erzielte Ersparniß:

77 Procent

der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen, nebst einem Exemplar des Abschlusses, ihren Dividenden=Antheil in Gemäßheit des zweiten Nachtrags zur Bankverfassung der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den in obigem Nachtrag bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welcher auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungsabschluß zur Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.
Schönberg i/M., im Februar 1886.

                                                    Wilh. Schrep.
                                                    Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.


Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
bis Ende Februar
von allen gangbaren Artikeln des reichhaltigen
Confection- und Manufakturwarenlagers
zu sehr billigen Preisen.


Gothaer Lebensversicherungsbank.

Versich.=Bestand am 1. Jan. 1886: 66 460 Personen mit 490 500 000 M.
Bankfonds am 1. Jan. 1886: ca. 128 900 000 M.
Versicherungssumme ausbezahlt seit Beginn ca. 164 400 000 M.
Neuer Zugang im Jahre 1885 36 250 000 M.

Dividende 1886 für 1881:

43 % der Jahres=Normalprämie nach dem alten Verteilungssystem,
33 % der Jahres=Normalprämie und 2,2 % der Prämienreserve als Dividende nach dem im Jahre 1883 eingeführten neuen "gemischten" Verteilungssystem, was im Verhältnis zur Jahres=Normalprämie für das jüngste beteilige Versicherungsalter 34 % und für das höchste beteiligte Versicherungsalter 115 % als Gesamtdividende ergiebt.
Neu Beitretende haben sich bei der Antragstellung für das alte oder neue Dividendensystem zu entscheiden.
Alles Nähere zu erfragen bei

                                                    Wilh. Schrep.


Waffen

(Prämiirt auf der Hamburg-Altonaer Internationalen Ausstellung 1869 mit der grossen silbernen Medaille.)
Revolver in allen Systemen u. Größen, in Lefaucheux, Centralfeuer u. Randfeuer, (letztere auch echt amerikanische), Büchsflinten, Pürschbüchsen, Entenflinten, Vorder- und Hinterlader-Scheibenbüchsen, Flobert-Salonbüchsen (Techins), in den neuesten Systemen Zimmerstutzen, Gartenbüchsen, Bolzenbüchsen, Luftgewehre, Luftpistolen, Stockflinten in Lefaucheux und Centralfeuer, Schiess-Spazierstöcke neuester Construction, Lefaucheux-Pistolen, Terzerole, Flobert-, Salon- und Scheibenpistolen, Revolver-Todtschläger mit Dolch; Lebensvertheidiger, Schlagringe, Dolch- und Degenstöcke, Dolchmesser, Dolche, Säbel, Degen, Hirschfänger, Jagdmesser, Fechterklingen- und Utensilien, Schiess-Scheiben, Patronen, Patronenhülsen, Patent-Jagdschrot (Hagel), Schiesspulver, Zündhütchen und Munition aller Art (auch Raketen) zu allen Schußwaffen, sowie sämmtliche Jagd-Artikel und Requisiten für Jäger, etc. etc., empfiehlt die Waffenfabrik von

F. W. Ortmann in Solingen.
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Zwei Knaben,

welche die hies. Schule besuchen, finden freundliche Aufnahme. Wo? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


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Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 16 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 16 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. Februar 1886.


In Ungarn war eine sogenannte ungarische Legion für Serbien in der Bildung begriffen, welche den Zweck verfolgte, Serbien im Kriegsfalle thatsächliche und materielle Unterstützung zu gewähren. Der Minister des Innern hat nun in einem Erlaß an sämmtliche Gemeindebehörden mit Hinweis auf die Neutralität Ungarns Werbungen und Sammlungen zu gunsten der Legion untersagt.
Beim Polizeibericht in London wurden am Sonnabend etwa 200 Entschädigungs=Forderungen im Gesammtbetrage von 220 000 M. angemeldet. Unter den Ansuchern befinden sich Rothschild, der Herzog von Wellington, der Herzog von Cambridge und andere Aristokraten. Welche Behörde eigentlich für den angerichteten Schaden aufkommen muß, ist noch immer nicht entschieden.
Aus London und Leicester sind in den letzten Tagen keine Meldungen über Arbeiterunruhen mehr eingelaufen, in Birmingham und in Great Yharmouth aber wurden am Montag durch beschäftigungslose Arbeiter Ruhestörungen hervorgerufen, die durch die Polizei jedoch bald wieder unterdrückt wurden. Die Szenen in den Straßen des Westends von London werden übrigens von dem bekannten Maler Vereschagin gemalt werden. Derselbe hat an den Pariser Korrespondenten der Daily=News geschrieben: "Ich war zufällig in London während der Krawalle und Augenzeuge des Meetings in Trafalgar Square. Das Gebahren des Pöbels war fürchterlich; aber auf die Gefahr hin, Sie zu beleidigen, muß ich hinzufügen, daß ich niemals menschliche Wesen sah, die so ausgehungert, herabgewürdigt, schlecht gekleidet und gräßlich elend waren. Die Sprache ist ohnmächtig, um der Wirkung Ausdruck zu geben, die der Anblick einer so unaussprechlich unglücklichen und durch Elend brutalisierten Menge auf mich hervorbrachte." Das englische Blatt will dies nicht Wort haben und meint, Herr Vereschagin übertreibe.
Die Königin Viktoria hat dem Unterstützungsfonds für die Arbeitslosen in London einen Betrag von 10 000 M. zugewendet, und es haben die Sammlungen für den Zweck bis jetzt 800 000 M. ergeben.
Sehr befriedigt und sehr freudig soll der Fürst der Schwarzen Berge von den Ergebnissen seiner europäischen Reise sein. Er kehrt jetzt, nachdem er eine Anleihe abgeschlossen hat, über Wien und Pest nach seinem geliebten Montenegro zurück, um dieses "ökonomisch zu entwickeln." Was plant er nicht alles! Die Trockenlegung des Sumpfes bei Dulcigno, den Ausbau von Chausseen, die Anlage eines Hafens in Antivari, die Anschaffung von Handelsdampfern und andere Dinge mehr. Ob die russische Regierung, da er in St. Petersburg das nöthige Geld versprochen erhalten hat, eine Garantie übernehmen wird?
In der dänischen Presse beginnt man sich jetzt eingehender mit dem Sarauw'schen Landesverrathsprozesse zu beschäftigen. Die Verurtheilung des im Jahre 1872 aus dänischen Diensten entlassenen Offiziers wird von konservativer Seite als eine durchaus gerechte und wohlverdiente bezeichnet. So sagt die offiziöse "Berl. Tid.", daß der Verurtheilte "kaum einen Anspruch auf Mitgefühl in Dänemark erheben dürfe", während "Dag. Nyh." meinen, daß es "zwar eine harte Strafe sei, die man Sarauw zudiktierte, dieselbe aber nach den in seiner Angelegenheit zu Tage getretenen Umständen kaum unverdient wäre."
Der Vizekönig Von Indien Lord Dufferin ist in Mandalay eingetroffen, um dort förmlich von Birma, dem Lande des ehemaligen Königs Thibo, für England Besitz zu ergreifen. Er hat zugleich auch die Entscheidung über die künftige Regierung von Ober=Birma gefällt. Seinem Ermessen nach ist das Land noch nicht reif für eine geordnete Zivil=Verwaltung. Die militärische Besetzung des Landes wird demnach in ihrer bisherigen Weise bis November fortgesetzt werden.
In Südamerika ist wieder einmal Revolution. In Uruguay herrscht beinahe Anarchie und die revolutionäre Bewegung breitet sich immer mehr aus.


- Nach den vom königl. preußischen statistischen Bureau soeben veröffentlichten Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember v. J. hat der preußische Staat 28 314 032 Einwohner; die Zunahme gegen das Jahr 1880 beträgt 1034921 oder 3,79 pCt.
- In dem Großherzogl. Forst bei Gadebusch wurde ein mit Holzfällen beschäftigter Arbeiter durch einen umstürzenden Baum getroffen und sofort getödtet.
- Im Union=Club in Berlin ist auf Anregung des Prinzen Wilhelm durch Aenderung der Statuten das Hazardspiel beseitigt worden. Es war hohe Zeit. Drei Mitglieder des Clubs, die sich durch Hazard ruinirt haben, werden öffentlich genannt. Prinz H. V. verspielte fürchterlich; seine Familie rettete ihn mit der Bagatelle von 2 1/2 Millionen Mark und bald darauf verlor der junge Herr abermals 560 000 Mark. Er verschwand. Ein süddeutscher Freiherr, Lieutenant, wurde in einer Nacht auf Ehrenwort 300 000 Mark schuldig und von seiner Familie nach Hause gerufen. Ein Bankier und Sportsmann verlor 350 000 Mark und zeigte den Vorgang bei Gericht an.
-In dem Forsthaus Mohrbrügge bei Stettin war seit zwei Jahren kein gutes Leben. Der älteste 28jährige Sohn des Försters Schochow war wegen böser Streiche aus dem Militär entlassen worden und bekam und gab kein gutes Wort und bedrohte seinen Vater sogar. Vor ein paar Tagen kam der Sohn mit seiner Schwester in Streit, holte ein Gewehr und drohte, sie zu erschießen, sie warf sich auf ihn, entriß ihm das Gewehr und trug es in die nächste Stube; als sie zurückkam, lagen Vater und Sohn ringend auf dem Fußboden. Als sie dem Vater zu Hülfe eilte, packte sie der Bruder am Haar, schleifte sie in den Vorflur, warf auch den Vater zu Boden und holte aus dem Hof eine Mistgabel. Zur Thür herein rief er wüthend: Ihr müßt sterben! und versuchte einzudringen. Da holt der Alte sein Gewehr, legt an, drückt los und schießt den Sohn mitten durch den Kopf. In der Haft beruft er sich auf Nothwehr.
- Vom Mainzer=Schwurgericht war bekanntlich am 18. December v. J. der Schuhmacher Herbst des Mordes der Wotheschen Eheleute für schuldig erklärt und zum Tode verurtheilt worden. Die von ihm gegen dieses Urtheil eingelegte Revision ist am Montag vom Reichsgericht verworfen worden.
- Aus Laurahütte in Oberschlesien wird der Breslauer Zeitung ein Fall von Cholera nostras mitgetheilt, der genau unter den Erscheinungen von Cholera asialica verlaufen sein soll. 8 Stunden nach der Erkrankung war der Mann todt. Weitere Fälle sind nicht vorgekommen.
- In Danzig im Stadtlazareth wurde dieser Tage eine Frau von einem zusammengewachsenen Zwillingspaar, Mädchen, entbunden. Beide Kinder starben etwa eine Stunde nach der Geburt. Wie die Section ergeben hat, hatten beide Kinder nur ein Herz, eine Leber und einen Magen, während die Lungen, die Nieren und alle sonstigen Organe bei jedem der Beiden normal vorhanden und ausgebildet waren.
- Heidelberg hat den Dichter Victor von Scheffel zu seinem 60. Geburtstag zum Ehrenbürger ernannt; die Schloßruine wurde prachtvoll beleuchtet und ein Musikkorps spielte Scheffel'sche Lieder.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 16 Seite 6]

- Sergeant Bilke, der im vorigen Jahr unter sehr guten Gehaltsbedingungen als Amtsdiener nach Afrika ging, ist dort bereits dem Fieber erlegen. Der kaiserliche Kommissar für das Togo=Gebiet macht es bekannt und fügt hinzu: "er war ein außergewöhnlich tüchtiger Beamter und wegen seiner vortrefflichen Charaktereigenschaften bei Weißen und Schwarzen gleich beliebt."
- An der Mosel geht der Teufel umher. Am 3. Februar Abends kam er, wie es im Buch steht, in ein Bauernhaus, dessen Besitzer verreist war, zog einen Stuhl an die Stubenthür und setzte sich stumm darauf. Die Hausfrau und eine Nachbarin zitterten und bebten, obgleich der Teufel stumm blieb und nach einer halben Stunde wieder verschwand. Spät Nachts kehrte der Mann heim und erlöste die beiden Frauen von ihrer Angst. "Was, der Teufel war da?" sagte er. "Wenn er nur nicht zum Schornstein hinaufgefahren ist." Richtig, alle Schinken und Würste im Schlot waren verschwunden, während der Teufel im Zimmer Wache gehalten hatte.
- Das Reisen mit dem Luftballon ist vor der Hand noch eine gefährliche Geschichte. In der vorigen Woche stieg in Brest der Ballon "Fugitif" in die Wolken. In seinem Innern befanden sich die Luftschiffer Dubois=Carroul, der Komponist Aimé Giraud und der Bariton der großen Oper in New=York, Jules Rénaud. Kaum war der Ballon in die Höhe, so erhob sich ein gewaltiger Wind, der den Versuch der kühnen Luftfahrer, sich wieder herabzulassen, vereitelte. Nun warfen sie alles aus der Gondel herunter, um den Ballon zu erleichtern und so in eine höhere sturmfreie Schicht zu gelangen. Doch da erfaßte plötzlich ein starker Luftstrom den Ballon und führte ihn mit furchtbarer Schnelligkeit dem Meere zu. Seitdem fehlt jede Spur von den waghalsigen drei Herren, die höchst wahrscheinlich jetzt bereits nicht mehr unter den Lebenden weilen.
- Ein Verwandter Schillers, namens Max Krieger, soll in Indianapolis leben, wo er in einer Wirtschaft als Kellner beschäftigt ist. Seine Verwandtschaft mit unserem Dichterfürsten ist eine ziemlich nahe, indem sein Großvater, der Förster Krieger, Schillers Schwester heirathete, und sein Vater ist Kaufmann zu Möckmühl bei Heilbronn in Württemberg. Max verließ Europa im Jahre 1879, hat es aber noch nicht sehr weit gebracht.
- Bei der dieser Tage in Carlisle in England vollstreckten dreifachen Hinrichtung wurde der ordentliche Henker, Berry, von einem Gehilfen freiwillig und unentgeltlich unterstützt, der sich Charles Maldon nannte und, wie Lokalblätter meldeten, bei seiner Ankunft in Charlisle im feinsten Hotel abstieg und dort auf großem Fuße lebte. Jetzt hat sich der freiwillige Henker als ein Baron entpuppt, der kein größeres Vergnügen kennt, als Hinrichtungen beizuwohnen und bei denselben mitzuwirken.
- Einen interessanten Fang machte der Uhrmacher Meyer in Arten beim Aufziehen der Stadtuhr, indem er eine Dohle fing, die an einer Kette eine silberne Platte um den Hals trug mit folgender Inschrift: "Kiel 1842. Auf Wiedersehn!"
- Die Leistungsfähigkeit der Berliner Mägen vor hundert Jahren wird durch einen Zeitungsbericht über eine Redoute im Königlichen Opernhaus, den der Börsen=Courier mittheilt, in höchst drastischer Weise illustrirt. Nach diesem Bericht waren zweitausend Masken auf dem Opernball anwesend, welche auf des Königs Kosten verzehrten: 1800 Butterbrode, 300 Ochsenzungen, 200 Kalbsbraten, 100 Wildbraten, 200 Torten, 200 Baumkuchen, 6 Scheffel Bonbons, 6 Scheffel gebrannte Mandeln und Macronen, 100 Hasen, 300 Bouteillen Champagner und einen Zentner Chokolade. Und jetzt?
- Der Elephant der Bach'schen Menagerie in München, sonst ein sehr wohlerzogener und gelehriger Junge von 12 Jahren, ist unter die Taschendiebe gegangen. Als ein bekannter dortiger Bürger vor dem Podium des Elephanten stand und die nebenan befindliche Giraffe betrachte, zog ihm Joly unbemerkt seine wertvolle, mit Gold und Silber beschlagene, aus Steinbockhorn gefertigte Schnupftabakdose mit seinem Rüssel aus der Tasche, führte sie in den riesigen Rachen und zermalmte sie. Nur mit Mühe gelang es, dem Räuber einige Bruchstücke zu entreißen; der übrige "Theil der mit "Schmalzler" wohlgefüllten Dose verschwand für immer im Schlund des Dickhäuters. Joly wurde nicht einmal zum Niesen gereizt, zeigte auch später keinerlei Symptome von Verdauungsbeschwerden.
- Ein konfiszirter Schlafwagen ist gewiß etwas Besonderes, vor allem, wenn man darin liegt. Dem Frankfurt=Pariser=Schnellzug sollte in der Nacht vom Montag zum Dienstag, weil der Zugführer 96 Cigarren in dem Schlafwagen schmuggeln wollte, an der französischen Grenze das Unerhörte passiren. Aber der Stationsvorsteher in Pagny schlichtete den Streit dahin, daß der Schaffner von der Steuerbehörde behalten, der Schlafwagen aber laufen gelassen wurde.
- Welche Mittel englische Verleger anwenden, ihren Druckerzeugnissen Absatz zu verschaffen, bekundet der Herausgeber des in London und Manchester erscheinenden englischen Unterhaltungsblattes "Tit Bits", welcher folgende Art von Lebensversicherung ankündigt: Von dem Eigenthümer der "Tit Bits" werden hundert Pfund Sterling dem nächsten Verwandten einer jeden Person ausgezahlt, welche bei einem Eisenbahnunfall ums Leben kommt und im Augenblick des Unglücks die laufende Nummer des Blattes bei sich trug.
- Eines der wirksamsten Mittel gegen erfrorene Hände und Füße ist das folgende: Man kauft in der Apotheke gereinigtes Baumharz, bricht es in kleine Stücke und füllt damit eine ziemlich große Obertasse zur Hälfte. Darauf gießt man bis die Tasse gefüllt ist, reines Provenceröl und läßt diese Mischung im heißen Ofen zergehen. Ist das geschehen, dann wird die Mischung gut untereinander gerührt und man läßt sie an einem kühlen Orte steif werden. Sind die Hände bereits aufgesprungen, dann empfiehlt es sich, die kranken Glieder damit einzuschlagen, sind die Glieder nur roth und geschwollen, dann genügt es, die erfrorenen Stellen mit der Salbe einzureiben. So einfach dieses Mittel erscheinen mag, so hat es selbst dort noch Erfolg gehabt, wo man jede Hoffnung auf Heilung bereits aufgegeben hatte.
- Als ein Trost für alle Rheumatischen und Gichtbrüchigen sei ein Bericht über eine Konsultation wiedergegeben, die kürzlich ein bayrischer Bierbrauer mit dem Geheimen Rath Dr. Nußbaum, dem Chirurgen der bayrischen Hauptstadt, gehabt hat. Der biedere Bierbrauer leidet, woran so manche Bierbeflissene in höheren Semestern leiden, an der Gicht. Er fährt also nach München und geht zum Professor Nußbaum, der ihn übrigens aus beiderseitigem militärdienstlichen Verhältniß her noch kennt. Da entspinnt sich denn folgender herzerhebende Dialog: Professor: "Na, lieber X., wo fehlt's denn?" "Herr Geheimrath, ich hab's in den Beinen." "So, so, in die Beine hab'n Sie's! Nu schauen's, wenn Sie's oben im Knie haben, nacha is die Gicht, wenn Sie's aber unten in den Zehen haben, nacha is das Zipperle." "Herr Geheimrath, ich hab's in den Knieen." "So, dann zeigen's mal her. Richtig, das is die Gicht." "Nun, und was hilft denn dagegen, Herr Geheimrath?" "Ja, schaun's lieber X." da denken's jetzt mal drüber nach, und wenn Sie a richtiges Mittel wissen, nacha sag'n's mir's, dann sin ma alle zwoa in einem Jahr Millionär." "Nun und was sonst?" "So trinken's halt möglichst wem und halten's den Fuß warm und g'streckt." "Dank schön, Herr Geheimrath, was bin ich schuldig?" "Das kost' nix, lieber X., aber helfen thut's a nix."
- Unter Malern. A.: "Ich komme vom Baron Schlitz, habe ihn aber nicht getroffen." B.: "Ach so! Da hast Du ihn wohl gemalt?"
- Vorsichtig. An der Grenze wird einem Bauer der Wagen visitiert. Beamter: "Was hat Er da in dem Sack?" - Bauer (mit kaum hörbarer Stimme): "Hafer". Beamter: "Und warum sagt er denn das so leise?" - Bauer: "Damit es meine Pferde nicht hören sollen!"


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