No. 95
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Dezember
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1885 Nr. 95 Seite 1]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Siemzer=Straße sub Nr. 183 belegene Wohnhaus c. p. der Ehefrau des Kornhändlers Krohn allhier, Maria geb. Maaß, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 20. Februar 1886,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 30. November 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute eingetragen Col. 6:

"An Stelle des statutenmäßig ausgeschiedenen ersten Mitgliedes des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Hauswirths P. Burmeister in Sülsdorf, ist in der am 27. November 1885 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt als Mitglied des Directorii mit Stimmenmehrheit der Hauswirth H. Lohse in Gr. Siemz wieder gewählt worden und als solches durch die ad 32 act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 27. November 1885, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Lohse enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 3. December 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur E. Hahn.

A. Dufft.       


Von dem unterzeichneten Amtsgerichte wird hierdurch gemäß Art. 14. des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuches zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im Artikel 13 daselbst vorgeschriebenen Bekanntmachungen auch für die Dauer des Geschäftsjahres 1886 durch die Schönberger Anzeigen, durch die Eisenbahn=Zeitung und durch den Deutschen Reichs= und Königlich Preußischen Staats=Anzeiger erfolgen werden.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 3. December 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Aufgebot.

Der Hauswirth Nicolaus Joachim Schleuss zu Palingen, vertreten durch den Rechtsanwalt Dr. Edm. Plessing, hat die Kraftloserklärung einer ihm abhanden gekommenen, wahrscheinlich bei einer Feuerbrunst am 2. December 1883 verbrannten Obligation der alten Lübeckischen Staatsschuld freiwill. Anleihe in Courant, Schuldschein Nr. 97 Ct. Mark (Lübeck) 650 = M. 780, Weihnacht 3 %, Loosnummer 1455, auf den Namen "Anna Catharina Boye, Wittwe von Claus Hinrich Schleuss" lautend, beantragt.
Der etwanige Inhaber dieser Obligation wird aufgefordert, seine Ansprüche und Rechte an derselben spätestens in dem hiemit auf

Dienstag, den 29. December 1885,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzte Aufgebotstermine bei dem unterzeichneten Amtsgericht geltend zu machen, auch die Urkunde selbst vorzulegen, widrigenfalls dieselbe für kraftlos erklärt werden wird.
Lübeck, den 13. April 1885.

Das Amtsgericht Abth. II.
Asschenfeldt, Dr.
                      Veröffentlicht:                Fick,
                                                            Gerichtsschreiber.


Holz=Auction Nr. 4.

Am Montag den 14. December Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Im Pellmoor:

  49 Stück Loh=Eichen Nutzholz=Enden.
    2 Rmet. Loh=Eichen Kluft.
  62 Rmet. Loh=Eichen Knüppel I. und II. Cl.
    2 Rmet. buchen Knüppel.

b. In den Lenschower= u. Wahrsower=Tannen:

130 Rmet. tannen Kluftholz.
  31 Rmet. tannen Knüppelholz.
  72 Rmet. tannen Rodestämme.
Der Forstaufseher Radloff ertheilt Auskunft über den Stand vorstehender Hölzer.
Schönberg, den 6. December 1885.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Weiden=Auction.

Am Freitag, den 11. d. M., von Vormittags 9 1/2 Uhr ab, sollen auf dem Bahnhofe Grevesmühlen

ca. 4000 Bund 1= bis 3jährige grüne Korbweiden

[ => Original lesen: 1885 Nr. 95 Seite 2]

und
ca. 70 000 Stück Bandstöcke in verschiedenen Stärken

in öffentlicher Auktion gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Schwerin, den 2. December 1885.

Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn.
Der Eisenbahnbaumeister
(gez.) H. Loycke.


Es wird hiermit bekannt gemacht, daß ich den Forstschutz auf dem Röggeliner Hoffelde mit Genehmigung des Herrn Försters Köppel den Carlower Jägern übergeben habe.
Stove, den 5. December 1885.

Kaiser.         


Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen solche gütigst bis zum 22. d. Mts. uns zukommen zu lassen.
Schönberg, den 3. December 1885.

Kämpffer.                           Langbein.


Stellmacher und Böttcher, sowohl selbstständig arbeitende als auch diejenigen, welche schon früher aus der Zunft ausgetreten sind, welche wünschen unserer gemeinschaftlich gegründeten Innung für das Fürstenthum Ratzeburg beizutreten, mögen sich bis zum 20. d. Mts. bei den Unterzeichneten melden.

H. Maass.                        H. Vitense.
H. Möller.
Schönberg i. M. den 3. December 1885.


Am 3. ds. Mts. ist mein lieber Mann, der Lehrer Ihlenfeldt, sanft entschlafen zu einem bessern Leben, tief betrauert von mir und meinen drei unmündigen Kindern.

                                                    Wilhemine Ihlenfeldt,
                                                    geb. Voigt.

Teschow, den 6. December 1885.


Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
Schiff
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei           
Friedr. Frick in Röbel.


Seine stets frisch gebrannten wie rohen

Caffee's

sowie sämmtliche Colonialwaaren empfiehlt in feinster Waare zu billigen Preisen

                                                    Gustav Mohr.


Engl. Syrup,

sowie sämmtliche ganze, und gemahlene Gewürze, in bester Qualität empfiehlt

                                                    A. Wigger Nachfolger.


Neue Citronen, Wall= und Hasel=Nüsse,
empfiehlt                                                            
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Antwerpen: Silberne Medaille; Zürich: Diplom.
Goldene Medaillen: Nizza 1884, Krems 1884.
Spielwerke

4 - 200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Himmelsstimmen, Castagnetten, Harfenspiel etc.

Spieldosen

2 - 16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren=Etuis; Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Stühle etc. Alles mit Musik. Stets das Neueste und Vorzüglichste, besonders geeignet zu Weihnachtsgeschenken, empfiehlt

J. H. Heller, Bern (Schweiz.)

In Folge bedeutender Reduction der Rohmaterialpreise bewillige ich auf die bisherigen Ansätze meiner Preislisten 20% Rabatt und zwar selbst bei dem kleinsten Auftrage.
Nur direkter Bezug garantirt Aechtheit; illustrirte Preislisten sende franko.


Vorzüglich geeignetes Weihnachtsgeschenk

Im Verlag von Baumgärtner's Buchhandlung in Leipzig erschien und ist in jeder Buchhandlung zu haben:

Geographisches Lotto.
Ein Gesellschaftsspiel für 2-8 Personen.
4. Auflage 1883.
In eleg. Kasten. Preis 4 M.

Von diesem überall bekannten und beliebten Spiele liegt bereits die 4. Auflage in eleganter Ausstattung vor.
Dieses unterhaltende Spiel, welches acht sorgfältig in Farbendruck ausgeführte Land=Karten enthält, ist zugleich das beste Lehrmittel, um sich in kürzester Zeit eingehende Kenntniß der hervorragendsten Hauptstädte, Länder, Flüsse, Gebirge, Meere, Inseln etc. zu verschaffen. Jeder Spieler erhält eine Karte mit roth ausgezeichneten geographischen Punkten (Bayern, Ostsee, Alpen, Wien u. s. w.) Einer der Mitspielenden ruft die Namenskärtchen aus und die Spielenden besetzen mit kleinen Blättchen die ausgerufen Punkte. Wer zuerst eine ausgemachte Anzahl von Punkten besetzt hat, ist König. Als äußerst amüsante und zugleich in hohem Maaße instruktive Unterhaltung für die Winterabende kann es Alt und Jung nicht warm genug empfohlen werden und sollte in keiner Familie fehlen.


Hängelampe          Hängelampen und Tischlampen in großer Auswahl.
Lampencylinder

mit Stempel wodurch die richtige Höhe und Weite garantirt ist,
(ohne Preiserhöhung.)
Saugeringe u. Patentvasen=Ringe,
wodurch das Ueberschwitzen der Lampen vermieden wird,
empfiehlt                                                    
W. Wieschendorf, Klempner.


Vorzüglichen Zuckersirup,
dieselbe Qualität wie im vorigen Jahr, offerirt                          
                                                    Gustav Mohr.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 95 Seite 3]

Schüsselbuden 12.      J. J. Struve's      Schüsselbuden 12.
(Drogen- u. Parfümerie-Handlung)
Weihnachtsausstellung
ist eröffnet.

Als Specialität empfehle:                          
Eau de Lubeca,
in 1/1 Fl. à 75 Pfennig (Mecklenburg). und 1/2 Fl. à 50 Pfennig (Mecklenburg).,
in Kisten à 2,-, 2,75 und 4,-.
Ferner in grösster Auswahl                          
sämmtliche Parfümerien
in- und ausländische.
Seifen in Cartons von 50 Pfennig (Mecklenburg). an bis 4 M.
Echtes Kölner Wasser
zu Originalpreisen,
in 1/1, 1/2 Fl. und in Kisten.
Blumenkörbe mit Parfüms,
Refraichisseurs.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Als passende Geschenke empfehle:                          
Porzellan-Rosen u. Vasen etc.
gefüllt mit den feinsten Wohlgerüchen von 75 Pfennig (Mecklenburg). an.
Atrappen, Cartonagen,
Seifenfiguren, Seifenfrüchte,
Tannenbaumschmuck
in den neuesten Mustern.
Nichtträufelnde Wachslichter,
Lichthalter, Lametta.

etc. etc.
Reellste Bedienung. Prompte Effectuirung nach auswärts.


Jürgensen & Robschuld,
Lübeck, Breitestraße 959.
Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Logo der Hagelassekuranz   

Da wir in diesem Jahre nur unbedeutenden Hagelschaden zu vergüten haben, soll auch nur der statutenmäßige Minimalbeitrag von 25 Pfg. pro 100 Mk. Versicherungssumme erhoben werden und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am

Montag, den 14. Dezember d. J.,
Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Das Vermögen der Gesellschaft beträgt jetzt 16,829 Mk. 50 Pf. Davon sind 16,800 Mk. zinstragend hei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt.

Schönberg, den 25. November 1885.

J. Kröger=Lockwisch.                           Wilh. Heincke.


Feinsten Colonialsirub,
gezuckerte Pomeranzenschalen,
Succade,
alle Sorten Gewürze
empfiehlt billigstens                                                     Aug. Spehr.


Beste Vourla Eleme Rosinen,
Cephalonia Corinthen,
Sultana Rosinen,
Valence Mandeln
empfiehlt billigstens                                                    Aug. Spehr.


Engl. Sirup,

Weizen=Dampfmehl, Succade, Orangenschaale, sowie sämmtliche Artikel zur bevorstehenden Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst

A. Zander.         


Gute dauerhaft gearbeitete                                                    
Regenschirme
(eigenes Fabrikat)
empfiehlt in großer Auswahl zu billigsten Preisen
                                                    H. Scheer.


Englisches Salz
empfiehlt                                                     Johs. Kummerow.


Engl. Salz
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Glühweinextract
empfiehlt in feiner Qualität                                                    
                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 95 Seite 4]

Großer
Weihnachtsverkauf

Mit heutigem Tage eröffnen wir einen großen Weihnachtsausverkauf unseres ganzen Lagers zu herabgesetzten Preisen.
Einen großen Posten Kleiderstoffe, passend für Mädchen als Weihnachtsgeschenke, das Kleid zu 3 Mk. 3,50 Mk., 4-6 Mk. in hübschen, neuen und guten Qualitäten.

Wintermäntel, Regenmäntel

für Damen und kleine Mädchen noch in sehr großer Auswahl zu Einkaufspreisen.

Gebrüder Burchard.       


Die Eröffnung meiner
Weihnachts-Ausstellung
erlaube mir ergebenst anzuzeigen.                                                    
Lübeck,       Heinr. Pagels. Breitestrasse 93.
Magazin für Haus- und Küchengeräthe.


Neue Deutsche Jagd-Zeitung
herausgegeben
unter Mitwirkung der bedeutendsten Jagdschriftsteller
von
R. v. Schmiedeberg.
------------
Wöchentlich erscheint eine Nummer in Großfolio. Preis pro Quartal Mark 2,50.
------------

Die "Neue Deutsche Jagd=Zeitung" stellt sich die Aufgabe, für das edle Waidwerk fördernd und segenbringend zu wirken und erblickt die Lösung derselben hauptsächlich in einer gründlichen Erörterung aller auf die Hege, den Schutz und die Erlegung des Wildes bezughabenden Fragen. Vor Allem schenkt sie Ihre Aufmerksamkeit dem treuesten Freunde des Waidmannes, dem Hunde. Auch für die Unterhaltung ist gesorgt durch jagdlich in echt waidmännischem Tone gehaltene Erzählungen, sowie durch den Abdruck von künstlerisch ausgeführten Illustrationen.
Jedem Waidmann ist daher das Abonnement auf die "Neue Deutsche Jagd=Zeitung" zu empfehlen. Bestellungen nehmen alle Postanstalten und Buchhandlungen, sowie auch die Expedition derselben Berlin SW. 48, Friedrichstraße 24, entgegen. Bei direkter Zusendung unter Kreuzband tritt ein Zuschlag von 50 Pfg. für Porto und Expedition ein.
Gleichzeitig erlauben wir uns ergebenst darauf aufmerksam zu machen, daß Inserate in der "Neuen Deutschen Jagd=Zeitung" die weiteste Verbreitung finden, besonders werden alle Transaktionen von Hunden durch Inserate in dieser Zeitschrift sehr erleichtert.


Fleischhack= und Wurststopfmaschinen
empfiehlt                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 95 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 95 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. December 1885.


Ueber die Marschalls=Inseln, welche der "Nautilus" unter deutsches Protectorat gestellt hat, kann noch mitgetheilt werden: Die wichtigste Insel, mit Namen Jalnit, besitzt einen der besten Häfen der Welt, eine geräumige, vollständig geschützte Lagune, welche durch fünf verschiedene Passagen zu erreichen ist. Die bedeutendsten Niederlassungen in Jalnit gehören der deutschen Handels= und Plantagen. Gesellschaft und der deutschen Firma Robertson und Hernsheim, welch' letztere auch das deutsche Konsulat vertritt, das seit 1879 seinen Sitz in Jalnit hat. Außerdem ist dort ein hawaiisches Konsulat und eine nordamerikanische Konsular=Agentur. Während die Thäthigkeit des deutschen Konsulats von Jahr zu Jahr sich vergrößert hat, ist die Bedeutung des hawaiischen in neueren Zeit mehr und mehr geschwunden. Außer in Jalnit besitzen die genannten deutschen Firmen Niederlassungen auch auf den Inseln Ebron, Namorik, Mille, Arno, Majurn, Malolab und Mejit, während die drittwichtigste Firma, das Auckland=Haus Henderson und Mac Darlane, ihre Hauptstation auf Mojuru und außerdem noch sechs Unterstationen auf anderen Inseln der Gruppe, und die amerikanische Firma Ingalls und Capelle ihre Hauptstation auf Legieb und zwölf Nebenstationen auf anderen kleineren Inseln angelegt hat. Schließlich ist noch eine hawaiische Gesellschaft, die in Honolulu domizilirende Pacific Navigation Company, zu erwähnen, deren Geschäfte jedoch nur von geringem Umfang sind und die auch nur eine einzige Station auf Jalnit besitzt.
Ein Vor= und ein Hinter=Pommern haben wir bereits, jetzt haben wir noch ein Neu=Pommern dazu erhalten. Es liegt jedoch nicht in der Nähe jene gelobten Landstriche unseres deutschen Vaterlandes wo es die großen Speckseiten und die saftigen Gänsebrüste giebt, sondern auf der Nordostküste von Kaiser=Wilhelmsland, also in Afrika. Für dortige Gegenden nämlich hat der Kaiser bestimmt, daß einem in dem deutschen Schutzgebiet entdeckten Hafen, nordwestlich von Port Constantine, und einer Bucht in der Nähe davon die Namen "Friedrich=Wilhelms=Hafen," bezw. "Prinz Heinrich=Hafen," einem östlich von dem auf den Karten als Cap de la Torre bezeichneten Punkt entdeckten großen schiffbaren Fluß der Name "Kaiserin Augusta=Fluß" beigelegt werde und daß der in der Mitte der Gazellen=Halbinsel gelegene Berg "Mount Beautemps-Beaupré" an Stelle seiner bisherigen Bezeichnung von nun an "Varzin," das bisherige Neu=Irland "Neu=Mecklenburg," die Duke of York-Gruppe "Neu=Lauenburg" und die größte, bis jetzt als New-Britain bezeichnete Insel des Bismarck=Archipels in Zukunft "Neu=Pommern" genannt werden.
Mit Ach und Krach, das ist wahrhaftig nicht zu viel gesagt, ist die Waffenruhe auf der Balkanhalbinsel nun thatsächlich zu Stande gekommen. Die verschiedenem Offiziösen und Offiziellen fließen daraufhin jetzt über von selbstgefälligem Betrachtungen, daß es den Signaturmächten, wenn auch nicht gelungen wäre, den Krieg überhaupt zu verhindern, so doch ihm ein schnelles Ende zu bereiten. Aber ist die Sache denn wirklich zu Ende? Vor der Hand unterhandeln die Serben und Bulgaren noch. Serbien erklärt immer neu, daß es den Krieg sofort wieder beginnen werde, wenn nicht alles so kommen würde, wie man in Belgrad gern möchte. Dort will man nämlich alles auf den früheren Zustand zurückschrauben, weil ein einiges Bulgarien den Serben gefährlich sei. Kriegsentschädigung wollen die Herren Serben natürlich nicht zahlen, die Bulgaren aber hegen selbstverständlich den gewiß sehr berechtigten Wunsch nach dem siegreichen Kampf sich etwas mit nach Hause zu bringen. Nicht uninteressant ist, daß man in Belgrad befürchtet, ein Theil der Serben werde sich zu Bulgarien schlagen.
Nun, der serbische Unterhändler Oberst Milanowitsch ist bei dem Fürsten Alexander in Pirot angelangt, wir werden ja vernehmen, ob sich die Herren einigen oder nicht.
Die "Darmstädter Zeitung" bringt einen Erlaß des Fürsten von Bulgarien aus Pirot, in dem derselbe sich für die zahlreichen Glückwünsche, die ihm aus Deutschland zugegangen sind, bedankt.
"Russische Leute" hat der bekannte Redacteur der Berliner Nationalzeitung sein interessantes Buch über Rußland betitelt. Ein Deutscher in Moskau äußerte zu ihm: "Wir sind schon ein schöner Haufen Deutscher hier zusammen; seit die russische Regierung eine Prämie auf jeden Deutschen gesetzt hat, der über die Grenze kommt, werden es immer mehr." - "Eine Prämie, wer gibt die?" - "Ganz einfach die Zollgesetzgebung. Unsere Waaren kommen nicht mehr herein, da kommen wir selber und fabriciren sie hier noch mit mehr Vortheil. Natürlich sind wir den Russen schon längst zu viel. Sie trauen uns noch mehr zu, als wir machen können, - es ist unglaublich, was man jetzt uns Deutschen alles in der Welt zutraut. Aber die am ärgsten gegen uns schreien - wenn sie einen zuverlässigen Mann brauchen der seine Sache versteht, muß es doch wieder ein Deutscher sein . . . Das wurmt die Russen, denn sie sind eine große Nation und wissen es. Aber sie haben nur eine Wahl - entweder wollen sie Europäer bleiben, dann brauchen sie uns in der Armee, in der Regierung, im Geschäft, oder sie schwenken nach Asien ab, dann gute Nacht Rußland." Was hier der Deutsche in Moskau sagt, gilt nicht nur für Rußland, sondern für den ganzen Osten. Wird der Deutsche, mag es in Moskau, Warschau oder Pest sein, in die fremde Nation gewaltsam hineingestoßen, so hat die letztere zwar einen Russen oder Magyaren mehr erworben, aber den Deutschen verloren, d. i. den Mann, der die schwere Scholle des Ostens in Gold zu verwandeln versteht. . . . Aber auch über die eigene Nation hören wir aus dem des Deutschen in Moskau ein strenges Urtheil: Die Deutschen haben für alles Talent, nur nicht für die Politik - Gott sei es geklagt, deßhalb können sie sich auch nicht mit unserem großen Manne vertragen. Der Russe aber hat den politischen Instinct und oft das politische Genie. Er ist der geborne Diplomat." Und mit diesem Kernspruch, der sehr zum Denken anregt, wollen wir von Dernburgs liebenswürdigem Buche scheiden.


Eingesandt.
(Schluß.)

Sind diese und Hunderte Artikel gegen Nachnahmegebühr erst im Hause, so ist eitel Freude, welche auch Freunden und Bekanntem mit genauen Zahlen der Ersparnis mitgetheilt wird, um auch diese zu solchen billigen Bezügen anzureizen. Die eigentliche Erkenntniß der Waare erfolgt beim Gebrauch, man findet den Kaffee nicht so ausgiebig wie sonst, die Butter hat einen talgigen Geschmack, der Seidenstoff hat urplötzlich einige Löcher, schüchtern werden zuerst bezügliche Bemerkungen im trautesten Familienkreise ausgesprochen, in die Außenwelt kommen sie nicht, denn es ist eine verzeihliche Schwäche des Menschen, daß er seine Blamage nicht öffentlich macht. Dem Verkäufer sind Vorwürfe schwer zu machen, er ist nicht zu erreichen, Briefe machen keinen Eindruck, im günstigsten Falle reizen sie zu einem neuen Versuche an. Es ist eine nur zu häufige Erfahrung bei derartigen Bezügen, daß eine erste Sendung wohl den Ansprüchen genügt, spätere Sendungen aus derselben Quelle pflegen wesentlich in Qualität nachzulassen.
Wie steht es nun bei den Bezügen von einheimischen Geschäftsleuten. Verschenken können

[ => Original lesen: 1885 Nr. 95 Seite 6]

diese auch nichts, ebensowenig wie die auswärtigen, wohl aber geben sie dem Käufer eine Garantie, weil sie ihre Waare zu beurtheilen im Stande sind, denn dafür haben sie bei normalen Verhältnissen ihre Lehrjahre und weiteren Ausbildungsjahre durchgemacht und Erfahrung in ihrer Branche gesammelt. Es wird gar zu leicht solche Erfahrung in gewissen Kreisen unterschätzt, man glaubt, der Kaufmann kauft nur und verkauft. Es ist aber das rationelle Einkaufen schwer und das Verkaufen, wie die meisten Käufer recht wohl wissen, oft noch viel schwerer. Dem Kaufmann können Bezugsquellen, welche den Zeitungen entnommen sind, nicht viel nützen, auch diejenigen, welche von Reisenden ins Haus getragen werden, sind nicht zuverlässig. Er soll für jeden einzelnen Artikel nicht nur die Import resp. Fabrikfirmen kennen, er soll auch in Quantitäten kaufen, damit er nur von diesen Firmen überall als Kunde angenommen wird, er soll Konjunkturen, Frachtermäßigungen benutzen und vor allem den Geschmack und die Neigung seiner Abnehmer berücksichtigen. Kauft man nun bei einem einheimischen Geschäftsmann, so bekommt man die Waare beim Kauf zu sehen und kann, wenn man selbst zur Beurtheilung befähigt ist, dieselbe prüfen. Gefällt sie nicht oder erscheint sie zu theuer, so geht man zu einem anderen Kaufmann. Zeigen sich beim Gebrauche Fehler und Mängel, so kann man solche dem Verkäufer zeigen und wird derselbe bemüht sein müssen, diese Mängel abzustellen resp. einen Umtausch vorzunehmen, um den Kunden zufrieden zu stellen. Im Orte selbst wird man in solchen Quantitäten kaufen, welche zur Zeit nöthig sind, und ist dies wirtschaftlich richtig, weil größere Vorräthe unabweislich größeren Verbrauch nach sich ziehen. Kommt man mit dem gekauften Quantum zu kurz, so bedarf es nur eines Ganges, um das Fehlende zu erlangen. Die Auswahl selbst ist in einem Ladengeschäft fraglos reichlicher und übersichtlicher, wie in einem Preiskurant, oder bei einer Probesendung, letztere läßt in wenigen Fällen einen sicheren Schluß zu, wie nachher die Sendung ausfällt. Wenn der Käufer im Orte bekannt ist, wird ein Kredit nicht verweigert. Häufig findet man auch ein für den beabsichtigten Zweck entsprechendes Quantum als Rest, welcher von dem Kaufmann billig abgegeben wird.
Prüfe man diese Gesichtspunkte bei den einzelnen Waarenkategorieen und man wird leicht zu der Ueberzeugung kommen, daß die Bezüge der Privaten von auswärts im Allgemeinen nicht rationell sind, der so oft gerühmte Vortheil derselben ist sehr problematisch.
Was hier vom Kaufmann gesagt ist gilt auch für den Handwerker. Es lassen auch diese es gewiß nicht an dem besten Willen und Können fehlen, die gesteigerten Ansprüche zu erfüllen und kann es nur schmerzlich berühren, wenn sie nur als Nothhelfer für Reparaturen etc. benutzt werden und dann noch ihrer theuren Preise wegen getadelt werden. Fraglos verlangt eine Reparatur eines einzelnen Gegenstandes oft mehr Zeit und Arbeit, wie die Anfertigung neuer Arbeiten.


- Aus Wesenberg wird dem "M. T." folgendes berichtet: Die 21jährige Tochter des dortigen Einwohners Chr. Lemke, geboren zu Leussow bei Mirow, hat am 23. v. M. in der Nähe von Saxdorf bei Rieseby im Holsteinschen ein grauenhaftes Ende genommen. Dieselbe war nämlich mit dem auf Schloß Saxdorf conditionirenden 25jährigen Gärtner, Namens Schnur, nach Rieseby gegangen, woselbst die dortigen Krieger von 1870/71 ihren Ball feierten. Schnur hatte sich dem Mädchen gegenüber auf dem Balle sehr zuvorkommend und aufmerksam erwiesen, und beide waren Morgens gegen 5 Uhr allein nach Saxdorf zurückgegangen. Indeß unterwegs wurde das Mädchen von dem Schnur wiederholt angefallen; die an sie gestellten Zumuthungen wies dieselbe aber mit solcher Kraft und Energie zurück, daß ihr die ganze Kleidung bei dem stattgehabten Kampfe nicht nur vollständig zerrissen wurde, sondern auch die Sachen, welche sie bei sich führte, dabei sämmtlich auf dem Wege verloren gegangen waren. Nachdem das Mädchen Schnur gedroht, ihn sobald als möglich anzeigen zu wollen, hat derselbe aus Furcht vor Strafe das Mädchen kurz vor dem Betreten Schlosses, als sie die Brücke passirt hatten, in einen 2 1/2 Fuß tiefen Wassergraben gestoßen und den Kopf des armen Mädchens so lange unter Wasser gehalten, bis es seinen Geist aufgegeben hat. Um Hülfe zu rufen war dem Mädchen nicht möglich gewesen, da sein großes wollenes Kopftuch fest um Kopf und Mund geschlungen war. Die That ist Morgens um 6 1/2 Uhr geschehen, und mehrere Leute haben beide noch vor dem Dorfe gesehen. Der Thäter wurde denselben Tag zur Haft gebrächt und nach Eckernförde transportirt. Obwohl er sämmtliche Schandthaten, die er an dem Mädchen verübt, bereits eingeräumt hat, so leugnet er doch hartnäckig die Ertränkung desselben, obwohl ihm andere unwahre Thatsachen von dem Rittergutsbesitzer Julich, dessen Hauslehrer und anderen Zeugen nachgewiesen worden sind. Die Beerdigung des bedauernswerthen Mädchens war sehr feierlich. Der Prediger, der Lehrer mit seinen Schülern, der Gutsbesitzer, dessen Pächter, sowie der Bahnhofsvorsteher mit seinen Unterbeamten, junge Mädchen etc. geleiteten die auf so schreckliche Weise ums Leben Gekommene zu Grabe.
- Der höchste Kamin in München ist der in dem Anwesen der Georg Pschorr'schen Brauerei an der Bayerstraße am 28. November fertig gesellte 55 Meter, mithin 200 Fuß hohe und 2 Meter Lichtweite haltend, von den Ingenieuren J. Heilmann und C. Kaufmann in München gebaute Dampfschlot, welcher bestimmt ist, den Dampf von 6 in dem Etablissement neu errichteten Kesseln abzuleiten. Aus Anlaß der Vollendung desselben wird am Abend mit Einbruch der Dunkelheit auf der schwindelnden Höhe dieses Kolosses ein großes electrisches Licht weithin erglänzen.
- In Strafsachen wegen Körperverletzungen und dergleichen wurde es bisher von manchen Gerichten zugelassen, daß die Verletzten ihren Anschluß als Nebenkläger im Hauptverhandlungstermin mündlich erklärten und Rechnung über ihre Auslagen an Doctor= und Apothekerkosten überreichten indem man die Beurkundung der Anschlußerklärung im Hauptverhandlungsprotokoll für genügend erachtete. Das Reichsgericht hat jedoch dieses Verfahren für unzulässig erklärt. Wer also die Zuerkennung einer Buße im Strafverfahren beantragen will, muß zukünftig stets seine Erklärung, daß er sich dem Verfahren als Nebenkläger anschließe, schriftlich aufsetzen, unterzeichnen und dies Schriftstück zu den Gerichtsakten geben.
- Unter den vierbeinigen Patienten der Berliner Thierarzneischule befand sich seit dem 30. vorigen Monats, Tyras, der Hund des Fürsten Bismarck. Tyras, welcher bereits seit Wochen von einem Krebsgeschwür geplagt worden ist, wurde von einem Diener aus dem Fürstlichen Hause, welcher vom Reichskanzler die Weisung erhalten hatte, das Thier während der Operation nicht zu verlassen, nach der Thierarzneischule gebracht. Nach der Operation, die sehr gut ausfiel, wurde Tyras im Hundespital untergebracht, wo er ein etwas comfortableres Gemach erhielt als seine Leidensgenossen. Freitag Mittag wurde Tyras wieder nach dem Palais des Fürsten abgeholt, und als das Thier in der Nähe des Reichskanzlerheims kam, sprang es in so mächtigen Sätzen empor, daß der Diener es kaum an der ledernen Leine zu halten vermochte.
- Die great attraction von Pränschers Museum in Berlin ist jetzt . . . Julia Pastrana, deren einbalsamirter und wohlkonservirter Körper von aller Welt angestaunt wird. Wären nicht an dem schwarzen Glasschrank, in welchem die bärtige Tänzerin steht, die Original=Dokumente der russischen Aerzte zu sehen, welche vor 15 Jahren die Einblsamirung der Leiche in Moskau vorgenommen, so würde man wohl an eine Mystifikation glauben können. Die Nachwelt flicht der schwarzen Diva jetzt zwar keine Kränze mehr, aber sie zahlt wenigstens mit Vergnügen ihr Entrée, um die wundersame Tänzerin, wenn auch stark post festum, zu sehen.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD