No. 88
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. November
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 88 Seite 1]

          Nr. 22 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1885 enthält in der
          II. Abtheilung:
          Publicandum, betreffend die Einberufung des deutschen Reichstags.


Die Ausgabe=Etats der drei im Reichshaushalt speciell angeführten Militär=Verwaltungen, der Preußischen, Sächsischen und Württembergischen, erreichen eine Höhe von 324,263,408 Mark, was einer Mehrausgabe von 15,600,523 Mark gegen den vorjährigen Etat entspricht.
Was haben die Botschafter der Mächte in der ersten Sitzung der Konferenz beschlossen? Jedenfalls nicht viel, denn man hört fast nichts darüber. Zunächst soll die Rede davon gewesen sein, die Wiederherstellung der früheren Verhältnisse, des Status quo ante, wie es in der Diplomatensprache heißt, zur Basis der Verhandlungen zu machen. Davon ist man jedoch bald abgekommen. Man hat gemeint, es sei besser, wenn man von vornherein das Feld der Berathungen nicht einenge. Das wird der englische Einfluß gewesen sein, der sich zu Gunsten des Battenbergers geltend gemacht hat.
Der Papst muß seinen Spruch in Sachen des Karolinenstreits gefällt und beiden Parteien mitgetheilt haben, denn man liest, wenn auch nicht als verbürgt, daß die Reichsregierung einen Gegenvorschlag gemacht habe.
Das Ministerium in Frankreich möchte gern gehen, der Präsident Grévy läßt es aber nicht. Er sagt, man solle wenigstens warten, bis die Kammer zusammengetreten sei, dann werde es sich ja ergeben, ob das Ministerium bleiben könne oder abtreten müsse. Mit der Einigung der republikanischen Parteien scheint es nichts werden zu sollen. Herr Lockroy gibt sich die größte Mühe, Herr Clémenceau aber zögert und die ganz Radikalen wollen überhaupt nicht. Es wird einmal wieder schwierig werden, in Frankreich zu regieren.
In französischen Deputirtenkreisen wird der Antrag auf Schaffung des Postens eines Vice=Präsidenten der Republik discutirt.
Offiziere und Beamte des 3ten (Brandenburger) Armeecorps errichten dem Prinzen Friedrich Carl, ihrem Führer in drei Kriegen, ein Denkmal und spenden dazu je einen Tagesgehalt.
Die vom Verein "Berliner Kaufleute und Industrieller" einberufene Versammlung hat die von der "Conferenz Deutscher Industrieller" gefaßte Resolution zu Gunsten einer für das Jahr 1888 geplanten Deusch=Nationalen Ausstellung zum Beschluß erhoben.
Immer wiederholt sich das alte Wort, daß Oesterreich ein reiches Land sein würde, wenn es nur Geld genug hätte. Seine Schätze liegen im Grund und Boden und bedürfen des goldenen Schlüssels, um gehoben zu werden. Nach dem Urtheil der Fachleute ist es sogar nächst Californien, Australien und dem asiatischen Rußland das goldreichste Land der Erde. Es sind auch 130 Goldbergwerke im Gang, der Ertrag steht aber noch nicht im Verhältniß zur Reichhaltigkeit des Gesteins, weil die Werke mit zu geringen Mitteln betrieben werden.


- Es ist vielfach der Irrthum aufgetaucht, als ob es sich der Reichsverfassung zufolge von selbst verstehe, daß mit der Bevölkerungszahl des Reiches auch die Präsenzzahl des Heeres steigen müsse. Die Sache verhält sich aber so: Im Jahr 1873 legte die Reichsregierung dem Reichstag den Entwurf zu dem Reichsmilitärgesetz vor, wonach die Präsenzstärke des Heeres ein= für allemal auf 401 659 Mann festgestellt werden sollte. Der Entwurf kam erst im Frühjahr 1574 zur Berathung und die Majorität des Reichstages stimmte schließlich für das Amendement v. Bennigsen, d. h. für das Septennat. Es wurde also durch das Reichsmilitärgesetz vom 2. Mai 1874 die Friedenspräsenzstärke des Heeres für die Zeit vom 1. Januar 1875 bis zum 31. December 1881 auf 401 659 Mann festgestellt. Schon im Frühjahr 1880, also fast zwei Jahre vor Ablauf des Septennats, legte die Reichsregirung dem Reichstag einen Gesetzentwurf zur Ergänzung und Abänderung des Militärgesetzes vom 2. Mai 1874 vor. Derselbe zielte dahin, die Friedenspräsenzstärke mit Ausschluß der Einjährig=Freiwilligen für die Zeit vom 1. April 1881 bis zum 31. März 1888 auf 1 Procent der ortsanwesenden Bevölkerung der letzten Volkszählung zu erhöhen. Dieser Gesetzentwurf wurde von der Majorität des Reichstages, zusammengesetzt aus den Conservativen und Nationalliberalen, in allen wesentlichen Bestimmungen angenommen, jedoch unter Festsetzung des Procentsatzes der Bevölkerung auf 427 274 Mann, damit es nicht den Anschein haben möchte, als ob bei steigender Bevölkerung auch die Präsenzziffer des Heeres erhöht werden müsse.
- Die Pilze spielen heutzutage eine ganz bedenkliche Rolle in den Gesundheitsfragen. Zum Cholerapilz und Diphteritis=Pilz gesellt sich nach den Untersuchungen des Professors Koch in Berlin auch noch der Bartpilz (trichoptyton tonsurans), welcher die Bartflechte erzeugt und von den Barbierstuben in Berlin und Frankfurt a/M. sich auffallend ausbreitet. Die Lässigkeit der Barbiere solle an der starken Weiterverbreitung der Bartflechte besonders Schuld tragen. Das Sublimat ist selbst in starker Verdünnung ein ebenso sicheres, als billiges Mittel zur Abtödtung des Bartpilzes, wie zur Reinigung sämmtlicher Geräthschaften zum Rasiren. Das Mikroskop wird wohl auch noch den Haarpilz ermitteln, welcher die große Verbreitung des Glatzkopfs und Mondscheins erklären würde.
- Herr Wilhelm Brandt, ein deutscher Schriftsteller, der schon lange Jahre in London lebt, gibt allen deutschen Lehrerinnen und Erzieherinnen, die in England ihr Fortkommen zu finden hoffen, folgende 6 Punkte zu bedenken.
1. Erwägen Sie wohl, ob Sie genügend qualificirt sind - innerlich und äußerlich! - hier in England sich und dem Vaterland keine Schande zu machen. 2. Bemühen Sie sich, eine feste Stelle schon von Deutschland aus zu erhalten. 3. Suchen Sie sich Empfehlungen an hiesige Familien zu ver=

[ => Original lesen: 1885 Nr. 88 Seite 2]

schaffen. 4. Machen Sie sich auf mancherlei Ungemach gefaßt. 5. Lassen Sie den Geldbeutel nicht zurück. Und wenn's in diesen Punkten hapert, dann 6. bleiben Sie lieber daheim!
Es ist eine traurige Thatsache, daß jährlich ein nicht unbedeutender Prozentsatz von deutschen Gouvernanten, Bonnen und Erzieherinnen in London elend zu Grunde geht.
- Bei der diesjährigen Frühjahrs=Kontrolversammlung haben sich fünf Landwehrleute in Olpe eines schweren Vergehens gegen die Subordination gemacht. Der Bezirksfeldwebel rief den Namen eines wohlhabenden Bauern auf und als sich derselbe nicht beeilte, seinen ihm vorgeschriebenen Platz zu erreichen, sagte der Feldwebel: "Gehen Sie ein wenig schneller!" Der Landwehrmann kam diesem Ersuchen nicht nur nicht nach, sondern wurde auch noch grob, in Folge dessen ihn der anwesende Gendarm, der bekanntlich ein Militär= und kein Civil=Beamter ist, mithin also Vorgesetzter des Landwehrmanns war, festnehmen wollte. Diese Festnahme suchten mehrere Freunde des Mannes zu hindern und es kam hierbei vor versammelter Mannschaft zu einem sehr tumultuösen Vorgang. Gendarm und Feldwebel mußten der Uebermacht weichen. Nur vorübergehend, denn "die Aufrührer", wie sie im kriegsgerichtlichen Erkenntniß genannt werden, wurden ermittelt und vor das Kriegsgericht gestellt. Von 5 Angeklagten erzielten zwei eine Freisprechung, zwei wurden zu je 5 Jahren Gefängniß und Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes verurtheilt und der Haupträdelsführer bekam 5 Jahre Zuchthaus und wurde aus dem Heer entfernt.
- Die Kleine Presse erzählt aus Frankfurt a. M.: "Während des deutsch=französischen Krieges waren ein Feldwebel und sein Bursch in die Lage gekommen, in Nancy zwei alten Eheleuten, bei denen sie einquartiert waren, gegen zwei gewaltthätige Spitzbuben Beistand zu leisten. Kurz nach diesem Ereigniß wurde der Bursche, der damals von den alten Leuten reich beschenkt worden war, im Gefecht getödtet. Der Feldwebel kehrte nach dem Krieg gesund nach Frankfurt, seiner Vaterstadt, heim. In den ersten Jahren nach dem Krieg erhielt er alljährlich zu Weihnachten eine Werthsendung, bestehend in 1500 Francs, später traf dieselbe Sendung immer wieder ein, aber aus Paris. Vorige Woche gelangte an den ehemaligen Feldwebel, welcher jetzt außer Dienst, verheirathet und Vater mehrerer Kinder ist, ein amtliches Schreiben aus Paris, worin ihm mitgetheilt wurde, daß er von dem alten Herrn, dem er das Leben gerettet hatte, im Testament mit 20 000 Francs bedacht worden sei, weiter wurde in dem Schreiben um die Adresse des ehemaligen Burschen des Feldwebels gebeten, da derselbe 10 000 Francs laut Testament erhalten sollte. Der Empfänger dieser Nachricht meldete zurück, daß sein damaliger Bursche leider kurz nach Verlassen von Nancy getödtet worden sei, worauf sofort ein Schreiben eintraf, in welchem mitgetheilt wurde, daß in dem Testament die Bemerkung stehe, daß, wenn einer der beiden Deutschen gestorben sei, der andere beide Legate erhalten solle. Das Erbtheil muß jedoch auf Wunsch des Verblichenen, dessen Gattin schon mehrere Jahre vorher gestorben war, in Paris persönlich, unter Vorzeigung von Legitimationspapieren abgeholt werden. Der betreffende Erbe hat sich deshalb nach Paris verfügt."
- In Lörrach (Baden) hat ein Wirth die Neuerung getroffen, daß man bei ihm die Zeche nach der Stundenzahl bemißt. Man darf eine Stunde lang für 1 M. und die zweite dann um 75 Pfennig (Mecklenburg). Wein trinken, soviel man will, bekommt sogar in der zweiten Stunde noch Essen gratis servirt. Dieses Verfahren ist im Süden von Frankreich bei sehr guten Weinernten schon längst durchgeführt (2 Sous = 8 Pfennig (Mecklenburg). pro Stunde.) Selbstredend müssen die Stunden, die im Weinhaus beim angenehmen Dusel verschlafen werden, ebenfalls bezahlt werden.
- In seiner Klinik in Würzburg hat Dr. Bäuerlein vor Kurzem seine 5000ste Staar=Operation vollzogen, die Jubiläums=Operation an einem 83jährigen Mann.
- Die Anzeichen eines frühen und strengen Winters mehren sich. In Frankfurt a/M. sind die Möven, diese lebhaften, munteren Wintergäste des Main, welche sonst erst im Januar aus dem Norden nach Süden auf größere Flüsse sich zu ziehen pflegen, bereits Ende October eingetroffen und tummeln sich an geschützten Stellen zwischen dem eisernen Stog und der Untermainbrücke. Die Kanaleinläufe bieten ihnen dort scheinbar reichliche Nahrung und mancherlei Abfälle. Als gute Taucher und Fischer beleben sie den ganzen Tag hindurch die nur selten im Winter von Schiffern und Sport=Ruderern befahrene Wasserfläche.
- Nicht nur in Schweden, auch in Italien hat der Winter bereite seinen Einzug gehalten. Aus Ankona wird unterm 30. October gemeldet: Seit gestern ist hier völliger Winter; es weht ein eisig kalter Wind und seit heute Morgen sind Alle Hügel um die Stadt herum mit Schnee bedeckt. Aus Florenz wird ebenfalls über außerordentliche Kälte berichtet, was man dem Schnee zuschreibt, welcher alle umliegenden Berge bedeckt. - An den Küsten von Neuengland und Neuschottland haben schwere Stürme geweht.
- Die Einführung der in Deutschland seit Jahrhunderten ausgestorbenen Elenthiere soll demnächst wieder in Süd=Deutschland versucht werden. Mehrere der ersten österreichischen Adelsfamilien, an ihrer Spitze die Fürsten Liechtenstein, haben sich mit dem berühmten Thier=Großhändler Karl Hagenbeck in Hamburg in Verbindung gesetzt und mehrere Rudel, nur noch in Norwegen, vereinzelt auch noch in Ostpreußen vorkommender Elenthiere, bestellt, um dieselben auf dem großen Güterkomplex in Steiermark anzusiedeln.
- Mit seltener Energie verfolgte Schneider A. in Frankfurt seine Absicht, sich zu tödten. Derselbe schnitt sich mit zwei Rasirmessern; er brachte sich mit einem erst im Bein eine bis auf die Sehne gehende Schnittwunde bei, dann legte er dasselbe hin, ergriff das andere Messer und schnitt sich die Adern des linken Armes zwei Mal, die Pulsader des rechten Armes ein Mal durch, dann stieg er in die mit lauem Wasser gefüllte Badewanne, wo er immer schwächer und schwächer wurde; endlich sank er unter und ertrank noch. Das Wasserschlucken führte den Tod rascher als die Verblutung herbei.
- Bei dem städtischen statistischen Amt in Berlin haben sich nicht weniger als 5600 Kaufleute gemeldet, um bei der bevorstehenden Volkszählung beschäftigt zu werden. Wer sieht da nicht tief in Armuth und Elend hinein!
- Das war eine Freude in drei Fabriken in Dresden Die Arbeiter hatten in der sächsischen Lotterie gespielt und das Glück, das nicht immer blind ist, warf ihnen das große Loos von 500 000 M. zu. Auch ein armer Bergmann hat Antheil.
- Solche Leute sollten wir haben wie den Senator Stanfort in Kalifornien, der die von ihm gegründete Universität in Palo Alto mit Gütern im Werth von 3 1/2 Millionen Dollars ausgestattet hat. Sind solche Stiftungen und Schenkungen nicht zugleich ein Zeichen, daß selbst im Goldland der Dollar allein nicht Geist und Herz ausfüllt?
- Bei den jüngsten Bivouacs in der Nähe von Gera krochen die Mäuse den schlafenden Soldaten oft in die Hosen hinein. Die Tornister wurden zu Fallen, in denen sie sich tagelang aufhielten. Einem Ulanentrompeter kroch eine Maus in die Trompete und verrannte sich dermaßen, daß sie nur durch Dampf, der in das Instrument eingeführt wurde, entfernt werden konnte.
- Es scheint fast, daß in unserer Zeit die Liebe mehr Leid als Freude bringt. In Königsberg i. Pr. hat sich ein junger, talentvoller Arzt aus unglücklicher Liebe selber grausam um's Leben gebracht. Täglich bringen die Zeitungen solche unglückliche Liebesaffairen.
- Die Studentenschaft in Heidelberg will den neuvermählten erbgroßherzoglichen Paar als nachträgliches Hochzeitsgeschenk eine Nachbildung des großen Fasses in Gestalt einer silbernen Bowle verehren. Der Rauminhalt der Bowle beträgt allerdings nur den 27 000sten Theil ihres "großen" Vorbildes, dürfte aber doch mit ungefähr 9 Flaschen manch wackerem Zecher zu schaffen machen. Das große Faß enthält, wenn es gefüllt ist, 236 Fuder Wein = 236 000 Trinkflaschen.
- Einen theueren Hut hat ein in Dortmund wohnender Schlossergeselle. Derselbe fuhr kürzlich von Dortmund nach Barop und schaute gemüthlich

[ => Original lesen: 1885 Nr. 88 Seite 3]

zum Fenster hinaus. Plötzlich entführte ihm der Wind den Hut. Sofort zog er die Nothleine und brachte dadurch den Zug zum Stehen. Er stieg aus holte den Flüchtling und meinte, jetzt könne es weiter gehen. Das geschah, nachdem vorher der Name festgestellt worden war. Gewiß nicht freudig überrascht war der Geselle, als ihm dieser Tage ein Strafmandat in Höhe von 30 Mark wegen unbefugten Gebrauchs der Nothleine zugestellt wurde.


Anzeigen.

Zur Ausloosung der aus dem hiesigen Fürstenthum gewählten Schöffen für die ordentlichen Sitzungen in dem Geschäftsjahr vom 1. Januar 1886 bis 31. December 1886 ist in Gemäßheit betreffender gesetzlicher Bestimmungen auf

Mittwoch, den 25. November 1885,
Vormittags 10 Uhr,

im hiesigen Gerichtslocale die öffentliche Sitzung angesetzt was hiedurch öffentlich bekannt gemacht wird.
Schönberg, den 10. November 1885.

Der erste Amtsrichter beim Großherzoglichen Amtsgerichte.
G. Horn.


Der Schneider Johann Vallbracht geboren am 12. September 1850 zu Alraft, Kreis Eder, zuletzt in Schönberg, wird beschuldigt, - als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, Uebertretung gegen § 360 No. 3 des Strafgesetzbuches.
Derselbe wird auf

Freitag, den 18. Dezember 1885,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogl. Schöffengericht zu Schönberg i/M. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzogl. Landwehrbezirks=Commando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg i/M., den 7. November 1885.

Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
(gez.) Müller.
                          Beglaubigt
                          Schnell, Protocollist.


Der Schlachter Ludwig Johann Adolf Rewohl, geb. am 27. August 1855 zu Schwerin, zuletzt in Schönberg, wird beschuldigt, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen § 360 No. 3 des Strafgesetzbuches.
Derselbe wird auf

Freitag, den 18. Dezember 1885,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogl. Schöffengericht zu Schönberg i/M. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzogl. Landwehrbezirks=Commando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg i/M., den 7. November 1885.

Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
(gez.) Müller.
                          Beglaubigt
                          Schnell, Protocollist.


Wegen Reparatur einer Brücke ist die Landstraße von Schönberg nach Petersberg für Fuhrwerk vom 19. bis 21. November gesperrt.

Die Dorfschaft Petersberg.         


Es wird inmitten des Dorfes neben der Hundt'schen Hofstelle hierselbst eine neue Brücke angelegt und ist in Folge dessen der Weg an der Stelle von heute an eine Woche hindurch während der Nachtzeit nicht passierbar.
Gr. Rünz, den 9. November 1885.

H. Rieckhoff, Schulze.         


Reth- u. Wiesenverpachtung

Am Donnerstag, den 19. November d. J., Vormittags 11 Uhr sollen die Reth= und Wiesenparcellen Nr. 2-20 an der Waknitz vom Ratzeburger See an bis an die Stadt, im Saale des Armenkollegiums zu Lübeck, St. Annenstraße Nr. 5 auf 10 Jahre öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Die Bedingungen liegen zur Einsicht auf der Stadtkasse im Rathhause aus.
Lübeck, den 6. November 1885.

Das Finanzdepartement.


Holz=Auction in Lübeck.

Am Donnerstag, den 19. November a. c., Vormittags 10 Uhr anfangend, sollen in der Wirthschaft der Frau Bannow Ww., Dammann's Thurm, durch den Unterzeichneten in öffentlicher Auction meistbietend verkauft werden:

ca. 2700 Zw. ebenk. u. Wahlbretter

in verschiedenen Dimensionen
Genaue Verzeichnisse sind am Tage der Auction an Ort und Stelle, sowie auch schon jetzt am Comptoir des Unterzeichneten zu erhalten.
Lübeck im November 1885.

                                                    G. Olrogge, beeid. Auctionator,
                                                    Mengstraße 58.


Gewerbe=Verein.

Montag, den 16. ds. Mts., Abends 8 Uhr im Vereinslokale:

General=Versammlung. Vorstands=Wahl. Ausstellung gewerblicher Gegenstände.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


6 bis 7 Fuder Hafer= und Weizenstroh

habe ich noch zu verkaufen, gebe auch einzelne Fuhren ab. Hierauf Reflektirende wollen sich bald bei mir melden.

H. Wolgast, Bäckermeister.         


Als Damenschneiderin in und außer dem Hause mit und ohne Maschine empfiehlt sich, außer dem Hause mit Maschine pro Tag 75 Pfg.

                                                    Frau A. Kuschel,
                                                    Sabowerstraße Nr. 25.


In nächsten Tagen erhalte ich einige Ladungen

Prima
böhm. Stück=Braunkohlen
und offerire selbige billigstens ab Bahnhof.                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


Hochfeine grüne Brecherbsen
empfiehlt                                                    A. Wigger Nachfgr.


Englisches Salz
empfiehlt                                                    
W. Wieschendorf.


Engl. Salz,
grobe Gerstgrütze, ganze und gemahlene Gewürze
empfiehlt                                                    A. Zander.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 88 Seite 4]

Zu dem am Mittwoch, den 18. November bei mir stattfindenden

Bauernball

erlaube ich mir die Herrn Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.

J. Boye.         


Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg

offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien; sowie auf Grund eingehender Versuche selbst hergestellten

geladenen Jagdpatronen "Waidmannsheil."

Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich.
Dipositair für Lübeck Herren Grevsmühl & Riesland.
Dipositair für Wismar Herren Gebrüder Frahm Nachfolger.
Depositair für Schönberg Herrn C. Schwedt. Kaufmann.

Vielfach prämiirt.


Winter-Mäntel

für Damen u. Kinder, in den neusten Facons und solidesten Stoffen, ganz vorzüglich sitzend empfiehlt in großartiger Auswahl zu den billigsten Preisen das

Manufakturwaaren- u. Confektion-Geschäft
von
Hugo Zünkel.
Lübeck, Schüsselbuden 32, hinter der neuen Post.


Bad Kissinger
Geld-Lotterie.
Auf 10 Loose 1 Treffer.
Ziehung in München am 15. December 1885.

22 500 Geldgewinne im Betrage von M. 165 000 baar ohne jeden Abzug.

Haupttreffer Mk. 40 000, Mk. 10 000 etc.
Loose á 2 Mark,
und 30 Pf. für Porto und Ziehungsliste durch
                                                    Alb. Roesl. München,
                                                    Vertreter überall gesucht.


Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
Schiff
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei           
Friedr. Frick in Röbel.


Das bedeutende
Bettfedern-Lager
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versendet zollfrei gegen Nachnahme
(nicht unter 10 Pfund) gute neue
Bettfedern für 60 Pfennig

das Pfund, vorzüglich gute Sorte für M. 1.25, prima Halbduunen nur M. 1.60.
Verpackung zum Kostenpreis. Bei Abnahme von 50 Pfund 5 pCt. Rabatt. Umtausch gestattet.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Gestorben:

D. 18. Oct. Hauswirthsaltentheiler Joachim Christian Friedrich Spehr zu Schönberg, 65 Jahr 3 Mon. alt.
D. 21. Caroline Marie Christen zu Schönberg, 7 Wochen alt.
D. 27. Kaufmannsgehülfe Wilhelm Heinrich Louis Werner zu Schönberg, 25 Jahr 2 Mon. alt.
D. 27. Hans Heinrich Carl Eduard Hauschild, Töpfermeistersohn zu Schönberg, 4 Mon. alt.
D. 5. Nov. Wilhelm Adolph Johann Peter Lenschow, Schuhmachermeistersohn zu Schönberg, 2 Mon. alt.

Geboren:

D. 9. Oct. Ein unehel. Sohn zu Sabow.
D. 20. dem Arbeiter Jochen Meyer zu Rabensdorf eine Tochter.
D. 26. dem Arbeiter Johann Callies zu Westerbeck eine Tochter.
D. 26. dem Arbeiter Joachim Creutzfeldt zu Schönberg eine Tochter.
D. 27. Dem Maurer Peter Arndt zu Sabow ein S.
D. 29. eine unehel. Tochter zu Retelsdorf.

Eheschließungen:

D. 13. Oct. Knecht Jochen Heinrich Oldenburg zu Hof=Zarnewenz und Catharine Marie Louise Lüth zu Rottensdorf.
D. 16. Tischler Joachim Heinrich Ernst Oldenburg zu Boitin=Resdorf und Anna Marie Catharine Elisabeth Timm zu Boitin=Resdorf.
D. 23. Handelsmann Jochen Peter Koopmann zu Schönberg und Catharine Dorothea Lüth zu Lockwisch.
D. 30. Hauswirth Joachim Heinrich Voß zu Petersberg und Anna Catharine Marie Elisabeth Maack zu Rupensdorf.
D. 30. Knecht Jochen Friedrich Christian Stamer zu Lockwisch und Marie Elisabeth Caroline Arndt zu Lockwisch.
D. 3. Nov. Knecht Hans Heinrich Oldenburg zu Menzendorf und Anna Marie Elisabeth Robrahn zu Lockwisch.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 15. November.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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