No. 87
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. November
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 87 Seite 1]

            Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung Großherzoglicher hoher Landesregierung zu Neustrelitz vom 24. September d. Js. - Offizieller Anzeiger Nr. 19, S e i t e  120 - wird hierdurch zur Kenntniß der Inhaber unfallversicherungspflichtiger Betriebe gebracht, daß vorschriftsmäßige Formulare für die von den Betriebsunternehmern gemäß §. 51, Abs. 1 - 3 des Unfallversicherungsgesetzes der unterzeichneten Landvogtei zu machenden Anzeigen über etwa vorkommende Unfälle in den Betrieben auf der Registratur hieselbst vorräthig gehalten und pro Stück für 3 Pf. abgegeben werden.

Schönberg, den 30. October 1885.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Bekanntmachung.

          Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das vierte Quartal dieses Jahres wird am

Montag, den 30. November d. J.

eröffnet.
            Rostock, den 7. November 1885.

Der Präsident des Großherzoglichen Ober=Landes=Gerichts.
Dr. Budde.


          Nr. 21 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1885 enthält in der
          II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betreffend Ergänzungen und Aenderungen des ersten Theils der Wehr=Ordnung vom 28. September 1875.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Vertheilung der Formulare zur Volkszählung.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Zustellung von Mitgliedscheinen an die in das Genossenschaftskataster aufgenommenen unfallversicherungspflichtigen Betriebsunternehmer.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Ausführungsvorschriften zu dem Gesetze, betreffend die Erhebung von Reichsstempelabgaben.


Der politische Himmel hängt voll Gewitterwolken. Hinten auf her Balkanhalbinsel kann's jeden Augenblick losgehen. Auch die Karolinenfrage spitzt sich mehr und mehr zu. Was der Papst eigentlich entschieden oder nicht entschieden hat, weiß man noch immer nicht. Nun trifft auch noch die Nachricht ein, daß die Amerikaner sich in den Streit mischen wollen. Ein auf Yap ansässiger Amerikaner mit Namen Holcombe soll von einem Spanier oder einem Eingeborenen ermordet worden sein. Andere Nachrichten besagen, Holcombe sei der Mörder eines Eingeborenen und habe die Spanier, um sich zu retten, herbeigerufen. Die Amerikaner wollen ein Kriegsschiff nach Yap entsenden.
Die Konferenz ist nun glücklich beisammen. Ihre Geburt war jedoch mit so außergewöhnlichen Schwierigkeiten verbunden, daß niemand recht an die Lebensfähigkeit derselben glauben will. Was wird, was soll sie thun? Den Fürsten von Bulgarien absetzen? Das möchten die Russen; trotzdem wird es wohl kaum dahin kommen. Auf einen friedlichen Ausgang der Verwickelungen schwinden die Hoffnungen mehr und mehr.
In Straßburg ist's am Donnerstag Abend hoch hergegangen. Fürst Hohenlohe, der neue kaiserliche Statthalter ist Nachmittags dort eingetroffen. Vor dem Bahnhof, wo eine große Menschenmenge der Ankunft des Statthalters harrte und ihn bei seinem Erscheinen mit lebhaften Hochrufen empfing, spielte die Kapelle des württembergischen Regiments. Die öffentlichen Gebäude, der Münster und viele Privathäuser hatten reichen Flaggenschmuck angelegt. Abend's gab's Fackelzüge und Serenaden.
Graf Münster, der neuernannte deutsche Botschafter in Paris, ist dort bereits angelangt. An seine Stelle in London kommt der bisherige Staatssekretair Graf Hatzfeldt; er ist am Donnerstag von Berlin nach London abgegangen. Ein merkwürdiger Zufall fügte es, daß Graf Münster zu derselben Zeit dem Präsidenten Grevy in Paris sein Beglaubigungsschreiben überreichte, zu der Fürst Hohenlohe in Straßburg einzog: Donnerstag Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr.
Ehe er, um an der Reorganisation der türkischen Armee theilzunehmen, in die Dienste der Pforte trat, galt Oberstlieutenant Kähler für einen der tüchtigsten preußischen Kavallerie=Offiziere. Während des deutsch=französischen Krieges war er dem mit der Führung der zweiten Kavalleriedivision betrauten Generallieutenant Grafen zu Stolberg=Wernigerode als Generalstabsoffizier beigegeben und zeichnete sich in dieser Stellung durch Umsicht und Thatkraft aus. Später erhielt er das Kommando des 2 schlesischen Husaren=Regiments Nr. 6. Durch seine Schriften und über die Bedeutung der Kavallerie hat er sich eine hervorragende Stellung unter den Militärschriftstellern errungen. In Konstantinopel würde Kähler sicherlich die besten Dienste ge=

[ => Original lesen: 1885 Nr. 87 Seite 2]

leistet haben, wenn ihn nicht bis zuletzt Einflüsse und Intriguen aller Art hinderlich in den Weg getreten wären. Bald nach seiner Berufung in türkische Dienste erkrankte Kähler am Typhus genas jedoch damals wieder vollständig. Erst vor Kurzem kehrte er, allem Anschein nach im Hinblick auf die gegenwärtigen Verwicklungen vom Pflichtgefühl getrieben, noch vor Beendigung seines Urlaubs nach Konstantinopel zurück, woselbst er nunmehr in voller Manneskraft vom Tod ereilt wurde. Die Angehörigen Kähler Paschas - ein Bruder ist Professor der Theologie in Halle - begaben sich vor einigen Tagen nach Konstantinopel, woselbst sie nunmehr dem so jäh Hinweggerafften die letzte Ehre erweisen werden.
So einösterreichischer Kronprinz hat's halt gut, der schießt doch noch was. Die nach 5tägigem Verlauf jetzt beendeten Bärenjagden des österreichischen Kronprinzen in den Görgeny=Szt..=Imreer Revieren waren von folgenden günstigen Erfolgen begleitet. Es wurden 19 Bären und 2 Wölfe erlegt. Es ward auch überraschend gut geschossen, denn im Ganzen wurden, wie aus Görgeny=Szt.=Imre berichtet wird, 26 Bären aufgetrieben; hiervon sind nur 3 angeschossene nicht aufgefunden worden und nur 4 wurden gefehlt.
Ein sehr leidenschaftlicher Mann scheint der Kaiser von Rußland zu sein. Trotz der Gegenvorstellungen des Ministers v. Giers hat er befohlen, daß der Name des Fürsten Alexander von Bulgarien aus sämmtlichen Listen der russischen Armee, in welchen der Fürst als Generallieutenant und Chef des 13. Schützenbataillons geführt wurde, gestrichen werde. Wie groß muß der Groll in Petersburg über den Battenberger sein! Dieses Machtgebot des russischen Kaisers macht überall, besonders aber in preußischen Offizierskreisen, denen Fürst Alexander dereinst angehört hat, das peinlichste Aufsehen; es steht wohl auch in der neueren Geschichte einzig da.
156 Millionen Mark, ein schönes Stück Geld! Doch, es wird gut angewendet werden. Der Nord=Ostsee=Kanal soll davon gebaut werden. Preußen trägt 50 Millionen, das Uebrige das Reich; die Ausführung wird Preußen übertragen werden.
Der Hahnenkamm in Bayern ist wasserarm und der Bauer Bismanger, der als ein neuer Moses, Quellen findet, eine wahre Wohlthat. In kurzer Zeit hat er 13 Ortschaften und mehren Bauernhöfen Brunnen geöffnet. Das Bezirksamt in Gunzenhausen hat seine besondere Gabe geprüft und bewährt gefunden. Ich spüre die Nähe von Quellen im Boden durch ein "Fluidum" im Arm, sagt er; wie tief die Quellen liegen, wußte ich Anfangs nicht, jetzt habe ich die Tiefe annähernd zu bestimmen gelernt. Von dem alten Zschoke ist es ja bekannt, daß er im Boden verborgene Erzlager körperlich gespürt hat und wie fühlt's eine Dame, wenn sie Perlen und Diamanten am Halse trägt.
Gut unterrichtete Leute schildern die Lage der Stadt Wien als wenig glänzend. Handel und Wandel liegen tief darnieder, die Steuern und die Wohnungspreise sind sehr hoch und dazu droht in den nächsten Jahren in dem städtischen Haushalt ein mächtiges Defizit. Die aufgespeicherten Werthpapiere im Betrag von 10 Millionen sind bis dahin verbraucht, städtisches Vermögen kann nicht mehr verkauft werden, weil keines mehr vorhanden ist. Die einzige Hülfe bildet dann die Erhöhung der Haus= und Miethssteuer und diese trifft die mittleren und kleineren Leute am schwersten. Ein helfender dens ex machina wäre sehr willkommen.


Schönberg. Von dem am 9. November zusammengetretenen Ausschusse zur Wahl der Schöffen und Geschworenen aus dem Fürstenthum Ratzeburg für das Geschäftsjahr 1886 wurden gewählt;
                          a. zu Hauptschöffen:
  1. Arbeitsmann Johann Busch=Schönberg.
  2. Kaufmann Wilhelm Oldenburg=Schönberg.
  3. Kaufmann Ludwig Spehr=Schönberg.
  4. Bankbeamter Wilh. Stephan=Schönberg.
  5. Hauswirth Joachim Siebenark=Blüssen.
  6. Hauswirth Joachim Renzow=Gr. Bünsdorf.
  7. Hauswirth Joachim Möller=Lindow.
  8. Pächter Julius Hildebrandt=Hof Menzendorf.
  9. Hauswirth Franz Wigger=Törpt.
10. Krüger Joachim Oldörp Boitin=Resdorf.
11. Schulze Joachim Wittfoth Duvennest.
12. Hauswirth Johann Oldenburg Niendorf.
13. Hauswirth Heinrich Oldörp Petersberg.
14. Hauswirth Peter Robrahn Carlow.
15. Hauswirth August Freitag Kuhlrade.
16. Hauswirth Joachim Harms Pogetz.
17. Hufen=Pächter Hans Jochen Rieckhof Gr. Rünz.
18. Hauswirth Joachim Mett Campow.
19. Hauswirth Joachim Planthaber Gr. Mist.
20. Halbhufner Joachim Ollrogge Schlagresdorf.
21. Schulze Hans Meier Schlagsülsdorf.
22. Halhhufner Heinrich Clasen Schlagbrügge.
23. Vollhufner Georg Brüggmann Mannhagen.
24. Halhhufner Johann Stehn Mannhagen.
                          b. zu Hülfsschöffen.
  1. Tischlermeister Ernst Hausschild Schönberg.
  2. Kaufmann Wilhelm Schrep Schönberg.
  3. Untervogt a. D. Carl Zander Schönberg.
  4. Mühlenpächter Georg Creutzfeldt Schönberg.
  5. Prorector Dr. Gustav Juling Schönberg.
  6. Maschinenbauer Bernhard Bunkelmann Schönberg.
          c. in die Vorschlagsliste der Geschworenen:
  1. Hofschmied Fr. Dräger=Schönberg.
  2. Schulze Albert Hagendorf=Boitin=Resdorf.
  3. Schulze Johann Grieben=Herrnburg.
  4. Oberförster Carl Hottelet=Schönberg.
  5. Schulze Heinrich Borchert=Raddingsdorf.
  6. Kaufmann Wilhelm Siebenmark=Schlagsdorf.
  7. Hauswirth Joachim Oldörp=Schl.=Sülsdorf.
  8. Schulze Joachim Otte=Thandorf.
  9. Vice=Schulze Franz Ehlers=Panten.
10. Hauswirth Johann Willhöft=Walksfelde.
11. Ackerbürger Jochen Boye=Schönberg.
12. Maurermeister Heinrich Burmeister=Schönberg.
13. Schulze Heinrich Burmeister=Gr. Siemz.
14. Schulzenanerbe Heinrich Faasch=Selmsdorf.
15. Hauswirth Wilh. Oldörp=Ollndorf.
16. Schulze Heinrich Stein=Rieps.
17. Mühlenpächter Theod. Wieschendorf=Maurienmühle.
18. Hauswirth Joachim Stein=Cronscamp.
19. Hauswirth Heinrich Retelsdorf=Gr. Mist.
20. Schulze Heinrich Ollmann=Schlagsdorf.
21. Weinhändler August Müller=Domhof Ratzeburg.

- Ueber einen Mord, der am Montag Nachmittag in Moabit bei Berlin verübt worden ist, berichtet das Deutsche Tageblatt wie folgt: Im Haus Bandelstraße 11, Ecke der Dreysestraße, hat der in der Admiralität angestellte Geheimsecretär Päpke eine aus drei Wohnräumen bestehende Wohnung inne. Die Familie besteht aus den Ehegatten und einem auf der Post auf dem Potsdamer Bahnhof angestellten Sohn. Während der Dienststunden der beiden männlichen Familienglieder befand sich die Ehefrau, welche im Alter von etwa 46 Jahren stand und mit ihrem Ehemann vor ganz kurzer Zeit die silberne Hochzeit gefeiert hatte, allein in der Behausung. Als Herr Päpke Nachmittags 3 3/4 Uhr seine Wohnung betrat, bot sich ihm ein entsetzlicher Anblick dar; in der ersten Stube neben dem Corridor lag seine Ehefrau ermordet am Boden, der Schädel war gespalten, die Hirnmasse herausgetreten und eine große Blutlache bedeckte den Boden. In der Stube herrschte eine chaotische Verwirrung; sämmtliche Behälter waren erbrochen, die Wäsche war von blutigen Händen durchwühlt worden und lag theilweise in der Stube zerstreut umher. Es war zweifellos, daß hier ein Raubmord vorlag, denn es werden Geld und Schmucksachen vermißt. Die That muß gleich nach 2 Uhr begangen worden sein. Um diese Zeit hatte Frau Päpke im Hauskostüm noch einen Einkauf bei dem in demselben Haus wohnenden Kaufmann Bade gemacht und gleich nach 2 Uhr will die in der ersten Etage unter der Ermordeten wohnende Frau des Eisenbahnassistenten Hennig aus ihrem Mittagsschlaf durch einen dumpfen Fall erweckt worden sein, der so stark war, daß die Prismen an dem Kronleuchter zusammenklirrten. Die Stube, in welcher die Mordthat passirt ist, war vielfach zerschrammt, so daß sich annehmen läßt, daß zwischen der kräftigen Frau und dem Mörder ein Kampf stattgefunden hat; in dem Zimmer fand sich ferner eine mit Blut besudelte Cigarre, welche der Thäter wahrscheinlich beim Durchsuchen der Wäsche aus seiner Tasche verloren hat. Es wird angenommen, daß während des kurzen Einkaufs, welchen die Frau besorgte, ein mit den Verhältnissen der Familie vertrauter Mann die Gelegenheit zu einem Diebstahl benutzt hat und von der zurückkehrenden Frau überrascht worden ist. Der That verdächtig erscheint ein etwa 26jähriger, hochgewachsener, schlanker Mann mit hagerem Gesicht und reducirter Kleidung, zerrissener Hose, kurzem, dunkelgrünem Jaquet und kleinem Schlapphut. Derselbe ist von mehreren Personen bemerkt worden, wie er sich in etwas auffälliger Weise in den Nachbarhäusern zu schaffen machte. Ein der Päpke'schen Fa=

[ => Original lesen: 1885 Nr. 87 Seite 3]

milie zugehöriger, alter treuer und bissiger Pudel ist spurlos verschwunden. Selbstverständlich ist die Criminalpolizei in voller Thätigkeit, um des Thäters habhaft zu werden. Nach weiteren Ermittelungen namentlich aber nach Vermuthungen von Hausbewohnern dürfte Frau Päpke von zwei Männern, die unter der Angabe, die Wasserleitung revidiren zu wollen, sich Eingang in die Wohnung verschafft hatten, hinterrücks überfallen und mit einem Beil erschlagen worden sein. Der Pudel, der vermuthlich seiner Herrin zu Hülfe gesprungen ist, scheint von den Mordgesellen ebenfalls getödtet worden zu sein. Ein Kommodenkasten war zerbrochen und aus demselben fehle der Inhalt, angeblich 40 Mark.
- Der polnische Dichter Kraszewski ist seiner Haft in Magdeburg für einige Zeit und gegen eine Kaution von 20 000 M. entlassen worden. Er ist krank und will nach Italien gehen, um sich zu erholen. Gesundet er wieder, dann muß er unweigerlich den Rest seiner Festungsstrafhaft absitzen.
- Im Adersheimer Forst bei Nordhausen wurden in einem Dachsbau ein starker Fuchs und ein Siebenschläfer erlegt. Der Siebenschläfer, ein sehr seltenes Thier, befand sich 1 Meter tief unter der Erde in einer Röhre des Baues.
- Der älteste deutsche Soldat im Dienst ist der Stabstrompeter Peter Göttling in Bayreuth. Zu seinem 71. Geburtstag verlieh ihm sein König den Titel Militärmusikdirigent.
- In Wittenberg wurde dieser Tage durch den Gerichtsvollzieher ein Schulpferd, der Araber=Vollbluthhengst "Pascha", zwangsweise versteigert. Das Pferd ist einem Zirkus, der dort kurze Zeit mit schlechtem Kassenerfolg Vorstellungen gab, auf Requisition von außerhalb wegen einer Schuld von 200 M. abgepfändet und wurde für 105 M. verkauft. Der Sohn des Zirkusdirektors war zur Auktion gekommen und mußte thränenden Auges das edle, werthvolle, von ihm dressirte Thier für den Bettelpreis verkaufen sehen, ohne Hilfe schaffen zu können.
- Eine verschwundene Insel. Eine Bekanntmachung des dänischen Marineministers meldet, daß Dänemark um eine Insel und zugleich um eine Naturmerkwürdigkeit ärmer geworden ist. Südlich von Farinsel Suders erhebt sich eine mächtige Klippe gegen 80 Fuß hoch, eine wichtige Landmarke für die Schiffer da sie eine gefährliche Wirbelströmung, welche sie umgibt, anzeigt; von der Breitseite aus sieht sie aus wie ein Schiff unter vollen Segeln, von Suders aus wie ein Mönch ; sie wurde darum Munken (Mönch) genannt und galt für eine Sehenswürdigkeit der Inselgruppe; in Reiseberichten ist sie mehrfach abgebildet. Die Wirbelströmung scheint ihre Grundlage unterwaschen zu haben, schon im vorigen Jahr stürzte ein Theil der Felsen herab, in diesem Frühjahr ist sie in der Wasserlinie abgebrochen und zu einem gefährlichen, auch bei Ebbe vom Wasser überspülten Riff geworden. Menschenleben sind, da der Fels unbewohnt war, zum Glück nicht verloren gegangen. Der Vorgang ist von großem geologischen Interesse, denn er beweist, wie das brandende Wasser allein, vielleicht im Winter durch das Eis unterstützt, eine bedeutende, aus hartem Basalt bestehende Felsenmasse nach und nach in der Wasserlinie geradezu absägen kann, ein Vorgang, der nach Rutimayer's Ansicht die Granitplatte der Bretagne allein ihre heutige Oberflächenbeschaffenheit verdankt.
- Der bekannte Kraftturner Bohlig, welcher noch im vorigen Jahr durch seine Kraftübungen allgemeines Aufsehen erregte, ist in Hamburg an Gelenk=Rheumatismus schwer erkrankt und geht jetzt an Krücken.
- Muß der "an Kopf hoam", der Herr nämlich, der dieser Tage auf dem Fleischmarkt in Wien aus Versehen mit seinem Kopf in die 8 Millimeter starke Spiegelscheibe eines Spielwaaren=Geschäfts gerannt ist. Die Scheibe ging in Stücke, der Kopf blieb unversehrt.
- Millöckers "Bettelstudent" wird demnächst die Feuerprobe in Paris zu bestehen haben, wo die Operette an den Bouffes parisiennes zur Aufführung gelangen soll.
- Was Socialismus ist. Zwei wiener Burschen reiferen Alters stehen vor einer Branntweinbude: "Du Schakerl, Du muaßt's wissen, weil'st in aner Fabrik arbeiten thust. Was ist denn dös, der Sociäulismus?" - "Hörst, bist Du aber a Täp! Sociäulismus is . . . wann mir jetzten da eingeh'n in d' Boutik. Du schaffst an für Alle da drin und zahlst. Nacha schaff i an und Du zahlst: dös is der ganze Sociäulismus!" - "Ja . . . aber wenn i och a Sociäulist bin?" - "Nachdem muaß der Branntweiner zahlen." - . . . . "Und wann der Branntweiner ach a Sociäulist ist?" - "Ja . . . dann is's g'fehlt! Nacha wird halt g'rauft!"


Anzeigen.

Der Schneider Johann Vallbracht geboren am 12. September 1850 zu Alraft, Kreis Eder, zuletzt in Schönberg, wird beschuldigt, - als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, Uebertretung gegen § 360 No. 3 des Strafgesetzbuches.
Derselbe wird auf

Freitag, den 18. Dezember 1885,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogl. Schöffengericht zu Schönberg i/M. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzogl. Landwehrbezirks=Commando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg i/M., den 7. November 1885.

Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
(gez.) Müller.
                          Beglaubigt
                          Schnell, Protocollist.


Der Schlachter Ludwig Johann Adolf Rewohl, geb. am 27. August 1855 zu Schwerin, zuletzt in Schönberg, wird beschuldigt, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen § 360 No. 3 des Strafgesetzbuches.
Derselbe wird auf

Freitag, den 18. Dezember 1885,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogl. Schöffengericht zu Schönberg i/M. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzogl. Landwehrbezirks=Commando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg i/M., den 7. November 1885.

Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
(gez.) Müller.
                          Beglaubigt
                          Schnell, Protocollist.


Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 30. November 1885, bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Donnerstag, den 12. November 1885,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I. anberaumt.
Güstrow, den 9. November 1885.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.:) von Amsberg.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Freitag, den 13. d. M. Vormittags 10 3/4 Uhr sollen in Herrnburg

1 Wäscheschrank, 1 Ladeneinrichtung mit 25 Schubfächern, 1 kleiner Ladentisch, 1 Tafelwaage mit Gewichten, 1 Brotkiste, 1 Küchenschrank, 1 Schiebkarre und 1 Wanduhr
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.
Schönberg, den 8. November 1885.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.         


[ => Original lesen: 1885 Nr. 87 Seite 4]

Reth- u. Wiesenverpachtung

Am Donnerstag, den 19. November d. J., Vormittags 11 Uhr sollen die Reth= und Wiesenparcellen Nr. 2-20 an der Waknitz vom Ratzeburger See an bis an die Stadt, im Saale des Armenkollegiums zu Lübeck, St. Annenstraße Nr. 5 auf 10 Jahre öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Die Bedingungen liegen zur Einsicht auf der Stadtkasse im Rathhause aus.
Lübeck, den 6. November 1885.

Das Finanzdepartement.


Holz=Auction in Lübeck.

Am Donnerstag, den 19. November a. c., Vormittags 10 Uhr anfangend, sollen in der Wirthschaft der Frau Bannow Ww., Dammann's Thurm, durch den Unterzeichneten in öffentlicher Auction meistbietend verkauft werden:

ca. 2700 Zw. ebenk. u. Wahlbretter

in verschiedenen Dimensionen
Genaue Verzeichnisse sind am Tage der Auction an Ort und Stelle, sowie auch schon jetzt am Comptoir des Unterzeichneten zu erhalten.
Lübeck im November 1885.

                                                    G. Olrogge, beeid. Auctionator,
                                                    Mengstraße 58.


Es wird inmitten des Dorfes neben der Hundt'schen Hofstelle hierselbst eine neue Brücke angelegt und ist in Folge dessen der Weg an der Stelle von heute an eine Woche hindurch während der Nachtzeit nicht passierbar.
Gr. Rünz, den 9. November 1885.

H. Rieckhoff, Schulze.         


Wegen Brückenbaues ist der von Schlag=Resdorf nach Ratzeburg an die Chaussee führende sogen. kleine Moorweg vom 10. bis 15. d. Mts. gesperrt.

Die Dorfschaft Schlag=Resdorf.


Gewerbe=Verein.

Montag, den 16. ds. Mts., Abends 8 Uhr im Vereinslokale:

General=Versammlung. Vorstands=Wahl. Ausstellung gewerblicher Gegenstände.


Hochfeine grüne Brecherbsen
empfiehlt                                                    A. Wigger Nachfgr.


In nächsten Tagen erhalte ich einige Ladungen

Prima
böhm. Stück=Braunkohlen
und offerire selbige billigstens ab Bahnhof.                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


6 bis 7 Fuder Hafer= und Weizenstroh

habe ich noch zu verkaufen, gebe auch einzelne Fuhren ab. Hierauf Reflektirende wollen sich bald bei mir melden.

H. Wolgast, Bäckermeister.         


Nähmaschine

mit allen Vorrichtungen und Kasten ist für den festen Preis 35 M. zu verkaufen.

F. Werner.         


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Winter-Mäntel

für Damen u. Kinder, in den neusten Facons und solidesten Stoffen, ganz vorzüglich sitzend empfiehlt in großartiger Auswahl zu den billigsten Preisen das

Manufakturwaaren- u. Confektion-Geschäft
von
Hugo Zünkel.
Lübeck, Schüsselbuden 32, hinter der neuen Post.


Bad Kissinger
Geld-Lotterie.
Auf 10 Loose 1 Treffer.
Ziehung in München am 15. December 1885.

22 500 Geldgewinne im Betrage von M. 165 000 baar ohne jeden Abzug.

Haupttreffer Mk. 40 000, Mk. 10 000 etc.
Loose á 2 Mark,
und 30 Pf. für Porto und Ziehungsliste durch
                                                    Alb. Roesl. München,
                                                    Vertreter überall gesucht.


Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
Schiff
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei           
Friedr. Frick in Röbel.


Das bedeutende
Bettfedern-Lager
Harry Unna in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme
(nicht unter 10 Pfund) gute neue
Bettfedern für 60 Pfennig

das Pfund, vorzüglich gute Sorte für M. 1.25, prima Halbduunen nur M. 1.60.
Verpackung zum Kostenpreis. Bei Abnahme von 50 Pfund 5 pCt. Rabatt. Umtausch gestattet.


20 schöne Ferkel
5 und 8 Wochen alt, sind zu verkaufen bei                                                    
A. Russwurm,
                                                    in Lockwisch.


Hierdurch mache ich bekannt, daß ich für die bevorstehende Schweineschlachterei Fleisch zum Räuchern annehme, und für das Räuchern jedes Schweins 3 M. berechne.

                                                    Hauswirth Wigger,
                                                    Kl. Siemz.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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