No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. November
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 86 Seite 1]

            Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung Großherzoglicher hoher Landesregierung zu Neustrelitz vom 24. September d. Js. - Offizieller Anzeiger Nr. 19, S e i t e  120 - wird hierdurch zur Kenntniß der Inhaber unfallversicherungspflichtiger Betriebe gebracht, daß vorschriftsmäßige Formulare für die von den Betriebsunternehmern gemäß §. 51, Abs. 1 - 3 des Unfallversicherungsgesetzes der unterzeichneten Landvogtei zu machenden Anzeigen über etwa vorkommende Unfälle in den Betrieben auf der Registratur hieselbst vorräthig gehalten und pro Stück für 3 Pf. abgegeben werden.

Schönberg, den 30. October 1885.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Der neue Gesetzentwurf, betreffend Unfallversicherung der Arbeiter in land= und forstwirthschaftlichen Betrieben, weist eine Reihe von Abänderungen auf, welche den von der Reichstags=Commission geäußerten Wünschen entsprechen.
Die Mehrforderung für Marinezwecke beträgt über sechs Millionen Mark.
Am Montag Mittag sind der Prinz und die Prinzessin Albrecht von Preußen in Braunschweig eingetroffen. Der Regentschaftsrath war dem neuen Regenten bis Helmstedt, der ersten braunschweigischen Station, entgegengefahren. Die Stadt Braunschweig war herrlich geschmückt, am Bahnhof waren die Mitglieder der Landesversammlung, die städtischen Behörden, die Geistlichkeit sowie viele Deputationen versammelt. Dann gings im 6spännigen Wagen durch Ehrenpforten, an Kriegervereinen und Festjungfrauen vorbei durch die beflaggten Straßen nach dem Schloß. Das Wetter war gut, die Stimmung eine allgemein gehobene.
In Dresden wurde am Reformationsfest das Luther=Denkmal enthüllt. Die Statue zeigt die Züge des Gottesstreiters in der hohen Auffassung Rietschel's. Harmonisch mit dem bildnerischen Theil des Denkmals ist auch die Architektur und somit ist ein vollendetes Ganze geschaffen. Das Sachsenland - "die Wiege der Reformation" - begeht das Fest der kühnsten Geistesthat des größten seiner Söhne als besonderen Feiertag. In Dresden hat der "Mann Gottes oft gepredigt. Eine Straße trägt nach ihm den Namen und in nächster Zeit wird eine Martin=Luther=Kirche eingeweiht. Die Enthüllungsfeier war würdevoll und vom Wetter begünstigt bei klarem Sonnenlicht. - Der Guß der Figur wie der Ornamente ist von C. A. Bierling in Dresden und von unübertrefflicher Schönheit.
Den Ungarn kam es vor, als ob das Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich in neuester Zeit allerlei Sprünge und Risse erlitten habe und am Ende sogar zu Gunsten Rußlands, was den Ungarn doppelt bedenklich wäre. Da sie in solchen Fällen nicht am Herzdrücken sterben, interpellirten sie den Grafen Kalnoki, den Minister des Auswärtigen. Dieser antwortete in der Hauptsache, daß das Verhältniß Oesterreichs zu Deutschland auf Grundlagen beruhe, welche durch Zwischenfälle nicht zu erschüttern seien. "Wir wissen alle," schloß er, "mit welcher Sicherheit Deutschland auf unsere (Oesterreichs) Verläßlichkeit und wir auf die seinige rechnen können." - Die verwickelte Lage am Balkan scheint den Ungarn Sorge zu machen.
Die französische Deputirtenkammer ist auf den 10. November einberufen.
Ob die Ausweisung des Prinzen von Orleans wirklich die Kammer in Frankreich beschäftigen wird? Angeregt ist sie; Präsident Grevy ist gegen die Ausweisung und in jedem Falle dafür, daß die Orleans ihre Güter behalten. Eine Hauptfrage wird sein, ob Frankreich seine Colonial=Politik fortsetzen oder aufgeben soll. Rochefort sagt ganz offen in seiner Zeitung: "Das Land hat jede Colonial=Politik verworfen. Wir haben weder in Tonking, noch in Madagaskar unsere Truppen zu verwenden, sondern im Osten unseres eigenen Landes". Das heißt gegen Deutschland.


- Von der preußisch=waldeckischen Grenze, 28. October, erhält die "Hessische Morgenzeitung" nachfolgende Schilderung eines von zwei Unholden angerichteten Blutbades, die an das Unglaubliche grenzt: "Auf der Landstraße zwischen Bredelar und Marsberg (Kreis Brilon) spielten sich am Tage des Viehmarktes in letzterer Stadt grauenhafte Szenen ab. Zwei Burschen, gebürtig aus Rosebeck, welche jetzt in Bredelar in Dienst stehen, überfielen und mißhandelten aufs grausamste die vom Markt mit ihren Heerden heimkehrenden, aber auch Alle, welche den Weg dahergezogen kamen. Am Weg im Wald versteckt lauerten sie, und als sie zwei ihre Heerde führende Schäfer erblickten, schlichen sie hinterrücks heran und stürzten sich dann, der eine mit einem schweren Todtschläger, der andere mit einer Pflugschippe bewaffnet, auf die Ahnungslosen und schlugen sie zu Boden. Dann rannten sie weiter; wer ihnen entgegenkam, wurde niederschmettert und aufs Unmenschlichste mißhandelt. Greise, junge Männer, Frauen und Kinder erlitten dasselbe Schicksal; Niemand wurde verschont. Die Kerle schienen von Mordmanie befallen zu sein, sie geberdeten sich wie rasende Bestien. Die Angegriffenen fanden gar nicht Zeit und Besinnung sich zur Wehre zu setzen. Der Ueberfall geschah zu plötzlich, zu überraschend, und die Waffen der Unmenschen sausten zu schrecklich und mächtig auf die Köpfe und Gliedmaßen der Unglücklichen hernieder. Nur 2 Schäfer versuchten Widerstand; sie wollten, wie es in der Bibel heißt, "ihr Leben lassen für ihre Schafe"; sie wurden jedoch überwältigt; Einigen gelang es, vor dem Schlimmsten sich durch die Flucht zu retten. Die ihrer Hüter beraubten Schafe verstreuten sich auf die Felder. Alle die Opfer der Bestialität hatten mit den Buben nie irgend welchen Streit ge=

[ => Original lesen: 1885 Nr. 86 Seite 2]

habt oder sie irgend einmal gereizt; ja es ist anzunehmen, daß sie ihnen persönlich ganz und gar unbekannt waren. Eine halbe Stunde unterhalb Bredelar im Wald nahm der entsetzliche Akt seinen Anfang und von da bis zur Stadtgrenze bot die Straße einen Anblick wie nach einer Schlacht. Allenthalben Blutlachen und bewußtlose, wie todt daliegende oder röchelnde und wimmernde Menschen. Wie groß die Anzahl der Ueberfallenen und Verwundeten ist, weiß man zur Zeit noch nicht. Manche hatten sich, trotz ihrer Verletzungen wieder erhoben und ihren Weg fortgesetzt. Gegen 15 wurden auf Wagen, welche von den Behörden requirirt waren, von der Straße aufgelesen und in ihre Heimathsdörfer gebracht. 17 Andere wurden von dem telegraphisch herbeicitirten Arzt in Bredelar im Hotel Weber verbunden; es befinden sich darunter mehrere mit durchschlagenen Armen, einer mit doppelt gebrochenem Arm, zwei mit durchschlagenen Beinen, einige mit Schädelbrüchen und anderen schweren Verwundungen. Die meisten der Verwundeten sind Waldecker aus Rheuegge, Sudeck, Heringhausen, Giebringshausen, Strombruch und Ottlar. Die Mordgesellen sind verhaftet; einer derselben ist bereits wegen Todtschlags mit mehrjährigem Zuchthaus bestraft.
- Studirende und Studenten. Aus Westfalen wird der Kr.=Ztg. geschrieben: An einem Sonntage, wo hier die Collecte für die bedürftigen Theologie=Studirenden der Universität Bonn abgehalten wird, trat der Presbyter in einer Ravensbergischen Landgemeinde, der die Beträge von den Becken gesammelt hatte, diesmal mit wenigen Pfennigen in die Beichtkammer, um sie dem Pfarrer zu behändigen. Erstaunt fragt dieser: Ist das wirklich alles, was zu der Collecte gegeben ist? wie ist das möglich? - Treuherzig antwortet der Gefragte: "Jo, Herr Pastor, for düt Paß (Mal) hewwe ik auf nix gewen. Süß kriegen't je de Stundirenden, worümme krieget et denn un de Studenten?" - Der Pastor hatte nämlich bei der Ankündigung das Wort "Studenten" statt Studirende gebraucht. - Nun Studenten und Studirende sind doch dasselbe, bemerkte ihm berichtigend der Pfarrer. - "Oh, Herr Pastor, wie sind wohl schlichte Läe (Leute), aber dat wië:t wie doch, Studirende sind sükke, osse Se (als Sie) wesen sind, awer Studenten - wat dat for Kerls sind, dat hewwe wie nau (noch) for en paar Dagen sehn. Da kam en ganz Föhr (Fuder) dörch Dorp, da lag de eene twas (quer) up'n Strauh (Stroh) un hadde en Piepen, de was so lang, os de Strante (Straße) breet is, de Annere hadde en Rock an es en Türk (Türke), un Massen hadden so olle up'n Koppe os Komödianten, un makten en Spectakel, dat dat ganse Dorp tohaupe leep (zusammenlief), osse wenn Tatern (Zigeuner) kamen wören. Nee, sükken Volk giewe ik ninnen (keinen) Deut, un so klauk sin wie olle. Sehen Se man to, dat dat Geld die Studirenden wiët krieget, os süß (wie sonst), un niene Studenten, dann giewet wie gern usen Grössen (Groschen)".
- Glück und Unglück liegen oft wunderbar nahe zusammen. Das erfuhr ein Viehtreiber in Homburg v. d. H., welcher in der Frankfurter Pferdemarktlotterie für sein Loos von 3 Mark ein schönes Reitpferd gewann und dessen Werth mit 760 Mark ausgezahlt erhielt. Der sonst arbeitsame Mann verjubelte mit durstigen Freunden in einigen vergnügten Tagen die Hälfte des Gewinns, that dann einen lustigen Sprung und unglücklichen Fall vom Wirthshaustisch und zog sich einen doppelten Beinbruch zu. Dagegen waren zwei arme Dienstmädchen, welche den ersten Preis (eleganten Vierspänner mit Equipage) gemeinsam gewannen, vorsichtiger. Sie fuhren nicht vierspännig aus, theilten den Erlös und legten ihn zinstragend auf einer Sparkasse an. Nun kommt wohl bald der "Freiersmann"; sie können ihn erwarten!
- Exzelente Steuerzahler. Der Reichskanzler Fürst Bismarck zahlt an Staats=Einkommensteuer 6120, der Staatssekretär Graf Hatzfeld 5162, Minister Dr. Lucius 2520, Minister Maybach 1440, Minister Friedberg 1440, Staatsminister v. Bötticher 1260, Staatssekretär v. Schelling 1440 Mark. Doch alle diese Exzellenzen werden durch die Koryphäen des Handels in den Schatten gestellt. Geh. Kommerzienrath v. Bleichrödder marschirt an der Spitze der Berliner Steuerzahler mit 66 000 Mark Geh. Kommerzienrath v. Hansemann folgt ihm mit 65 000 M. auf dem Fuße, Beiden eifert der Geh. Kommerzienrath Schwabach mit 34 970 M. nach.
- Ein alter Praktikus empfiehlt folgendes Mittel gegen Paletot=Marder in öffentlichen Localen. Jeder kehre die Aermel seines Palelots um, ehe er ihn aufhängt. Dann kann der Marder nicht schnell in den Paletot schlüpfen und erregt die Aufmerksamkeit der Gäste.
- Runne philosophirt im "Ulk": Die spanischen Schiffe entwickeln eine so großartige Fixigkeit im Zuspätkommen und eine so eminente Schnelligkeit im Nachhumpeln und eine so wunderbare Gewandheit im Zurückbleiben und eine so erstaunliche Energie in die Schlapptheit und eine solche Forsche in die Schläfrigkeit und eine solche Lebhaftigkeit in die Duselei und eine solche Verve in die Tolpatschigkeit, daß das schöne Kriegslied "Immer langsam voran" mit die zeitjemäße Aenderung: "daß die spanische Marine nachkommen kann" wejen unjebürliche Ueberhastung in Text und Musik leider nich zum spanischen Nationaljesange erhoben werden kann. Ick hab's aber immer jesagt vorwärts zurück und rückwärts voran, is die schönste Lebensbahn.


Selbsthülfe bei Verletzungen.
(Schluß.)

Lister war so glücklich, Mittel zu finden, welche die Thätigkeit dieser Pilze vernichten. Mancher meint, solche Pilze seien so klein, daß sie nicht schaden; allerdings braucht man 30 Millionen Pilze zu einem Gramm, allein sie können doch schaden; wenn sie eine passende Flüssigkeit finden, dazu vermehren sie sich schrecklich. Ein einziger Pilz in Zuckerwasser hat sich nach 24 Stunden zu zehnmal hunderttausend Billionen vermehrt. Daß diese dann schädlich für eine Wunde sind, kann man sich denken. Da kann man sich vorstellen, was z. B. Zahnweh ist, wenn ein Pilz hineinkommt und sich so vermehrt! Es giebt Karbol, Borsäure, kurz 50 Mittel, welche die Tätigkeit dieser Pilze zerstören, aber es ist so werthvoll, mit einem solchen Mittel den ersten Verband anzulegen, weil das Schicksal einer Wunde vom ersten Verband abhängt. Deshalb soll das Hausmittel, das beim ersten Verband angewendet wird, so geeigenschaftet sein, daß es die Vervielfältigung dieser Pilze verhindert. Wir haben den Werth dieser Mittel kennen gelernt; wir hatten in unseren Spitälern so viele Todte; an den einfachsten Kopfverletzungen sind uns die Leute gestorben, und jetzt stirbt uns kein derartiger Patient mehr! In München wird bekanntlich an Sonntag Abenden gern gerauft, man schlägt sich die Maßkrüge gern an den Kopf; die Getroffenen sind uns zu Grund gegangen, und der Thäter wanderte auf 5 und 6 Jahre ins Zuchthaus; jetzt werden solche Wunden in 10 Tagen geheilt, kein Einziger ist uns mehr gestorben, und der Thäter bekommt jetzt ein paar Wochen, obwohl er nicht besser ist als früher. Er schlägt jetzt gerade so seinem Gegner den Maßkrug an den Kopf, wie früher, nur die Kunst hat ihm seine Strafe erleichtert.
Wie müssen nun diese Mittel angewendet werden? Das Mittel muß leicht transportabel sein, gut aufgehoben werden können, nicht zu theuer und nicht zu umständlich sein. In der Apotheke sind diese Mittel zu haben; ein solches Mittel, den "Reise= und Jagdverband", bestehend aus Jodoform und Salizyl, habe ich zusammengestellt. Ist man z. B. in eine Nadel hineingefallen und hat sich die Hand aufgerissen, so nimmt man ein Quart gewöhnliches Wasser, wirft die Hälfte des Salizylpulvers hinein und dann hat man die Flüssigkeit, welche das Leben der Pilze zerstört; jetzt müssen Sie Ihre eignen Finger desinfiziren, denn daran können auch Pilze hängen, nehmen dann ein Bäuschl Watte und desinfiziren die Wunde. Ihre Finger dürfen Sie vorher ja nicht abtrocknen, denn auch am Handtuch können Pilze hängen. Nach der Desinfizirung der Wunde nehmen Sie ein Bäuschl Jodoform und stäuben etwas in die Wunde hinein, legen dann wieder Salizylwatte auf und darüber Guttapercha und dann die Binde. Die Wunde ist dann von

[ => Original lesen: 1885 Nr. 86 Seite 3]

Pilzen befreit und kommt auch von der Seite etwas Luft hinein, so werden die Pilze sofort durch Jodoform und Salizyl zerstört. Ein noch einfacheres Antiseptikum ist ein Gläschen konzentrirter Karbolsäure. Bekommen Sie z. B. beim Brodschneiden eine Schnittwunde und Sie haben bloß Karbol, dann gießen Sie in ein Quart Wasser einen Eßlöffel Karbolsäure, zerstören unter Zuhilfenahme von Watte den Pilz und machen einen Umschlag mit Leinwand in Karbol getaucht; da aber die Karbolsäure etwas zu stark für die Wunde ist, so soll man die Leinwand in kaltes Wasser tauchen und über dieselbe kommt dann Guttapercha. Beim Wechseln des Verbandes macht man es wie das erste Mal. - Ist die Wunde groß und ein Arzt nothwendig und ist es zweifelhaft, ob die Wunde gut versorgt ist, so haben Sie einen guten Rathgeber am Krankenthermometer (nach Celsius), der in keiner Familie fehlen soll, wenn man weit entfernt ist vom Arzt, denn er gibt einen sicheren Beweis, ob der Kranke in Gefahr ist. Die Temperatur für den Gesunden ist 36 1/2 bis 37 1/2 Grad; wenn keine höhere Temperatur, die man unter der nackten Achselhöhle messen kann, vorhanden ist, so besteht keine Gefahr. Jede Stich=, Schnitt=, Schuß=, und Quetschwunde kann man mit einem solchen Verband behandeln, aber bei der Verbrennung ist es etwas Anderes. Da liegt die Gefahr in der Größe der Fläche, in welcher die Haut zerstört ist. Es kann ein Patient nur roth sein und er muß doch sterben, weil die Fläche zu groß ist; ein Anderer dagegen hat eine tiefe Brandwunde z. B. an der Hand, und er stirbt doch nicht. Die Künstler, welche im Kolosseum verunglückten, sind uns alle neun gestorben, obwohl wir uns alle erdenkliche Mühe gegeben haben. Der Herzschlag hat allmählich aufgehört wie bei einer Vergiftung, und da waren die Leute dabei, die gar nicht einmal stark verbrannt waren; sie waren nur roth, aber mehr als ein Drittheil der Körperfläche war verbrannt und, wenn das der Fall ist, so ist der Tod unaufhaltsam. Man weiß nicht, warum diese sterben; als wahrscheinliche Ursache wird die Unmöglichkeit der Hautausdünstung angesehen. Im Uebrigen darf man auch bei Brandwunden die antiseptischen Mittel anwenden. Eine der gefährlichsten Verwundungen, welche oft bei Bergpartien vorkommt und welche früher immer einen traurigen Ausgang nahm, ist die Zersplitterung des Knochens neben der Wunde. Diese Art von Kranken ist vor Jahren immer gestorben, wenn nicht eine Amputation vorgenommen wurde; aber jetzt stirbt kein Einziger, wenn er rechtzeitig in die antiseptiche Behandlung kommt. Ist ein Knochen zersplittert und das Fleisch zerrissen und der Verunglückte hat ein solches Verbandzeug, so braucht er nur ein Glas Wasser um die Pilze zu zerstören. Bindet dann ein Freund die Wunde gut zu und benützt vielleicht Stöcke oder Regenschirme als Schindel, so hat er den Freund gerettet, dem morgen kein Mensch mehr helfen kann. Der erste Verband ist der wichtigste und deshalb sind auch diese Hausmittel so werthvoll.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Pahlingen sub Nr. VI belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Nicolaus Joachim Schleuß daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 19. December d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 19. September 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Holz=Auction Nr. 1.

Am Montag, den 9. November, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf über nachstehende Hölzer aus den Lenschower Tannen

60 Stück tannen Kiepenhölzer,
54 Rmet. tannen Kluft,
12 Rmet. tannen Knüppel.
66 Rmet. tannen Rodestämme.
Schönberg, den 2. November 1885.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Auctionsabkündigung.

Der von dem Unterzeichneten auf Sonnabend, den 7. November cr. Vormittags 8 Uhr in Neschow angesetzte Verkauf eines Pferdes, findet nicht statt.
Schönberg, den 5. November 1885.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.          


Auctionsabkündigung.

Der von dem Unterzeichneten auf Montag, den 9. November cr. Vormittags 10 1/2 Uhr in Herrenburg angesetzte Verkauf von

3 Kühe, 1 Starke, 1 Kalb, 2 Schweine und 1 Partie Torf,
findet vorläufig nicht statt.
Schönberg, den 5. November 1885.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.          


Am Sonnabend, den 7. November, Mittags 1 Uhr werden bei der Kirche zu Carlow

ca. 6000 sehr gute alte Zungensteine sowie auch allerlei Holz
gegen Meistgebot versteigert werden.

Der Kirchenvorstand.         


Meine an Siemzer=Chaussee belegenen Wiese beabsichtige ich in Parcellen von 30 Ruthen meistbietend

am Sonntag, d. 8. November d. J.

an Ort und Stelle meistbietend zu verpachten.

J. Greiff.          


Ersparniß= und Vorschuß-Anstalt
in Schönberg.

Der Geschäfts= und Revisions=Bericht, sowie die Bilanz= und das Gewinn= und Verlust=Conto für das sechszehnte Rechnungsjahr vom 2. Juli 1884 bis 1. Juli 1885 liegen vom 9. November d. J an in unserem Geschäftslokale zur gefl. Einsicht der Herren Actionäre aus.
Schönberg, den 2. November 1885.

Das Directorium.         


      Zu der Ehrengabe, welche laut Aufruf des Centralcomites vom 19. v. M. unserm Reichskanzler Fürsten Bismarck am 1. April d. J. zu seinem 70sten Geburtstage von der deutschen Nation dargebracht werden soll, bin ich bereit Beiträge zur Weiterbeförderung an die Centralstelle in Berlin entgegen zu nehmen. Auch werden die Herren Postagenten Borchert in Carlow, Buschow in Selmsdorf und Icke in Lüdersdorf etwaige Beiträge mir bereitwilligst zuführen. Der Bedeutung einer Ehrengabe entsprechend, sind auch die kleinsten Beiträge willkommen.
      Schönberg, den 1. Februar 1885.

                          Krüger, Postmeister.


Frischen Seifenstein
empfing und empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. F. Eckmann.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 86 Seite 4]

Zu dem am Mittwoch, den 18. November bei mir stattfindenden

Bauernball

erlaube ich mir die Herrn Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.

J. Boye.         


Vortheilhafte Agentur angeboten.
Offerte sub: "Agentur" bef. Haasenstein & Vogler, Hannover.


Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg

offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien; sowie auf Grund eingehender Versuche selbst hergestellten

geladenen Jagdpatronen "Waidmannsheil."

Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich.
Depositair für Lübeck Herren Grevsmühl & Riesland.
Depositair für Wismar Herren Gebrüder Frahm Nachfolger.
Depositair für Schönberg Herrn C. Schwedt. Kaufmann.

Vielfach prämiirt.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Meklenburg=Schwerin und -Strelitz zu Grevesmühlen.

In diesem Jahre sind versichert 1 808 987 Centner Getreide nach den Kornpreisen vom 15. August und 15. October d. Js. zum Werthe von 12 512 137 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). Nach Vorschrift des §. 35 der Statuten beträgt die beitragspflichtige Summe 11 209 902 M. 95 Pfennig (Mecklenburg). Für die in diesem Jahre stattgefundenen 71 Hagelschäden sind mit Einschluß der Administrations= und Taxkosten abzüglich des Cassenbestandes 54 192 M. 80 Pfennig (Mecklenburg). aufzubringen und ist hiernach in heutiger Directorial=Versammlung der diesjährige Beitrag auf 50 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. Nach der Versicherungs=Summe stellt sich der Beitrag nach den verschiedenen Classen zwischen 35 Pfennig (Mecklenburg). und 50 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M.
Nach Vorschrift des §. 35 der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 31. October 1885.

Die Direction.


Bad Kissinger
Geld-Lotterie.
Auf 10 Loose 1 Treffer.
Ziehung in München am 15. December 1885.

22 500 Geldgewinne im Betrage von M. 165 000 baar ohne jeden Abzug.

Haupttreffer Mk. 40 000, Mk. 10 000 etc.
Loose á 2 Mark,
und 30 Pf. für Porto und Ziehungsliste durch
                                                    Alb. Roesl. München,
                                                    Vertreter überall gesucht.


Gute grüne Brecherbsen
und Victoria=Erbsen
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                                                    W. Wieschendorf.


40 junge schöne Puter
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Papenhusen.                                                     Wigger.


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Manufakturwaaren- u. Confektion-Geschäft
von
Hugo Zünkel.
Lübeck, Schüsselbuden 32, hinter der neuen Post.


Das bedeutende
Bettfedern-Lager
Harry Unna in Altona
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(nicht unter 10 Pfund) gute neue
Bettfedern für 60 Pfennig

das Pfund, vorzüglich gute Sorte für M. 1.25, prima Halbduunen nur M. 1.60.
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Hierdurch mache ich bekannt, daß ich für die bevorstehende Schweineschlachterei Fleisch zum Räuchern annehme, und für das Räuchern jedes Schweins 3 M. berechne.

                                                    Hauswirth Wigger,
                                                    Kl. Siemz.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 8. November.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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