No. 80
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Oktober
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 80 Seite 1]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 21 belegene Büdnerstelle des Büdners und Arbeitsmanns Jochen Schmüser daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 30. Dezember d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. October 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Die Abtragungs= und Planirungs=Arbeiten in der auf dem Grundstücke Nr. 184 in der Siemzerstraße projektirten neuen Straße sollen auf dem Wege der Submission eventuell dem Mindestfordernden übertragen werden, und fordern wir Reflectanten zu dieser Arbeit auf, ihre Offerten pro Kubikmeter zu bewegenden Bodens bis zum 20. October d. J. Mittags bei uns einzureichen.
Gewünschte nähere Auskunft über die Art dieser Arbeiten wird von uns ertheilt.
Schönberg, den 12. October 1885.

Der Magistrat.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Antreten zum Fahnenweihe=Feste des Krieger=Vereins am Sonnabend den 17. ds. Mts. Mittags 1 1/2 Uhr vor dem Vereinslokale.
Die Kameraden werden dringend aufgefordert zu diesem Ehrentag unseres Bruder=Vereins möglichst zahlreich zu erscheinen.
Theilnehmer am Festessen wollen ihre Namen bis zum 15. d. M. in die beim Cameraden Röpstorff ausliegende Liste eintragen.

Der Vorstand.         


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Antreten der Kameraden zur Fahnenweihe am 17. ds. Mts. nachmittags 3/4 2 Uhr vor dem Vereinslokale.

Der Vorstand.         


Meinen werthen Gönnern sowie einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich meine Conditorei nach

Sabowerstraße Nr. 45

verlegt habe. Für das mir bis jetzt geschenkte Vertrauen verbindlichst dankend, bitte ich mir dasselbe auch in meiner neuen Wohnung zu Theil werden zu lassen. Um ferneres Wohlwollen bittet

                                                    
ergebenst
                                                    B. Jähnig, Conditor.


Jeden Sonn= und Festtag                          
frisches Kaffeebrod
à Stück 3 Pfennig (Mecklenburg). empfiehlt                                                    
                                                    B. Jähnig, Conditor.


Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
Schiff
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei           
Friedr. Frick in Röbel.


Das bedeutende
Bettfedern-Lager
Harry Unna in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme
(nicht unter 10 Pfund) gute neue
Bettfedern für 60 Pfennig

das Pfund, vorzüglich gute Sorte für M. 1.25, prima Halbduunen nur M. 1.60.
Verpackung zum Kostenpreis. Bei Abnahme von 50 Pfund 5 pCt. Rabatt. Umtausch gestattet.


Zum 1. November:                          
Ein ordentliches Mädchen,

in Stelle eines sich verheirathenden, zu allen häuslichen Arbeiten. Zeugnisse und persönliche Meldung baldigst erwünscht.

Schlutup.                                                     Franz Westphal,
                                                                     Gastwirth.


Am Markttage ist im Boye'schen Local ein Herrnhut vertauscht, es wird gebeten denselben beim Gastwirth Boye gegen den vertauschten Hut abzugeben.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 80 Seite 2]
Auswahl=Sendungen
nach auswärts werden prompt ausgeführt.
An Sonn= und Festtagen sind sämmtliche Geschäftsräume geschlossen.
   Carl Rocholl,
HANNOVER,
Georgstraße Nr. 12.
   Proben,
illustrirte Cataloge
und
Aufträge von 20 M. an franco durch ganz Deutschland.

Seiden-, Manufactur- u. Modewaaren, Gardinen, Möbelstoffe, Teppiche, Weisswaaren,

Versand-Geschäft.    Lager fertiger Costüme und Damenmäntel.
Anfertigung nach Maaß prompt und geschmackvoll.
   Versand-Geschäft.

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Jedes Stück ist mit der Fabrik marke versehen.   

Als neuesten Modestoff empfehle ich eine reiche Auswahl hervorragend schöner und preiswerther

Lindener Zephyr-Köper-Sammete,

sowie alle anderen zu Confections=, Besatz= und Putz=Zwecken vorzüglich geeigneten Sorten von Baumwoll=Sammet der weltberühmten

Mechanischen Weberei zu Linden vor Hannover,

welche durch die höchsten Anerkennungen, wie u. A. die königlich preußische goldene Staats=Medaille und das von Sr. KK. Hoheit Erzherzog Rainer vollzogene Wiener Ehren=Diplom ausgezeichnet wurden.
Ueber die unvergleichliche Schönheit der Lindener Sammete, welche in der ganzen Welt ihren "deutschen Ursprung" als Ehrentitel führen, spricht sich der von achtzehn Preisrichtern aller Nationen ausgefertigte officielle Philadelphiaer Preiskrönungsbericht folgendermaßen aus:
"Gewebe und Appretur prachtvoll! Farben schön, dauerhaft, vortrefflich und so harmonisch glänzend, daß sie dem Stoff das Aussehen des Seiden=Sammets verleihen.
Ein vollständiger Triumph in Bezug auf Qualität und Farbe!"
Ich offerire diese prachtvollen Costüm=, Besatz= und Putz=Sammete wie folgt:

Costüm- Sammete.
Marke F, 56 Cmtr. breit, 2,50 M.
Marke C, 56 Cmtr, breit, 3,25 M.
Marke R, 56 Cmtr. breit, 3,75 M.
In den denkbar schönsten und neuesten Farben.
   Schwarze Sammete.
49 Cmtr breit:
Nr. 10  Nr. 15  Nr. 20  Nr. 25
1,50 M., 1,65 M., 1,85 M., 2 M.
56 Cmtr. breit:
Nr. 30  Nr. 35  Nr. 40  Nr. 45  Nr. 50
2,25 M., 2,50 M., 3 M., 3,50 M., 4 M.
   Besatz- und Putz-Sammete.
Marke H, 49/50 Cmtr. breit, 1,75 M.
Marke G, 56 Cmtr. breit, 2,50 M.
In den denkbar schönsten und neuesten Farben.
   Jedes Stück ist mit der Fabrik marke versehen.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 80 Seite 3]
Mädchen-Jacken. Grösstes Lager Lübecks

Eröffnung der Herbst- und Winter-Saison.
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M. Jacoby
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empfiehlt zur bevorstehenden
Herbst- und Winter-Saison
ihr reichhaltigst sortirtes, mit allen Neuheiten der Saison ausgestattetes Lager
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Regen- und Winter-Mänteln
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Jede Façon, jede Grösse stets vorräthig.
Ohne Preisangabe ganz erheblich billiger als jede Concurrenz.
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in allen Grössen zu denkbar billigsten Preisen.

Breitestrasse 51
Abend-Mäntel.


Fleisch-Extract
2 goldene Medaillen
Schutzmarke Fleisch Extrakt
Das reinste und gehaltvollste von alten Sorten Fleisch-Extract.                          
                                                    General-Vertreter
                                                    Ferd. Köhler,
                                                    grosse Altefähre 35, Lübeck.


        Den Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß für die Saison unser, auch dort bekanntes Lager jetzt vollständig assortirt ist. Wir empfehlen unsere

Kleiderstoffe, sowie Winter- und Herbst=Mäntel

in den geschmackvollsten Mustern und billigsten Preisen einem geehrten Publikum zu gefälliger Abnahme.

                                                    Achtungsvoll
Rehtwisch & Borchert.

        Lübeck, den 10. September 1885.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 80 Seite 4]

 

[Diese Seite ist im Original nicht vorhanden.]

 

 


[ => Original lesen: 1885 Nr. 80 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 80 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. October 1885.


Dem Vernehmen nach ist dem Bundesrathe der Entwurf einer Kaiserlichen Verordnung betreffend eine Kriegs Transport=Ordnung zugegangen. Die Verhandlungen zwischen den bei der Ausarbeitung der betreffenden Vorlage betheiligten Ressorts haben geraume Zeit in Anspruch genommen und sind insoweit beendet, daß das Reglement über die Benutzung der Eisenbahnen zu Militärtransporten im Kriegsfall, sowie die Modalitäten der Abrechnung zwischen der Militärbehörde und den Eisenbahnen festgestellt werden konnte.
Am 2. Januar 1886 wird das erste Vierteljahrhundert des preußischen Königthums Kaiser Wilhelm's vollendet sein.
Wie wir hören, soll der Herr Reichskanzler seit einigen Tagen, vermuthlich in Folge des rauhen Wetters, das eingetreten war, wieder an Gesichtsschmerzen leiden.
Es wird den "Brl. Pol. Nchr." bestätigt, daß der diesseitige Gesandte beim Vatican Herr v. Schlözer, dem Papste nunmehr das Deutsche Actenmaterial überreicht hat, welches für dessen Information behufs Vermittelung in der Carolinen Streitfrage von Belang ist. Dasselbe dürfte indeß nicht eben zahlreiche Nummern umfassen, da der Deutsch=Spanische Meinungsaustausch bezüglich der in Rede stehenden Frage sich auf nur zwei Noten beschränkt, welche den resp. Interessenstandpunkt beleuchten. Da, was wahrscheinlich ist, Spanien unserer Bestreitung seiner Rechtsansprüche seine sofortige Anerkennung wohl kaum zu Theil werden lassen dürfte, so scheint der Moment nicht mehr fern, in welchem die vermittelnde Action des Papstes beginnen würde. Den materiellen Hergang bei den von den beiderseitigen Kriegsschiffen auf der Insel Yap vorgenommenen körperlichen Handlungen anlangend, so möchte angesichts der darüber circulirenden Versionen der Hinweis am Platze sein, daß authentische Berichte noch nicht vorliegen.
Der Reichstagsabgeordnete Baumbach kommt immer mehr auf Bismarcks Sprünge. In einer Abhandlung im 54 Heft der volkswirtschaftlichen Fragen weist er überzeugend nach, daß es durchaus nicht an der Zeit sei, einen Normalarbeitstag festzustellen und daß die Gesetzgebung nicht in diese schwierige Sache eingreifen dürfe. Das ist just das, was Bismark im Reichstag über die Sache bezweckt hat.
In Berlin beschäftigt sich die Criminalpolizei mit einer großen Wuchererbande. Angeschuldigt sind nicht weniger als 15 bekannte "Geldleute", unter ihnen ein Amerikaner, der diese Geschäfte nach amerikanischer Manier betreibt. Der Strafantrag geht diesmal nicht von Privatpersonen, sondern von einem Ministerium aus, dessen Beamte zum Theil auf unerhörte Weise geschröpft worden sind. Ein Wechsel ist z. B. binnen 1 1/2 Jahren von 300 auf 1500 M. hinaufgeschraubt worden.
Der Versuch einer Wiedereinführung polizeilicher Brodtaxen ist nun auch in Bromberg gescheitert. Das dortige Gericht hat die Polizeiverordnung für ungesetzlich erklärt. Interessant ist die bei dieser Gelegenheit festgestellte Thatsache, daß das Reichsgericht schon im Jahre 1883 die Frage der Zulässigkeit polizeilicher Brodtaxen erörtert und verneint hat.
Zu der am 22. October in Eu stattfindenden Vermählungsfeier der Prinzessin Marie von Orleans mit dem Prinzen Waldemar von Dänemark werden sich daselbst fünfundzwanzig Prinzen und Prinzessinnen, neben der Czarin und deren Schwester, der Prinzessin von Wales, einfinden. Der Erzbischof von Rouen, zu dessen Sprengel das Schloß Eu gehört, wird den Neuvermählten den Segen geben. Ein Frühstück von sechszig Gedecken wird im großen Speisesaale servirt, wo über dem Kamin sich das Lilienwappen in Gold mit der Königlichen Lilienkrone zwischen Siegestrophäen und alten Fahnen entfaltet; an der Decke befindet sich die goldene Lilie; übrigens ist die Lilie überall im Palaste die Königsblume und es ist kein Stück vorhanden, wo sie nicht in die Augen fällt.
Der Prinz Victor Napoleon hat eine Summe von einhunderttausend Francs erhalten, welche ihm im Vorjahre von der Tochter eines ehemaligen Dieners Napoleon I. vermacht worden war. Diese Erbschaft sollte erst ein Jahr nach dem Tode der Erblasserin dem jungen Prinzen ausgezahlt werden und diese Frist ist jetzt abgelaufen.
Prinz Louis Napoleon soll erst die Welt sehen, ehe er in Frankreich mitreden darf. Er tritt am 26. d. Mts. eine Reise um die Welt an. Von einem Marine=Offizier begleitet, schifft er sich in Marseille ein, um zunächst nach Alexandrien zu reisen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Aegypten begiebt er sich nach Singapore, Saigon und Shanghai. Am längsten dürfte er sich in Japan aufhalten. Von dort wird er nach San Francisco und nach den Vereinigten Staaten fahren, im Juli in New=York eintreffen und von dort nach Europa zurückkehren. Die Zeitdauer für diese Reise ist auf sieben bis acht Monate veranschlagt.
Im Jahre 1886 fällt Ostern auf den 25. April. So späte Ostern sind, wie die Times meldet, seit 1734 nicht dagewesen und werden sich erst im Jahre 1943 wiederholen.


- Inhaltlich einer an der Außenseite des hiesigen Posthauses angebrachten Tafel wird das Kaiserliche Postamt etwaige Gaben für die Hinterbliebenen der mit Sr. Maj. Corvette "Augusta" untergegangenen Besatzung entgegennehmen. Weiterem Vernehmen nach können auch dem Bestell=Personal des Postamts Spenden zur Weiterbesorgung übergeben werben.
- Der Erbpächter Sievert zu Jürgenshagen bei Bützow ist vorgestern im Streit mit seinem Knecht erschlagen worden. Der Thäter hat sich selbst dem Amtsgerichte gestellt und ist sofort verhaftet.
- Mölln, 14. Oktober. Der wegen Mordes und Mordversuches an den Eheleuten Stephan in Nienstedt an der Stecknitz vom Altonaer Schwurgericht zum Tode verurtheilte Anbauer Pöhls hat dem Vernehmen nach dem Untersuchungsrichter gegenüber ein Geständniß gemacht, nachdem von Leipzig die Verwerfung der eingelegten Revision eingegangen ist. Pöhls gesteht zu, den Tod der Eheleute veranlaßt zu haben, will indessen diese Handlung nicht mit Ueberlegung ausgeführt haben. Nach dem Geständniß will er von Stephan beschimpft und angegriffen worden sein und, hierüber in Wuth gerathen, den alten Mann bis zum Eintritt des Todes mit dem Kopf gegen den Boden geschlagen haben. Ebenso will er erst durch den Angriff der Frau, die mit einem Beile zur Vertheidigung ihres Mannes herbeieilte, zum Vorgehen gegen diese gereizt sein und dadurch deren Tod herbeigeführt haben. Da in der betreffenden Gerichtsverhandlung von sämmtlichen Zeugen bekundet worden ist, daß der verstorbene Stephan ein intriguanter, streitsüchtiger Mensch war, der sich nicht einmal mit seinem einzigen Schwiegersohn vertragen konnte, so ist anzunehmen, daß, wenn Pöhls dieses Geständniß vor der Gerichtsverhandlung abgelegt hätte, seine Strafthat in milderen Sinne, als Todtschlag, qualificirt worden wäre.
- Der tätowirte Musketier. Das Amtsblatt der königlichen Regierung in Köln enthält einen Steckbrief gegen den flüchtigen Musketier Johann Geschwindhammer von der 5. Compagnie des 65. Regiments Die "besonderen Kennzeichen" des Deserteurs sind so eigenthümliche, daß wir nicht umhin können, dieselben auch weiteren Kreisen zu verrathen. Musketier Geschwindhammer trägt also als besondere Kennzeichen" "auf der Brust ein Kreuz und ein Herz mit den Buchstaben B. J. 82, auf

[ => Original lesen: 1885 Nr. 80 Seite 6]

dem Rücken ein Wappen, darin ein Schiff und auch jene Buchstaben, auf dem rechten Oberarm ein Frauenzimmer, auf dem rechten Unterarm einen Araber, welcher in der einen Hand ein Glas, in der anderen eine Flasche hält, zwei ineinanderliegende Hände, einen Kranz mit der Inschrift: "Souvenir d'Af.", an dem rechten Handgelenk ein Kreuz, am Daumen einen Anker, auf dem linken Unterarm ein Arabermädchen, einen Baum und eine Kirche, und auf der linken Hand einen bekränzten, nicht näher zu bezeichnenden Theil des menschlichen Körpers - alles tätowirt."
- Landstallmeister Graf Lehndorff hat für das Kgl. preuß. Gestüt den Vollbluthengst Flageolet in Frankreich für 80 000 M. gekauft.
- Für Liebhaber ist das berühmte Cello des Künstlers Servais für 100 000 Franks zu haben.
- Ein Bäcker in Ulm, der sich in den Finger geschnitten hatte, legte Spinnweben auf die Wunde und rief einen Arzt, als Hand und Wunde anschwollen. Dieser linderte die Entzündung, aber dem Bäcker ging die Heilung zu langsam vorwärts. Er kündigte dem einen Arzt und auch einem anderen und zog einen Sympathie=Doctor zur Hülfe zur "Besprechung" des Armes, der bereits schwarz geworden war. Aber weder Sympathie, noch Besprechung half, der Arm mußte abgelöst werden.
- Zur Rechten und zur Linken führen Bahnen auf den Niederwald und zum deutschen Nationaldenkmal, die eine von Rüdesheim schon seit einem Jahre, die andere, eine Zahnradbahn, seit dem 10. October von Aßmannshausen aus. Bei dem glücklichen Wirth im Jagdschlößchen treten die Wallfahrer zusammen und lassen Deutschland leben in weißem Rüdesheimer oder rothen Aßmannshäußer oder in beiden.
- In Kreuznach starben Vater und Mutter Barth schnell nacheinander und hinterließen nichts als zwei Kinder, ein Mädchen von 11 und einen Knaben von 9 Jahren. Die Noth war groß; da schrieb ein Onkel aus Port Washington in Amerika, er wolle die Waisen zu sich nehmen, man möge sie ihm nur hinüber schicken, und er schickte auch Reisegeld. Die Behörde ließ den Kindern Zettel auf die Kleider nähen, worauf in großen Buchstaben das Reiseziel stand. Die Kinder langten glücklich in New=York an, wo das deutsche Auswandereramt sich ihrer liebevoll annahm und sie weiter beförderte. Bald langte ein Brief des Onkels in der Heimath an: "Sie sind gesund und heil bei mir angekommen."
- Versteinerte menschliche Augen. Herr William E. Curtis, Secretär der südamerikanischen Handelscommission, hatte von seiner Reise nach Peru eine Anzahl versteinerter menschlicher Augen mitgebracht, welche er der Firma Tiffany u. Co. in New=York übergeben hatte, um dieselben in Gold zu fassen und zwar in Form eines Halsbandes für Damen. Drei der geschicktesten Arbeiter der Firma wurden mit der Herstellung des Halsbandes betraut und alle drei erkrankten während der Arbeit an einem heftigen Fieber unter höchst sonderbaren Symptomen. Man glaubt, daß die Augen von den Leichen der Inkas herrühren, welche mit starken Giften einbalsamirt wurden, und daß diese Gifte, welche auch in den Augen enthalten waren, die Krankheit der erwähnten Juweliere verursacht haben. - Die ganze Geschichte klingt recht amerikanisch!
- Am Sonnabend Mittag hat die seit Jahren vorbereitete Sprengung des Felsenriffs in der Hellgate=Einfahrt zum Hafen von New=York aus dem Long Island Sund, nordöstlich der City, stattgefunden. Die Vorbereitungsarbeiten haben neun Jahre in Anspruch genommen. Der Felsen wurde durchweg mit Zellen versehen, in welche Dynamitpatronen hineingepaßt wurden, während die Oberfläche durch Felsensäulen gestützt blieb. Es sind einige 45 000 Patronen mit kupfernen Hüllen gelegt worden. Die Arbeit der Vertheilung der Patronen wurde im Juli 1884 begonnen. Im Ganzen wurden dazu 275 000 Pfund Dynamit verwendet, die man mittelst einer elektrischen Leitung zur Explosion brachte. Die Sprengung selbst ist, so weit dies sich bisher beurtheilen läßt, vollständig gelungen. Sie wurde an den Ufern nur leicht wahrgenommen, dagegen ward die Erschütterung überall in New=York und in der Entfernung von mehreren englischen Meilen empfunden. Im Augenblick der Sprengung war das Wasser sehr bewegt, eine ungeheure Menge Wasser, mit Steinen und Holz vermischt, wurde 150-200 Fuß in die Höhe geschleudert, irgend welcher Schaden ist nicht angerichtet worden. Die Ufer waren von Schaulustigen dicht besetzt. Man nimmt an, daß etwa 6 Millionen Cubikfuß Gestein losgelöst sind. Die Beseitigung des Felsens wird einen geraden Kanal durch die Hellgate schaffen, der 1200 Fuß breit und frei von Strömungen ist. Aber zur Vertiefung des Kanals müssen noch Frying pan Shoal und andere Felsenbänke theilweise beseitigt werden.
- Triftige Gründe, nicht Bürger der Vereinigten Staaten zu werden, hat ein alter Deutscher gehabt. Karl Metz war vorgeladen, um als Geschworener des Stadtgerichtes zu dienen, ersuchte aber den Richter, ihn zu entlassen. Aufgefordert, seine Gründe anzugeben, erklärte er, er sei gar nicht Bürger der Vereinigten Saaten. "Denn sehen Sie," fügte er hinzu, "kurz nach meiner Einwanderung während eines Wahlkampfes um das Bürgermeisteramt zielte man mit einem Revolver nach meinem Kopf, stach mich mit Schusterahlen und mißhandelte mich überhaupt in einer Weise, daß ich seither alle Lust verloren habe, Bürger dieses ehrenwerthen Landes zu werden." Der Richter fand diese Entschuldigung triftig genug und Herr Metz wurde in Gnaden entlassen.
- Ein echter Yankee besucht seinen kranken Freund. "Wie geht es Dir?" fragt er voll Theilnahme. "Well", antwortet der Kranke, "schlecht. Der Arzt sagt, sowie ich mich auf die linke Seite legen würde, müsse ich sterben." Nicht möglich", ruft der andere, "gar nicht denkbar!" Was", ruft der Kranke wieder, "du glaubst es nicht? "Nein!" "Nun gut denn, mein Arzt ist ein tüchtiger Mann, ich kann mich unbedingt auf ihn verlassen. Und deshalb wette ich 50 Dollars, daß es so kommen wird, wie er gesagt hat." "Gut", erwidert der andere, "ich halte die Wette". Der Kranke aber ruft triumphirend: "ich gewinne die Wette", legt sich auf die linke Seite und ist bald darauf eine Leiche. Ruhig legt der Freund auf die Bettdecke 50 Dollars nieder und verläßt darauf trauernd das Haus.
- Wie gesagt, passirt in Amerika etwas, dann ist's immer gleich etwas Ordentliches. Man höre und staune! Im Keller eines von Chinesen bewohnten Hauses in San Francisco wurden Anfang letzter Woche 300 Chinesenleichen (!!!) gefunden, welche theilweise durch Kochen für den Transport nach China zugerichtet worden waren. 60 der Leichen waren bereits in Kisten verpackt. Die Entrüstung über diese Entdeckung ist in San Francisco eine allgemeine. Natürlich, aber der Blödsinn ist noch größer!
- In Rixdorf bei Berlin ist wieder einmal ein Fabrikant von Pferdewürsten in Untersuchung genommen worden. Er hatte seine Waaren an mehrere Fleisch= und Wursthändler, und zwar sehr gut angeschriebene, abgesetzt und diese Pferdefleischwürste sind dann in den Läden als echte Gothaer oder Braunschweiger Cervelatwürste verkauft worden.
- Die bekannte Mühlenfirma W. Klix in Bärwalde bei Frankfurt a. d. O. hat fallirt. Derselben ist für nicht weniger als 3 Million M. Mehl auf dem Transport nach England verdorben.
- Wieder einmal hat Frau Fortuna den Beweis geliefert, daß sie blind ist. Der Haupttreffer von 200 000 Gulden von den Wiener Kommunal=Loosen ist dem Bankhaus Rothschild in Wien zugefallen.
- Salomische Weisheit athmet folgende Handlung des Emir von Afghanistan. Er hat an hervorragenden Plätzen in den Hauptstädten seines Landes Kasten anbringen lassen, in welchen die Einwohner schriftliche Beschwerden gegen öffentliche Beamte niederlegen können.
- Ein Herr im Telegraphenamt. Ich möchte ein Telegramm aufgeben. - Der Beamte: Dort ist ein Formular und eine Feder. - Der Herr (schreibt): "Frau Gruber, Graz. Melde mit Schmerz Tod Onkel Karl's. Komme rasch zur Eröffnung des Testaments. Ich glaube, wir sind Universalerben. Franz Gruber". - Der Beamte: Es sind zwei Worte zu viel; bitte daher zu streichen. - Der Herr: So? Dann bitte, streichen wir die beiden Worte: "mit Schmerz."


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