No. 75
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. September
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1885 Nr. 75 Seite 1]

            Auf Befehl hoher Großherzoglicher Landesregierung wird ein an hohe Großherzogliche Landesregierung gerichtetes Anschreiben des Generallieutenants und Commandeurs der 17. Division Herrn Bronsart von Schellendorf, Excellenz, hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht:

Der Großherzoglichen Landes=Regierung beehre ich mich ganz ergebenst mitzutheilen, daß die Truppen der Division, welche während eines Theiles der diesjährigen Herbstübungen im Fürstenthum Ratzeburg dislocirt waren, daselbst eine außerordentlich entgegenkommende und gute Aufnahme gefunden haben.
    Ich fühle mich gedrungen, zugleich im Namen der betreffenden mir unterstellten Truppentheile hierfür meinen aufrichtigsten Dank mit der Bitte auszusprechen, denselben geneigtest zur Kenntniß der betreffenden Behörden und sämmtlicher Quartiergeber bringen zu wollen.

(gez.) Bronsart von Schellendorf
Generallieutenant und Commandeur der 17. Division.

            Schönberg, den 26. September 1885.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Zur Zwangsversteigerung der in Folge begründeten Antrags beschlagnahmten, dem Büdner und Weber Sommermeyer zu Cronscamp gehörigen, daselbst sub No. IV belegenen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an
1. der Verkaufstermin auf

Freitag, den 13. November 1885,
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 8. Dezember 1885,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 13. November 1885,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 27. August 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.         


Antragsmäßig soll über die zu Pogetz sub No. VII belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Jochen Robrahn daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 24. October 1885,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 31. Juli 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.         


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden, und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 28. September 1885.

Der Magistrat.


Bekanntmachung.

Ich mache meinen geehrten Kunden die ergebene Anzeige, daß mein Sohn aus meinem Geschäft entlassen ist. Bitte daher Aufträge an mich selbst zu übergeben.

                                                    H. Oldenburg, Tischlermeister,
                                                    Schönberg, Siemzerthor.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 75 Seite 2]

Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Allgemeine Versammlung Sonntag, den 4. October nachmittags 4 Uhr im Vereinslokale.
Tagesordnung: Berathung über die Fahnenweihe und sonstige Vereinsangelegenheiten.

Der Vorstand.         


Versammlung

der Mitglieder der Zimmer=, Maurer, Maschinenbauer=Krankenkasse ist am Sonntag, den 4. October.

Der Vorstand.          


Statt besonderer Meldung:
Anna Zöllner
Bernhard Gimpel
Verlobte.
Neu=Ruppin                                                     Schönberg
den 25. November 1885


Heute Morgen 6 Uhr endete ein sanfter Tod die längeren Leiden unserer innigst geliebten Mutter, der Ackerbürger=Wittwe

Maria Boye,
geb. Freitag

im 74sten Lebensjahre, tief betrauert von ihren Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln.

Schönberg, den 28. September 1885.

Die Beerdigung findet am Freitag, den 2. October, Nachmittags 2 Uhr statt.


Scheibenschießen Scheibenschießen.

Am 8. u. 9. October findet bei mir ein Gewinnschießen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einlade.

1 Satz von 3 Schüssen kostet 1 M.
Am Freitag Abend Tanz.
Duvennest.                                                     H. Wittfoth.


Am Michaelistage, den 29. September findet bei mir                          
Tanzmusik
statt.                                                     Gastwirth Kaben Pogetz.


Hierdurch zeige ich ganz ergebenst an, daß ich am heutigen Tage das von dem verstorbenen Schlossermeister Schaeper betriebene Geschäft käuflich übernommen habe, und bitte ich, das meinem Vorgänger geschenkte Vertrauen auf mich zu übertragen, indem ich prompte und reelle Arbeit verspreche.

                                                    Achtungsvoll und ergebenst
                                                    J. H. Schlatow,
                                                    Schlosser.

Selmsdorf, den 29. September 1885.


Empfehle
Böhmische Braunkohlen
und
Schottische Steinkohlen
ab Bahnhof billigst                                                    
                                                    C. Schwedt.


Gesucht

Agenten und Reisende zum Verkauf von Kaffee, Thee u. Reis an Private gegen ein Fixum von 300 M. u. gute Provision.

Hamburg.                                                     J. Stiller & Co.


Zu Michaelis oder Ostern wird zu Hof=Selmsdorf ein

Deputatknecht
oder
Tagelöhner in Wohnung
gesucht.                                                     J. Breuel.


Franz Christoph's
Fußboden-Glanz-Lack
von bekannten vorzüglichen Eigenschaften
geruchlos und schnelltrocknend.

empfiehlt            
A. Zander.         


Waffen

(Prämiirt auf der Hamburg-Altonaer Internationalen Ausstellung 1869 mit der grossen silbernen Medaille.)
Revolver in allen Systemen u. Größen, in Lefaucheux, Centralfeuer u. Randfeuer, (letztere auch echt amerikanische), Büchsflinten, Pürschbüchsen, Entenflinten, Vorder- und Hinterlader-Scheibenbüchsen, Flobert-Salonbüchsen (Techins), in den neuesten Systemen Zimmerstutzen, Gartenbüchsen, Bolzenbüchsen, Luftgewehre, Luftpistolen, Stockflinten in Lefaucheux und Centralfeuer, Schiess-Spazierstöcke neuester Construction, Lefaucheux-Pistolen, Terzerole, Flobert-, Salon- und Scheibenpistolen, Revolver-Todtschläger mit Dolch; Lebensvertheidiger, Schlagringe, Dolch- und Degenstöcke, Dolchmesser, Dolche, Säbel, Degen, Hirschfänger, Jagdmesser, Fechterklingen- und Utensilien, Schiess-Scheiben, Patronen, Patronenhülsen, Patent-Jagdschrot (Hagel), Schiesspulver, Zündhütchen und Munition aller Art (auch Raketen) zu allen Schußwaffen, sowie sämmtliche Jagd-Artikel und Requisiten für Jäger, etc. etc., empfiehlt die Waffenfabrik von

F. W. Ortmann in Solingen.
Preislisten versende franco und gratis.


C. Schmidt,
Rechtsanwalt und Notar
in Dassow.


Zum Anfertigen von
Damen=Kleidern

in und außer dem Hause, empfiehlt sich den geehrten Damen Schönberg's und Umgegend

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Marie Ollrog.
                                                    Schönberg, am kalten Damm Nr. 8.


Wohnungsveränderung.

Von jetzt an wohne ich nicht mehr bei der Wittwe Kähler, sondern in meinem neuerbauten Hause.
Gleichzeitig empfehle meine

fertigen Herrengarderoben, sowie Tuche und Bukskins,

auf das Beste sortirt. Preise fest und billig.

                                                    H. Hundt,
                                                    Herrenkleidermacher.


Zu sogleich habe ich eine                                                    
kleine Wohnung
und zu Ostern 1886                                                          
eine Etagen=Wohnung
zu vermiethen.                                                            
                                                    W. Nothdurft.


Tüchtige Agenten zum Verkauf von Caffee an Private werden gesuchte. Provision 10% nebst einem Fixum von 400 M. Offerten sub F. 777 an L. G. Daube & Co., Hamburg.


Ein Kuhfutterer,
welcher melken kann, wird zu sogleich gesucht. Wo? zu erfragen bei                                                    
Schönberg.                                                    C. Schwie.


Vor ca. 14 Tagen ist mir ein halbjähriges

schwarzes Kalb

entlaufen. Wer mir dasselbe wiederbringt erhält eine angemessene Belohnung.

                                                    Hauswirth Hans Krellenberg,
                                                    Sülsdorf.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 75 Seite 3]

Neue Filz-Damenhüte
zu Daniel Schlesinger Nachfl. billigen Fabrikpreisen

sind in großartigen Sortimenten wieder eingetroffen.

Schönheit der Façons in nur soliden Qualitäten bei fabelhafter Billigkeit, werden denselben ohne Zweifel auch in dieser Saison wieder schnellen und großen Absatz sichern.

Auf nachstehende besonders vortheilhafte Qualitäten mache speciell aufmerksam:

Woll-Filz-Hüte,
reine tadelose Waare, in allen modernen
Capot-Formen, Stck. 50 Pfennig (Mecklenburg). modernste, hochköpfige Formen, Stck. 75 Pfg.
|
|
|
|
Prima Haar-Filz-Hüte
in überraschend schöner Formen= und Farben=Auswahl, Stck. Mk. 1,25.
|
|
|
|
Tuch- und Velour-Hüte
in nur hochreinen französisch. Formen, Stck 1,75 u. 2.40.

Plüsche=Seidenband=Sammete.

Couleurten echten Sammet für Hut- und Kleidergarnituren,
5 Qualitäten zu M. 2,40. 3,00, 4,00, 5,00, 6,00 p. Mt.,
besonders empfehlenswerth
eine Partie
48 cm breit prima coul. echten Sammet alle Kleiderfarben, Meter Mk. 2,75.
|
|
|
|
|
Schwarze echte Sammete,
dichtgewebte blauschwarze Waare in 8 Qualitäten zu M. 2,25, 2,75, 3,50, 4,50, 5,50, 6,50, 8,00, 10,00. per Meter.
Plüsch-, Ottoman-, Epinglé-Bänder,
grösstes Sortiment.

Unechte (Patent) Sammete.

Couleurt in allen Farben, Meter M. 1,50, 2,50. |
Schwarz gut gedeckte Waare, Met. M. 1,20, 1,50, 1,80, 2,25, 2,60, 3,00.

Fantasie= u. Strauß=Federn, Blumen=Agraffen

Fantasie=Federn=, Vögel, =Flügel: Feder=Aigretts in zahllosen neuen Sortiments
von 10 Pfg.-10 Mk.

Echte u. halbechte Strauß=Federn in jeder neuen Farbenstellung.

Schwarz Strauß=Federn von 15 Pfennig (Mecklenburg).-30 M.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Größte Auswahl
in
garnirten Damen= und Kinder=
Hüten
Atlas=Hütchen für Kinder, Stck. von M. 2,00 an, Cachemir= und Plüsch=Hütchen in wirklich reizenden Arangements für Knaben und Mädchen.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Gold=, Bronce=, u. Stahl=Agraffen, Nadel, Perl=Agraffen, Perl=Flügel, Perl=Böden, Perl=Spitzen, Perl=Tuffs, Plomb=Garnituren, Farbige Schleiertülle, Farbige Spitzen und andere zahllose Neuheiten. |

Größte Auswahl
in Chenillen-Fichus u. Shawls-Wolltücher, Plüsch-Tüchern.

Tägliches Eintreffen neuester Dessins in
Rüschen,
Rüschenreste stets zu Spottpreisen auf Lager.
|
|
|
Woll=Spitzen
schwarz und couleurt in allen nur denkbaren Farben, Meter von 30 Pfg. bis Mk. 1,50.

CORSETTS
wegen Aufgabe unter Einkauf.

Die ca. 5jährige Existenz meiner Firma an hiesigem Platze und das freundliche Entgegenkommen des geehrten Publikums in meinen nur streng reellen Bestrebungen, veranlaßten mich auch in diesem Jahre, die großartigste Auswahl in den neuesten Modeerscheinungen der Saison zu bringen, insbesondere aber, in der Wahl derselben, mich dem Geschmacke meiner geehrten Kundinnen anzupassen.

Daniel Schlesinger Nachfl.

Haupt-Geschäft:
49 Breitestraße 49.
   LÜBECK.    Filiale:
71 Breitestraße 71.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 75 Seite 4]

Den Eingang sämmtlicher neuer Wintersachen zeigen ergebenst an und halten unter billigster Preisnotirung zur geneigten Abnahme uns angelegentlichst empfohlen.

                                                    Diersen & Sommer,
                                                    Schönberg.


U. Beermann & Co.
Lübeck.                                                     Sandstraße 25.

empfehlen außer ihrem sehr reichhaltig assortirten Lager von

Manufactur-, Mode- & Weisswaaren

eine besonders große Auswahl der modernsten

Regen-, Herbst- & Wintermäntel, Jacken, Tricottaillen und Röcke,

nur aus soliden Stoffen, zu sehr billigen Preisen.


        Den Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß für die Saison unser, auch dort bekanntes Lager jetzt vollständig assortirt ist. Wir empfehlen unsere

Kleiderstoffe, sowie Winter- und Herbst=Mäntel

in den geschmackvollsten Mustern und billigsten Preisen einem geehrten Publikum zu gefälliger Abnahme.

                                                    Achtungsvoll
Rehtwisch & Borchert.

        Lübeck, den 10. September 1885.


Das bedeutende
Bettfedern-Lager
Harry Unna in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme
(nicht unter 10 Pfund) gute neue
Bettfedern für 60 Pfennig

das Pfund, vorzüglich gute Sorte für M. 1.25, prima Halbduunen nur M. 1.60.
Verpackung zum Kostenpreis. Bei Abnahme von 50 Pfund 5 pCt. Rabatt. Umtausch gestattet.


Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
Schiff
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei           
Friedr. Frick in Röbel.


Särge!
stets vorräthig, große Auswahl, billige Preise.
                                                    bei G. Berger, Selmsdorf.


In der Meierei zu Toriesdorf sind noch große und kleine

Pölk=Schweine

zu verkaufen.


Technikum
(Baugewerk-, Maschinenbau-, Kunsttischler- u. Malerschule)
Buxtehude
b. Hamburg. Bedeutendste nordd. Fachschule. Pension pro Tag 1 Mark.
Programme gratis u, franco d. Director
Hittenkofer.


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl

Schuhwaaren
für Herren, Damen und Kinder

besuchen werde.

Mein Stand ist vor der Apotheke.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                             J. Schleuß, Lübeck.


Lampenkuppeln und Cylinder
in jeder Größe empfiehlt zu den billigsten Preisen
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Wagen= und Stallaternen sowie auch Wagenlichte empfiehlt
                                                    J. Ludw. D. Petersen.

J. Ludw. D. Petersen.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 75 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 75 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. September 1885.


        Nr. 17 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1885 enthält in der
        II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend theilweise Aufhebung des unter dem 19. März d. J. ergangenen Verbots der Einfuhr und Durchfuhr von Schweinen, Schafen und Ziegen aus Rußland, Oesterreich=Ungarn, Bulgarien, Serbien und Rumänien.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats August 1885.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Frankirung der Packete im Verkehr zwischen Deutschland und Frankreich.
(4.) Bekanntmachung betreffend die Beförderung von Postpacketen nach Portugal über Hamburg.
(5.) Bekanntmachung betreffend die Beförderung von Packeten nach Portugal über England etc.
        III. Abtheilung:
        Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den Geheimen Regierungsrath Friedrich von Dewitz zum Staatsminister und Vorsitzenden im Großherzoglichen Staatsministerio und in der Großherzoglichen Landesregierung zu ernennen geruhet.
        Neustrelitz, den 7. September 1885.
        Der Gerichtsassessor Dr. Müller in Schönberg ist mit der Wahrnahme der Geschäfte des Amtsanwalts beim dortigen Großherzoglichen Amtsgerichte beauftragt worden.
        Neustrelitz, den 25. August 1885.
        Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den Pächter Städing zu Neuhof zum Amtmann und den Oberamtmann Wicke zu Demern zum Amtsrath zu ernennen geruht.
        Neustrelitz, den 12. September 1885.


Dem Reichstage soll, verschiedenen Blättern zufolge, gleich nach seinem Zusammentritt eine Vorlage, betreffend Fürsorge für die Hinterbliebenen der mit der "Augusta" untergegangenen Bemannung, gemacht werden. Auch eine Darlegung über die Korvette "Augusta" und die näheren Verhältnisse bezüglich des Unglücks dürfte dem Reichstage zugehen.
Der Würtembergische Staatsanzeiger veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers an den König, in welchem der Kaiser seine Zufriedenheit mit den Leistungen des 13. Armeecorps und seinen Dank für den ihm bereiteten herzlichen Empfang ausspricht.
Um den Kaiser auf ihre Weise zu feiern, pflanzten mehrere Sozialdemokraten in Stuttgart nächtlicher Weise eine rothe Fahne auf einem Fabrikschlot auf. Die Fahne war aber schneller wieder unten als sie hinauf gekommen war und beim ersten Sonnenstrahl wehte eine mächtige deutsche Reichsflagge vom Schlot herab.
Am Sonnabend Abend großes Fest der deutschen Kolonie in Paris für den Botschafter Fürsten von Hohenlohe, der jetzt als Statthalter nach Straßburg übersiedelt. "Sie haben mich gern gehabt," sagte der Fürst in seiner Abschiedsrede, "weil Sie gewußt haben, daß ich stolz darauf bin, ein Deutscher zu sein, und weil Sie erkannt haben, daß ich stets den guten Willen hatte, meine Pflicht zu thun." Alle Deutschen sehen den Fürsten ungern scheiden.
Wiederum ist ein wichtiger Theil des ostafrikanischen Gebietes in deutschen Besitz übergegangen. Aus dem Bureau der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft wird Berliner Blättern mitgetheilt, daß der Regierungsbaumeister Hörnecke, welcher mit einer großen Expedition an den Tana beordert und durch die feindselige Haltung des Sultans während längerer Zeit am Vormarsch gehindert war, durch eine Reihe von Verträgen die Gebiete nördlich des Kilimandscharo bis an den Tana hin in den Besitz der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft gebracht und dadurch den Anschluß der Gebiete dieser Gesellschaft bis an das ebenfalls deutsche Witu im Wesentlichen vollzogen hat. Diese neueste Erwerbung erweitert die Besitzungen der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft bis etwa an den 2 Grad nördlicher Breite, so daß dieselben sich nunmehr durch mehr als sechs Längengrade oder gegen 100 geographische Meilen von Norden nach Süden erstrecken. Damit ist das Besitzergreifungs=Programm der Gesellschaft nach Norden hin im Wesentlichen zum Abschluß gebracht. Besonders erfreulich ist diese Thatsache deshalb, weil die Gesellschaft dadurch in die Lage gesetzt wird, ihre Kräfte von nun ab mehr und mehr auf ihre eigentlich colonisatorischen Aufgaben zu richten, was sich erst dann recht fühlbar machen wird, wenn auch die anderen Expeditionen ihre Aufgaben gelöst haben werden.
Jeder Tag Bringt eine neue Hiobspost aus Tonkin oder Anam nach Paris. Tausende von Christen werden vertrieben oder niedergemetzelt, General Courcy aber hat zu wenig Mannschaften, um überall als Helfer und Retter beispringen zu können. So hat man in Paris jetzt beschlossen, ihm noch 6000 Mann Infanterie zu senden.
Nur noch 8 Tage, dann finden in ganz Frankreich die Wahlen zur Kammer statt. Da hat denn auch Prinz Napoleon nicht zurückstehen wollen und gleichfalls ein Manifest erlassen. Er klagt alle Parteien der Verrätherei an und will den Tag erwarten, an dem er von einer Nationalversammlung zum Staatsoberhaupt gewählt wird. Das kann noch lang dauern.
Die Helden der Commune treiben es wieder einmal toll in Paris. Am vorigen Sonntag haben sie an 2 verschieden Stellen Schlachten geschlagen. Zunächst im Saal des Börsengebäudes, der ihnen zum erstem, nach der stattgehabten Keilerei gewiß aber auch zum letzten Mal zu einer Versammlung eingeräumt war. Ferner wurde einer der "Kämpfer für die Freiheit" begraben, Arnaud, und dabei sollten wieder die üblichen rothen Fahnen und Schärpen gezeigt werden. Das duldete die Polizei nicht und nun gab es einen Zusammenstoß, bei dem mehrere Verwundungen vorkamen, die Polizei aber Herr blieb.
Auch in England hat es zur Abwechslung einmal einen Kampf mit den Sozialisten gesetzt. Dort liebt man die Versammlungen unter freiem Himmel. Und so geschah es auch in London, im sog. Mile=End, wo eine "Entrüstungs=Kundgebung" vom Stapel gelassen wurde, an der sich etwa 5000 mehr oder weniger "Entrüstete" betheiligt hatten. Da die guten Leute ihrer Entrüstung aber in so grellen Tönen und unter so fürchterlichem Lärm Ausdruck gaben, erfaßte auch die Polizeiorgane ein tiefes Gefühl der Entrüstung, so daß sie die Schreier verhafteten und die Uebrigen heim jagten.
Es scheint, daß der Battenberger das Hindernißrennen um Bulgarien und Ost=Rumelien gewinnen wird. Während man in Konstantinopel, wie üblich, zu keinem Entschluß kommen kann, handelt er. Eine Deputation von Bulgarien ist bereits von Philippopel abgegangen, um bei den Berliner Signatarmächten die Anerkennung der bulgarischen Union zu erbitten. Außerdem hat Fürst Alexander eine Konferenz mit dem englischen Militairattaché in Konstantinopel, Major Troller, und dem englischen Generalconsul daselbst, Mr. Fawcett, gehabt. Sie waren zu ihm nach Philippopel gekommen und sind nun nach Konstantinopel heimgekehrt. Auch Dr. Stransky, das Haupt der bulgarischen Verschwörung, wohnte der Unterredung bei. Die Pforte dagegen hat ein zweites Rundschreiben an die Mächte gerichtet, in dem sie erklärt, auf eigene Faust vor der Hand noch nicht vorgehen, sondern die guten Dienste der Vertragsmächte abwarten zu wollen. Der Sultan aber componirt inzwischen Musikstücklein, die er seinen Freunden und Freundinnen widmet. Sein jüngstes Opus hat seine Lieblingsgemahlin erhalten. Im Uebrigen tröstet er sich mit seinem Kismet.


- Rundreisebillets. Die Eisenbahn=Direction Hannover macht bekannt, daß Rundreisebillets nach neuerem Beschluß während des ganzen Jahres zur Ausgabe gelangen und daß die Giltigkeitsdauer derselben bei Rundreisen von mindestens 600 Kilo=

[ => Original lesen: 1885 Nr. 75 Seite 6]

metern auf 45 Tage und bei Rundreisen von über 2000 Kilometern auf 60 Tage ausgedehnt worden ist.
- Der "Reichsanzeiger" veröffentlichte unlängst eine Allerhöchste Verordnung, betreffend Ergänzungen und Aenderungen der Wehrordnung vom 28. September 1875, welche im hohen Grade die Beachtung aller derer verdient, die gesonnen sind, ihrer Militärpflicht als Einjährig=Freiwillige nachzukommen. Es ist bisher leider ungemein häufig vorgekommen, daß jung Leute die Ober=Secunda verließen und sich damit zufrieden gaben, daß ihnen seitens der Schule das Zeugniß zur Berechtigung des einjährigen Dienstes ausgestellt war. Dies genügte indessen nicht. Das bezügliche Zeugniß, das zum wirklichem Eintritt berechtigte, mußte von der Prüfungs=Commission für einjährig Freiwillige auf Grund des ersten Zeugnisses ausgestellt sein und war dies nicht der Fall - was, wie bemerkt, ungemein häufig vorkam - so entstanden Weiterungen, die indessen darum von wirklich nachtheiligen Folgen nicht begleitet waren, weil dann die competente Behörde dieses Zeugniß noch nachträglich bewilligen konnte. Die durch die Schulkenntnisse erworbenen Rechte auf den einjährig=freiwilligen Dienst gingen damit also nicht verloren. Dieses Verhältniß ist durch die neue Verordnung vollständig geändert worden. Es heißt in der Allerhöchsten Verordnung wörtlich: Wer sich behufs Erlangung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Dienst nicht spätestens bis zum 1. Februar seines ersten Militärjahres, d. h. desjenigen Jahres, in welchem er das 20. Lebensjahr vollendet, bei der betreffenden Prüfungskomission angemeldet und den Nachweis der Berechtigung nicht bis zum 1. April desselben Jahres bei der Ersatzkommission seines Gestellungsortes erbringt, verliert das Anrecht auf Zulassung zum einjährig=freiwilligen Militärdienst."
- Das "Sauserjahr 1885" beschreibt ein rheinisches Blatt folgendermaßen: "Die Trauben, von den heißen Sonnenstrahlen ordentlich durchgeröstet, gehen der vollen Reife entgegen und es wird nicht mehr lang dauern, bis der Sauser in allen Köpfen spukt. Dann geräth die Welt ins Wackeln. Die Dienstmänner stehen nicht mehr an ihrem gewöhnlichen Standort mitten auf der Straße, sondern lehnen sich vorsichtig an die Ecken der Häuser an. Dem Droschkenkutscher, dem es an einem solchen festen Stützpunkt fehlt, wird es schwül auf seinem hohen Bock, er läßt die Zügel hängen und sein Rößlein hintraben, wohin es will. Der ernsthafte Bürger liest keine Zeitung mehr, vergißt, ob er Demokrat oder Liberaler ist und tänzelt Abends mit schmunzelndem Gesicht durch die krummen Gassen und pfeift aus Leibeskräften den Donauwalzer, um den entgegenkommenden Passanten ein Signal zu geben um Zusammenstöße zu vermeiden. In späten Jahren noch werden die ältesten Leute vom dem Sauserjahr 1885 erzählen."
- Am Freitag Vormittag vergangener Woche kamen in Wilhelmshaven plötzlich in einem nichts weniger als seetüchtigen Boot, das nicht größer als ein Rettungsboot war, die beiden amerikanischen Kapitaine Francis und Nortorn von England aus an. Diese beiden Wagehälse, die nur einen einzigen Matrosen und die nöthigen Lebensmittel mit sich führten, sind von Amerika (New=York) aus nach England (Liverpool) und von dort aus nach Wilhelmshaven gefahren. Sie hatten eine Wette mit Bekannten gemacht und haben diese glänzend gewonnen.
- In der Nähe von Coswig wurde eine 1000jährige Eiche aus der Elbe geholt. Der Baum hat eine Länge von 22 Metern, und liegt über 100 Jahre im Wasser; denn man entdeckte einen Hebebohrer in der Eiche, der die Jahreszahl 1761 trug, ein Zeugniß dafür, daß bereits vor 100 Jahren Hebungsversuche gemacht worden sein müssen, die indeß mißglückten. Erst jetzt ist es bei dem außergewöhnlichen niedrigen Wasserstand der Elbe mit größten Anstrengungen gelungen, den Baumriesen aus dem nassen Element zu heben. Der Stamm, dessen Holz kerngesund ist, hat ein Roßlauer Holzhändler gekauft.
- Nachdem die Einfuhr ungarischer Schweine vor Kurzem wieder freigegeben worden war, kamen selbstverständlich große Transporte dieser eine Zeit lang ausgesperrt gewesenen fetten Borstentiere über die Grenze, wobei nicht selten starke Ueberladungen in den Waggons stattfanden. Diese Ueberfüllungen im Verein mit der während mehrerer Tage herrschenden hohen Temperatur erzeugten eine so starke Ueberhitzung der Transportwagen, daß in denselben die Temperatur vielfach über 30 Grad R. erreichte, was den Schweinen verderblich wurde. So verendeten innerhalb einer einzigen Woche unterwegs etwa 90 Stück, darunter Exemplare von mehr als 600 Pfund. In Bodenbach allein wurden 30 Kadaver ausgeladen. Der Schaden, den dieses Absterben angerichtet hat, wird auf 12 000 Mark beziffert. - Die heißen Tage haben auch den Wildhändlern vielen Schaden verursacht, denn die findige Veterinärpolizei konfiszirte namentlich auf den Berliner Bahnhöfen in großen Massen anrüchig gewordenes Wildpret; mehr als 200 Hasen, 800 Rebhühner und diverse Rehe, Hirsche und dergleichen wanderten anstatt in die Bratpfanne nach der Abdeckerei.
- Stockholm, den 24. September. Als die Sängerin Christine Nilssen gestern nach einem Konzerte von dem Balkon ihrer Wohnung im Grand Hotel einige Lieder vortrug, sammelten sich daselbst 30= bis 40 000 Menschen an. Beim Auseinandergehen der Menge entstand ein großes Gedränge, bei welchem, soweit bis jetzt ermittelt, 18 Personen getödtet und viele verletzt wurden.
- Auf der Sonnenoberfläche zeigen sich seit einigen Tagen kolossale Fleckengruppen. Die größte derselben hat nach oberflächlicher Messung eine Breite von 6000 bis 7000 geographischen Meilen, eine Fläche, auf welcher ungefähr 50 Erdkugeln neben einander Platz finden könnten. Der dunkelste Theil dieser Gruppe, die sich jetzt etwas rechts an der Sonnenscheibe befindet, kann mit Hülfe eines berußten Glases mit bloßem Auge wahrgenommen werden.
In der Illustrirten Ztg. ist der dänische Prinz Waldemar und seine Braut, die Französin Marie von Chartres, abgebildet. Der Prinz ist ein hübscher Mann trotz Brille, seine Braut hat mehr ein deutsches Gesicht als ein französisches und einen Ausdruck, als wenn sie sich auf etwas besänne. Der Prinz hat nur 28 000 M. Apanage und einen kleinen Zuschuß aus seines Vaters Tasche, der nicht groß ist, aber hübsche Aussichten, nämlich auf 100 000 Fr. jährlich von seinem Schwiegerpapa und etwa 20 Millionen Erbschaft, wenn dieser die Augen zudrückt.
In der Illustrirten Ztg. ist auch die Quadriga abgebildet, welche auf dem Wiener Parlamentshaus aufgestellt wird. Die vier Gäule sollen die Deutschen, Ungarn, Polen und Slaven vorstellen, die sich im Parlament zanken. Prachtvolle vier Gäule, aber es gehört ein besserer Kutscher dazu als Graf Taafe, der Minister. Seht nur, wie den starken Thieren der Kamm gewachsen ist.
- Der französische Dichter Honorè de Balzac lag einmal Nachts in seinem Bett, ohne zu schlafen. Ein Geräusch an einem Schloß erweckte seine Aufmerksamkeit; er wendet den Kopf um und sieht beim Licht seiner Nachtlampe einen Dieb, der seinen Sekretär aufbricht. Es war ein kritischer Augenblick, Balzac aber lachte laut auf. Der Spitzbube glaubte sich entdeckt und hielt mit seiner Arbeit inne. Der Dichter lachte immer lauter. "Worüber lachen Sie?" fragte endlich unwirsch der Dieb. "Worüber ich lache? Darüber, daß Sie auf die Gefahr hin, ins Bagno geschickt zu werden, sich bei Nacht mit einem falschen Schlüssel hierher schleichen und in einem Möbel Geld suchen, in welchem ich, bei hellem lichten Tag und mit dem richtigen Schlüssel bewaffnet, keines finde." Dieselbe Geschichte soll übrigens schon mehreren Lieutenants begegnet sein und zwar jedesmal mit demselben negativen Erfolg für den betreffenden Herrn Spitzbuben.
- Das wollen wir doch sehen" sagte eine Frau in Berlin, "ob ich bei der Auction meine eigenen Sachen nicht wieder kaufen kann." Der Gerichtsvollzieher versteigerte diese nämlich und die Gläubiger waren anwesend. Die Frau zog einen gefüllten Beutel hervor und sagte: "nun einmal los davor, ich kann's bezahlen, was ich biete." Ehe sie sich versah, befand sich der Beutel jedoch in den Händen des Gerichtsvollziehers und bald darauf hatten die Gläubiger ihr Geld, die Frau aber konnte nun ihre Sachen behalten.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD