No. 74
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. September
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 74 Seite 1]

Die Ausweisungen von Polen in der Provinz Posen sind sehr umfassend. Sie geschehen im deutsch=nationalen Interesse, um dem Uebergreifen und Ueberwuchern der polnischen Bevölkerung in dieser preußischen Provinz einen Damm zu setzen. Das polnische Element, das von dem ultramontanen Centrum in Berlin und von Rom gefördert und gehätschelt wird, war und ist den Deutschen feindlich. Die Ausweisung wird aber, wie man liest, zu rücksichtslos und unbarmherzig betrieben, viele Existenzen werden vernichtet und die Revanche bleibt nicht aus. Aus Polen werden zahlreiche Deutsche ausgetrieben und zwar auf russische Art. Die Sache ist wichtig genug, daß sie im nächsten Landtag verhandelt wird. (Nach den neuesten Nachrichten verweigern die russischen Behörden die Uebernahme solcher aus Preußen ausgewiesenen, welche länger als 16 Jahre der Heimath fern geblieben sind.)
Die Frist für Einsendung der Ergebnisse der Ermittlung über gewerbliche Arbeiten an Sonn= und Feiertagen ist bis zum Ablauf dieses Jahres verlängert worden, weil auf Vollständigkeit und Gründlichkeit der Ermittlungen großer Werth gelegt wird.
Revolution in Ost=Rumelien, das ist das Neueste aus der Türkei. Wenn man schon bis zum letzten Augenblick von keinerlei bedrohlichen Anzeichen vernommen hat, scheint doch alles recht hübsch sauber vorbereitet gewesen zu sein. Christi Pascha, der Gouverneur, und sein Ministerium sind gestürzt, der Pascha sogar von den Aufständischen gefangen. Das neueingesetzte Ministerium hat sich alsbald um Hilfe an den Fürsten von Bulgarien gewendet und dieser hat auch nichts Eiligeres zu thun gehabt, als die Mobilisirungs=Ordre für seine Armee zu unterschreiben, die Volksversammlung, die Sobranje für den 22sten nach von Sofia zu berufen und in höchst eigener Person von Varna nach Philippopel abzureisen. Was wird man nun in Konstantinopel, was in Wien, Petersburg, Berlin und London dazu sagen?
Die offiziösen Organe in Wien, St. Petersburg, London, Paris und Berlin tadeln sämmtlich das eigenmächtige Vorgehen des Fürsten von Bulgarien und nennen die Proclamation eine Verletzung des Völkerrechts. Doch ist der Ton in allen diesen offiziösen Auslassungen ein sehr gewundener. Ein Dr. Stransky wird als die Seele der Verschwörung in Ost=Rumelien bezeichnet. Der türkische Gouverneur ist nach Comprichtizza abgeführt worden.
Unangenehm, wenn so etwas während des Badeaufenthaltes passirt. Die Könige von Serbien und Rumänien sind durch die Nachrichten aus Bulgarien schlimm erschreckt worden. Sie sind bereits auf der Heimreise; beide über Wien und beide haben dort mit dem Minister des Auswärtigen lange Unterredungen gehabt. In Bulgarien sprengt man einstweilen Brücken, wirft die Türken über die Grenze und schneidet Telegraphendrähte und andere schöne Sachen ab.
Daß unsere deutschen Offiziere von General Billot, dem Commandirenden des I. französischen Armeecorps, sehr freundlich bei den Manövern in Arras empfangen worden sind, berichteten wir schon. Jetzt bringt die "Französische Correspondenz" einen Artikel, der einen hohen deutschen Offizier zum Verfasser haben soll. In demselben heißt es wörtlich:
"Die Truppen des ersten französischen Corps zeichnen sich ebenso wie jene des fünfzehnten Corps, dessen Commandant derselbe General Billot früher war, durch stramme Disciplin aus. Die Infanterie zeigte große Gefechtsdisciplin und außerordentliche Marschleistungen. Die Artillerie ist bestrebt, ihren alten Ruf als erste Waffe der französischen Armee aufrechtzuerhalten, und auch die Cavallerie machte sich bei den diesmaligen Manövern durch ihr wirksames Eingreifen in das Gefecht vortheilhaft bemerkbar. Die sogenannte "Revue d'honneur" (Schluß=Parade) hat endlich bewiesen, daß die Widerstandfähigkeit der Truppen trotz der vierzehntägigen Dauer der Manöver sich nicht verringert hat." "Im Allgemeinen können wir also", schließt der Artikel, "auch in diesem Jahr einen nicht unbedeutenden Fortschritt in der Durchbildung der französischen Armee constatiren, der auch fernerhin andauern wird, wenn die richtigen Ideen des Generals Billot über Zweck und Ausführung der großen Manöver auch bei den anderen französischen commandirenden Generalen Eingang finden."
Man möchte beinahe hinzusetzen: hoffen wir, daß dieser Wunsch des deutschen Generalstäblers nicht in Erfüllung geht.
Die Armee, so stehen die Dinge in Spanien, ist bis jetzt in ihrer großen Majorität noch für den König; die konservativen und liberalen Blätter nehmen den König den republikanischen Organen gegenüber, welche immer wieder behaupten, Alfonso habe die Karolinen an Deutschland verkauft, energisch in Schutz. Moret, einer der früheren Minister, hielt dieser Tage eine öffentliche Rede, in welcher er u. a. sagte, die Behauptung, Deutschland habe das spanische Ehrgefühl absichtlich verletzt, sei durchaus unberechtigt, Deutschland sei stets zuvorkommend und schonend Spanien gegenüber aufgetreten. Die Aufregung ist noch immer groß, doch scheint es, als ob die besonnenen Elemente die Oberhand bekommen sollten.
In der Provinz Palermo sind am vergangenen Sonnabend 258 Cholera=Erkrankungen und 185 Todesfälle. Der König hat 50 000 Lire, der Papst 30 000 bewilligt für die einzurichtenden Spitäler. Außerdem hat König Humbert seine Villa "Favorita" bei Palermo zur Verfügung gestellt. Auch in anderen Provinzen macht die Cholera unheimlich Fortschritte.
Das Geld der Chinesen ist auch kein Blech. Das kann die Actiengesellschaft "Vulkan" in Stettin bestätigen, denn noch sind die beiden von ihr erbauten chinesischen Kriegsschiffe in ihrer neuen Heimath nicht angelangt, da bestellen "die Himmlischen" schon wieder zwei neue ebenso große und ebenso theure Schiffe.


Schönberg. Wie wir bereits berichtet haben, haben Se. Königliche Hoheit der Großherzog geruht, dem hiesigen Kriegerverein für das Fürstenthum Ratzeburg eine Fahne zu verleihen; dieselbe ist nun am letzten Sonntage von Sr. Königlichen Hoheit

[ => Original lesen: 1885 Nr. 74 Seite 2]

dem Erbgroßherzoge Deputirten dieses Vereins in feierlicher Audienz überreicht worden. In eindrucksvollen Worten wies Se. Königl. Hoheit der hohe Protector der Gesammtheit der Mecklenburg=Strelitzschen Kriegervereine, die Deputation auf die Bedeutung eines solchen Gnadengeschenkes unsers Landesfürsten hin, übergab derselben dann eigenhändig die Fahne und nahm deren allerunterthänigsten Dank huldvollst entgegen. Hierauf hatten die Deputirten und die sie geleitenden Präsidialmitglieder der Mecklenburg=Strelitzschen Kriegerkameradschaft noch die hohe Ehre, von Sr. Königlichen Hoheit bewirthet zu werden, wobei sich Höchstderselbe eingehend nach allen Angelegenheiten des Vereins erkundigte. - Auch die übrige Zeit ihres Aufenthalts in Neustrelitz gestaltete sich für die Deputirten zu einer überaus festlichen. Das Präsidium und Mitglieder des patriotischen Kriegervereins überboten einander in liebenswürdigem Wetteifer, die Kameraden aus dem Fürstenthum zu unterhalten, so daß auch die Unbetheiligten einen Einblick erhielten in das feste und treue Zusammenhalten der Kriegervereine untereinander. - Die verliehene Fahne beschreibt man uns folgendermaßen: An einem drei Meter langen, schwarz polirten Schafte ist mit dichten, gelben Nägeln das quadratische Fahnentuch von schwerer weißer Seide befestigt. Die Breite des Tuches beträgt 1,15 Meter. In der Mitte zeigt es umrahmt von einem dichten Eichenkranze mit blau=gelb=rothem Bande ein großes, goldenes Landwehrkreuz mit der Devise: "Mit Gott für Fürst und Vaterland." In jeder Ecke befindet sich von Lorbeerzweigen umgeben der verschlungene Namenszug F. W. mit darüber schwebender Fürstenkrone. Das Fahnentuch ist mit einer dicken, seidenen Schnur in Mecklenburgischen Landesfarben eingefaßt, und von der Spitze herab hängen in denselben Farben zwei seidene Quaste. Wenn wir recht unterrichtet sind, ist diese Spitze aus alten Bandelierhaken verfertigt; in ihrer Mitte trägt sie ein weißes Medaillon mit dem Mecklenburg=Strelitz'schen Wappen. Es besteht die Absicht die Fahne am Geburtstage Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs feierlich zu weihen.


Anzeigen.

Steckbrief.

Gegen den Knecht (Tischler) Heinrich Ferdinand Hermann Schulz, geboren am 5. August 1849 zu Berlin, zuletzt in Lockwisch, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Hausfriedensbruches verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das amtsgerichtliche Gefängniß zu Schönberg i/M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 19. September 1885.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

R. Funck.         


Antragsmäßig soll über die zu Carlow sub Nr. 24 belegene Büdnerei c. p. des Schustermeisters Johann Joachim Woisin daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 19. December d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 22. September 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über die zu Pahlingen sub Nr. VI belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Nicolaus Joachim Schleuß daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 19. December d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 19. September 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Den Eingang der projectirten neuen Straße (von der Siemzerstraße anfangend bis zu dem vom Rademacher H. Badstein jetzt erbauten Hause) beabsichtigen wir noch in diesem Herbste mit einem guten Steinpflaster versehen zu lassen und fordern hiedurch Reflectanten zu diesen Dämmungsarbeiten auf, ihre Offerten sowohl für die Lieferung des nöthigen Sand= und Steinmaterials pro []Meter, wie auch für die Arbeiten selbst bis zum 30. d. Mts. bei uns einzureichen.
Schönberg, den 21. September 1885.

Der Magistrat.


Wegen Wegzugs von hier beabsichtige ich mein an der Rehnaer Chaussee belegenes, in 14 Parzellen getheiltes Ackerstück von circa 5 Scheffel Aussaat oder sonst meine im Köppenmoor belegene Wiese von 163 []Ruthen ethes Kuhfutter nebst dem dazu gehörigen Garten von circa 14 []Ruthen meistbietend zu verkaufen und zwar am

Mittwoch, den 7. October 1885,
Abends 6 Uhr,

im Lokale des Ackerbürgers J. Boye.
Schönberg, den 25. September 1885.

Johanna Creutzfeldt.         


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl

Schuhwaaren
für Herren, Damen und Kinder

besuchen werde.

Mein Stand ist vor der Apotheke.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                             J. Schleuß, Lübeck.


Baugewerkschule
Eckernförde.
Wintersemester: Anf. Novbr. - Vorcurs. Anf. Octbr. Abgangsprüf. v. Königl. Prüfungscommission. Auskunft durch
Die Direction.


5 Fuder Heu,
(zweiter Schnitt),

theilweise Kuhfutter, sind zusammen oder in kleinen Posten billig zu verkaufen.

F. Lundwall.         


Särge!
stets vorräthig, große Auswahl, billige Preise.
                                                    bei G. Berger, Selmsdorf.


Gefunden am Sonntag Abend ein Sack mit Kartoffeln, gegen Erstattung der Kosten abzuholen bei

Handelsmann Koopmann.         


[ => Original lesen: 1885 Nr. 74 Seite 3]

Oeffentliche Versteigerung.

Dienstag, den 29. September d. Js., Vormittags 9 1/2 Uhr beginnend, sollen im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:

Schränke, Tische, Stühle, Comoden, 2 Candelaber, 1 Bronce=Pendüle, Wand= u. Taschenuhren, 2 Sophas, Beisetztisch mit Marmorplatte, Bilder, Küchenschränke, Fenstergardinen, Teppiche, Cocosmatten, Kisten, Koffer und Laden, Badewanne, Pelz, Fußsack und Damen=Pelzgarnituren, einige Bettstücken u. Frauenkleidungsstücke, Schafscheeren und Schafglocken, diverses Küchengeräth, Schnitzbank und Handwerksgeräth, auch 1 großer Bureau=Schreibtisch - neu - mit Zubehör, 1 altes Klavier und vieles andere mehr.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.         


Auctionsanzeige.

Am Dienstag, den 29. September d. J., Morgens 9 1/2 Uhr sollen aus dem Forsthofe zu Gostorf bei Grevesmühlen nachstehende Gegenstände öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:

2 Ackerpferde, Milchkühe, 2 und 3jähr. Starken, (theils Friesen), Schweine, 1 englischer Zuchtbock, Fetthammel, Schafe und Lämmer, 1 Stuhlwagen, Sielengeschirr, Acker= und Wirthschaftsgeräth, Mobiliar, Betten, Federn, Küchengeräthe und was sich sonst noch findet.
Das Vieh kommt gegen 12 Uhr zum Aufgebot.
Gostorf bei Grevesmühlen.

Frau Förster Stubbendorff.         


Technikum
(Baugewerk-, Maschinenbau-, Kunsttischler- u. Malerschule)
Buxtehude
b. Hamburg. Bedeutendste nordd. Fachschule. Pension pro Tag 1 Mark.
Programme gratis u, franco d. Director
Hittenkofer.


Lampenkuppeln und Cylinder
in jeder Größe empfiehlt zu den billigsten Preisen
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Wagen= und Stallaternen sowie auch Wagenlichte empfiehlt
                                                    J. Ludw. D. Petersen.

J. Ludw. D. Petersen.


Pferd Vom Sonnabend, den 26. September d. J. an
stehen gute 1 1/2jährige                                                
Dittmarsche Füllen
bei mir zum Verkauf                                                    
                                                    Carl Vock,
                                                    Pferdehändler.


Pferd Freitag, 25. September
treffe ich mit meinem Transport
1 1/2 jähriger Füllen
ein, wozu ich Kaufliebhaber freundlichst einlade                                                    
                                                    Aug. B. Schleuss.


Kleehonig
à 75 Pfennig (Mecklenburg).                                                     bei J. Wegner.


Zu Ostern 1886 habe ich zu vermiethen:

eine Parterre= und eine Etagen=Wohnung (mit Gärten.)

Die Wohnungen können täglich Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr besichtigt werden.

Bernh. Drenckhahn.         


Das bedeutende
Bettfedern-Lager
Harry Unna in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme
(nicht unter 10 Pfund) gute neue
Bettfedern für 60 Pfennig

das Pfund, vorzüglich gute Sorte für M. 1.25, prima Halbduunen nur M. 1.60.
Verpackung zum Kostenpreis. Bei Abnahme von 50 Pfund 5 pCt. Rabatt. Umtausch gestattet.


Diäten=Verein
für Geschworene beider Mecklenburg.

Die diesjährigen Beiträge sowie neue Beitrittserklärungen werden bis zum 31. October entgegengenommen von

L. Spehr.       


Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
Schiff
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei           
Friedr. Frick in Röbel.


Wohnungsveränderung.

Von jetzt an wohne ich nicht mehr bei der Wittwe Kähler, sondern in meinem neuerbauten Hause.
Gleichzeitig empfehle meine

fertigen Herrengarderoben, sowie Tuche und Bukskins,

auf das Beste sortirt. Preise fest und billig.

                                                    H. Hundt,
                                                    Herrenkleidermacher.


Zum Anfertigen von
Damen=Kleidern

in und außer dem Hause, empfiehlt sich den geehrten Damen Schönberg's und Umgegend

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Marie Ollrog.
                                                    Schönberg, am kalten Damm Nr. 8.


Zu sogleich habe ich eine                                                    
kleine Wohnung
und zu Ostern 1886                                                          
eine Etagen=Wohnung
zu vermiethen.                                                            
                                                    W. Nothdurft.


Zu verkaufen:
Saat=Roggen und Saat=Weizen.
Roggen sehr schön von Korn (Stroh wie Reth),
pro Tonne 14 Mark.
Weizen, goldgelber, sogen. "Goldbecker",
pro Tonne 16 Mark.
                                                    Rieckhoff.
Rabensdorf, den 24. September 1885.


In der Meierei zu Toriesdorf sind noch große und kleine

Pölk= Schweine

zu verkaufen.


Von Sonntag, den 27. September fahre ich von der Neuen=Welt 6 Uhr Abends.

L. Schütt.         


[ => Original lesen: 1885 Nr. 74 Seite 4]

Mein mit Neuheiten reich assortirtes Lager in

Herbst- u. Wintermänteln, Kleiderstoffen, Besätzen, Buckskin's etc.

empfehle zu billigen Preisen.

Wilh. Oldenburg.         


U. Beermann & Co.
Lübeck.                                                     Sandstraße 25.

empfehlen außer ihrem sehr reichhaltig assortirten Lager von

Manufactur-, Mode- & Weisswaaren

eine besonders große Auswahl der modernsten

Regen-, Herbst- & Wintermäntel, Jacken, Tricottaillen und Röcke,

nur aus soliden Stoffen, zu sehr billigen Preisen.


        Den Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß für die Saison unser, auch dort bekanntes Lager jetzt vollständig assortirt ist. Wir empfehlen unsere

Kleiderstoffe, sowie Winter- und Herbst=Mäntel

in den geschmackvollsten Mustern und billigsten Preisen einem geehrten Publikum zu gefälliger Abnahme.

                                                    Achtungsvoll
Rehtwisch & Borchert.

        Lübeck, den 10. September 1885.


Franz Christoph's
Fußboden-Glanz-Lack
von bekannten vorzüglichen Eigenschaften
geruchlos und schnelltrocknend.
                                                    empfiehlt
                                                    A. Zander.


Haus- und Küchengeräthschaften
empfing in großer Auswahl und empfiehlt zu billigen Preisen
                                     &nbs                                                    J. Ludw. D. Petersen.
Auch sind einige                                                    
leicht beschädigte Sachen
sehr billig zu kaufen.                                                    D. O.


Eine Paterre=Wohnung
zu vermiethen                                                    
                                                    Siemzerstraße 185.


Ein Kuhfutterer,
welcher melken kann, wird zu sogleich gesucht. Wo? zu erfragen bei                                                    
Schönberg.                                                    C. Schwie.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 27. September.

Frühkirche: Lehrer Steinführer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 74 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 74 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. September 1885.


- Ein bewährtes Mittel gegen Hufspalten besteht nach der amerikanischen "Acker= und Gartenbau=Zeitung" in der Anwendung von Honig und gelbem Wachs, welche zu gleichen Theilen bei schwachem Feuer nicht mehr, als zum Flüssigmachen und Mischen nothwendig ist, zusammengeschmolzen und gut verrührt, dann mittels eines Pinsels auf dem zuvor mit lauem Wasser überall gereinigten Huf oben und unten auf= und eingestrichen, sowie in die gut gereinigten Spalten und Risse gefüllt werden. Nach mehrmaliger Anwendung dieses Mittels, welches aber jedesmal zuvor wieder etwas erwärmt werden muß, damit es sich streichen läßt, verlieren sich die Risse und Spalten, der Huf wird dadurch gewissermaßen neu belebt und er zeigt beim Beschlagen in überraschender Weise eine geschmeidige Beschaffenheit. Es ist wohl einleuchtend, daß ein solches, die Sprödigkeit des Hufs und den Hornspalt desselben heilendes Mittel einer Ausfüllung der Risse mit Guttapercha oder ähnlichen Substanzen vorzuziehen ist.
- U. Bobnar schreibt im "Oesterr. landw. Wochenblatt:" Das weidende oder arbeitende Rindvieh leidet von den Bremsen, großen und kleinen Mücken, so viel, daß es oft durch das Abwehren derselben ebenso müde, als durch die Arbeit selbst wird. Häufig wird es von dieser fatalen Plage derart heimgesucht, daß es sich nicht einmal satt fresse kann. Gegen dieses Ungemach wende ich folgende Salbe mit bestem Erfolg an: Man nehme Aloe, Colonquinten, Ochsengalle, Raute und Weihrauch, von jedem gleichviel, lasse sie in etwas Oel und Essig zusammen kochen und seihe sie schließlich ab. Beim Gebrauch streiche man den Ochsen oder Kühen etwas von der Salbe um die Augen und an alle solche Stellen des Kopfes, an welchen sich die Fliegen am meisten ansetzen.
- In der dänischen Königsfamilie sind alle christlichen Bekenntnisse vertreten. Der König, die Königin und die Söhne sind protestantisch, der Prinz Waldemar hat eine katholische Braut, der andere Sohn, der König von Griechenland, eine griechischkatholische Gemahlin, der Schwiegersohn Prinz von Wales gehört der englischen Hochkirche, die Kaiserin von Rußland der russischkatholischen Kirche an. Sie sind so eben alle in Kopenhagen versammelt und vertragen sich vortrefflich, obgleich auch einer gegen den andern manche Bedenken hat. Sollte, was unter den Fürsten geht, nicht auch bei den Völkern möglich sein?
- Es ist ein Wunder, daß der Postillon Franz Pöschl sich nicht betrank; denn er erhielt, wenn er den Kaiser Wilhelm von Lend nach Gastein fuhr, jedesmal 40 Mark, er erhielt sie aber dafür, daß er sich niemals betrank und ein sehr geschickter und solider Kutscher war. Der Kaiser hat ihm eine Galalivrée geschenkt und ihm 100 M. Pension angewiesen.
- Der König von Sachsen hat seine vom Herzog von Braunschweig ererbte Herrschaft in Posen für 2 Millionen Mark an den Landrath von Buddenbrock verkauft. Was für stattliche Landräthe sie in Preußen haben!
- Zu der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte sind in Straßburg schon viele Gäste eingetroffen; das Präsidium nimmt Professor v. Kußmaul ein.
- Im Zuchthause in Halle hat sich der Genosse des hingerichteten Hochverräthers Reinsdorf, Schuhmacher Holzhauer, erhängt.
- Mit dem Schrittmesser hat ein bayrischer Seconde=Lieutenant der Infanterie gezählt, daß er während des letzten Manövers von seiner Garnison bis wieder in die Garnison rund 630 000 Schritte gemacht hat. Nur die Schritte, die er im Dienst gethan hat, wurden gezählt. Er hat demnach einen Weg von 500 Kilometern, und pro Tag im Durchschnitt 40 Kilometer, zurückgelegt. Das genügt!
- Hier haben Sie ein 5 Pfennigstück, geben Sie mir 4 Pfennige heraus, sagte eine Bürgersfrau in Altdorf zu einem fechtenden Handwerksburschen. Er nahm und zahlte ein 2 Pfennigstück und 2 einzelne Pfennige heraus. Der Frau fiel anderen Tags das eine Pfennigstück auf, sie schabte und putzte an demselben und siehe, der schmutzige Pfennig verwandelte sich in ein funkelndes 10 Markstück. Als sie es in der Stadt und Umgegend bekannt machte, stellten sich Dutzende von Bewerbern ein, nur nicht der echte Handwerksbursche. Er hatte jedenfalls keine Ahnung von dem goldnen Schatze.
- Die erste Guillotine, welche der Erfinder, Herr Guillotin, nach dem sie ihren Namen führt, selbst konstruirt hat, ist, wie viele andere Raritäten, während der Tage der Pariser Kommune auf den Markt gekommen und schließlich für 20 000 M. von dem Besitzer eines Raritäten=Instituts erworben worden. Unter dem Beil des ziemlich roh gezimmerten Instruments fielen in der französischen Revolution die Häupter des Königs und der Königin, sowie von Tausenden der Edelsten des Landes. Die öffentliche Schaustellung des schauerlichen Apparats ist dem jetzigen Besitzer jedoch nicht gestattet worden.
- Theodor Thomas, der Besitzer eines großen Concertsaales in Chicago, äußerte sich über die Wirkung der Musik kürzlich wie folgt: Derselbe sagte jüngst: "An den Abenden, an denen das Orchester Wagners Musik spielt, setzte ich 5mal so viel Lagerbier ab als sonst. An den Mendelssohn=Abenden kauft Niemand Schinkenbrödchen und, da ich bei denselben 85 Proc. verdiene, halte ich nicht viel von Herrn Mendelssohn. Strauß ist der Componist, der den Wein fließen läßt. Der Mensch fühlt sich wohl, wenn er einem Walzer von Strauß lauscht und bestellt deshalb sofort eine Flasche Champagner."
- Ein Weltwunder, und zwar aus den Südstaaten Amerikas gebürtig, macht in den Blättern viel von sich reden. Dieses Weltwunder ist eine ebenholzschwarze junge Negerin mit Namen Nellie Cecily Broke, die eine Stimme besitzen soll, mit der sie den Wettkampf mit der ersten Primadonna Europas nicht zu fürchten brauche. Die schwarze Nachtigall, von Hause aus Kindermädchen, soll bereits einen Impresario gefunden haben, der sie und ihre Gesangskunst vor der Welt nicht verborgen zu halten fest entschlossen sein dürfte.
- Das nennt man Ehrgeiz! Ein pariser Küchenchef, der auf einem Schloß in der Nähe von Paris ein Hochzeitsmahl zuzubereiten hatte, von seinen Gehülfen aber im Stich gelassen wurde, so daß das Essen zur bestimmten Stunde nicht fertig war, stieß sich aus Verzweiflung ein Tranchirmesser mitten in's Herz und starb nach wenigen Minuten. Er scheint sich den Koch des großen Condé zum Vorbild genommen zu haben, der sich um's Leben brachte, weil ihm eine Pastete mißlungen war.
- Im Jardin d'acclimation d. i. der zoologische Garten in Paris, gabs dieser Tage eine interessante Operation. Der Riesenelefant litt an einem Zahngeschwür, das sich am linken Unterkiefer in Größe einer Citrone gebildet hatte. Nicht Menschen nur, sondern auch Elephanten empfinden derartige Gewächse sehr unangenehm. Der arme Pariser wurde ganz melancholisch. Endlich faßte man den Entschluß, ihn zu operiren. Er duldete das auch ganz ruhig, die Elephanten sind kluge Thiere. Sobald die Operation vorüber und Erleichterung eingetreten war, raste das Thier im tollsten Laufe einige Male in seinem eingezäunten Raum umher, stieß gewaltige Trompetentöne aus und legte sonst noch durch Sprünge und Bewegungen seine Elephanten=Freude an den Tag. Besonders interessant

[ => Original lesen: 1885 Nr. 74 Seite 6]

aber ist, daß das Thier, so lang die Wunde offen war, mit großer Vorsicht und schief gehaltenem Kopf nur auf der rechten Seite kaute, um die Wunde an der linken Seite zu schonen.
- Weit schlimmer als diese Thiergeschichte ist eine andere in Lüttich verlaufen. Dort war einer Menagerie ein Panther entkommen und erschien plötzlich mitten in der belebtesten Straße, stürzte sich sofort auf einen Bauersmann, zerriß diesen, faßte dann ein 8jähriges Mädchen und erwürgte auch dieses. Durch das Geschrei und den Lärm, der sich erhob, erschreckt, flüchtete die Bestie dann auf ein Haus, auf dessen Dach sie sich niederlegte, um die Menschen unten zu beobachten. Erst nach einer halben Stunde etwa gelang es, das Thier durch einen wohlgezielten Schuß unschädlich zu machen.
- Colonial=Taschentücher sind das Neueste unter den üblichen illustrirten Taschentüchern. Sie tragen die Abbildungen von Nachtigal, Stanley, King Bell, mehren schwarzen Größen und Ansichten afrikanischer Residenzen.
- Den Wienerinnen ist verboten, im Theater Hüte zu tragen um den unglücklichen Hintersitzern alle Aussicht auf die Bühne und was da vorgeht, nicht zu versperren. Außerm Theater dagegen ist es nach wie vor erlaubt, den schönen Wienerinnen unter den Hut ins Gesicht zu sehen.
- Gegen die Tournüre. Damen ohne Anhang werden gesucht. Näheres beim Vorstand des Vereins "Hine tescht" in Kreuznach.
- Welches ist die Aehnlichkeit zwischen einer Tournüre und einem Panorama? Bei beiden weiß man nicht, wo die Kunst aufhört und die Natur beginnt.
- "Ohne der Sonne irgendwie zu nahe treten zu wollen", so beginnt die Annonce eines Lichtfabrikanten in einem Berliner Blatt, "kann ich doch behaupten, daß dieselbe von dem Glanz meiner neuerfundenen Photospermäceti=Kerzen weit in den Schatten gestellt wird."


Bluke Stovall.

Bluke Stovall lebte zwischen den Bergen eines spärlich besiedelten Distrikts. Seine Farm grenzte an einen kleinen Bach und folgte mit ihren fruchtbaren Flecken üppigen Bodens den Krümmungen des Wassers. Sein Weib war seit Jahren todt, aber er lebte in glücklicher Zurückgezogenheit mit seinem zehnjärigen Knaben. Stovall war ein Mann, der etwas Bildung besaß; wenigstens las er gern, das sah man an den Fingerspuren seiner Bücher. Eines Tages, während Stovall und sein Sohn an der rauhgezimmerten Gatterthüre vor dem Hause standen und Mais für eine Anzahl junger Schweine schälten, kam Dick Spillers, ein alter Bursche der in der Nähe wohnte, herangeritten und nickte Stovall zu. "Wollt ihr nicht absteigen, Alter?" - "Well, wenn ich's thue, werdet Ihr wünschen, ich hätte es nicht gethan." - "Wieso?" fragte Stovall, den alten Burschen neugierig betrachtend. - "Ihr wißt, ich bin kein Mann, der sich gut auszudrücken versteht, Bluke." - "Ihr sucht doch nicht etwa eine Schule?" - "Wartet, bis ich fertig bin. Ich bin kein Mann von vielen schönen Redensarten; wenn ich aber etwas zu sagen habe, dann komm'ich gleich auf den Punkt. Seit wie lange wohnt Ihr denn hier?" - "Ei, mein Vater hat vor mir hier gewohnt. Das solltet ihr doch wissen." - "Ja. Nun, und ist es Euch niemals aufgefallen, daß der alte Mann keinen Besitztitel hatte?" - "Was meint Ihr damit?" - "Ich wills Euch sagen. Neulich als ich in der Stadt war, ging ich in die Land=Office. Ich sah die Bücher durch und fand, daß diese Farm öffentliches Land war, deshalb habe ich es in Besitz genommen. Ich will Euch keine Ungelegenheiten bereiten, Bluke, aber Ihr müßt machen, daß Ihr weiter kommt." - "Großer Gott, Mann! Mein Vater, meine Mutter und mein Weib starben hier. Ihr werdet doch nicht sagen, daß ich fortziehen muß?" - "So lautet das Gesetz." - "Zum Henker mit einem solchen Gesetz! Ich gehe nicht und laßt Euch's nur gesagt sein, wenn Ihr mit Euren Verkaufspapieren hieher kommt, wird es Euch schlecht ergehen." - "Na, seht einmal her," sagte der alte Spillers und stieg vom Pferde, "solche Redereien sind für gar nichts gut. "Wenn Euer Vater vor Euch und Ihr nach ihm nicht mehr Verstand hattet, als dieses Anwesen zu vernachlässigen, müßt Ihr auch die Folgen tragen. Das ist Alles." - "Du elender Hund." - "Schimpft nur zu. Ich weiß, Ihr könnt das, denn Ihr seid ja ein gescheidter Mann, aber ich habe das Gesetz in meiner Hand." - "Das soll wohl heißen, daß Ihr mich meiner Heimath berauben wollt. Ich wußte nicht, daß mit dem Besitztitel etwas in Unordnung war. Wenn Ihr ein Gewissen hättet, wäret Ihr hierher gekommen, um es mir zu sagen, damit ich die langjährige Vernachlässigung hätte gutmachen können." - "Ja, das hätte ich wohl thun können, aber seht, ich mische mich nicht gern in anderer Leute Angelegenheiten. Da, Du nichtswürdiger Schlingel, halte mein Roß, bis ich die Dokumente hergezeigt habe."
Wie alle zartfühlenden Menschen war auch Stovall ein großer Hitzkopf. Manchmal verlor er seine ganze Herrschaft über sich, aber man konnte dann sehen, wie er mit aller Macht bestrebt war, seinen Zorn hinunterzuschlucken. Als aber Spiller mit einer gebieterischen Geberde, welche Unwissenheit und deren Zwillingsschwester, die Grausamkeit, so leicht annehmen können, dem Knaben die Zügel zuwarf und demselben insultirte, während er seinen Vater beraubte, vermochte Stovall seine Wuth nicht länger zu beherrschen. Er sprang über den Zaun und packte Spiller beim Hals. Haltet ein!" keuchte der Angegriffene; "hört auf; Ihr - erwürgt - mich - ja!" Stovall stieß ihn über den Zaun. Beide stürzten. Dem alten Mann traten die Augen aus den Höhlen hervor und starrten gräßlich vor sich hin. "O laß' ihn, Vater!" flehte der kleine Knabe. Aber Stovall war es, als ob er einen gespenstigen Besitztitel in seinen Fäusten hätte und er denselben erwürgen müsse. Des alten Mannes Zunge kam heraus und ihre blauen Adern schwollen furchtbar an. So!" rief Stovall, sich erhebend, aus. "Wenn er das nächste Mal in eine Land=Office geht, wird der Teufel ihm die Bücher zeigen. Er ist todt! Todt - wie der Wolf, den die Geier verächtlich liegen lassen. Aber, gerechter Gott!" wandte er sich an seinen erschreckten Sohn; "sie werden mich hängen. Ich will mich von ihnen nicht erwischen lassen. Laufe hinüber zu Johnsons. Bleibe dort, bis ich Dich hole."
Die Tragödie verursachte einen Sturm der Entrüstung. Ein Sheriffsaufgebot durchsuchte das Land. Einmal trieben sie Stovall in eine Bergnische, aber er erschoß zwei Mann und entfloh. Sein Herzenswunsch war es nun, seinen Knaben wiederzusehen. Eines Nachts, als der Mond die laublosen Wälder beschien, schritt er Johnson's Hause zu. Er war an seinem eigenen Hause bereits vorüber und näherte sich Johnson's Farm, als jemand ihm begegnete. "Halloh." - "Halloh." - Seid Ihr es, Stovall?" - "Ja; und Ihr seid Johnson?" - "Ja." - "Ich bin auf dem Wege nach Eurem Hause, um mein Kind zu sehen." - "Kommt hierher," sagte Johnson, ihn beim Arme nehmend. Er führte ihn eine kurze Strecke weit, deutete auf einen kleinen Hügel und flüsterte: "Stovall, dort ist Euer Knabe." Stovall war allein, das Gesicht in die feuchte Erde eines frisch aufgeworfenen Hügels begrabend. Eine Eule ließ sich auf einem hohen Baume nieder und schrie in heiserem Hohne. Zwei kleine Schuhe, einer zu Häupten und einer zu Füßen bezeichneten das Grab. Johnson's kleine Tochter hatte sie dorthin gelegt. - "Ihr seid mein Gefangener" - Stovall blickte empor. Der Sheriff und sein Aufgebot hatten ihn umzingelt. "Wartet", sagte er mit schmerzerfüllter Stimme. "Das Licht meines Lebens ist unter diesem Scheffel verborgen," er legte seine Hand auf den Hügel. "Mein Kind" und wiederum begrub er sein Antlitz in die feuchte Erde. Er seufzte laut. "Nun, Gentlemen," sagte er schließlich, sich erhebend; "nun werde ich mit Euch kommen." Er war allein. Der Sheriff und sein Aufgebot waren fort.


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