No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Mai
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 37 Seite 1]

Bekanntmachung.

        Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte in Güstrow für das zweite Quartal dieses Jahres wird am

Montag den 1. Juni d. J.

eröffnet.

        Rostock, den 6. Mai 1885.

Der Präsident des Großherzoglichen Ober=Landes=Gerichts.
Dr. Budde.


Aus dem Reichstage.

Mit gewohnter Ungenirtheit traten auch bei dem Unfallversicherungsgesetz wieder die Sozialisten auf, sie gaben sich das Ansehen als wären sie es gewesen, die dieses ganze Gesetz zu Stande gebracht hätten. Das wurde ihnen aber gründlich verleidet. Der Conservative von Maltzahn=Gültz trat ihnen in einer Aufregung, die man sonst gar nicht an ihm kennt, mit einer Entschiedenheit entgegen, gegen die die Herren Bebel und Genossen vergebens anzukämpfen suchten. Der Abgeordnete von Maltzahn konstatirte, daß die Sozialdemokraten gerade bei den entscheidenden Verhandlungen aber das für die Arbeiter so wichtige und bedeutungsvolle Krankenkassen= und Unfall=Versicherungs=Gesetz im Reichstag gefehlt, und daß, wenn sie zugegen waren, sie doch an den Berathungen nicht Theil genommen haben. "Und Sie wollen die Arbeiter und deren Interessen vertreten?" rief er ihnen zu: "Sie reden nur, rühren hier im Plenum nur die Lärmtrommel, arbeiten aber nicht. Die Thatsachen fangen an, bedenklich gegen Sie zu sprechen. Sie rufen, geben Sie uns erst Diäten. Also nur, wenn Sie dafür bezahlt werden, wollen Sie arbeiten? Sie sind aber doch von Ihren Wählern hierher geschickt, nicht nur um Lärm zu schlagen, sondern um vor allen Dingen zu arbeiten." Herr von Maltzahn wies dann nach, daß der sozialistische Vertreter in der Kommission die wichtigsten Sitzungen geschwänzt habe, daß die Sozialisten aber durchaus nicht am Arbeiten verhindert würden, sondern vielfach eben nicht arbeiten wollten. - Der Thiergarten scheint größere Anziehungskraft auf sie auszuüben, als das Arbeitszimmer des Reichstages. Diese Zurechtweisung der Sozialdemokraten, welche im energischsten Ton ihnen zugeschleudert wurde, machte großen Eindruck auf das Haus. Von allen Seiten erschallten während der Rede Maltzahns immer und immer wieder laute Bravos. Jeder fühlte, wie richtig es war, das Verhalten der Sozialisten endlich einmal aufzudecken. Nach Außen nehmen sie den Mund gewaltig voll, als wären sie die einzigen Vertreter der Arbeiter; gilt es aber wirklich, ernst zu arbeiten, sind sie, sogar bei den Vorlagen, welche im eigensten Interesse der Arbeiter sind, nicht zu haben.
Vergebens versuchte der Sozialist Herr Kayser den Eindruck dieser Rede zu verwischen. Schon in Ton und Stimme war er unsicher. Man merkte seinem ganzen Auftreten an, daß der Hieb gesessen hatte. Als unwahr und wieder unwahr bezeichnete dann auch weiter v. Maltzahn die im Plenum gemachten Angaben der Sozialisten. Ebenso vergeblich wie Kaiser suchte Herr Auer gegen die erhobene Anklage aufzutreten. Herr Auer verdeckte seine Verlegenheit durch maßlose Angriffe. Es wurde ihm dafür aber ein energischer Ordnungsruf des Präsidenten zu Theil. Die Sozialisten antworten auf solche Angriffe stets: "Die Arbeiter stehen doch auf unserer Seite." Das ist zur Zeit wirklich auch der Fall, doch auch den Arbeitern werden ja einmal die Augen aufgehen. Hoffentlich trägt dieser Einblick in das Gebahren der sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstag auch sein Theil dazu bei. Die angeführten Thatsachen können von den sozialistischen Vertretern nicht bestritten werden. Im Gegentheil! Den Todesstoß gab ihnen der Staats=Secretair v. Bötticher, der in seiner klaren, sachlichen und ruhigen Art bestätigte, daß die Sozialdemokraten ihre Arbeiten immer nur höchst mangelhaft geleistet hätten. "Arbeiten Sie mehr, besser, studiren Sie vor Allem die Gesetze besser, dann werden Sie auch nützen können, rief er ihnen ermahnend zu.
Es machte einen sehr wohlthuenden Eindruck auf das ganze Haus, daß den Herren, welche so groß in der Phrase, so klein in der That sind, vor ganz Deutschland endlich einmal gründlich die Wahrheit gesagt wurde. Ein von den Sozialisten gestellter Antrag zu § 1 des Gesetzes wurde mit allen gegen die 6 Stimmen der anwesenden Sozialdemokraten abgelehnt. Ebenso wurde ein deutsch=freisinniger Antrag zu § 4 verworfen. Dagegen fand der nationalliberale, im Interesse der Arbeiter gestellte Antrag, "daß der Beauftragte kein unmittelbarer Vorgesetzter der Arbeiter sein dürfe," die Annahme des Hauses.


Der Reichstag hat auch am Dienstag noch die Börsensteuer berathen und ist nunmehr zu dem Beschluß gelangt, daß der Entwurf in der Fassung der Commission besser sei als der Entwurf, welchen die Nationalliberalen ausgearbeitet hatten. Die Polen, die Elsässer, die Sozialdemokraten, das Centrum und die beiden conservativen Parteien stimmten für den Entwurf der Commission, der eine Verbesserung des Entwurfs ist, welchen der conservative Abgeordnete von Wedell=Malchow ausgearbeitet hatte. Jetzt bleibt noch unentschieden, wie sich die Regierung stellen wird, ob sie die procentuale Börsensteuer gutheißt oder nicht, denn der Entwurf ist eben vom Reichstag, nicht von der Regierung ausgegangen.

[ => Original lesen: 1885 Nr. 37 Seite 2]

Was ist zu thun gegen derartige unnütze und ungezogene Burschen? Kürzlich wurde aus Berlin berichtet, daß ein junger Mensch, ein stellenloser Commis, des Nachts im kaiserlichen Palais eine Fensterscheibe eingeworfen habe. Er wurde für geistig gestört erklärt. Wenige Tage darauf versuchte ein anderer junger Mensch, sich in den Wagen des Kaisers zu setzen, der vor der englischen Botschaft hielt. Auch von ihm hieß es, er sei nicht zurechnungsfähig. Und nun kommt der Dritte. Ein Strolch, der am hellen Nachmittag, am Mittwoch, durch einen Steinwulf die Scheibe des bekannten Eckfensters, an dem der Kaiser so oft steht, zertrümmert hat. Ist der auch wahnsinnig? Dann scheint die Sache epidemisch zu sein! Man darf wohl aber fragen: wäre für solche Streiche denn nicht eine Tracht Prügel am Platze?!
Eine sehr traurige Kunde kommt aus Afrika herüber. Generalconsul Dr. Nachtigal, so wird unter dem 5. ds. Mts. aus St. Vincent gemeldet, ist gestorben. Der Commandant der deutschen Corvette "Möve" hat es angezeigt und hinzugefügt: Dr. Nachtigal wurde von uns am Cap Palmas begraben. Da ruht wieder ein Deutscher, auf den sein Vaterland stolz sein darf, still in fremder Erde. Nachtigal war der Sohn des Pfarrers in Eichstätt in der Altmark, im Jahre 1834 geboren und, nachdem er sich zum tüchtigen Arzt gebildet hatte, eines Brustleidens wegen gezwungen, in warmen Ländern zu leben. So wurde er Afrikareisender und endlich seiner hervorragenden Kenntnisse wegen Generalconsul. Er gedachte bald wieder in die deutsche Heimath zurückzukehren; er sollte sie nicht wiedersehn, der er so treu gedient hat.
"A pacific Power" d. h. auf Deutsch eine Macht im Stillen Ocean, die gleichzeitig friedliebend ist, denn "pacific" bedeutet als Eigenschaftswort "friedlich" und als Hauptwort in Verbindung mit "sea" oder "ocean" den Stillen Ocean und "Power" heißt Macht. Mit dem ganzen schönen schmeichelhaften Ausdruck aber werden neuerdings wir, die deutsche Nation, in Australien, bezeichnet, wo die energische Politik des Fürsten Bismarck weit mehr Bewunderung erregt als das Schaukeln und Schwanken eines Gladstone.
Es ist eine Freude, jetzt die Berichte von Konsuln fremder Staaten über den immer bedeutenderen Aufschwung, welchen der deutsche Handel nimmt, zu lesen. Und daß dabei zwischen den Zeilen die Angst der anderen hervorschaut, von uns Deutschen überflügelt oder gar verdrängt zu werden, macht die Sache für uns natürlich nur noch schmackhafter. Da schreibt z. B. der schweizerische Konsul in Hamburg in einem an den schweizerischen Bundesrath erstatteten Bericht für 1884, was folgt: Deutsche Waaren treten überall auf dem Weltmarkt in Concurrenz namentlich mit den englischen industriellen Erzeugnissen und erfreuen sich steigender Beliebtheit. Dazu trägt die Gewissenhaftigkeit bei, welche die deutschen Fabrikanten im Gegensatz zu früheren schlechten Gewohnheiten der Ausführung der ausländischen Aufträge widmen, und die Aufmerksamkeit, mit welcher sie den Geschmack ihrer Kundschaft studiren. England sieht in der That heute, dafür sprechen alle Anzeichen, in Deutschland seinen gefährlichsten Nebenbuhler im internationalen Verkehr, und es ist in Wahrheit zu bewundern, in wie erstaunlich kurzer Zeit dieses letztere Land in die vorderste Reihe der industriellen Staaten getreten ist. Alle auf Vergrößerung des Export gerichteten Bestrebungen finden jetzt sowohl im Inland, als in Hamburg, welches den überseeischen Verkehr Nord= und Mitteldeutschlands fast ausschließlich vermittelt, bereitwilligste Förderung.
Dem Uebermaß von Anwälten, welches an vielen Gerichten herrscht, soll ein Ende gemacht werden. Berliner Blätter berichten, daß man sowohl im preußischen Justizministerium wie im deutschen Reichsjustizamt darüber einig sei, daß über die Zahl der an den einzelnen Gerichten zuzulassenden Rechtsanwälte Bestimmungen getroffen werden müßten. Auch die Mehrzahl der Anwaltskammern oder doch wenigstens deren Vorstände dürften damit einverstanden sein.
"Das Recht auf Arbeit", ein in München erscheinendes sozialdemokratisches Blatt, berichtet, daß augenblicklich in Deutschland folgende Strikes zu verzeichnen sind: In Berlin, Königsberg und Gera striken die Tischler; Bochum, Goslar und Osnabrück die Zimmerleute; in Rathenow die Maurer; in München die Steinmetzgehülfen und in Offenbach die Schriftsetzer. Außerem wird in Berlin ein Strike der Maurer in nächster Zeit erwartet, sonst aber sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer im lieben Vaterland so weit einig und das ist für beide Theile offenbar das Beste.
Wer es den Sommer über nicht aushalten kann, ohne eine Ausstellung mit seiner Gegenwart beglückt zu haben, der hat auch in diesem Jahr wieder die Auswahl: In Pest die Ungarische Landesausstellung, in Antwerpen eine Weltausstellung und in London eine Ausstellung der neuesten Erfindungen. Außerdem sind sowohl in London wie in Paris bereits die "Salons", die Ausstellungen der neuesten Gemälde, eröffnet worden. Endlich sind, dahin transportirt auf 5 großen Möbelwagen, im Architektenhaus in Berlin sämmtliche Geschenke ausgestellt, die Fürst Bismarck an seinem Ehrentag erhalten hat, und nebenher verdient dann wohl auch noch die Pferde=Ausstellung einen Besuch, die gegenwärtig ebenfalls in Berlin auf dem alten Viehhhof stattfindet.
Am "Versumpfen" ist der englisch=russische Conflict gerade noch nicht, um so mehr da es jetzt heißt, daß Fürst Bismarck nicht mehr so abgeneigt wie bisher sei, zwischen den beiden Mächten zu vermitteln. Weit vom Versumpfen aber ist es auch nicht mehr, denn sowohl in England wie in Rußland ist man zu der Ueberzeugung gelangt, daß die afghanische Frucht noch nicht reif und ein Kampf um dieselbe vor der Hand nur für beide Theile von Uebel sein würde. Also behalten wir Frieden und die Federn der Diplomaten können hier einmal wieder gut machen, was die Schwerter der Soldaten beinahe schon verdorben hatten; das ist auch eine Aufgabe, wenn auch keine besonders interessante. Ueber die Bedingungen, unter denen der Friede gewahrt bleiben soll, wird man ja weiter hören.
Die russische Regierung, so heißt es jetzt, habe sich bereit erklärt, die bestimmte Versicherung abzugeben, daß sie Herat, die strategisch wichtigste Stadt in Afghanistan, nicht besetzen lassen werde. Das ist demnach das einzige, allerdings aber ein großes Zugeständniß von Seiten Rußlands auf das Entgegenkommen von englischer Seite. Die übrigen Forderungen, welche Mr. Gladstone gestellt hatte, daß der russische General Komaroff abberufen werden müsse u. s. w. scheint Rußland abgelehnt zu haben, die Engländer dürften aber kaum noch Lust verspüren, auf diesen Forderungen zu bestehen. Man sieht, daß die Tories in England nicht ganz Unrecht haben, wenn sie sagen: der englisch=russische Konflikt endigt mit einer Demüthigung Englands.
In Irland rühren sich die "Loyalisten" d. h. Diejenigen, welche im Gegensatz zu den "Nationalisten" nichts wissen wollen von der Losreißung Irlands von England. Es ist der Vorschlag gemacht worden, in Dublin ein großes Gebäude zu errichten, in welchem englische Prinzen wohnen könnten, wenn sie nach Irland kämen. 100 000 Männer, sagt man, gäbe es auf der grünen Insel, von denen jeder sich gern um 1 Pf. St. (20 Mk.) zu diesem Zweck erleichtern würde; 200 000, die 10 Schillinge geben würden und noch sehr viel mehr Leute, die 5 Schillinge und weniger mit Freuden herausrücken werden. Wollen sehen, ob das Gebäude errichtet werden wird und was Herr Parnell und die Seinen zu diesem "Verrath an der Sache Irlands" sagen werden.
England ist nicht nur in Aegypten, in Afghanistan, in Irland und in der Südsee gegenwärtig, wie es in der Diplomaten=Sprache heißt, anderen Mächten gegenüber engagirt, sondern auch in Canada in Amerika muß es seinen Besitz vertheidigen. Dort ist schon vor längerer Zeit ein Aufstand der sogenannten Mischlinge ausgebrochen, derjenigen Leute nämlich, welche hervorgegangen sind aus Ehen der Eingeborenen, der Indianer, und eingewanderten Europäer. Die Mischlinge werden von einem Manne Namens Riel angeführt und haben sich mit einem Theil der eingeborenen Indianer verbündet und diesen schon mehrere Gefechte geliefert. Das letzte Gefecht hat am 3. d. Mts. stattgefunden und dabei hat es auf Seiten der Engländer

[ => Original lesen: 1885 Nr. 37 Seite 3]

20 und auf Seiten der Aufständischen etwa 100 Todte und Verwundete gegeben. Die Aufständischen wurden übrigens in diesem Gefecht geschlagen.
Die pariser Blätter berichten jetzt, es sei nicht an dem, daß das Ministerium Brisson die Prinzen aus Frankreich ausweisen wolle. Dann hat man sich eben eines Besseren besonnen und daran hat man gut gethan, denn es wäre unerhört gewesen, wenn es geschehen sein würde. Auf den bloßen Verdacht hin, Verschwörer gegen die bestehende Staatsordnung zu sein, darf niemand ausgewiesen werden, aus keinem Staate, am allerwenigsten aber eine ganze Klasse von Leuten, denn sonst müßten ja die Sozialdemokraten sämmtlich hinaus aus ihrem Vaterland. Beweise gehören dazu und diese hat die französische Regierung nicht.
Ganz in der Stille sind von deutschen und türkischen Offizieren die Dardanellen=Forts auf ihre Tüchtigkeit untersucht und auch tüchtig genug befunden worden, einer Flotte die Einfahrt in das Schwarze=Meer zu verwehren. Es sollen jedoch "für alle Fälle" noch einige Torpedos gelegt werden, Goltz Pascha, der in türkische Dienste getretene preußische Major Graf v. d. Goltz, ist ein vorsichtiger Mann und hat es so bestimmt.


- Die Metallpatronenfabrik von Lorenz in Karlsruhe hat ein neues Geschoß, sog. Compoundgeschosse erfunden und durch deutsches Reichspatent (D. R.=P. Nr. 31145) gegen Nachahmung schützen lassen. Um die mörderische Wirkung der fortdauernd vervollkommneten Geschosse abzuschwächen, dabei aber das Ziel der Kampfunfähigkeit zu sichern, sind in der Patrone Stahl, Messing oder Kupfer (als Mantel) mit dem Blei als Kern vollständig verschmolzen. Während die sonstigen Bleigeschosse sich biegen, platt drücken und unnöthige Zerstörungen erzeugen, wirken die Compoundgeschosse völlig durchschlagend, hinterlassen in der Wunde keine Bleistückchen und können bei einer Attake mehrere Soldaten hinter einander durchbohren und kampfunfähig machen. Ein Versuch ergab, daß die beiden Schulterknochen eines Pferdes glatt durchgeschossen und dahinter noch eine 3 Millimeter starke Stahlplatte durchbohrt wurde. Die Militärärzte loben sehr die Wirkung der Geschosse im Sinne leichterer Heilung der Wunden.
- In der Nacht des 1. Mai wurde ein Kleiderhändler in Genf durch das Schnarchen seiner Frau munter und rief ihr zu, sich anders zu legen. Da sie nicht antwortete, trat er an ihr Bett, um sie zu wecken, sie lag aber in todtenähnlichem Schlaf und wurde nicht munter. In demselben Augenblick hört er das eine Kind von 8 Jahren röcheln und findet es in seinem Bettchen mit durchschnittenem Hals liegen, ebenso die drei jüngeren Kinder; auf dem Bettchen liegen noch die Blumen, die sie sich Nachmittags auf dem Spaziergang mit ihrer Mutter gesammelt haben. Er läuft nach dem Arzt und der Polizei und diese bestätigen den Tod der ältesten Kinder, nur das jüngste athmet noch, die Mutter war erst am zweiten Tage zu erwecken. Sie erklärte sofort, daß sie die Kinder getödtet habe, weil sie mit ihrem rohen Mann unglücklich gelebt habe, sie habe sich tödten und die armen Kinder nicht zurücklassen wollen. Sie hatte sich mit Liqueur und an Giftstoff berauscht, um sich zur schrecklichen That zu stärken.


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am Montag, den 1. Juni 1885, bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Mittwoch, den 13. Mai 1885,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I. anberaumt.
Güstrow, den 9. Mai 1885.

Der Präsident des Großherzoglich Meckleuburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez:) von Amsberg.


In Sachen, betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des Buchbinders Carl Bade zu Schönberg, ist auf

Mittwoch, den 10. Juni 1885,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte eine Gläubigerversammlung angesetzt, wozu die sämmtlichen Gläubiger hierdurch geladen werden unter dem Nachtheil, daß die Nichterschienenen an die Beschlüsse der Erschienenen gebunden sein sollen.

Tagesordnung:

1) Bericht über den Ausfall der auf Beschluß der Gläubiger geführten Prozesse gegen Brunnenberg und Lüttjohann, und Beschlußfassung über Zahlung der durch die Prozesse entstandenen Kosten;
2) Vorlage der Berechnung über die dem verstorbenen Rechtsanwalt Rackow in diesen Prozessen gemachten Vorschüsse, event. Beschlußfassung darüber;
3) Event. Aufhebung des Debitwesens wegen Mangels an Masse und event. Ueberweisung des sich etwa ergebenden geringen Restes an die zunächst zur Hebung berechtigten Gläubiger.
Schönberg, den 6. Mai 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

G. Arndt.       


In Zwangsversteigerungssachen, betr. das zu Schönberg vor der Marienstraße sub No. 63 belegene, seither dem Schuhmachermeister Christian Kleinfeldt gehörige Wohnhaus nebst Zubehör, wird hierdurch gemeinkundig gemacht,

daß der nicht zu den Acten gebrachte Hypothekenschein über die sub Fol. III des geschlossenen über das fragliche Wohnhaus nebst Zubehör niedergelegten Hypothekenbuchs für die Ehefrau des Schuhmachermeisters Kleinfeldt, Auguste geb. Harkensee zu Schönberg, eingetragene Forderung von 200 Thlr. Pr. Cour., hierdurch für ungültig erklärt wird.
Schönberg, den 6. Mai 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


In Zwangsversteigerungssachen, betreffend die zu Lüdersdorf belegene, seither der Ehefrau des Büdners Bröcker, Catharina geb. Oldörp gehörige Büdnerei nebst Zubehör, ist zur Abnahme der Rechnung des Sequesters, zur Erklärung über den Theilungsplan, so wie zur Vornahme der Vertheilung Termin auf

Mittwoch, den 27. Mai 1885,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt, zu welchem die Betheiligten mit dem Hinweis darauf geladen werden, daß gegen einen Gläubiger, welcher in dem Termine nicht erschienen ist, angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden sei. Der Theilungsplan und die Rechnung des Sequesters werden spätestens eine Woche vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden.
Zugleich wird der nicht zu den Acten gebrachte Hypothekenschein über die sub Fol. VI3 des geschlossenen Hypothekenbuchs für die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Sparbank in Schwerin eingetragenen, mit 5 pro Cent zu verzinsende Capitalforderung von 53 Thlr. 16 Sch. Pr. Cour. hierdurch für ungültig erklärt.
Schönberg, den 6. Mai 1885.

Großherzliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Verein Frohsinn.

Sonntag, den 17. ds. Ball im Boye'schen Gasthofe, wozu Einladungen erfolgen.

Der Vorstand.         


Allen Denen, die unsere liebe Tochter und Schwester Wilhelmine die letzte Ehre erwiesen haben, sagen wir unsern innigsten Dank.

                                                    J. Lohse u. Frau, nebst Geschwister.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 37 Seite 4]

Logo der Hagelassekuranz
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,
gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafteste Sicherheit und regulirt die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Interessenten.
Unser Sicherheitsfonds, bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschuß=Kasse belegt, beträgt jetzt

16,500 Mark.

Wir laden zum Beitritt in unsere Gesellschaft ein.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf.       Heitmann-Klocksdorf.       Mette-Palingen.
Oldörp-Schlag-Sülsdorf.       Ahrendt-Gr. Siemz.       Wigger-Grieben.


Industrie-Ausstellung
am Thierschautage, den 5. Juni 1885 zu Schönberg.

Unter Genehmigung Großherzoglicher Landvogtei soll am Thierschautage mit der Industrie=Ausstellung eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 4. Juni d. J. Nachmittags oder spätestens am 5. Juni bis 8 Uhr Morgens in's Schützenhaus hieselbst einzuliefern. Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs=Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Verkaufspreis dabei zu notiren.
Jeder Aussteller muß seine ausgestellten Sachen selbst beaufsichtigen, oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein Wächter angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie=Comite's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose der Industrie=Ausstellung sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite's fortwährend zu haben.
Alle Aussteuer werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände beim Senator Heincke hieselbst anzumelden.
Die Verloosung geschieht am Nachmittage des 5. Juni cr. und wird die Gewinnliste durch die hiesigen Wöchentlichen Anzeigen publicirt.
Schönberg, den 4. Mai 1885.

Das Comité der Industrie-Ausstellung.
Wicke.       Görbitz.       Bicker.       Hagendorf.
Heincke.       Studemund.


Scheibenschießen Scheibenschießen.

Zu dem am 2. und 3. Pfingstfeiertage bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen lade alle Freunde und Gönner ergebenst ein.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir gehalten.
Auf einen Satz von 3 Schüssen, der 1 Mark kostet, fällt nur ein Gewinn.
Die Tanzmusik findet am 3. Pfingstfeiertag statt.
Demern, den 9. Mai 1885.

H. Tretow, Gastwirth.         


Siegel's
Hühneraugen-Tod

verdient den nutzlosen Tincturen und Pinseleien gegenüber einzig und allein Beachtung! - Herzliche Danksagungen und Fürstliche Anerkennungen bestätigen die Vorzüglichkeit dieses Radical-Mittels.

Kruke 75 Pf.
In Schönberg zu haben bei                                                    
                                                    W. Maack, Barbier.


Tombola-Loose
zur Gewerbe=Ausstellung der Thierschau
am 5. Juny d. J.
sind für Wiederverkäufer zu haben
bei                                                     Wilh. Heincke.


Franz Christoph's
Fußboden-Glanz-Lack
geruchlos und schnelltrocknend.

Eignet sich durch seine practischen Eigenschaften und Einfachheit der Anwendung zum Selbst=Lackiren der Fußböden. - Derselbe ist in verschiedenen Farben (deckend wie Oelfarbe) und farblos (nur Glanz verleihend) vorräthig.
Musteranstriche und Gebrauchsanweisung in den Niederlagen.

Franz Christoph, Berlin
(Filiale in Prag).
Erfinder und alleiniger Fabrikant des echten Fußboden=Glanzlack.

Niederlage in Schönberg i. Mecklbg. A. Zander.


4-5 Sack gute Eßkartoffeln

werden zu kaufen gesucht. Offerten mit Preisangabe abzugeben in der Expedition der Anzeigen.


Wegen Verheirathung
meines Mädchens suche ich zu sofort oder zu Johannis ein brauchbares                          
tüchtiges Mädchen.
                                                    T. Ringeling.


30 Mark Belohnung

Mein Scheidegraben an meiner Hauskoppel ist mir frevelhafter Weise zu nichte gegraben. Ich zahle demjenigen, welcher mir den Thäter so namhaft macht, daß ich denselben gerichtlich belangen kann, 30 Mark Belohnung. Selmsdorf, den 6. Mai 1885.

J. Krickhuhn, Hauswirth.         


Kirchliche Nachrichten.
Himmelfahrt den 14. Mai.

Frühkirche (8 Uhr): Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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