No. 21
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. März
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 21 Seite 1]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub. Nr. VIII. belegene Käthnerstelle c. p. des Käthners Johann Joachim Friedrich Ludwig Hagen daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 11. April 1885.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 13. Januar 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


      In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Malers J. Herzberg zu Schönberg, steht zur Abnahme der Schlußrechnung, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß und eventuell zur Vertheilung der Masse, ein Schlußtermin auf

Dienstag, den 31. März 1885
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an.
      Bemerkt wird, daß das Verzeichniß der zu berücksichtigenden Forderungen auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht ausliegt.
      Schönberg, den 9. März 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.) Dr. jur. E. Hahn.
Veröffentlicht:
W. Wetzel, Protocollführer.


Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Brützkower Holz
am Dienstag, den 17. März 1885

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
            Geringe eichen Drümme zu Naben brauchbar.
            Eichen Kluftholz für Böttcher.
            Eichen Knüppelholz.
            Eichen Stangenholz zu Feldzaun=Pfählen.
            Eichen Zweigholz.
            Eichen Bauholz Spähne.
            Geringe fichten Bauholz Drümme.
            Ellern Schleete für Pantoffelmacher.
            Ellern Klafterholz.
            Ellern Stangenholz in Fuderhaufen.
Versammlung Morgens 9 Uhr bei der hohen Brücke am Eingang des Brützkower Holzes.
Rehna, den 10. März 1885.

Großherzogliche Forst=Inspection.


Holz=Auction Nr. 31.

Am Montag den 16. März, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Eckmann in Carlow.

a. Aus dem Röggeliner Holze:

30 Rmet. buchen Kluft II, 1 do=Olm, 1 do Knüppel.
  8 Fuder buchen Pollholz.

b. Aus dem Carlower Holze:

  1 Rmet. Fichten Kluft I und 7 do II Cl.
  3 Fuder Fichten Durchforstholz II Cl.
11 Rmet. Buchen Kluft II Cl.
  2 Fuder Buchen Durchforstholz.
  9 Fuder Buchen Pollholz.

c. Aus dem Sahmkower Holze:

24 Rmet. Eichen Kluft II Cl.

d. Aus dem Cronskamper=Zuschlage:

  9 Rmet. Eichen Kluft II Cl.
  2 Rmet. Eichen Späne.
Schönberg, den 8. März 1885.

Der Oberförster.         
C. Hottelet.            


Fechtschule Schönberg i. M.
No. 11051.

Am Freitag, den 13. März cr., Abends 8 Uhr, Versammlung im Boye'schen Lokale.

Tagesordnung u. a.:
Vortrag, betr.: Die Geschichte der Waisenerziehung.
Um recht zahlreichen Besuch bittet                                                    
                                                    Der Ober=Fechtmeister.


Zu der Ehrengabe für den Fürsten Bismarck sind noch nachträglich eingegangen und der Centralstelle in Berlin überwiesen M. 27,50, sodaß die ganze hier aufgekommene Summe M. 244,80 beträgt.
Weitere Gaben können nicht mehr entgegen genommen werden.
Schönberg, den 12. März 1885.

Krüger, Postmeister.         


Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers

wird am Sonntag den 22. d. M., Nachmittags 4 Uhr in meinem Saale ein Diner stattfinden, wozu ich mir erlaube hiedurch ergebenst einzuladen.

Couvert à 3 Mark.

Anmeldungen erbitte bis Donnerstag, den 19. d. M.

Aug. Spehr.         


[ => Original lesen: 1885 Nr. 21 Seite 2]

Stadttheater in Lübeck.
Montag, den 16. März 1885.
Anfang präcise 3 1/2 Uhr.
Letzte Nachmittags=Vorstellung für Lübeck und Umgegend.
Novität!                           Ermäßigte Preise.                           Novität!
Der Weg zum Herzen.
Lustspiel in 4 Akten von Ad. L'Arronge. Neustes
Lustspiel vom
Verfasser von Mein Leopold, Dr. Klaus, Hasemanns Töchter etc.
Vorzügliches Cassen= und Repertoirstück des Deutschen Theaters in Berlin und des Thalia=Theaters in Hamburg.

Das verehrliche Publikum wird höflichst ersucht, die noch ausstehenden Abonnements=Billets in dieser letzten Vorstellung verwerthen zu wollen.

Die Direction.          


Nr. 392

Münchener Pferde - Lotterie

Unverschiebbar.
Ziehung am 17. April 1885
der
Münchener Pferde-Lotterie.
2000 Gew. i. W. v. 80 000 Mk. 1. Hauptpreis: eine vollst, hochelegante Equipage mit 4 Pferden i. W. v- 12000 Mark.

Das Loos kostet nur 1 Mark.

vorräthig bei der
Gen.-Agt. Alb. Roesl. München.

Porto und Liste 30 Pf., Ausland 40 Pf.
Briefm. aller Art angenommen.


Wilh. Berner,
Goldschmied,
Sandstraße 4. Lübeck. Sandstraße 4.
empfiehlt in reichhaltiger Auswahl
Confirmations-Geschenke

Goldene u. silberne Uhrketten, Halsketten, Medaillons, Broschen, Armbänder, Ringe, Manschettenknöpfe, Breloques, Nadeln, Fingerhüte, Crayons u. s. w.
Größte Auswahl in Corallen, Granat=Waaren und anderen Specialitäten.


Torf,
circa 20 Mille, sehr gute trockene Waare, hat noch abzugeben                          
Wahrsow.                                                     Johs. Nevermann.


Den hochgeehrten Herrschaften von Stadt und Land mache ich hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mich hieselbst als

Maurermeister

etablirt habe. Durch langjährigen Betrieb meines Faches glaube ich allen Anforderungen in jeder Hinsicht zu genügen und verspreche stets prompte und reelle Bedienung der mir aufgetragenen Arbeiten. Baldigst geneigte Aufträge entgegensehend, empfiehlt sich

Hochachtungsvoll
                          Ad. Scharenberg,
Siemzerstraße beim Pferdehändler Joh. Kniep.
Schönberg i/M., im März 1885.                                                    


Nr. 393.                                                    
Kaiserslauterer Kirchenbau-Loose
á 2 Mark
der einzig günstigsten Geld-Lotterie
weil bereits
auf 10 Loose 1 Treffer
im Ganzen
20000 Geldgewinne i. B. v. 125000 Mark
ohne Abzug
Ziehung 16. März 1885
versendet gegen Postanw., Briefm. und 30 Pfennig (Mecklenburg).
(Ausland 40 Pfennig (Mecklenburg).)
f. Frankatur u. Ziehungsliste die
General-Agentur
Alb. Roesl in München.


Geölten= u. geglühten=, auch verzinkten Bedichtungsdrath zum Einfriedigen empfiehlt

C. Schwedt.         


Verzinkte
Stahlblechmilchsatten
nicht theurer wie thönerne, empfehle ich zu Fabrikpreisen                                                    
                                                    C. Schwedt.


Zu Ostern d. J. suche ich ein                                                    
Mädchen.
Schönberg.                                                     F. C. Wolgast.


Zu Michaelis d. J.
habe ich die Hälfte meines Hauses ganz oder auch getrennt zu vermiethen.                                                    
Schönberg.                                                     H. Brockmüller.


Kost und Pflege

für ein kleines Kind bei ordentlichen gewissenhaften Leuten in der Umgegend von Lübeck, wird gesucht.
Offerten sub U. G. 811 befördert die Annoncen=Expedition von Otto Gusmann, Lübeck.


Ich habe einen Rest                                                    
Ferkel
zu verkaufen
Schönberg,                                                     J. Callies.
                                                                        Viehverschneider.


Das Angeln und Fischen auf meinen Torfmooren ist von jetzt an bei Strafe verboten.

J. Greiff.         


Schutzmarke Mack's Doppelstärke     Mack's
Doppel-Stärke

(Alleiniger Fabrikant H. Mack, Ulm a/D.)
- Bewährtestes u. vollständig unschädliches Stärkemittel - gewährt grösste Erleichterung beim Plätten u. enthält alle erforderlichen Zusätze zur sicheren Herstellung von blendend weisser, gleichmäßig steifer und sogenannter Glanzwäsche.
Ueberall vorräthig
à 25 Pfennig (Mecklenburg) per Carton von 1/2 Pfund


[ => Original lesen: 1885 Nr. 21 Seite 3]

Gebrüder Barg
Lübeck, 5 Kohlmarkt 5,
(1. Haus oberhalb Wilkens Gasthof)
empfehlen:                                                    
Schwarz Cashmires 35, 40, 45, 50.
Schwarz Cashmires, ganz Wolle, gute haltbare Waare, 80, 90, 100 etc.
Schwarz Cashmires, extra feine Qualität, 110, 120 bis 2,--.
Schwarz Seidenzeug 150, 160 2,-- etc.
Confirmanden=Paletots und Umhänge
5. 6, 7 Mk. etc. bis zu 30 und 40 Mk.
Regenmäntel, guter Stoff, starke Näharbeit
8, 9, 10, 12 Mk. etc.
Regenmäntel, ganz wollener Stoff, echtfarbig garantirt, von Mk. 14,-- an,
Regenkindermäntel, Radmäntel, Frühjahrsmäntel, sowie Confections=Stoffe in großer Auswahl.


Zu ermäßigten Preisen verkaufen wir billigstens unsere rühmlichst bekannten
Erdnußkuchen Qualität AI.
Höchster Gehalt.                          Vorzüglichste Substanz
Größte Verdaulichkeit des Proteins.
Gehalt 48-52% Protein, 7 - 9 % Fett,
Verdaulichkeit des Proteins 91 - 96 %
Ferner:                                                                              
Erdnußkuchen in Mittel Qualität bis zu den billigsten Sorten,
Baumwollsaatkuchen neuer Erndte,
Cocus und Sesamkuchen
Mehl und Schrot.
aus allen Sorten auf eigener Dampfmühle hergestellt, sowie
Erdnuß=Kraftfutter für Pferde.
Alles unter Gehalts=Garantie und Controle der Versuchsstation Rostock.
                                                                              Achenbach & Co., Hamburg.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 21 Seite 4]

In Tuchen und Buckskins zu Anzügen, Stoffen zu Sommerpaletots von den billigsten bis zu den besten Qualitäten ist unser Lager durch das Eintreffen der persönlich auf der Frankfurter Messe gekauften

Neuheiten

complet sortirt, was wir uns hiermit anzuzeigen erlauben.

Gebrüder Burchard.         


Große allgemeine Geflügel=Ausstellung.
unter Mitwirkung des Clubs deutscher und österreichisch=ungarischer Geflügelzüchter
am 13., 14., 15. und 19. März 1885 im
Tivoli zu Lübeck.
Eröffnung Freitag, den 13. März 11 Uhr Vormittags.

Am Sonnabend und Sonntag Nachmittag Concert der Hansa=Capelle unter Leitung des Concertmeisters Herrn Köbisch.


60,000, 30,000 Mk.
5000 Mk. etc. etc.
nur baar
Geld
ohne
jeden
Ab=
zug.
2
Mark
das Loos!
--------------
Tittlinger kath. Kirchen=
baulotterie=Ziehung
am
14. März 1885
unwiderruflich!
11,000 Gewinne in baar Geld: M. 60,000, 30,000,
ferner andere hohe Treffer zu: M. 5000. M. 2500, M. 1000,
m. 500, M. 400, M. 250, M. 200, M. 140, M. 100 u. s. w.
Mark 151,500. - baar Geld!
Tittlinger=Loose à 2,20 Mk. incl. Porto und Liste durch die Lotterie=Direction:
A. & B. Schuler in München.
Oeffentliche
Gewinnziehung
nächsten Samstag
den
14. März
ohne
Verschub.
Nachnahme kostet 50 Pf., wessh. Postanweisung billiger u. sicherer. Für 20 M. 11 Loose, für 50 M. 28 Loose.


Pension Fossati.
Ostseebad Sierksdorf bei Haffkrug in Holst.,

in hoher prachtvoller Lage, billige meublirte Wohnungen (neue Einrichtung), mit und ohne Pension zur künftigen Saison zu vermiethen.


Mittwoch, den 18. d. M.
fahre ich mit meinem Omnibus nach dem                                                    
Ratzeburger=Viehmarkt
von hier Abfahrt Morgens 5 1/2 Uhr
Abfahrt von Neuewelt Abends 7 Uhr.
                                                    Ludw. Schütt.


Gartengeräthe!

Spaten, Harken, Schaufel, Hacker, Wegeschaber, Kartoffelhacken, Blumenheber, Baumsägen, Rosenscheeren, Heckenscheeren in großer Auswahl empfiehlt

C. Schwedt.         


Geräucherte Mettwurst
empfiehlt                                                    
                                                    H. Soltmann.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 13. März.

Vormittags (10 Uhr) Passionspredigt: Pastor Langbein.

Sonntag, den 15. März.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr) Passionspredigt: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 21 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 21 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. März 1885.


Fürst Bismarck kann von dem Erfolge seiner Anklagen im Reichstage gegen die englischen Minister vollständig befriedigt sein. Die Genugthuung seitens Englands ist auf der Stelle erfolgt. Lord Salisbury, der Minister des Auswärtigen, hat sofort im Oberhause ein pater peccavi gesprochen. Er erklärte die Beschwerden Bismarcks fast alle und ziemlich unumwunden für gerechtfertigt, gab zu, daß er in seiner früheren Rede über Bismarck in der Aufregung gesprochen, nicht die richtigen Ausdrücke gebraucht und Dinge behauptet habe, welche mißverständlich verstanden werden mußten. Angriffe gegen den "großen Staatsmann" Deutschlands habe er nicht beabsichtigt, und er werde alles zur Versöhnung thun.
Im Reichstage mußte wieder einmal der Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf den Abg. Bebel und Richter Rede und Antwort stehen. Weil auf einer Jagd bei Cassel ein Soldat als Treiber angeschossen worden war, fragte Bebel, ob denn die Soldaten zum Treiben gezwungen werden könnten. Nun, antwortete der Minister, das Treiben besorgen sie ohne Zwang und freiwillig; wenn Freiwillige aufgefordert werden, tritt meist die ganze Compagnie heraus, die Jagd ist ihnen eine angenehme Abwechslung im einförmigen Dienst und wird ihnen auch vergütet, der Dienst leidet nicht darunter und die Sache kommt jährlich so selten vor, daß man nicht sagen kann, man solle lieber die Dienstzeit abkürzen. Bebel spottete auch über die Soldaten, die den Frauen der Unteroffiziere bei Einkäufen auf dem Markte etc. folgen und helfen mußten, und fand einen unerwarteten Gegner in Windhorst, der die Sache von den humoristischen und gemüthlichen Seiten darstellte und sehr zweckmäßig fand. Er schilderte, wie er in seiner Jugend selber Treiber und glückselig war, wenn er wilde Schweine, Rehe und Hirsche aufjagte. Das Haus kam in heitere Stimmung und lachte über die Interpellanten, die gern alle und jede Sache auf die Spitze treiben möchten.
Gold= oder Silber=Währung oder nebeneinander? Darüber gibts wieder viel Streit im Reichstag, in den Kammern und in der Presse. Am besten ist jedenfalls die uralte Währung: "Ehrlich währt am längsten." Die Studenten sind für beide Währungen oder den "Bimetallismus"; denn sie sangen und singen: All mein Silber und all mein Gold ist mir durch die Gurgel gerollt!
Consul Roghé macht über die neuen deutschen Erwerbungen in Ostafrika verschiedene Mittheilungen, in denen er sie als die wichtigsten aller bis jetzt gemachten Erwerbungen hinstellt. Das Binnenland erhebe sich teilweise zu 3 bis 4000 Fuß über dem Meeresspiegel und das Klima gestatte in den Morgen= und späteren Nachmittagsstunden auch Europäern die Verrichtung von Feldarbeit. Alle Culturpflanzen von Java könnten angebaut werden u. s. w. Die Gesellschaft für deutsche Colonisation, in deren Auftrag diese Erwerbungen gemacht wurden, hätte sich hiernach ein nicht hoch genug anzuschlagendes Verdienst erworben. Daß diesen Erwerbungen Zanzibar, die wichtigste Handelsstadt an der ganzen ostafrikanischen Küste gegenüberliegt, verleiht ihnen erst den rechten Werth.
Polizeirath Rumpf in Frankfurt ist unter den Händen von rachsüchtigen Mördern gefallen, weil er unermüdlich und unbestechlich war, die Feinde des Staats und der Gesellschaft zu verfolgen. Er ist arm gestorben und hat nur zwei kränkliche Kinder hinterlassen, einen Sohn von 17 und eine Tochter von 16 Jahren, für welche die unvermögenden Verwandten nicht sorgen können. Der Staat aber lohnt ihm seine Pflichttreue, indem er diesen Kindern zusammen 2745 M. jährlich und lebenslänglich zahlt. Es ist der Betrag der Besoldung des Vaters.
Eine interessante Nachricht kommt aus Rom. Papst Leo erteilte den Dispens zur kirchlichen Eheschließung zwischen einen israelischen Bräutigam und einer katholischen Braut. Der Bräutigam ist Baron Alexander Popper, der Sohn des bekannten Groß=Industriellen, die Braut ist Fräulein von Castrone, Tochter der berühmten Gesangs=Professorin Marchesi.


- Die vorläufigen Dispositionen für die diesjährigen Manöver der 17. Division sind im Allgemeinen ausgearbeitet. Die aus den beiden hanseatischen Infanterie=Regimentern Nr. 75 und 76 formirte 34. Brigade, wird soweit die "H. R." erfahren, ihre Exercitien in der Umgegend von Lübeck vornehmen, während die aus den mecklenburgischen Infanterie=Regimentern formirte 35. Brigade die Uebungen in der Umgegend von Schwerin macht. Die Divisionsmanöver der 15. Division unter dem Generallieutenant Bronsart von Schellendorf werden wahrscheinlich zwischen Lübeck und Grevesmühlen, in der Gegend von Dassow und Klütz geschehen. Man glaubt, daß auch eine Division der Panzerschiffe, die um diese Zeit in der Lübecker Bucht manövriren soll, mit Landungsversuchen u. s. w. auf einige Tage an diesem Divisions=Manöver theilnehmen wird.
- Es bestätigt sich leider, daß bei einer Gas=Entzündung im Johann=Schachte in Karmin in Oesterreich 104 Bergleute theils erstickt, theils verbrannt sind. Die meisten waren verheirathet.
- Von den Höhen des Gebirges ist der König von Bayern in die Tiefe gestiegen und hat auf der Insel Herrenchiem=See ein Riesenschloß gebaut, das Versailles in die Schranken fordert. Die Porzellangeräthe zur Ausstattung sind in Meißen bestellt und kosten 250 000 Mark. Das kostbarste Stück ist der Kronleuchter, aber auch der Waschtisch und Waschgeräthe sind so theuer, daß man sich gar nicht zu waschen getraut aus Angst, etwas zu zerbrechen, was so und so viel Tausend kostet.
- Die Tafel war Friedrich dem Großen eine sehr wichtige Angelegenheit. Der Speisezettel mußte ihm alle Morgen, oft schon den Abend vorher vorgelegt wenden, den er dann mit Maître Noël, dem obersten Küchenchef und Haushofmeister berieth und meist eigenständig corrigirte. Eine große Anzahl dieser Speisekarten sind der Nachwelt aufbewahrt worden, vor jedem Gericht steht der Name des Koches, bei einzelnen Speisen findet sich von Friedrichs Hand ein F als Zeichen, daß ihm diese Platte geschmeckt habe. Der letzte Speisezettel, welcher durch Friedrichs Hand ging, ist vom 5. August. Noël stand in hoher Gunst bei Friedrich, er erschien stets gleichzeitig mit dem Nachtisch, das nur aus Obst bestand, in reich galonnirter Kleidung an der Tafel, um die Lobsprüche seines ihm stets gnädigen Herrn einzuheimsen; als er aber die "Bombe de Sardenaapal" zum ersten Male auftrug, ward Friedrich von diesem mit Speck, Würsten, Knoblauch und Safran gefüllten Kohlkopf so begeistert, daß er zur Leier griff und in 137 Versen Maître Noël für die Ewigkeit besang. Für den Küchenetat waren Anfangs jährlich zwölftausend Thaler ausgesetzt, wofür täglich acht Schüsseln auf des Königs Tisch und ebenso viele auf die Marschallstafel kommen und die zehn bis zwölf Bedienten mit drei Schüsseln des Mittags und Abends, die Hunde des Königs mit kalter Küche abgefertigt werden mußten. Friedrich der Zweite prüfte sehr strenge die Küchenrechnungen, - es finden sich Rechnungen, in denen 1 1/5 Pfennig verrechnet wurden - und fügte nicht selten eigenhändig dazu: "impertinent gestohlen !" In einer Weisung an seinen Schatzkanzler heißt es: "Die Köche müssen nicht die Hälfte von den Ingredienzen stehlen, sonst gehen alle Tage elf Thaler mehr drauf, ich will, daß unser Fras nicht kostbar aber nur Delikat ist."
- Eine Moltke=Anekdote. Im Laufe der verflossenen Woche fand sich der Wagen des Feldmar=

[ => Original lesen: 1885 Nr. 21 Seite 6]

schalls nicht vor dem Reichstagsgebäude, als er dasselbe verließ. Graf Moltke nahm daher eine Droschke erster Güte, die ihn bis zu dem Generalstabsgebäude brachte. Graf Moltke stieg aus und wollte eben dem Droschkenkutscher die verdiente Mark hinreichen, als dieser schon in voller Karriere fortsauste, indem er im Umdrehen zurückrief: "War mir eine große Ehre, Herr Feldmarschall!" Der berühmte Feldherr hatte das Nachsehen; indessen gehört er zu den wenigen Fahrgästen in Berlin, die sich von dem Kutscher eine Marke beim Einsteigen geben lassen, auch hierin sich genau an die "Vorschriften" haltend. An der Hand dieser Marke ließ nun Graf Moltke den Droschkenkutscher ausmitteln und übersandte ihm vor seiner Abreise nach der Riviera seine Photographie mit der Aufschrift: "Seinem Droschkenführer".
- Als im Reichstage über Dr. Schweninger verhandelt wurde, fiel die große Zahl von Damen auf den Tribünen auf, von vornehmen Damen und bekannten Erscheinungen der Berliner Gesellschaft, die mit Opernguckern von ungewöhnlicher Größe bewaffnet stundenlang ausharrten. Merkwürdig, daß das zarte Geschlecht so große Wißbegier für die Frage entwickelte, ob das Haus das Gehalt für eine Stelle ablehnen könne, weil ihm die dafür ernannte Persönlichkeit nicht zusagte. Oder sollten die Damen geglaubt haben, es würde etwas anderes zur Sprache kommen? Die Hauptperson suchten sie mit ihren Krimstechern vergebens und vom Münchener Friedhof wurde gar nicht gesprochen. Dr. Hänel, Virchow und Stern wurden daher nicht interessant, sondern sehr trocken und viel zu sachlich zurückhaltend befunden.
- Bäcker Flaig in Gmunden in Württemberg feierte am 6. Februar seinen 100. Geburtstag und trank den funkelnden Wein aus dem goldenen Becher, den ihm sein König geschickt hatte, aber nicht, wie der König von Thule, der keinen Tropfen mehr trank.
- Im Löwenkäfig. Im Cirque d'hiver zu Paris wurde der Löwenbändiger Edward Williams von einem der Löwen ins Bein gebissen. Er hatte noch Kraft genug, den Käfig zu verlassen, fiel dann aber seinem Personal ohnmächtig in die Arme. Die Aufregung im Saal war groß. Mehrere Frauen wurden ohnmächtig. Die Wunden sind tief und erfordern lange Ruhe.
- Stille Gesellschafter nennen die Französinnen ihre Tänzer, die nicht viel sprechen. Sie tanzen mit ihnen am liebsten, weil stille Wasser tief sind.
- 60 Liebesbriefe die der englische Dichter Lord Byron s. Z. geschrieben hat, sind in London für 106 Pf. St. versteigert worden. Den ersten Adressatinnen sind sie theuer zu stehen gekommen.
- In Petersburg ist der seither vielbeschäftigte Henker Froloff in Ketten gelegt und ins Gefängniß geworfen worden. Es ist herausgekommen, daß er im Dienst der Nihilisten gestanden, monatlich 200 Rubel und für besondere Gefälligkeiten, eine Befreiung von Gefangenen, Mittheilung wichtiger Dienstgeheimnisse etc. außerordentliche Vergütungen erhalten hat. Er ist geständig.
- Jägerlatein. "Vor Jahren, so erzählt ein alter Waidmann, besaß ich einen Hund, dem ich jeden Mittag am Halsband drei Pfennige befestigte, worauf der Hund fortlief und sich beim nächsten Bäcker eine Semmel dafür holte. Nun geschah es aber einmal, daß der Hund zwei Tage nacheinander keine Semmel heimbrachte, obschon er jedesmal seine üblichen drei Pfennige erhalten hatte. Wie erstaunte ich aber, als der Hund am dritten Tage eine Wurst heimbrachte Er hatte sich nämlich das Geld zusammengespart, um sich einmal einen Leckerbissen kaufen zu können."


Elsje.
(Erzählung.)
(Fortsetzung.)


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