No. 46
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Juni
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 46 Seite 1]

Bekanntmachung.

       Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Donnerstag, den 10. Juli.

       Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden. Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
       Es steht jedoch jedem Militairpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
       Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
       Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, sofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist dieses Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
       Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
       Schönberg, den 10. Juni 1884.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben. Köppen.


Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird auch in diesem Jahre zur Cur nach Kissingen gehen. Der "Frankf. Ztg." wird geschrieben, daß Fürst Bismarck seine Ankunft in dem Fränkischen Badeorte für die erste Juli=Woche in Aussicht gestellt hat. Sein Sohn Herbert, nicht aber die Fürstin Bismarck, wird in seiner Begleitung sein. Auf der oberen Saline ist man bereits mit der Instandsetzung der Gemächer für den Fürsten beschäftigt.
Fürst Bismarck traf am 7. ds. mit Familie in Berlin ein. Am Sonntag fand die Investitur des Prinzen Heinrich mit dem Orden des Goldenen Vlieses statt. Zu der darauf folgenden Festtafel waren auch die Vertreter des Transvaalstaates geladen.
Graf Herbert Bismarck soll zum deutschen Gesandten im Haag ernannt sein. Das wäre wieder einmal ein Ereigniß von politischer Bedeutung und Tragweite.
Der Thronfolger des Königreichs der Niederlande, Prinz Alexander (geb. 25. August 1851) liegt lebensgefährlich an Typhus darnieder. Stürbe der Prinz, so würde das nach dem Tode des jetzigen Königs eine eigenthümliche Wendung in der Regierung der Niederlande hervorrufen, da von der jüngeren Linie des Hauses Nassau kein männlicher Sproß mehr lebt.
In Berlin ist eine Deputation aus dem Transvaalstaat (Südafrika) eingetroffen, um mit dem Deutschen Reich einen Handelsvertrag abzuschließen. Sie besteht aus dem Präsidenten Krüger, dem Kriegsminister Smit und dem Regierungsmitglied Dutoit. Sie ist vom Kaiser empfangen worden und es scheinen die Verhandlungen ihrem Abschluß nahe zu sein. Der Vertrag bedarf dann nur der Bestätigung durch die beiderseitigen Volksvertretungen. Dieser Vertrag gewinnt durch den kräftigen Aufschwung, den der deutsche Handel in Afrika bereits gewonnen und die Besitzergreifung von Angra Pequenna eine ganz besondere Bedeutung. Der Handel von Transvaal ist zwar noch gering, doch ist er bei dem natürlichen Reichthum und der Betriebsamkeit seiner Bewohner einer bedeutenden Entwicklung fähig. Mit dem benachbarten Delagoabai (portugiesisch) wird demnächst eine Eisenbahnverbindung hergestellt.
Ein Mitglied der deutschen Botschaft, das den ministeriellen Kreisen sehr nahe steht, äußert sich: Die Stellung Englands ist in dem gegenwärtigen Augenblicke herzzerreißend. Was immer in Großbritannien gesagt werden mag, die Thatsache bleibt bestehen, daß Frankreich einen entschiedenen Triumph errungen hat. In Tongking erzielte es was es wollte, trotz der Vorhersagungen englischer Staatsmänner, daß China siegreich sein werde; in Egypten ist es gründlich gerächt worden; in Marokko wirft es die letzten Reste englischen Einflusses nieder. In Bezug auf die Ordnung im Innern ist aber England gegenwärtig schlimmer daran als irgend ein anderer Staat Europas, und der Schaden den

[ => Original lesen: 1884 Nr. 46 Seite 2]

das englische Ansehen unter Gladstone erlitten, wird nicht so bald wieder hergestellt sein. (Warum denn aber mit Steinen werfen, wenn man auf so schwachen Füßen steht?)
England, sein Ministerium Gladstone und seine Presse kommt über die ägyptische Frage und seine Verwicklungen im Sudan nicht zur Ruhe und betreibt den Zusammentritt einer Konferenz der Mächte, in der Hoffnung, durch diese aus den Verlegenheiten befreit zu werden. Die Emanzipation der Frauen wird in England durch Verleihung des politischen Stimmrechts an dieselben ins Praktische zu übersetzen versucht. Es wird schon dafür agitirt, eine Dame in London als Kandidatin für das Unterhaus aufzustellen.
In Frankreich ist die allgemeine Militairpflicht von der Deputirtenkammer zum Gesetz gemacht worden. Auch denkt dasselbe daran, durch Bildung eines Kolonial=Ministeriums die Interessen seiner Kolonien besonders wahrzunehmen.
Serbien und Bulgarien liegen sich wegen verschiedener Grenzstreitigkeiten in den Haaren. Die Sache ist soweit gekommen, daß die serbische Regierung von der Regierung Bulgariens innerhalb dreier Tage Genugthuung verlangt hat, widrigenfalls der serbische Gesandte Sofia verlassen solle.
Die Agence Havas meldet: Wir glauben zu wissen, daß bei der gestrigen Unterredung zwischen Lord Granville und dem Botschafter Waddington ein Einverständniß Frankreichs und Englands in der Conferenzfrage erzielt worden ist.


- Der M. Allg. Ztg. wird über die dunkle Geschichte des Attentats auf dem Niederwald aus "sicherer Quelle" mitgeteilt, daß dasselbe nicht gegen das Denkmal selbst und das vor demselben errichtete Kaiserzeit geplant war, sondern den Kaiserlichen Zug bei der Auffahrt zum Denkmal treffen sollte. Ein Sprengversuch in der Nähe des Denkmals war durch die Vermauerung sämmtlicher Bewässerungsröhren unterhalb desselben unmöglich gemacht. Wohl aber sei in Bewässerungsröhren, über welche der Fürstenzug auf dem Wege zum Niederwald fuhr, Dynamit aufgefunden worden.
Prinz Friedrich Wilhelm von Hanau, Sohn des letzten Kurfürsten von Hessen, ist in Paris zum Katholicismus übergetreten.
- Die Sonne ist gegenwärtig wieder mit außergewöhnlich großen Flecken bedeckt. Daher Achtung auf die Aufregungen in der Atmosphäre.
- Dr. Strousberg führte seit Jahren einen Prozeß um den Betrag von 7,000,000 Mark gegen die Hannover=Altenbecker Eisenbahn. In erster Instanz wurde der Proceß zu seinen Gunsten entschieden und nun wenige Tage nach seinem Tode, soll, wie der Berliner Zeitung mitgetheilt wird, derselbe auch in zweiter Instanz gewonnen sein. Die bisherigen Kosten des Rechtsstreites leistete die Discontogesellschaft, die mit einer größeren Summe bei dem streitigen Objekt betheiligt ist. Von Interesse ist, wer den Proceß weiter führen wird. Es ist wohl anzunehmen, daß die Familienmitglieder des Verstorbenen die Erbschaft nicht antreten werden, da sie sonst, wie das citirte Blatt meint, die ganze vorhandene Schuldenlast mit übernehmen müßten.
Abermals eine Schreckensnachricht aus Westfalen! In dem Gemeindebezirk Oberflierich bei Hamm ist in einem Kornfelde an der Hammer=Reber=Chaussee der Leichnam eines 19 jährigen Mädchens, Nichte des Wirthes H. in Rhynern, aufgefunden worden, und die erste Untersuchung hat ergeben, daß der Tod auf gewaltsame Weise erfolgt ist, anscheinend durch Erdrosseln. Das unglückliche Mädchen hatte ihrem Vormunde an den Feiertagen einen Besuch abgestattet und hatte Abends den Heimweg angetreten. Die Untersuchung ist in vollem Gange.


Die Geschwister.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1884 Nr. 46 Seite 3]

Die Geschwister.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 2. Juli d. J. bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden außerordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Freitag, den 13. Juni d. Js.,
Mittags 12 Uhr

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I. anberaumt.
Güstrow, den 9. Juni 1884.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
von Amsberg.


      In Sachen, betreffend den Konkurs über das Vermögen des Oelmüllers A. Capell zum Hammer, soll nunmehr die zu Lockwisch belegene Mühle c. p. aufgrund der Protokollbeschlüsse vom 6. Juni 1882 öffentlich meistbietend verkauft werden.
Demzufolge sind
      1. zum Verkauf auf

Dienstag, den 5. August 1884,
Vormittags 10 Uhr,

      2. zum Ueberbot auf

Dienstag, den 16. September 1884,
Vormittags 10 Uhr,

      3. zur Feststellung der Kaufbedingungen auf

Dienstag, den 17. Juni 1884,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte Termine anberaumt, zu welchen die interessirenden Specialmassengläubiger hierdurch geladen werden unter dem Nachtheile, daß die nicht erschienenen an die Beschlüsse der erschienenen gebunden sein sollen.
      Ferner ist
      4. eine Gläubiger=Versammlung auf

Freitag, den 26. Juni 1884,
Vormittags 10 Uhr,

angesetzt, wozu sämmtliche Gläubiger unter demselben Nachtheile hierdurch geladen werden.
      Tagesordnung ad. 4:

a. Beschlußfassung über die in dem rechtskräftigen Prioritäts=Erkenntniß nach der Vereinbarung der Gläubiger vorbehaltenen Punkte.
b. event. Wahl eines actor communis.
Schönberg den 25. Mai 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Auctions=Anzeige.

Am Sonnabend den 21. Juni Morgens 11 1/2 Uhr werde ich in Lüdersdorf beim Halbhufner Herrn Kröger gegen Baarzahlung eine Kuh verkaufen.

Staack, Kammer=Executor.       


Hagelschaden Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz.

Die Herren Vereins=Mitglieder werden zu einer

am Freitag, den 4. Juli d. J.
Mittags 12 Uhr

in Stern's Hotel zu Schwerin stattfindenden außerordentlichen General=Versammlung hierdurch eingeladen.
Zur Verhandlung und Beschlußnahme kommen die von der Revisions=Committe empfohlenen Abänderungen in den Statuten, namentlich in Betreff der §§. 26 und 36 derselben, sowie über die Vertheilung der Beiträge nach Gefahr=Klassen. Die desfallsigen Vorlagen sind den Mitgliedern unter Kreuzband übersandt.
Grevesmühlen, den 6. Juni 1884.

Die Direction.
M. v. Leers auf Mühlen= Eixen.


Sämmtliche Fischereien auf meinen Torfmooren verbiete ich hiermit.

Halbhufner P. Drews,       
Lauen.                  

Zu verkaufen:
ein bis zwei Fuder Klee.                                                    
                                                    Joh. Frentz, Bürstenmacher.


Am Sonntag d. 15. d. M.

soll die Schützenhaus=Restauration an einen hiesigen Wirth verpachtet werden. Reflectanten werden ersucht, sich Nachmittags 5 Uhr im Schützenhause einzufinden.
Schönberg den 9. Juni 1884.

Der Vorstand der Schützenzunft.       


Zu vermiethen

zu Michaelis oder Ostern eine große bequeme Wohnung. Wo? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 46 Seite 4]

        Hiermit zur allgemeinen Nachricht, daß unser diesjähriger

Königschuß

am 7. und 8. Juli stattfindet.

Tombola=Loose à 40 Pfennig

sind schon jetzt zu haben.
        Schönberg den 30. Mai 1884.

Der Vorstand der Schützenzunft.       


Eisenbahn
Mecklenb. Friedrich=Franz=Eisenbahn.
Am Sonntag den 15. Juni d. Js.
Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin
und zurück II. und III. Wagenklasse
zum einfachen Fahrpreise für Hin= und Rückfahrt.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Die Billets zum einfachen Fahrpreise (Doppelbillets) berechtigen für die Rückfahrt nicht allein zur Benutzung des Extrazuges Schwerin=Lübeck=Hamburg, am 15. Juni, sondern auch der fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 4 Min. Morgens und um 1 Uhr 40 Min. Nachmittags abgehenden Personenzüge am 16. Juni c.
In Wismar werden am 15. Juni zu dem 8 Uhr Morgens abgehenden Zuge ebenfalls Doppelbillets nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 15. und 16. Juni c. berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird nicht gewährt.

Die Direction.


Sparheerde
für jeden Haushalt, bewährtester Construktion.
unter Garantie;
ganz von Schmiedeeisen
und von Kacheln aufgesetzt. Ferner
Regulir=Oefen
und
Unterkasten in hübschen Mustern,
sowie sämmtliche Theile für Kachelöfen.
Den Herren Töpfern und Schlossern empfehlen wir unser großes Lager von
Eisen und Messingtheilen
für Oefen und Heerde
zu Fabrikpreisen.
Jürgensen & Robschuld,
Lübeck, Breitestraße 959 b. d. Wache.


Am Sonntag und Montag fahre ich mit meiner Break nach Rabensdorf zum Scheibenschießen. Abfahrt von 12 Uhr Mittags ununterbrochen.

J. Koopmann.       


Eine gute Auswahl in Sensen, als
Schmiede=, Silberstahl=, Gußstahl= und Münzstahl=Sensen,
sowie Sensenbäume, Heuforken und Harken empfiehlt billigstens                          
                                                    W. Wieschendorf.


Am 15. und 16. Juni findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich ergebenst einlade.

Erster Gewinn ein vierschaariger Pflug.
Am Sonntag Tanzmusik.
Carlow. J. Eckmann.


Am 15. und 16. Juni findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde ergebenst einlade

Rabensdorf.                                                     H. Voss, Gastwirth.


Scheibenschießen Scheibenschießen.

Zu dem am Sonntag den 22. und Montag den 23. Juni bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen lade alle Freunde und Gönner ergebenst ein.
Büchsen und Schießbebarf wird von mir gehalten.
Auf einen Satz von 3 Schüssen, der 1 Mark kostet, fällt nur ein Gewinn.
Tanzmusik am Sonntag den 22. Juni.

Wittwe Grevsmühl,       
Zarnewenz.            


Marie Köhler
Peter Schmidt
Verlobte
Schönberg.                                                     Lüdersdorf.


Die unter Gottes gnädigen Beistande heute Nachmittag 4 Uhr erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau Enni geb. von Pentz, von einem gesunden Knaben beehre ich mich statt jeder besonderen Meldung hierdurch ergebenst anzuzeigen.
Neustrelitz, 8. Juni 1884.

W. von der Decken,         
Regierungs=Assessor.       


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 15. Juni.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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