No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. April
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1884 Nr. 30 Seite 1]

Des heil. Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer der Wöchentlichen Anzeigen am Freitag den 18. April d. J.


      Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Mittwoch, den 16. April
Morgens präcise 9 Uhr.

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Donnerstag, den 17. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Freitag, den 18 April,
von Morgens 9 Uhr an

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1864.
Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24. 7, der Ersatzordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1864, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu stellen.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.

[ => Original lesen: 1884 Nr. 30 Seite 2]

Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.

Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Donnerstag den 17. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I. Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
Schönberg den 7. März 1884.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Nr. 7 des Offic. Anzeigers pro 1884 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der

I. Abtheilung.
(Nr. 7.) Verordnung, betreffend die Einführung der Trichinenschau zu Domhof und Palmberg bei Ratzeburg.
II. Abteilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. den Weltpostverein.
III. Abteilung.
Auf den Vorschlag der Großherzoglichen Landvogtei in Schönberg ist an Stelle des verstorbenen Amtmanns Rusch der Pächter Dierking zu Hof Lockwisch zu einem bürgerlichen Mitgliede der Ersatz=Commission für den Aushebungsbezirk des Fürstenthums Ratzeburg auf die beiden noch laufenden Jahre 1884 und 1885 bestellt worden.
Neustrelitz, den 15. März 1884.


General Vogel von Falkenstein, der siegreiche Führer der Mainarmee im Jahre 1866, liegt auf Schloß Dolzig auf dem Sterbebette. Er ist 88 Jahr alt.
Der Ostermontag in Köln wird widerhallen von priesterlichem Kriegsgeschrei. An diesem Tage wird dort eine große Katholikenversammlung gehalten, "um zu protestiren gegen eine Politik, die durch geringfügige Erleichterungen jene Zwecke erreichen möchte, die der offene Culturkampf verfehlte."
Pall Mall Gazette in England, eine auf Deutschland oft eifersüchtige Zeitung widmet dem Fürsten Bismarck folgenden Geburtstagsspruch:
Deutschland thut wohl daran, sich über den Besitz des einzigen Staatsmannes in Europa, welcher weiß, was er will, zu freuen. Das ist eine Auszeichnung einzig in ihrer Art, auf welche irgend ein Land stolz sein mag. Seit 22 Jahren ist Fürst Bismarck der erste Deutsche in Deutschland, seit den letzten 16 Jahren ist er der erste Mann in Europa gewesen und in keiner früheren Periode seiner ereignißvollen Geschichte hat er jemals eine so gebietende Stellung eingenommen, als die, welche er heute inne hat. Er hat alle seine Nebenbuhler überlebt oder gestürzt und er steht unangefochten und allein da - ein einsamer Koloß mit einem Continent als Sockel . . . Es ist keine Kleinigkeit, aus einem anarchischen Continent jene große Friedensliga aufgebaut zu haben, welche, mit dem österreichisch=deutschen Bündniß beginnend, jetzt Rußland, Italien und Spanien in ihre Kreisbahn gezogen hat.
Die Anarchisten in Oesterreich haben's vollständig getrieben wie die Nihilisten in Rußland. In geheimen Versammlungen haben sie Todesurtheile ausgesprochen und die Vollstrecker durch's Loos bestimmt. Solche Vehmgerichte sind an den Polizeibeamten Hlubek und Blöch vollzogen worden, wie Scheffler, das Haupt der Anarchisten, gestanden hat.


Anzeigen.

Zur Zwangsversteigerung der in Folge begründeten Antrags beschlagnahmten, dem Gastwirth und Büdner Kaven zu Pogetz gehörigen, daselbst sub Nr. 1 belegenen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Freitag, den 27. Juni 1884,
Vormittags 11 Uhr

2) der Termin zum Ueberbot auf:

Freitag, den 25. Juli 1884,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheil der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 27. Juni 1884,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I. hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg den 5. April 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 6 belegene Büdnerei c. p. des Arbeitsmanns Hans Jochen Böttcher daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 19. April d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. Januar 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


[ => Original lesen: 1884 Nr. 30 Seite 3]

Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf sub Nr. 27 belegene Büdnerstelle c p. des Schuhmachers Johann Otto daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 16. April d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 23. Januar 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Eichen=Lohrinden=Auction.

Am Montag den 21. April Morgens 11 Uhr soll in Köster's Hotel zu Schönberg von nachstehenden Eichen die Lohe zur Selbstgewinnung meistb. gegen Baarzahlung verkauft werden.

a. Rupensdorfer Holz. (Rupensdorfer Försterei).

3 Stück starke Eichen 100-120jähr.
20 Stück mitteljährige Eichen 50-70jähr.

b. Pellmoor. (Rupensdorfer Försterei.)

48 Stück mitteljährige Eichen 80jähr.
20 Stück mitteljährige Eichen 50-60jähr.

c. Sülsdorfer Zuschlag, (Hohemeiler Försterei.)

60 Stück mitteljährige Eichen 80-100jähr.

d. Cronscamper Zuschlag. (Carlower Försterei.)

53 Stück mittelj. u. ältere Eichen 80-120jähr.

e. Ziethen=Rieh. (Schlagbrügger Försterei.)

215 Stück mitteljährige Eichen 60-100jähr.
Die Verkaufsbedingungen werden vor der Auction bekannt gemacht.
Schönberg, den 6. April 1884.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Töber Holz,
am Mittwoch den 16. April 1884

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

eichen Wagendeichsel
buchen Kluftholz
buchen Knüppelholz
buchen Zweigholz
weiden Zweigholz für Kiepenmacher
allerlei Zaunbusch.
Versammlung Morgens 9 Uhr auf dem Landwege im Törber Holze.
Rehna, den 8. April 1884.

Großherzogliche Forst=Inspection.


Auction.

Im Schulhause zu Gr. Mist sollen wegen eingetretenen Sterbefalls am Dienstag den 15. April, Nachmittags 1 Uhr öffentlich gegen baare Zahlung verkauft werden:

1 frischmilch. Kuh, Sopha, Milchschrank, diverse Stühle, Tische, Betten, Chatoulle, Tonnen, Balgen, Bretter, Nachharke, Gartengeräthe, eichene Koffer, Butterfaß, 1 2schl. Bettstelle, Küchengeräthe, schöne Wanduhr, Axt und Säge, Backtrog, Hackbrett, Holz und Torf, Waagschale mit Gewicht, Leitern, Kessel und was sich sonst noch findet.


Am Tage nach Ostern sollen zu Schlagresdorf im Kruge öffentlich meistbietend verkauft werden:

1 eichene Lade, ein kleiner Küchenschrank, ein Tisch und Frauenkleidungsstücke.

Büdner Teudt, Perückenkrug.


Auctions=Anzeige.

Dienstag den 15. April cr. Vormittags 9 Uhr anfangend, sollen im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg.

Betten, Tische, Stühle, Sopha, Schränke, Bettstellen, Koffer, Laden, Schreibpulte, Eimer, Säcke, Küben, Kleidungsstücke, Garten= und Küchengeräthe u. s. w. und
Mittwoch den 16. April cr. Vormittags 9 Uhr beginnend im Gastwirth Böckmannschen Locale in Schönberg
1 Sopha, 1 Sophatisch, Lehn= und Rohrstühle, mahagoni Eckschrank, do. Leinenschrank, do. Kleiderschrank, 1 gr. Spiegel mit Console, 2 kleinere Spiegel, 4 Tische, 1 Uhr, 3 Bettstellen mit Matratzen, 4 Stand gute Betten, 1 Teppich, Lampen, Bilder, Zeugrolle, Zeugleine, Waschkörbe, Blech= und Holzeimer, Küchentisch, verschiedenes Küchengeräth, Glas= und Porzellansachen, 1 Dampfwaschkessel, Gartenbank u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Bekanntmachung.

Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts, welche noch mit der ersten Hebung der Armensteuer im Rückstand sind, werden hiermit aufgefordert bis zum 15. April cr. ihre Beiträge einzuzahlen, widrigenfalls die Restantenliste zur executorischen Einforderung abgegeben werden soll.
Schönberg den 3. April 1884.

Die Armenbehörde.


Heute Morgen 10 Uhr starb nach langem schweren Leiden unsere innigst geliebte Tochter

Wilhelmine Köhler

im blühenden Alter von 18 Jahren.
Tief betrauert von ihren Eltern, Schwestern und Schwager.
Die Beerdigung findet am Dienstag den 15. April Nachmittags 3 Uhr statt.


Allgem. Gesellen-Krankenkasse.

Am Sonntag den 20. April cr. Nachmittags von 3-5 Uhr im Lokale des Herrn Gastwirth Krüger hieselbst Einzahlung des vierteljährigen Beitrages von Ostern bis Johannis.
Gleichzeitig Wahl eines Beisitzenden.
Schönberg im April 1884.

Der Vorstand.       


Gewerbe-Verein.

Die den 15. d. Mts. Nachmittags 3 Uhr findet im Vereinslokale eine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten statt, Abends 8 Uhr Versammlung, Vertheilung der Diplome, Vortrag über das Innungsgesetz.


Eine in Mecklenburg bereits eingeführte ältere deutsche Feuer=Versicherungs=Actien=Gesellschaft sucht für das Fürstentum Ratzeburg einen tüchtigen Agenten. Offerten Schwerin (Mecklb.) postlagernd F. 12.


Zu vermiethen:

Zu Ostern 1884 oder später steht meine Paterre=Wohnung ganz oder getheilt zu vermiethen.

Johanna Creutzfeldt.       


Zu Michaelis d. J.

habe ich die erste Etage noch zu vermiethen, im ganzen oder zu zwei Wohnungen.

J. Voß, Tuchmachermeister.       


Zu vermiethen zu Michaelis 1884 eine freundliche Wohnung 1. Etage von 5 Zimmern, Küche, Speisekammer, Keller, Bodenkammer, Boden zu Holz.

Caroline Bruhn.     


Köster's Hôtel.
Am 2. Ostertage:
Tanzmusik.
Bis über die Polizeistunde hinaus.      Tanz 10 Pfennig.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 30 Seite 4]

XIV. Große Mecklenburg. Pferde-Verloosung zu Neubrandenburg.
Ein-, zwei- und vierspännige Equipagen, 80 edle Reit- und Wagenpferde
und 1010 sonstige wertvolle Gewinne.

Ziehung am 28. Mai d. J.
Hauptgewinn
Werth 10,000 Mark.

Loose à 3 Mark
sind zu beziehen durch A. Molling, General=Debit, Hannover, und die durch Placate erkenntlichen Agenturen sowie durch
M. Löwenhaupt Söhne in Neubrandenburg.

Die Gesammt=Netto=Einnahme aus dem Loosvertriebe wird zur Beschaffung der vollwerthigen Gewinne verwandt.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz zu Grevesmühlen.

Es wird hierdurch zur Kenntniß der Herren Vereins Mitglieder gebracht, daß die Districte in diesem Jahre von nachstehenden Herren vertreten werden:
1. District: Grevesmühlen.
          Vorsteher: Herr Möller=Parber,
          Substitut: Herr Major Görbitz=Löwitz.
2. District: Gadebusch=Hagenow.
          Vorsteher: Herr Förster Rochow=Zachun,
          Substitut: Herr Eisfeldt=Horst.
3. District: Parchim=Malchow.
          Vorsteher: Herr Quade=Malow,
          Substitut: Herr Baumann=Dütschow.
4. District: Güstrow=Sternberg.
          Vorsteher: Herr Schröder=Gr. Niendorf.
          Substitut: Herr Döhn=Holzendorf.
5. District: Neubuckow=Bützow.
          Vorsteher: Herr Ubthoff=Kl. Warin,
          Substitut: Herr Köster=Kleekamp.
6. District: Rostock=Tessin.
          Vorsteher: Herr von Walsleben=Kneese,
          Substitut: Herr Heucke=Cammin.
7. District: Malchin=Lage.
          Vorsteher: Herr Behm=Dehmen,
          Substitut: Herr Busch=Lüningsdorf.
8. District: Waren.
          Vorsteher: Herr Martens=Christinenhof.
          Substitut Herr von Hobe=Lansen.
Der 9. District: das Herzogthum Strelitz ist bis auf Weiteres dem 8. und der 10. District: das Fürstenthum Ratzeburg dem 1. District beigelegt.
Statuten und Antragslisten sind von dem Unterschriebenen zu beziehen und wird bemerkt, daß keine Eintritts= und Legegelder gezahlt werden. Die Formulare zu den Antragslisten sind heute unter Kreuzband an die Mitglieder abgesandt und tritt die Versicherung in Kraft, sobald die ordnungsmäßig ausgefüllten Antragslisten hier eingehen.
Grevesmühlen den 20. März 1884.

der Secretair des Vereins      
Senator Freytag.           


Rosen

in schöner reichhaltiger Collection und starken Exemplaren empfiehlt:

Ferd, Nevermann,                
Baumschulenbesitzer in Lübeck.      

Cataloge gratis.                           Ausführung prompt.


Während der Festzeit:
Bock=Bier v. Faß.
                                                    Boye.


Die beiden Ostertage Anstich von
Erlanger Bier.
                                                    W. Wieschendorf.


"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des

Bankhauses Hermann Levy in

Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen."


Mecklenburgische Bank in Schwerin i. M.
Status per ultimo März 1884.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Die Agentur der Mecklenburgischen Bank,
für
Schönberg und Umgegend.

vertreten durch den Unterzeichneten ist bevollmchtigt und bereit zur directen Vermittlung aller der Mecklenburgischen Bank in Schwerin zu offerirenden Geschäfte:
Entgegennahme u. Rückzahlung von Spar- und Capital-Einlagen gegen Sparbücher, Schuldverschreibungen und Baar-Conto-Corrent.
Bewilligung von Darlehen und Crediten gegen genügende Sicherheit; Discontirung von Wechseln und gekündigter oder ausgelooster Werthpapiere;
Verkauf von Tratten auf das europäische und aussereuropäische Ausland; insbesondere auf Amerika.
An- und Verkauf von Staatspapieren und Börseneffecten.
Die Bedingungen für alle Geschäftszweige der Bank in einem Promemoria ausführlich zusammengestellt, sind kosten- und portofrei von mir oder von der Bank direct zu beziehen.

Schönberg i. M.                                                     Wilh. Schrep.


Kirchliche Nachrichten.
1. Ostertag.

Frühkirche: Kandidat Nahmmacher,
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Nachmittagskirche: Candidat Nahmmacher.

2. Ostertag.

Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Candidat Nahmmacher.
Nachmittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 30 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 30 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 11. April 1884.


Aus Lübeck schreibt man: Der Tod ist unserm Emanuel Geibel endlich ein sanfter Erlöser geworden. Sein liedersüßer Mund war schon seit Jahren verstummt; ein schweres Leiden - heftige Anfälle von Herzschwäche, die durch Innervationsstörungen vom Gehirn aus eingeleitet worden - hatte im Gehirn des kranken Dichters einen langsamen aber unaufhaltsamen Zerstörungsprozeß herbeigeführt, dem Körper und Geist zum Opfer fallen mußten. Der Dichter war dadurch in der letzten Zeit seines Lebens sehr menschenscheu geworden, und nur noch selten sah man die hohe imponirende Gestalt, die jedes Kind kannte, durch die Straßen wandeln. Und dennoch herrscht begreiflicher Weise überall schmerzliche Trauer über Geibels Tod. Am meisten in Lübeck, seiner Vaterstadt, deren größte Berühmtheit der Verstorbene war, und zu deren Ruhm und Preise er viele seiner schönsten Lieder gedichtet hat. Im Allgemeinen stehen Poesie, Kunst und Wissenschaft in den Hansastädten gering im Werthe; "der Handel ist unser Lebensnerv" - dieses Wort kann man alle Tage vernehmen und in ihm drückt sich die Stellung der Hansastädte zu den politischen Fragen der Gegenwart aus. Ader trotzdem sind gerade viele Lübecker Zierden des deutschen Olymps, deutscher Kunst und deutscher Wissenschaft geworden. Beide Overbeck, Curtius und Geibel, sind des Beweis genug. Lübeck weiß, was es seinen großen Todten schuldet, und es wird die Schuld würdig abzutragen suchen. Dem Lebenden hat es die größte Ehre erwiesen, die ein republikanisches Staatswesen verleihen kann: es ernannte ihn zu seinem Ehrenbürger. Dem Todten wird es eine Leichenfeier veranstalten, die bislang keinem deutschen Dichter zu Theil geworden: Es wird ihn feierlichst auf Staatskosten beerdigen. Und wenn irgend einer, so verdient Geibel, der gefeiertste deutsche Lyriker der Gegenwart, der große Patriot der vorahnend den Glanz des neuen Reichs verkündet, diese Ehre. War es doch in Lübeck, wo er im Jahre 1868 dem König Wilhelm bei dessen Besuch der alten Hansastadt zurief:
        Und Sei's als letzter Wunsch gesprochen,
        Daß noch dereinst Dein Aug' es sieht,
        Wie über's Reich ununterbrochen
        Vom Fels zum Meer Dein Adler zieht.
Die Entziehung der ihm vom König von Bayern verliehenen Pension war bekanntlich die Folge. Die Leichenfeier findet am Sonnabend statt; die Betheiligung daran wird großartig werden. Geibel hinterläßt eine Tochter, die an einen hiesigen angesehenen Rechtsanwalt verheirathet ist.
Nach einer Bekanntmachung des Lübecker Senats vom 7. April wird, um der Trauer über den Heimgang Emanuel Geibels, des Ehrenbürgers der Stadt Lübeck, einen würdigen Ausdruck zu verleihen, das Begräbniß des Dahingeschiedenen mit einer öffentlichen Feier begangen werden, die Sonnabend 9 Uhr Morgens in der Marienkirche stattfindet. Vereine und Körperschaften werden zur Betheiligung aufgefordert. Der Bürgerausschuß hielt am Montag eine besondere Sitzung in dieser Angelegenheit.


Die österreichische Kaiserin Elisabeth besuchte Frankfurt am 2. April und legte die 8 Stunden lange Strecke von Wiesbaden nach Frankfurt zu Pferd zurück; Abends kehrte sie mit der Eisenbahn zurück.
- Daß Jemand seine eigene Geburtsanzeige zu lesen bekommt, ist gewiß ein seltner Fall. Dies Vergnügen hat die Voss. Z. dem Fürsten Bismarck bereitet, indem sie ihre Nummer vom 11. April 1815 hervorsuchte, in der zu lesen steht: Die gestern erfolgte glückliche Entbindung meiner Frau von einem gesunden Sohne verfehle ich nicht allen Verwandten und Freunden, unter Verbittung des Glückwunsches, bekannt zu machen.
Schönhausen, den 2. April 1815.
                                                    Ferdinand v. Bismarck.
(Der ungalante Vater, der sich Glückwünsche verbeten hat, scheint nicht zu den großen Propheten gehört zu haben.)
- Das Standbild von Bach ist im Guß in Braunschweig verunglückt. Die Aufstellung in Eisenach und das Bach=Fest müssen verschoben werden.
- Ein neues von den Herren Volgar und Petry in Wien erfundenes Repetirgewehr soll alle anderen an Einfachheit des Mechanismus und Schnelligkeit des Ladens übertreffen.
Die stolze Veste Königstein in Sachsen wird zum Sperrfort degradirt. Gegen das neue weittragende Geschütz von den gegenüberliegenden Bergen ist sie nicht zu halten, sie wird künftig nur die Eisenbahnen, die Wasser= und Landstraßen sperren. Ihr seitheriger Commandant, General v. Leonhardi, ist bereits pensionirt.
- Nach der "Jüdischen Presse" die bekanntlich gut zählen und rechnen kann, giebt es auf der ganzen Erde vertheilt 7 1/2 Millionen Juden. Rußland zählt etwa 3,500,000 und zwar 4,6 Proc. der Einwohnerzahl, Oesterreich zählt ebenfalls 4,6 Proc. Einwohner, Ungarn mit 638314 Juden 3,9 Proc., das deutsche Reich zählt 571,612 Juden, 1,2 Proc., Frankreich nur 60,000, England nur 46,000, Italien 46,700, Spanien 402.
- Die Trompeter von Mars la Tour werden diesen Sommer 36 Concerte in London halten. Es ist das Trompetercorps der in Halberstadt garnisonirenden, durch ihren siegreichen Todesritt in der Schlecht von Mars la Tour rühmlichst bekannten Bismarck=Kürassiere. Sie gehen mit allerhöchster Genehmigung in voller Uniform, und der Prinz von Wales übernimmt das Protectorat.
Der berühmte Chirurg Dr. Esmarch in Kiel hat ein Blatt veröffentlicht: "Zur Belehrung über das Sitzen der Schulkinder. Für Lehrer und Eltern schief und kurzsichtiger werdender Kinder." Dieses Blatt enthält nur zwei Seiten Text mit 4 Abbildungen von Kindern und Schulkindern, die auf den ersten Blick die volle Bedeutung der Sache zeigen. Das Blatt, durch das sich Esmarch ein neues außerordentliches Verdienst erworben hat, kostet nur 20 Pfennig.
- Die drei von der Corvette "Sophie" bei der Expedition an der Westküste von Afrika als Geißeln gefangen genommenen Häuptlinge sind in der vorverflossenen Nacht mit dem Zuge von Bremerhaven um 12 Uhr 40 Minuten auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin eingetroffen. Die Schwarzen haben die Fahrt unter Escorte eines Matrosenpiquets von der "Sophie" in einem Wagen dritter Klasse zurückgelegt und wurden beim Aussteigen gleich von einer Menge Neugieriger umringt. Zwei von ihnen scheinen aber nur wirkliche Häuptlinge zu sein, da der dritte kaum den Knabenjahren entwachsen ist. Sämmtlich trugen sie europäische Kleidung, die sie sich in Wilhelmshaven selbst beschafft haben, wogegen sie während der Seefahrt mit Kleidungsstücken unserer Matrosen versehen worden waren. In ihren dünnen Röcken schien es ihnen gerade nicht sehr behaglich zu sein und besonders der kleine in seinem Strohhut und den leinenen Hosen, in deren Taschen er, so weit er konnte, seine Hände vergrub, sehr zu frieren, selbst die kräftigen Händedrücke des sie erwartenden Feldwebel vom 2. Garde=Regiment und eines Matrosen konnten sie nicht erwärmen. Willig folgten sie den Winken derselben zum Einsteigen in die bereitstehenden Droschken, welche sie nach der Caserne des 2. Garde=Regiments in der Friedrichsstraße brachten, wo sie für die Dauer ihres Aufenthaltes einquartiert sind. Ihre Hautfarbe nach zu urtheilen, gehören sie verschiedenen Stämmen an. Während der eine der beiden älteren und der jüngere tiefschwarz sind und gekräuseltes Haar haben, ist die Farbe des dritten, wie bei den Mulatten, hellbraun, auch sein Haar nicht kraus, sondern mehr glatt; man hatte diese Schwarzen von Wilhelmshaven nach Berlin gesandt, damit sie sich die Reichshauptstadt ansehen sollen, um sich dadurch am besten von der Macht und Größe des Deutschen Reiches überzeugen zu können. Wie es heißt, wird die "Sophie" oder ein anderes unserer Kriegsschiffe die Häuptlinge wieder in ihre Heimath zurückbrin=

[ => Original lesen: 1884 Nr. 30 Seite 6]

gen. Das in der verfallenen Veste Friedrichsburg aufgefundene und von der "Sophie" ebenfalls mitgebrachte Kurbrandenburgische Geschütz wird demnächst auch in Berlin eintreffen, um vorläufig Aufstellung im Zeughause zu finden. Im Laufe des gestrigen Tages besichtigten die Schwarzen, von denen der eine übrigens fertig französisch und englisch spricht, das Rathhaus sehr eingehend. Seltsamer Weise zeigen sie ein großes Interesse für die Magistrats=Bibliothek. Auch bestiegen dieselben den Rathhausthurm.
- Ein Arzt von gutem Namen widmet Brustkranken und solchen, die es nicht werden wollen, folgende Merksprüche: Was Speise und Trank für den Magen, das ist reine Luft für die Lunge, was Gift für jenen, das ist unreine Luft für diese. - Wie man den Magen nicht von der Lunge aus kurirt, so hilft es auch der Lunge nichts wenn man für sie mit dem Magen einnimmt. - Frische Luft, ordentlich eingeathmet, ist das Lungen=Universalmittel. Der Lunge zur Liebe müssen wir uns abhärten. Von der Lunge her kann man sich nicht erkälten, wohl aber erhitzen. Die Thüren sind dazu da, daß sie geschlossen, die Fenster dazu, daß sie aufgemacht werden. - Ventilation und Zug ist zweierlei. Stickhusten kommt meistens von Staubluft. - Nicht auf dem Wege nach oder von der Schule sondern in der Schule werden die Kinder krank. - Briefträger bleiben gesund, weil sie sich immer in freier Luft bewegen; Stubenhocker wurden brustkrank, weil sie das Gegenteil thun. - Die Lungenschwindsucht hat sich die civilisirte Gesellschaft selbst zur Geißel aufgebürdet; nicht die Stadtluft sondern die städtische Lebensweise erzeugt sie. - An Luftkur und Brunnenorten wird man gesund, weil man beweglich und nüchtern lebt, fleißig draußen athmet, Wasser trinkt und badet. - Lungenschwindsucht ist heilbar wenn der "Candidat" zeitig eine Athmungs= und Bewegungskur gebraucht, nachher ist es oftmals zu spät.
- Schwarze Muttergottesbilder giebt es außer zu Czenstochan auch in Altötting, in Loreto (Italien) u. a. O. Bei den mittelrheinischen Schiffern finden sich schwarze Muttergottesbilder nicht selten. Sie stiften sich solche selbst und verehren sie privatim. Was es für eine Bewandtniß mit dieser, sonst gewöhnlich dem Gott=sei=bei=uns zugeschriebenen Farbe bei der höchsten Heiligen der Katholiken hat, mag schwer zu ergründen sein. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß wir es hier mit einem Ueberbleibsel aus weit entlegener Heidenzeit zu thun haben, aus der ja so manches in den christlichen Cultus übergegangen ist. Die schwarzen Madonnen sind wahrscheinlich Nachklänge der im Uralterthum meist in Sonnentempeln verehrten schwarzen Götterbilder, die ohne Zweifel Meteorsteine waren. Die im glühenden Zustand, mit Donnerhall und Geprassel aus dem Himmelsraum niederfahrenden Meteorsteine erweckten die Vorstellung, daß sie göttlichen Urprungs seien und es wurde ihnen daher auch göttliche Verehrung gezollt. Solche schwarze Steine wurden z. B. verehrt in Cypern (das Urbild der späteren Venus Cypria), in Emesa (Idol des syrischen Sonnengottes), zu Pessinus in Kleinasien (Idol der Agdistis, von dem es ausdrücklich heißt, es sei vom Himmel gefallen). Auch von dem schwarzen Stein in der Kaaba zu Mekka heißt es, er sei vom Himmel gefallen, es wird also auch ein Meteorstein sein. Splitter solcher Steine (Bätylien genannt) trug man im Alterthum als Amulette oder Talismane bei sich.
- Zwei von den Sioux=Indianern mit ihrem Dolmetsch überraschten am Sonnabend Abend durch ihr plötzliches Erscheinen ihre Berliner Freunde. Sie hatten eine Spritzfahrt von Breslau nach Berlin unternommen. Die Liebe war das Motiv. Sie haben denn auch zwei Schwestern mit nach Breslau genommen, von denen die eine dem langen Fox nach Nebraska folgen will. Er hat zwar schon fünf Frauen, aber er hat ihr versprochen, sie solle die erste in seinem Wigwam sein.
- Hoch gehts bei den Bauernhochzeiten im Kreis Arnswalde her. Bei einer solchen wurde kürzlich verbraucht: 1 Rind, 2 Schweine, 8 Hammel, 8 Kälber, 16 Gänse, 8 Centner Weizenmehl, 100 Flaschen Wein, 24 Achtel Bayrisches Bier, 1 1/2 Tonne Braunbier, 16 Liter Cognac!
- Im Füselierbataillon in Tübingen dienen 131 Einjährig-Freiwillige, fast nur Studenten.
- Friedrich II. war es, der um die Nikolaikirche zu Potsdam die bedeckten Gänge aufführen ließ. Dadurch wurden aber die inneren Fenster verbaut und die Kirche verlor dadurch etwas an Licht. Den Kirchenvorstehern gefiel dies nicht, und sie kamen bittend beim König ein, daß er diesen Bau unterlassen mochte. Doch Friedrich schrieb unter ihre Vorstellung: "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben."
- Münster in Westfalen Fräulein Laura war wohlbestallte Köchin auf einem Bauernhof und vertrat die Stelle der Hausfrau, welche wegen Kränklichkeit sich von vieler Arbeit zurückhalten mußte. Laura war fleißig, heiter und lieferte täglich ein leckeres Mahl für des Bauern Tisch. Christlieb der Sohn des Bauern, achtete wohl der guten Speisen, die Laura bereitete, aber der Laura selbst achtete er wenig, denn er hatte sein Herze im Stillen an ein Stadtdämchen verschenkt, das freilich etwas zweifelhafter Qualität war. Laura kaufte sich ein Dombauloos, der Bauer schimpfte über Verschwendung der jungen Welt, notirte sich aber, ordnungsliebend wie er war, sorgsam die Nummer des Looses. Als er nach einiger Zeit in die Stadt kam, studirte er die soeben ausgegebene Ziehungsliste, auch nur aus Ordnungsliebe, aber Potz Blitz, Laura hatte 20,000 M. gewonnen. Er läßt seinen Gaul tüchtig auftreten und kaum zu Hause angekommen, sagt er: Du Alte! weißt Du was? "Christlieb heirathet die Laura." Die Frau macht ein dummes Gesicht, das aber bald wie Sonnenschein lacht, als sie von den 20,000 M. hört. Ich heirathe die Laura, sagt Christlieb mit großer Entschiedenheit, als auch er von den 20,000 hörte. Mutter aber sagte: Still, still, nichts verrathen; wenn Laura hört, daß sie nun reich ist, so heirathet sie Dich vielleicht gar nicht, weil Du immer so kurz und brummig gegen sie warst. - Laura aber traute ihren Ohren nicht, als sie von "Frau" und "Herr" so freundlich wie ein Kind behandelt wurde und ihr Erstaunen wuchs, als sie von Christlieb, welcher früher kaum ihren Gruß erwiederte, "liebe", ja zuletzt "süße Laura" angeredet wurde, und ihre rußgeschwärzten Wangen wurden purpurroth, als ihr Christlieb innerhalb 24 Stunden gestand, daß er sie schon lange tief im Innern glühend liebe und es nicht mehr aushalten könne. Er nahm sie zärtlich an die Hand, führte sie zu den "Herren Eltern" und - nach einigen Redensarten waren sie's zufrieden, daß Christlieb Laura heirathe, die Hochzeit müsse aber gleich sein, da Mutter wieder kränker sei. Christlieb hatte es nun sehr eilig, Laura sein Ehespons nennen zu können, und nach der üblichen kürzesten Frist wurde dem Herzensbunde die standesamtliche und priesterliche Weihe ertheilt. Beim Hochzeitsschmaus saß Papa Bauer still vor sich hinbrütend, seine Freunde glaubten, er wolle einen neuen Dreschflegel erfinden, da stand er auf, ergriff sein Glas und redete eine schwungvolle Rede, deren Schluß die freudige Botschaft bildete, daß Laura außer ihrer Schönheit und großen Tugendhaftigkeit 20,000 baare Mark mit in die Ehe bringe, wovon weder Christlieb, noch Laura, noch seine Frau eine Ahnung hätten. - "Geh hin mein Kind" sagte er, hole Dein Cölner Dombauloos, es hat 20,000 Mark gewonnen"! "Laura, Du bist ja so blaß", sagte Christlieb, sein Weib ansehend; Laura wurde aber in demselben Augenblick feuerroth und gestand, daß sie ihr Loos vor mehreren Wochen einem Handelsjuden als Zahlung für ein buntes Halstuch gegeben habe. Der Hochzeitsschmaus ging sehr still zu Ende; Laura aber war und blieb Frau und Bäuerin. - Und das war das Beste.
- Erfurt legt ein neues Zeugniß ab von dem guten Verhältniß zwischen Civil und Militair. 40 Dienstmädchen haben gekündigt, um mit den 36ern nach Halle auszuwandern.
- Im Mädchenpensionat. Lehrerin: Wir haben einen Wehr= und einen Nährstand: Emma, sagen Sie mir, welche Verpflichtung liegt dem Wehrstand ob? Emma: Uns - uns - uns - Lehrerin: Weiter! Uns das Haus und den Hof - - Emma den Hof zu machen!


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD