No. 3
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Januar
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 3 Seite 1]

Bekanntmachung.

     Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1883 stattfindet

am Donnerstag, den 10. Januar 1884,
Morgens 9 Uhr

im Ohlerich'schen Gasthofe "Stadt Altona."
     Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24. 7. der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1863 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
     Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.

     Schönberg den 18. December 1883.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V.: v. Langen.


Die Gründzüge für den Entwurf eines Gesetzes über die Unfallversicherung der Arbeiter nebst Begründung sind nunmehr im Reichsamt des Innern fertig gestellt und an die Bundesregierungen zur Begutachtung abgegangen.
Mit einem unerhörten Scandal ist das Jahr 1883 in Wien zur Neige gegangen. In der Kirche der Vorstadt Favoriten predigte am 30. Decbr. der Jesuitenpater Hammerle über den Reichthum, den uns Christus gebracht hat, legte die innere Haltlosigkeit der communistischen Lehren dar und ließ es an Anspielungen gegen solche Führer nicht fehlen, die Andere die Kastanien aus dem Feuer holen lassen. Er warnte vor Verschärfung der Gegensätze zwischen arm und reich und meinte, die Schwiele in der Hand des armen Mannes sei besser und gottgefälliger als der goldene Ring am Finger des Reichen; es sei ein tröstlicher und erhebender Gedanke für den Armen, daß unser Heiland arm geboren und arm gestorben sei. In diesem Augenblick drang ein greller Pfiff durch die Kirche und etwa 20 junge Arbeiter (Favoriten ist eine Arbeitervorstadt) drangen mit geballter Faust und dem Ruf: "Nieder mit der Jesuitenbrut! gegen die Kanzel vor, um sie zu stürmen. Kieselsteine in der Größe von Gänseeiern flogen gegen den Prediger und ein furchtbarer Tumult entstand. Mehrere der Anstifter wurden verhaftet. Im ersten Verhör gaben sie an, der Jesuitenpater habe in früheren Predigten die Arbeiter geschmäht und geschimpft und deswegen hätten sie sich rächen wollen.
Auf dem Weddingplatze in Berlin ist die Votiv= oder Dankeskirche feierlich eingeweiht worden, die zum Dank für die Rettung des Kaisers (1878) erbaut worden ist. Der Kaiser mit allen Prinzen und Prinzessinnen wohnte der Feier bei; 100 Geistliche waren versammelt. Wenn die Berliner fleißiger in die Kirche gingen, müßten noch viele Kirchen gebaut werden.
Eduard Lasker, vor einigen Jahren einer der vielgenanntesten Politiker und Mandatsträger im Reichstage und preuß. Landtage, und Führer der Nationalliberalen, ist in der Nacht zum 6. Januar in Newyork auf dem Heimwege von einem Diner beim Banquier Seligmann gestorben, nachdem ihn im Wagen der Schlag gerührt.
Die im Sudan ausgebrochene Bewegung wird in England als der Anfang einer furchtbaren, ganz Europa bedrohenden Erhebung des Islam gegen die abendländische Cultur angesehen. Englische Blätter ziehen bereits den Ausbruch einer allgemeinen Christenverfolgung in der europäischen und asiatischen Türkei in Betracht.


- Nach der L. Z. ist der Landmann H. J. F. R. B. Schl. aus Lockwisch, der im August v. J. bei der Privatbank in Lübeck erschienen war, sich für Wilhelm Lühr, Sohn des Hauswirths H. Lühr in Kl. Mist ausgegeben und auf von ihm selbst angefertigtes Schreiben des H. Lühr, sowie einer von ihm mit W. Lühr angefertigten Quittung den Betrag von 800 M. zu Lasten des Giro=Conto des H. Lühr erhoben hatte, wurde in der Sitzung der Strafkammer des Landgerichts zu Lübeck vom 3. d. M. wegen zweier Urkundenfälschungen in idealer Konkurrenz mit Betrug zu 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt.
- Im Jahre 1883 sind im Ganzen 3000 Schiffe mit 4800 Menschenleben verloren gegangen, davon 150 durch Zusammenstöße. Wie viel Hoff=

[ => Original lesen: 1884 Nr. 3 Seite 2]

nungen und Wünsche sind da auf dem weiten Meere zu Grunde gegangen, wie viel Angst= und Weherufe in dem Brausen des Sturmes und dem Tosen des Meeres verhallt!
- Im Militärwochenblatt wird eingehend eine neue Fußbekleidung für die Infanterie besprochen. Kreuzbandstiefel wird sie genannt. Dieser Stiefel besteht aus zwei Grundstoffen, nämlich aus Leder und Segel=Leinewand. Seine Haltbarkeit beruht vornehmlich auf dem Hintertheil, welchem demzufolge in einer, durch eine Blechhülle verstärkten Hinterschiene von Hause aus eine ganz besondere Festigkeit gesichert worden, und welches mit dem Absatz aus einem Stück gefertigt ist. Die Kreuzbandklappen werden mit ihren Enden durch einen Bügel gezogen, welcher an dem Fersenleder (Hacke) - zu beiden Seiten des Fußes eine - befestigt ist. Der Stiefel ist so eingerichtet, daß ein Längenmaß von fast allen Füßen gleicher Länge getragen werden kann, da es nur ganz geringer Handgriffe bedarf, um den Stiefel schließend zu machen. Das Sprunggelenk ist frei in seinen Hebel=Bewegungen, und da die beiden Knöchel über dem Ausschnitt des Fersenleders liegen, so hat man dieselben mit Segel=Leinewand umgeben, welche sich dem Fuß besser anschmiegt als Leder; dabei schließt das Kreuzband jede Reibung aus. Letzteres hält den Hinterfuß fest und verhindert z. B. beim Bergabsteigen das unangenehme und bei müden Füßen oft sehr schmerzhafte Anstoßen der Zehen gegen das Oberleder. Diese letzteren können sich in ihrem Gehäuse, wenn auch beschränkt, doch soviel bewegen, daß sie nicht steif werden, da das Oberleder nicht mehr am Schaft befestigt ist. Das Mittelfußgelenk hat mehr Freiheit, man kann, wie man sich auszudrücken pflegt, mehr auf den Zehen gehen, was beim Marschiren in coupirtem Terrain von großer Wichtigkeit ist.
- Siamesen nannte man in Augsburg ein Bruderpaar Dürrwanger aus dem Arbeiterstand, das man nie anders als bei einander sah. Sie gingen zusammen zur Arbeit und zusammen heim, bewohnten seit vielen Jahrzehnten dasselbe kleine Häuschen, kochten, kehrten und scheuerten und aßen und tranken zusammen, was der eine wollte, wollte auch der andere. Sie sparten auch zusammen ein Sümmchen und kauften sich voriges Jahr in eine Pfründe ein; denn sie waren alt geworden. Eitle Sorge! Am vorletzten Tage des Jahres rief den einen ein sanfter Tod ab und ein paar Stunden später schlief der andere ein vor Kummer über den treuen Lebensgefährten. So starben sie auch zusammen und wurden in ein Grab gebettet.


Weihnachts=Heiligerabend.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1884 Nr. 3 Seite 3]

Weihnachts=Heiligerabend.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

In der Nacht vom 16./17. d. M. ist mittelst Einbruchs aus einem Hause in Lockwisch eine silberne Cylinder=Damenuhr mit Goldrand, gezeichnet: April, den 22. 1882. S. 6616., gestohlen worden.
Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.

Neustrelitz, 25. December 1883.

Der Erste Staatsanwalt.
In Vertretung: H. Gundlach.

H. Funck.       


In der Nacht vom 28./29. d. M. sind in Petersberg bei Schönberg mittelst Einbruchs aus dem Hühnerstalle des Hauswirths Lenschow 9 Hühner und 1 Ente und aus dem Stalle des Hauswirths Voß eine blaubunte, eine graubunte und eine weiße Ente gestohlen worden.
Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, 31. December 1883.

Der Erste Staatsanwalt.
I. V.
H. Gundlach.

H. Funck.       


In der Nacht vom 16./17. d. M. sind aus dem Stalle des Hauswirths Kleinfeldt in Lockwisch 6 Gänse gestohlen und vermuthlich mittelst einer zu derselben Zeit dem Büdner Lenschow in Lüdersdorf entwandten, aus Apfelbaumholz angefertigten Karre fortgeschafft worden.
Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, 31. December 1883.

Der Erste Staatsanwalt.
In Vertretung:
H. Gundlach.

R. Funck.       


Nach ertheiltem Veräußerungsdecret soll die Büdnerei Nr. 1 zu Naschendorf von dem Erbpächter Linshoeft daselbst und dem Fuhrmann Carl Baumann zu Grevesmühlen als Vormünder der minorennen Erben des verstorbenen Büdners Joachim Leppin, an den annehmliche Meistbietenden in dem an hiesiger Gerichtsstelle auf den

siebzehnten April 1884

Vormittags zehn Uhr angesetzten Termin verkauft werden, und werden dazu Kaufliebhaber eingeladen. Die Fläche beträgt 1181 []Ruthen altes Maaß, der Canon jährlich 12 Scheffel Roggen Schweriner Maaß in Geld; die Gebäude sind gegen Feuersgefahr versichert zu 2700 Mark. Die Uebergabe soll binnen zwei Wochen nach dem Zuschlag und eingegangenem grundherrlichen Verzicht auf das Vorkaufsrecht erfolgen, nachdem Käufer 300 M. Sicherheit beim reinen Zuschlag bezahlt hat.
Die Verkaufsbedingungen können bei dem Erbpächter Linshoeft, bei welchem sich die Kaufliebhaber zur Besichtigung des Grundstücks zu melden haben, eingesehen werden.
Grevesmühlen, 31. December 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
                          Zur Beglaubigung:
                          Der Gerichtsschreiber.
  Heuer, Akt.=Geh.


Holz=Auction Nr. 8.

Am Freitag den 11. Januar d. J. Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Lanckower Holz.

4 Rmt. eichen Kluft und Knüppel
31 Rmt. buchen Kluft und Knüppel
54 Fuder buchen Durchforstholz.
45 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel
4 Fuder kiefern Durchforstholz

b. Bahlen.

110 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Olm.
19 Fuder buchen Zweigholz
75 Rmtr. Nadelholz Kluft und Knüppel.

Schönberg den 2. Januar 1884.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


[ => Original lesen: 1884 Nr. 3 Seite 4]

Holz=Auction Nr. 7.

Am Donnerstag den 10. Januar d. J. Morgens 10 Uhr in Kösters Hotel zu Schönberg:

a. Aus dem Niendorfer Zuschlage

  81 Rmt. Loheichen Knüppel I. und II. Cl.
    6 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
135 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel.

b. Aus den Mühlenbruch.

67 Rmt. eichen Kluft und Knüppel

Schönberg, den 2. Januar 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Auction in Selmsdorf.

Am Freitag den 11. Januar d. Js. von Vormittags 11 Uhr an soll der Nachlaß des Rademachers H. Möller in Selmsdorf als namentlich:

2 Hobelbänke, diverse Sägen, Bohrer und das gesammte sonstige Handwerksgeräth, eine große Parthie Felgen, Planken und Nutzholz aller Art, sowie verschiedene andere Sachen
öffentlich meistbietend gegen Barzahlung verkauft werden.
Schönberg den 3. Januar 1884.

Staffeldt.                        
Gerichtsvollzieher.               


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Dienstag den 15. Januar d. J. Vormittags 10 Uhr sollen in Lockwisch die nachstehenden Pfandsachen als:

1 Sopha, ein großer Spiegel, 1 Commode, 1 Kleidersecretair, 1 Sophatisch, 6 Polsterstühle, 1 Nähtisch und ein Kleiderschrank

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 7. Januar 1884.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Cajüte M. 300. Zwischendeck M. 80. Kind. unt. 12 d. Hälfte, unt. 1 Jahr 9 M.

Directe
Post=Dampfschiffahrt
Hamburg-Amerika
Nach New-York jeden
Mittwoch u. Sonntag
mit Deutschen Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
• August Bolten, Hamburg.
Auskunft u. Ueberfahrts=Verträge bei:
Fr. Frick u. J. F. Schultz in Röbel.


Anker-Cichorien
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Dommerich & Co. in Bukau-Magdeburg.
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Anker Cichorien ist ein trockenes lichtbraunes Pulver, aus gewaschenen, daher sandfreien Magdeburger Cichorien=Wurzeln hergestellt und zeichnet sich aus durch sein Aroma, Reinheit im Geschmack und Ausgiebigkeit.
Anker=Cichorien ist der beste im Handel befindliche Cichorien und zu kaufen in Packeten von 125. Gr. zu 10 Pfennig. und von 250 Gr. zu 20 Pfennig in nachstehenden Geschäften:

Schönberg:

C. J. W. Burmeister.              J. Kummerow.
H. Brüchmann.              C. H. Vock.
J. F. Eckmann.              W. Wieschendorf.
F. Heitmann.              A. Zander.


Kocherbsen
                          empfiehlt
                                  A. Wigger Nachfolger.


Gute Kocherbsen
empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


1 Paar noch wenig gebrauchte Brustblattgeschirre sind sehr preiswerth abzugeben bei

H. Bockwoldt.              


Gefunden

eine silberne Uhrkette. Abzugeben gegen Erstattung der Insertionskosten beim Maurer Johann Wigger, Sabowerstraße.


Gesucht für Lübeck

Zum 1. Febr. ein ält. Mädchen welches mit der Wäsche Bescheid weiß und etwas Erfahrung im Kochen hat. Gehalt 30 Thlr. Auskunft erteilt

Chr. Wieschendorf Wwe.        


Am Sonntag den 13. Januar
großer Kaffee=Ball
zu welchem freundlichst einladet                                    
                                    Ahrndt, Neschow.


Zum Ball

am Donnerstag den 10. Januar ladet freundlichst und ergebenst ein

C. Fahrenkrug,          
Lüdersdorf.               


Vereinsball

der Gr. Siemzer=Schweinegilde am Sonntag den 13. Januar beim Gastwirth Staak vor Schönberg.

Nichtmitglieder sind ausgeschlossen. Entree für Herren 50 Pfennig Anfang 6 Uhr Abends.

Der Vorstand.       


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 7. Januar 1884.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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