No. 100
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Dezember
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 1]

Des heil. Weihnachtsfestes wegen erscheint die nächste Nummer der Wöchentlichen Anzeigen am Freitag den 28. December d. J.


Bekanntmachung.

     Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1883 stattfindet

am Donnerstag, den 10. Januar 1884,
Morgens 9 Uhr

im Ohlerich'schen Gasthofe "Stadt Altona."
     Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24. 7. der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1863 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
     Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.

     Schönberg den 18. December 1883.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V.: v. Langen.


Zur Publication des Testaments des Arbeitsmannes Johann Joachim Bruhn zu Selmsdorf ist Termin auf

Montag den 31. December 1883,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte anberaumt, zu welchem etwaige Interessenten hiemit geladen werden.
Schönberg, den 14. December 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

G. Arndt.       


Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Rabensdorf, welche Johannis 1884 aus der Pacht fällt, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte Termin auf

Sonnabend, den 29. December d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpön von 3000 M. zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme des Pachtstückes erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Rabensdorf in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 24. November 1883.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
I. V.: von Langen.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Müller A. Michaelsen gehörigen zu Selmsdorf belegenen Grundstücke nebst Zubehör wird hierdurch bekannt gemacht,
daß in dem ersten Verkaufstermine ein Gebot auf die Grundstücke nicht abgegeben ist und wird der auf

Dienstag, den 8. Januar 1884,
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzte Ueberbotstermin in Erinnerung gebracht.
Schönberg, den 7. December 1883.

Großherzliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Das am 12. Februar 1879 errichtete gerichtliche Testament des am 20. November 1883 verstorbenen Hauswirths=Altentheilers Joachim Wulff, früher zu Tramm, ist am 12. dieses Monats von uns publicirt worden.
Grevesmühlen, 13. December 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 2]

Holz=Auction.
Sonnabend den 22. December d. J.,
Vormittags von 11 Uhr an

werde ich in meinem Bestande, im sog. Horstbruch, gegen sofortige Barzahlung verkaufen lassen:

134 Raummeter buchen Kluft
12 Raummeter eichen Kluft
23 Fuder buchen Buschholz,
5 Fuder eichen Buschholz.
Gr. Rünz im December 1883.

Schulze Rieckhoff.       


Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.

Die halbjährlich fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien sollen von jetzt an regelmäßig vor dem jedesmaligen Antonii= und Johannis=Termine an den dazu festzusetzenden Tagen ausgezahlt werden, eine Anzahlung der Zinsen im Antonii= oder Johanni=Termin soll nur noch ausnahmsweise stattfinden.
Demgemäß ersuchen wir die Gläubiger der Vorschuß=Anstalt, die zu Antonii k. J. fälligen Zinsen

am 27., 28., 29. und 31. December d. J.,
von 8 bis 12 Uhr Vormittags,
sowie
am Sonntag, den 30. December d. J.,
von 8 bis 10 Uhr Morgens,
im Geschäftslokale der Anstalt in Empfang zu nehmen.                          
Schönberg, den 15. December 1883.
                                                    Das Directorium.


Indem wir für die zu einer Weihnachtsbescheerung armer Kinder (aus der Gemeinde) uns zugegangenen Liebesgaben unsern herzlichen Dank hierdurch aussprechen, verfehlen wir nicht, alle gütigen Geberinnen und Geber zu der am Sonntag den 23. December Nachmittags 5 Uhr im Real=Schulhause stattfindenden Bescheerung freundlichst einzuladen.

Kaempffer.           Langbein.


Versammlung
der Gr. Siemzer-Schweinegilde

am Sonntag den 30. Dezember Nachmittags 2 Uhr beim Gastwirte Staak vor Schönberg.

Der Vorstand.       


Besten Oberndorfer
Runkelrüben=Samen
gelb und roth à Pfund 60 Pfennig. im Frühjahr zu liefern empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Prima Fettbücklinge
empfiehlt                          
                                                    H. Mette.


Beste Wallnüsse und Sicil. Haselnüsse
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Holst. Karpfen.

empfiehlt pro Pfund 1 M. Verpackung u. Porto pro Postcolli 70 Pfennig.
Die Fischhandlung und Räucherei von J. C. H. Boy, Lübeck,


Zu Festgeschenken
empfiehlt Unterzeichneter sein Lager von                          

Hängelampe   feinen Tisch- und Tafel=Lampen,
Hängelampen,
Ampeln,
Nähmaschinenlampen,
Klavierlampen
zu Petroleum u. Benzin,
ferner
Petroleum-Kochapparate
unter Garantie,
sehr feine Theebretter und Brodkörbe
in reicher Auswahl,
Ofenvorsetzer,
Kohlenhelme,
Ascheimer,
extra stark,
sowie eine große Auswahl
Blech-Spielwaaren
und Tannenbaumleuchter
sehr billig.
Hochachtungsvoll        
W. Wieschendorf,
Klempner.


Allen Bewohnern von Stadt und Land hiemit die ergebene Anzeige, daß ich am Sonntag meine

Weihnachts=Ausstellung

eröffnet habe.

H. Wolgast.       

Auch bringe hiermit den Verkauf der Sprengel'schen Chocolade und entölten Cacao sowie feinsten Cakes in beste Erinnerung. Für frische und gesunde Waare wird garantirt.


Weihnachts-Ausstellung
von
Kurz- & Galanteriewaaren
Spielwaaren,
Seifen und Parfümerien,Schirmen und Stöcken,
Nähmaschinen,
Nähutensilien.
Ia. russischen Gummischuhen
etc. etc.
bei
Glocksien & Evers,
Lübeck, Schüsselbuden 192.


Mit dauerhaft gearbeiteten Schulmappen für Knaben u. Mädchen, Hosenträger, Arbeitstaschen, Plaidriemen, hübschen Kinderpeitschen u. s. w. empfiehlt sich ergebenst
Schönberg, 17. Dec. 1883.

H. Ollrogge,       
Sattlermeister.       


[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 3]

Ein großes Uebel weicht oft einem einfachen Mittel,
wie aus nachstehendem Schreiben hervorgeht:

        Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau.
Mein 2 Jahr alter Sohn litt seit 6 Wochen dermaßen am Keuchhusten und starkem Auswurf, daß der behandelnde Arzt die Lunge für sehr angegriffen erklärte und an seinem Aufkommen zweifelte. Glücklicherweise erfuhr ich von ihrem wohlbewährten Fenchelhonig*) und nach Gebrauch von 2 halben Flaschen bekam das schreckliche Uebel wie mit einem Schlage eine andere Wendung, so daß mein Junge jetzt Gottlob ganz gesund ist.

Buchoethen bei Kaukehmen.                                                     Carl Friederici, Besitzer.

-----------------

        *) Der zahlreichen Nachpfuschungen wegen beachte man, daß der Fenchelhonig nur echt ist, wenn die Flasche Siegel, Namenszug und im Glase eingebrannt, die Firma von L. W. Egers in Breslau trägt. Verkaufsstelle in Schönberg allein beim Buchbinder C. Sievers.


Weihnachts-Ausstellung
in meinen neuen, großen Lagerräumen.                          
Neuheiten in allen möglichen Maschinen u. Gegenständen für Haus u. Küche.
Neuheiten höchstinteressanter Gesellschafts= und Kinderspiele.
etc. etc. etc.
Ich bitte mein Lager ungenirt durchzugehen.           
Heinr. Pagels.
Lübeck, Breitestrasse beim Markt 945.


Große
Weihnachts-Ausstellung
von
Spielwaaren
empfiehlt zu billigsten Preisen                          
                                                    H. Brüchmann.


Zu meiner diesjährigen                          
Weihnachts-Ausstellung
empfehle ich eine große Auswahl von selbstgearbeitetenleichten Eier=Schaumkonfect
zu möglichst billigen Preisen.                          
Um geneigten Zuspruch bittet                     
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Wwe. Greiff, Conditor.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 4]

Grossartige Weihnachts-Ausstellung
aller erdenklichen Neuheiten für
Haus u. Küche sowie für Kinderbei
Lübeck Breitestr. 959 bei der Wache Jürgensen & Robschuld Lübeck Breitestr. 959 bei der Wache
Specialitäten:
Fleischhack-, Wurststopf- Brot- und Zuckerschneidemaschinen,
Mangelmaschinen, Wringmaschinen, Dampfwaschkessel,
Plättöfen und Plätteisen.
Alfenide-Waaren, schwer versilberte Bestecke, Schneidewaaren aller Art,
Schlittengeläute, Kinderschlitten, Schlittschuhe, Werkzeug- und Laubsägekasten,
Laubsägeholz sowie sämmtl. Laubsägeutensilien, Werkzeuge.
Kinderheerde, Kinderküchen, Kaufläden, Thurngeräthe etc. etc.


Wilh. Berner,
Juwelen-, Gold- und Silberwaaren-Lager,
Lübeck, Sandstrasse 1010 (neben der Privatbank)empfiehlt in grösster Auswahl
Neuheiten
in Gold- und Silberschmucksachen als: Châlebroches mit Amethyst, Tapas, Almanden, Turquisen, Perlen, Lapis Lazuli etc.
Silberne oxydirte im Rennaissance-Styl
gehaltene Broschen, Armbänder, Colliers, Anhänger, Herren- und Damenketten etc.
Ferner alle übrigen Gold- u. Silberwaaren von den einfachsten bis zu den feinsten Gegenständen zu sehr billigen Preisen.
Trauringe stark von 14 karatigem Golde das Paar von 17 Mark an,
Trauringe stark von feinem Golde das Paar von 35 Mark an,
Reparaturen, sowie nach Bestellung anzufertigende Arbeiten werden auf das Sauberste prompt und billig ausgeführt.


Hierzu zwei Beilagen.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 5]

Erste Beilage
zu Nr. 100 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 21. December 1883.


Der deutsche Kronprinz ist am 18. Dec. in Rom eingetroffen und sowohl von Seiten des italienischen Hofes wie von der Bevölkerung auf das Festlichste empfangen worden. Bekanntlich gilt dieser Besuch in Rom auch dem Papste, bei welchem der Kronprinz am Dienstag Mittag 1 Uhr eine Audienz hatte. Kurz nach ein Uhr begab sich der Kronprinz mit seinem ganzen Gefolge und dem preuß. Gesandten v. Schlözer nach dem Vatikan zum Papste in den Equipagen der Gesandtschaft, die mit zwei Pferden bespannt waren. Die Kutscher und die Bedienung aller drei Wagen trugen schwarze Livree mit der preuß. Kokarde. Der Kronprinz und sein Gefolge waren in Uniform. Etwa 10 Minuten nach 1 Uhr trafen die Wagen auf dem St. Petersplatze ein und fuhren durch die Haupt=Einfahrt in den Vatikan. Der Kronprinz verließ mit seinem Gefolge die Wagen in dem Hofe des heil. Damasus vor der zu den Gemächern des Papstes führenden Ehrentreppe. An den Eingängen zum Vatikan befand sich eine sehr große Menschenmenge, welche den Kronprinzen ehrfurchtsvoll begrüßte. An der Ehrentreppe standen päpstliche Gendarmen in großer Uniform, die Treppe entlang waren päpstliche Palast= und Nobelgarden, ebenfalls in Gala, aufgestellt. Am Fuße der Treppe wurde der Kronprinz von Monsignore Cataldi, dem Ceremonienmeister, empfangen. Geleitet von den päpstlichen Würdenträgern begab sich der Kronprinz nach den Gemächern des Papstes. Dieser kam dem Kronprinzen bis in das Vorzimmer entgegen und lud denselben zum Eintritt in sein Gemach ein. Nach einer Unterredung, die über eine halbe Stunde währte, stellte der Kronprinz dem Papste sein Gefolge vor, welches aus 8 Personen bestand. Der Papst unterhielt sich mit diesen auf das Freundlichste. Nachdem der Kronprinz auch dem Cardinal Antonelli einen Besuch gemacht hatte, verließ er um halb 4 Uhr den Vatikan und begab sich direct nach dem Quirinal.
Nach den bisherigen Dispositionen ist der Kronprinz gestern Donnerstag Abend von Rom über Bozen nach Deutschland zurückgereist.
Justiz= und Finanz=Verwaltung in Preußen verhandeln über Herabsetzung der Anwaltsgebühren.
Schönberg. Wie wir hören gedenkt Herr von Satorsky zu den Feiertagen in hiesiger Stadt die Theater=Vorstellungen im Kösterschen Saale zu eröffnen. Der Direction und der Gesellschaft geht aus Neubrandenburg ein so guter Ruf voraus, daß wir uns auf eine vorzügliche Saison freuen dürfen. Herr von Satorsky selbst steht ja hier als Schauspieler und Director im besten Andenken und darf bei seinen Vorstellungen gewiß auf einen recht zahlreichen Besuch rechnen.
- In einem Buche, in dem man es nicht sucht, äußert sich ein hoher und geistvoller Offizier über die Ausbildung der Rekruten: "Sie ist keine den Geist aufregende, aber eine das Nachdenken anregende Thätigkeit, wohlthuend wie jede Pflichterfüllung und erfreulich, weil man den Erfolg von Tag zu Tag sieht. Die preußischen Frontoffiziere besitzen in Folge des jährlich wiederkehrenden Geschäftes, eine große Anzahl von Rekruten heranzubilden, scharfe Augen für die Beurtheilung und viel Erfahrung in der Behandlung der Menschen. Binnen wenigen Monaten Seele und Körper der Leute, von welchen die meisten seit ihrer Schulzeit Beides vernachlässigten, zu entwickeln und zu stählen, ist eine Erziehungs=Aufgabe, die nicht schablonenhaft zur Ausbildung der Rekruten gelöst werden kann, vielmehr eine Berücksichtigung des Persönlichen durchaus erfordert. Das Wort von dem preußischen Schulmeister, welcher die Schlacht bei Königgrätz gewonnen hat, kommt weniger den Knabenlehrern zu, als den Schulmeistern in Uniform, den Offizieren und Unteroffizieren. Was Friedrich der Große sagte: "Treibet nur die Details (das Einzelne und scheinbar Kleinliche), sie bleiben nicht ohne Ruhm; denn es ist der erste Schritt, der zum Siege führt", findet Anwendung auf die Ausbildung der Rekruten. (Siehe die sehr lesenswerthen: "Erinnerungen eines deutschen Offiziers. 1848 bis 1871."
- Pommsen ist das größte Rittergut im Königreich Sachsen und fast sprüchwörtlich geworden; denn man sagt: ein Mann von Pommsen. Es war lange in festen Händen, ist jetzt aber auch mobil geworden und in andere Hände übergegangen um den Preis von 3 Millionen M.
- Als einmal alle Welt von einem drohenden Kriege sprach, sagte die alte Frau Rothschild in der Judengasse in Frankfurt, es gibt keinen Krieg, mein Mann gibt kein Geld dazu her! - Und es gab keinen Krieg. So könnte und sollte auch einmal der Kanonenkönig Krupp in Essen sagen, es soll keinen Krieg geben, ich gieße keine Hinterlader mehr! - Er läßt's aber bleiben: denn vorläufig lebt er vom Kriegen und hat die meisten und größten Staaten mit seinen Kanonen versehen, zuletzt noch die Chinesen, denen er 275 Kanonen für die Feldartillerie und 150 für die Festungen geliefert hat; 450 liefert er ihnen bis zum Juni nächsten Jahres für den Küstendienst.
- Daß die Esel nicht gern auf Glatteis gehen, kann man jetzt öfter beobachten. Ein Tanzlehrer in Frankfurt am Main sollte aber am Nicolaus=Abend (6. December) erfahren, daß ein Esel noch schlimmer und unwilliger im Tanzsaal sich bewegt. Zur Erhöhung der frohen Feier des Nicolaus=Abends hatte der Tanzlehrer einen Esel in die vereinigte Tanzstunde seinen Schülern zur Ueberraschung eingeführt. Aber schon die Mühe des Transportes in das obere Stockwerk hatte das Langohr verstimmt. Längeres Warten im Vorzimmer und laute Tanzmusik im anstoßenden Saale hatte das Grauthier auch nicht fügsamer gemacht. Bei der Einführung in den lichterstrahlenden Salon mit allgemeinem Jubel empfangen, wurde das Langohr ganz toll, schlug wie rasend um sich und trieb die flüchtenden Damen auf Tische und Stühle. Bald fielen einige Tische und Stühle um, welche der Esel anstieß, zwei Spiegel gingen in Trümmer und nur mit größter Anstrengung war der unselige Debutant aus dem Saale zu schleifen. Der Schaden des mißlungenen Scherzes betrug nahezu 300 Mark.
- Die Glücksgöttin ("Fortuna" der Römer) wurde von jeher mit Recht als ein launiges, leichtfüßiges Frauenzimmer abgebildet und angesehen, Sie wirft sehr oft ihre reichsten Gaben Leuten in den Schooß, die gar nicht an sie gedacht, auf ihre Gunst nicht entfernt speculirt haben. So erging es einem alten, pensionirten Hauptmann, der zu Frankfurt am Main im "Weidenbusch" wohnte und speiste. An der Mittagstafel hörte er Spindlers Juden (Roman in vier Bänden) rühmen, wünschte das Buch zu lesen und schickte den Hausknecht ab, ihm "Spindlers Juden" zu holen. Der Hausknecht wagte nicht, den barschen Hauptmann näher zu fragen, forschte im Adreßbuche und holte nach diesem aus der Judengasse einen alten Händler, Namens Spindler. Als der Hauptmann den lebendigen Hebräer statt des gewünschten Buches in das Zimmer gebracht sah, lachte er herzlich und schimpfte den Hausknecht einen Esel, entschädigte aber den Händler, der ihm vergebens Seifenkugeln, Zahnbürsten, Rasirspiegel und anderes anbot, durch Ankauf eines Viertellooses zur letzten Ziehung der Frankfurter Lotterie. Drei Tage nachher eilte freudestrahlend der Jude zum Hauptmann. Das Viertelloos hatte - 6000 Gulden gewonnen. "Soll der Mann, wo da hat geschrieben das Glücksbuch noch lange leben und noch lange schreiben viele Bücher, daß man kann machen noch so gute Geschäfte!" So dankte der Jude dem Hauptmann, dieser aber dem Schriftsteller Spindler in Karlsruhe durch Zusendung des halben Glücksgewinnes.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 6]

Weihnachts-Ausstellung
von
Kurz- & Galanteriewaaren,
Seifen und Parfümerien,
Bilderbücher und Jugendschriften,
Schulutensilien aller Art,
reiche Auswahl
geschnitzter Holzwaaren
u. s. w. u. s. w.
Um recht zahlreichen Besuch bittet
                                                    Emil Hempel,
Schönberg.                                           Buchbinder.    


Mit heutigem Tage eröffne meine

Weihnachts=Ausstellung

und halte alle in mein Fach schlagende Artikel billigst empfohlen, sowie fertige Wäsche, Schürzen und hübsch angezogene Puppen von 50 Pfennig. an. Bemerke noch, daß ich sämmtliche Hüte, da die Saison zu Ende, zu Einkaufspreisen verkaufe. Um gütigen Zuspruch bittend zeichnet

                                                    achtungsvoll
                                                    H. Bohnhoff Wwe.


Alfénide und Neusilber
versilberte Waaren als:
Brod- und Kuchenkörbe,
Zuckerschaalen, Rahmkannen,
extra stark versilberte
Bestecksachen,
wie: Potagelöffel, Ess- u. Theelöffel
Theesiebe, Zuckerstreuer
u. s. w.empfiehlt zu den billigsten Preisen.                          
                                                                   C. Roepstorff,
Schönberg.                                                     Goldschmied.


Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mit heutigem Tage mein Geschäft wieder eröffnet habe und bitte, unter Zusicherung guter Bedienung, mir das früher geschenkte Vertrauen wieder zuwenden zu wollen.
Schönberg, den 11. December 1883.

F. C. Wolgast.       


Cigarren
gute, gelagerte Sortenim Preise von 3 bis 10 M. pro 100 Stück, sowie Kistchen mit 25 Stück Cigarren für 1 M. empfiehlt als passendes Festgeschenk

A. Zander.       


30 Lachsheringe, fett u. schön geräumt 3.20
25 gesalz. Delicatesheringe ff. 3.00
30 Rollmops sehr ff. marinirt 3.50
8 Pfd. Delicates=Anchovis 3.00
Echte Christ. Anchovis 2 Pfd. Dose 2.00
1 Pfd. Prima Elb=Caviar 2.65
Brabanter Sardellen Glas 1.10

Alles incl. Emballage

empfiehlt und versendet prompt u. reell gegen Nachnahme die Heringshandlung von
Heinr. Köhler, Lübeck, Gr. Burgstraße.


          Grafensteiner,
          Melonenäpfel,
          Traubäpfel,
          Kantäpfel
          Goldreinetten u. s. w.
                    sowie auch
          gutes Backobst
empfiehlt zu billigsten Preisen

J. Koopmann.       


Gold- u. Silberwaaren,
wie:
Herren= u. Damenketten
Medaillonketten
in großer Auswahl.
Ringe, Broches, Boutons,
complete Garnituren,
Granat- und Silberschmucksachen
empfiehlt als passende Festgeschenke                          
                                                    C. Roepstorff.
                                                    Goldschmied.


Passend als Weihnachtsgeschenke empfehle ich dem geehrten Publikum mein Lager von Korbwaaren als: Lehnstühle, Kinderstühle, Kinder= und Puppenwagen, sowie sämmtliche Korbarbeiten in allen Sorten und zu den billigsten Preisen.

Schönberg i. M.                                                     H. Specht,
                                                                           Korbmacher.


"Melbourne 1881." - 1. Preis - "Zürich 1883."
Spielwerke

4-200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Castagnetten, Himmelsstimmen, Harfenspiel etc.

Spieldosen

2-16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren-Etuis, Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Portemonnaies, Stühle etc., alles mit Musik. Stets das Neueste und Vorzüglichste empfiehlt

J. H. Heller, Bern (Schweiz).

Nur direkter Bezug garantirt Aechtheit; illustrirte Preislisten sende franco.
100 der schönsten Werke im Betrage von 20,000 Francs kommen unter den Käufern von Spielwerken vom November bis 30. April als Prämie zur Vertheilung.


Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend halte mein

Schuhwaaren-Lager

von selbstgefertigten Arbeiten unter Garantie und Zusichernng promptester Bedienung bestens empfohlen.
      Halbstiefel von 10 M. an.
      Roßlederne Halbstiefel von 12 M. an.
      Kniestiefel von 13 M. an.
Gleichzeitig bringe hiermit in geneigte Erinnerung, daß ich Bestellungen auf Herren=, Damen= und Kinderarbeit in kürzester Zeit solide ausführe.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Carl Rahn.
                                                    Siemzerstraße Nr. 178.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 7]

Unter Protectorat Ihrer Kaiserlich Königlichen Hoheiten
des Kronprinzen u. der Frau Kronprinzessin des Deutschen Reiches.
Große
Gold- und Silber-Lotterie
des Vereins für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten.
Ziehung am 15. Januar 1884 und folgende Tage.
Hauptgewinne:
50000, 20000, 2 à 10000
4 à 5000, 11 à 2000, 25 à 1000, 40 à 500 Mark etc.

Original=Loose à 1 Mark (auch gegen Coupon oder Briefmarken) empfiehlt und versendet prompt der Hauptcollecteur

Carl Heintze, Bankgeschäft, Berlin W., U. d. Linden 3.
Zweiggeschäfte in Hamburg und Bremen.

Für portofreie Zusendung der Loose und eine Gewinnliste sind 20 Pfennig. der Bestellung beizufügen.


Schmucksachen. Schreib- und Zeichenutensilien. Photographie-Albums. Jugendschriften und Bilderbücher.

Meine                          
Weihnachts-Ausstellung
ist auch in diesem Jahre mit schönen Neuheiten
in
Lederwaaren, Holzschnitzereien
und anderen Artikeln aufs Beste ausgestattet, zu deren fleissigem ich hierdzrch ergebenst einlade.
Buchbinder C. Sievers.


Weinachts-Ausstellung.

Den hochgeehrten Bewohnern von Schönberg und der Umgegend erlaube ich mir hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich am 16. d. M. meine diesjährige Weihnachts=Ausstellung mit einer großen Auswahl von besten und wohlfeilsten Confitüren eröffne. Außerdem empfehle zur geneigten Abnahme alle möglichen feinen Backwerke, braune Kuchen und verschiedene Sorten Pfeffernüsse, auch werden gefällige Bestellungen auf Marzipan=Torten bestens prompt ausgeführt. Um geneigten Zuspruch bittet

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Heinrich Freitag,
                                                    Bäcker und Conditor.
Schönberg den 14. December 1883.


Besten englischen Syrup,
sowie sämmtliche Gewürze in guter Ware empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Meine
Weihnachts-Ausstellung
zu Festgeschenken halte bestens empfohlen            
                                                    H. Schreep Wwe.


Prima Wallnüsse,
prima Haselnüsse,
prima Feigen

empfiehlt                    
A. Wigger Nachfolger.      


Beste
Messina Apfelsinen
empfiehlt billigstens                                                                              
                                                                              Aug. Spehr.


Ausverkauf!

Wegen Aufgabe meines Geschäftes verkaufe ich alle Putzartikel als: Hüte, Blumen, Federn, Band in allen Farben zu und unter Einkaufspreisen, empfehle noch besonders Kinderhüte sehr billig.

Hochachtungsvoll            
Marie Bruhn             
geb. Tretow.       


Einem hochgeehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich von Weihnacht bis Neujahr

lebende Karpfen

zum Verkauf vorräthig halte. Ich nehme auch schon jetzt Bestellungen zu Weihnacht an.

                                                                       Hochachtungsvoll
Schönberg.                                                     H. Mette.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 8]

Vom 30. September d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserm Verein angemeldet.
        1) vom Hauswirth Wigger in Törpt ein Pferd 300 M.
        2) Hauswirth Oldenburg in Schlagbrügge ein Pferd 150 M.
        3) Handelsmann Ohls hieselbst eine Kuh 135 M.
        4) Schulzen Dräger in Lauen eine Kuh 135 M.
        5) Schulzen Lühr in Lüdersdorf ein Pferd 250 M.
        6) Schulzen Völkner in Mechow eine Kuh 135 M.
        7) Hauswirth Boye in Campow eine Starke 100 M.
        8) Hauswirth Beckmann in Cronscamp ein Pferd 100 M.
        9) Büdner Schütt in Lüdersdorf ein Pferd 300 M.
      10) Büdner Voß in Herrnburg ein Pferd 100 M.
      11) Hauswirth Holst in Lankow ein Pferd 300 M.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser und der aus voriger Hebung noch unbeglichenen Schäden einen Beitrag von 80 Pfennig pro 100 M. Versicherungssumme am

Sonnabend den 29. December, Morgens 10 Uhr

im Gasthause des Herrn Boye hieselbst einzuzahlen.
Schönberg den 18. December 1883.

Direction der Vieh=Versicherung im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.           Wilh. Heincke.


Am 1. Januar erscheint zu Wiesbaden in einer Wochenausgabe:

Rheinische Hausfrauen=Zeitung

Herausgegeben von J. G. Dampel u. Schnegelberger unter Mitwirkung namhafter literarischer Kräfte und redigirt von Frau Emma Dyckerhoff=Matthias. - Eine hochinteressante und belehrende Schrift für Frauenkreise. Man abonnirt bei jeder Postanstalt zu Mk. 1,50 pro Quartal excl. Bestellgeld.

Probenummern auf Wunsch gratis und franco.


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[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 9]

Zweite Beilage
zu Nr. 100 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 21. December 1883.


Drei Weihnachten.
Aus dem Leben der Königin Louise von Preußen
geb. Prinzessin von Mecklenburg=Strelitz.

I.

Am 23 December 1793 hatten die Kirchenglocken der Hauptstadt zu der Einholung der zukünftigen preußischen Kronprinzessin Louise und ihrer Schwester Friederike, der Braut des Prinzen Ludwig, ihre ehernen Zungen weithin ertönen lassen. Ganz Berlin war auf den Beinen gewesen. Heut wußte man nicht, was man höher preisen sollte: Die Liebenswürdigkeit oder die Schönheit der holden Bräute. Man erzählt, daß Prinzeß Louise die Gedichtsprecherin umarmt und geküßt habe, daß darüber die Oberhofmeisterin Gräfin Voß empört ausgerufen: "Mein Gott! das ist ja gegen alle Sitte und Anstand", und daß die schöne Jungfrau ihr darauf lächelnd geantwortet: "Darf ich das wirklich nicht mehr? Ich werde Papa - Se. Majestät darnach fragen."
Heute nun am Weihnachtsabend, fand die kronprinzliche Vermählung statt. Friedrich Wilhelm strahlte von Glück, als die herrlichste Jungfrau ihm von dem Oberconsistorialrath Sack angetraut wurde.
"O meine Louise!" flüsterte er ihr zu: "In Deinem Besitz geht mir der Himmel auf."
Auch der König hatte einen frohen Tag; er schien alles Ceremoniell vergessen zu haben. Schon früher hatte er anbefohlen, daß so viel Karten wie möglich vertheilt würden, damit die Bürgerschaft der Vermählungsfeierlichkeit beiwohnen könne.
Der Hof hatte seinen Befehl nicht verstanden, und waren die Zuschauer größtentheils Beamte in Uniformen. Der König zog die Braunen zusammen.
"Seht wohl nicht genug gestickte Kragen um Euch? Ich will auch Bürger sehen," sagte er, und befahl, daß man Jeden zulasse, der einen ganzen Rock besäße.
Da war ein Gedränge in dem weiten Schlosse entstanden, so daß der beliebte Monarch kaum die Massen durchbrechen konnte. Dadurch schien sich aber sein Humor zu heben, und man hörte aus seinem Munde: "Braucht Euch nicht zu geniren, Kinder! der Brautvater darf sich nicht breiter machen als die Brautleute."
Endlich schloß ein Fackeltanz das schöne Fest. Da stand Friedrich Wilhelm II. plötzlich Louisen gegenüber.
"Ist Ihr Herz befriedigt, Hoheit?" fragte er in väterlicher Weise.
"Majestät", erwiderte die liebliche Kronprinzessin, "bereiten Sie mir noch eine Freude."
"Und welche?"
"Schenken Sie mir noch für die Berliner Armen eine Hand voll Geld."
"Und wie groß denken Sie sich die Hand voll Geld."
"So groß wie das Herz des Gütigsten der Könige."
Ein freundliches Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Monarchen. Am folgenden Tage erhielten die Armen Berlins im Namen der Kronprinzessin eine stattliche Summe.

II.

Zehn Jahre sind dahin gerollt - wieder ist es Weihnachten, der heilige Abend 1803. Der frühere Kronprinz hat längst die Krone Preußens auf das Haupt gesetzt, und neben ihm thront Louise in unvergänglicher Schönheit. Der ernste Monarch hat dieses Mal der Mutter seiner Kinder erklärt: er beschenke die Knaben heute zuerst und allein. "Nachher können sie zu Dir kommen."
"Was mag seine Majestät wohl im Sinn haben?" äußerte die Königin zu ihren Hofdamen aber wieviel Mühe sich diese auch gaben, um hinter das Geheimniß Friedrich Wilhelms III. zu kommen, sie war umsonst verschwendet.
Der Abend senkte sich hernieder, da öffnete sich die Thür des königlichen Arbeitszimmers vor den drei Prinzen Fritz, Wilhelm und Friedrich. Der letztere ist nicht der Sohn des königlichen Paares, sondern des verstorbenen Prinzen Ludwig, des Königs Bruders, wird aber mit seinen Vettern erzogen.
Da lagen drei Uniformen auf drei Stühlen: für Fritz die der Garde du corps, für Wilhelm die der Ziethenhusaren, für Friedrich die des Dragonerregiments, dessen Chef einst sein Vater gewesen war.
Jubelruf ertönte aus den Kehlen der drei Kinder, sie eilen dankend auf den Vater zu.
"Zieht Euch an, dann wollen wir Mama überraschen," sagte er und hilft ihnen bei der Umkleidung. Kaum ist diese geschehen, so meldet der Kammerdiener: "Ihre Majestät naht!"
"Die Thüren auf!" ruft der König.
"Es ist Zeit zur Bescheerung," mahnt Louise eintretend.
Ernst und förmlich steht ihr der Gatte gegenüber: "Majestät," lautet seine Rede: "ich habe die Ehre Ihnen drei neue preußische Rekruten vorzustellen."
Die Königin bemerkte erst jetzt die Kinder, die in strammer Haltung sich zeigten. Sie eilte auf dieselben zu und umschlang sie. "Aus Kindern werden Männer," sagte sie: Sie werden der preußischen Uniform keine Schande bereiten. Aber jetzt zu dem Christbaum, in dessen Lichtschimmer die Uniformen erst recht glänzen. Kommt, ihr jungen Helden, die ihr heut zuerst die Waffen empfangen habt, um die Unschuld als echte Ritter zu schützen und die Grenzen des Landes gegen die Feinde Deutschlands zu vertheidigen! Kommt!"

III.

Weihnachten 1806. Das war ein unheilvolles Jahr für Preußen, das sich endlich dem Giganten, der die französische Kaiserkrone trug, entgegengeworfen hatte. Das Kriegsgenie Napoleons I. hatte in der entscheidenden Doppelschlacht von Jena und Auerstädt das tapfere preußische Heer zerschellt. Mochte jedoch die Armee Friedrich des Großen niedergeschmettert sein, noch war die Monarchie nicht gefährdet, that nur Jeder seine Schuldigkeit. Das war nicht der Fall. Die Furcht und der Verrath ließen Preußen immer tiefer sinken, als dies ohne die Nichtswürdigkeit preußischer Offiziere und Beamten jemals geschehen konnte. Es stand an dem Rande des Verderbens.
Am 13. und 14. October hatte man gekämpft, an dem letzterem Tage war die Königin aus dem Hauptquartiere aufgebrochen, um nach Berlin zurückzugehen. Die Nachricht von den verlorenen Schlachten hatte sie in Berlin erreicht, wo sie ihre Kinder nicht mehr antraf. Der Lehrer derselben hatte sie nach Schwedt an der Oder gebracht, wo er die weiteren Weisungen der Eltern abwarten wollte. Louise folgte den Kindern, die ihr freudig entgegeneilten. Tränen stürzten aus den Augen der Mutter, als sie die kindliche Lust wahrnahm, und doch wußte sie noch nicht, was ihr bevorstehen sollte.
In Schwedt war man nicht sicher, die Königin und ihre Kinder gingen also nach Stettin und von da nach Cüstrin. Auf dem Wege dahin, in Bärwalde erfuhr sie eine jener Kränkungen, in denen sich die schändliche Niedrigkeit erbärmlicher Menschenseelen gezeigt; der Amtmann versagte ihr zur Weiterreise frische Pferde.
Schmerzlicher als dergleichen Nichtswürdigkeiten trafen der Verrath und die Treulosigkeit der Festungskommandanten die hohe Frau. Endlich war sie in Königsberg mit ihren Kindern; aber ihr Gemahl war abwesend, erst zu Neujahr konnte man ihn erwarten. Es war ein schmerzliches Weihnach=

[ => Original lesen: 1883 Nr. 100 Seite 10]

ten, wie Louise noch niemals erlebt hatte. Wohl brannte der Tannenbaum, und bei seinem Lichte standen die Prinzen bei den Gaben still und kummervoll. Es war nicht die Kärglichkeit der Geschenke, welche dies veranlaßte, es war der Anblick des Schmerzes ihrer Mutter.
Endlich trat Fritz an sie heran und bat nicht mehr zu weinen.
Die hohe Frau schaute ihn mit ihren wundervollen Augen, welche selbst durch die Thränenfluth noch wie helle Sterne funkelten, erstaunt an. "Ich soll nicht weinen?" sagte sie zu ihren Söhnen: "Beweine ich nicht den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen den Stamm Hohenzollern gekrönt haben und dessen Glanz sich über alle Völker verbreitete? Das Schicksal riß in wenigen Tagen den Tempel ein, an dessen Ausbau drei Jahrhunderte gearbeitet hatten. Ich weine, denn ich bin ein Weib - Ihr aber dürft Euch mit Thränen nicht begnügen. Vielleicht läßt sich der Schutzgeist Preußens auf Euch nieder. Befreiet dann Euer, das deutsche Volk von der Erniedrigung, worin es schmachtet, suchet den Ruhm Eurer Ahnen von Frankreich zurückzuerobern; wie der große Kurfürst einst bei Fehrbellin die Schmach seines Vaters an den Schweden rächte. Könnt Ihr jedoch das nicht erreichen dann sucht den Tod, wie ihn Louis Ferdinand bei Saalfeld gefunden."
Da faßte Wilhelm die Hand der Mutter und leise aber mit fester Stimme gelobte er: "Das will ich, so wahr mir Gott helfe."
Die Mutter umschlang ihn und drückte ihn an ihre Brust; so mochte Hamilkar den jungen Hannibal umarmt haben, als er am Altar den Racheschwur geleistet hatte. In dem Augenblick waren die feuchten Augen getrocknet und die Frau, welche in ihr Tagebuch noch zur Nacht Göthe's Worte geschrieben hatte:
          "Wer nie sein Brot mit Thränen aß."
          "Wer nie die kummervollen Nächte"
          "Auf seinem Bette weinend saß,"
          "Der kennt Euch nicht, ihr himmlischen Mächte" -
sie lächelte stolz und glücklich. Sah sie in dem Moment die Wiedergeburt Deutschlands durch einen königlichen Greis, der sich im welschen Lande die Kaiserkrone holte? Sah sie ihn im Geiste als den mächtigsten und siegreichsten Fürsten Europas? Sie hat es Niemandem verkündet, selbst ihrem Gemahl nicht vertraut.


Am 2. Weihnachtstag
in Kösters Hotel
Tanzmusik
à Tanz 10 Pfennig.


Am 2. Festtage
Tanzmusik
                                                    bei Gastwirt Creutzfeldt
                                                    in Carlow.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren:

D. 26. October dem Kornhändler Siebenmarck zu Schönberg eine Tochter.
D. 27. dem Arbeitsmann Buckmeier zu Schönberg eine T.
Den 1. Nov. dem Arbeitsmann Joachim Harms zu Schönberg eine T.
D. 5. dem Handelsmann Pagel zu Schönberg ein S.
Den 5. ein unehel. Sohn zu Schönberg.
D. 7. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 10. dem Arbeitsmann Johannisson zu Lockwisch eine T.
D. 12. dem Tischler Nothdurft zu Schönberg eine Tochter.
D. 12. dem Hauswirth Lenschow zu Petersberg ein S.
D. 12. dem Klempner Wieschendorf zu Schönberg eine T.
D. 20. dem Hauswirth Freitag zu Gr. Siemz ein S.
D. 18. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 26. dem Zimmergesellen Eckmann zu Schönberg ein S.
D. 26. dem Handelsmann Kobabe zu Schönberg eine T.
D. 3. Dec. dem Schuhmacher Lehnhardt zu Schönberg ein S.
D. 12. dem Weber Oldörp zu Schönberg eine T.
D. 12. dem Holländer Schramm zu Hof Lockwisch ein S.
D. 13. dem Bahnwärter Kahl zu Lockwisch ein S.
D. 11. dem Schlachtermeister Bockwoldt zu Schönberg ein S.

Gestorben:

D. 2. Nov. Fritz Johann Joachim Warnemünde, Arbeitsmsohn zu Ollndorf, 9 Monat alt.
D. 2. Caroline Wilhelmine Stenz, Schmiedtochter zu Toriesdorf, 10 J. alt.
D. 4. Johann Jochen Schlatow, Arbeitsmann zu Bauhof Schönberg, 61 J. 1 M. alt.
D. 6. Rudolph Friedrich Heinrich Hauschild, Töpfersohn zu Schönberg 17 Tage alt.
D. 7. Joachim Heinrich Maaß, Schneidermeister zu Schönberg, 74 J. 8 M. alt.
D. 8. August Heinrich Stenz, Schmiedsohn zuTorisdorf, 12 J. 6 Monat alt.
D. 8. ein todtgeb. Sohn des Arbeitsm. Brockmüller zu Bauhof=Schönberg.
D. 15. Jochen Hase, Maurergeselle zu Schönberg 36 Jahr 11 M. alt.
D. 16. Hans Joachim Friedrich Stier, Maschinenarbeiter zu Schönberg, 53 J. 4 M. alt.
D. 19. Hans Woisin, Arbeitsm. zu Lindow, 81 J. 1 M. alt.
D. 20. Wilhelm Joachim Asmus Tews, Hauswirthssohn zu Gr. Siemz 1 M. 9 T. alt.
D. 21. Hans Jochen Bohnhoff, Handelsmann zu Boitin=Resdorf, 76 J. alt.
D. 27. Carl Friedrich Lorenz Vock, Pferdehändler zu Schönberg, 78 J. 8 M. alt.
D. 3. Dec. Cath. Marg. Elise Zarnow geb. Vitense, Arbeitsmannsfrau zu Bauhof=Schönberg 51 J. 10 M. alt.
D. 3. Johann Heinrich Hans Karsten, Arbeitsmann zu Schönberg, 59 J. 7 M. alt.
D. 5. Georg Joachim Heinrich Schmüser, zu Bauhof=Schönberg, 4 Monat alt.
D. 5. Catharina Maria Peters, Arbeiterfrau zu Rupensdorf, 58 J. 11 M. alt.
D. 6. Anna Helene Louise Ollmann, Arbeitertochter zu Niendorf, 10 M. alt.
D. 7. Hans Voß, Arbeiter zu Schönberg, ca. 85 J. alt.
D. 11. Johann Friedrich Wilhelm Stüve, Tischlerm. zu Schönberg, 72 J. 1 M. alt.
D. 11. Johann Heinrich Mußfeldt, Färber zu Schönberg, 65 J. 10 M. alt.
D. 15. Marie Sophie Kreutzfeldt geb. Rickert, Arbeiterwittwe zu Schönberg, 78 J. 7 M. alt.

Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 23. December.

     Vormittagskirche: Candidat Nahmmacher.
     Abendkirche fällt aus.

Montag den 24. December.

     Abendkirche (4 1/2 Uhr): Candidat Nahmmacher.

1. Weihnachtstag.

     Frühkirche: Pastor Kaempffer.
     Vormittagskirche Candidat Nahmmacher.
     Abendkirche (5 Uhr): Pastor Kaempffer.

2. Weihnachtstag.

     Frühkirche: Candidat Nahmmacher,
     Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
     Abendkirche (5 Uhr): Candidat Nahmmacher.
          Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 20. December 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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