No. 97
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Dezember
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 97 Seite 1]

Anzeigen.

Auf zulässig befundenen Antrag der Hauswirthswittwe Freitag, Trina geb. Freitag zu Rabensdorf, früher zu Gr. Rünz, werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen, de dato Schönberg, den 22. Juni 1881 ausgestellten Hypothekenschein über die noch strittige ante lineam auf Fol. VII des über die zu Gr. Rünz sub Nr. II. belegene Vollstelle des Hauswirths Hellmann daselbst niedergelegten Hypothekenbuches eingetragene Illatenforderung der Antragstellerin von 4600 M. irgend welche Ansprüche und Rechte zu haben vermeinen, hiermit aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Freitag den 20. Juni 1884
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine ihre Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Schönberg den 29. November 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Holz=Auction Nr. 3.

Am Sonnabend den 15. December Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend aus dem Lenschower Revier verkauft werden:

66 Stück Kiepentannen
71 Rmt. kiefern Kluftholz
9 Rmt. kiefern Knüppelholz
10 Rmt. Stubbenholz.
Schönberg den 10. December 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction Nr. 4.

Am Montag den 17. December Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Kaven in Pogetz nachstehende Holzsortimente aus dem Sahmkower Holze meistbietend verkauft werden.

6 Rmt. eichen Kluft I. Cl.
79 Rmt. eichen und loheichen Kluft II. Cl.
45 Rmt. eichen und loheichen Knüppel I. Cl.
37 Rmt. eichen u. loheichen Knüppel II. Cl.
1 Rmt. eichen Spähne
4 Fuder eichen Reiser
37 Rmt. buchen Kluft I. Cl.
43 Rmt. buchen Kluft II. Cl.
32 Rmt. buchen Knüppel
7 Fuder buchen Durchforstholz I. Cl.
52 Fuder buchen Reiser
2 Fuder ellern Wadelholz
Schönberg den 10. December 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Weiden=Auction.

Am Montag den 17. ds., Vormittags von 10 Uhr ab sollen auf dem Bahnhofe Grevesmühlen

ca. 2300 Bund Korbweiden
und ca. 120.000 Stück Bandstöcke
in öffentlicher Auction gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Schwerin den 10. December 1883.

Der Eisenbahnbaumeister.
(gez.) H. Loycke.


Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen solche gütigst bis zum 20. d. M. uns zukommen zu lassen.

Kaempffer.                           Langbein.


Die diesjährige Herbst=Versammlung des Landwirthschaftlichen Vereins findet am

Mittwoch den 12. December 1883
Vormittags 11 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst statt, zu welcher Namens des Vorstandes ergebenst einladet

der Secretair des Vereins:       
Wilh. Heincke.             


Alles unbefugte Fischen in meinem Torfmoore, sowie das Betreten desselben verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Hauswirth Kleinfeld,       
Lockwisch.                


Weihnachts-Ausstellung
von
Kurz- & Galanteriewaaren,
Seifen und Parfümerien,
Bilderbücher und Jugendschriften,
Schulutensilien aller Art,
reiche Auswahl
geschnitzter Holzwaaren
u. s. w. u. s. w.
Um recht zahlreichen Besuch bittet
                                                    Emil Hempel,
Schönberg.                                           Buchbinder.    


Schankgläser
werden geaicht von                                                     H. E. Peters,
     Schönberg.                                                           Glasermeister.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 97 Seite 2]

Fabrik-Niederlage
Greizer Kleiderstoffe,
Lübeck, Breitestrasse 795,
gegenüber Düffcke's Hôtel.
Einfarbige- u. Trauerstoffe
nur in reiner Wolle.

Verkauf jeder beliebiger Meterzahl zu Fabrikpreisen nach Preisliste.

Gustav Winter.       


          Grafensteiner,
          Melonenäpfel,
          Traubäpfel,
          Kantäpfel
          Goldreinetten u. s. w.
                    sowie auch
          gutes Backobst
empfiehlt zu billigsten Preisen

J. Koopmann.       


Ausverkauf!

Wegen Aufgabe meines Geschäftes verkaufe ich alle Putzartikel als: Hüte, Blumen, Federn, Band in allen Farben zu und unter Einkaufspreisen, empfehle noch besonders Kinderhüte sehr billig.

Hochachtungsvoll            
Marie Bruhn             
geb. Tretow.       


Franz. Wallnüsse,
sicil. Haselnüsse,
beste Krachmandeln und Traubrosinen,
Valencia Rosinen
süße und bittere Mandeln,
Smyrna= und Valencia=Feigen,
Catharinen Pflaumen,
große türkische Tafel=Pflaumen
      empfiehlt billigstens

Aug. Spehr.       


Englisches Salz
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Beste Wallnüsse und Sicil. Haselnüsse
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Besten engl. Syrup,

sowie sämmtliche Gewürze, auch gemahlen unter Garantie der Reinheit empfiehlt zu billigsten Preisen

Aug. Spehr.       


Ich versende franco nach jeder Poststation des Deutschen Reiches gegen Postnachnahme: 1 Fäßchen (mit eisernen Bändern) enthaltend 4 Liter feinsten alten Nordhäuser

Kornbranntwein

von vorzüglicher Qualität für 4 M.

                                                    Kornbranntwein=Brennerei
                                                    von Robert Bockemüller,
                                                    Hasselfelde bei Nordhausen.


Das sehr reichhaltige, trotzdem aber billige Wochenblatt für Land=, Haus= u. Gartenwirthschaft - "Der Norddeutsche Wirthschaftsfreund" - kostet nur 40 Pf. pro Quartal. Sämmtliche Postanstalten, Landbriefträger, sowie die Expedition in Heide i/Holst. nehmen Bestellungen entgegen. Probeexemplare gratis und franco.


Besten englischen Syrup,
sowie sämmtliche Gewürze in guter Ware empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Englisches Salz
empfiehlt                                                     A. Zander.


Englisches Salz
empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend halte mein

Schuhwaaren-Lager

von selbstgefertigten Arbeiten unter Garantie und Zusichernng promptester Bedienung bestens empfohlen.
      Halbstiefel von 10 M. an.
      Roßlederne Halbstiefel von 12 M. an.
      Kniestiefel von 13 M. an.
Gleichzeitig bringe hiermit in geneigte Erinnerung, daß ich Bestellungen auf Herren=, Damen= und Kinderarbeit in kürzester Zeit solide ausführe.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Carl Rahn.
                                                    Siemzerstraße Nr. 178.


Prima Honig und engl. Syrup
empfiehlt billigst                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Zu Festgeschenken
empfiehlt Unterzeichneter sein Lager von                          

Hängelampe   feinen Tisch- und Tafel=Lampen,
Hängelampen,
Ampeln,
Nähmaschinenlampen,
Klavierlampen
zu Petroleum u. Benzin,
ferner
Petroleum-Kochapparate
unter Garantie,
sehr feine Theebretter und Brodkörbe
in reicher Auswahl,
Ofenvorsetzer,
Kohlenhelme,
Ascheimer,
extra stark,
sowie eine große Auswahl
Blech-Spielwaaren
und Tannenbaumleuchter
sehr billig.
Hochachtungsvoll        
W. Wieschendorf,
Klempner.


Hierdurch die Anzeige, daß ich am Sonntag den 16. d. Mts. meine

Weihnachts-Ausstellung

eröffne und bitte um geneigten Zuspruch.

Schönberg.                                                     L. Jähning, Conditor.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 97 Seite 3]

Große
Weihnachts-Ausstellung
von
Spielwaaren
empfiehlt zu billigsten Preisen                          
                                                    H. Brüchmann.


Weihnachts-Ausstellung
in meinen neuen, großen Lagerräumen.                          
Neuheiten in allen möglichen Maschinen u. Gegenständen für Haus u. Küche.
Neuheiten höchstinteressanter Gesellschafts= und Kinderspiele.
etc. etc. etc.
Ich bitte mein Lager ungenirt durchzugehen.           
Heinr. Pagels.
Lübeck, Breitestrasse beim Markt 945.


       Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau.

       Hiedurch möchte ich Sie bitten, mir umgebend 3 Flaschen à 1 M. von Ihrem rühmlichst bekannten Fenchelhonig*) per Nachnahme senden zu wollen. Ich habe selbigen bei einem Brustleiden meiner Frau in Anwendung gebracht und bis jetzt sehr gute Erfolge erzielt.

Güsten in Anhalt.                                                     Hochachtungsvoll Franz Knauf, Hotelbesitzer.
-----------------

       *) Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig ist in Schönberg allein echt zu haben beim Buchbinder C. Sievers.


Unter Protectorat Ihrer Kaiserlich Königlichen Hoheiten
des Kronprinzen u. der Frau Kronprinzessin des Deutschen Reiches.
Große
Gold- und Silber-Lotterie
des Vereins für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten.
Ziehung am 15. Januar 1884 und folgende Tage.
Hauptgewinne:
50000, 20000, 2 à 10000
4 à 5000, 11 à 2000, 25 à 1000, 40 à 500 Mark etc.

Original=Loose à 1 Mark (auch gegen Coupon oder Briefmarken) empfiehlt und versendet prompt der Hauptcollecteur

Carl Heintze, Bankgeschäft, Berlin W., U. d. Linden 3.
Zweiggeschäfte in Hamburg und Bremen.

Für portofreie Zusendung der Loose und eine Gewinnliste sind 20 Pfennig. der Bestellung beizufügen.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 97 Seite 4]

Die Damen-Mäntel-Fabrik
U. Beermann & Co., Lübeck Sandstraße 927.
empfiehlt eine großartige Auswahl der                          
modernsten Winter=Mäntel

als: Paletots, Dollmanns und Abendmäntel in solider und geschmackvoller Ausführung zu sehr billigen Preisen.


Weihnachts-Ausstellung
von
Kurz- & Galanteriewaaren
Spielwaaren,
Seifen und Parfümerien,Schirmen und Stöcken,
Nähmaschinen,
Nähutensilien.
Ia. russischen Gummischuhen
etc. etc.
bei
Glocksien & Evers,
Lübeck, Schüsselbuden 192.


Einem hochgeehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich von Weihnacht bis Neujahr

lebende Karpfen

zum Verkauf vorräthig halte. Ich nehme auch schon jetzt Bestellungen zu Weihnacht an.

                                                                       Hochachtungsvoll
Schönberg.                                                     H. Mette.


Für Weihnachten.

12 Bände Jugendschriften u. Bilderbücher ganz neu und elegant gebunden mit zahlreichen nur künstlerisch ausgeführten Illustrationen in Farbendruck mit Text der besten Autoren passend für Knaben und Mädchen im Alter von 3-15 Jahren zu nur Mk. 6.-.
25 starke Bände Romane (zur Unterhaltung während der langen Winterabende) von Braun, Ernesti, Grabowski, Herbert etc. zu nur Mk. 6.-.

Zusendung direct per Post unter Nachnahme oder vorherige Einsendung des Betrags.
Ausführliche Cataloge gratis.C. B. Griesbach's Verlag u. Antiquariat.
in Gera (Reuss j. L.)


Englischen Syrup,

sowie sämmtliche Gewürze empfiehlt in bester Waare billigst

A. Zander.       


Honig
in feinster hellgelber, garantirt, reiner Waare empfiehlt
                                                    A. Zander.


Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mit heutigem Tage mein Geschäft wieder eröffnet habe und bitte, unter Zusicherung guter Bedienung, mir das früher geschenkte Vertrauen wieder zuwenden zu wollen.
Schönberg, den 11. December 1883.

F. C. Wolgast.       


Nähmaschinen,
mit neuesten Verbesserungen,
ohne Schiffcheneinfädungen

unter mehrjähriger Garantie verkaufe billigst, auch bei monatlichen Abzahlungen.

Rud. Schrep.       


Waffen

(Prämiirt auf der Hamburg-Altonaer Internationalen Ausstellung 1869 mit der grossen silbernen Medaille.)
Revolver in allen Systemen u. Größen, in Lefaucheux, Centralfeuer u. Randfeuer, (letztere auch echt amerikanische), Büchsflinten, Pürschbüchsen, Entenflinten, Vorder- und Hinterlader-Scheibenbüchsen, Flobert-Salonbüchsen (Techins), in den neuesten Systemen Zimmerstutzen, Gartenbüchsen, Bolzenbüchsen, Luftgewehre, Luftpistolen, Stockflinten in Lefaucheux und Centralfeuer, Schiess-Spazierstöcke neuester Construction, Lefaucheux-Pistolen, Terzerole, Flobert-, Salon- und Scheibenpistolen, Revolver-Todtschläger mit Dolch; Lebensvertheidiger, Schlagringe, Dolch- und Degenstöcke, Dolchmesser, Dolche, Säbel, Degen, Hirschfänger, Jagdmesser, Fechterklingen- und Utensilien, Schiess-Scheiben, Patronen, Patronenhülsen, Patent-Jagdschrot (Hagel), Schiesspulver, Zündhütchen und Munition aller Art (auch Raketen) zu allen Schußwaffen, sowie sämmtliche Jagd-Artikel und Requisiten für Jäger, etc. etc., empfiehlt die Waffenfabrik von

F. W. Ortmann in Solingen.
Preislisten versende franco und gratis.


Wir bitten unsere geschätzten Leser beiliegenden Prospect der Firma F. W. Kaibel - Kunst=, Musikalien=Handlung, Musikalien=Leih=Institut u. Pianoforte=Magazin in Lübeck - gütigst zu beachten.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 97 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 11. December 1883.


     Nr. 22 des Offic. Anzeigers pro 1883 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.
     (1.) Bekanntmachung, betreffend die Termine für die Prüfung der Gerichtsschreiber.
     (2.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats October 1883.
     (3.) Bekanntmachung, betr. den Welt=Postverein.


Man erblickt in den Aeußerungen des Herrn von Puttkammer über die geheime Abstimmung bei den Reichstagswahlen den Ausdruck der an maßgebender Stelle herrschenden Unzufriedenheit mit der Haltung des Reichstages, die leicht zu einer Auflösung des letzteren führen könnte.
Ueber den Gesetzentwurf eines neuen Deutschen Actienrechts sind noch keine Mittheilungen von Seiten der Bundesregierungen in Berlin eingegangen. Es scheint deshalb noch nicht sicher zu sein, ob sich die früher gehegte Absicht zur Ausführung bringen läßt, in den Bundesraths=Ausschüssen noch im Laufe dieses Monats mit der Berathung der Vorlage zu beginnen. Auch ist der hierzu bestimmte Referent, der Bayrische Ministerialrath v. Kastner noch nicht von München nach Berlin zurückgekehrt.
Zur kirchenpolitischen Frage liegen zwei Nachrichten von besonderer Wichtigkeit vor. Der durch Urteil des preußischen kirchlichen Gerichtshofes seines Amtes entsetzte Bischof von Limburg Dr. Blum ist begnadigt und in sein Amt wieder eingesetzt worden. Ferner wird aus Madrid gemeldet, daß der deutsche Kronprinz seinen Rückweg über Rom nehmen und dem Papste einen Besuch abstatten werde!
Der deutsche Kronprinz ist am 7. Decbr. von Madrid abgereist und am folgenden Morgen in Sevilla angekommen. Den Armen in Madrid hat er 25.000 Fr. gespendet. - Der Besuch des Kronprinzen beim italienischen Hofe wird jetzt officiell für den 17. Dec. angezeigt. Ein nachheriger Besuch beim Papste gilt als beschlossen.
Fürst Bismarck soll sich augenblicklich so wohl und arbeitskräftig befinden wie lange nicht. Sein Gewicht ist auf 195 Pfund zurückgegangen. Das Verdienst seiner Genesung wird dem Dr. Schenniger in München zugeschrieben, einem jungen Arzte von 36 Jahren, der jetzt zum Professor ernannt ist.
Nach dem Gothaer Hofkalender ist der Prinz von Wales doch bei seinem letzten Besuch in Berlin zum preuß. General=Feldmarschall ernannt worden, welche Nachricht damals stark bezweifelt wurde.
Bezüglich der Dienstverhältnisse der Stabsoffiziere und der Rangverhältnisse der patentirten Oberstlieutenants hat der König von Bayern für seine Armee dieselben Bestimmungen erlassen, wie sie kürzlich in Preußen erlassen wurden.
Wie verlautet, hat seit einigen Tagen durch Kriegsministerialbeschluß der Verkehr in den Cantinen sämmtlicher Kasernen des deutschen Reiches dadurch eine Beschränkung erlitten, daß der Aufenthalt den Militärpersonen nur so lange gestattet ist, bis sie ihre Speisen und Getränke in Empfang genommen haben, welche von ihnen dann auf den Compagniestuben zu verzehren sind, das gesellige Niederlassen an Tischen und Bänken ist verboten, bezw. durch Beseitigung der letzteren unmöglich gemacht.
Die Erklärung des Wortes Socialismus durch den Abgeordneten Barth dürfte viele nicht befriedigen, für den einfachen Verstand ist sie gewiß auch zu gelehrt. Die Frage, was der Socialismus sei, beantwortet sich wahrscheinlich am leichtesten durch die Frage, wer ist ein Socialist. Ein Socialist ist ein Mensch, der darnach strebt, seine eigene Lage so zu verbessern, daß diese Verbesserung auch seinen Nebenmenschen zu Gute kommt, also ein Mensch, der sich der Gemeinnützigkeit befleißigt und dem es auch gelingt, ein Stück davon zu erobern. Freilich gibt es eine Art Socialismus, die den entgegengesetzten Weg verfolgt und auch eher ihren Zweck erreicht, weil er eben leichter ist.
In Oesterreich stellt sich seit längerer Zeit jährlich bei Eröffnung des Reichsrathes ein unliebsamer Gast ein: Das Deficit. Im vorigen Jahr d. h. für 1883 betrug es 28 Millionen, in diesem 38 3/4 Millionen Gulden.
Die Franzosen hatten sich neulich in dem neutralen Savoyen etwas vergallopirt, indem sie nicht weit von Genf Befestigungen anzulegen begannen. Wie der Berner Bund meldet, hat Frankreich diese Arbeiten jetzt aufgegeben und alle aus den Verträgen fließenden Rechte der Schweiz anerkannt.
- Mit dem chinesisch=französischen Krieg mag es doch nicht so rasch vorwärts gehen, als es vor 14 Tagen, bei Erlaß des Ultimatums den Anschein hatte. Es kommen dabei so viele Interessen in Frage, insbesondere englisch=indische. Der chinesische Außenhandel über die 16 Vertragshäfen beziffert sich auf jährlich 1000 Millionen Mark, wovon etwa 750 Millionen oder drei Viertheile auf den englisch=ostindischen Handel, einschließlich Hongkong, kommen. Wenn nun in Geldsachen irgend die Gemüthlichkeit aufhört, so ist es bei den Engländern, insbesondere seit bei ihnen die Ausfuhr nach Nordamerika mit jedem Jahr magerer ausfällt und die Ausfuhr dorther sich auf dem Weltmarkt immer fühlbarer macht. Damit wird Frankreich zu rechnen haben und sich wohl besinnen, bevor es sich die Beherrscherin der Wogen auf immer verfeindet. Das wissen auch die Chinesen sehr gut, und daraus erklärt sich in erster Linie ihr keckes Auftreten.
Die von auswärtigen Blättern gebrachte Nachricht über eine Deutsche Vermittlung in der Tonkin=Angelegenheit entbehrt der Begründung. Die deutsche Regierung steht der ganzen Frage durchaus fern. Auch ist die Vermittelung einer der betheiligten Mächte noch die einer dritten Macht in Berlin angeregt worden.


- Reichsgerichts=Entscheidung. Die Abwesenheit des Staatsanwalts welcher bei der Hauptverhandlung in einer Strafsache die Staatsanwaltschaft vertreten hat, bei der Urtheilsverkündigung bewirkt nach einem Urtheil des Reichgerichts, ersten Strafsenats, vom 11. October 1883, die Aufhebung des Urtheils.
- Kein Volk hat eine so große Abneigung gegen Eisenbahnen wie die Chinesen. Als vor 7 Jahren eine 16 Kilometer lange Eisenbahn von Shanghai nach dem Hafenorte Woosung gebaut war, zerstörte das Volk die Bahn gleich nach der Inbetriebsetzung. Jetzt will die chinesische Regierung die Sache noch einmal riskiren und eine Bahn von Peking landeinwärts bauen. (In den Zeitungen wird diese Bahn als die erste in China zu bauende bezeichnet.)
- An der Westküste Jütlands sind in den letzten Tagen acht Leichen, alle mit Schwimmgürteln versehen, ans Land getrieben. Man glaubt, daß dieselben noch von der untergegangenen "Cimbria" herrühren.
- Der Schah von Persien will in seiner Hauptstadt Teheran eine Apotheke nach deutschem Muster einrichten. Sämmtliche Einrichtungen und Medikamente sind in Berlin angekauft und bereits nach Teheran abgesandt.
- "Obgleich Großvater" hat der Kronprinz in Madrid doch getanzt einmal mit der Königin und einmal mit jeder der beiden Infantinnen, das heißt Schwestern des Königs. Und er erwies sich als ein eben so gewandter wie flotter Tänzer.
- Ein grauenvoller Mord ist in Chemnitz Sonntag Abend in der siebenten Stunde verübt

[ => Original lesen: 1883 Nr. 97 Seite 6]

worden. Ein dreißigjähriger Kellner Namens Schubert überfiel das 23jährige Dienstmädchen Lina Weber in der Neefestraße, packte sie rücklings bei den Haaren und trennte ihr mit einem Messer den Kopf vollständig vom Rumpfe. Körper und Kopf lagen im Rinnstein, daneben ein abgerissener Zopf. Schubert, der verheirathet war, soll mit der Weber ein Liebesverhältniß gehabt haben, welches fortzusetzen dieser untersagt war. Der Mörder ist noch nicht ergriffen.
- Zur Warnung, Kinder nicht mit dem Weihnachtsmanne oder dergl. zu ängstigen, diene folgender Vorfall: Der Schneidermeister M. in Steglitz war mit seiner Gattin Mittwoch Nachmittag nach Berlin gefahren und hatte seine zwei Kinder unter der Obhut des dort arbeitenden Gesellen gelassen. Hier waren sie beim Spiel etwas sehr laut, und der Geselle drohte daher, wenn sie nicht ruhig seien, käme der Weihnachtsmann. Als sie darauf nicht achteten, schlüpfte der Lehrling in die nebenanstehende Kammer machte sich durch einen großen Bart unkenntlich, band ein rothes Tuch um den Kopf, hängte einen Mantel um und trat so ausstaffirt vor die Kinder. Das kleinste, noch nicht vier Jahr alte Kind schrie laut auf und konnte nur schwer wieder beruhigt werden. Am Abend kehrten die Eltern zurück und die Kinder ließen sich die mitgebrachten Backwaaren wohlschmecken. Am andern Morgen zeigte das Kind aber heftiges Fieber; es trat Erbrechen ein und im Laufe des Tages starb das Kind am Gehirnschlag in Folge hochgradiger nervöser Erregung.
- Eine Hochzeit von Riesen. Dieser Tage wurden zu Pittsburg in Nordamerika Patrick William O'Brien, ein irischer Riese, und Christine Dunz, eine deutsche Riesin, mit einander getraut. Das Gedränge in der Kirche, wo die Ceremonie stattfand, war ein ungeheures, Die Gesammthöhe des neuen Ehepaares beträgt 19 Fuß 3 Zoll und das Gewicht 549 Pfund. Der Brautring mißt 5 Zoll im Umkreis. Der Hochzeitskuchen war wohl der größte der je gebacken wurde; er maß 9 Fuß im Umfang und war drei Fuß dick, und ein Laib Brod von 5 Fuß Länge zierte den Tisch beim Hochzeitsmahle.


Verzeichniß der eingegangenen Gaben zum Lutherdenkmal.

Schlagsdorf.

J. Eulenberg und Frau 10 M. L. Arnold, J. Niederhöffer je 50 Pfennig. Louise Burmeister, Margarethe, Johanna, Gertrud, Walter und Hedwig je 10 Pfennig. Schulze Ollmann 50 Pfennig. Minna Olldörp, Arb. Jo. Clasen je 20 Pfennig. Lise Clasen 10 Pfennig. Arb. J. H. Boye, Arb. Joch. England je 20 Pfennig. Altenth. H. Dähn 25 Pfennig. Arb. Beckmann, Arb. Hr. Mustin je 10 Pfennig. Wittwe Fick 50 Pfennig. Tischler Denker 10 Pfennig. Hausw. Jo. Boye 1 M. Hauswirthe J. Meier und H. Niemann je 50 Pfennig. Mädch. Marie Riemann 10 Pfennig. Schuster Bremer sen. J. Saß, Hausw. F. Heyden je 50 Pfennig. Schuster Boye, Büdner Hecht je 20 Pfennig. Hausw. Ollmann, Althenth. J. Saß je 50 Pfennig. Wittwe Jabs 5 Pfennig. Arbeitsmann H. Boye 10 Pfennig. Tischlerm. Fick, Schlachterm. J. Boye je 20 Pfennig. Arb. Wegner, Schäfer Spehr, Arb. Kopp je 10 Pfennig. Kutscher Hartmann 5 Pfennig. Schlosser Clasohm 20 Pfennig. Hausw. J. Fick 50 Pfennig. Maurer Dähn 10 Pfennig. Arbeitsm. Drenkhahn 1 M. Schneider u. Büdner Jabs 20 Pfennig. Mahncke 50 Pfennig. Arb. Piper, Arb. J. Jabs Schuster Jabs je 10 Pfennig. J. Carlau 1 M.

Summa 22 M. 10 Pfennig.     

Sülsdorf.

N. N. 1 M. H. Meyer, Schulze 1 M. Hans Mustin 1 M. Heinr. Mustin 1 M. H. Holst 50 Pfennig. J. Oldörp 1 M. W. Boye 50 Pfennig. J. Burmeister, W. Ollmann Lehrer je 25 Pfennig.

Summa 6 M. 50 Pfennig.     

Wendorf.

H. J. Schäper 50 Pfennig. H. Kreutzfeldt 1 M. J. Stoffers 1 M. H. Stoffers 50 Pfennig. H. Lühr 1 M. H. Lühr Arbeitsm. 25 Pfennig. Heinr. Burmeister Rademacher, H. Dähn je 50 Pfennig. H. Wittfoth 1 M. W. Wittfoth Musiker 50 Pfennig. H. Arndt Arbeitsm. 25 Pfennig. H. Oldenburg Altenth. 50 Pfennig. J. Böttcher Schulze 1 M.

Summa 8 M. 75 Pfennig.     

Schlagbrügge.

Oldenburg Schulze und Familie 3 M. Korbmacher Wiese 50 Pfennig. Hausw. Oldenburg und Familie 3 M. Ollmann Schmied 50 Pfennig. Hauswirth Burmeister und Familie 2 M. Arbeitsm. H. Stegmann, Arbeitsm. Dreier, Arbeitsm. Burmeister, Korbmacher Clasen, Arbeitsmann Hr. Stegmann, Schneider Burmeister, Maurer Oldörp je 10 Pfennig. F. Fischer Rademacher 50 Pfennig. Hausw. Hr. Fischer 1 M. Arbeitsmann Niemann 10 Pfennig.

Summa 11 M. 30 Pfennig.     

Campow.

Schuze Bollow 1 M. Hauswirthe: J. Timmcke 1 M. J. Mett 1 M. F. Clasen 1 M. H. Böttcher 1 M. J. Löper 50 Pfennig. Schäfer H. Ollmann, Knecht J. Blöß je 20 Pfennig.

Summa 5 M. 90 Pfennig.     


Heller'sche Spielwerke.

Die mannigfachen Gebiete der Kunst, Mechanik und Industrie haben in ihrer Totalität keinen zweiten Gegenstand aufzuweisen, welcher sich so vortrefflich als sinniges Weihnachtsgeschenk eignet, wie diese als vollendet anerkannten Hellerschen Spielwerke, welche auf allen Ausstellungen, zuletzt in "Melbourne 1881" und in "Zürich 1883" mit den ersten Preisen gekrönt wurden.
Es giebt keine Beziehungen noch so zarter Natur, dass nicht ein Hellersches Spielwerk im Sinne des Wortes das passendste Weihnachtsgeschenk wäre. Wo Werthgegenstände das Zartgefühl verletzen, Nutzobjekte die Empfindlichkeit reizen, da eignet sich das Spielwerk in vorzüglichster Weise. Ja - aller Welt wird ein solches willkommen sein; denn wer auf Erden hat keine Stunden der Vereinsamung, in welcher jenes Gefühl von Wehmuth oder Verbitterung überkommt, das man "Weltschmerz" nennt; und wem ist Musik - diese Universalsprache aller Herzen - in solchen Stunden nicht Trösterin - nicht Zeitverkürzerin!? - Ein solches Werk ist auch jenen Personen nicht warm genug zu empfehlen, welche Lebensstellung, Krankheit, Verwaisung u. s. w. zur Einsamkeit verurtheilen. Es bietet Zerstreuung und Genuss, umsomehr als der Fabrikant mit feinem Geschmacke das Repertoire jedes einzelnen Werkes zusammenstellt. Die populärsten und besten Tonstücke aus altern und neuesten Operetten, die modernsten Compositionen auf dem Gebiete der Tanzmusik, die beliebtesten Lieder der hervorragendsten Tondichter werden in correctester Weise von den Hellerschen Werken zu Gehör gebracht.
Für die Hotels, Restaurants, Conditoren, u. s. w. giebt es keine einfachere und sichere Anziehungskraft als solch, ein Spielwerk. Wie uns von den verschiedensten Seiten bestätigt wird, haben sich die Einnahmen solcher Etablissements durch die Anschaffung eines Spielwerkes geradezu verdoppelt; darum jenen Wirthen und Geschäftsinhabern, die noch nicht im Besitze eines Spielwerkes sind, nicht dringend genug anempfohlen werden kann, sich dieser so sicher erweisenden Zugkraft ohne Zögern zu bedienen; auf Wunsch werden Zahlungserleichterungen gewährt.
Den Herren Geistlichen, welche aus Rücksicht für ihren Stand, oder der Entfernung wegen, Concerten u. s. w. nicht beiwohnen können, bereitet solch ein Kunstwerk den schönsten dauerndsten Genuss.
Diesen Winter kommen 100 der besten Werke, im Betrage von Francs 20,000, als Prämien zur Vertheilung, und kann selbst der Käufer einer kleinen Spieldose dadurch in den Besitz eines grossen Werkes gelangen, da auf je 25 Francs ein Prämienschein entfällt. Reichhaltige illustrirte Preislisten nebst Plan werden auf Verlangen franco zugesandt. Wir rathen, selbst die kleinste Bestellung direct an die Fabrik in Bern zu richten, da dieselbe ausser in Nizza nirgends Niederlagen hält, und vielfach fremde Fabrikate als ächt Hellersche angepriesen werden. Jedes Werk trägt, was wohl zu beachten ist, den Namen J. H. Heller, welcher auch Lieferant fast aller Höfe und Hoheiten ist.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 10. December 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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ZVDD