No. 87
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. November
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 87 Seite 1]

     Nr. 20 des Offic. Anzeigers pro 1883 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abteilung.
     (1.) Bekanntmachung, betreffend das Schwedisch=Norwegische Generalkonsulat zu Lübeck.
     (2.) Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung militairpflichtiger unabkömmlicher Beamter.
     (3.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats September 1883.
     (4.) Bekanntmachung, betr. den Welt=Postverein.


Der Reichskanzler hat in letzter Zeit in Friedrichsruh mehrfach Conferenzen mit sachverständigen Versicherungsmännern gehabt, die aufgefordert wurden, dem leitenden Staatsmanne Auskunft über die Lage des Versicherungswesens zu geben.
Das österreichische Kronprinzenpaar ist am Sonnabend zu einem längeren Aufenthalt in Berlin eingetroffen. Am Dienstag findet zu Ehren des Kronprinzen Rudolph eine Parforcejagd im Grunewald statt. Kronprinz Rudolph wird voraussichtlich auch am 8. und 9. November an der Hofjagd in der Schorfhaide theilnehmen.
Auf besonderen Wunsch des Kaisers Wilhelm wird der Kronprinz, das Lutherjubiläum nicht in Eisleben, wie es seither bestimmt war, feiern, sondern in der Nicolaikirche in Berlin an der Seite seines kaiserlichen Vaters. -
In einem Artikel des Militär=Wochenblattes über das französische Heer und die allgemeine Wehrpflicht heißt es am Schlusse: "Als Gesammtresultat unserer Betrachtung darf man wohl die Behauptung als erwiesen ansehen, daß die französische Armee=Reorganisation sich wohl den Buchstaben der deutschen Einrichtungen, aber nicht den belebenden Geist derselben anzueignen verstanden hat, daß bei aller Anerkennung für die ungeheuern Leistungen des Staats und der Möglichkeit, eine imponirende Streitmacht aufzustellen, der Charakter der Massen, welche jene bilden, in Folge der Widersprüche in den gesetzlichen Bestimmungen, ein wenig gleichartiges Gepräge hat. Die Gleichartigkeit ist aber der Inhalt aller Kraftbedingungen des Heeres. So lange Selbstzucht, Erkenntniß und Selbstverleugnung, diese wahren Soldatentugenden, in der deutschen Armee Lebenskraft besitzen und derselben das einheitliche Charaktergepräge geben, wird sich dieselbe als ein fester Fels erweisen, an welchem die Brandung der feindlichen Streitermassen machtlos zerschellt." (Bekanntlich gestehen die Franzosen dies zum Theil selbst zu.)
Wie von fortschrittlicher Seite selbst mitgetheilt wird, erhält jedes auswärtige Mitglied dieser Fraction für seinen Aufenthalt während der Session in Berlin 500 M. Der Reichsbote wirft in einem heftigen Artikel gegen diese Einrichtung die Frage auf, ob eine Fraction, die ein solches "Söldnerverhältniß" pflege, als vollgiltig und ebenbürtig anzusehen sei. Bedenklich ist die Sache jedenfalls und kann leicht zu einem zweischneidigen Schwert für die Fortschrittspartei werden. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung bezeichnet den Fonds unter Hinweis auf §. 32 der Verfassung, wonach die Reichtagsmitglieder als Solche keine Entschädigung beziehen dürfen, als Verfassungsbruch.
Am 30. v. Mts. Abends haben an zwei Stellen der unterirdischen Eisenbahn in London Explosionen stattgefunden, in Folge deren der Betrieb eingestellt wurde. Achtunddreißig Personen sind verletzt. Die Ursache der Explosionen ist unbekannt. Der Verdacht der Urheberschaft wendet sich gegen die Fenier.
Am Hofe in Petersburg findet Anfangs December ein Familienrath statt, an welchem auch die Gouverneure der Provinzen Theil nehmen. Es soll sich um die Frage handeln, ob eine Art Verfassung gegeben werden soll.
Man hält in Paris die Verurtheilung des Generals Thibaudin wegen Beleidigung seiner früheren Collegen zu einer Haftstrafe für wahrscheinlich.


- In Leipzig ist am 31. v. Mts in einer zahlreich besuchten Versammlung die Allgemeine deutsche Lutherstiftung zu Stande gekommen. Ein an die evangelischen Glaubensgenossen zu erlassender Aufruf wurde von dem Propst von der Goltz begründet und von der Versammlung angenommen. In demselben wird besonders auch auf die Millionen hingewiesen, die jährlich aus Deutschland nach Rom als Peterspfennig etc. fließen. Die Protestanten müssen für ihre Sache, für die Lutherstiftung, dasselbe und mehr leisten können. Die Stiftung hat den Zweck, mit Rath und That die Erziehung und Ausbildung von Söhnen und Töchtern evangelischer Pfarrer und Lehrer zu unterstützen, in erster Linie derjenigen, deren Wohnort von den Bildungsstätten entfernt liegt, wo also erschwerende Umstände vorliegen.
- Gegen den geplanten Offiziers=Consumverein scheint sich eine lebhafte Opposition vorzubereiten. Die Münchener Handelskammer hat den einstimmigen Beschluß gefaßt mit einer Petition an den Minister des Innern dagegen vorzugehen und auch die Dresdener Handelskammer hat dagegen Front gemacht.
- Für die technischen Hochschulen zu Berlin, Hannover und Aachen sind Professuren für die Elektrotechnik in Aussicht genommen.
Die Straßburger Mörder sind noch nicht entdeckt, der Apothekergehülfe und der frühere Lehrer, die wegen Verdachtes verhaftet wurden, sind wieder auf freiem Fuße. Die Polizei hat alle Gegenstände, die auf den Mordplätzen gefunden wurden, die Cravatte, die stählerne Uhrkette, das Recept, den falschen Bart und das Messer in natürlicher Größe photographiren und die Abdrücke allen Straßburger Zeitungen beilegen lassen. Die Kaiserin hat der Wittwe des ermordeten Provisors 200 M. übersandt; in Straßburg wird für sie gesammelt.
- Das Packetboot zwischen Dublin nach Holyhead ist auf halbem Wege umgeschlagen. Die Bemannung und 60 Passagiere sind ertrunken.
- In diesem Herbst sind die drei Jungfrauen, ungemein fleißig gewesen; denn heute Morgen (als am 1. November) sind Bäume, Sträucher, Hecken, Zäune, Gräser kurz Alles, was man nur sieht, mit weißem Gespinnst bedeckt, das, theils in ellenlangen Fäden von den Bäumen herabhängend, theils in engen Maschen die Gegenstände bedeckend, mit den ihm anhangenden Reif einen gar anmuthigen Blick

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gewährt. Das ist einmal ein richtiger Alteweibersommer, oder Mädchensommer, wie er in mancher Gegend genannt wird. In Holstein sagt man, die Metten haben gesponnen. Die "Drei Jungfrauen" sind im Volksglauben ähnliche Gebilde wie die Parzen, die Schicksalsgöttinnen des Altertums. Sie heißen in der nordischen Mythologie Nornen (angelsächsisch Mettana, d. h. die Messenden). Sie sind jedoch auch in die germanische Mythologie übergegangen. In Süddeutschland findet sich sogar der Name Nornen als "Nonnen" wieder. Ihr Ursprung führt sich auf Freija, die Göttin des Werdens, die spätere Frau Holle, zurück, dieselbe erscheint aber, wie die indische Dreifaltigkeit Brahmas, dreitheilig als Personification des Frühlings, Sommers und Winters, des Werdens, Seins und Vergehens. Zu den zahlreichen Umwandlungen der Frau Holle gehören denn auch die drei Jungfrauen, wie auch die verwunschene Prinzessin unserer Volksmärchen, deren Gesicht oft als verschimmelt oder spinnwebig dargestellt ist. -
- Das Nürnberger Corpsphilistercomite hat beschlossen, demnächst eine allgemeine Corpsphilisterzusammenkunft zu veranstalten, in welcher die anläßlich der vielbesprochenen Würzburger Duellaffaire zu Tage getretenen Mißstände erörtert und zugleich die Mittel und Wege bezeichnet werden sollen, wie ähnlichen Vorkommnissen für die Zukunft wirksam vorgebeugt werden kann.
- Rektor und Senat der Universität Berlin laden zu einer akademischem Luther=Feier ein, die am 9. November Mittags 12 Uhr, in der Aula stattfindet. Die Festrede halt der Dekan der theologischen Fakultät, Herr Professor Dr. P. Kleinert. In dem Anschlage wird Luther bezeichnet als "vir immortalis" und "Doctor Germaniae".
- In Kassel ist ein Richter, der sich durch ein Versehen die gesetzwidrige Verlängerung der Haft eines Gefangenen hatte zu Schulden kommen lassen, zur Strafversetzung verurtheilt worden. Man liest darüber: Der Richter soll, als der Fall sich ereignete, in einer sehr üblen Lage sich befunden haben, da er gerade einen Collegen vertreten und die Arbeiten bei ihm schwer zu bewältigen waren. Unter diesen Umständen hat es das Verhängniß gewollt, daß die als eilig bezeichneten Acten unter die gerathen waren, welche keinerlei Beschleunigung bedurften, und das verspätete Verhör des Betreffenden veranlaßte. Vor dem Disciplinargerichtshof ist dieses Alles zu Gunsten des Richters vergebens geltend gemacht worden, und auch der Umstand, daß derselbe gerade zu jener Zeit dringend um einen Hülfsassessor gebeten hatte, fand keine Berücksichtigung. Da der Richter schon 37 Jahre gedient hat, so nimmt man an, daß er sich eher pensioniren als versetzen lassen wird. Derselbe gehört dem alten hessischen Richterstand an, und es wird ihm wegen seines Mißgeschickes aufrichtige Theilnahme erwiesen. Er soll übrigens die Appellation gegen das Urtheil eingelegt haben.
- Für Narrenhände ist das Denkmal auf dem Niederwald nicht gemacht. Wer sich dort anschreibt, wird bestraft und sein Name wird in den Zeitungen veröffentlicht.
- Der Anti=Prüssien in Paris läßt seinen Aerger an der Germania auf dem Niederwald aus. Er sieht in ihr eine "dicke Biermamsell" und in den Nebenfiguren (Krieg und Frieden) einen "bausbackigen Menschen, welcher trompetet", und ein "bausbackiges Frauenzimmer". Zum Schluß fragt er, wo ist die Petroleumkanne, mit welcher Chatedün in Brand gesteckt wurde?
- Ob Hingerichtete unmittelbar nach Abschlagung des Kopfes noch Gedächtniß und Willen haben, das wünschte der berühmte Arzt und Operateur Velpeau in Paris mit Sicherheit festzustellen. Er besuchte daher den Arzt Dr. Pommerais, der wegen Mordes zum Tode verurteilt war, im Gefängniß und verabredete mit ihm Folgendes: Sobald das Messer (der Guillotine) gefallen ist, wird Ihr Haupt so schnell als möglich aus den Händen des Scharfrichters in die meinigen übergehen. Und dann werde ich Ihnen mit deutlicher Stimme ins Ohr rufen: "Herr de la Pommerais, erinnern Sie sich unserer Abmachung und können Sie dreimal hintereinander das Lid Ihres rechten Auges senken, während Sie das andere Auge offen halten?" Pommerais ging darauf ein "im Interesse der Wissenschaft". Die Hinrichtung ging vor sich, Velpeau stand dicht vor der Guillotine. Als das Messer gefallen war, überreichte der Scharfrichter dem Professor das blutige, krampfhaft verzerrte Haupt Pommerai's. Velpeau beugte sich zu dem Ohr nieder und rief die verabredeten Worte hinein. Es überlief ihn aber doch ein Schauer, als das Lid des rechten Auges des Enthaupteten sich senkte und das weit geöffnete linke Auge ihn starr ansah. "Im Namen Gottes", rief er mit vibrirender Stimme, "dieses Zeichen noch zweimal!" - Die Augenwimper des rechten Auges erzitterte noch einmal, das Lid aber hob sich nicht mehr. Das Gesicht wurde unbeweglich, es war vorbei. - Ein Arzt, aber nicht Velpeau selbst, erzählt diese Geschichte, die im Jahr 1864 vorgefallen sein soll, aber wahrscheinlich erfunden ist.
- Der größte Gänsemarkt Europas ist Rummelsburg bei Berlin. Fast täglich treffen dort gegen 40 Waggons mit Gänsen und Enten ein, welche von dort aus nicht nur nach allen Gegenden Deutschlands, sondern auch nach Frankreich und England versendet werden. Man kann die Zahl der wöchentlich in Rummelsburg eintreffenden Gänse auf rund 400,000 annehmen.
- Bisher hat man geglaubt das höchste Bauwerk in den 500 Fuß hohen Thürmen des Kölner Doms zu kennen. Dies ist ein Irrthum, denn kürzlich hat man im mexikanischen Staat Sonora, etwa 10 Stunden südöstlich von Magdasene, im Urwalde eine Pyramide entdeckt, die sich 750 Fuß hoch erhebt. Vom Grunde bis zur Spitze des mächtigen Bauwerkes zieht sich in Schlangenwindungen ein breiter Fußweg hin. Die äußeren Mauern sind aus sorgfältig behauenen Granitquadern ausgeführt. Oestlich von der Pyramide, nicht weit davon entfernt, erhebt sich ein kleiner Berg zu gleicher Höhe, welcher ganz und gar zu einer Felsenwohnung umgestaltet war. Hunderte kleiner 5 oder 16 Fuß breite und 10 oder 18 Fuß lange Gemächer sind da in den Felsen mit größter Sorgfalt gehauen. Die Zimmer sind durchweg 8 Fuß hoch, haben keine Fenster und nur einen Eingang, der sich meist inmitten der Zimmerdecke befindet. Die Wände sind mit zahlreichen Hieroglyphen und Darstellungen von Gestalten mit menschlichen Händen und Füßen bedeckt. Viele Steingeräthschaften lagen umher. Aus welcher Zeit und von welchem Volke diese Baudenkmäler stammen läßt sich noch nicht bestimmen, man glaubt es jedoch mit Werken der Vorfahren der Mayas, eines Indianerstammes, zu thun zu haben, der sich noch im südlichen Sonora vorfindet, blaue Augen, blondes Haar und eine lichte Hautfarbe hat, und sich durch große Moralität, durch Fleiß und Mäßigkeit auszeichnet. Die Mayas haben eine Schriftsprache und besitzen mathematische und astronomische Kenntnisse.
- In Portugal ist die Leichenverbrennung obligatorisch eingeführt worden, und zwar in der Weise, daß jene Personen, welche auf Wunsch der Hinterbliebenen nach bisheriger Weise bestattet, d. h. beerdigt werden, nach Verlauf von 5 Jahren nach dem Todestage ausgegraben werden müssen.
- In Dover ist eine große Schaluppe, die zu dem gesunkenen "Großen Kurfürst" gehörte, gehoben worden.
- In Pfaffenhofen wurde die Leiche einer angesehenen Frau einstweilen im Leichenhaus des Gottesackers beigesetzt. Eine aus der Ferne herbeigeeilte Schwester der Verstorbenen wünschte Eröffnung des Sarges, der Leichenwärter verweigerte sie; als der Sargdeckel dennoch gehoben wurde, fand man, daß das lange Haupthaar der Verstorbenen abgeschnitten war.
- In Mailand entwischte aus einer Menagerie der Gorilla, der größte und wildeste Affe, lief in die Werkstätte eines Schusters und machte sich über den Sonntagsbraten her, den Meister Knieriem und Gemahlin aus Ueberraschung über den Gast eiligst in Stich gelassen hatten. Mit List und Gewalt gelang es endlich das Thier zu fangen.
- In einer starkbesuchten Bäckerherberge in Berlin ist dieser Tage ein Bombenattentat versucht,

[ => Original lesen: 1883 Nr. 87 Seite 3]

aber glücklich verhütet worden. Die Frau entdeckt beim Einlegen des Ofens dort einen schweren Gegenstand, der sich bei näherer Untersuchung als ein regelrechtes Schrapnel erwies. Wie das Geschoß in den Ofen gelangt und durch wen, darüber fehlt bis jetzt jeder Anhaltspunkt, über die verbrecherische Absicht glaubt man aber nicht in Zweifel sein zu können.
- Zwei Bursche in Tauberbischofsheim brüsten sich im Wirthshaus mir der Muskelkraft ihrer Arme. Niemand kann mir den Arm biegen! sagt der Eine. - Ich kann es, sagte der Andere. Er versucht zu biegen und zu drücken, bis dem Andern der Arm oberhalb des Ellbogens morsch abbricht.
- Vier Handwerksburschen kamen an die neue Ruhrbrücke bei Witten und sollten viermal Brückengeld zahlen. Schnell entschlossen trugen die zwei Stärksten die zwei "Kleinen" auf dem Rücken hinüber, hatten die Lacher auf ihrer Seite und die Hälfte des Geldes erspart.
- Eine stete Erinnerung an den 12. September 1683, den Sieg über den Halbmond des Islam, sind unsere "Hörnchen", die wir als Kaffeebrod gebrauchen (die Wiener Kipfeln). Die lautere Freude über die glückliche Besiegung des Kara Mustapha gab Wiener Bäckern den Gedanken ein, den Halbmond essen zu lassen; deshalb bucken sie vom Jahre 1683 ab halbmondförmige Brode, die, weil sie gut schmecken, sich durch zweihundert Jahre erhalten haben.
- In Großlehna bei Kötschau kommt ein armer Reisender auf den Hof, bittet um eine kleine Gabe und erfährt, daß außer einem kleinen Mädchen von 8 Jahren Niemand zu Hause ist. Er verlangt nun Wurst und Brod und da er dies nicht bekommt, macht er seinem Aerger dadurch Luft, daß er den Schweinestall öffnet, um die Thiere in Freiheit zu setzen; kaum hat er jedoch die Thür des Stalles geöffnet, da stürzt ein großer Eber hervor, fährt dem Burschen zwischen die Beine, so daß dieser zum Reiten kommt und stürzt sich mit dem Reiter in die Jauchengrube. Erst nach vieler Mühe gelang es einigen inzwischen hinzugekommenen Männern, den "armen Reisenden" aus den duftenden Fluthen zu retten. Unter allgemeinem Gelächter suchte derselbe darauf das Weite.
- In Halle brachen in einer der vergangenen Nächte Diebe beim Bierbrauer Schneider ein. Sie mußten den Schauplatz ihrer Wirksamkeit, aber ohne den gewünschten Zweck erreicht zu haben, wieder verlassen und quittirten darüber mit Kreide: Ordentlich revidirt und nichts gefunden.
Der Glasermeister S. in Freising bessert, auf einer Leiter stehend, etwas an seinem Dache; plötzlich bricht eine Sprosse, der Mann stürzt auf den Pfahl eines Rosenstockes mit solcher Wucht, das sich der Pfahl durch Unterleib und Brust bohrt und zum Hals hinausdringt. Nach einigen Stunden furchtbarer Qual ist der Unglückliche eine Leiche.


Anzeigen.

Auf zulässig befundenen Antrag des Käthners Matthias Heinrich Freitag zu Mahlzow werden hiermit Alle und Jede, welche an die angeblich verloren gegangene Obligation der Schönberg'er Stadtbehörde vom 31. October 1861 über 266 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg) Pr. Cour. ausgestellt für den Hauswirth Joachim Freitag zu Kl. Bünsdorf irgend welche Ansprüche und Rechte zu haben vermeinen, hiermit aufgefordert, solche spätestens in dem auf

den 9. November 1883
Vormittags 10 1/2 Uhr

vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine ihre Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Schönberg, den 20. April 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Mit dem Verkaufe der im hiesigen Amtsgerichtsgefängniß angefertigten Strohdecken, im Preise von resp. 50 Pfennig., 40 Pfennig. und 25 Pfennig. ist der Pförtner Schmöker beauftragt.
Schönberg, den 29. October 1883.

Der Vorstand des Amtsgerichtsgefängnisses.


Verzeichniß der eingegangenen Gaben zum Lutherdenkmal.

Schönberg.

Handelsmann Koopmann 2 M. Kriegerverein 1870/71 20 M. Schornsteinfegermeister Gierloff 1 M. F. B. 2 M. Färbermeister Breuel sen. 2 M.

Summa 27 M.     

Mahlzow.

Ungenant 1 M. Ungenant 50 Pfennig.

Summa 1 M. 50 Pfennig.     


Am 11. November nach Beendigung des Vormittags=Gottesdienstes Einweihung des Luther=Denkmals.

Schönberg.                                                     Kaempffer.


Diäten=Verein
für
Geschworene beider Mecklenburg

Herr L. Spehr in Schönberg hat sich freundlichst bereit erklärt, das Amt eines Vereinsvertreters für das Fürstenthum Ratzeburg zu übernehmen und ist derselbe ermächtigt, Beitrittserklärungen und Jahresbeiträge für uns in Empfang zu nehmen.
Schwerin, 3. November 1883.

Der Vorstand.


Todes=Anzeige.

Am 2. November starb plötzlich und unerwartet am Herzschlag in Hamburg unsere geliebte jüngste Tochter und Schwester

Johanna

im eben vollendeten 29. Lebensjahre.
Diesen harten Verlust zeigen allen Verwandten und Bekannten tief betrübten Herzens an

F. Baer u. Frau             
und die vier Schwestern.       


Die von dem Unterschriebenen heute verloosten Gegenstände sind auf nachstehende Nummern gefallen:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schönberg den 4. November 1883.

C. Zellinsky, Stuhlmacher.


Nähmaschinen,
mit neuesten Verbesserungen,
ohne Schiffcheneinfädungen

unter mehrjähriger Garantie verkaufe billigst, auch bei monatlichen Abzahlungen.

Rud. Schrep.       


Hiermit gestatte ich mir die ergebene Anzeige, daß ich meine

Buchbinderei

in dem Hause des Herrn Schneidermeisters J. Rentzow Siemzerstraße Nr. 114 eröffnet habe und bitte um geneigten Zuspruch unter Zusicherung solider Arbeit und billigster Preisberechnung.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Gustav Rentzow,
                                                    Buchbinder.

Schönberg im November 1883.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 87 Seite 4]

Rechnungsabschluß
der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr 1882,
wie solche in der General=Versammlung am 1. Mai c. der Direction vorgelegt und richtig befunden, auch von Großherzoglicher Landvogtei revidirt und dechargirt ist.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schönberg i. M. 1883.

Die Direction der Feuerassecuranz=Societät im Fürsenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.     F. Stüve.


Zu dem am 14. November d. J. stattfindenden                                                    
Bauernballe
erlaube ich mir die geehrten Hauswirthe so hochachtungsvoll wie ergebenst einzuladen.                          
Schönberg.                                                    J. Köster Wwe.


Tesch's Restauration.
An den Lutherfeiertagen:

Krebs=Suppe.
Kalte und warme Speisen 'a la Carte,

wozu freundlichst einladet                          
                                                    F. Tesch u. Frau.


Letzte
Ziehung Kölner Dombau-Lotterie 15./17. Jan. 84.

Geldgew. 75000 M. etc. baar ohne Abzug. Nur Original=Loose versende incl. fro. Zusendung amtl. Gew.=Liste à M. 3.50. Der Hauptcolleteur

A. J. Pottgießer, Köln.       

Ulmer Lotterie (Zieh. 18. Febr.) à 3 M., Liste 20 Pfennig.


Haus Ein Haus in Ratzeburg, in bester Geschäftslage der Stadt mit 8 heizbaren Zimmern, 5 Kammern, großer Küche, Keller, Bodengelaß u. s. w. und hübschem Garten, soll zu 11,000 M., mit 5000 M. Anzahlung, sofort unter der Hand verkauft werden.

Ratzeburg.                                                     L. Dölle Wwe.


Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.                                                    
                                                    H. 232 Q.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 14. November 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des Bankhauses Mindus & Marienthal in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen."


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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