No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. November
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 86 Seite 1]

Das Wichtigste kommt heute aus Oesterreich aus Pesth in Ungarn. Der für beide Theile des Reichs, für Oesterreich und Ungarn, gemeinschaftliche Minister des Auswärtigen Graf Kalnoky hat den Delegirten amtliche Auskunft über die auswärtige Politik gegeben. Sie haben ihn gefragt: Behalten wir Frieden? Wie steht es um unser Bündniß mit Deutschland? wie mit unserm Verhältniß zu Rußland? Er antwortete: "Das intime Freundschaftsverhältniß mit Deutschland war, so lange ich Minister bin, nie einen Augenblick getrübt; die Zweifel, die vor einiger Zeit so viel Lärm machten, waren unberechtigt; "über die Stabilität (Haltbarkeit) dieses Bildnisses können Sie beruhigt sein." - Ueber Rußland sagt er: "Das Verhältniß beider Regierungen ist völlig "normal", Beunruhigung entsteht nur durch die russische Presse und diese beschränkt sich auf einen kleinen Kreis. Auf einen Angriffskrieg gegen Oesterreich sinnt Rußland schwerlich 1) wegen seiner innern Lage und 2) hauptsächlich, weil Oesterreich einem solchen Angriff gegenüber nicht allein stehen würde."
Graf Kalnoky hat in der Hauptsache eine ziemlich unumwundene Sprache geführt und er findet in Oesterreich und in Deutschland ein dankbares Publikum, weniger vielleicht in Rußland und Frankreich. Zum ersten Mal ist aus amtlichem Munde und zwar vor ganz Europa bestätigt worden, daß es ein Deutsch=Oesterreichisches Bündniß gibt und daß dieses fortbesteht und befestigt worden ist, daß kraft dieses Bündnisses Deutschland Oesterreich beisteht, wenn es von Rußland angegriffen wird (und umgekehrt, daß Oesterreich Deutschland beisteht, wenn es von Frankreich angegriffen wird). Rußland und Frankreich erfahren, daß sie es in jedem Kriegsfalle mit zwei Mächten zu thun haben, und das ist die beste Bürgschaft für den Frieden Europas, so lange nicht übermächtige Leidenschaften in Rußland oder Frankreich Herr werden. Zum größten Theile beruht diese Sicherheit in der militärischen Stärke des Deutschen Reiches.
Die deutsche Kriegsmarine hat in deutschen Fabriken für eine Million Torpedos bestellt, welche spätestens bis zum Frühjahre 1884 abzuliefern sind.
In Metz ist der Tierarzt Antoine nach Entscheidung des Reichsgerichtes ohne Caution aus der Haft entlassen worden. Der Prozeß nimmt seinen Fortgang.
Viele reiche Leute in Frankreich haben die Republik dicksatt und wollen sie in eine Monarchie umwandeln, bei Leibe aber nicht auf gewaltsamem und blutigem Wege, sondern auf trockenem Wege ganz einfach mit Geld. Mit etwa 100 Millionen Francs gedenken sie die einflußreichsten Abgeordneten, Militairs, Beamten und Zeitungsschreiber zu bestechen und, wenn sie ihrer sicher sind, durch Abstimmung die Republik abzuschaffen und einen König anzuschaffen, wozu der Graf von Paris ausersehen ist. Ein Anstoß ist der Geiz der Orleans, die lieber nehmen als geben und mit denen man handeln muß. Ein Compliment ist die Sache für die Franzosen nicht, sie wird aber öffentlich und lebhaft verhandelt und nicht für unmöglich gehalten. (Ein Orleanistisches Blatt empfiehlt die Orleans für den Thron mit den Worten: "Sie brauchen sich nicht erst ein Vermögen zu machen." Sehr gut, man kann so reichen Leuten kein anderes Geschenk als Frankreich machen. Im Jahre 1872 aber hatte Frankreich zwei strenge Gläubiger: die Preußen und die Orleans.)
Seit 1875 ist ein neues Land, die Halbinsel Korea im Osten von Nord=China, dem Welthandel erschlossen. Die Insel ist fast halb so groß wie Deutschland und war bis dahin fremden Völkern verschlossen. Der energischste und einflußreichste Mann dort, der an der Spitze der Geschäfte steht, ist ein Deutscher, Paul von Möllendorf, 1847 geboren und ein Großneffe des preuß. Feldmarschalls v. M. Er baut Häfen, Docks, Leuchtthürme, trifft alle Anstalten für den Verkehr mit den Culturländern und wird wegen seiner schöpferischen Thätigkeit der Bismarck von Korea genannt.


- Der Diäten=Verein für Geschworene findet überall in Mecklenburg den verdienten Anklang. Es wird sich künftig kaum Jemand, der irgend zum Geschworenen gewählt werden kann, damit entschuldigen können, daß seine Vermögensverhältnisse den damit verbundenen Aufwand nicht zuließen, da ihm durch Beitritt zu diesem Verein ein solcher Vorwand abgeschnitten ist; mit einer jährlichen Ausgabe von 3 M., die er als Mitglied des Vereins zu zahlen hat, werden ihm für jeden Tag, die er als Geschworener in Güstrow sich aufzuhalten hat, 10 M. aus der Vereinskasse ausbezahlt und damit sind die Kosten des Aufenthalts in Güstrow zu decken. Wir machen namentlich auch die Hauswirthe des Fürstenthums Ratzeburg auf diesen Verein aufmerksam. Die Redaktion dieses Blattes ist bereit, im Interesse des Vereins, Beitrittserklärungen entgegenzunehmen und an den Vorstand in Schwerin zu übersenden.
- Der Telegraph hat von der im nächsten Frühjahr bevorstehenden Ueberführung der Leichen des Königs Gustav IV. Adolf, sowie des Prinzen Wasa und des Sohnes des Letzteren nach Stockholm gemeldet. Nicht ganz correct ist es, wenn der genannte König als der letzte Herrscher aus dem Hause Wasa bezeichnet wird, Gustav IV. Adolf ist erst der vorletzte Dynast des Geschlechts, der letzte war der Herzog von Söndermanland, der nach der Resolution von 1809, durch welche Gustav IV. Adolf den Thron verlor, als Karl XIII. zur Regierung kam. Gustav IV Adolf, ein Sohn jenes unglücklichen Königs, der auf einem Maskenballe durch die Hand eines Meuchelmörders fiel, hat seine Entthronung nicht weniger als 28 Jahre überlebt. Nach langen Kreuz= und Querzügen durch Europa, die er unter dem Namen eines Obersten Gustavson machte, ließ er sich zuletzt in St. Gallen nieder, wo er im Jahre 1837 gestorben ist. Sein Sohn Gustav (geb. 1799) ist der obengenannte Prinz von Wasa. Er war österreichischer Feldmarschall und vermählte sich 1830 mit Prinzessin Louise, einer Tochter des Großherzogs Karl Ludwig Friedrich von Baden und der Großherzogin Stefanie, der Adoptivtochter Napoleon's I. Aus dieser Ehe ist auch eine Tochter hervorgegangen, die Prinzessin

[ => Original lesen: 1883 Nr. 86 Seite 2]

Carola - heute Königin von Sachsen. Durch die Ueberführung der Leichen der gedachten Fürsten nach Stockholm trägt Schweden eine Ehrenschuld an das berühmte Haus der Wasa ab, welches dem Königreiche mehr als einen großen Herrscher gegeben hat.
- Zur Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen. An unscheinbarer Stelle befindet sich im "Berliner Kommunalblatt" eine Bemerkung des Herrn Oberthierarztes Dr. Hertwig, welche in den weiteren Kreisen Beachtung verdient. Sie lautet: "Betreffs der mikroskopischen Untersuchungen von Schweinefleisch war mir das verhältnißmäßig seltene Vorkommen der Trichinen in den Zwischenrippenmuskeln, gegenüber dem häufigen Auftreten derselben in anderen Muskeln aufgefallen, so daß ich mich veranlaßt gesehen habe, diesem Umstande meine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ich habe daher durch den Vorsteher, Thierarzt Dunker, eine größere Anzahl von Untersuchungen anstellen lassen. Hierbei hat sich nun ergeben, daß die Trichinen am öftesten und am zahlreichsten in dem sogenannten Pfeiler des Zwerchfells, alsdann in den Zungenmuskeln und im übrigen Theil des Zwerchfells, gefunden sind, dagegen am seltesten und in der geringsten Anzahl in den, für die Benutzung zur Untersuchung vorgeschriebenen Zwischenrippenmuskeln. Bevor diese Resultate für die mikroskopische Fleischbeschau praktisch verwertet werden sollen, werde ich das Ergebniß der bereits begonnenen zweiten Untersuchungsreihe abwarten."
- Tausend Auflagen hat bei G. D. Bädecker in Essen 1853 erschienene Lesefibel von Haesters erlebt. Die hundertste erschien 1863 und ist jetzt die tausendste da, jede zu 3000 Exemplaren. Das Büchlein ist also in 3 Millionen Exemplaren in die Welt und in die Schulen geschickt worden.
- Die Aufregung in Straßburg über die Ermordung des Apothekergehülfen Lienhardt und des Musketier Adels wird sich erst dann legen, wenn die Mörder entdeckt sind. Die Beerdigung der Ermordeten hat unter ungeheurem Zulauf stattgefunden. Das von den Mördern in der Apotheke verlorene Recept lautet: Tit. 100 Gramm Chloralhydrat Mr. Schulze, und ist unterzeichnet Dr. Schuster; es wird mechanisch vervielfältigt werden. Auch eine zerrissene stählerne Uhrkette und ein stählernes Medaillon haben sich am Thatorte gefunden. An dem Platze, wo der Soldat ermordet wurde (er trug 16 Schnitt= und Hiebwunden und zwei tödtliche Kopfwunden) fand man einen falschen Bart und ein frisch geschliffenes, aber unblutiges Messer. Die Mörder müssen auch verwundet sein; auf ihre Entdeckung sind 1000 M. ausgesetzt. Die Verdachtsgründe gegen zwei in Molsheim verhaftete Männer sind gering; der Apotheker soll ordentlicher und angesehener Eltern Kind, der Lehrer in den sächsischen Herzogthümern zu Hause sein. (Straßb. Post).
In der Mordnacht haben drei sehr aufgeregte Männer in einem liederlichen Hause Einlaß begehrt und gefunden.
- Dem Letzten von "Lützow's wilder Jagd" (1813), dem 87jährigen Rechnungsrath Blume in Halberstadt, wird's allzu einsam und unheimlich, er fragt in einem Aufrufe an, ob es nicht noch einen Cameraden gebe.
- Die zu einer ersten zehnwöchigen und die zu einer zweiten vierwöchigen Uebung beim Großherzoglich mecklenburg. Grenadier=Regiment Nr. 89 und dem Jägerbataillon Nr. 14 eingezogenen Ersatzreservisten erster Klasse wurden am 30. October inspizirt und gelangten am 31. October, indem sie ihre Uebungszeit absolvirt, wieder zur Entlassung.
- Am Freitag feierte unser berühmter Landsmann Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke die 84. Wiederkehr seines am 26. October 1800 zu Parchim erfolgten Geburtstages. Die Ehren und Auszeichnungen, die dem großen Schweiger im Laufe der letzten Jahrzehnte zu Theil geworden, sind so viele, daß hier nur wenige herausgegriffen sein mögen. Letzten Sonntag vor 13 Jahren wurde Moltke in den Grafenstand erhoben und am 16. Juni 1871 zum Generalfeldmarschall ernannt. Seine Vaterstadt Parchim ehrte ihn bekanntlich bereits vor sieben Jahren durch Errichtung eines am 2. October daselbst enthüllten Denkmals. Was unser berühmter Landsmann für die Armee für das deutsche Reich bedeutet, ist diesseits wie jenseits des Ozeans bekannt. Im Herzen jedes deutschen aber lebt der Wunsch, daß der weise Schlachtenlenker noch lange unserm greisen Heldenkaiser in voller Rüstigkeit zur Seite stehen möge!
- Willibald Zanetti in Wien ist 18 Jahre alt und eines jener Menschenkinder, an welchem Natur und Zufall gleich schlimm gehandelt haben. Sprache und Gehör sind ihm versagt. Seine körperliche Bildung ist eine ungünstige. Wer seine Eltern sind, weiß er nicht; sein Geburtsort ist unbekannt. Der Magistrat von Wien nahm sich des Verlassenen in seinem 6. Jahre an und gab ihn armen Anstreicherleuten für eine monatliche Entschädigung von 8 fl. zur Pflege. Man kann sich denken, welche Erziehung ihm unter solchen Umständen zu Theil wurde. Von der großen Wohlthat der Taubstummenschulen hat er nichts erfahren; nicht einmal das Zeichen=Alphabet der Taubstummen kennt er, nur seine eigenen mimischen Zeichen, wie sie ihm das Verlangen, sich verständlich zu machen, eingegeben. Seine Pflegemutter hat ihn in eine Kinderschule geschickt, in welcher er vom zehnten Jahre an nicht mehr geduldet wurde. Schreiben hat er da gelernt, aber nicht die Kunst, seine Gedanken niederzuschreiben Als er heimkam, ließ ihn seine Pflegemutter häusliche Dienste verrichten und unterrichtete ihn im - Knopfnähen. Als er 14 Jahre alt war, hörte der Magistrat auf, für ihn zu zahlen. Seine Pflege=Eltern lebten selbst in Dürftigkeit und hatten für viele eigene Kinder zu sorgen. Man kann sich denken, daß der Taubstumme ihnen von nun an nicht mehr willkommen war. Die Frau duldete ihn, der Mann wies ihn wiederholt zur Thür hinaus. Und doch hatte die Natur dem armen Burschen nicht alle Fähigkeiten versagt. Zanetti besuchte zuweilen einen Uhrmacher, der in der Nähe wohnte. Dort setzte er sich nieder und sah stundenlang zu wie der Meister mit den Räderchen und Schräubchen hantirte. Gutmüthig ließ es der Uhrmacher zu. Der Taubstumme aber war der Arbeit mit gutem Blicke gefolgt, und ohne daß er Unterricht genossen, ohne daß er Lehrling oder Geselle gewesen, hatte er eines Tages etwas Rechtes erlernt. Er vermochte vielleicht keine Uhr zu schaffen, - aber er verstand es, Uhren, die einer Reparatur bedurften, wieder vollständig herzustellen. Und damit hatte er sich auch in die Lage versetzt, Erwerb zu finden. Da er indeß keinen Laden besaß, war er genöthigt, sich Beschäftigung zu suchen. Er that dies, indem er in verschiedene Häuser ging und nachfragte, ob keine Uhren zu repariren seien. Er gab seine Adresse an und wußte Vertrauen einzuflößen, sodaß ihm in der That Arbeiten übertragen wurden. Nach einiger Zeit aber kam wieder ein Unstern über ihn. Er wollte sich Kleider anschaffen, und da er hierfür nicht genügende Mittel hatte, verpfändete er einige Uhren bei Trödlern in der Absicht, sobald er wieder für seine anderen Arbeiten Bezahlung erhalte, sie auszulösen. Er kaufte sich nun eine Hose und einen Rock, einen Hut und Hemd. Lange sollte er sich dieser Gegenstände nicht freuen. Bevor er noch die Uhren zurücknehmen konnte, wurde von den Eigenthümern die Anzeige gegen ihn erstattet, und er mußte ins Landesgericht wandern. Dort vermochte er nicht einmal - und es charakterisirt dies seine geistige Begabung - den Namen und die Adresse der Personen anzugeben, bei welchen sich die Uhren befanden. Man mußte ihm einen Ausgang in Begleitung des Gerichtsdieners gestatten, den er dann zu den Trödlern führte. Ein Versuch, mit ihm schriftlich zu verkehren, mißlang. Man schrieb ihm auf: "Können Sie lesen und schreiben? Sagen Sie ja oder Nein! Wann sind Sie verhaftet worden?" Er antwortete mit der Feder, aber es waren unverständliche Sätze. Das Landesgericht war ursprünglich von der Ansicht ausgegangen, daß der Bursche nicht die Absicht gehabt habe, Reparaturen vorzunehmen, sowie daß es ihm an der Fähigkeit hierzu fehle, weshalb er des Betrugs angeklagt werden sollte. Als sich aber der richtige Sachverhalt ergab, wurde er dem Bezirksgerichte wegen Veruntreuung überliefert. Sein Verhör wurde von dem Richter unter Vemittelung des Taubstummenlehrers Horak geführt. Dieser vermochte mit dem Häftling nicht in der am Taubstummen=Institute gelehrten Zeichensprache zu verkehren, da derselbe dieser Ausdrucksweise nicht mächtig war. Er sprach zu ihm mit langsam

[ => Original lesen: 1883 Nr. 86 Seite 3]

und scharf ausgesprochenen Worten, sowie mit mimischen Zeichen; der Taubstumme antwortete lallend und mit Handbewegungen, welche überraschend klar darstellten, was er sagen wollte. "Ist das nicht falsch von Dir," sagte der Dolmetsch, "daß Du die Uhren verpfändet hast, statt sie zu repariren?" Der Taubstumme schüttelte heftig den Kopf, zum Zeichen der Verneinung. Er that, als ob er eine Uhr putzen würde, gab Geld von einer Hand in die andere, ging hierauf einige Schritte weit weg und holte anscheinend einige Dinge, die er freudig brachte. Das hieß, wenn er erst andere Arbeit vollendet habe, werde er Geld dafür bekommen und damit die verpfändeten Uhren wieder holen. Auf weitere Bemerkungen des Dolmetschers hob der Angeklagte zwei Finger in die Höhe zum Schwur und deutete durch Bewegungen der Hände und des Kopfes an, daß er damit gelobe, nie mehr dergleichen zu thun. Hierauf faltete er die Hände und wies jämmerlich auf seinen Magen, sowie in seinen offenen Mund; er hatte nämlich Hunger und bat um Essen. Der Dolmetsch brachte diesen Wunsch pflichtgetreu unter allgemeiner Heiterkeit in regelrechte Worte. Der Ritter hatte indeß zunächst das Urtheil zu sprechen. Er sprach den Angeklagten schuldig und verhängte über ihn 5 Tage Arrest. Willibald Zarnetti, über das Berufungsrecht belehrt, sagte durch Zeichen, er nehme die Strafe an, aber er bitte um Essen.


Anzeigen.

Zur Zwangsversteigerung der dem Müller A. Michaelsen gehörigen zu Selmsdorf belegenen Grundstücke, als: des auf dem Platze des ehemaligen Selmsdorfer Küsterhauses aufgebauten Wohnhauses mit Hofraum, einem Stallgebäude und einem hinter dem Hofraum belegenen Garten und der von der Stelle des Hauswirths Peter Lohse zu Selmsdorf abgetrennten, auf dem Selmsdorfer Felde an der Dassow'er Chaussee in der s. g. Sandkoppel belegenen und 65 a 4 qm großen Ackerfläche und der auf derselben erbauten holländischen Windmühle, stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:

1) der Verkaufstermin auf

Freitag, den 7. December 1883,
Vormittags 11 Uhr

2) der Termin zum Ueberbot auf:

Dienstag den 8. Januar 1884,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die Grundstücke und an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheil der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 7. December 1883,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt. Die Verkaufsbedingungen liegen vom 14. Tage vor dem ersten Verkaufstermine ab auf der hiesigen Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine und im Verkaufstermine zu erscheinen, sowie bis drei Wochen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.

Schönberg i. Meckl., den 30. August 1883.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Mit dem Verkaufe der im hiesigen Amtsgerichtsgefängniß angefertigten Strohdecken, im Preise von resp. 50 Pfennig., 40 Pfennig. und 25 Pfennig. ist der Pförtner Schmöker beauftragt.
Schönberg, den 29. October 1883.

Der Vorstand des Amtsgerichtsgefängnisses.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 22. October 1883.

Die Armenbehörde.


Verzeichniß der eingegangenen Gaben zum Lutherdenkmal.

Schönberg.

Fuhrmann Chr. Schütt 1 M. Sattler Rindfleisch 75 Pfennig. Knecht Joach. Reiher 50 Pfennig. Ungenannt 1 M. Mathias Oldenburg 2 M.

Summa 5 M. 25 Pfennig.     

Rieps.

M. Stein Schulze 3 M. Stein Schulzen=Altenth. 1 M. Schuster Speck 25 Pfennig. Schmiedem. Ridder 50 Pfennig. Schmiedeges. Dutschke 20 Pfennig. Hausw. H. J. Böttcher 2 M. Hausw. Heinr. Redelstorf 3 M. Wwe. Redelstorf Altenth. 1 M. Arbeitsmann Hans Heinr. Redelstorf 25 Pfennig. Maurer Beckmann 20 Pfennig. Krämer Isenhagen 30 Pfennig. Hauswirth Wiese 2 M. Krüger Böttcher, Rademacher Burmeister je 50 Pfennig. Hausw. Hans Redelstorf 1 M. Arbeitsm. H. Böttcher, Maurer H. Oldenburg je 10 Pfennig. Schuster Albrecht sen. 50 Pfennig. Hausw. H. Robrahn 3 M. Wwe. Timmke Altenth., Lehrer Simon je 50 Pfennig. Hausw. Burmeister 1 M.

Summa 21 M. 40 Pfennig.     


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Kammerjäger     aus Oldenburg nimmt bis auf Weiteres Offerten entgegen schriftlich und mündlich bei

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Auf dem Wege von Rehna bis Selmsdorf ist am Sonnabend ein Sack mit Strumpfgarn, ein Sack mit Lumpen und ein Beutel mit Aepfel verloren worden. Der Finder wird gebeten, dieselben gegen eine Belohnung abzugeben beim früheren Fuhrmann Tretow vor der Marienstraße.


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                                                    H. Mette.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 86 Seite 4]

Rechnungsabschluß
der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr 1882,
wie solche in der General=Versammlung am 1. Mai c. der Direction vorgelegt und richtig befunden, auch von Großherzoglicher Landvogtei revidirt und dechargirt ist.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schönberg i. M. 1883.

Die Direction der Feuerassecuranz=Societät im Fürsenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.     F. Stüve.


Bei hartnäckigen Halsübeln das einzige Mittel!

       Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau.

      Schon lange bin ich Verehrer Ihres Fenchelhonigs*) und habe ihn als einziges Mittel erkannt, welches mir bei hartnäckigen Halsübeln sehr gute Dienste gethan hat. Ich möchte denselben nun auch als Handelsartikel einführen und ersuche Sie . . . . . (folgt Auftrag.)

      Bevern bei Holzminden.                                                     A. Schuhmacher.

      *) Allein echt in Schönberg beim Buchbinder C. Sievers.


Feuerversicherungs-Verein
Mecklenb. Kirchendiener u. Forstbeamten.
Rechnungsablage pro 1. September 18 82/83.

        Einahme aus Beiträgen 13969 M. 85 Pfennig.
        Ueberschuß des vorigen Jahres 839 M. 87 Pfennig.
                -----------
        Summa 14809 M. 72 Pfennig.
        Ausgabe für Postporto etc. 472 M. 55 Pfennig.
        Ausgabe für Drucksachen 9 M. 25 Pfennig.
        Angabe f. Brandentschädigungen 9896 M. 65 Pfennig.
                -----------
        Summa 10378 M. 45 Pfennig.
                Bilance.
        Einnahme 14809 M. 72 Pfennig.
        Ausgabe 10378 M. 45 Pfennig.
        Bestand. 4431 M. 27 Pfennig.
                -----------
   Lübtheen den 25. October 1883.

     L. Hennings.           v. Starck. Rosenwanger.
Kassier.                         Revisoren.    


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 4. November.

     Frühkirche: Candidat Nahmmacher,
     Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
          Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 1. November 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des Bankhauses Philipp Fürst in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrl. Leser besonders aufmerksam machen."


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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