No. 84
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. Oktober
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 84 Seite 1]

Politische Rundschau.

Bismark ist in Friedrichsruh außerordentlich fleißig. Dreimal täglich werden ihm aus Berlin die bekannten großen Mappen zugeschickt, die von Papieren strotzen, und dreimal täglich gehen solche Mappen zurück, und die einzelnen Minister sind immer zwischen Berlin und Friedrichsruh auf Reisen; denn der Kanzler ist nicht nur selber ein gewaltiges Perpetuum mobile, sondern macht auch andere dazu. Man sieht, so still es äußerlich aussieht, muß es viel zu thun geben in Preußen, im Reich und in der Welt; denn er lenkt die hohe Politik in allen dreien. Gut hat er's insofern, als er äußerst zuverlässige und vertraute Gehülfen hat, die seine Ideen und Gedanken im Einzelnen und Kleinen verständnißvoll zu Faden schlagen. Diese Gehülfen sind sein Sohn Graf Herbert und sein Schwiegersohn Graf Rantzau; er läßt sie einzeln zu sich kommen und auch beide zugleich, sie sind immer um ihn und die großen Geheimnisse bleiben in der Familie, bis die Ueberlebenden sie einmal nach zehn oder zwanzig Jahren in den "Denkwürdigkeiten Bismarcks" studiren.
Graf Herbert Bismarck wird seinen Posten als Botschaftsrath in London verlassen, um fortan in der persönlichen Umgebung des Reichskanzlers thätig zu werden. Nach London wird er nur zurückkehren, um sich dort zu verabschieden. Graf Bismark war den ganzen Sommer und Herbst über in der Umgebung seines Vaters, den er nach Kissingen, Gastein und Friedrichsruh begleitete. Der Reichskanzler hat sich so sehr an den Beistand seines Sohnes gewöhnt, daß es sein Wunsch war ihn auch fernerhin zu seiner persönlichen Dienstleistung um sich zu behalten.
Der Minderertrag der Gerichtskosten in Preußen beträgt seit einiger Zeit 10 Millionen M. jährlich. Das ist ein Zeichen, daß die Zahl der Prozesse in Folge der hohen Kosten gewaltig abgenommen hat und sehr erfreulich; man wollte ja bei der neuen Gerichtsorganisation die Prozeßwuth steuern; die Herren von der Finanz aber sind über diesen Erfolg mehr erschrocken als erbaut und sinnen auf Abhülfe.
Am 23. October ist in Paris nach langer Vertagung eine große Schaubühne, die französische Kammer eröffnet worden. Man fürchtet, daß große Spektakelstücke zur Aufführung kommen.
Es ist nicht wahr, daß die Franzosen nach Tonking etc. ihren besten General geschickt haben, sie sollen vielmehr einen Esel hingeschickt haben, aber einen mit Gold beladenen und der soll Wunder gethan haben; denn auch bei den Wilden oder Halbwilden da drüben, die doch bessere Menschen sind als wir, soll das Gold keine Chimäre sein.
Die Könige von Belgien und Holland sind auf der Ausstellung in Amsterdam zusammengekommen und haben sich, wenn auch nicht geküßt, doch gar herzlich die Hände geschüttelt und gedrückt. Da muß man sagen, die Berge und Thäler kommen nicht zusammen, aber die Menschen; denn man muß daran denken, daß Belgien sich 1830 von Holland losgerissen und sich selber einen König gegeben hat. Seitdem waren Holländer und Belgier einander spinnfeind und mehr noch die Könige als die Völker. Die Völker sahen schon früher ein, es komme weniger darauf an, daß ein Land ein paarmal hunderttausend Leute mehr oder weniger habe, als darauf, daß die Leute sich wohl befinden und zufrieden sind.
Die Franzosen hatten das Gerücht ausgesprengt Moltke sei todtkrank. Er hat ihnen aber den Gefallen nicht gethan, sondern ist kerngesund.
Kaiser Alexander ist nach Petersburg, nein nach Gatschina in seinen stillen Schmollwinkel zurückgekehrt; man weiß, wie ihn die Nihilisten empfangen haben. Rußland, auch Europa harrt seiner Entschließungen. Aber es liegt ein Rätsel über Gatschina, ein Geheimniß, eine Sage. Der Kaiser selber ist ein Räthsel. "Immer wollen kann der Mann, er muß nur wollen, was er kann" sagt ein Dichterwort. Von Alexander III. weiß man weder, was er will, noch was er kann, obgleich er bereits dritthalb Jahre den Thron einnimmt, den ihm der gewaltsame Tod seines Vaters eröffnet hat, und seit einem halben Jahre gekrönt ist. Nichts ist seitdem geschehen. Auch für Deutschland ist es schwer, mit einem Staate zu rechnen, dessen Herrscher unberechenbar ist.
Endlich ist ein langer Krieg , der die Republiken Südamerikas blutig zerfleischte, beendet worden. Am 20 d. Mts. wurde der Friedensvertrag zwischen Chile und Peru unterzeichnet. Die öffentlichen Gebäude in Lima und Callao, welche zur Zeit noch von chilenischen Truppen besetzt sind, sollen nach und nach geräumt und den peruanischen Behörden übergeben werden. Der Präsident von Peru, General Iglesias, beabsichtigte am 21. dieses M. in Lima einzutreffen. Chile ist in diesem langwährenden Streite, dem die Besitzfrage großer Salpeterdistrikte zu Grunde lag, bekanntlich Sieger geblieben, trotzdem auch Bolivia im Vereine mit Peru gegen das zuerst hartbedrängte Chile die Waffen erhob.


- Die neuste Photographie des Reichskanzlers Fürsten Bismarck, welche jetzt an den Schaufenstern der Kunsthandlungen prangt, zeigt den Fürsten wieder ohne Vollbart. Er trägt bürgerliche Kleidung und ein weißes Halstuch, wie die Geistlichen der strengeren Observanz es lieben. Die Gesichtszüge verrathen, daß die Nachrichten von dem leidenden Gesundheitszustande des Reichskanzlers keine Mythe sind.
- In Frankfurt ist 50 Jahre alt, der Maler Albert Hendschel gestorben. Er war ein Zeichner von seltener Begabung, der sich namentlich durch seine mit leichter Hand hingeworfenen Skizzenbücher einen berühmten Namen erworben hat.
- Laut Bekanntmachung des Staatssecretairs des Reichspostamts haben die unter dem Protectorat des Kronprinzen und der Kronprinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen stehenden

[ => Original lesen: 1883 Nr. 84 Seite 2]

Sammlungen für Ischia speciell bei den Reichspostanstalten in Ganzen die Summe von 216,728,36 Mark ergeben.
- Zum Lutherjubiläum hat die Leipziger Illustrirte Zeitung ihre Nr. 2103 ausschließlich der Erinnerungsfeier des großen Reformators gewidmet. Die 6 Bogen starke Nummer enthält in Wort und Bild eine glänzende Reihe von Darstellungen aus dem Leben Luther's und seiner fürstlichen und bürgerlichen Kampfgenossen, nebst den Abbildungen verschiedener Luther=Denkmäler in Möhra, Worms, Eisleben u. s. w., sowie auch eine Anzahl Zeichnungen von Luther=Reliquien. Die prächtigen Holzschnitte sind von Käseberg nach Bildern Kranach's, Werner's, Lessing's und vieler Anderer ausgeführt. Der begleitende Aufsatz rührt von dem bekannten Lutherforscher Julius Kößlin her. Diese Festausgabe der Leipziger Illustrirten Zeitung zählt sowohl hinsichtlich des Umfangs als auch der Mannigfaltigkeit der Illustrationen zu den hervorragendsten derartigen Leistungen in Deutschland. (Preis 2 M.)
Zur Warnung für diejenigen Herrschaften, welche es mit der Ausstellung von Zeugnissen für abgehende Dienstboten noch immer zu leicht nehmen, theilen wir folgende Entscheidung der Civilkammer 1 des Landgerichts zu Göttingen vom 17. September d. J. mit: Ein Dienstherr hatte seinen Knecht während der Dienstzeit entlassen, weil derselbe ohne Erlaubniß über Nacht aus dem Hause geblieben, demselben aber ein Zeugniß ausgestellt, in welchem stand, der Knecht sei im Dienste ordentlich und pünktlich gewesen. Der Knecht klagte nun auf Kost und Lohn wegen unbegründeter Entlassung und legte als der Herr sich darauf berief, er habe den Knecht wegen der groben Pflichtwidrigkeit, über Nacht aus dem Hause geblieben zu sein, entlassen, sein Zeugniß vor. Das Gericht erkannte: Der Herr könne sich auf die angebliche Pflichtwidrigkeit des Knechtes nicht mehr berufen, wenn er ihm im Abgangszeugnisse wider besseres Wissen bezeugt, derselbe sei ordentlich und pünktlich gewesen. Eine solche Bezeugung macht den Herrn strafbar, enthält aber dem Knechte gegenüber die Erklärung der Verzeihung der geschehenen Pflichtwidrigkeit.
- Aus Kirchdorf auf Poel, 19. October, schreibt man den "M. A.": Bei Brandenhusen (Südspitze von Poel) trieb gestern Morgen ein Fischerboot ans Ufer; der Insasse, das Steuerruder noch in der Hand haltend, wurde erstarrt und sprachlos aus dem halb mit Wasser angefüllten Kahne gezogen. Nachdem er ins Bett gebracht und erwärmt war, erfuhr man, daß der Verunglückte aus Travemünde sei und daß er, vom Sturm verschlagen, nach vergeblich versuchter Landung längs der Küste sein Boot endlich der Gewalt des Sturmes hatte preisgeben müssen; doch sei ihm so viel Besinnung geblieben, das Ruder zu halten, wobei er denn auf Poel zugetrieben.
- Das reichste Volk der Welt sind, so schreibt die St. Paul'er Volkszeitung, die Crow=Indianer, 800 Familien mit 3000 Köpfen, alle wohlgezählt. Sie sind Eigentümer von 6,500,000 Akres Land, welches, den Akre zu 1 Dollar veranschlagt, den gleichziffrigen Werth von 6,500,000 Doll. repräsentirt, von 11,500 Pferden, ein Werth, das Pferd zu 20 Doll. gerechnet, von 230,000 Doll ; 800,000 Doll. kommen ihnen von den Vereinigten Staaten zu. Ihr Gesammtvermögen beträgt also 7,530,000 Doll. oder 3510 Doll. per Kopf.
- Seit dem 28. September, dem Tage der Einweihung deß Nationaldenkmals auf dem Niederwalde sind Rüdesheim und Aßmannshausen, die beiden Eisenbahnstationen der nassauischen Bahn wahre Wallfahrtsorte für die Bewohner des westlichen Deutschland geworden. Am letzten Sonntag führte jeder Zug von Nord und Süd über 2000 Besucher herbei, welche sämmtlich von dem erhabenen Anblick des weithin sichtbaren Denkmals begeistert und überwältigt waren. Der Blick auf das Denkmal, wie in das Rheinthal hinab, findet auch nirgends seinesgleichen.
- Mit ängstlicher Sorgfalt sind jetzt die Hausfrauen bemüht, allerlei Eingemachtes und andere Leckerbissen vorzubereiten, die dem Mittagstisch zu gute kommen und den Familienmitgliedern, besonders dem Gaste Freude bereiten sollen. Selbstbewußten Sinnes und zufriedenen Auges werden die Fruchtgläser gefüllt, und manch junges Frauchen kocht das Lieblingsobst des Eheherrn nicht nur nach altbewährtem Recept, sondern auch mit jener versüßenden Zuthat ein, welche Gustel von Blasewitz so geschickt unter Schillers Eierkuchen mischte. "Was ist das für ein Gewürz?" - O, es besteht aus einer Kleinigkeit, die nichts kostet, weil sie nirgends zu kaufen ist. Und doch mag ihr Duft die ärmlichste Mahlzeit zu verherrlichen, wenn man ihn wie die Verehrerin unseres Dichterfürsten unaufgefordert und ohne Berechnung anwendet. Das ehrliche Bauernkind wußte sich, als es von Schiller nach dem Geheimniß seiner Backkunst gefragt wurde, nicht anders auszudrücken als: "Die Lieb' thu ich dazu." Im Grunde genommen, meinte Gustel, das innige Verständniß für fremde Gewohnheiten und Neigungen, was die Herstellung eines jeden Gerichtes, welcher Art es sei, erst die rechte Würze gibt.
- Unteroffizier (zum Einjährig-Freiwilligen, dem die Schnur seines Augenglases über dem Rockkragen liegt): Was ist denn das? Sie werden wohl nächstens ganz in Civil kommen?
- Die beste Vorbereitung für Volksschulen zum Lutherjubiläum ist das Reformationsbüchlein von Dr. Ludwig Nonne. Es ist keine Buchhändlerspeculation, sondern auf Veranlassung eines frommen, jetzt auch schon dahin gegangenen Fürsten zum Jubelfest von 1817 erschienen und hat seitdem in vielen Auflagen eine große Verbreitung in Schulen und Familien gewonnen und großen Segen gestiftet. Die Jugend lernt aus ihm nicht nur Luthers Lehre, sondern den ganzen gewaltigen Mannottes kennen und lieben und prägt sich ihn tief ein in Seele und Gemüth für das ganze Leben. Jung und Alt liest es immer wieder von neuem. Viele Städte haben es zum Vertheilen an die Jugend beim Jubiläum angeschafft. Die Jubiläumsausgabe (10) enthält das Bild Luthers und ein Vorwort von Dr. Humann, im Anhang Luthers Brief an seinen kleinen Sohn Hans und manchen Kernspruch des deutschen Kernmannes.
- Ein Schreibkunstwerk ist zur Zeit in München ausgestellt: Die Rückseite einer Postkarte, 126 Quadrat=Centimeter groß, enthält 11 Gedichte von Schiller = 11803 Worte in 184 Zeilen. Mit freiem Auge geschrieben von Anton Hofer, Sohn des Kalligraphie=Lehrers Hofer in Augsburg (vor ungefähr einem Jahr in der Kunstanstalt des Herrn Kohler in Kaufbeuren als Lithograph beschäftigt). Die auf dieser Postkarte geschriebenen Gedichte sind: Der Taucher 1100 Worte, Der Gang nach dem Eisenhammer 1319 Worte, Der Kampf mit dem Drachen 1730 Worte, Hero und Leander 1250 Worte, Die Macht des Gesanges 271 Worte, Die Kraniche des Ibikus 1005 Worte, Die Bürgschaft 1774 Worte, Der Handschuh 318 Worte, Hoffnung 113 Worte, in Summa 11803 Worte.
- In England hört man nicht selten die Wahrheit einer Angabe durch Berufung auf einen reichen Mann beglaubigen. Ich habe diese oder jene Nachricht etc. von Herrn X erfahren, der jährlich seine zehntausend Pfund zu verzehren hat. Gegen einen solchen "triftigen" Grund wagt nur selten Jemand etwas einzuwenden.
- Der Zug hält, der Schaffner ruft mit heiserer Stimme den Namen der Station aus. Schaffner! rufen Sie doch deutlicher, kein Mensch versteht die Namen der Orte. - Ja woll, meine jeehrten Herrschaften, die Direction wird Sie nächstens einen Heldentenor für 80 Mark monatlich engagiren.
- Unter den neuen Anleihen, welche die Franzosen bei der deutschen Sprache gemacht haben, ist eine der hübschesten das Wort: Un vasistas für die Schiebfensterchen, die sich gewöhnlich in den Thüren der Hausmänner befinden. Diese Beziehung stammt wahrscheinlich von einem Deutschen in Paris her, der auf diese Fensterchen deutend fragte: was ist das? - Auch das militärische Commando: Halt! haben die Franzosen übernommen und ebenso Stand für Schießstand. Neuerdings hört man die

[ => Original lesen: 1883 Nr. 84 Seite 3]

Soldaten sogar von la landstürme sprechen statt ihres schwerfälligen rèserve de I'armee territoriale. Ihr chenapan ist der deutsche Schnapphahn, ihr la guelt das deutsche Trinkgeld. Das deutsche Vielliebchen (Wettessen mit Knackmandeln) haben sie in manger un Philippe verwandelt: ein Philippessen, und die Kaltschale (Bier und Brod) in Birambrot. Auch chopes (Schoppen) trinken sie und essen dazu "bretzel", ebenso "kümmel" (kümmaehl ausgesprochen) und "un bitter" mit dem Accent auf der letzten Silbe. Etwas unartig ist ihr: "mettez vous sur votre prüssien", wenn sie Jemanden in recht salonfähiger Weise zum Sitzen einladen. Sie haben's wahrscheinlich von Dr. Sigl aufgeschnappt.
- Aus Holzhausen an der Lahn wird berichtet: Der hiesige Förster Kohlenhausen ging mit seinem Sohn in den Hirschpark um einen Rehbock abzuschießen. Kaum 200 Schritte vom Ausgang entfernt, kommt ein vierjähriger Hirsch, welchen der Förster großgezogen, hinter Beiden her, trabt an ihnen vorüber, wendet sich gegen sie und stürzt sich dann plötzlich auf seinen Wohltäter. Dieser parirt mit der Büchse quer in der Hand, den Stoß ab, sinkt aber zu Boden, läßt nun die Büchse fallen und faßt den Hirsch mit beiden Händen. Vater und Sohn kämpften nun auf Tod und Leben mit dem Hirsch. Beide faßten das Geweih, drehten die beiden Enden desselben nach unten und stemmten sie in die Erde, um etwaige Hülfe abzuwarten. Lange durfte dieser Kampf nicht dauern, und da Hilfe ausblieb, hieß es hier: "Sieg oder Tod". Endlich nachdem der Förster verschiedene Verletzungen erhalten und die Kräfte der Angefallenen abnahmen, mußte man sich entschließen, den Hirsch zu tödten. Während der Vater nun den Hirsch allein festhielt, gab der Sohn einen wohlgezielten Schuß ab, und hierdurch wurde dem schrecklichen Kampfe, welcher mindestens 20 Minuten anhielt und mit Gewandtheit und Geistesgegenwart ausgeführt wurde, ein Ende gemacht.
- In Wemding kam in einem Wahnsinnsanfall ein pensionirter Rechnungsrevisor (Protestant) in die Wallfahrtskirche, zertrümmerte mit einem Beil den Altar, schlug den Statuen der Mutter Gottes und des Jesuskindes die Krone ab u. s. w. Er konnte nur mit Mühe überwältigt werden.
- In Berlin hat eine junge, bildschöne Braut, die Tochter hochangesehener Eltern, ihren Tod in dem Rummelsburger See gesucht und gefunden, weil ihr Bräutigam ihr aus frivolem Grunde die Verlobung schriftlich gekündigt hatte.
- Frau Adele Vinaldo in Venedig, die Frau eines Rentners, fand in der Kirche San Marco eine Brieftasche mit 30,000 Francs und überlieferte sie sofort der Obrigkeit. Als ihr wackerer Gatte heimkehrte und die Geschichte hörte, prügelte er seine Frau entsetzlich durch, jagte sie aus dem Hause und reichte eine Ehescheidungsklage ein.
- "Mein Sohn, mein Sohn, geh' nicht an den Rhein, mein Sohn, ich rathe dir gut," warnt Simrock, und er hat gewußt, warum. Wer einmal am Rhein gewesen, dessen Sinnen und Trachten ist an den herrlichen Strom mit seinen Bergen, Burgen und Burschen, seinen Mädchen und seinem Wein für immer gefesselt, wer dort an den Ufern des Rheins sitzt, der liebt, der trinkt und - vergißt alles um sich her. Einen neuen Beweis für diese unumstößliche Wahrheit lieferte jene jugendfröhliche Deputation aus Frankfurt, welche gelegentlich der Einweisung des Niederwalddenkmals stolz mit ihrer Vereinsfahne an den Rhein zog und Abends, als sie in Frankfurt wieder eintraf, nicht nur Herz und klaren Verstand, sondern auch ihre - Fahne in Rüdesheim gelassen hatte. Beim Wein und bei der Liebe war sie vergessen worden! Andern Tags ging eine Depesche mit bezahlter Antwort nach Rüdesheim ab. Die letztere besagte, daß die Fahne ruhig noch in der Ecke einer Wirthschaft stehe, in der die jungen Leute die Herrlichkeiten des rheinischen Lebens gekostet hatten. Vorigen Sonntag nun wurden mehrere Vereinsmitglieder, bekannt als zuverlässig und über Jugendthorheiten erhaben, nach Rüdesheim gesandt, um die Fahne zu holen. Doch, o Wunder, - o Simrock.! Auch sie kehrten, voller Seligkeit und Sehnsucht im Herzen, aber - ohne die Fahne zurück! - Nach solchen Erfahren war der Beschluß, Simrocks Warnung buchstäblich zu befolgen, sehr erklärlich, und so wandte man sich an den Rüdesheimer Wirth, der die Fahne, gut verpackt, der Post anvertraute, die sie denn auch unverletzt mit bekannter Gewissenhaftigkeit hier an den Verein ablieferte. So berichtet das Frankfurter Journal.


Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 1.

Am Freitag den 2. November Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Lenschower Tannen.

89 Stück Kiepentannen
4 Rmt. tannen Kluft und Knüppel
ca. 40 Rmt. tannen Rodestämme.
Schönberg, den 24. October 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Wegzugshalber sollen am Dienstag den 30. October d. J. von Vormittags 10 Uhr an auf der Vollstelle Nr. II. zu Lüdersdorf verschiedene Sachen, als namentlich:

3 Kleiderschränke, 1 Klapptisch, 2 gewöhnliche Tische, ein Waschtisch, Gartenbänke und Gartenstühle, Bettstellen, 1 Reitsattel, 1 compl. Sielengeschirr, 1 großer Kessel, Kannenbörte, 2 eis. Kochöfen mit Röhren, Häcksellade, circa 6 Meter Holz, 3 Butterfässer und anderes Holländereigeräth, 1 Fleischtonne, Böttcherblock, eine Partie Runkelrüben, Bohnenstangen, Tassen, Gläser, Rahmgüsse etc., auch 30 St. Hühner, 1 Koppelmilchwagen u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Lüdersdorf den 22. October 1883.

A. Ehlers.       


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 22. October 1883.

Die Armenbehörde.


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
Generalversammlung
Sonntag den 4. November
Nachmittags 3 1/2 Uhr.
Bericht über das Niederwaldfest.
                                                    Der Vorstand.


Stutzhaare
werden zu den höchsten Preisen gekauft bei                          
                                                    J. Licht, Bürstenmacher.
Schönberg. 22. October 1883.


Kohlenbehälter, Ascheimer
Ofengeräthe, Ofenvorsätze
in geschmackvollen Mustern und                          
Petroleum=Kochmaschinen
empfiehlt billigst                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Die beliebten
Waschrubber
empfiehlt in verschiedenen Größen                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Sonnabend den 27. Abends
Erlanger vom Faß
W. Wieschendorf.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 84 Seite 4]

Da wir in diesem Jahre nur geringen Hagelschaden zu vergüten haben, ist auch nur der statutenmäßige niedrige Beitrag von

30 Pfg. pro 100 Mark Versicherungssumme

zur Verstärkung des Reservefonds - der jetzt bereits 14,200 M, welche bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt sind - zu erheben und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am

Donnerstag, den 1. November d. J. Morgens 10 Uhr

im Boyeschen Gasthause hieselbst einzuzahlen
Schönberg, den 22. October 1883.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.


Verzeichniß der eingegangenen Gaben zum Lutherdenkmal.

Torriesdorf.

von Gundlach 10 M. Wirthschafterin Wigger 2 M. Wirthschafter Neubecker 1 M. Stubenm. M. Ott, Köchin M. Godtknecht je 50 Pfennig. Knechte: H. Beckmann, M. Bruhn, F. Laps, H. Baars je 10 Pfennig. Holländerreipächterin Frau Brinker 1 M. 50 Pfennig. Fr. Brinker stud. phil. 1 M. Louise Brinker 1 M. Heinrich Brinker 1 M. Johanna Brinker 25 Pfennig. Rudolph Brinker 10 Pfennig. Haushalter Langbein 50 Pfennig. Meierin Auguste Löding, Mädchen M. Bock, Caroline Klockmann je 20 Pfennig. Schmiedemeister Stern u. Frau 1 M. 50 Pfennig. H. Stenz 10 Pfennig. A. Stenz 5 Pfennig. Wwe. Godtknecht, Schmiedegeselle Herwig je 20 Pfennig. Vogt Hack 25 Pfennig. Arbeitsm. Ditz u. Frau 30 Pfennig. deren Kinder Anna 5 Pfennig. Minna 5 Pfennig. Maria, Heinrich, Johann je 2 Pfennig. Arbeisleute: Möller, Maiboh, Prüßmann, Wilhelm Prüßmann, Lenschow, Steggmann je 10 Pfennig. Heinrich Steggmann, Freitag, Bülow, Rieckhoff je 5 Pfennig. Kreutzfeldt 10 Pfennig. Heinrich und Maria Kreutzfeldt je 2 Pfennig. Robrahn, Maria Robrahn je 5 Pfennig. Stoltenberg 10 Pfennig. Doris Stoltenberg, Wwe. Rieckhoff, Wwe. Kähler, Wwe. Dierk je 5 Pfennig. Wwe. Harms 10 Pfennig. Mädchen T. Eggert 2 Pfennig. Inspector Schwarz 3 M.

Summa 27 M. 57 Pfennig.     

Lübseerhagen.

Heinr. Freitag, Sim. Egert je 1 M. 50 Pfennig. Heinr. Eckmann 75 Pfennig. Lenschow 1 M. 50 Pfennig. Heinr. Callies, A. Freitag je 50 Pfennig. H. Wulf 25 Pfennig. H. Oberdiek 1 M. Heinr. Berkenthin, Wilhelm Grevsmühl. je 50 Pfennig. Joh. Haker 25 Pfennig. Th. Vogt Bäcker, A. Lenschow Müller, H. Reppenhagen je 50 Pfennig. H. Busch, J. Callies je 25 Pfennig. H. Grevsmühl, J. Lorenz je 50 Pfennig.

Summa 11 M. 75 Pfennig.     

Retelsdorf.

Schulze Grevsmühl 3 M. Hauswirth Burmeister 3 M. Altenth. Burmeister 3 M. Hauswirth Sterly 3 M. Schullehrerwittwe Ollrogge, Maria Ollrogge je 25 Pfennig. Hauswirth H. Will 1 M. Pensionirter Schullehrer J. Will 50 Pfennig. Hauswirth Bohnhoff 3 M. Altentheiler Bohnhoff 50 Pfennig. Arbeitsm. Lorenz 20 Pfennig. H. Wigger, H. Grevsmühl je 50 Pfennig. H. H. Sterli 20 Pfennig. J. Jabs 10 Pfennig. A. Sterli, Wwe. Grevsmühl je 20 Pfennig. W. Diesler 25 Pfennig. M. Voß, M. Ressör je 10 Pfennig. W. Eggert 15 Pfennig. F. Westpfal 50 Pfennig. A. Grevsmühl 10 Pfennig. M. Pape, J. Parbs je 20 Pfennig. M. J. Wilde 50 Pfennig.

Summa 21 M. 50 Pfennig.     

Boitin=Resdorf.

Kirchenjurat Hauswirth H. H. Oldörp 3 M. Frau Catharina Oldörp 2 M. Kinder: Heinrich Oldörp Anerbe 1 M. Fritz Oldörp 1 M. Catharina Oldörp 1 M. Wilhelmine Oldörp 1 M. Magdalene Oldörp 1 M. Schwester des Hausw.: Catharine Oldörp 50 Pfennig. Heinr. Maaß Knecht 50 Pfennig.

Summa 11 M.     


Große Auswahl
Harmonikas
empfiehlt zu bedeutend niedergesetzten Preisen.                          
                                                    H. Brüchmann.


Zu verkaufen:
große Pölk=Schweine
in der Meierei zu Menzendorf.                                            


Verloren gegangen

in der Nacht von Donnerstag auf Freitag voriger Woche auf der Chaussee von Lübeck nach Dassow: 1 schwarzlederner Koffer. Der Finder wird ersucht, dem Eigenthümer, W. Puls, Lübeck, Adolphstraße 10, Benachrichtigung zu geben, und wird ihm eine angemessene Belohnung zugesichert.
Lübeck, den 22. October 1883.


Nähmaschinen,
mit neuesten Verbesserungen,
ohne Schiffcheneinfädungen

unter mehrjähriger Garantie verkaufe billigst, auch bei monatlichen Abzahlungen.

Rud. Schrep.       


Schottische Steinkohlen
erwartet und empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


Spahnkörbe

in jeder Größe kauft und zahlt die höchsten Preise

Chr. Thomsen.       

Lübeck, Schützenhof.


Zum Freundschaftsball
am 30. d. M.

bei Gastwirth J. Wiencke ladet freundlichst ein

Der Vorstand.       

        Sülsdorf im October 1883.


Umständehalber findet der
Ball
des Gesangvereins "Teutonia".

nicht am Montag, sondern am Dienstag den 30. d. M. statt.
Einführung durch Mitglieder ist gestattet.

Anfang Abends 7 Uhr.

       Schönberg im October 1883.

Der Vorstand.       


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 28. October.

     Frühkirche: Pastor Kaempffer.
     Vormittagskirche: Candidat Nahmmacher.
          Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 25. October 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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