No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Oktober
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 83 Seite 1]

      Es wird hindurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Räudekrankheit unter den Pferden des Hufenpächters Deggau zu Herrnburg nunmehr erloschen ist.
     Schönberg, den 18. October 1883.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Die Staatseinnahmen in Frankreich blieben in diesem Jahre vom Januar bis Ende September um 63 Millionen hinter dem Voranschlage zurück. Die Einnahmen der Stadt Paris (an Octroi) haben sich um 5 Millionen verringert.
In Spanien ist ein neues Ministerium gebildet worden. Eine solche Nachricht hätte man vor einem halben Jahre gleichgültig aufgenommen, heute nimmt man schon eher Notiz davon. Der neue Premier heißt Jose de Posada=Herrera, er ist 68 Jahr alt und seit seinem 25. Jahre Mitglied der Cortes, 1853 war er Vicepräsident der Kammer, später in den beiden Ministerien Odonnel Minister des Innern, 1868 Gesandter beim Papste. Er ist einer der Mitbegründer der "liberalen Union", seit einigen Jahren Präsident des aus Ministern bestehenden Staatsraths und seit December v. J. Präsident der Abgeordnetenkammer, in welcher er zur ministeriellen Partei gehörte. P.=Herrera war bereits mit 24 Jahren Universitäts=Professor.
Der außerordentliche Abgesandte der Türkei Mukhtar Pascha hat sich auf seiner Rückreise nach Constantinopel auch einige Tage in Wien aufgehalten und dort mehre Besprechungen mit dem Minister des Aeußern, Grafen Kalnoky, gehabt. Dies sowie der Verkehr mit dem Fürsten Bismarck, weist darauf hin, daß Mukhtar Pascha eine besondere politische Sendung zu erfüllen hatte. Daß dieselbe nur friedlicher Natur hat sein können, bedarf keiner Erörterung.
Die russische Regierung hat in England eine Probebestellung von Geschützmaterial in der Höhe von 150,000 Rubeln gemacht. Wenn dieselbe befriedigend ausfällt, würde eine Gesammtbestellung für 15 Millionen Rubel mit vierjähriger Lieferungsfrist erfolgen.
Hinten in der Herzegowina rumort es wieder. Vier in der Riksitsch eingesperrte Bandenführer sind ausgebrochen und haben Jeder eine Bande von etwa 400 Mann gebildet. Waffen erhielten dieselben theils von Montenegro, theils von Novibazar.


- Nach einer aus London eingegangenen Depesche ist der Hamburger Postdampfer "Aline Wörmann" in den Stürmen der letzten Woche bei Terschelling gestrandet und total Wrack.
- Ein furchtbares Erdbeben suchte am Montag die Halbinsel von Smyrna bis Tschesme heim. Die Dörfer zwischen Tschesme und Uria wurden zerstört, über tausend Menschen sind umgekommen, 20,000 obdachlos und notleidend. Smyrna und Chios haben weniger gelitten.
- In Franken bescheert uns in diesem Herbst der "Winzer Schutzherr Kilian" etwas Feines; nicht so scheint es am Rhein der Fall zu sein. Gar trübselig liest sich ein Bericht über den Stand der dortigen Weinberge, den wir im Leipz. Tagebl. finden. Da heißt es: Daß die herrlichen, fast unerwartet schönen Octobertage im Einzelnen einen großen Einfluß haben und besonders bei noch längerem Anhalten den gesunden Lagen und Trauben zu einer Edelreife immerhin noch dienlich sind, ist kaum eine Frage. Jedoch sind im Allgemeinen die Zustände soweit vorgerückt, daß sich das diesjährige Herbstergebniß kaum als ein mittelmäßiges bezeichnen läßt. Leider waren fast in allen Weindistricten durch die anhaltend kalten Regen anfangs October die Trauben mehr oder weniger von Rohfäulniß betroffen und bedroht, so daß Lesen und Vorlesen in den letzten Tagen schon vielfach begonnen haben. Dieser Theil des Erntesegens hat bis jetzt noch nicht zu einem Lob Veranlassung gegeben und gehen zur Stunde die Messungen und Beurtheilungen nicht weit von einem kleinen geringeren Weine auseinander.
- Fortschritte der Lebensversicherung in Deutschland. Aus einer kürzlich im "Bremer Handelsblatt" veröffentlichten eingehenden statistischen Arbeit entnehmen wir, daß den gegenwärtig bestehenden 48 deutschen Lebensversicherungs=Anstalten, von denen 35 im Deutschen Reiche, 11 in Deutsch=Oesterreich und 2 in der deutschen Schweiz ihren Sitz haben, im Jahre 1882 wieder 101045 Personen neu beigetreten sind und damit ihren Angehörigen Erbschaften im Betrage von 340,287,238 M. begründet haben. Im Ganzen waren am Schlusse des vorigen Jahres bei den gedachten 48 Anstalten 858,742 Personen mit zusammen 2913,056,207 M. auf den Todesfall versichert, wovon auf die Lebens=Versicherungs=Bank für Deutschland zu Gotha 415,458,000 M. auf die "Germania" in Stettin 241,455,052 M., auf die Stuttgarter Lebensversicherungs= und Ersparnißbank 187,203,491 M. auf die Leipziger Lebens=Versicherungs=Gesellschaft 181,011,150 M., auf die "Concordia" in Köln 149,397,708 M., auf die Karlsruher Allgemeine Versorgungsanstalt 126,905,128 M., auf die Lübecker Gesellschaft 119,884,059 M. auf die Generali in Triest 117,880,427 M., auf die Berlinische Lebensversicherungsgesellschaft 100,590,924 M. entfielen. Bei den ebengenannten 9 größten deutschen Lebensversicherungsanstalten, von denen jede mehr als 100 Millionen M. Versicherungsbestand hat, war somit zusammen mehr als die Hälfte des gesammten Bestandes versichert.
Nach Abzug der Sterbefälle und sonstigen Abgänge ergab sich bei den sämmtlichen 48 Anstalten im vorigen Jahre eine reine Zunahme des Versicherungsbestandes um 156,404,360 M. Den stärksten Antheil an diesem Zuwachs hatte die Gothaer Lebensversicherungsbank mit 20,893,700 M. Reinzuwachs.
Für gestorbene Versicherte wurden im Laufe des vorigen Jahres 42,340,507 M. anfällig und zur Auszahlung gebracht. Gewiß sind viele Tausende von Wittwen und Waisen dadurch vor Noth bewahrt worden und segnen das Andenken derer, welche noch über den Tod hinaus für sie gesorgt haben.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 83 Seite 2]- Das Reichsgericht hat die Entscheidung getroffen, daß das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes als allgemeiner Glaubenssatz ein Theil und unbedingte Folge der ganzen Lehre der katholischen Kirche sei, und daß daher in seiner Schmähung zugleich eine Beschimpfung nicht sowohl einer einzelnen Einrichtung oder eines Gebrauchs derselben, sondern vielmehr der Kirche selbst gefunden werden müssen.
- Sehr überraschend ist jedenfalls das statistische Ergebniß daß die meisten Ehen nicht etwa im wunderschönen Monat Mai geschlossen werden sondern im Monat October! Auch dann kommt der Mai noch lange nicht; vielmehr tritt unmittelbar hinter dem October der April, dann folgt der November, und erst die vierte Stelle nimmt der vielgepriesene Wonnemonat ein. Der Mai war übrigens den alten Culturvölkern kein zur Eheschließung günstiger Monat; der Römer sagte: "Mense majo nubent malae" (im Mai heirathen böse Menschen). Zu unterst steht auf der Stufe der Eheschließungen der Monat Februar. Fast dreimal so viel Ehen werden im October wie im Februar vollzogen.
- Ein Apfelweinfabrikant in Frankfurt gedenkt es heuer zu 25000 Stückfaß Apfelwein zu bringen. Wenn die Fässer nicht ausreichen, so werden große Cisternen im Felsenkeller benutzt. Im Durchschnitt geben 16 Malter Aepfel 1 Stückfaß Wein und dieses stellt sich mit Wochenlohn auf 120 Mark. Der betreffende Fabrikant hält dreißig Mühlen und sechzehn Pressen Tag und Nacht im Gang.
- Sind die Franzosen nicht die wunderlichsten Leute der Welt? Erst hängen sie Anzeigen an den Schaufenstern aus, daß den Deutschen (Prussiens) nichts solle verkauft werden und nun, wo man in Deutschland erklärt, von den Franzosen auch nichts kaufen zu wollen, da schreien sie Zeter und Mordio über die Halsabschneiderei. Nebenbei aber trösten sie sich, daß die Deutschen in mancher Hinsicht ohne Paris gar nicht bestehen könnten, insbesondere was Modesachen betreffe. Die France liefert über dieses Thema einen vermeintlich geistreichen Leitartikel, der aber in Wahrheit in der affenartig=grimmassirenden Manier gehalten ist, in welche ein großer Theil der französischen Blätter seit längerer Zeit verfallen ist.
- Die Münchener Biertrinker sind skrupulöse Leute, sie verlangen ihr volles Maß, aber weder mit Major=Epauletts, noch mit Bartneigen. In der Gabelsberger Brauerei stellte ein Kellner die Maßkrüge, welche nach dem Füllen durch die Kellnerin abgegeben werden, unter der Schenke auf und vertheilte in dieselben Neigbier, so daß die Gäste, reines und unreines Neigbier trinken mußten. Ein Polizeiinspector hielt Visitation und fand alle Maßkrüge in der beschriebenen Art vor. Der Kellner gestand, daß sämmtliche Collegen die Neiglein verwenden und erhielt 80 M. Strafe.
- "Pschutt" ist nicht mehr pschutt in Paris. Das Muster von Eleganz und Modethorheit, daß früher mit jenem englischen Ausdruck bezeichnet wurde, ist jetzt durch das noch blödsinnigere "Ah" ersetzt worden. Ein recht verrückt verschnittener Rock ist jetzt nicht mehr "pschutt", sondern "ah", die elegante Kokotte wird ebenso nur noch "ah" gefunden.
- Man schreibt aus Guben: Die wilden Kastanien, welche bis jetzt fast nur als Spielzeug für Kinder betrachtet wurden, beginnen in der Landwirthschaft eine große Rolle zu spielen. Die Bahnen verladen bereits große Mengen davon, so ca. 50 Ctr. von hier, 80 Ctr. von Sorau u. s. w. an Gutsbesitzer, welche sie ihres Stärkegehaltes wegen als vorzügliches Schweinefutter schätzen und pro Ctr. 1,20 M. zahlen. Für arme Kinder ist hierdurch ein leichter und lohnender Nebenverdienst gegeben.
- Die Anzahl der in Ermsleben und Umgebung an der Trichinose Erkrankten wird auf annähernd 500 geschätzt. Das Elend ist entsetzlich. Ganze Familien liegen darnieder. Das Vieh solcher Leute haben die Nachbarn fortholen müssen, weil es sonst verhungert wäre. Nach Ansicht der Aerzte ist noch eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu befürchten, da Personen, die trichinöses Fleisch in Form von Wurst, Sülze oder auch gekocht genossen haben, gewöhnlich erst nach 4 Wochen oder noch später die Folgen verspüren. Die Zahl der Todesfälle mehrt sich ebenfalls.
- An einen Delikateßhändler in Wilna kamen schon seit einiger Zeit wöchentlich ein= bis zweimal Kistchen mit der Aufschrift "Birnen, cito!" aus einem kleinen preußischen Grenzstädtchen. Vor einigen Tagen wollte es der Zufall, daß an der Grenze eins dieser Kistchen auseinanderbrach und sein Inhalt auf die Erde fiel. Ein Zollbeamter bemächtigte sich desselben und fand in jeder Birne einen falschen 100=Rubelschein.
- Im ungarischen Strafgesetzbuch heißt es §. 283: Wenn zwei Personen sich verabredet haben, vom Loose abhängig zu machen, wer von Beiden sich selbst tödten soll, und wenn in Folge dessen die den Selbstmord bezweckende Handlung auch vollführt wurde, der Tod aber nicht erfolgt ist, so sind beide Theile mit Staatsgefängniß von ein bis zu fünf Jahren, im Falle des eingetretenen Todes hingegen ist der Ueberlebende mit Staatsgefängniß von fünf bis zu zehn Jahren zu bestrafen. Das sogenannte Amerikanische Duell ist also in "Halbasien" verboten, warum nicht auch im Herzen Europas?
- Vor einigen Tagen hat in Amberg ein Pistolenduell zwischen zwei Corpsstudenten stattgefunden, wobei der eine, ein Münchener Student, schwer verwundet wurde.
- Als das Project der Schiffseisenbahnen auftauchte, gab es selbst in der technischen Welt viele Zweifler. Nachdem aber ein kühner Amerikaner, der Bändiger des Missisippi, Ingenieur Eads, ein solches Werk in Augriff genommen, schwinden die Zweifel und man geht jetzt in England mit dem Plane um, statt des zweiten Suezkanals eine Schiffseisenbahn über die Landenge von Suez zu bauen. Der Kostenanschlag erreicht noch nicht die Hälfte der Bausumme für einen Kanal und außerdem würde der Bau nur die Hälfte der Zeit in Anspruch nehmen. Endlich würde eine Eisenbahn die Schiffe in höchstens 6 Stunden von Meer zu Meer bringen, während die Fahrt im Canal etwa 50 Stunden beträgt. Der Isthmus von Tehuantepec, wo Eads baut, ist 250 Kilometer breit und weist bedeutende Steigerungen auf, während der Isthmus von Suez nur 160 Kilometer breit ist und sozusagen keine Steigung aufweist.
- Die im Jahre 1879 durch Ueberschwemmung der Theiß untergegangene Stadt Szegedin ist vollständig wieder aufgebaut, schöner als zuvor und vor allen Dingen gesichert gegen ein zweites derartiges Unheil. Der Untergrund ist entsprechend erhöht, eine dreifache Mauer von Dämmen umgiebt die Stadt. Dreitausend Neubauten sind in neun Straßen vereinigt. Am 15. d. M. traf der Kaiser Franz Joseph, dessen Fürsorge die Stadt namentlich ihre neue Gestalt verdankt, unter endlosem Jubel zur Besichtigung dort ein.
- Ganz einig mit einander sind in Oesterreich und Deutschland weder die Fürsten noch die Völker. In Deutschland "geruht" der Fürst einen Minister etc. zu ernennen, in Oesterreich "befindet es" der Kaiser. In Deutschland stehen unter Bitten oder Beschwerden "die Unterzeichneten" in Oesterreich "die Unterfertigten", die auch oft kurz genug abgefertigt werden.
- Den glücklich beseitigten Kriegsminister Thibaudin in Paris schildert recht hübsch eine Anekdote. Er gibt seinem Ordonanzoffizier einen Befehl. Dieser bleibt in dienstlicher Haltung stehen, ohne sich zu rühren. Worauf warten Sie? herrscht ihn sein Chef an. - "Auf den Gegenbefehl!" lautet die prompte Antwort.
- Mehr noch fast als seinem Bier hat Deutschland seinem Wasser zu verdanken. Der Kissinger Ragozzi z. B. versammelte in diesem Jahre um seine Quelle 16,000 Gäste, darunter 6000 aus fremden Ländern, aus Rußland, England, Amerika, Frankreich, Holland, aus Schweden und der Türkei und sogar aus Asien und Australien. Das ist nur ein Bad und wie viele zählt deren Deutschland, von dem größten deutschen Wasser, dem Rhein, zu schweigen, den kein Fremder unbesucht läßt. Die bittern Wasser dagegen, z. B. von Friedrichshall, gehen in alle Welt; denn einer ihrer Vorzüge ist, daß man sie ohne Badereise zu Haus trinken kann.
- Zur Obstbaum=Cultur. Da es nun bald Winter wird, so möchte ich rathen, lockert den Grund entweder mit Pflug oder mit Hacke um den

[ => Original lesen: 1883 Nr. 83 Seite 3]

Baum, soweit die Aeste reichen, je weiter, desto besser, damit die Luft mit allem was sie enthält in das Erdreich eindringen kann; dann bedeckt diese aufgelockerte Stelle mit gutem saftigen Mist, nicht zu sparsam, putzt den Baum über Winter oder ehe er Knospen trägt, gehörig aus, alles alte dürre Holz muß ab und Aeste, welche allzulang sind, abgekürzt; das verstärkt das Wachsthum; überzieht die abgesägten Aststumpfen mit Baumwachs, thut alle Hantirung an Bäumen mit gutem, scharfen Handwerkszeug.
- Ein tollkühnes Kunststück mit dem Bicykel, wobei es sich um Leben und Tod handelte, hat kürzlich ein junger Amerikaner unternommen. Morgens bestieg er zu Fuß den über 6200 Fuß hohen Berg Washington im Staate New=Hamsphire, den höchsten Gipfel der White=Mountains, sein "Räderpferd" vor sich herschiebend; oben am Hotel angekommen, hielt er eine kurze Rast, schwang sich in den Sattel und begann seinen Ritt zu Thal. Die Gäste des Hotels schauten dem kühnen Reiter mit athemloser Spannung nach und hielten ihn schon an der kurzen Krümmung des Weges dicht am Hotel für verloren; aber der junge Mann zeigte bei dem Einlenken, Abschwenken und Ausbiegen große Geschicklichkeit und Kaltblütigkeit. Auch andere knappe Biegungen an unmittelbar gähnenden Abgründen entlang überwand er sicher. Der Ritt ward in 1 Stunde und 50 Minuten zurückgelegt.
- In Moskau fand man kürzlich einen vielfachen Millionär in dem Gewölbe, wo er seine Schätze aufbewahrte, auf einer eisernen Kiste todt ausgestreckt. Seine Hände hielten die eisernen Klammern der Kiste noch im Tode fest umklammert. Er war ein Geizhals, der weder sich noch Andern etwas gönnte. Wahrscheinlich war er beim Wühlen in seinen Schätzen vom Schlage getroffen worden und da er die Gewölbthür von Innen zugeschlossen hatte, so konnte ihm nicht einmal Jemand von den seinen die Augen zudrücken. Sein Sohn, durch das lange Ausbleiben des Alten beunruhigt, blickte später durch eine Thürspalte in das Gewölbe hinein und ließ darauf die Polizei holen, in deren Gegenwart die Thür erbrochen wurde. Eine der letzten Beschäftigungen des Geizhalses soll gewesen Sein, die im Kellergewölbe etwas feucht gewordenen Wertpapiere in seinem armselig möblirten Zimmern an Schnüren aufzuhängen und zu trocknen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Blüssen sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Jochen Heinrich Piper daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 3. December 1883,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. September 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.        


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 22. October 1883.

Die Armenbehörde.


Verzeichniß der eingegangenen Gaben zum Lutherdenkmal.

Lockwisch.

Hausw. Kröger u. Frau 3 M. Fritz Kröger 1 M. Bielfeldt 50 Pfennig. Meierin Elise Engel, Maria Krakow, Line Ahrendt, Stegmann je 20 Pfennig. Hausw. Rußwurm 1 M. Line Lüth 25 Pfennig. Arbeiter Ahrendt 10 Pfennig. Schmiedem. Teege u. Frau 1 M. Schmied Teege jun., Frau Teege jun. je 50 Pfennig. Auguste Teege 25 Pfennig. Büdner Maak u. Familie 50 Pfennig. Hausw. Maak u.Frau 1 M. Hausw. Schleuß u. Frau 50 Pfennig. Arbeiter Schnell u. Frau, Arbeiter Linow und Frau je 20 Pfennig. Gastwirth Oldenburg und Frau 50 Pfennig. Hauswirth Kleinfeldt u. Frau 2 M. J. Maak 25 Pfennig. Musiker Drews 1 M. Arbeiter Peters 10 Pfennig. Arbeiter Dreyer 15 Pfennig. Arbeiter Groth, Arbeiter Johanson je 10 Pfennig. Maurer Kleinfeldt 50 Pfennig. Arbeiter Kock 20 Pfennig. Bahnwärter Möller, Bahnwärter Krikeberg je 30 Pfennig. Arbeiter Fick, Bahnwärter Kahl je 25 Pfennig. J. Mühlenfort, Christian Langhans, J. H. Tegtmeier, Bertha Kuhlmann je 5 Pfennig. Lehrer E. Meinke 50 Pfennig.

Summa 18 M.     

Mechow.

Stamer 6 M. Wulf 1 M. Völkner 1 M. Damm 50 Pfennig. Buschow, Mollenhauer je 20 Pfennig. Wwe. Harten 10 Pfennig. Beck 20 Pfennig. Harten 1 M. Joch. Schröder 20 Pfennig. Degmann 10 Pfennig. W. Kindt 1 M. Schütt, Burmeister, je 20 Pfennig. Käding 10 Pfennig.

Summa 12 M.     

Wietingsbeck.

Vogt Becker 50 Pfennig. Arbeitsleute Clasen u. Beckmann je 10 Pfennig. Fischer Böttcher 50 Pfennig. Arbeitsm. Dierk 10 Pfennig. Arbeitsm. Parbs 50 Pfennig. Parbs Sohn, Arbeitsm. Lühr je 10 Pfennig. Arbeitsleute Heitmann u. Klatt je 20 Pfennig. Chausseewärter Wegner, Jäger Wilhelm Wegner je 10 Pfennig.

Summa 2 M. 60 Pfennig.     

Ziethen.

Käthn. Gülzow 25 Pfennig. Maur. Wegner 20 Pfennig. Handelsm. Schultze 25 Pfennig. Arbeitsm. Fruh 10 Pfennig. Arbeitsm. Weber 5 Pfennig. Arbeitsm. Burmeister, Arbeitsm. Kock je 10 Pfennig. Altentheiler Langhans 1 M. Hausw. Joh. Lange 2 M. Arbeitsm. Wietfeld, Zimmerm. Harten je 20 Pfennig. Weber Karsten 10 Pfennig. J. Vorbeck 25 Pfennig. Küster Piper 1 M. Hausw. Murjahn 2 M. Maurer Schäding, Zimmerm. Jenkel, Schneider Bauer je 20 Pfennig. Maurer Krohn 30 Pfennig. Schuster Buschow, Arbeitsm. Jenkel je 20 Pfennig. Arbeitsm. Clasen 10 Pfennig. Zimmerm. Steinfeld 30 Pfennig. Hirte Stoß, Hirte Wendland 10 Pfennig. Kirchenjurat Hagen 50 Pfennig. Hausw. Jenkel 1 M. Ungenannt 15 Pfennig. Käthner Lange 1 M. Hausw. H. Lange 10 Pfennig. Schulze Hausschild 1 M. Arbeitsm. Wollmer 10 Pfennig. Hausw. J. Lange sen. 64 Pfennig. Hausw. J. Lange jun. 1 M. MaurerF. Kähler, Arbeitsm. Niemann je 20 Pfennig. Schmiedemeister Friede 10 Pfennig. Schneider Schäper 20 Pfennig. Hausw. Eggert 50 Pfennig. Pastor Rußwurm 5 M.

Summa 21 M. 39 Pfennig.     

Bäck.

Lehrer Greve, Spolert, Möller, je 50 Pfennig. Arbeitsm. Karlow, Wwe. Teut je 5 Pfennig. Arbeitsm. Kröger, Weber Heinr. Klasen, je 10 Pfennig. Schlachter Janssen 30 Pfennig. Zimmerges. J. Klasen 10 Pfennig. Radem. Loch 20 Pfennig. Maurer Böttcher 10 Pfennig. Maurer Bruse 50 Pfennig. Müller Groth 20 Pfennig. Wwe. Freitag, Weber J. Klasen, Arbeitsm. Klasen je 5 Pfennig. Schuster A. Klasen 10 Pfennig. Schneider Burmeister 5 Pfennig. Schuster Wienk 2 Pfennig. Arbeitsm. Bohnhof 1 Pfennig. Arbeitsm. Gustäbel 5 Pfennig. Arbeitsm. Rumpf 10 Pfennig. Wwe. Karsten 5 Pfennig. Büdner Kähler 10 Pfennig. Maurer Wilken 5 Pfennig. Schneider Fr. Wulff 50 Pfennig. Müllerges. Siesage 20 Pfennig. Lieschen Lewitz 5 Pfennig. Arbeitsm. Stahl 10 Pfennig. Arbeitsm. Klockmann 6 Pfennig. Töpfer Möhler 30 Pfennig. Arbeitsm. Schwarz 10 Pfennig. Büdner Eggers 20 Pfennig. Schneider Ott, Weber Johann Klasen, Wwe. Rödersen je 10 Pfennig. Rademacher Kalsow (Mechow) 20 Pfennig. Schneider Rumohr 25 Pfennig. Wwe. Mettscher 5 Pfennig. Büdner Meyburg, Georg Spolert je 50 Pfennig. Wwe. Chr. Ohst, Zimmerges. Hundt, Büdner Holst je 20 Pfennig. Arbeitsmann Tiedemann 50 Pfennig. Arbeitsm. Fr. Eggers 20 Pfennig. Arbeitsm Jabs 5 Pfennig. Maurer Beckmann 20 Pfennig. Bäcker Berlin, Krämer Buschow je 30 Pfennig. Tischler Piepejahn 20 Pfennig. Wwe. Timm 5 Pfennig. Kupferschmied August Ohst, Pächter Urban je 30 Pfennig. Maurer Johann Fischer 10 Pfennig. Maur.Schäding 20 Pfennig. Wwe. Wöhler 40 Pfennig. Wittwer Mette 5 Pfennig. Mette 10 Pfennig. Weber A. Klasen 11 Pfennig. Schuster Retsiet 20 Pfennig. Maurer Bernhöft, Glaser Fermor je 50 Pfennig. Arbeitsmann Kaufmann 5 Pfennig.

Summa 12 M. 40 Pfennig.     

Römnitz.

Hildebrandt 3 M. J. Elvers, Kutscher Elvers je 10 Pfennig. Müller Vorbeck 5 Pfennig. Arbeitsm. Thies, Arbeitsm. Fischer 10 Pfennig.

Summa 3 M. 45 Pfennig.     

Domhof=Ratzeburg.

Probst Rußwurm 10 M. Frau Hauptm. Mayer 1 M. Hunowski 1 M. M. Haase, Wicht, J. Meyer, A. Edler, E. Clasen, Dietz, Gottschalk Nievert, Boccius, H. Mette, W. v. Bingo je 50 Pfennig. J. Spolert 1 M. F. Ottilie 50 Pfennig. M. Uhlenhoff 1 M. F. Schlüter 1 M. E. Schwabe, Frau v. Reiche, Frau Loß je 50 Pfennig. H. und J. Wagner 1 M. F. L. Schultze, Fr. Stoppel je 50 Pfennig. Gräfin Schwerin 1 M. Rector Hornbostel 50 Pfennig.

Summa 26 M.     

Kleinfeldt.

Schulze Burmeister 10 M. Frau Burmeister 3 M. Marie Burmeister 2 M. Knechte Joachim Kreutzfeldt und Carl Präfcke 50 Pfennig. Familie Lohse 4 M. Woisin 1 M. Dittmann 1 M. Arbeitsm. Peter Krellenberg 1 M. Hauswirt Krellenberg 4 M. Johann Busch, Knecht 10 Pfennig. Hauswirth Burmeister 4 M.

Summa 31 M. 10 Pfennig.     


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
Generalversammlung
Sonntag den 4. November
Nachmittags 3 1/2 Uhr.
Bericht über das Niederwaldfest.
                                                    Der Vorstand.


Statt besonderer Meldung.
Helene Leo
Marbod Tamms, Postassistent
Verlobte.
Waren, 20. October 1883.                          


[ => Original lesen: 1883 Nr. 83 Seite 4]

Da wir in diesem Jahre nur geringen Hagelschaden zu vergüten haben, ist auch nur der statutenmäßige niedrige Beitrag von

30 Pfg. pro 100 Mark Versicherungssumme

zur Verstärkung des Reservefonds - der jetzt bereits 14,200 M, welche bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt sind - zu erheben und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am

Donnerstag, den 1. November d. J. Morgens 10 Uhr

im Boyeschen Gasthause hieselbst einzuzahlen
Schönberg, den 22. October 1883.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.


Wegzugshalber sollen am Dienstag den 30. October d. J. von Vormittags 10 Uhr an auf der Vollstelle Nr. II. zu Lüdersdorf verschiedene Sachen, als namentlich:

3 Kleiderschränke, 1 Klapptisch, 2 gewöhnliche Tische, ein Waschtisch, Gartenbänke und Gartenstühle, Bettstellen, 1 Reitsattel, 1 compl. Sielengeschirr, 1 großer Kessel, Kannenbörte, 2 eis. Kochöfen mit Röhren, Häcksellade, circa 6 Meter Holz, 3 Butterfässer und anderes Holländereigeräth, 1 Fleischtonne, Böttcherblock, eine Partie Runkelrüben, Bohnenstangen, Tassen, Gläser, Rahmgüsse etc., auch 30 St. Hühner, 1 Koppelmilchwagen u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Lüdersdorf den 22. October 1883.

A. Ehlers.       


Nachdem wir zu Hof Menzendorf 20 Jahre gewohnt, ziehen wir am Mittwoch den 24. October nach Steinbäck bei Parchim. Wir sagen allen Freunden und Bekannten ein herzliches Lebewohl.

Schäfer Voß und Frau.       


Stutzhaare
werden zu den höchsten Preisen gekauft bei                          
                                                    J. Licht, Bürstenmacher.
Schönberg. 22. October 1883.


Zu verkaufen:
große Pölk=Schweine
in der Meierei zu Menzendorf.                                            


Zu dem am 14. November d. J. stattfindenden                                                    
Bauernballe
erlaube ich mir die geehrten Hauswirthe so hochachtungsvoll wie ergebenst einzuladen.                          
Schönberg.                                                    J. Köster Wwe.


Große Auswahl
Harmonikas
empfiehlt zu bedeutend niedergesetzten Preisen.                          
                                                    H. Brüchmann.


Am 24. d. M. fahre ich mit meinem Omnibus zum Ratzeburger Viehmarkt. Abfahrt 1/2 6 Uhr von Carlow und 1/2 8 Uhr von Neue=Welt.

J. Oldenburg.       


Am Montag den 29. d. M. im Boyeschen Lokale

Ball
des Gesangvereins "Teutonia".
Einführung durch Mitglieder ist gestattet.                          
Anfang Abends 7 Uhr.
Schönberg im October 1883.                          
                                                    Der Vorstand.


Am 18. d. M. haben sich 2 rothe 8 Monat alte Kälber verlaufen, sollten sie sich irgendwo einfinden, so bitte ich sie einzufangen und mir Nachricht zu geben.

Rüschenbeck.                                                     Wigger.


Kohlenbehälter, Ascheimer
Ofengeräthe, Ofenvorsätze
in geschmackvollen Mustern und                          
Petroleum=Kochmaschinen
empfiehlt billigst                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Die beliebten
Waschrubber
empfiehlt in verschiedenen Größen                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Schottische Steinkohlen
erwartet und empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


Spahnkörbe

in jeder Größe kauft und zahlt die höchsten Preise

Chr. Thomsen.       

Lübeck, Schützenhof.


Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.                                                    
                                                    H. 232 Q.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 22. October 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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