No. 64
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. August
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 64 Seite 1]

Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:

I. im Impfdistrict Schönberg:

bestehend aus den Ortschaften:
Kleinfeld, Malzow und Bauhof=Schönberg
a. Impfung der im Jahre 1882 geborenen Kinder
am Mittwoch, den 15. d. Mts., Morgens 10 Uhr
und Revision derselben
am Mittwoch den 22. d. Mts., Morgens 10 Uhr
im Hause des Herrn Dr. med. M. Marung in Schönberg.
b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Kleinfeld
am Mittwoch den 19. September d. J., Morgens 10 Uhr
und Revision derselben
am Mittwoch den 26. September d. J., Morgens 10 Uhr
im Hause des Herrn Dr. med. M. Marung in Schönberg.

II. im Impfdistrict Zarnewenz:

bestehend aus den Ortschaften:
Zarnewenz (Hof und Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow,
a. Impfung der im Jahre 1882 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow
am Mittwoch den 22. d. Mts., Nachmittags 2 Uhr
und Revision der sämmtlichen Impflinge resp. Wiederimpflinge
am Mittwoch den 29. d. Mts, Nachmittags 1 Uhr,
im Krughause zu Zarnewenz,

III. im Impfdistrict Selmsdorf:

bestehend aus den Ortschaften:
Selmsdorf (Hof und Dorf), Bardowiek, Hohemeile und Lauen
a. Impfung der im Jahre 1882 geborenen Kinder
am Mittwoch den 29. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr,
im Gasthause des Krügers Michaelsen zu Selmsdorf und daselbst Revision dieser Impflinge, sowie Wiederimpfung der Kinder der Schule in Selmsdorf
am Mittwoch den 5. September d. J., Nachmittags 2 Uhr,
sowie ferner in dem gedachten Locale
am Mittwoch den 12. September d. Js., Nachmittags 1 Uhr
Revision der am 5. September geimpften Schulkinder.

IV. im Impfdistrict Herrnburg,

bestehend aus den Ortschaften:
Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen, Wahrsow (Hof und Dorf),
a. Impfung der im Jahre 1882 geborenen Kinder aus der Ortschaft Herrnburg
am Mittwoch den 29. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr,
b. Revision der Kinder sub a und Impfung der im Jahre 1882 geborenen Kinder aus den übrigen Ortschaften des Districts
am Mittwoch den 5. September cr., Nachmittags 4 Uhr,
c. Revision der sub b. bezeichneten am 5. September d. J. geimpften Kinder, sowie Wiederimpfung der Kinder uns den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Palingen, Wahrsow,
am Mittwoch den 12. September cr., Nachmittags 3 Uhr.
d. Revision der sub c. bezeichneten Schulkinder
am Mittwoch den 19. September cr., Nachmittags 2 Uhr.
      Die Impfungen, sowie die Revisionen der Schutzblattern an den sub a. b. c. d. bezeichneten Terminstagen werden in dem Gastwirth Lohseschen Locale in Herrnburg vorgenommen werden.

[ => Original lesen: 1883 Nr. 64 Seite 2]

V. im Impfdistrict Rieps.

bestehend aus den Ortschaften:
Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlagresdorf, Schlag=Sülsdorf, Thandorf, Wendorf
a. Impfung der im Jahre 1882 geborenen Kinder aus den Dörfern Rieps, Gr. und Kl. Mist, Boitin=Resdorf
am Mittwoch den 5. September cr., Nachmittags 6 Uhr,
b. Revision der sub a bezeichneten Kinder, sowie Impfung der im Jahre 1882 geborenen Kinder aus den übrigen Ortschaften des Districts und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlagresdorf, Schlag=Sülsdorf und Thandorf
am Mittwoch den 12. September d. J., Nachmittags 5 Uhr.
c. Revision der am 12. September cr. geimpften Kinder
am Mittwoch den 19. September cr., Nachmittags 4 Uhr.
Die Impfungen sowie die Revisionen der sämmtlichen Kinder des Districts Rieps werden in dem Locale des Gastwirths Böttcher in Rieps stattfinden.

VI. im Impfdistrict Petersberg,

bestehend aus den Ortschaften:
Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof und Dorf, Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf, Westerbaek,
Impfung der im Jahre 1882 geborenen Kinder, sowie Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf
am Mittwoch den 19. September cr., Nachmittags 5 1/2 Uhr
im Locale des Gastwirths Resenhöft zu Petersberg, sowie daselbst Revision der vorbezeichneten Kinder
am Mittwoch, den 26. September d. Js., Nachmittags 2 Uhr.
      Den Ortsvorständen wird hiedurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obengedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
      Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.

            Schönberg, den 2. August 1883.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß unter den Pferden des Hauswirths Fischer zu Schlag=Resdorf die Räude ausgebrochen ist.
     Schönberg, den 13. August 1883.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Ueber die zu Carlow sub Nr. 8 belegene Käthnerstelle c p. des verschollenen Büdners und Bäckers Joachim Krellenberg soll auf Antrag des bestellten Abwesenheits=Curators, Hauswirths=Anerben Joachim Peter Robrahn zu Carlow, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dem qu. Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Donnerstag den 6. September 1883
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. Juni 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Zur Lutherfeier.

Nachdem Großherzogliche Landesregierung unter dem 2./6. August gestattet hat, daß zur Aufbringung der Kosten für die Errichtung eines Lutherdenkmals in Schönberg eine Hauscollecte innerhalb der Grenzen des Fürstenthums Ratzeburg veranstaltet werde, so richtet nunmehr das Comite an sämmtliche Bewohner des Fürstenthums die Bitte, durch Geldbeiträge das Werk nach besten Kräften zu fördern.
Soweit die evangel. luth. Kirche reicht, insonderheit die mit deutscher Zunge, sind die Gemeinden allerorten darauf bedacht das 400jährige Luther=Jubiläum würdig zu feiern.
Unser Fürstenthum, das schon manch' gutes Werk durch bereitwilligste Hülfe auf eine des Landes würdige Weise hat gelingen lassen, wird hier nicht zurückstehen wollen.
Das Lutherdenkmal soll ein Ausdruck des Dankes gegen Gott sein für die auch uns zu theil gewordenen Segnungen der Reformation, ein Ausdruck unserer Freude und Lust an dem Kleinod unserer evangel. luther. Kirche.
Luthers Lieder werden in unseren Kirchen gesungen, Luthers Kathechismus wird von unseren Kindern gelernt, Luthers Bibelübersetzung befindet sich in aller Händen, - die von Luther zur Geltung gebrachte Lebensordnung in Kirche, Schule und Haus soll bei uns in Kraft sein und bleiben.

[ => Original lesen: 1883 Nr. 64 Seite 3]

So rechnen wir denn mit vertrauensvoller Zuversicht darauf, daß jeder Ratzeburger, sei er alt oder jung, vornehm oder gering, reich oder arm für die Herstellung des Denkmals freudig seine Hand aufthun werde.
Es wird durch Vorlegung des Sammelbogens jedem Bewohner des Fürstenthums Gelegenheit gegeben werden, seinen Beitrag zu zeichnen und zu zahlen.
Ueber die gezahlten Beiträge wird der Pastor Kämpffer in Schönberg, welcher die Aufbewahrung der Gelder übernommen hat, in den Schönberger Anzeigen speciell quittieren.

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Eingegangen aus Wismar von Herrn Kirchenrath Pastor Meyer, als geborenem Ratzeburger 5 M.


Mit Bezugnahme auf den von Sr. Kaiserl. und Königl. Hoheit dem Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen erlassenen Aufruf zur Sammlung von Gaben für Ischia bringt das unterzeichnete Kaiserliche Postamt hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß dasselbe, sowie die Kaiserl. Postagenturen zu Carlow, Lüdersdorf und Selmsdorf zur Entgegennahme von Beiträgen ermächtigt sind und letztere zur weitern Vereinfachung auch den Landbriefträgern mittelst Eintragung in deren Annahmebücher übergeben werden können.
Im Vertrauen auf die bewährte Opferfreudigkeit des hiesigen Fürstenthums bittet Postamt um recht zahlreiche und reichliche Beiträge.
Schönberg, den 15. August 1883.

Kaiserliches Postamt.
Krüger.


Die Lübecker Bank

nimmt Gelder zur Verzinsung in Summen von mindestens 300 Mark täglich in den Geschäftsstunden von 9 bis 1 Uhr und 3 bis 6 Uhr entgegen.
Dieselbe vergütet:
      bei sechsmonatlicher Kündigung 3 1/2 %,
      bei zwölfmonatlicher Kündigung 4 %,
und zahlt die Zinsen halbjährlich aus.
Die zu belegenden Gelder können auch per Post unter voller Wertangabe an die Bank eingesandt werden, wogegen Letzere die betreffende Schuldverschreibung umgehend an den Absender übermitteln wird.


Am Sonntag den 19. d. M.
Nachmittags 5 Uhr

werden im Schützenhause die bei der diesjährigen Tombola nicht abgeforderten, theils werthvollen Gewinne verauctionirt, wozu freundlichst eingeladen wird.

Der Vorstand der Schützenzunft.       


Feuer-Versicherungs-Verein meckl. Lehrer. District Schönberg.

Zwecks Wahl eines Districtsvorstehers und eines Substituten werden die Interessenten zu einer Versammlung am 18. d. M., Nachmittags 2 Uhr im Boye'schen Gasthause zu Schönberg eingeladen.
Kl. Mist, den 10. August 1883.

Der Districtsvorsteher       
H. Oldörp.             


Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.                                                    
                                                    H. 232 Q.


Zur Sedanfeier

empfehle ich nachstehende in meinem Verlage erschienene Werke:
1) Iskraut, J., (Rektor) Sedanfeier für Schule und Haus, Neue Bearbeitung. Illustriert 40 Pfennig.; von 25 Exempl. an à 30 Pfennig
2) Pfaff, J., (Dr. theol.) Homiletische Textstudien u. a. auch für das "Sedanfest". 2 A. 2 M. 80 Pfennig. gebd. 4 M.
3) Thiele, G., (Gymnasial=Direktor Dr.) Schulreden. 2 M. 40 Pfennig. gebd. 3 M. 40 Pfennig.
4) Weber, Th., (weil. Pastor.) Die Bedeutung des deutsch=französischen Krieges im Lichte der Vergangenheit und Gegenwart. 30 Pfennig., von 12 Exempl. an à 20 Pfennig.

Barmen.                                                     Hugo Klein,
                                                             Verlags= u. Sortiments=Buchhandlung

Auswärtige Bestellungen expediere ich umgehend franko!
NB. Se. Majestät der Kaiser und König haben über "die sinnige und patriotisch=erhebende Weise", in welcher die Iskraut'sche Arbeit abgefaßt ist, allerhöchst Ihren Beifall aussprechen lassen.


Jürgensen & Robschuld,
Lübeck, Breitestraße 959.
Vollständiges Magazin von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Verlag von Baumgärtner's Buchhandlung, Leipzig,
Zu beziehen durch jede Buchhandlung.

Soeben erschien:

L. A. Albert's Englischer Dolmetscher.
Anweisung, die englische Sprache binnen kurzer Zeit leicht und ohne Lehrer zu erlernen, mit genauer (deutscher) Angabe der Aussprache und der richtigen Betonung. Mit kurzem Wörterbuch für den täglichen Gebrauch und Rathschlägen für Auswanderer.
12. völlig neubearbeitete Auflage, 1883. Mit mehreren Karten und Illustrationen. Eleg. geb. 2 M. 40 Pfennig.
In dieser neuen Auflage sind insbesondere die "Rathschläge" völlig umgearbeitet worden. Es ist hier zum ersten Male der Versuch gemacht, dem nach Amerika Auswandernden, für welche ja der Albert ganz besonders bestimmt ist, in einigen kurzen aber völlig erschöpfenden Capiteln Alles für dieselben Wissenswerthe zu bieten. In 2 Bogen erhalten dieselben Alles, was sie zu wissen brauchen. Beigegeben sind außerdem 1 Routenkarte und eine Karte der Verein. Staaten, sowie Abbildungen und Pläne von New=York, Castle Garden u. s. w.
Im vorigen Herbst erschien ferner:

Dr. C. Caspari's Homöopathischer Haus- und Reisearzt.
Mit besonderer Berücksichtigung der Frauen= und Kinderkrankheiten, sowie der Unfälle, welche sofortige Hülfe erfordern.
12. völlig neubearbeitete Auflage. 1882. Mit zahlreichen Illustrationen Eleg. gebdn. 3 M.

Diese neue Auflage ist um mehr als 100 Druckseiten vermehrt worden und ist zur Zeit das neueste Werk auf diesem Gebiete. Insbesondere berücksichtigt sie alle neuen Erscheinungen der letzten Jahre, wie die Esmarch'sche Verbandslehre, Jäger'sche Neuralanalyse und insbesondere die jetzt so viel Aufsehen erregenden Dr. Schüßler'schen Mittel. Die zahlreichen u. guten Illustrationen erhöhen den Werth des Buches.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 64 Seite 4]

Freitag, den 17. August
Großes Militär-Concert
im Boye'schen Garten,
ausgeführt von der Kapelle des Lübecker Füsilier=Bataillons Nr. 76 unter Leitung des Kapellmeisters Herrn C. Lindemann.
Entrée 50 Pfg. Militair 30 Pfg. Anfang 5 1/2 Uhr.
Nach dem Concert Ball.


- Beste Pflanzzeit: August bis October. -

Die Zeit der Erdbeerpflanzung

rückt heran und wer im künftigen Jahre eine Schüssel ideal gerathene Gartenerdbeeren haben will, darf diese Zeit nicht versäumen und muß im August oder September zur Anlage einer solchen Pflanzung schreiten. Ein Erdbeerbeet darf in keinem Garden, sei er groß oder klein, fehlen, denn er liefert uns die ersten frischen, köstlichen und allbegehrten Früchte des Sommers.
Unser Erdbeeren=Sortiment wird durch neugewonnene Sorten stets ausgedehnter und besser und erregte im verflossenen Sommer die allgemeine Bewunderung der zahlreichen Bescher unseres Etablissements. Diese Sammlung kann nicht genug empfohlen werden. Sie ist gewiß die beste, wenn nicht die einzige gute, welche existirt. Der Vorrath ist von allen Sorten groß, wodurch es uns möglich ist, selbst die umfänglichsten Aufträge aufs Beste auszuführen.
Eine besonders gedruckte Liste unserer nördlichsten Erdbeeren steht Liebhabern gratis und franco zu Diensten. Wird die Wahl uns überlassen, so tragen wir jederzeit Rechnung, daß frühe und späte Sorten entsprechend vertreten seien.
Wir erlassen

1 Sortiment von 12 großfrüchtigen vorzüglichsten Sorten à 2-3 St. M. 2.-
1 Sortiment von 25 großfrüchtigen vorzüglichsten Sorten à 2-3 St. M. 4.-
1 Sortiment von 50 großfrüchtigen vorzüglichsten Sorten à 2-3 St. M. 8.-
1 Sortiment von 100 großfrüchtigen vorzüglichsten Sorten à 2-3 St. M. 12.
1 Sortiment von 12 großfrüchtigen neuesten Sorten à 2-3 St. M. 3.-
100 Erdbeerpflanzen in 10 vorzüglichsten Sorten à 10 St. M. 4.-
250 Erdbeerpflanzen in 25 vorzüglichsten Sorten à 20 St. M. 10.-
100 Erdbeerpflanzen beste großfrüchtige in Rommel M. 2.50
     50 St. Monatserdbeeren in 5 vorzügl. roth= u. weißfrücht. Sorten M. 2
100 St. Monatserdbeeren in 10 vorzügl. roth= u. weißfrücht. Sorten M. 4
30 St. Mochus od. Vierländer=Erdbeeren in 5 Sorten M. 2
40 St. Scharlach=Erdbeeren in 4 S. M. 2
40 St. Chili=Erdbeeren in 4 Sorten M. 2
Ausführliche gedruckte Anweisung der neuesten rationellsten Kulturmethode wird jeder Bestellung gratis beigegeben.
Um recht viele Aufträge bitten

Centrale der praktischen Gartenbau-Gesellschaft in Bayern zu Frauendorf,
Post Vilshofen, Bayern.

Die Zeit der Erdbeerpflanzung


"Wie läßt sich das Wetter vorausbestimmen?"

Einzig nur durch den "Hygrometer", nämlich durch eine vegetabilische Wetteruhr. Dieselbe zeigt bereits 24 Stunden zuvor genau das Wetter an. Allerdings werden solche Wetteruhren an vielen Orten angefertigt, aber nur die vom Vereins=Centrale in Frauendorf, Post Vilshofen in Bayern, versendeten Hygrometer sind die richtigen. - Diese haben die Form einer niedlichen Wanduhr und bilden zugleich einen hübschen und interessanten Zimmerschmuck. Der Preis per Stück ist ungemein billig, nämlich nur 2 M. Dieselbe in elegantem Gehäuse von Holz mit Glasdeckel 4 M.

                                                    Vereins=Centrale Frauendorf,
                                                    Post Vilshofen, Bayern.

Attest.
Verehrl. Vereins-Centrale Frauendorf!                          

   Vor längerer Zeit bestellte ich bei Ihnen zur Probe einen "Hygrometer". Da sich derselbe zu meiner Zufriedenheit bewährte, so wurde ich ersucht, weitere 6 Stück (unter Glas à M. 4) unter Nachnahme zu bestellen.

                          Achtungsvollst zeichnet
                          Frikingen, Post Salem (Baden), 22. Mai 1883.
                                   P. Harder, Hauptlehrer.


Vom Dienstag den 21. d. M. an steht mein Transport hannöverscher

Pferd      Säugefüllen      Pferd

hier zum Verkauf, wozu Kaufliebbaber freundlichst einladet

Schönberg.                                                     B. Schleuss.


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in allen gangbaren Mustern und Farben empfiehlt von 4 M. 80 Pfennig. pr. qm an

August Gribbbohm, Lübeck       
Königstraße 850.             


Große Tanzmusik
am Sonntag den 19. August,
wozu ergebenst einladet                          
Sülsdorf.                                                     J_Wiencke,
                                                            Gastwirth.
MB.    Bis Anfang der Musik Kegeln.    D. O.


Kleinere Bestellungen gegen Einsendung grössere unter Nachnahme oder vorher Cassa.

Aller Arten Lotterie- sowie Anlehnsloose,

vorzüglich: Freiburger 15 fl. Loose à M. 27.50
                          Freiburger 10 fl. Loose à M. 19.50
                          Bukarester 20 fl. Loose à M. 33.50
                          Mailänder 45 fl. Loose à M. 39.40
                          Mailänder 10 fl. Loose à M. 14.60
und Veroneser National Lotterie Loose à M. 1.60
       Union Centrale, Paris M. 1.60
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                          Basel (Schweiz) u. St. Ludwig i./Els.

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Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 19. August.

     Frühkirche: Pastor Kaempffer.
     Vormittagskirche: Kandidat Nahmmacher.
          Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 16. August 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 64 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 64 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 17. August 1883.


Die Germania auf dem Niederwald.

Von der monumentalen Größe und erhabenen Idealität dieser herrlichen Frauengestalt, die wie ein hohes Lied in Stein in vollendetem Rhythmus kühn und gewaltig dasteht, in stolzer Begeisterung die Krone des wiedergeeinten Reichs hoch in der Rechten über den mit Eichenlaub bekränzten Haupte schwingend und die kraftvolle Linke auf das lorbeerumwundene Riesenschwert stützend, kann eine Beschreibung natürlich nur ein schwaches Bild geben; da aber nicht alle Leser dies Meisterstück sobald zu Gesichte bekommen werden, so sei hier eine kurze Schilderung nach der Magd. Z. gegeben. Photographien sind in Dresden erschienen. Das Antlitz der Germania, nicht zu jugendlich, sondern dem einer vollen, reifen Frauenschönheit entsprechend, umwallt von reichem welligem Haar, das über den Rücken fluthet, ist, wie es gleichsam von innerer Bewegung durchglüht in die Ferne weithin über den Strom der Ströme schaut, von hinreißender Schönheit. Meister Schilling soll diesen Zügen und diesem Kopf eine gewisse Aehnlichkeit mit seiner ältesten Tochter gegeben haben. Auch das lange, blonde Haar seines Kindes - alle Schilling's können sich dieses Schmuckes rühmen - entsprach völlich dem Typus der deutschen Maid, als welche selbstverständlich die Germania, diese Personification der edelsten Leidenschaften und des besten Wesens des Deutschthums, darzustellen war. Die mächtige Brust deckt ein Brustpanzer, auf dem der deutsche Reichsadler als Fachrelief erscheint. Unterhalb des Panzers und an den entblößten Armen wird ein Kettenhemd sichtbar. Um die Schultern ist ein schwerer, vorn durch eine Agraffe zusammengehaltener Mantel geschlungen, der nach hinten und mehr zur Linken der Gestalt herabwallt und sich theilweise über den Sessel legt, rechts hingegen, in der Höhe der Hüften, durch den mit Löwenköpfen besetzten Schwertgürtel aufgenommen ist und sich vorn mit dem einen Zipfel um Taille und Leib legt. Unterhalb dieser Draperie wird das zu den Füßen in breiten Falten herabfließende Untergewand sichtbar. Der Mantel ist mit einem breiten Saum umgeben, auf welchen Adler von jener eigenthümlich birnenförmigen Gestalt, der Textil=Adler des Mittelalters, aufgelegt sind. Eine Borte von kastenförmig gefaßten und zu Rosetten und Sternen vereinigten Edelsteinen schließt den Saum nach dem äußeren Rande hin ab. Das Untergewand ist mit aufsteigendem Rankenwerk, dem unten Schwäne, dann Drachen, Raben, springende Hirsche, Tauben u. s. w. eingefügt, auf gewebeartig ciselirtem Grunde prächtig gemustert. Behufs Ausführung dieser Musterung machte Schilling vorzugsweise Studien an dem herrlichen Grabdenkmal Kaiser Maximilian's in der Hofkirche zu Innsbruck. Das herrliche Standbild ist allein 10 Meter hoch. Das Gußmodell desselben mußte in etwa 5 bis 6 Stücken aufgebaut werden. In Summa wog es etwa 700 Ctr., und für dieses Gewicht war auch die Drehscheibe, auf welche es in dem engen Atelier stand, berechnet. Die riesigen Gipsmassen zu bewältigen und "anzupacken," wie der Kunstausdruck lautet, war ein schweres Stück Arbeit. Oft lösten sich plötzlich einzelne Stücke los und fielen herab. So stürzte die mehre Centner schwere linke Hand, welche den Griff des etwa 7 1/2 Meter hoben Schwertes umfaßt, als sie noch ohne diese Unterstützung war, aus jener bedeutenden Höhe nieder, schlug den Boden des Gerüstes durch und grub sich tief in die Erde ein. Aber alle Schwierigkeiten wurden von Meister Schilling und seinen Gesellen glücklich überwunden und so steht das Denkmal denn da, Deutschland zur Ehr, dem Feinde zur Warnung für alle Zeiten. -


Politische Rundschau.

Kaiser Wilhelm ist am 10. d. wohlbehalten wieder auf seinem Schlosse Babelsberg angelangt. In einer im Jahre 1881 im "Reichs= und Staats=Anz." veröffentlichten Denkschrift, welche Minister von Puttkamer als Oberpräsident der Provinz Schlesien über die Verwaltungsgesetze abgefaßt hat, war auch von einer "dringenden Nothwendigkeit einer baldigen Reform des Standesamtswesens" die Rede. Wie verlautet, ist man an maßgebender Stelle der Sache bereits nähergetreten, aber zu einer Entscheidung ist es bis jetzt nicht gekommen.
Das Befinden des Grafen Chambord hat sich seit einigen Tagen wieder sehr verschlimmert.
Die Generalrathswahlen in Frankreich sind zu zwei Dritteln republikanisch ausgefallen. Die Republikaner gewannen über 100 neue Sitze.
Der Militäraufstand in Spanien ist nach den neuesten Meldungen auf allen Punkten unterdrückt. Der Umstand aber, daß König Alfons seine Reise in's Ausland auf unbestimmte Zeit verschoben hat, läßt darauf schließen, daß er die Lage noch keineswegs für gesichert hält.
In den letzten 24 Stunden bis Sonnabend früh starben an der Cholera in Egypten 837, bis Sonntag Früh in Kairo 30, im übrigen Egypten 741 Personen. Die Seuche ist demnach in Kairo im Erlöschen begriffen, gewinnt dagegen in den Provinzen und in Alexandrien an Ausdehnung. Die Gefahren einer Ueberschwemmung sollen übertrieben gewesen sein.


- Scharfrichter Krauts hat dieser Tage in Hirschberg das über den Mädchenmörder Koznielsky aus Landeshut gefällte Todesurtheil vollzogen. - An demselben Tage ist in Holzminden die Hinrichtung des Raubmörders Ille durch den Scharfrichter Reindel aus Magdeburg vollzogen worden.
- Bei einem Commers auf dem Züricher Universitätsjubiläum sagte der berühmte Physiolog Moleschott: wenn die Studenten nicht so viel in die Kneipe gingen, würden sie viel zu gescheidt - für wen, sagte Moleschott nicht, es wäre aber interessant zu erfahren, was er sich dabei gedacht hat, denn zu den leeren Witzmachern gehört Moleschott nicht.
- In den Vereinigten Staaten sind im Jahre 1881 nicht weniger als 44 Eisenbahnbrücken eingestürzt, während der Zug hinüberfuhr; im Jahre 1882 stellte sich die Ziffer auf 38. Das sieht gewiß nicht nach der soliden Bauart aus, deren die Amerikaner sich so gern rühmen.
- Bittere Klagen werden geführt über die unzureichenden Maßregeln zur Rettung der Verschütteten auf der Insel Ischia. Die dorthin beorderten Soldaten und Arbeiter haben zwar ihre Pflicht in heldenmüthigster Weise erfüllt, ihre Zahl reichte aber bei Weitem nicht aus. Der Präfect hatte, sobald er die Unglücksbotschaft erhielt, von dem Militaircommando in Neapel zunächst 600 Mann verlangt (gewiß bescheiden angesichts solcher Noth!), aber zunächst trafen, und zwar erst elf Stunden, nachdem die Nachricht nach Neapel gelangt war, und 15 Stunden nach der Katastrophe, 90 Mann, sage neunzig Mann, auf der Unglücksstätte ein. Drei Stunden später kamen zwei weitere Compagnien, und erst am Sonntag Abend, 24 Stunden nach der Katastrophe, befanden sich 1200 Mann Truppen auf Ischia. Die Militärbehörden entschuldigen sich damit, daß in Neapel an dem auf die Katastrophe folgenden Tage überhaupt nur 2500 Mann Truppen verfügbar gewesen seien etc. Es wird von verschiedenen Seiten eine strenge Untersuchung der näheren Umstände, namentlich auch durch die Abgeordnetenkammer gefordert.
- Walfischfleisch ist das Neueste in der Wissenschaft aller Wissenschaften, der Kochkunst, und es soll in Wahrheit nicht schlecht schmecken. Bei richtiger Behandlung und Auswahl keine Spur von Thrangeschmack. Ein Norweger hat die Erfindung gemacht und die Sache mit amerikanischem Blick gleich im Großen angefaßt und eine Acktiengesellschaft gegründet. In dieser Anstalt soll das Verarbeiten und luftdichte Einlegen von Walfischfleisch in großem Maßstabe betrieben werden. Die ersten Ladungen von dieser neuen Waare sind in der nor=

[ => Original lesen: 1883 Nr. 64 Seite 6]

wegischen Handelsmetropole Bergen angekommen und hatte der Agent der Fabrik eine Anzahl Kaufleute, Repräsentanten der Presse etc. zu einer Kostprobe eingeladen. Aufgetragen wurden die verschiedenartigsten Zubereitungen, welche übereinstimmend von den Feinschmeckern als gut und ohne thranigen Beigeschmack befunden wurden. Nach Angabe des Agenten wird dort eine Dose Walbeef, genügend für 10 Personen, für 2,50 Kronen (etwas über 3 M.) oder dreimal so billig als andere Büchsenwaaren, verkauft werden. Gelingt es, meint der Berichterstatter, alle Vorurtheile zu überwinden, (warum nicht?) dann kann der Bevölkerung ein neues kräftiges Nahrungsmittel zu billigem Preise zugänglich gemacht werden.
- Bei einem Schiffszimmermann der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven wohnte ein Arbeiter zur Miethe, welcher seinen Verpflichtungen als Miether nicht nachkam. Zur Zahlung der Miethe am 1. d. M. aufgefordert, weigerte er sich und stieß obendrein Drohungen aus. Als nun am andern Tage der Vermiether abermals die Miethe verlangte, kam es zu Streitigkeiten, welche damit endeten, daß der Miether seinen Hausherrn beim Verlassen des Zimmers drei Revolverschüsse nachsandte, welche in den Rücken trafen, so daß derselbe zusammenbrach. Ein sofort herbeigerufener Schutzmann glaubte allein den Attentäter, welcher sich inzwischen eingeschlossen hatte, nicht festnehmen zu können und requirirte daher eine Militairpatrouille, welche bald am Orte der That mit geladenen Gewehren und dem Befehl eintrat nicht eher von der Waffe Gebrauch zu machen, als bis auf sie geschossen würde. Es wurde zur gewaltsamen Eröffnung der Thür geschritten; als jedoch eine Oeffnung hineingeschlagen war, gab der Wütherich Feuer, glücklicher Weise ohne Jemanden zu verletzen. Hierauf gab auch die Patrouille Feuer und der Attentäter wurde so schwer in den Oberarm getroffen, daß er jeden weiteren Widerstand aufgab, sich verhaften und ins Lazareth führen ließ. Hier mußte ihm der Arm abgenommen werden. Der Schiffszimmermann ist inzwischen seinen Wunden erlegen. Wie man sagt, soll der Attentäter schon längere Zeit Revolver bei sich getragen und mit Erschießen gedroht haben, so daß an seiner Geistesklarheit gezweifelt wird.
- Zwei aus einer heiteren Gesellschaft spät nach Hause zurückkehrende junge Leute in Breslau geriethen aus Versehen in ein falsches Stockwerk an die Wohnung eines Hauptmannes. Durch den Versuch, die Thüre zu öffnen, weckten sie das in der Küche schlafende Dienstmädchen, welches ihrem Herrn angsterfüllt mittheilte, daß Diebe einen Einbruch beabsichtigten. Dieser griff nach einem Jagdgewehre, eilte hinaus und als auf seinen Anruf keine Antwort erfolgte, gab er Feuer und traf die beiden jungen Männer so unglücklich, daß sie zu Boden sanken. Der eine war am Oberarm schwer verletzt, der andere am Schenkel leicht verwundet.
- Ein entsetzliches Strafgericht ereilte in der Nacht auf den Sonntag einen Dieb, der in die Parkanlagen der Villa Marix zu Erbach im Odenwald eingebrochen war und bereits mit seiner Beute sich entfernen wollte. Im Begriff über ein eisernes Gitter, dessen spitze Stäbe durch ein Quereisen verbunden sind, zu klettern, wich eines derselben und es spießte sich der Dieb selbst auf, indem eine Eisenstange tief in den Leib drang. Sein Hülferufen wurde von den Nachwächtern gehört, denen er aber nach der Befreiung aus seiner Lage in den Armen starb.
- In einem der besuchtesten Café's in Paris kam es zwischen einem Concert=Virtuosen und einem jungen Bankier zu einem Auftritt. Der Musiker sprang auf, riß sein Visitenkartenportefeuille aus der Rocktasche und reichte dem Beleidiger eine Karte, die dieser mit großer Ruhe zu sich steckte. Achtundvierzig Stunden später traf der Musiker den Finanzmann auf der Straße. Er stürzte auf ihn zu: Mein Herr, Sie haben mir noch nicht Genugthuung gegeben! "Im vollen Umfange, entgegnete der Bankier, Sie haben mir vorgestern ein Billet zu Ihrem gestrigen Concert gegeben, ich habe das Concert besucht, Sie spielen gehört, was wollen Sie mehr?"
- Eine fast unglaubliche Roheit wird aus Halle berichtet. Ein Familienvater, der sich dieser Tage nach dem Verbleib seines Sohnes erkundigte, erhielt die Antwort, derselbe sei angeln gegangen. Mit den Worten: "Der soll mir nicht wieder angeln", verließ er die Wohnung und begab sich auf die Ziegelwiese, wo er den angelnden Jungen ergriff, ihn an Händen und Füßen zusammenband und denselben sodann in die Saale warf! Sicherlich wäre der Knabe ertrunken, wenn nicht Arbeiter sofort nachgesprungen wären und denselben wieder herausgeholt hätten.
- Noch Etwas von der Mode. Beim Löschen des in einem Pariser Modemagazin ausgebrochenen Brandes wurde eine große Partie theurer, weißer Seidenstoffe arg beschädigt. Rauch und Spritzenwasser hatten den Geweben ganz eigenthümliche Schattirungen verliehen, die streifenartig über die ganze Breite des Stoffs verliefen. Die beschädigte Waare wurde nach London verkauft, wo sie eine merkwürdige Verwendung finden sollte. Aus den Stoffen wurden nämlich für vornehme Damen Roben angefertigt, die über und über mit üppigen Wasserpflanzen und Schlinggewächsen besetzt wurden, während die bräunlich schillernden Rauch= und Wasserflecken in täuschender Weise den sumpfigen Boden darstellten, dem diese Pflanzenwelt zu ersprießen schien. Am Hofe erregten diese "Sumpf=Roben" durch ihre Neuheit allgemeines Aufsehen. Das "Moor=Dessin", das die Pariser Feuerwehrleute erfunden haben, wird demnächst auf den Flügeln der Mode eine Reise um die Welt antreten.
- Paris, 11. August. (Ein ganz unerhörter Fall) ist hier vorgekommen, der eigentlich nur Heiterkeit erregen könnte, wenn er nicht einige Personen wochenlang in der größten Angst und Spannung erhalten hätte. Vor drei Wochen stieg hier der Bankier Heine mit seiner Frau und einem Freunde Lachmann, alle aus New=York, in einem großen Gasthof am Boulevards des Italiens ab. Nach dem Frühstück ging er aus, um Cigarren zu kaufen, kehrte aber nicht wieder. Lachmann und Frau Heine gaben sich natürlich alle Mühe, den Verschwundenen aufzufinden, wandten sich an Behörden, setzten Belohnungen aus, dingten Leute ihnen suchen zu helfen. Erst vierzehn Tage nachher, bei einem wiederholten Besuche auf der Polizeipräfectur erfuhr Lachmann, das ein Amerikaner im städtischen Irrenhaus Sainte=Anna untergebracht worden sei. Er eilte hin und nach mehreren nachdrücklichen Versuchen wurde er dem Amerikaner vorgestellt. Es war sein Freund Heine, der ihm vor Freuden in die Arme fiel. Jetzt waren aber noch verschiedene Schritte bei der Seine= und Polizei=Präfectur, sowie der Armenverwaltung nöthig, um den Bankier aus der Anstalt befreien zu können. Herr Heine war beim Cigarrenkaufen um eine Straßenecke gegangen, wollte etwas die Umgebung sehen, hatte sich dann aber bald verirrt, so daß er schließlich in eine entfernte Vorstadt gerieth. Als er dort sich an die Vorübergehenden wandte um in seinen Gasthof zurück zu gelangen, verstand ihn kein Mensch, da er nur englisch sprach, das Volk sammelte sich um ihn, aber je mehr er suchte sich verständlich zu machen, desto aufgeregter wurden die Umstehenden und er selber, darauf führten ihn zwei Polizisten zum Polizeikommissar, der ihn nun ohne Weiteres als Irrsinnigen nach der Anstalt beförderte. Der Irrenarzt Dr. Legrand de Saule fand den Neuankömmling ebenfalls in bedenklichem Zustande. Als nach einigen Tagen einer der Angestellten der Anstalt, welcher englisch spricht, Herrn Heine zu Gesicht bekam und mit ihm sprach, erfuhr er sofort den ganzen Sachverhalt und sah ein, daß der neue Gast vollständig geistesgesund war. Man sollte meinen, daß nach dieser Entdeckung Heine sofort entlassen worden wäre. Aber, Gott bewahre; das Einzige, was geschah, bestand in der Meldung, daß der neue "Irre" aus New=York sei, was man dem nordamerikanischen Gesandten mitzutheilen sich anschickte. Unterdessen kam Lachmann nochmals auf die Polizei=Präfektur und erfuhr die Sache. Auf diese Weise hat ein vollständig Geistesgesunder in der Weltstadt Paris vierzehn Tage im Irrenhause sitzen müssen, weil er nicht französisch sprach und sich auf der Polizei=Präfektur Niemand gefunden hatte, der englisch mit ihm hätte sprechen können. Gewiß merkwürdig, daß man in Paris, wo 20,000 Engländer und Amerikaner leben, und hunderte englischer Taschendiebe und Strauchritter jeden Tag ihrem "Geschäfte" nachgehen, keine Polizisten hat, welche deren Sprache verstehen.       (Voss. Ztg.)


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