No. 57
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Juli
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 57 Seite 1]

      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon 2. Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 in Lübeck am

Freitag, den 3. August d. Js.,
von Morgens 7 Uhr bis Abends 8 Uhr,

auf der Palinger Haide ein Prüfungs= und Gefechtsschießen abhalten wird.
     Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis zum Försterhaus Wesloe, die Straßen vom Försterhaus Wesloe bis Schlutup, Schlutup bis Palingen und Palingen bis Brandenbaum begrenzt wird, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums an dem gedachten Tage bei Strafe verboten.
     Schönberg, den 17. Juli 1883.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


      Dem Verein für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten in Berlin ist die erbetene Erlaubniß ertheilt worden, im hiesigen Lande Loose einer behufs Beschaffung von Mitteln zum Bau eines Hospizes auf der Insel Norderney zu veranstaltenden Lotterie mit in Gold= und Silbergegenständen bestehenden Gewinnen, deren Ziehung am 15. Januar 1884 in Berlin stattfinden wird, zu vertreiben.
     Neustrelitz, den 9. Juli 1883.

Großherzoglich Mecklenburgische Landes = Regierung.
F. v. Dewitz.


     Nr. 14 des Offic. Anzeigers pro 1883 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.
     (1.) Bekanntmachung, betreffend die Aufführung der Gemeindeforsten, Stiftungsforsten und Genossenforsten bei der angeordneten statistischen Erhebung der landwirthschaftlichen Bodenbenutzung.
     (2.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats Juni 1883.


Politische Rundschau.

Gegenüber der Aeußerung der Köln. Ztg., daß das staatliche Arsenal noch genügende Waffen gegen die römische Curie enthalte, falls nur der Muth nicht fehle, dieselben entschlossen und nachtheilig anzuwenden, sagt die Nordd. Allg. Ztg., die Waffen seien überhaupt bis jetzt nicht aufgegeben, die Anzeigepflicht sei mehr eine staatliche Anstands= und Ehrensache; als Waffe sei sie stumpf und unwirksam und diene höchstens dazu unverträglichen Geistlichen, gegen welche ein Einspruch nicht erhoben, den Nimbus der staatlichen Approbation zu verleihen. Soweit es auf die Waffen ankomme, werde sie der Staat niemals in den Präventiv=, sondern nur in Repressions=Maßregeln finden können, wozu am wenigsten der jetzigen preußischen Regierung der Muth fehlen würde. Die Frage liege aber gar nicht auf dem Gebiete von Muth und Kampf, sondern auf dem ruhiger Erwägung, was für den Staat und seine Angehörigen nützlich sei. Der Staat gab daher das Messelesen und Sacramentspenden frei, was er schon jetzt ohne Gefährdung der staatlichen Autorität thun konnte, um die preußischen Katholiken nicht länger auf die langerhoffte Theilnahme der Curie warten zu lassen.
Die Kreuz=Zeitung bringt einen bemerkenswerthen Artikel: "Preußen und der Vatikan". Der Artikel führt aus, daß die Kurie sich hinter Formfragen stecke, während die preußische Regierung die Bedrängnisse ihrer katholischen Unterthanen beseitigen wolle. "Unter diesen Umständen muß man sich vielleicht auf eine Aktion seitens der Kurie gefaßt machen. Zunächst besteht für die Regierung und für Alle, die den "Culturkampf" beseitigen wollen, nur die Aufgabe, im Interesse der katholischen Bevölkerung die bestehenden kirchlichen Nothstände zu beseitigen. Ob wir zum Frieden mit der Kurie gelangen, hängt in diesem Augenblick lediglich von ihren eigenen Entschließungen ab."
Nachdem die versuchsweise Ausrüstung verschiedener Truppentheile der Armee in Spandau, Königsberg, Stettin und Mainz mit Repetir=Gewehren stattgefunden, um die Brauchbarkeit derselben für das Feld und in der Hand der Mannschaft selbst zu erproben, sind auch die Matrosen und Seesoldaten des Deutschen Panzer=Geschwaders mit dieser Waffe ausgerüstet worden.
Die Nachricht, daß sich der präsumtive Thronfolger von Würtemberg, Prinz Wilhelm, mit der Schwester der Prinzessin Wilhelm von Preußen verloben dürfte, ist geeignet, einen sehr erfreulichen Eindruck zu machen. Bliebe Prinz Wilhelm unvermählt, so wäre für das überwiegend protestantische Würtemberg die Gefahr gegeben, einen katholischen Herrscher zu bekommen und zwar den mit einer österreichischen Erzherzogin vermählten Herzog Philipp von Würtemberg, da die sonst noch vorhandenen Prinzen des würtembergischen Hauses theils unverheirathet sind, theils in morganatischer Ehe leben.
Die Cholera in Egypten greift weiter um sich, ist aber bis auf geringe Ausnahmen auf den östlichen Theil der Delta's beschränkt geblieben. Es sterben jetzt täglich 150 Menschen an der Krankheit.
Nach einer Privatdepesche des Frankf. J. ist in Kiew die Cholera ausgebrochen. Kiew liegt am Dnjeper, 400 Kilometer von der österreichischen (galistschen) entfernt. - In Kairo sind am 18. ds. 68 Personen an der Cholera gestorben.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 57 Seite 2]

- In Bezug auf den Tisza=Eszlarer Prozeß wird aus Budapest offiziös angekündigt, daß nach Abschluß desselben eine Disciplinar=Untersuchung über das gerichtliche Verfahren werde eingeleitet werden, möge das Urtheil lauten wie es wolle und, sofern es nicht freisprechend laute, der Prozeß der 2. Instanz solle überwiesen werden.
- Die sächsische Lausitz ist vor einigen Tagen von einer ähnlichen Heimsuchung betroffen worden, wie vor drei Jahren. Ein schrecklicher Wolkenbruch hat die Gegend von Eibau, Olbersdorf, Ebersbach, Friedersdorf, Neusalza, Oderwitz, Leutersdorf, Seifhennersdorf, Warnsdorf und wie die Orte alle heißen überschwemmt, die Fluren verwüstet, Häuser und Menschenleben vernichtet. Das Unwetter erstreckte sich bis ins Elbthal, überall durch Blitz, Hagel und Orkan Verwüstung anrichtend. (Zur selbigen Zeit auch verheerende Gewitter in England etc.)
- Zur Feier der Einweihung des Burschenschaftsdenkmales in Jena haben sich bereits 1400 Burschenschafter gemeldet.
- Am 16. d. ist das Kniestück des Germania=Denkmals auf dem Niederwald, der schwerste Gußtheil des Standbildes, 17 000 Pfund wiegend, glücklich an seine Stelle gebracht worden. Die Arbeit nahm die Zeit von 10 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags in Anspruch. Böllerschüsse verkündeten den glücklich vollendeten Aufzug.
- Kein Berg in Europa ist mit der Zeit mehr vor einer Zahnradbahn oder Durchtunnelung sicher. Letzteres Schicksal haben die Franzosen jetzt dem alten Mont=Blanc zugedacht. Es handelt sich hier aber um einen Tunnel von 5 Stunden Länge. - Die Spanier wollen einen Tunnel unter der Meerenge von Gibraltar nach Afrika bauen als Ersatz für das kaltgestellte Project des Canaltunnels.
- Der Flügeladjutant des Kaisers, Graf Lehndorf, hatte gegen den Eisenbahnfiscus Klage angestrengt, wegen einer Expropriation, wobei Lehndorf circa 3 Millionen Mark gefordert, aber nur 1 Million zuerkannt erhalten hatte. Das Berliner Landgericht hat nun das Urtheil gefällt, dahin lautend, daß der Eisenbahnfiscus ihm 1,137,500 M. nebst 5 Procent Zinsen vom 25. Juni 1878, dem Tage der Auflassung, zu vergüten und zwei Drittel der Kosten zu tragen habe.
- Ein Amerikaner Namens Wright bekämpft das Lesseps'sche Project "die Wüste Sahara durch Einführen von Wasser aus dem Mittelmeer in einen riesigen See zu verwandeln."
Herr Wrigth hat insbesondere hervorgehoben, daß man auch die Einwirkung der Ueberfluthung eines halben Weltteiles auf die Wärme und den Feuchtigkeitsgehalt, also auf das Klima der ganzen nördlichen Erdhälfte, in Berücksichtigung zu ziehen habe, und daß sich in dieser Beziehung dem Projecte schwerwiegende Bedenken entgegenstellten. Die Wüste Sahara sei ein großer Wärmestrahler und bewirke mit dem Golfstrome vereint eine Verschiebung des Wärme=Aequators nach Norden zu. Eine Aenderung dieses Verhältnisses würde gewiß eine Erniedrigung der Temperatur in ganz Europa zur Folge haben. Die Sahara wirkt ferner ähnlich wie ein mächtiger Schwamm, indem sie von einer kolossalen Landfläche alle Feuchtigkeit der Luft aufsaugt und verdampfen läßt und dadurch das Klima der östlichen Erdhälfte (Amerikas) regulirt und verbessert. Die große Wüste dient auch als Sturmbrecher der furchtbaren Tornados auf deren Wege von den Tropen nach Europa, indem sie diese Stürme abschwächt und aufhält. Der Wüstensand zerstört ferner im größten Umfange die Krankheitsstoffe aus dem Innern Afrikas. Endlich aber müßte das Wasser des großen Landsees durch fortwährende Verdunstung immer salziger und schließlich eine mächtige Salzlache werden, an welcher Leben und Vegetation untergehen muß. Das Sahara=Meer würde also nur für kurze Zeit Leben und vielleicht auch günstige Verkehrsbeziehungen mit dem Innern Afrikas schaffen, für die Zukunft aber nur vollständiges Aufhören aller Vegetation und alles Lebens auf einer Fläche verursachen, die größer ist, wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Das wäre alles gut und wohl, wenn Herr Wright nicht gegen eine riesige Windmühle ankämpfte und eine fast französische Unwissenheit an den Tag legte. Erstens hat Lesseps gar nicht den Plan, die Sahara unter Wasser zu setzen, sondern nur die Niederung, in der die algerischen Schotts liegen (eine von Osten nach Westen sich erstreckende Reihe von Seen, die in einer Vertiefung von 50 bis 80 Fuß unter dem Meeresspiegel liegen), 2) bildet die Sahara selbst eine Platte, die durchschnittlich über 600 Fuß über dem Meere liegt und Gebirge bis zu 6000 Fuß aufweist; 3) ist das Schreckbild der todten Salzlache ganz gegenstandslos, denn sonst hätte das rothe Meer vor der Durchstechung der Landenge von Suez längst eine solche todte Salzlache sein müssen; 4) ist der Flächeninhalt der Sahara keineswegs größer als der der Vereinigten Staaten, sondern um gut ein Drittel kleiner. Die Fläche, die Lesseps unter Wasser setzen will, macht noch nicht den 50. Theil der Sahara aus und wird weder in klimatischer noch in hygieinischer Hinsicht einen Einfluß auf Europa oder Amerika ausüben.
- Der Berner "Bund" bringt über den Stoff der Scheffel'schen Dichtung "Der Trompeter von Säckingen" folgende Mittheilung, welche er aus dem Munde von Säckinger Bürgern erfahren haben will. Werner Kirchhöfer, ein Bürgerssohn aus Säckingen und in edler Musika bewandert, musicirte mit seinen Genossen öfter im Schlosse des Freiherrn, der als Musikliebhaber sich eine Art Hofcapelle errichtet hatte. Des Freiherrn einziges Töchterlein fand Wohlgefallen an dem schmucken jungen Manne und bezeigte solches in mancher Weise; und da auch Werner für solche Huld nicht unempfindlich war, so entspann sich ein inniges Verhältniß zwischen Beiden, bis eines Tages der gestrenge Freiherr dessen inne ward, Werner das fernere Betreten des Schlosses verbot und das Töchterlein in strenge Obhut nahm und sie als Hoffräulein nach Wien zu bringen beschloß. Werner, des Umganges mit der Geliebten beraubt, fühlte sich nicht mehr behaglich in der Waldstadt Mauern und beschloß, im Wandern Trost in der Liebe Leid zu suchen. Zuvor aber wollte er sie, die ihn über Alles liebt, nochmals sehen und trotz der väterlichen Ueberwachung ward eine Zusammenkunft ermöglicht, auf Augenblicke zwar nur, aber doch lange genug, daß die Geliebte Werner von dem Plane ihres Vaters, sie nach Wien zu bringen, Kenntniß geben konnte und ihn dadurch bestimmte, sich ebenfalls dahin zu wenden. Aber wie sich wiederfinden in der fremden großen Stadt? Doch auch dafür wußte die Liebe Rath. Margaretha's Namenszug, von ihr ans Kirchenthor geschrieben, sollte das Zeichen und Mittel des Wiederfindens werden. Werner zog nun von hinnen und schloß sich einer Musikbande an, mit welcher er des heiligen römischen Reiches Gauen durchzog bis er schließlich zur Kaiserstadt an der schönen blauen Donau gelangte. Hier schien ihm wieder ein besserer Stern aufzugehen, seine musikalischen Talente erregten Aufmerksamkeit; er hatte Gelegenheit, sich in solchen weiter auszubilden und ward Hof= und Domcapellmeister. Da erblickte er eines Tages am Portale des Domes Margaretha's Namenszug, der ihm Kunde gab, daß die Geliebte in der Nähe weile. In seiner Aufregung vermochte er mit Mühe nur seiner Pflicht als Domcapellmeister zu genügen, und kaum war der Gottesdienst beendet als er sich beim Portale aufstellte, um sie nach so langer Trennung wieder zu sehen. Da öffneten sich des Domes hohe Pforten, der kaiserliche Hof trat heraus, und in der Hoffräulein Reihen befand sich Margaretha. Diese, Werner erblickend, sank vor freudigem Schrecken in Ohnmacht. Diese plötzliche Ohnmacht erregte das Aufsehen des kaiserl. Gefolges und des Hofes und der Kaiser selbst erkundigte sich auf das angelegentlichste nach dem Vorfalle. Da bekannte Margaretha die Ursache; sie, wie Werner, gewannen des Kaisers Gunst, so daß er den Letzteren in den Adelsstand erhob und der Beiden Verbindung vermittelte. Auch der alte Freiherr, dem das einsame Leben in seinem Schlosse am Rhein längst zuwider, war nun zufrieden und hieß Beide bei ihrer Ankunft willkommen.
- Der Räuberhauptmann Kohlenberg, der endlich in Spandau dingfest gemacht worden, kam nach seinem letzten verunglückten Fluchtversuch in Münster vor etwa zwei Jahren nach Spandau, wo er sich geisteskrank stellte und zu seiner gründlichen Beobachtung nach der neuen Charite in Berlin überführt, wurde hier als Tobsüchtiger behandelt, mußte die Zwangsjacke anziehen und wurde in einer Isolirzelle beobachtet. Hier gelang es ihm durch fortwährendes

[ => Original lesen: 1883 Nr. 57 Seite 3]

Drehn und Wenden des Körpers erst den einen Fuß dann den andern und schließlich den Oberkörper aus der Zwangsjacke herauszuwinden. Er bog dann die eisernen Traillen vor seinem Fenster auseinander, zwängte sich hindurch und Sprang aus dem zweiten Stockwerk in den Charitegarten hinab. Hierbei fiel er so unglücklich, daß er sich das Rückgrat verstauchte und eine ganze Zeit liegen bleiben mußte, bis er sich einigermaßen wieder erholt hatte. Darauf erkletterte er einen an der Gartenmauer stehenden Baum, um mit Hülfe eines nach der Straße hinaushängenden Astes zu entkommen. Dieser Ast brach jedoch und Kohlenberg fiel anstatt auf die Straße in den Garten zurück, wo er von den Wächtern gefunden und in die Anstalt zurückgebracht wurde. Während er nun hier in der Krankenstation lag, dachte er an nichts weiter als an seine Flucht. Er fertigte aus dem Draht von Patent=Bierflaschen in unbewachten Augenblicken Dietriche. Als seine Heilung beinahe vollendet stand er eines Nachts auf, öffnete mit seinen Dietrichen fünf bis sechs Thüren der Reihe nach, ging durch eine Stube, wo sechs Wärter schliefen und gelangte in den Corridor. Von hier betrat er das Zimmer der Aerzte, bekleidete sich hier mit dem vollständigen Anzug eines dieser Herren, steckte gleichsam zur Legitimation ein chirurgisches Besteck zu sich und betrat mit einem Kaisermantel bekleidet und einem Kalabreser auf dem Kopfe den Charitegarten. Hier traf er die Wächter, fragte nach der Zeit, ließ sich Feuer für seine Cigarre geben, und entfernte sich unter Verabreichung eines Trinkgeldes freundlich grüßend, angeblich um noch einen Krankenbesuch zu machen. Diese Flucht geschah in der Nacht zum 10. Oktober 1881. Von hier aus wanderte er durch Brandenburg und Sachsen nach Böhmen und wurde in Oesterreich festgehalten. Er wurde jedoch wieder freigelassen. Während seiner steckbrieflichen Verfolgung hatte K. sich vorübergehend in Spandau aufgehalten und die Frechheit soweit getrieben, mit einem Polizeidiener in einer Restauration Billard zu spielen. K. ist dieser Tage ins Zuchthaus zu Halle eingeliefert worden.
- Ein "alter Soldat" (ehemaliger Hauptmann) veröffentlicht mit der Bitte um Weiterverbreitung seine Erfahrungen auf dem Marsch während der Hitze, aus denen wir, auch zu Nutz und Frommen von Touristen, das Wichtigste entnehmen. Der alte Soldat schreibt: Das Tabackrauchen, sei es aus Pfeifen oder seien es Cigarren, ist bei allen körperlichen Anstrengungen (also auch auf dem Marsch), besonders aber in hoher Temperatur durchaus schädlich. Es absorbirt von den Schleimhäuten der Mundhöhle die Schleimabsonderung, welche fortwährend in Thätigkeit bleiben muß, um den Magen functionsfähig, und die bezüglichen Nerven gesund zu erhalten. Der durch Schnaps gesuchte Reiz und die Sucht das Gefühl des Austrocknens der Schleimhäute zu vertreiben, täuscht nur, und erzeugt einen Ueberreiz, der den Magen und das ganze Nervensystem abstumpft und den Köper also weniger leistungsfähiger macht. - Die narkotische Wirkung des Tabacks auf die Kopfnerven, von denen ja das ganze Nervensystem ausgeht und abhängt, kommt dazu um die ganze Leistungsfähigkeit des Körpers, und auch der Willenskraft herabzustimmen. - Als Ersatz für das Rauchen empfiehlt er, eine dünne Scheibe von einer Zwiebel oder ein kleines Stückchen zwischen die Lippen oder auf die Zunge zu nehmen. Das errege den vertrockeneten Speichel von Neuem und erfrische die Nerven des Mundes und der Nase. Noch stärker wirke das kleinste Stückchen Knoblauch. Ein Halm wilden Knoblauchs zwischen den Lippen erfrischt die Nerven, während eine Cigarre sie betäubt. Das Blatt oder der Stiel vom wilden Sauerampfer thut ähnlichen Dienst, ja jeder Gras= oder Getreide=Halm zwischen Zähnen und Lippen hat dieselbe wohlthätige Wirkung, das Austrocknen des Mundes zu verhüten. Dann empfiehlt er die richtige Eintheilung der Marschleistung in Marsch und Ruhe. - Je heißer die Temperatur, desto öftere Rendevous, um Lunge und Herz vor Ueberspannung zu bewahren. Ein falscher Ehrgeiz, auf eine besondere Marschleistung pochen zu können, hat oft mehr Opfer gekostet als an den Tag gekommen sind. Es ist daher Sache der höheren Commandeure, diesen Anreiz nicht zu geben, sondern ihn zu verbieten. Eine Truppe, die spät, aber gesund in das Quartier kommt, kann diese Leistung lange fortsetzen. - Will man den Marsch in der Hitze ganz vermeiden, so ist es besser ihn bei Nacht zu machen, als mit der Morgendämmerung zu beginnen. In letzterem Falle entbehrt der Soldat meist der seinem Körper unentbehrlichen Stärkung durch den Schlaf; denn im Quartier wird er durch die anders laufenden Lebensgewohnheiten der Einwohner, auch wohl durch deren Gastlichkeit oder durch eigene gesellige Neigung abgehalten, bei Zeiten das Lager zu suchen; wenn der Abmarsch auf vier Uhr des Morgens gesetzt wird, so muß der Soldat um 3 Uhr spätestens das Lager verlassen; in Quartieren von mehreren Soldaten stört außerdem einer den Andern; das Frühstück ist oft nicht bereit. Der Soldat eilt dann nüchtern zum Stellungsplatz, sucht in einem Schnaps die nöthige Stärkung und legt schon dadurch den Grund zu seiner nachher doppelt fühlbaren Schwäche. Nach einem Nachtmarsch fordert die Natur von selbst ihr Recht und zieht den Ermüdeten zu dem Schlaf bringenden Lager.


Anzeigen.

Aufgebot.

Die Ehefrau des Altentheilers Weber Wilhelmine geb. Murjahn zu Ziethen hat das Aufgebot eines der weiland Ehefrau des Krügers Johann Heinrich Murjahn in Ziehen ertheilten Attestes über die am 16. Februar 1843 geschehene Eintragung einer derselben zuständigen, sodann angeblich auf die Ehefrau des Altentheilers Weber Wilhelmine geb. Murjahn in Ziethen übergegangene Illatenforderung von 118 Thaler N. 2/3 zu voll sub I des über das zu Ziethen belegenen Gehöfts des Krügers Johann Heinrich Murjahn, jetzt des Ernst Thies niedergelegten Hypothekenbuchs beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert. spätestens in dem auf

Freitag den 28. September 1883,
Vormittags 11 1/2 Uhr

vor dem unterzeichneten Gerichte Sessionszimmer II, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Schönberg, den 14. Juli 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.) Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Veröffentlicht
                                                    H. Diederich,
                                                    Amtsgerichts=Actuar.


Aufgebot.

Die Ehefrau des Schulzen Lühr zu Lüdersdorf Marie geb. Techau hat das Aufgebot eines von dem vormaligen Großherzogl. Justizamte zu Schönberg i. M. als Hypothekenbehörde unterm 22. December 1843 auf den Namen des am 15. Juni 1857 verstorbenen Schulzen=Altentheilers Hans Jochen Werner zu Lüdersdorf ausgestellten Hypothekenscheins - lautend über eine dem letzteren zustehende, Fol. IV. des über die Schulzenstelle zu Lüdersdorf niedergelegten Hypothekenbuches eingetragene Altentheilsforderung - welcher angeblich abhanden gekommen ist, beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf

Freitag den 12. October 1883,
Vormittags 11 Uhr

von dem unterzeichneten Gerichte Sessionszimmer II, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Schönberg i./M., den 14. Juli 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.) Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Veröffentlicht
                                                    Amtsgerichtsactuar H. Diederich.


Auctions=Anzeige.

Am Mittwoch den 25. Juli d. J. Nachmittags 4 1/2 Uhr werde ich auf der Feldmark Lüdersdorf

40 bis 50 Stiege Roggen in passenden Cavelingen

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigern.
Versammlung der Käufer um 4 Uhr beim Wärterhause zwischen Lüdersdorf und Herrnburg.
Schönberg, den 18. Juli 1883.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


[ => Original lesen: 1883 Nr. 57 Seite 4]

Verlag von Baumgärtner's Buchhandlung, Leipzig,
Zu beziehen durch jede Buchhandlung.

Soeben erschien:

L. A. Albert's Englischer Dolmetscher.
Anweisung, die englische Sprache binnen kurzer Zeit leicht und ohne Lehrer zu erlernen, mit genauer (deutscher) Angabe der Aussprache und der richtigen Betonung. Mit kurzem Wörterbuch für den täglichen Gebrauch und Rathschlägen für Auswanderer.
12. völlig neubearbeitete Auflage, 1883. Mit mehreren Karten und Illustrationen. Eleg. geb. 2 M. 40 Pfennig.
In dieser neuen Auflage sind insbesondere die "Rathschläge" völlig umgearbeitet worden. Es ist hier zum ersten Male der Versuch gemacht, dem nach Amerika Auswandernden, für welche ja der Albert ganz besonders bestimmt ist, in einigen kurzen aber völlig erschöpfenden Capiteln Alles für dieselben Wissenswerthe zu bieten. In 2 Bogen erhalten dieselben Alles, was sie zu wissen brauchen. Beigegeben sind außerdem 1 Routenkarte und eine Karte der Verein. Staaten, sowie Abbildungen und Pläne von New=York, Castle Garden u. s. w.
Im vorigen Herbst erschien ferner:

Dr. C. Caspari's Homöopathischer Haus- und Reisearzt.
Mit besonderer Berücksichtigung der Frauen= und Kinderkrankheiten, sowie der Unfälle, welche sofortige Hülfe erfordern.
12. völlig neubearbeitete Auflage. 1882. Mit zahlreichen Illustrationen Eleg. gebdn. 3 M.

Diese neue Auflage ist um mehr als 100 Druckseiten vermehrt worden und ist zur Zeit das neueste Werk auf diesem Gebiete. Insbesondere berücksichtigt sie alle neuen Erscheinungen der letzten Jahre, wie die Esmarch'sche Verbandslehre, Jäger'sche Neuralanalyse und insbesondere die jetzt so viel Aufsehen erregenden Dr. Schüßler'schen Mittel. Die zahlreichen u. guten Illustrationen erhöhen den Werth des Buches.


Eisenbahn    Mecklenb. Friedrich-Franz-Eisenbahn.
Am Sonntag den 5. August d. Js.
Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin
und zurück II. und III. Wagenklasse
zum einfachen Fahrpreise für Hin= und Rückfahrt.

Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min Vorm.
Abfahrt von Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min Vorm.
            ------------
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 37 Min. Abends
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr - Min. Abends
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 17 Min. Abends
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 34 Min. Abends
Abfahrt von Schönberg 10 Uhr 59 Min. Abends
Abfahrt von Lübeck 11 Uhr 25 Min. Abends
Die Billets zum einfachen Fahrpreise (Doppelbillets) berechtigen für die Rückfahrt nicht allein zur Benutzung des Extrazuges Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch der fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 4 Min. Morgens und um 1 Uhr 40 Min. Nachmittags abgehenden Personenzüge am 7. August c.
In Wismar werden am 5. August zu dem 7 Uhr 52 Minuten Morgens abgehenden Zuge ebenfalls Doppelbillets nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 5. und 6. August berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird nicht gewährt.

Die Direction.


Reichs-Versicherungs-Bank Bremen.
Brautaussteuer= u. Wehrdienst=Versicherungs=Gesellschaft. a. G.

Obige durch mich vertretene Bank halte zur Versicherung der Kinder im Alter von 1 Monat bis zu 5 Jahren inclusive und zu Beträgen von Mk. 1000 bis Mk. 10,000 Reichw. unter coulanten Bank=Bedingungen den resp. Eltern auf's Angelegentlichste empfohlen, sowie zur Ertheilung jeder gewünschten Auskunft stets bereit bin.
Schönberg im Juni 1883.

Chr. Rieckhoff.       


Versammlung
des Imkervereins
am Sonntag den 29. Juli
Nachmittags 3 Uhr
beim Herrn Gastwirth Eckmann in Carlow.
                                                                              Der Vorstand.


Gesucht zu sogleich oder Michaelis
ein junges Mädchen, welches Lust hat die Meierei zu erlernen von                          
                                                    H. Lehmkuhl.
Wahrsow bei Lüdersdorf.                          


Gesucht zum 1. August

für Lübeck ein junges Mädchen im Bäckerladen und zur Hülfe im Häuslichen. Schriftl. Offerten sub Ho. 2360 b befördert Haasenstein & Vogler, Lübeck.


Gesucht
einige Erntearbeiter in Torisdorf, Tagelohn 2 M. 50 Pfennig.                          
                                                    H. Schwarz.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 23. Juli 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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