No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Mai
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1883 Nr. 39 Seite 1]

      Nr. 10 des Offic. Anzeigers pro 1883 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
            II. Abtheilung.
      (1.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats April 1883.
      (2.) Bekanntmachung, betr. die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamter.


Kaiser Wilhelm hat vor Kurzem in einem Briefe an den Kriegsminister Brousart von Schellendorf sich über den Rücktritt des Admirals v. Stosch und des Kriegsministers von Kameke dahin ausgesprochen, daß sie die Commandogewalt des Kaisers dem Reichstage gegenüber nicht genügend gewahrt hätten. Zuerst brachte die Kölner Zeitung diese Nachricht und dann viele Berliner Blätter.
Der Kaiser hat dem Vater des Finanzministers, Geheimen Sanitätsrathe Scholz, und dessen Familie den erblichen Adelstitel verliehen.
Der Reichskanzler hat in der letzten Zeit verschiedenen Persönlichkeiten gegenüber sich ziemlich trübe über seinen Gesundheitszustand geäußert, was zu jedenfalls übertriebenen Gerüchten im Publikum bezüglich seines Befindens geführt hat. Fürst Bismarck ist an regelmäßiger Bewegung im Freien gehindert, es beeinflußt dies ungünstig sein Allgemeinbefinden. In einem Schreiben, mit welchem der Reichskanzler sich für die ihm gewordene Einladung zum Besuch der Hygiene=Ausstellung bedankt, erklärt derselbe, daß sein Gesundheitszustand ihm zu seinem Bedauern nicht gestatten werde, der Einladung nachzukommen.
Wie es heißt, geht die Reichsregierung jetzt mit der Absicht um, demnächst mit der Gründung eines Reichsversicherungsamtes vorzugehen.
Aus dem Umstände, daß durch Cabinetsordre vom 5. Mai d. J. drei General=Majore, vier Obersten, sechs weitere Stabsoffiziere und sieben Hauptleute bezw. Rittmeister und Premier=Lieutenants verabschiedet oder zur Disposition gestellt worden sind, will man den Schluß ziehen, daß man in den höchsten Kreisen mit Zuversicht auf das Zustandekommen des neuen Militärpensionsgesetzes rechnet. Der Kaiser soll nämlich angesichts der wenig günstigen Aussichten bei der ersten Verhandlung über dies Gesetz damals eine größere Zahl von Abschiedsgesuchen zurückgestellt haben, bis die Aussichten sich bessern würden.
Dem St. Joh. Anz. zufolge ist vor einigen Tagen ein Sergeant der rhein. Feld=Artillerie=Reg. Nr. 8 in Koblenz wegen Mißhandlung von Untergebenen zu 6 Monaten Festung verurtheilt und degradirt worden.
Wohl niemals ist eine Krönungsfeierlichkeit unter so außergewöhnlichen und erschwerenden Umständen ins Werk gesetzt worden, wie die bevorstehende Krönung des russischen Kaisers. Wenn man auch der russischen Presse Stillschweigen aufzuerlegen vermag über die fiebernde Angst, welche die Gemüter beherrscht, und die unglaublichen Maßregeln, welche zur Sicherheit des Zaren getroffen worden, so kann man es doch nicht verhindern, daß Privatberichte in das Ausland dringen, welche von der peinlichen Lage von den ängstlichen, bis in die intimsten Beziehungen des Privatlebens eingreifenden Vorkehrungen Kunde geben, vermöge welcher man verderblichen Explosionen der großen Pulvertonne, Rußland genannt, vorzubeugen bestrebt ist. Daß es in Moskau und auf allen Etappen zwischen Petersburg und der Krönungsstadt von geheimer Polizei wimmelt, ist unter den gegebenen Verhältnissen selbstverständlich. Alle Gesellschaftsklassen, namentlich Kutscher und Kellner, sind mit Agenten der geheimen Polizei durchsetzt. Zahlreiche Bewohner Moskaus und zwar Alle, auf denen nur ein entfernter Verdacht der Unzufriedenheit ruht, sind bis nach Beendigung der Krönungsfeierlichkeiten ausgewiesen worden, und selbstredend wird die Fremdenpolizei mit der peinlichsten Sorgfalt gehandhabt. Sämmtliche Gasthäuser und Privatlogirhäuser stehen unter der schärfsten polizeilichen Kontrolle. Nach 11 Uhr Abends wird Niemand mehr eingelassen und wer sich nach 12 Uhr in einem fremden Hause aufhält, muß vom Hauswirthe bei hoher Strafe der Polizei gemeldet werden. Unter besonders scharfer Aufsicht stehen die Bewohner derjenigen Straßen, durch welche sich der Krönungszug bewegen soll. Zur Erleichterung ihrer Ueberwachung sind sie im Geheimen gezählt und in Listen eingetragen worden, und ihre Häuser werden täglich zweimal vom Keller bis zum Dach untersucht. Aus allen Maßregeln leuchtet das Bewußtsein hervor, daß man sich auf einem Vulcan befindet, und die Angst, daß trotz aller Sorgfalt dennoch eine Katastrophe hereinbrechen könnte. Alle Betheiligten werden erst wieder leichter athmen, wenn die beängstigende Lage durch Beendigung der Feierlichkeit beseitigt sein wird.
Der Pariser Correspondent des "Times" behandelt in einem, mehr als zwei Spalten des Blattes füllenden Berichte die Verhandlungen zwischen dem Vatican und Deutschland, und glaubt eine baldige Beilegung des leidigen Conflicts in Aussicht stellen zu können. Er zollt Herrn von Schlözer die rückhaltsloseste Anerkennung und vergleicht ihn mit Cardinal Jacobini, dessen Lebhaftigkeit sich in grellem Gegensatze zu dem reservirten Benehmen des preußischen Abgesandten befindet.
Vor einigen Tagen wurde in Dublin ein Circular verbreitet, welches die Namen und Adressen aller Geschworenen enthielt, die in den Irischen Staatsprozessen gegen die Phönixpark=Mörder und "Invincibles" die Angeklagten schuldig befunden hatten. Der Zweck dieses Circulars an das Irische Volk war offenbar der, zur Rache gegen die "verrätherischen" Jurymänner aufzustacheln und die Geschworenen einzuschüchtern. Der Polizei ist es nun gelungen, die Drucker und den Besteller dieser Brandschrift in Liverpool zu ermitteln, und standen dieselben bereits vor dem Polizeirichter der Mersey=Stadt. Die Verhandlung wurde bis zum Montag vertagt, und die Angeklagten: Patrick O'Brien, ein Kohlenhändler und Secretair der Liverpooler Landliga, als Besteller, und Michael Hynes und Patrick Slater als Drucker des Circulars, gegen hohe Bürgschaften (1000 Pfd. Sterl.) bis zum nächsten Verhandlungstag auf freien Fuß gesetzt.


Unliebsame Hausgäste.

Zu den unliebsamsten Hausgästen gehören unstreitig die Kleidermotten, diese erbarmungslosen Verwüster der Kleiderstücke, Pelzsachen und Polster.

[ => Original lesen: 1883 Nr. 39 Seite 2]

Man kennt hauptsächlich zwei Arten, eine kleinere und eine größere, die in ihrer Lebensweise jedoch vollständig übereinstimmen. Die Schmetterlinge der kleineren Art zeigen auf den Vorderflügeln einige dunklere Flecke, welche der größeren aber mangeln. Die Raupe der ersteren Art lebt im Pelzwerk und in den Roßhaaren der Polster, die von dieser Art dagegen in Wollenstoffen. Der an sich durchaus harmlose Schmetterling legt seine weißen Eierchen an die genannten Gegenstände, an das Pelzwerk so lose, daß sie sich leicht abklopfen lassen, wenn man noch zu rechter Zeit kommt, denn nach 8 bis 12 Tagen bekommen sie schon Leben. Die weißlichen durchsichtigen Räupchen mit dunklem Köpfchen bereiten sich aus dem Abnagsels ihres Futters kleine Gehäuse, die sie mit ihrem Wachsthum in kunstvoller Weise vergrößern. Von der Mitte eines Tuchstückes etc. beginnt der Bau und setzt sich gleichmäßig nach beiden Seiten fort, indem der Insasse ein Mal mit seinen Spinn=Apparat den vorderen, ein anderes Mal den hinteren Rand bearbeitet. Wird die Wohnung zu eng, so schneidet sie der kleine Futteralmacher der Länge nach ein Stückchen auf, wie mit einer Scheere, und setzt in Tagesfrist ein Stück dazwischen; dann wendet er sich um, vollendet nach der anderen Seite den Durchschnitt, oder bringt die Fortsetzung desselben auch an einer anderen Stelle an, und webt dort ebenfalls ein

Fortsetzung in der Beilage.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Klocksdorf sub Nr. 3 belegene Kleinkäthnerstelle c. p. des Joachim Dettmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 2. Juli d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 4. April 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Antragsmäßig soll über die zu Walksfelde sub Nr. V. belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Hauswirths Groth daselbst, Margaretha geb. Möller, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Donnerstag den 5. Juli 1883
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. April 1883.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Zur Zwangsversteigerung der in Folge begründeten Antrags beschlagnahmten, dem Maurergesellen Joachim Haase zu Selmsdorf gehörigen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
      1. der Verkaufstermin auf

Dienstag den 26. Juni 1883
Vormittags 11 Uhr

      

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag den 24. Juli 1883
Vormittags 11 Uhr

ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), so weit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismitteln, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag den 26. Juni 1883
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen. Sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 1. April 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Alle die noch Forderungen an die verstorbene Rademacherwittwe J. Schwarz haben, werden aufgefordert ihre Rechnung bis zum 26. Mai d. J. bei mir einzureichen, sowie Alle, die ihr Schulden, in gleicher Frist ihre Schuld bei mir zu berichtigen.

Chausseewärter F. Eckner.       


Büdnerei.

Wegen Wegzuges soll die frühere Schäper'sche Büdnerei, belegen an der Landstraße von Thandorf nach Schlagsdorf, vom jetzigen Besitzer unter der Hand auf ca. 20 Jahre verpachtet werden. Dieselbe besteht aus den nöthigen Räumlichkeiten, großem Obstgarten und ca. 30 Scheffel gutem Acker, direct am Hause belegen, und kann dieselbe mit Acker oder auch getrennt in Pacht gegeben werden. Uebernahme sofort oder nach Uebereinkunft. Nähere Auskunft wird ertheilt auf der Büdnerei selbst, sowie in Boitin=Resdorf, Büdnerei Nr. 2.


Pianinos neue Modelle. Billig gegen Baar oder Abzahlung

Weidenslaufer, Berlin NW.
Geehrte Anfragen werden sofort beantwortet.


Es werden die Herren Aussteller der Mecklenburgischen Landes-Gewerbe- und Industrie-Ausstellung darauf aufmerksam gemacht. dass die Wände des Hauptausstellungsgebäudes nicht mit Stoffen bespannt sind, die Decoration vielmehr den Herren Rauminhabern überlassen bleibt.
Der Unternehmer für die Decoration Herr Heinrich Burth (Inhaber A. Kaphan) Schwerin in Meckl., würde bei rechtzeitiger Beauftragung die Ausschmückung zu civilen Preisen besorgen.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


[ => Original lesen: 1883 Nr. 39 Seite 3]

Wegen Dämmung der Dorfstraße ist der Weg von Kl. Mist nach Boitin=Resdorf und Wahlsdorf vom 22. Mai an auf acht Tage gesperrt.

Die Dorfschaft Kl. Mist.       


Eiserne Gartenbänke
empfiehlt billigst                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Erhaltungspulver
hält bestens empfohlen                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Den Herren Schuhmachern von Schönberg und Umgegend mache ich hiermit die ergebene Mittheilung, daß ich das Geschäft des Herrn Jacob Söhren Nachflgr. seit dem 1. April d. J. für meine Rechnung weiter fortführe und das Spezialgeschäft des Obigen in Schuhmacherartikeln noch erweitert habe.
Durch Verbindung mit den ersten Import=Häusern und Fabrikanten bin ich im Stande, echt amerik. Holzstifte, engl., franz. und deutsche Garne, deutsche und engl. Oerter in bester Qualität billigstens zu liefen.

                                                    
Hochachtungsvoll
                                                    Wilhelm Pogge,
                                                    Lübeck, Holstenstraße 323.


Dr. Pattison's
Gichtwatte,
bestes Heilmittel gegen                           
Gicht und Rheumatismen

aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
(H. 6200)
In Packeten zu 1 M. und halben zu 60 Pfennig. bei

Herrn Senator W. Heincke.


Für Zahnleidende

Künstliche Zähne jeder Art, in Cautschouc, wie auch Platina=Gazegebisse (neu), werden stets unter Garantie geliefert, vom pract. Zahnarzt

                                                    Aug. Eduard Spelling
                                                    Lübeck,
                                                    Königstraße 670 I. Etage.


Für meine Wollspinnerei und Weberei empfehle mich mit Wolle zu kratzen, Spinnen und Wollenzeug machen. Annahme von Wolle in Carlow bei Herrn J. Rieckhof, Kaufmann; in Schönberg bei den Omnibusführern von hier. Alle 14 Tage kommt mein Fuhrwerk in Carlow und liefert es wieder fertig ab. Jeder Auftrag wird schnell und billig ausgeführt.
Rehna, Mai 1883.

Heinr. Kollmorgen,       
Wollspinnereibesitzer.         


Jürgensen & Robschuld,
Lübeck,
Hauptgeschäft: Breitestraße 959 bei der Wache,
Filiale: grosse Burgstrasse 717,
empfehlen ihre
grossartigen Läger
von
Garten u. Verandamöbeln,
Gartengeräthe aller Art,
verzinnte Drathgeflechte in grösster Auswahl,
Einfriedigungsdrath etc.,
sehr billig.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz zu Grevesmühlen.

Es wird hierdurch zur Kenntniß der Herren Vereins Mitglieder gebracht, daß die Districte in diesem Jahre von nachstehenden Herren vertreten werden:

1. District: Grevesmühlen.
          Vorsteher: Herr Möller=Parber,
          Substitut: Herr Major Görbitz=Löwitz.
2. District: Gadebusch=Hagenow.
          Vorsteher: Herr Förster Rochow=Zachun,
          Substitut: Herr Eisfeldt=Horst.
3. District: Parchim=Malchow.
          Vorsteher: Herr Quade=Malow,
          Substitut: Herr Baumann=Dietschow.
4. District: Güstrow=Sternberg.
          Vorsteher: Herr Schröder=Gr. Niendorf.
          Substitut: Herr Döhn=Holzendorf.
5. District: Neubuckow=Bützow.
          Vorsteher: Herr Uhthoff=Kl. Warin,
          Substitut: Herr Köster=Kleekamp.
6. District: Rostock=Tessin.
          Vorsteher: Herr von Walsleben=Kneese,
          Substitut: Herr Heucke=Cammin.
7. District: Malchin=Lage.
          Vorsteher: Herr Behn=Dehmen,
          Substitut: Herr Busch=Lüningsdorf.
8. District: Waren.
          Vorsteher: Herr Martens=Christinenhof.
          Substitut Herr von Hobe=Lansen.
Bis auf Weiteres ist der IX. District: das Herzogthum Strelitz, dem 8. District und der X. District: das Fürstenthum Ratzeburg dem 1. District beigelegt -
Die Formulare zu den Antragslisten sind heute unter Kreuzband an die Mitglieder abgesandt. - Statuten und Antragslisten sind von dem Unterschriebenen zu beziehen und wird bemerkt, daß keine Lege= und Eintrittsgelder gezahlt, die Schäden von den erwählten Taxanten festgestellt, für Oelfrüchte und Zuckerrüben keine erhöhten Beiträge erhoben, für Stroh und Taxkosten keine Abzüge gemacht, auch von den Beschädigten keine höheren Beiträge erhoben werden. Im Falle des Austritts finden keine Abzüge von der Entschädigungssumme statt und werden die Beiträge erst im November jeden Jahres erhoben.
Grevesmühlen den 20. März 1884.

der Secretair des Vereins      
Senator Freytag.           


Tombola-Loose à 50 Pfennig.
zum diesjährigen 2. Königschußtage den 10. Juli
sind schon jetzt zu haben.                                                    
Schönberg den 17. Mai 1883.
                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Gesucht zum 1. Juli
ein junges Mädchen zum kochen lernen.                          
Lübeck.                                                     Hôtel Brockmüller.


Sparheerde
für jeden Haushalt,
bewährtester Construktion.
Reg.-Oefen
in hübschen Mustern,
sowie sämmtliche Theile für Kachelöfen.
Den Herren
Töpfern und Schlossern empehlen wir unser großes Lager von Eisen- und Messingtheilen für Sparheerde und Oefen zu Fabrikpreisen.
Jürgensen & Robschuld,
Lübeck,
Breitestraße 959 bei der Wache.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 39 Seite 4]

Logo der Hagelassekuranz
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,
gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafteste Sicherheit und regulirt die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Interessenten.
Unser Sicherheitsfonds, bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschuß=Kasse belegt, beträgt jetzt

12,200 Mark.

Wir laden zum Beitritt in unsere Gesellschaft ein.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf.       Heitmann-Klocksdorf.       Mette-Palingen.
Oldörp-Schlag-Sülsdorf.       Ahrendt-Gr. Siemz.       Wigger-Grieben.


Von Anfang Januar bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:

  1. Vom Hauswirth J. A. Lenschow=Grieben 1 Pferd 450 Mark
  2. Vom Hauswirth Törber=Vitense 1 Kuh 135 Mark
  3. Vom Büdner Fahrenkrug=Lüdersdorf 1 Pferd 200 Mark
  4. Vom Handelsmann Ohlsen hieselbst 1 Kuh 135 Mark
  5. Vom Ackerbürger Wulff vor Ratzeburg 1 Kuh 135 Mark
  6. Vom Hauswirth Bade=Ollndorf 1 Kuh 135 Mark
  7. Vom Hauswirth Beckmann=Cronscamp 1 Pferd 500 Mark
  8. Vom Hauswirth Wietfeldt=Ziethen 1 Kuh 120 Mark
  9. Vom Hauswirth Wigger=Grieben 1 Kuh 135 Mark
10. Vom Hauswirth Creutzfeldt Erben=Niendorf 1 Starke 100 Mark
11. Vom Schulzen Sterly=Zarnewenz 1 Pferd 500 Mark
12. Vom Hauswirth Boye in Campow 1 Kuh 135 Mark
13. Vom Hauswirth Lohse=Selmsdorf 1 Pferd 450 Mark

und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 80 Pfennig pro Versicherungssumme am

Montag den 28. Mai d. J., Morgens 10 Uhr

im Gasthause des Herrn Boye hieselbst einzuzahlen.
                           Schönberg den 10. Mai 1883.

Direktion des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt=Gr. Siemz.           Wilh. Heincke.


Scheibenschießen        Scheibenschießen.

Zum Scheibenschießen am 3. und 4. Juni lade ergebenst ein.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir gehalten.
Auf einen Satz von 3 Schüssen, der 1 M. kostet, fällt nur ein Gewinn.
Tanzmusik am 4. Juni.

J. Holst, Neue=Welt.       


Herrn Gastwirth H. J. Heitmann zu Klocksdorf habe ich mit Heutigem eine Niederlage meines bekannten Selters= u. Sodawassers, sowie Brauselimonade übergeben, und bitte die geehrten Herren Wirthe und Abnehmer Ihren Bedarf, zu Fabrikpreisen, bei demselben beziehen zu wollen.

Hochachtungsvoll
Otto Bezzenberger.
Besitzer der Dom-Apotheke zu Ratzeburg.


Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.                                                    
                                                    H. 232 Q.


Heute Morgen 5 1/2 entriß uns der unerbittliche Tod unsere innig geliebte kleine Tochter Elly, tief betrauert von den Eltern

R. Harnisch u. Frau.       

Lüdersdorf, den 19. Mai 1883.
Die Beerdigung findet am Dienstag den 22. d. Mts. Nachmittags 4 1/2 Uhr in Herrnburg statt.


Scheibenschießen        Scheibenschießen.

Zu dem am Sonntag den 27. und 28. Mai bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen lade alle Freunde und Gönner ergebenst ein.

Carlow.                                                     J. Eckmann.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 21. Mai 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 39 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 39 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 22. Mai 1883.


Streifchen ein. Oefters kann man auch vier Zwickel eingesetzt sehen. Bei diesen Arten hat er das Häuschen mit einigen Fäden angeheftet und sitzt fest so lange er, nur den Kopf und die drei vorderen Füße vorbringend noch Material erreichen kann; erst wenn die Wollfäserchen abgenagt sind, reißt er sich wieder los und rückt weiter fort. Abwechselnd werden die Materialien zum Bau verwendet oder -verzehrt. Treibt man eine Raupe aus ihrem Futteral, so zieht sie häufig vor, eher ein neues anzufertigen, als das alte wieder zu beziehen. Im November oder December sind sie erwachsen, verlassen meist ihre bisherigen Aufenthaltsorte sammt dem Sacke und verstecken sich zwischen Balkenwerk, die Polster der Stühle, suchen Winkel der Wände auf oder erklettern sogar die Decke der Zimmer. Die Verpuppung geht Ende April oder Anfangs Mai vor sich, worauf nach 14 Tagen der kleine Falter herausflattert. Es ist also gegenwärtig gerade die Zeit, auf die Vertilgung dieses Ungeziefers bedacht zu sein. - Um den Woll= und Haarschaben vorzubeugen, sind natürlich die Gegenstände gegen die eierlegenden Weibchen zu schützen. Häufiger Gebrauch, Lüften, Ausklopfen oder Abbürsten sichern freilich am meisten; das Erstere natürlich nicht immer anwendbar, wird ersetzt durch sorgfältiges Einwickeln der betreffenden Pelze etc. in geschwefelte oder in Salpeterwasser gewaschene Leinentücher. Der Terpentinölgeruch ist auch den Motten zuwider, noch mehr aber Kampher und Carbolsäure. Sind die Raupen schon vorhanden, so wird die Sache schon bedenklicher und wiederholt sorgfältige Revision nothwendig. Insectenpulver bewährt sich auch gegen die Motten, vorausgesetzt natürlich, daß es ächt und nicht blos aus Kamillen und ähnlichen Pflanzen besteht. Um Pelzwerk wirksam zu schützen, bestreue es mit einem der angegebenen Pulver oder tränke einige Papierbäuschchen mit Carbolsäure, lege sie zwischen die Pelze und wickle dieselben dann in Zeitungspapier ein. Das Papierpacket wird dann fest in Leinwand verpackt und während des Sommers in ein Blechgefäß oder dergl. gesteckt. Bei solcher Behandlung wird man zu Anfang des Winters sein Pelzwerk unversehrt finden.


Schwerin, 16. Mai. Der vom Vorstande der Landes=Gewerbe=Ausstellung bearbeitete Katalog ist jetzt im Druck fast fertig gestellt, und wir können unseren Lesern nunmehr aus demselben einige Mittheilungen machen, um dadurch einen Ueberblick sowohl über die Ausstellung im Allgemeinen, als auch über die einzelnen Gruppen der zahlreichen Ausstellungsgegenstände zu ermöglichen. Auf den ersten Seiten des Katalogs ist, vorzugsweise zur Orientirung für die hoffentlich zahllosen auswärtigen Besucher der Ausstellung eine gedrängte Beschreibung des Großherzoglichen Schlosses, der Kirchen, öffentlicher Gebäude und Denkmäler gegeben, sowie eine Schilderung der reizenden Umgebung unserer Stadt, in welcher der Schloßgarten, Zippendorf, Rabensteinfeld, mit dem Pinnower See und sonstige Vergnügungsorte angemessene Berücksichtigung finden. Eine beigegebene Karte bezeichnet den Weg zur Ausstellung, der übrigens durch Wegweiser im Schloßgarten von der Schloßbrücke an, kenntlich gemacht werden wird. Wir finden ferner im Katalog practische Notizen aller Art, über den Gang der Eisenbahnen und Posten, sonstige Fahrgelegenheiten und über Dienstmänner, Gasthöfe und Restaurationen. Hervorheben möchten wir aus diesem Abschnitte, daß der Fahrpreis für Droschken nach dem Ausstellungsplatz für 1 bis 2 Personen 1 M. 20 Pfennig., für jede Person mehr 13 Pfennig., und derjenige für Omnibusse für die Person 20 Pfennig. beträgt. Der Katalog bringt nun in allgemeinen Zügen ein übersichtliches Bild über die Entwicklung der Ausstellung und die geplante Gestaltung desselben. Aus der in demselben abgedruckten Platzordnung wollen wir noch erwähnen, daß beim Betreten der bedeckten Ausstellungsräume Stöcke, Schirme, Taschen, Packete u. s. w. in den zu beiden Seiten des Haupteinganges befindlichen Garderoden gegen eine Gebühr von 10 Pfennig. abzugeben sind. Das Anfassen und Berühren der Ausstellungsgegenstände ist strenge verboten, ebenso das Abzeichnen derselben ohne Erlaubniß des Ausstellers. Nicht minder ist das Mitbringen von Hunden und das Tabackrauchen in den bedeckten Räumen strengstens untersagt. Wir wollen an dieser Stelle aus der Instruktion für das Wärter=Personal der allgemein interessirenden Bestimmungen Erwähnung thun. Demselben liegt außer den laufenden Dienstverrichtungen des Reinigens der Gebäude, des Platzes und der ausgestellten Gegenstände insbesondere ob, für die Erhaltung der letzteren zu sorgen, daß dieselben vor Diebstahl, Beschädigung, Berührung und Beschmutzung geschützt werden. In dieser Hinsicht haben die Wärter auch zu beachten, daß ohne Genehmigung weder von den Ausstellern oder sonstigen Personen einzelne Gegenstände herausgenommen oder umgetauscht werden, noch von den Ausstellungsgegenständen Abbildungen, Zeichnungen oder Maße genommen werden. Dem Publikum haben die Wärter nach bestem Können jede gewünschte Auskunft zu ertheilen und demselben mit der größten Höflichkeit und Gefälligkeit zu begegnen. Es ist den Wärtern strengstens untersagt, von den Besuchern resp. Ausstellern Belohnungen zu fordern oder anzunehmen, doch soll ihnen gestattet sein, besondere Reinigung der Ausstellungs=Gegenstände einzelner Aussteller außerhalb der Dienstunden gegen Entgelt zu übernehmen; tritt dadurch eine Vernachlässigung des Dienstes ein, so ist der Vorstand jederzeit berechtigt, diese Genehmigung zurückzuziehen. Die Wärter haben in sauberer Kleidung zu erscheinen und erhalten als Uniform einen Dienstrock und eine Dienstmütze, so daß dieselben für das Publikum sofort kenntlich sind. Gefundene Gegenstände sind von ihnen in Empfang zu nehmen, sie haben Namen und Wohnung des Finders zu erbitten, und über beides Rapport an den Bureauchef abzustatten und diesem die Gegenstände abzuliefern.


- Der vor mehreren Wochen in Preßburg verhaftete Sponga hat endlich eingestanden, die Mordthat an dem judex curiae von Ungarn, Georg Majlath, unter Mitwirkung des gleichfalls verhafteten Pitelys und im Einverständnisse mit dem Leibhusaren Berecz vollbracht zu haben. Der Plan wurde von Sponga ausgedacht, er hatte die Genannten für die Ausführung gewonnen. Am Abend vor der Mordtat hatte sie Berecz, als der Portier abwesend war, in das Palais eingelassen und in einem Nebengemache verborgen. Als sie hörten, daß Berecz, nachdem er Majlath entkleidet, das Schlafgemach verlassen, drangen sie, Sponga voran, mit einem Messer bewaffnet, in das Gemach. Mit den Worten: "Wir brauchen Geld", setzte Sponga dem Herrn von Majlath das Messer an die Kehle. Majlath faßte das Messer, das ihm Sponga jedoch wieder entriß, worauf sich Ritely mit solcher Gewalt auf die Ringenden warf, daß beide zu Boden fielen. Sie knebelten hierauf Majlath, würgten ihn, bis er todt war, nahmen sodann seine Börse und Uhr. Den Kassenschlüssel fanden sie nicht und ließen sich dann, wie bekannt, auf die Straße herab.
- Italien ist das Land der Malaria, einer bösartigen aus sumpfigen Ausdünstungen etc. entstehenden Fieberkrankheit. Von den 69 Provinzen Italiens sind nur sechs vollständig von dieser Landplage befreit, welche sich in 21 Provinzen besonders fühlbar macht. Man hat berechnet, daß allein in der Armee jährlich 40,000 Mann von dieser schrecklichen Krankheit befallen werden. Die Malaria

[ => Original lesen: 1883 Nr. 39 Seite 6]

kostet dem italienischen Staatssäckel mit Rücksicht auf die eigens wegen derselben notwendigen Spitäler jährlich 10 Millionen Francs. Der Schaden für das allgemeine Vermögen ist kaum zu berechnen, wenn man erwägt, daß die Krankheit Hunderttausende von Arbeitern im kräftigsten Mannesalter ereilt und die Veranlassung ist, daß große und sonst sehr fruchtbare Landstrecken unbebaut gelassen werden müssen. Eine bemerkenswerthe Erscheinung ist es, daß die Malaria seit dem Bau der Eisenbahnen mit weit größerer Heftigkeit auftritt, was den mit dem Bau verbundenen Erdausgrabungen und dem Bloßlegen stehender sümpfiger Wässer zugeschrieben wird. So giebt es beispielweise einzelne Bahnlinien, auf denen die kräftigsten Arbeiter und Beamten den Malaria=Fibern nicht widerstehen können und für welche daher das nothwendige Personal selbst bei noch so glänzender Besoldung nur mit der größten Schwierigkeit aufgebracht werden kann.
- Etwas ganz Neues auf dem Englischen Garten=Corso in München leistete Prinz Alfons. Er erschien mit einem neunpferdigen Dreigespann, lauter Rappen.
- Eine aus Papier gebaute Dampf=Yacht ist das Neueste auf dem Gebiete der amerikanischen Schiffsbaukunst.
- Die deutsche Kaiserin hat der Miß Jessie Ace, Tochter des Leuchtturmwärters in Mumbles in England, welche mit eigener Lebensgefahr einige Mitglieder der Mannschaft des Rettungsbootes von Mumbles vom Tode des Ertrinkens gerettet, eine goldene Brosche im Werthe von 50 Guineen (1071 deutsche Reichsmark) zum Geschenk gemacht. Die Landsleute des jungen Mädchens haben bis jetzt noch keine Schritte gethan, um dessen muthvolle That zu belohnen.
- Die Schweizer können sich nicht genug wundern über den alten Moltke. Er geht so stramm aufrecht und so wenig langsam, daß sie an seine 83 Jahre nicht glauben wollen. In seiner schlichten schwarzen Civilkleidung hätten sie ihn eher für einen Pastor oder Professor angesehen als für den Feldherrn, der die größten Schlachten des Jahrhunderts geschlagen und die Dänen, Oesterreicher und Franzosen besiegt hat.
- Das heißt gründlich experimentiren, und den alten Spruch: "Erfahrung ist die beste Lehrerin" befolgen. Durch die Zeitung ging die Nachricht, daß in Kassel 40 Husaren an einer Art Brechruhr plötzlich erkrankt seien, und daß die Aerzte noch nicht im Klaren über die Ursache der Krankheit wären. Man vermuthete, daß die Milch, von der sie getrunken und die in einem Blechkruge die Nacht über gestanden, die Krankheit verursacht habe. Ein Herr Münch in Zittau will sich überzeugen und stellt einen netten Versuch an: er goß des Morgens ganz gute Milch in einen ganz reinen Blechkrug und ließ dieselbe darin bis zum Abend stehen, alsdann gab er sie einem Manne - nicht etwa Hund oder Katze, - der nichts ahnend, zwei Tassen davon trank. Die Folge war, daß derselbe in derselben Weise erkrankte, wie die 40 Husaren; die Ursache dieser Erkrankung glaubt Herr Münch also durch seinen Versuch "unzweifelhaft" festgestellt zu haben. Probatum est! solche Vivisection. Nun aber noch etwas Beachtenswerthes. Leider wird die Milch - die obige Milch zu dem Versuche war sogenannte Kindermilch - fast durchgängig in Blechgefäßen transportirt; daß dadurch viel Unheil, namentlich unter den Kindern angerichtet wird, leuchtet ein. Pflicht und Beruf der Presse ist es, auf Beseitigung derartiger Uebelstände zu dringen.
(Es ist allerdings möglich, daß durch die Milchsäure aus dem Loth der Blechgefäße Bleisalze gebildet worden waren und man es bei den in Rede stehenden Fällen mit Bleivergiftungen zu thun hat.)
- Auf die Frage: Wann blüht der Hafer? Wie blüht der Hafer? habe ich nie eine genügende Auskunft erhalten können. Jetzt endlich sagte ein Landwirth: "Der Hafer blüht nur des Nachts in Gestalt von circa 3/4 Zoll langen, feinen, auf der Spitze der Hülse hervorstehenden röthlichen Fäserchen und blüht nur kurze Zeit." Ist diese Belehrung richtig?
- Einen wahren Heldenmuth zeigte jüngst auf der Zeil zu Frankfurt a. M. eine feine Dame, welche einem in rasenden Galopp durchgegangenen Zweigespann eines Herrschaftswagens von der Seite anspringend in die Zügel fiel und die wüthenden Pferde niederreißend zum Stehen brachte. Bewundernd sahen die Männer dichtgedrängt auf sicherem Trottoir dieser Lebensrettung zu.
- Die reichste Gemäldegallerie vermehrt sich nicht so schnell wie das Verbrecheralbum der Berliner Criminal=Polizei. Im Jahre 1882 allein sind 437 Photographien hinzugekommen. Dasselbe leistet den Polizei und Gerichtsbehörden und Privatleuten die besten Dienste, nur den Verbrechern nicht; diese sträuben sich meist heftig photographirt zu werden.
- Mittel gegen Rheumatismus und Gicht. Neuerdings wird dagegen zum Einreiben empfohlen: rothe (nicht weiße) Kastanienblüthen auf Spiritus angesetzt und 5 bis 6 Wochen in der Sonne destillirt. Soll auffallend gut wirken.
- Für die Geschichte der Grundstückspreise in Berlin ist folgende Vergleichung lehrreich: Das Grundstück der Loge Royal York in der Dorotheenstraße erwarb Herr von Dankelmann im Jahre 1696 für 1200 Thaler, von ihm kaufte es 1712 Herr von Kameke für 2500 Thaler, der das alte Logengebäude von Schüler erbauen ließ. Die Loge Royal York bezahlte 1780 für das Grundstück 7000 Thaler und 10 Frdch'or Schlüsselgeld. Hundert Jahre später verkaufte sie den kleineren Theil des Grundstückes als Baustellen und erhielt dafür 800,000 M.
- Der Mörder Ernst Sobbe weist nicht blos persönlich jedes Rechts= und Gnadenmittel zurück; er hat auch, wie zuverlässig mitgetheilt wird, seinen Geschwistern dringend abgerathen, die Gnade des Kaisers für ihn anzurufen. Er ist, seitdem das Urtheil über ihn gesprochen, sehr ruhig und gefaßt, und er scheint die Vollstreckung desselben als Sühne des von ihm begangenen Verbrechens herbeizusehnen.
- Man schreibt der "K. Z." aus Paris vom 17. d.: Man bereitet sich in Frankreich auf das Hinwelken des letzten Sprosses der älteren Bourbonenlinie vor. Der Graf von Chambord hat am Grünendonnerstag einen Schlaganfall gehabt, dessen Folgen beseitigt sind; aber seitdem hat der Patient das Bett nicht verlassen und der Wiener Berichterstatter des "Paris" behauptete heute, der Prätendent sei unterleibskrank und gehe seiner Auflösung entgegen.
- Den längsten Tag in Europa hat die Stadt Reykjavik auf Island; dort wie überhaupt auf der ganzen Insel, dauert die Tageshelle drei und einen halben Monat. Sodann folgt das norwegische Städtchen Vardöhns, wo es vom 21. Mai bis 22. Juli Tag ist. Weiterhin kommt die schwedische Grenzstadt Tornea; hier zählt der längste 21 1/2, der kürzeste dagegen 2 1/2 Stunden. In Petersburg und Tobolks währt der längste Tag neunzehn Stunden, dagegen hat der kürzeste Tag in diesen beiden Städten nur 5 Stunden. In Stockholm und Upsala dauert der längste Tag 18, der kürzeste 5 1/2 Stunden. In Berlin und London endlich beträgt die längste Tageszeit 17 1/2 Stunden. Die entsprechenden Nächte sind natürlich ebenso lang, bezw. so kurz.
- Im zoologischen Garten zu Frankfurt am Main machte beim Vorübergeben am Raubthierhause ein Neger (der schwarze Diener des Kunstschützen Leo) einen so fremdartigen, gefahrdrohenden Eindruck auf eine junge Tigerin, daß diese jedesmal bei seinem Anblick zum Sprunge knurrend sich niederduckte, worüber dann wieder der Neger dermaßen erschrack, daß er trotz der Eisengitter dem Raubthierhause sich zu nähern ängstlich vermied. Diese Aengstlichkeit bildet einen drolligen Gegensatz zu seinem Muthe, mit welchem der Neger, ohne mit der Wimper zu zucken, kleine Gegenstände in die Hand oder auf den Kopf nimmt, welche sein Herr mit unfehlbarer Sicherheit wegschießt und an bestimmter Stelle mit seinen Kugeln trifft. Diese Vorstellungen werden mit lebhaftem Interesse besucht.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD