No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Mai
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 38 Seite 1]

      Nachdem der Eigenthümer des Schulzengehöftes zu Menzendorf darauf angetragen hat, den über seine Koppel führenden Kirchensteig von Grieben nach Lübsee aufzuheben und statt dessen einen stets in guter Ordnung zu erhaltenden Fußsteig neben dem von der Menzendorf=Griebener Landstraße nach Lübsee führenden Fahrweg herzustellen, und nicht allein die Pfarre zu Lübsee und die Einwohner der Ortschaften Grieben, Menzenberg und Zehmen ihre Einwilligung erklärt, sondern auch auf die in den Wöchentlichen Anzeigen Nr. 23, 24 und 25 erlassene Aufforderung kein Widerspruch erhoben ist, wird hierdurch der bezeichnete Kirchsteig aufgehoben und die fernere Benutzung desselben verboten.
      Schönberg, den 2. Mai 1883.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


     Nr. 9 des Offic. Anzeigers pro 1883 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.
     (1.) Bekanntmachung bezüglich der Ausführungsbestimmungen zur Verordnung, betr. das Verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten amerikanischen Ursprungs.
     (2.) Bekanntmachung. betr. die Bezeichnung des Raumgehaltes der Schankgefäße in Gemäßheit des Reichsgesetzes vom 20. Juli 1881.
     (3.) Bekanntmachung, betr. den Weltpostverein.
          III. Abtheilung.
     Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den Staatsanwalt beim Großherzoglichen Landgerichte hieselbst Hermann Götze zum ersten Staatsanwalt zu ernennen geruht.
          Neustrelitz, den 19. April 1883.


Politische Rundschau.

Fürst Bismarck war in seiner neuesten Note dem Papste weit entgegen gekommen: er bot ihm Aufhebung der Strafandrohungen gegen die rein geistlichen Handlungen des Messelesens und Sacramentespendens der betr. Geistlichen an, also das, was Windhorst im preuß. Landtage ausdrücklich beantragt hatte; er verlangte als Gegenleistung des Papstes nur die Anerkennung der Anzeigepflicht, wie sie Rom anderwärts überall gewährt und von welcher der Papst früher selber gesagt hat, daß sie keinen kirchlichen Grundsatz verletze, - der Papst hat aber das Anerbieten zurückgewiesen und verlangt "organische Revision der Maigesetze."
In Egypten ist der Bau eines zweiten Suez=Kanales auf Betreiben großer englischer Geschäftsleute in Aussicht genommen.
Die Czechen sind etwas ärgerlich, daß die österreichische Kronprinzessin von Prag nach Schloß Laxenburg übersiedelt, um dort ihre Niederkunft abzuwarten. Sie hätten gern einen "gebornen" Kronprinzen gehabt. Der Kronprinz hat sich für 4 1/2 Monate Urlaub ausgebeten.
Wenn zwei oder drei Perser unter sich versammelt sind und auf den Schah oder König die Rede kommt, dann deuten sie auf die Stirn, als ob es bei ihm da nicht richtig sei. So ist es auch, der Schah ist tobsüchtig und spielt mit den Köpfen seiner Unterthanen wie mit Mohnköpfen. Er hat zwar drei Söhne, von denen einer der älteste ist, aber die beiden Jüngern behaupten, er sei zugleich der dümmste und tauge nicht zum Regieren. Jeder von beiden will nun Selbst regieren. Das heißt auf Persisch: Bruderkrieg.


- Wie bei der Krönungsfeier in Moskau das Freibier verzapft wird. Der Festplatz ist auf drei Seiten in Länge von fast einer halben deutschen Meile mit Schienensträngen umzogen worden. Auf diesen stehen 100 Waggons, mit Bier resp. Meth gefüllt. Jeder Waggon enthält 25 Fässer. Die Waggons dienen zugleich zum Ausschank, sind also durch eine Barriere vom Publikum getrennt. Ein armdickes Eisenrohr läuft längs dem Waggon hin und wird durch bewegliche Krähne mit je zwei zu verzapfenden Fässern in Verbindung gesetzt. Aus dem Rohr strömt vermittelst sieben Abzapfern aus Gummi, die von sieben Kellnern mit den Abzeichen eines Seidels auf der Brust bedient werden, die edle Flut durch den Druck der eigenen Schwere in die dargebotenen Krüge. Da anzunehmen ist, daß die mit der Bedienung beauftragten 700 Ganymede ganz zuerst sich selbst in gehobene Feststimmung versetzen werden, so daß ein Auslaufenlassen der Fässer leicht vorkommen könnte, sind die Abzapfungsvorrichtungen mit selbstthätigem Verschluß versehen, der sich nur bei Ausübung eines bestimmten Druckes öffnet. Die Vorrichtungen sind derart getroffen, daß im Nothfalle die Flut von 2500 Fässern innerhalb zweier Stunden die durstigen Kehlen der Festgenossen hinablaufen kann.


Anzeigen.

Zur Publication des von dem am 1. d. Mts. zu Ollndorf verstorbenen Musikus Friedrich Voß hier deponirten Testaments ist Termin auf

Donnerstag, den 31. d. Mts.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anberaumt, wozu die etwaigen Interessenten hierdurch geladen werden.
Schönberg, den 12. Mai 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

G. Arndt.       


Am Sonnabend den 19. Mai d. J. Nachmittags 2 Uhr sollen auf der Hofstelle der Büdnerfrau Krellenberg in Carlow circa

23 Rmt. Holz

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


[ => Original lesen: 1883 Nr. 38 Seite 2]

Nachstehend bringen wir den Wortlaut der Quittungen über die von dem hiesigen Comite zur Entgegennahme von Gaben für die Ueberschwemmten am Rhein gesammelten nach Straßburg, und Coblenz abgesandten Beträge zur allgemeinen Kenntniß.
Die Original=Quittungen liegen in der Expedition d. Bl. zur Einsicht aus.
Schönberg den 17. Mai 1883.

L. Bicker.      Dr. Marung.      F. Stüve.      Wilh. Heincke.

Straßburg den 23. Februar 1883.          

Dem verehrlichen Comite danke ich verbindlichst für die freundliche Uebersendung des Betrages von Fünfhundert Mark zum Besten der Ueberschwemmten im Elsaß.

Der Kaiserliche Statthalter in Elsaß=Lothringen.
F. v. Manteuffel, G.=F.=M.

Coblenz den 8. März 1883.          

Dem geehrten Comite spreche ich in Erwiederung auf das gefällige Schreiben vom 4. d. Mts. für die gütige Uebersendung des zur Unterstützung der Ueberschwemmten in der Rheinprovinz gesammelten reichen Beitrages von

1685 Mark - Pfg.

im Namen der hülfsbedürftigen Ueberschwemmten hierdurch meinen verbindlichen Dank aus.

Der Ober=Präsident der Rheinprovinz.
In Vertretung.
Frh. Berlepsow.


Industrie-Ausstellung
am Thierschautage, den 31. Mai 1883
zu Schönberg.

Unter Genehmigung Großherzoglicher Landvogtei soll am Thierschautage mit der Industrie=Ausstellung eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 30. Mai d. J. Nachmittags oder spätestens am 31. Mai bis 9 Uhr Morgens in's Schützenhaus hieselbst einzuliefern. Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs=Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Verkaufspreis dabei zu notiren.
Jeder Aussteller muß seine ausgestellten Sachen selbst beaufsichtigen, oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein Wächter angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie=Comite's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose zur Industrie=Ausstellung sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite's fortwährend zu haben.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände beim Senator Heincke hieselbst anzumelden.
Die Verloosung geschieht am Nachmittage des 31. Mai cr. und wird die Gewinnliste durch die hiesigen Wöchentlichen Anzeigen publicirt.
Schönberg, den 7. Mai 1883.

Das Comité der Industrie-Ausstellung.
Wicke.      Görbitz.      Bicker.      Hagendorf.      Heincke.


Den Herren Schuhmachern von Schönberg und Umgegend mache ich hiermit die ergebene Mittheilung, daß ich das Geschäft des Herrn Jacob Söhren Nachflgr. seit dem 1. April d. J. für meine Rechnung weiter fortführe und das Spezialgeschäft des Obigen in Schuhmacherartikeln noch erweitert habe.
Durch Verbindung mit den ersten Import=Häusern und Fabrikanten bin ich im Stande, echt amerik. Holzstifte, engl., franz. und deutsche Garne, deutsche und engl. Oerter in bester Qualität billigstens zu liefen.

                                                    
Hochachtungsvoll
                                                    Wilhelm Pogge,
                                                    Lübeck, Holstenstraße 323.


Die von dem unterzeichneten Vereine beschafften Anpflanzungen und deren Einfriedigungen, auch die Bänke an den Chausseen sind durch Ruchlosigkeit und in kindischem Leichtsinn wiederholt arg beschädigt.
Wir richten an Alle, welche solchen Unfug zu bemerken Gelegenheit haben, die dringende Bitte, uns behilflich zu sein, weitere Beschädigungen durch strenge Warnungen zu verhindern, oder uns die Thäter namhaft zu machen.
Ueberhaupt bitten wir, uns dahin zu unterstützen, den Sinn für Beseitigung von Unzierden und Unreinlichkeiten an den Passagen in und um Schönberg zu wecken und zu mehren.
Schönberg den 2. Mai 1883.

Der Vorstand
des Verschönerungs=Vereins.


Die Lübecker Bank

nimmt Gelder zur Verzinsung in Summen von mindestens 300 Mark täglich in den Geschäftsstunden von 9 bis 1 Uhr und 3 bis 6 Uhr entgegen.
Dieselbe vergütet:
      bei sechsmonatlicher Kündigung 3 1/2 %,
      bei zwölfmonatlicher Kündigung 4 %,
und zahlt die Zinsen halbjährlich aus.
Die zu belegenden Gelder können auch per Post unter voller Wertangabe an die Bank eingesandt werden, wogegen Letzere die betreffende Schuldverschreibung umgehend an den Absender übermitteln wird.


Für meine Wollspinnerei und Weberei empfehle mich mit Wolle zu kratzen, Spinnen und Wollenzeug machen. Annahme von Wolle in Carlow bei Herrn J. Rieckhof, Kaufmann; in Schönberg bei den Omnibusführern von hier. Alle 14 Tage kommt mein Fuhrwerk in Carlow und liefert es wieder fertig ab. Jeder Auftrag wird schnell und billig ausgeführt.
Rehna, Mai 1883.

Heinr. Kollmorgen,       
Wollspinnereibesitzer.         


Sparheerde
für jeden Haushalt,
bewährtester Construktion.
Reg.-Oefen
in hübschen Mustern,
sowie sämmtliche Theile für Kachelöfen.
Den Herren
Töpfern und Schlossern empehlen wir unser großes Lager von Eisen- und Messingtheilen für Sparheerde und Oefen zu Fabrikpreisen.
Jürgensen & Robschuld,
Lübeck,
Breitestraße 959 bei der Wache.


Jürgensen & Robschuld,
Lübeck,
Hauptgeschäft: Breitestraße 959 bei der Wache,
Filiale: grosse Burgstrasse 717,
empfehlen ihre
grossartigen Läger
von
Garten u. Verandamöbeln,
Gartengeräthe aller Art,
verzinnte Drathgeflechte in grösster Auswahl,
Einfriedigungsdrath etc.,
sehr billig.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 38 Seite 3]

Alle die noch Forderungen an die verstorbene Rademacherwittwe J. Schwarz haben, werden aufgefordert ihre Rechnung bis zum 26. Mai d. J. bei mir einzureichen, sowie Alle, die ihr Schulden, in gleicher Frist ihre Schuld bei mir zu berichtigen.

Chausseewärter F. Eckner.       


Pianinos neue Modelle. Billig gegen Baar oder Abzahlung

Weidenslaufer, Berlin NW.
Geehrte Anfragen werden sofort beantwortet.


Es werden die Herren Aussteller der Mecklenburgischen Landes-Gewerbe- und Industrie-Ausstellung darauf aufmerksam gemacht. dass die Wände des Hauptausstellungsgebäudes nicht mit Stoffen bespannt sind, die Decoration vielmehr den Herren Rauminhabern überlassen bleibt.
Der Unternehmer für die Decoration Herr Heinrich Burth (Inhaber A. Kaphan) Schwerin in Meckl., würde bei rechtzeitiger Beauftragung die Ausschmückung zu civilen Preisen besorgen.


Tombola-Loose à 50 Pfennig.
zum diesjährigen 2. Königschußtage den 10. Juli
sind schon jetzt zu haben.                                                    
Schönberg den 17. Mai 1883.
                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Gesucht zum 1. Juli
ein junges Mädchen zum kochen lernen.                          
Lübeck.                                                     Hôtel Brockmüller.


Büdnerei.

Wegen Wegzuges soll die frühere Schäper'sche Büdnerei, belegen an der Landstraße von Thandorf nach Schlagsdorf, vom jetzigen Besitzer unter der Hand auf ca. 20 Jahre verpachtet werden. Dieselbe besteht aus den nöthigen Räumlichkeiten, großem Obstgarten und ca. 30 Scheffel gutem Acker, direct am Hause belegen, und kann dieselbe mit Acker oder auch getrennt in Pacht gegeben werden. Uebernahme sofort oder nach Uebereinkunft. Nähere Auskunft wird ertheilt auf der Büdnerei selbst, sowie in Boitin=Resdorf, Büdnerei Nr. 2.


Ich beabsichtige Sonntag den 30. Mai Nachmittags 3 Uhr nachfolgende Gegenstände als:
10 Bienenstöcke, 2 eichene Koffer und sämmtliches Haus= und Küchengeräthe in öffentlicher Auction an Ort und Stelle zu verkaufen.

J. Holst, Cronscamp.       


Zuschneidebretter für Schuhmacher,
Tafelholz für Wagenfabrikanten und
Laubsägeholz bei

C. Egert.       


Es können auf hiesiger Standkoppel noch einige 20 Haupt=Weide=Vieh (Jungvieh, Füllen, Pferde) gegen Entrichtung von 20 M. pro Kopf vom 20. Mai bis 1. October d. J. Aufnahme finden. Anmeldungen nimmt entgegen der Voigt Hümpel zu Lütgenhof bei Dassow.
Den 1. Mai 1883.

von Paepke.       


Vaterländische Feuer-Versicherungs-Actien-Gesellschaft
in Elberfeld.

Nach dem Jahresberichte der 62. Generalversammlung war der Geschäftsstand am 1. Januar 1883 folgender.
          Die laufende Versicherungssumme M. 2,768,624,628 - Pfennig.
          Die Prämien= und Zinsen=Einnahme M. 4,984,050 17 Pfennig.
          Die Kapital= und Prämien=Reserve für eigene Rechnung M. 4,919,922 03 Pfennig.
          Das Grund=Kapital der Gesellschaft M. 6,000,000 - Pfennig.
Die Gesellschaft gewährt nach §. 10 ihrer Bedingungen den Hypotheken=Forderungen Schutz.
Das Statut der Gesellschaft deren Bedingungen, die Jahresabschlüsse überhaupt Alles, was Verfassung und Geschäftsführung betrifft, liegt bei dem unterzeichneten Generalagenten zur Einsicht offen, auch wird derselbe, sowie die nachstehend verzeichneten Vertreter der Gesellschaft jede gewünschte Auskunft und Erleichterung bei Versicherungs=Einleitungen gewähren.

In Dassow Herr L. Mehlgarten.In Meetzen Herr C. Schickendantz.
In Gadebusch Herr C. G. Roggenbau.               In Rehna Herr J. Burchard.
In Grevesmühlen Herr C. Wulff.In Schönberg Herr J. H. Meier.
Schwerin den 11. Mai 1883.E. Mohl, General=Agent.


Ziehung am 22. Mai d. J.
13. Große Mecklb. Pferde-Verloosung zu Neubrandenburg.
Erster Hauptgewinn: 1 elegante Equipage mit 4 hochedlen Pferden und completem Geschirr im Werthe von 10000 M.
Zweiter Hauptgewinn: 1 Equipage mit 2 Pferden und completem Geschirr im Werthe von 4500 M.
Dritter Hauptgewinn: 1 Equipage mit 1 Pferde und completem Geschirr im Werthe von 1650 M.
ferner 51 edle Reit= und Wagenpferde,
sowie 900 sonstige werthvolle Gewinne.
Loose à 3 M. sind zu haben in den durch Placate erkentlichen Verkaufsstellen, sowie zu beziehen durch A. Molling, General=Debit in Hannover sowie durch die Hauptcollection von M. Löwenhaupt Söhne in Neubrandenburg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 38 Seite 4]

Logo der Hagelassekuranz
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,
gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafteste Sicherheit und regulirt die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Interessenten.
Unser Sicherheitsfonds, bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschuß=Kasse belegt, beträgt jetzt

12,200 Mark.

Wir laden zum Beitritt in unsere Gesellschaft ein.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf.       Heitmann-Klocksdorf.       Mette-Palingen.
Oldörp-Schlag-Sülsdorf.       Ahrendt-Gr. Siemz.       Wigger-Grieben.


Von Anfang Januar bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:

  1. Vom Hauswirth J. A. Lenschow=Grieben 1 Pferd 450 Mark
  2. Vom Hauswirth Törber=Vitense 1 Kuh 135 Mark
  3. Vom Büdner Fahrenkrug=Lüdersdorf 1 Pferd 200 Mark
  4. Vom Handelsmann Ohlsen hieselbst 1 Kuh 135 Mark
  5. Vom Ackerbürger Wulff vor Ratzeburg 1 Kuh 135 Mark
  6. Vom Hauswirth Bade=Ollndorf 1 Kuh 135 Mark
  7. Vom Hauswirth Beckmann=Cronscamp 1 Pferd 500 Mark
  8. Vom Hauswirth Wietfeldt=Ziethen 1 Kuh 120 Mark
  9. Vom Hauswirth Wigger=Grieben 1 Kuh 135 Mark
10. Vom Hauswirth Creutzfeldt Erben=Niendorf 1 Starke 100 Mark
11. Vom Schulzen Sterly=Zarnewenz 1 Pferd 500 Mark
12. Vom Hauswirth Boye in Campow 1 Kuh 135 Mark
13. Vom Hauswirth Lohse=Selmsdorf 1 Pferd 450 Mark

und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 80 Pfennig pro Versicherungssumme am

Montag den 28. Mai d. J., Morgens 10 Uhr

im Gasthause des Herrn Boye hieselbst einzuzahlen.
                           Schönberg den 10. Mai 1883.

Direktion des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt=Gr. Siemz.           Wilh. Heincke.


Hierdurch wird in Erinnerung gebracht, daß Anmeldungen zur Geflügel=Ausstellung am 31. Mai d. J. bis zum 20. d. M. geschehen müssen. Spätere Anmeldungen können nicht bestimmt berücksichtigt werden.

Der Vorstand.       


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
General=Versammlung.
Sonntag den 20. Mai Nachmittags 3 Uhr.
Schönberg, den 11. Mai 1883.                          
                                                    Der Vorstand.


Gewerbe=Verein.
Sonnabend d. 19. Mai cr. Abends 8 Uhr
Versammlung im Vereinslokale.

Vortrag über Zweck und Wirken des Verbandes Mecklenb. Gewerbevereine.


Für Zahnleidende

Künstliche Zähne jeder Art, in Cautschouc, wie auch Platina=Gazegebisse (neu), werden stets unter Garantie geliefert, vom pract. Zahnarzt

                                                    Aug. Eduard Spelling
                                                    Lübeck,
                                                    Königstraße 670 I. Etage.


Das Krautschneiden in der Moorstraße ist bei 2 Mark Strafe verboten.

J. Heuer.       


Zu verkaufen 5 Wochen alte Ferkel in der Meierei zu

Bauhof=Schönberg.       


Einige hundert Pfund
gute Eßkartoffeln
hat abzugeben                                                    
                                                    G. Breuel.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 20. Mai.

     Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
          Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 17. Mai 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 38 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 38 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 18. Mai 1883.


Der Kartoffelpilz.

Ueber den Kartoffelpilz berichtet der Hofgarten=Inspektor Jäger zu Eisenach in der Zeitschrift "Natur" das Folgende:
Ueber die Kartoffelkrankheit zu schreiben, ist nicht mehr Mode. Dennoch erinnert das Ergebniß der Ernte von 1883 daran, daß sie noch immer vorhanden, eine Pest für Landwirthe und ein Unglück für arme Leute ist, aber auch den Städtern unangenehm wird.
Herr J. L. Jensen, Vorstand der Gesellschaft "Cines" in Kopenhagen, hat genaue Beobachtungen angestellt und darnach eine besondere Kultur=Art eingerichtet, welche nach seiner Angabe vor der Krankheit schützt. Nach Jensen's Annahme treten die Pilzsporen, welche die Krankheit hervorrufen, nicht durch die erkrankten Blätter und Stengel in die Knollen, wie am meisten angenommen wird, sondern durch die umgebende Erde unmittelbar in die Knolle und zwar stets zuerst in die obere Seite. Je stärker die Bodenschicht über den Knollen ist, desto geringer die Wirkung des Pilzes. Mithin vermindert oder verhindert eine starke Erdbedeckung (Tiefkultur) und spitze Behäufelung die Ansteckung. Folgende Versuche zeigen das Ergebniß der Tiefkultur:

Bedeckung mit 5 Cm. Erde
ergab 49 pCt. kranke Knollen.
Bedeckung mit 5 bis 8 Cm. Erde
ergab 22 pCt. kranke Knollen.
Bedeckung mit 8 bis 15 Cm. Erde
ergab 8 pCt. kranke Knollen.

Ein anderer Versuch mit einer anderen Sorte ergab:

oberste Knollen (wie oben) 82 pCt.
mittlere Knollen (wie oben) 30 pCt.
tiefste Knollen (wie oben) 3 pCt.
Da alle Knollen zuerst auf der Oberseite krank werden, so lag die Annahme nahe, daß die Pilz=Sporen durch Regen in den Boden und auf die Knollen gebracht wurden und eine spitze Behäufung, worauf das Wasser schneller abfließt, ebenfalls zur Verminderung der Krankheit beitrage. Versuche durch Begießen mit Wasser, worin Sporen in großer Menge enthalten waren, stellten zweifellos fest, in welcher Menge dieselben in die Tiefe eindringen, bezüglich von der Erde festgehalten werden. Bei einer Erdbedeckung von 10 Cm. gelangten nur wenige Pilzsporen bis auf die Knollen. Es wurde dabei bestätigt, daß die Gänge der Regenwürmer und anderer kleiner Bodenbewohner das ausgiebigste Beförderungsmittel für das Eindringen der Pilzsorten bilden. Die Untersuchung auf 600 Kartoffelpflanzen ergab an kranken Knollen:
ohne einen Wurm 32 pCt.
mit 1 Wurm 35 pCt.
mit 2 Würmern 46 pCt.
mit 3 Würmern 58 pCt.
mit 4 Würmern 41 pCt.
Nach Jensen ist ein starkes spitzes Behäufeln und tiefes Legen der Kartoffel=Knollen das einzige Gegenmittel der Krankheit. Beim Ausgraben der Knollen dürfen dieselben nicht mit dem erkrankten Kraute in Berührung kommen, sonst geht die Ansteckung im Keller vor sich. Dasselbe ist vorher vorsichtig zu entfernen.


- Die Ausstellung für Gesundheitslehre und =Pflege (Hygieine) ist durch den Kronprinzen, der lediglich zu diesem Zweck aus Italien zurückkehrte, (die Kronprinzessin bleibt noch dort), officiell eröffnet worden. Wir können die Bedeutung und den Umfang dieser Ausstellung nicht besser zur Anschauung bringen als durch eine Uebersicht des Inhalts, der in 6 Abtheilungen 34 Gruppen enthält. Abtheilung I. Gruppe 1: Forschung und Unterricht in Gesundheitslehre und Gesundheitstechnik, Untersuchung und Beobachtung im Dienste des Gesundheits=Amtes. 2: Ernährung und Diätetik, Lebensmittel und Kost. 3: Pflege der Mutter und des Neugeborenen, Sorge in der Familie für das körperliche und geistige Gedeihen der Kinder. 4: Erziehung zur Arbeit. 5: Unterricht und Schule. 6: Hebung des Körpers. - Abtheilung II. Gruppe 7: Bekleidung und Hautpflege; Bade= und Waschanstalten. 8: Humanitaire Anstalten; Armenpflege. 9: Straf= und Besserungs=Anstalten. 10: Wohnung. 11: Oeffentliche Gebäude. 12: Kranken= und Pflegeanstalten. - Abtheilung III. Gruppe 13: Gesundheitspflege im Allgemeinen. 14: Volkskrankheiten. 15: Erste Hülfe bei Kranken, Verunglückten, Verletzten. 16: Krankenpflege. 17: Militair= und Marine=Sanitätswesen. 18: Leichenwesen. 19: Veterinairwesen. - Abtheilung IV. Gruppe 20: Grund und Boden und Atmosphäre. 21: Wasserversorgung. 22: Beseitigung der Abwasser, Fäkalien und Abfälle. 23: Beleuchtung. 24: Heizung und Lüftung. - Abtheilung V. Gruppe 25: Gewerbe und Industrie. 26: Berg= und Hüttenwesen. 27: Land= und Forstwirtschaft. 28: Verkehr zu Lande. 29: Verkehr auf dem Wasser. - Abtheilung VI. Gruppe 30: Abwehr von Feuersgefahr. 31: Abwehr der Gefahr des Blitzes. 32: Abwehr von Explosionsgefahr. 33: Abwehr von Wassersnoth. 34: Versicherungswesen. - Außerdem umfaßt die Ausstellung eine Collectiv=Ausstellung des preußischen Handelsministeriums, eine Collectiv=Ausstellung der Ministerien im Allgemeinen, eine Collectiv=Ausstellung der Städte, Gebäude für Haus= und Wirthschafts=Einrichtungen und eine Bibliothek.
- Auf dem Wege durch die Ausstellung am 15. d. kam der Kaiser an dem Pavillon der Kurstadt Karlsbad vorüber, die eine Kollektion ihrer heilkräftigen Wasser, Salze und Mineralien ausgestellt hat. Hier nahm ein in einem Glasschränkchen ausgestellter kleiner Porzellanbecher, mit blauem Seidenbändchen am Henkel verziert, seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Er trat näher und der anwesende Repräsentant erzählte dem Kaiser, daß die Karlsbader Kurhausverwaltung in dankbarer Erinnerung an den Besuch des Königs Wilhelm im Jahre 1863 diesen Becher, aus dem der Monarch damals seinen Brunnen getrunken, sorgsam aufbewahrte. Die Jahrszahl 1863 prangt mit goldenen Ziffern auf dem Trinkgefäß. Der Kaiser nahm den Becher in die Hand und meinte mit freundlichem Lächeln: "Ja, ja, ich erinnere mich dieser Zeit noch sehr wohl. Zwanzig Jahre sind's und fast ist es mir, als lägen nur Monate dazwischen, so lebhaft sind meine Erinnerungen. Mir fällt auch eine kleine Episode bei, aus meinem damaligen Karlsbader Aufenthalt, die ich Ihnen vielleicht erzählen darf. Ich träumte damals in einer Nacht, ich stünde am Kurbrunnen und ein Mann reiche mir einen vergifteten Becher. Als ich erwachte, mußte ich lachen; denn am Brunnen kredenzte mir jeden Morgen ein allerliebstes Mädchen den Becher - und daß die mir nicht nach dem Leben trachtete, dess' war ich sicher. Ich ging an diesem Morgen zur gewohnten Stunde nach dem Brunnen; als ich nun diesmal statt des Mädchens einen Mann zur Bedienung anwesend fand - das Mädchen, glaube ich, war erkrankt oder sonst verhindert -, da wurde mir bei Rück=Erinnerung an den Traum wirklich für einige Augenblicke ganz gruselig und unheimlich zu Muthe. Ich war einige Momente unschlüssig, dann aber kämpfte ich diese Anwandlung von Mißtrauen nieder und sagte mir selber: Die guten Karlsbader werden doch keine Mordgedanken haben! Und dann sah ich mir den gutmüthigen Mann und die ganze gemüthliche Umgebung nochmal an und leerte den Becher auf einen Zug. Natürlich hat er mir nichts geschadet - im Gegentheil, Karlsbad hat mir damals sehr gut gethan."
- In Dresden ereignete sich kurz vor Schluß des Frühjahrs=Corso am 10. ds. im königlichen Großen Garten ein bedauerlicher Unfall durch die Veranlassung, daß ein im Umlenken begriffener Vierspänner Unordnung in die Wagenreihe brachte. Eine zweispännige Carosse wurde von ausschlagenden Pferden zertrümmert. Ein anderes Zweigespann raste mitten in das dicht geschaarte Publikum hinein und sprang mit einem gewaltigen Satze über die Hecke in den großen Teich vor dem königlichen Palais. Der Wagen, in welchem eine fremde Dame saß, schlug im Wasser sofort um, und würde sowohl

[ => Original lesen: 1883 Nr. 38 Seite 6]

diese, als auch den Kutscher unter sich in den Wellen begraben haben, wenn nicht der Premier=Lieutenant v. Gersdorf beherzt ins Wasser gesprungen wäre und beide Verunglückte mit eigener Lebensgefahr gerettet hätte. Nachdem er dieselben glücklich ans Land gebracht, ging v. Gersdorff nochmals ins Wasser, und es gelang ihm auch noch, die mit den Wellen ringenden Pferde abzuschirren und ans Ufer zu bringen. Verschiedene Menschen sind bei dem Vorfalle von den Hufen der wildgewordenen Pferde mehr oder weniger schwer verletzt worden.
- Das Züchtigungsrecht des Dienstherrn gegenüber einem jugendlichen Dienstboten stand in einem Falle zur Frage, welcher am 27. September v. J. vor dem Rostocker Schöffengerichte, am 1. November vor der Strafkammer des Landgerichts zur Verhandlung kam. Der Erbpächter Sch. aus Kritzmow hatte seinen 12jährigen Hütejungen E. betroffen, als er, statt auf das seiner Obhut anvertraute Rindvieh zu achten, hinter einer Anhöhe der Ruhe pflegte; von den in der Nähe eines Haferfeldes weidenden Kühen waren einige in das Korn hinein gegangen. Der Dienstherr versetzte dem Knaben mit einem Pfeifenrohr, das er in der Hand hatte, 6-10 Hiebe, welche einige Striemen hinterließen, sonst aber keinen Schaden brachten. Der Vater des E. verklagte Sch. beim Schöffengericht wegen Körperverletzung und dieses verurtheilte den Beklagten in eine Geldstrafe von 5 M., indem es annahm, daß dem Dienstherrn gegen seinen Hütejungen ein Züchtigungsrecht, wie es in dem Verhältniß von Lehrherrn und Lehrling besteht, nicht zustehe. Die Strafkammer bestätigte dies Urtheil. Dieselbe nahm allerdings an, daß das Züchtigungsrecht des Vaters auf den Dienstherrn übergehe, dasselbe könne aber nur bei Unarten, nicht bei Dienstwidrigkeiten ausgeübt werden. Auf eingelegte Revision hat das hiesige Oberlandesgericht das Urtheil aufgehoben und den Beklagten freigesprochen. Den uns vorliegenden Entscheidungsgründen entnehmen wir Folgendes: Wenn ein Vater sein noch unerwachsenes und der Erziehung bedürftiges Kind einem anderen Mann in dessen häusliche Gemeinschaft auf längere Zeit anvertraut, so wird, wenn nicht besondere Gründe entgegenstehen, die Ausübung der väterlichen Zucht über das Kind nach der stillschweigenden Intention den Betheiligten als mitübertragen anzusehen sein. Die Berechtigung und zugleich Verpflichtung zur Handhabung der väterlichen Zucht seitens eines Fremden beruht dann auf einer durch das Bedürfniß des Kindes gebotenen Uebertragung seitens des Vaters, um erforderlichen Falls sofortiges Einschreiten zu ermöglichen. Die stillschweigende Uebertragung ist nicht blos anzunehmen, wenn das Kind zum Zweck der Erziehung fortgegeben wird, sondern eine solche Annahme kann auch bei Hingabe des Kindes zum Dienen den Lebensverhältnissen und einer diese berücksichtigenden Sitte entsprechen, wie dies hier der Fall ist. Die väterliche Zucht ist dann vom Dienstherrn in allen Beziehungen auszuüben, wo es im Interesse des Kindes als pflichtmäßig geboten erscheint. Das Einschreiten kann nicht blos gegen Unarten und Ungezogenheiten nöthig werden, sondern auch um das Kind zu Gehorsam, Gewissenhaftigkeit und pflichtreuem Verhalten in den ihm befohlenen Verrichtungen anzuhalten. Wie der Vater freventliches und muthwilliges Verhalten des Kindes bei Ausführung der demselben aufgegebenen Dienste ahnden wird, nicht blos des angerichteteten Schadens wegen, sondern um das Kind vor weiteren Verfehlungen zu bewahren, so darf dies auch der Dienstherr. Der Umstand, daß zugleich ein pecuniäres Interesse bei solchen Vorfällen mit im Spiele ist, reicht nicht aus, um dem Dienstherrn das Recht der väterlichen Zucht ganz abzusprechen. Im vorliegenden Falle hat der Dienstjunge durch grobe Vernachlässigung seiner Dienstpflicht zur Handhabung väterlicher Zucht Anlaß gegeben, und eine Ueberschreitung derselben hat seitens des Erbpächters Sch. nicht stattgefunden. (R. Z.)
Hamburg 12. Mai. In der heutigen Sitzung des Senats in Sachen der "Cimbria" theilte der Vorsitzende mit, daß der Senat den Antrag des Seeamts, Ermittelungen über die Lage und den Zustand der Cimbria in gesunkenem Zustande anzustellen, abgelehnt habe. Der Director der Packetfahrt=Actien=Gesellschaft, Meyer, erklärt, die Bauspecification der Cimbria, welche der Senat sich erbeten, seien nicht mehr im Besitze der Gesellschaft, da dieselben beim Verkaufe der "Hammonia" nach Petersburg gesandt seien. Rechtsanwalt Dr. Hübener plaidirte in längerer Rede für die Schuldlosigkeit des Kapitäns Cuttill vom "Sultan", worauf Rechtsanwalt Dr. Stammann in Vertretung des Kapitäns Hansen alle für die Schuldlosigkeit der Cimbria sprechenden Argumente vorführte. Redner hebt hervor, daß viele Aussagen auf einen dritten Dampfer hindeuten, der ohne Zweifel an der Collisionsstelle gewesen sein müsse. Daraus erklärte sich, daß der "Sultan" grünes und rothes Licht zugleich gesehen, nämlich das rothe von der Cimbria ein grünes von dem anderen Dampfer. Dadurch daß Kapitän Cuttill einem dritten Schiffe habe ausweichen wollen, sei er in die Cimbria hineingelaufen. Die Letztere sei nicht ausgewichen vor dem Sultan sondern vor der Pfeife eines dritten Dampfers. Diese Ansicht von der Anwesenheit eines dritten Dampfers wurde von vielen Sachverständigen getheilt. Das Seeamt nahm schließlich den Antrag des Reichs=Commissairs auf Ernennung dreier Sachverständiger, nämlich des Admiralitätsraths Brix in Berlin, sowie der Schiffsbau=Directoren Goyol in Wilhelmshafen und Hildebrand in Kiel an, welche die im Sultan gefundenen Eisentheile der Cimbria unterstützen und prüfen, um zu constatiren, ob Mängel in der Bauart und Ausrüstung der Cimbria zu der Katastrophe beigetragen haben. Das Resultat dieser Untersuchung wird in öffentlicher Sitzung bekannt gegeben und so dann später der Spruch publicirt werden.
- 1883 als Obst= und Weinjahr. Haben die alten Propheten - und ich will dazu den Dichterkönig Goethe mitzählen - einmal Recht, so wird das Jahr 1883 an Obst und Wein reich gesegnet sein. Eine alte Bauernregel sagt, daß, wenn am 1. Mai Reif fällt (was in diesem Jahr vielerorts geschehen ist), so geräth alle Frucht wohl, und in Goethe's "Hermann und Dorothea" (1. Gesang) wird der 1783er Wein gepriesen, was sich hoffentlich auch auf seinen hundertjährigen Nachkommen, den 1883er, wird anwenden lassen -
                          - und Mütterchen bringt uns ein Gläschen
                          Dreiundachtziger her, damit wir die Grillen vertreiben,"
wie der "menschliche Hauswirt" zum Goldenen Löwen sagt. Ein so spätes Blühen der Obstbäume, wenigstens der des Nordens unseres Vaterlandes, wie in diesem Jahre hat wohl seit beinahe unbedenklichen Zeiten nicht stattgefunden; auch die Weinblüthe wird sehr spät eintreten, und so bedürfe es denn eines nassen Vorsommers, eines heißen Sommers und späten warmen Nachsommers und Herbstes, um jene Prophezeiungen zur Wahrheit zu machen. Trockner Mai, dürres Jahr - viel Gewitter im Mai singt der Bauer Juchhei - Nasse Pfingsten, fette Weihnachten - Pankraz (11.) und Urban (25.) ohne Regen: folgt ein großer Weinsegen - Schöne Eichelblüth im Mai: bringt ein gutes Jahr herbei: "Alles dies und mehr noch muß der Mai noch bringen, damit er "Scheune und Faß" füllen helfe.
- In Eisleben wird ein großer Costüm=Festzug zur Lutherfeier geplant. Derselbe soll die glänzende Einholung Luthers auf seiner letzten Reise nach Eisleben darstellen, wobei ihm ein Gefolge von 113 Grafen, Rittern etc. das Geleit gab. Die erforderlichen Costüme sollen nach den Entwürfen des Malers Beckmann in Düsseldorf hergestellt werden.
Die große mit dem bedeutenden Mecklenburger Zuchtmarkt für edlere Pferde verbundene Verloosung findet wie gewöhnlich so auch in diesem Jahre am zweiten Tage des Marktes, also am 22. Mai, zu Neubrandenburg statt. Es ist bekannt, daß zu demselben die vorzüglichsten Pferde der berühmten Mecklenburgischen Züchtung gebracht und aus denselben die besten für die Verloosung auserlesen werden. Das reiche Gewinnmaterial setzt sich demnach aus 58 edlen Pferden und höchst eleganten Equipagen sowie aus 900 gediegenen Fahr=, Reit= und Stall=Requisiten zusammen. Der erste Hauptgewinn repräsentirt den bedeutenden Werth von 10,000 Mark; die anderen reihen sich diesem an. Der Preis eines Looses beträgt nur 3 Mark.


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