No. 29
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. April
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 29 Seite 1]

      Wenn bereits schon in früheren Jahren auf einzelnen Hofstellen Miethen von Korn, Heu und Stroh in unmittelbarer Nähe der Gebäude aufgerichtet gewesen sind, so hat doch bei der letzten ergiebigen Ernte dieses Verfahren überhand genommen; es wird deshalb hierdurch das Aufrichten von Korn=, Heu= und Stroh=Miethen auf den Hofstellen, sowie überall in geringerer Nähe als 100 Fuß 28,76 m) von Gebäuden wegen der dadurch veranlaßten Feuersgefahr sowohl auf Pachthöfen als auf Hauswirths= und sonstigen Stellen bei 20 M. Strafe untersagt.
      Schönberg, den 6. April 1883.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Nr. 5 des Offic. Anzeigers pro 1883 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.
     (1.) Bekanntmachung, betr. die Anzeige außerordentlicher Begebenheiten seitens der Obrigkeiten.
     (2.) Bekanntmachung, betr. die bei Anträgen auf Verleihung der Staatsangehörigkeit oder auf Entlassung aus derselben erforderlichen Abgaben.
     (3.) Bekanntmachung, betr. den Ankauf von Schreibpapier durch die Großherzoglichen Behörden.
     (4.) Bekanntmachung, betr. Abänderungen der Postordnung.


Fürst Bismarck, dem der Kronprinz zum Geburtstage schriftlich Glück gewünscht hatte, dankte in einem Briefe, in welchem er u. a. erklärte er werde den Rest seines Lebens an die Entwickelung und Befestigung der Finanzen des Reiches setzen. Weiter erzählt man von ihm, er habe gesagt, die Holzzölle werde ich persönlich vertreten und wenn ich in den Reichstag kriechen müßte! (Krankheit hat ihn dennoch abgehalten.) Die Wirthschaftspolitik ist und bleibt der Mittelpunkt seiner innern Politik; wer ihn auf diesem Gebiete entgegenkommt, ist ihm willkommen, mag er sein und heißen, was und wie er wolle, und wäre es selbst der Centrumsführer, mit dem er oft im härtesten Kampfe liegt. Das fühlt man auch im Centrum und es ist interessant zu beobachten, wie das Centrum trotz allem fast instinktmäßig dem Bedürfnis nachgibt, im Reichstage sofort Fühlung mit der Regierung und den Conservativen auf dem gemeinsamen Boden der Wirthschaftsreform zu suchen. Auch bei den Holzzöllen hat es für Verweisung in die Commission gestimmt.
Das mehrfach circulirende Gerücht, der Kaiser beabsichtigte dem Fürsten Bismarck den Titel eines "Herzogs von Lauenburg" zu verleihen, halten wir schon aus dem Grunde für unbegründet, weil dieser Titel dem Kaiser und König selbst zukommt und eine Weiterverleihung desselben unzulässig erscheint.
Der Gesundheitszustand des Fürsten Bismarck ist ein so befriedigender, daß bereits die Frage erwogen wird, ob der Fürst an den Reichstagsverhandlungen demnächst wird Theil nehmen können.
Das Halbjahr, das Prinz Wilhelm von Preußen dazu verwendet hat, einen Einblick in die Civilverwaltung zu gewinnen, ist nunmehr beendet. Der Kaiser spricht dem Oberpräsidenten Dr. Achenbach in einem Schreiben seinen Dank für dessen sorgsame Thätigkeit aus.
Prinz Friedrich Carl hat seine mehrmonatliche Reise nach Egypten und Jerusalem nunmehr beendet und ist in Berlin am 11. d. M. wieder eingetroffen.
Alle andern Ereignisse in Europa drängt ein Artikel der "N. A. Zeitung" in Berlin, des Organs Bismarcks in der Presse, weit in den Hintergrund. Bismarck hat das mächtige Bollwerk zur Erhaltung des Friedens in Europa erweitert und verstärkt, Italien ist eingetreten in den Friedensbund Deutschlands und Oestereichs, wenn auch nicht durch förmlichen Vertrag, so doch durch bindende Verabredungen. Das ist der Kern des Artikels und der Gedankengang folgender. Seit der großen Rede des Ministers Mancini im Parlamente tauchten Gerüchte auf, Deutschland, Oesterreich und Italien hätten ein Bündniß geschlossen gegen Frankreich. Das sei unrichtig, die drei Mächte verfolgten nur friedliche Absichten und beabsichtigten keinerlei Angriff, am wenigsten gegen Frankreich; einem willkürlichen Friedensbruche aber gegen eine dieser drei Mächte würden sich wahrscheinlich die drei Mächte gemeinsam widersetzen; dieser Fall könne aber erst dann eintreten, wenn durch Umwälzungen in Frankreich (also durch Sturz der jetzigen Republik) "ein Mann oder ein Princip zur Regierung komme, welche durch Appell an den Krieg die im Innern unsichere Herrschaft befestigen wollten." Die Niederlage jeder einzelnen Macht im Kampfe mit Frankreich bedrohe die Sicherheit der andern beiden; jede der drei Mächte müsse sich sagen, "es handelt sich um dich, wenn des Nachbars Wand brennt." Deutschland könne und werde Oesterreich niemals schwächen und im Stiche lassen, die Stärkung und Sicherheit Oesterreichs sei für Deutschland ein Bedürfniß. Vertragsmäßiger Verabredungen bedürfe es zu diesem Friedensbündniß nicht. (Aus andern Andeutungen erkennt man, daß der Zweck der neuen Verbindung die Erhaltung des politischen Zustandes betrifft, wie er im Frankfurter Frieden durch die Vogesen=Grenze, im Berliner Congreß für die orientalische Frage vereinbart worden ist.)
Allerhand ungünstige Erfahrungen über die Unterbringung von jungen Leuten, welche sich einem wissenschaftlichen Berufe zugewendet hatten, haben es bewirkt, daß jetzt viele wohlhabende Familien ihre Söhne dem Gewerbe zuführen. Leute, die mit den Zensuren 2 und 3 von Gymnasien und Realschulen abgehen, finden schwer eine Anstellung. Beim Postfache z. B. soll so reiche Auswahl von Bewerbern vorhanden sein, daß in der Regel nur solche mit der Censur 1 angenommen werden.
König Humbert von Italien wird gelegentlich der Vermählung des Herzogs von Genua eine allgemeine politische Amnestie erlassen.

[ => Original lesen: 1883 Nr. 29 Seite 2]

- Der Kölner Männergesangverein geht am 9. Juni mit 100 Mitgliedern nach London, um dort 10 Conzerte zu geben. Er folgt einer ehrenvollen Einladung.
- Kein König reist so theuer wie Renz. Er hat für seine Eisenbahnfahrt von Berlin nach München (400 Personen, 180 Pferde und 45 Wagen) 12,500 M. bezahlen müssen.
- Im zoologischen Garten in Schönbrunn wurde der bösartig gewordene Elephant mit Cyankali, das unter das Futter gemischt wurde, vergiftet; nach 7 Minuten stürzte er wie vom Blitz getroffen todt nieder.
- Die ächteste Frau Professor ist die frühere Sängerin Jachmann=Wagner; denn sie ist von dem König von Bayern zum "Professor an der Musikschule" in München ernannt worden.
- Nach der letzten Zählung gibt es in Oesterreich 21,794,231 Einwohner unter diesen haben sich nach der Umgangssprache bekannt 8,008,864 als Deutsche, 5,180,304 als Czechen, 3,258,234 als Polen, 2,792,667 als Ruthenen, 1,140,304 als Slovenen, 563,615 als Serbo=Kroaten, 668,653 als Italiener, 190,790 als Rumänen u. s. w. Nach Procenten und in runden Ziffern ausgedrückt, haben sich bekannt, als Deutsche 37 PC., als Czechen

Fortsetzung in der Beilage.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Walksfelde sub Nr. 2 belegene Büdnerei c. p. des Arbeitsmannes Franz Tiedemann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 16. April 1883
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 22. Januar 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Antragsmäßig soll über die zu Klocksdorf sub Nr. 3 belegene Kleinkäthnerstelle c. p. des Joachim Dettmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 2. Juli d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 4. April 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Im Konkursverfahren des Müllers Johann Theden zu Mannhagen wird auf Antrag des Konkursverwalters, Rechtsanwalts Kindler zu Schönberg, hierdurch zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des zur Konkursmasse des p. Theden gehörigen Mühlengehöfts c. p. zu Mannhagen ein Verkaufstermin auf

Freitag, den 11. Mai 1883,
Vormittags 11 Uhr

und ein Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 12. Juni 1883,
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach zuvoriger Meldung beim Konkursverwalter, Rechtsanwalt Kindler hieselbst, gestattet ist, daß die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei und beim Rechtsanwalt Kindler zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden sollen und den Interessenten freisteht zum Zwecke einer endlichen Regulirung der Bedingungen in dem gedachten Verkaufstermine zu erscheinen oder binnen 8 Tagen vor demselben darauf bezügliche Vorschläge schriftlich einzureichen.
Allen Personen, welche dingliche Ansprüche an das hierunter näher beschriebene Grundstück c. p. und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörende Gegenstände zu haben vermeinen, mit Ausnahme der Hypothekenbuchsgläubiger, welche jedoch ihre Hypothekenscheine im Original einzureichen haben, wird hiermit unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses aufgegeben, in dem auf

Freitag, den 11. Mai 1883,
Vormittags 11 Uhr
angesetzten Termine ihre Ansprüche und Forderungen anzumelden, die Originalien und sonstige schriftliche Beweismittel vorzulegen und mit ihren etwaigen Prioritätsausführungen vorzugehen.
Schönberg, den 10. Februar 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       

Beschreibung des Mühlengrundstücks.

Dasselbe besteht aus:

1. einem massiven zweistöckigen Wohnhause in Verbindung mit der unmittelbar daran liegenden Wassermühle, neuester Construction. Wohnhaus und Mühle vor 3 Jahren neu erbauet.
2. dem alten Wohnhause mit Scheunenraum und Stallungen (Bauerhaus).
3. einem Backhause und
4. einem Schweinestall.
Das Grundstück ist groß an Hofraum, Garten, Acker, Wiesen, Wege etc. 4642 []Ruthen.


Zur Zwangsversteigerung der in Folge begründeten Antrags beschlagnahmten, dem Maurergesellen Joachim Haase zu Selmsdorf gehörigen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
      1. der Verkaufstermin auf

Dienstag den 26. Juni 1883
Vormittags 11 Uhr

      

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag den 24. Juli 1883
Vormittags 11 Uhr

ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), so weit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismitteln, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag den 26. Juni 1883
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen. Sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 1. April 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


[ => Original lesen: 1883 Nr. 29 Seite 3]

Auction in Rieps.

Am Sonnabend den 14. April d. J. Vormittags 9 Uhr sollen in Rieps die Nachlaßsachen des Büdners Möller daselbst als namentlich:

gute Betten, Bettstellen, Koffer, Laden, Stühle, Tische, Kleiderschrank, Sopha, amerik. Uhr, das gesammte Küchengeräth, 5 Kessel, einige Küben, 2 Seiten= und 2 Schulterstücke eines mittelgroßen Schweines, 16 Hemden, 18 Bettlaken, 7 Tischlaken, 20 Bolzen flächsen Leinen, 15 heeden do., Tischtuchleinen und weiß wollen Zeug, circa 20 Pfund Flachs, 1 Sack mit Federn, 12 Säcke, etwas Roggen, einige Sack Kartoffeln, 2 Säcke mit Mehl, 1 Ziege und 5 Hühner, etwas Heu und Stroh, auch verschiedenes Arbeitsgeräth sowie Manns= und Frauenkleidungsstücke und vielerlei andere Sachen
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.

Schönberg.                                                      Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Eichen=Loh=Auction.

Am Sonnabend den 21. April Morgens 10 Uhr sollen in Kösters Hotel zu Schönberg die Rinden von nachstehend bezeichneten Eichen zur Selbstgewinnung meistbietend gegen Baarzahlung verpachtet werden.

1. Niendorfer Holz (Schönberg).
213 Stück eichen Stangen und Bäume.
2. Sahmkower Holz (Carlow).
43 Stück stärkere Eichen.
3. Steinbrink (Schlagbrügge).
300 Stück eichen Stangen und Klassenbäume.
Schönberg, den 12. April 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Nachdem seit länger als zwei Jahren kein Wegebesserungsbeitrag erhoben, vernothwendigt sich nunmehr ein solcher von 30 Pfennig für 100 []Rth. und werden die Ackerbesitzenden Bürger Schönbergs ersucht, solchen Beitrag am

Sonnabend den 14. April
Abends 6 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Die an diesem Tage nicht gezahlten Beiträge werden gegen eine Gebühr von 10 Pfennig. pro Mitglied abgeholt.
Schönberg den 9. April 1883.

Die Städtische Wege=Commission.


Gewerbe-Verein.
Sonnabend den 14. d. Mts., Abends 8 Uhr:
Außerordentliche Versammlung.
Vortrag der Herren Hoftischlermeister Hermes und Redakteur Quade aus Wismar.


Morgen Sonnabend
Münchener Hofbräu
vom Faß
Anstich 6 Uhr Abends.
                                                    F. C. Wolgast.


Berliner Weißbier
auf Flaschen empfiehlt
                                                    F. C. Wolgast.


Sonnen- und Regenschirme
in guter Auswahl
                          empfiehlt billigst
                                                    H. Scheer.


Theater=Anzeige.
Sonntag den 15. April 1883.
Mit neuer Ausstattung
Der Rattenfänger von Hameln.
Phantastisches Volksstück mit Gesang in 7 Bildern.

Nach Sprenger's Geschichte und Ehrich's Chronik der Stadt Hameln, Nieritz's Märchen und Julius Wolff's Aventiure, frei bearbeitet von Dr. Gustav Braun.

                                                    Eug. v. Strom-Satorsky.       


Herrn Gastwirth H. J. Heitmann zu Klocksdorf habe ich mit Heutigem eine Niederlage meines bekannten Selters= u. Sodawassers, sowie Brauselimonade übergeben, und bitte die geehrten Herren Wirthe und Abnehmer Ihren Bedarf, zu Fabrikpreisen, bei demselben beziehen zu wollen.

Hochachtungsvoll
Otto Bezzenberger.
Besitzer der Dom-Apotheke zu Ratzeburg.


Verkauf.

Ich wünsche mein Stickereigeschäft sofort unter günstigen Bedingungen zu verkaufen.

                                                    Cathinca Wilhelm.


Meine Tischlerei habe ich nach dem Hause des Herrn J. Badstein verlegt, welches ich meinen geehrten Freunden und Gönnern von Selmsdorf und Umgegend zur Kenntniß bringe.

                                                    G. Berger, Tischlermeister.
Selmsdorf den 12. April 1883.


Rothklee,
sehr schöne einmattige Saat,
hat noch preiswürdig abzugeben                          
Sülsdorf im April 1883.                          
                                                    J. Wiencke, Gastwirth.


Dr. Pattison's
Gichtwatte,
bestes Heilmittel gegen                           
Gicht und Rheumatismen

aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
(H. 6200)
In Packeten zu 1 M. und halben zu 60 Pfennig. bei

Herrn Senator W. Heincke.


Einen Transport 6 Wochen alter gut genährter

Ferkel
                                                    empfiehlt
                                                    M. Köster, Handelsmann.

Schönberg, Siemzerstraße Nr. 143.


Wegen Auswanderung zu verkaufen:
12 Bienenstöcke
und eine neue                                                    
Honigschleudermaschine
                                                    bei J. Holst, Cronskamp.


1 Säemaschine,
1 Dreschmaschine
und 1 Häxelmaschine
stehen zum Verkauf bei                                                    
                                                    J. Wiese, Cronskamp.


Wilh. Berner,
Juwelier,Gold= und Silberarbeiter,
Lübek,
1010 Sandstrasse 1010,
neben der Lübecker Privatbank

hält sein neues großes Lager von Juwelen, Gold, Silber, Corallen und Granatwaaren zu festen und billigen Preisen bestens empfohlen.
Nach Bestellung anzufertigende Arbeiten, sowie Reparaturen werden in meiner Werkstatt auf das Schnellste und Billigste ausgeführt.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 29 Seite 4]

Anker-Cichorien
von
Dommerich & Co. in Bukau-Magdeburg.

Anker Cichorien ist ein trockenes lichtbraunes Pulver, aus gewaschenen, daher sandfreien Magdeburger Cichorienwurzeln hergestellt und zeichnet sich aus durch sein Aroma, Reinheit im Geschmack und Ausgiebigkeit.
Anker=Cichorien ist der beste im Handel befindliche Cichorien und zu kaufen in Packeten von 125 gr. zu 10 Pfennig. und von 230 gr. zu 20 Pfennig in nachstehenden Geschäften:

C. J. W. Burmeister.             C. H. Vock.
J. F. Eckmann.             W. Wieschendorf.
F. Heitmann.             A. Zander.
J. Kummerow.             


Große Waaren-Auction
Am Montag den 16. und Dienstag den 17. April,
eventuell die folgenden Tage, soll Morgens von 9 Uhr und Nachmittags von 2 Uhr an,
das gesammte
Tuch- u- Manufacturwaaren-Lager

des Herrn Eduard Levissohn hier, wegen dessen Fortzugs, im Saale des Herrn Körner versteigert werden.

Das Nähere besagen die Zettel.
Rehna im April 1883.                                                    


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
Außerordentliche
General=Versammlung
am Sonntag den 15. d. M. Nachmittags 3 1/2 Uhr.
Tages=Ordnung:

1. Abstimmung über den Antrag des Vorstandes betr. Aufnahme von Ehrenmitgliedern.
2. Wahl eines Delegirten zum Delegirten=Tage in Rostock. Feststellung der Theilnehmer des Vereins an dem ebendaselbst am 6. Mai d. J. stattfindenden Landes=Kriegerfeste.
3. Berathung über die Feier des 10jährigen Stiftungsfestes.
3 Uhr: Vorstands=Sitzung, zu der alle Vorstands=Mitglieder pünktlich zu erscheinen haben.

Der Vorstand.
Dr. M. Marung.


Goldene Hochzeit.
Nach vorliegendem Trauschein wurden Hans JochimKreutzfeldt und Catharina Dorethea Kreutzfeldt geborne Isenhagen, wohnhaft in Kuhlrade, getraut am 19. April 1833 durch Herrn Pastor Harnack in Carlow.

    Die Jahre sind entschwunden,
Nun fünfzig sind es schon,
Wo sie in seligen Stunden
Bestiegen Hymens Thron.

    Nur Kummer war beschieden
Dem treuen Ehepaar,
Stets lebten sie in Frieden
Doch aller Mittel baar.

    Nun da die "goldene Hochzeit" ist,
Herrscht Mangel überall,
Nehm' drum ein Scherflein jeder Christ
Und spend's in diesem Fall.


Blumenkohl=Pflanzen
                                                    empfiehlt
                                                    H. Upahl, Handelsgärtner.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 15. April.

     Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
          Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 12. April 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 29 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 29 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. April 1883.


23 PC., als Polen 15, als Ruthnen 13, als Slovenen 5, als Italiener 3, als Serbo=Kroaten 2,6 und als Rumänen 0,87 PC.
- Ueber die Ueberschwemmungen in Nordamerika bringt ein englisches Blatt die erschütterndsten Nachrichten. Einige Meilen südlich von Memphis bis zum See Providence in Louisiana, das heißt auf eine Strecke von 500 Kilometern in gerader Linie, nicht 500 Acker trockenen Landes mehr, Kühe, Ochsen, Pferde und Maulthiere stehen bis an dem Bauch im Wasser, sind gänzlich verlassen und außer allem Bereich von Dampfschiffen und irgend welcher Hülfe! Die zahlreichen Handelsposten und Landungsplätze, die dem Strom entlang liegen, sind verödet und menschenleer. Die Kaufläden und Wohnhäuser sind umgestürzt oder gänzlich weggeschwemmt, und die ganze Strecke sieht einer verlassenen, traurigen Wüste gleich. Ausgenommen in den wenigen größeren Städten und Dörfern ist kein menschliches Wesen mehr zu sehen! Tausende sind heimathslos und im tiefsten Elend - die Hühner und das übrige Hausgeflügel sieht man zu ganzen Schaaren auf den Bäumen sitzen und geduldig ihrem Tod entgegengesehen.
- In Wien ist ein glücklicher Mann gestorben, im Munde des Volkes der Kassen=Werthheim genannt. Er hat nicht nur unzählige feuerfeste Geldschränke geliefert, die ihm Millionen eintrugen, sondern auch unter allen Privatleuten in Wien die meisten Orden getragen; denn es war sein strenger Grundsatz, an König und Kaiser und hohe einflußreiche Männer keinen Geldschrank zu liefern ohne baare Kasse und einen Orden. Seine Millionen hielt er auch durch den Grundsatz hübsch zusammen 1) für sich wenig ausgegeben und noch weniger für - Andere. (Sein Vermögen hat er aber Armen und Schulen vermacht.)
- Sonderbare Charfreitagsgebräuche bestehen zum Theil in London. Am Friedhofe von St. Bartholomäus werden am Morgen nach dem Gottesdienste auf einem Grabsteine 21 neugeprägte Sechs=Pence=Stücke (50 Pfg.=Stücke) niedergelegt, und von der gleichen Zahl der ärmsten Wittwen des Pfarrsprengels aufgehoben. Es ist dies eine seit vierhundert Jahren bestehende Stiftung. Das Grab schließt die Asche der Stifterin ein, deren Name jedoch im Laufe der Zeit verloren gegangen ist. Einer anderen, im Jahre 1586 von Peter Simonds errichteten Stiftung gemäß, werden am selben Tage 50 Knaben der mit dem Christ=Hospitale in Verbindung stehenden Freischule vom Lordmajor mit je einem neugeprägten Penny und einem Päckchen, "süßer Rosinen" beschenkt, für welche reiche Gabe sie versprechen müssen, das Jahr über fleißig und sittsam zu sein, und den Kirchenbesuch nicht zu versäumen.
- Samstag oder Sonnabend? In Norddeutschland sagt man mehr Sonnabend, in Süddeutschland mehr Samstag. Beide Ausdrücke haben gleiches Bürgerrecht, was aber den Ursprung derselben betrifft, muß man weit zurückgreifen. Von Ägypten aus kam durch den Einfluß der Alexandriner und der zu großer Bedeutung gelangten Juden in Rom die 7tägige orientalische Woche zur Geltung. Auch das Christenthum hatte die 7tägige Woche (hebdomas) von den Juden übernommen und konnte daher auch die Bezeichnung für den letzten Wochentag, den Sabath nicht abwehren, der als sabboto ins Italienische, samedi ins Französische, sambaztac ins Althochdeutsche überging. Da haben wir denn unser Wort Samstag von den Juden, aber nur mittelbar; denn der Ursprung desselben läßt sich noch viel weiter zu den Assyrern und Babyloniern zurückverfolgen, von denen die 7tägige Woche (nach den 7 Planeten) ursprünglich stammt und bei denen, wie die Keilschriften ergaben, der 7. Tag, der Ruhetag, als Sabatuv vorkommt. Sonnabend scheint, wie Jacob Grimm annimmt, eine Kürzung aus Sonntagsabend, Abend vor dem Sonntage, zu sein.
- Aus dem Berliner Gemeinwesen. Auf dem städtischen Centralviehhofe zu Berlin herrscht jetzt, weil der Schlachtzwang ins Leben getreten ist, außerordentliches Leben und Treiben. Montags werden daselbst circa 3000 Rinder, 2000 Kälber, 10,000 Schweine und 40,000 Hammel geschlachtet. Große Geschäfte haben sich aufgethan, welche das Schlachten im Auftrag übernehmen und das geschlachtete Vieh in eleganten Wagen nach der Stadt an die Fleischer transportiren. Aber auch für London und namentlich für Paris wird in Berlin geschlachtet. Die Pariser Unternehmer haben einen eigenen Schienenstrang in eines der Schlachthäuser gelegt, sie haben sieben eisgekühlte Waggons zwischen Berlin und Paris laufen, in denen je 300-400 geschlachte Hammel in leinenen Beuteln untergebracht werden. Zurück kommen die Waggons mit Blumenkohl und anderen Gemüsen. Wenn der Hammelfleischverbrauch aufhört, werden in den Waggons Krebse nach Paris gesandt.
- Aus Amerika lesen wir, der deutsche Sozialdemokrat und Reichstags=Abgeordnete Hasselmann lebe in New=York in tiefer Zurückgezogenheit. Es sei ihm, der ein tüchtiger Chemiker ist, gelungen, drei wichtige Erfindungen zu machen, durch die er ein reicher Mann werden wolle. Er suche nur nach einen Geldmann, der ihn nicht über's Ohr haue.
- In der Schweiz ist die Käseausfuhr von 52,000 Ctr. im Jahre 1852 auf 217,000 Ctr. im Jahre 1880 gestiegen. Professor Anderepp in Chur empfiehlt deswegen den Landleuten in seinem Buche über den Gemüsebau (Zürich, Verlag Orell, Füßli u. Co.), den Verlust an Nährstoffen so viel als möglich zu ersetzen, namentlich durch Anbau der nahrhaften Hülsenfrüchte.
- Schulze=Delitzsch, der Vater der Spar= und Vorschußvereine, liegt tödtlich erkrankt darnieder. Er ist ein Siebenziger.
- Im Grunewald in der Nähe von Berlin gibt's einen Baum, der von dem Volke der Baum der Erhängten genannt wird. Er muß eine besondere Anziehungskraft für Selbstmörder haben; denn seit einigen Jahren haben sich 17 Leute an ihm aufgehängt.
- Schwäbische Höflichkeit. "Herr Präsident, i bitt um's Wort !" - "Der Herr Schlankele hat's Wort!" - "Drum hab i no vor ere Viertelstund' mein Dos' zum Schnupfe rumgange lasse und kann se jetzt nemme finde. I möcht' daher no die Herre bitte, daß se nachsehe sollet, ob keiner meine Dos' in sein Tasch g'steckt hat, in der Meinung, er steck' se in de meinig !"
- Für 2,550,000 Mark Diamanten! Für zwei und eine halbe Million und fünfzigtausend Mark Diamanten! und wo ist der Schatz zu finden? Auf der Amsterdamer Ausstellung, die im Mai eröffnet wird, in einigen gläsernen Spindchen des Diamanten=Häuschens". Die Amsterdamer Diamantenschleifer sind weltberühmt, und ihrer zweiundfünfzig haben sich zusammengethan, um diesen Zweig einer hochentwickelten Kunst=Industrie den Besuchern in allen Einzelheiten vor Augen zu führen. Natürlich wird der Schatz Tag und Nacht bewacht werden. Auch ist die Einrichtung getroffen, daß bei dem geringsten Druck gegen die gläsernen Wände, welche die Diamanten umschließen, die begehrten Schätze in einer eisernen feuer= und diebessicheren Versenkung verschwinden.
- In Bamberg wurde ein Roßtäuscher wegen Betrugs zu einmonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt. Er hatte einen 25jährigen Rappen durch Färbemittel und wahrscheinlich durch Arsenikfüttern, so zu verjüngen gewußt, daß er ihn für 8 bis 9 Jahre alt ausgeben konnte und 150 M. herausbekam.
[ => Original lesen: 1883 Nr. 29 Seite 6]Staaten von Amerika mit den Mittwochs und Sonntags von Bremen und Donnerstags und Dienstags von Southhampton abgehenden Dampfern des Norddeutschen Lloyd befördert werden, sofern nicht vom Absender ausdrücklich anders bestimmt worden ist.
Die fenischen Verbrechen mehren sich im brittischen Reiche derart, daß demnächst kein Platz mehr in den Gefängnissen mehr sein wird. Die Londoner Garnison ist verstärkt worden. Alle Schildwachen erhalten scharfe Patronen und stehen von Sonnenuntergang mit geladenen Gewehren.
Für die russische Kaiserkrönung sind nunmehr folgende Anordnungen getroffen worden: Die Abfahrt des Hofes von Petersburg erfolgt am 8. Mai. Am 10. Mai findet der feierliche Einzug in Moskau statt. Am 11., 12., 13. und 14. Mai religiöse Vorbereitungen, am 15. die Krönung, am 24. oder 26. Mai Einweihung der Erlöser=Kathedrale, dann erfolgt die Abfahrt nach Petersburg. In Kreml sind alle Thüren und Thürmchen der Umfassungsmauer mit hohen Gerüsten umzogen; auf allen Seiten des "großen Iwan", der höchsten Spitze Moskaus, hängen in den letzten Tagen Arbeiter im Luftsitz herab, den Vorübergehen leises Grauen verursachend. Nächtlicherweile strahlt schon jetzt über dem Kreml ein Lichtgestirn, scheinbar frei am Himmel schwebend. Die fremden Gesandten haben sich für schwere Preise in Privathäusern ein Unterkommen gesichert. Die geforderten und bezahlten Preise betragen 20 bis 30,000 Rubel. Auch Fenster werden auf der Trewskaja, durch welche sich vom Petersparke aus der Festzug bewegen wird, schon seit Monaten vermietet; man bezahlt 100 Rubel für das Fenster. Die höchsten Behörden des Reichs, der Reichsrath, das Ministercomite, der Senat und die Heilige Synod siedeln zur Krönung von Petersburg nach Moskau über. - Der Oberpolizeimeister Buturlin hat verfügt, daß am Tage der Krönung alle Geschäfte bis auf die, welche mit Lebensmitteln handeln, geschlossen sein sollen; ferner müssen sämmtliche Häuser flaggen und Abends illuminiren. Auf öffentlichen Plätzen und in Gärten soll ohne Unterbrechung concertirt, und während dreier Tage sollen in den kaiserl. Theatern täglich zwei Gratisvorstellungen gegeben werden.
Nach dem Regierungsanzeiger ist in den russischen Finanzen im Jahre 1882 eine Ersparniß von 81 Millionen Rubel erzielt worden, die für Flußregulirungen und Verbesserung sumpfiger Gegenden aufgewendet werden sollen.
Nach dem Bericht des landwirthschaftlichen Departements über den Saatenstand der Vereinigten Staaten war der Stand des Winter=Weizens am 1. April auf 80 (gegen 104 zu demselben Zeitpunkt des vorigen Jahres) zu veranschlagen.


- In Leipzig und in der "Illustrirten Zeitung" läßt sich Prinz Kolibri sehen, ein 20jähriger Zwerg von 69 Centimeter. Er ist ein Wiener Kind, ganz ebenmäßig gebaut, seine Eltern waren Wirthsleute von normaler Größe. Er heißt Max Zaborsky und nimmts sehr übel, wenn ihn Jemand Du anredet.
- In Bremen hat sich ein Zweigverein des deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke gebildet. Ueber die bestehenden beiden Volkskaffeehäuser wurde erfreuliches berichtet.
- Ein schweres Unglück hat eine Familie in Gerresheim bei Düsseldorf in tiefe Trauer versetzt. Die Mutter wacht bei ihrem erkrankten 12jährigen Knaben. Dieser entschlüpft in einem günstigen Augenblick, läuft in den Garten stürzt sich in die dort vorbeifließende tiefe Düssel. Die nacheilende Mutter kommt hinzu, will den Knaben retten, versinkt aber mit ihm in die Tiefe. Als man die Leichen fand, hielt die Mutter den Knaben krampfhaft umschlungen.
- Den Erbberechtigten von der Ott'schen Millionen Hinterlassenschaft im badischen Flecken Wittighausen ist ihr Anteil mit 3,200,000 M. vom Hause Rothschild baar ausbezahlt worden. So viel Geld ist in dem kleinen Ort noch nie zusammen gewesen.
- Eine junge Dresdnerin ist dieser Tage mutterseelenallein nach Jerusalem abgereist. Die junge Dame hatte von ihrem Bräutigam einem Mitglied des berühmten Chokoladengeschäftes Stollwerk in Cöln, zuletzt in Dresden in einer befreundeten Familie Abschied genommen. Der junge Mann trat darauf eine Geschäftsreise nach dem Orient an und hatte in Jerusalem das Unglück, ein Bein zu brechen. Sofort erbat sich seine Braut die Erlaubniß ihn zu pflegen; der Bräutigam aber ersuchte die Braut telegraphisch, alle Papiere mitzubringen, um gleich dort in Jerusalem die Ehe eingehen zu können. Die Reise geht über Triest nach Alexandrien und von da mit einem andern Dampfer nach Jaffa, von wo sie auf dem Schiff der Wüste" fortgesetzt und ihrem Ziel entgegengeführt wird.
- Die Frankfurter haben gute Nerven, der Thierbändiger Batty aber noch bessere. Er ging furchtlos in den Käfig seiner 6 Löwen, die fürchterlich brüllten und ließ sie durch brennende Reifen springen und einen eine Pistole abschießen. Mit ihm trat in den Käfig eine Ulmer Dogge, welche die Löwen immer scharf im Auge behielt und zugleich mit ihrem Herrn sich zuletzt mitten unter die Bestien gemüthlich niederlegte. - Ein schlesischer Dampf=Knochenmühlenbesitzer hat eine Empfehlungskarte versandt, in welcher es heißt: Den geehrten Ackerbürgern und den herumliegenden Landleuten empfehle ich als vorzügliches Düngemittel aus meiner neu eingerichteten Dampf=Knochenmühle feinstes Knochenmehl. Auch bin ich gegen geringe Vergütung bereit den Herren Landwirthen ihre eigenen Knochen zu mahlen.
In der Briefmarkenfrage ist im Bundesrathe eine wichtige Entscheidung getroffen worden. Es handelt sich um die Eingaben, betreffend die Einführung der Reichspostwerthzeichen für das ganze Reich. Man beschloß, den Eingaben, keine Folge zu geben und den Bayrisch=Württembergischen Standpunkt festzuhalten, wonach es also bei dem jetzigen Abkommen über Beförderung der Postkarten sein Bewenden haben soll.
- Standesgemäße Todesarten. Die deutsche Sprache ist in ihren Redensarten so mannigfaltig, daß sie jedem Menschen erlaubt, seinen Tod seinem Lebenslauf gemäß zu wählen. So z. B. erbleicht der Färber, dem Feldjäger entflieht die Seele, der Schlosser schließt die Augen, der Pfarrer segnet das Zeitliche, ins Gras beißt der Botaniker, dem Uhrmacher lauft die Lebenszeit ab, dem Thürmer schlägt die letzte Stunde, der Musikant pfeift aus dem letzten Loche, in die Grube fährt der Bergmann, das Leben schließt der Buchhalter ab, das Zeitige mit dem Ewigen wechselt der Bankier, die Lebenswaage sinkt dem Kaufmann, das Auge bricht dem Glaser, die Laufbahn endet der Briefträger, der Athem geht dem Trompeter aus, heim geht endlich der Wirthshaushocker, abgerutscht ist der Schieferdecker, zur Asche wird der Kohlenbrenner, der Lebensfaden reißt dem Schneider, das Irdene (Irdische) verläßt der Töpfer nach Jenseits verduftet der Schwindler, den Geist gibt der Branntweinbrenner auf, zur Neige geht dem Wirth das Leben, die irdische Hülle streift ab der Schinder, das Todesloos bekommt der Lotterie=Colleteur, abgefahren ist der Kutscher, das Leben erlöscht dem Lampenputzer, ausgerungen hat die Waschfrau, den Lauf vollendet der Büchsenmacher, aus dem Jammerthal scheidet der Müller, der Chemiker ist aus dem Leben geschieden, der Straßwärter kratzt ab, zur Ruhe hat sich der Nachwächter gelegt und seinen Geist haucht endlich der Zeitungsschreiber aus.
In der Gesellenherberge zu Coburg brach vor einigen Tagen eine förmliche Revolution aus. Der Wirth wurde von den Handwerksburschen mißhandelt und konnte nur mit Mühe durch die Polizei seinen Angreifern entrissen werden.
- Die Deutschen und Franzosen am Fuße der Vogesen haben einen gemeinsamen Feind, der in den Waldungen und Aeckern entsetzlich wüthet. Das sind die wilden Schweine. Mehr als 50 deutsche und französische Jäger, Offiziere und Beamte und mehr als 100 Treiber vereinigten sich jüngst zu gemeinschaftlichem Jagen über die Grenze herüber und hinüber. Die Jagd kostete zwar nur 3 Sauen das Leben, aber das Eis zwischen Deutschen und Franzosen war gebrochen, sie jagten und frühstückten so kameradschaftlich zusammen, wie nie zuvor, und es sind so viel gemeinschaftlich Feinde übrig geblieben, daß häufige Wiederholungen dringend nöthig sind.


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