No. 23
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. März
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 23 Seite 1]

      Wenn auf einen Antrag des Schulzen Lenschow, als Eigenthümer der Menzendorfer Schulzenstelle, wegen Genehmigung, den über 2 seiner Koppeln von Grieben nach Lübsee führenden Fuß= und Kirchensteig in der Art verlegen zu dürfen, daß derselbe ferner neben dem Fahrwege wieder in genügender Weise hergestellt wird, nicht allein die Bewohner der Dorfschaften Grieben, Menzenberg und Zehmen, sondern auch die Pfarre zu Lübsee die Zustimmung unter den vereinbarten Bedingungen ertheilt haben, so wird dies zur allgemeinen Kenntniß gebracht, und wird, falls binnen 3 Wochen berechtigte Einsprache dagegen nicht erhoben wird, die Genehmigung der unterzeichneten Behörde ertheilt werden.
      Schönberg, den 14. März 1883.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Bekanntmachung

     Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Mittwoch, den 28. März
Morgens präcise 9 Uhr.

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Donnerstag, den 29. März,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Freitag, den 30. März,
von Morgens 9 Uhr an

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1863.
      Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
      Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24. 7, der Ersatzordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1863, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
      Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.

[ => Original lesen: 1883 Nr. 23 Seite 2]

      Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu stellen.
      Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
      Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
      Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
      Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
      Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
      Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Donnerstag den 17. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I. Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
      Schönberg den 20. Februar 1883.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Oeffentliche Zustellung.

Der Gastwirth E. Thies zu Ziethen klagt gegen den Büdner und Bäcker J. Krellenberg früher zu Carlow, jetzt unbekannten Aufenthaltsorts aus Schuldschein vom 13. Juli 1882 über ein dem Beklagten gegebenes Darlehen mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten zur Zahlung von 300 M. und das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Großherzogliche Amtsgericht zu Schönberg auf

Freitag, den 13. April 1883
Vormittags 11 Uhr.

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage öffentlich bekannt gemacht.
Schönberg, den 10. Januar 1883.

H. Diederich,
Gerichtsschreiber des Großherzoglichen Amtsgerichts.


Am Dienstag den 27. März d. J. Vormittags 10 Uhr sollen im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg

verschiedene Mobilien als Tische, Stühle, Schränke, sowie 1 Hobelbank, Zimmermannsgeräthschaften, Mannskleidungsstücke, auch
                          40 Kisten gute Zigarren
und viele andere Sachen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Auction

Am Sonnabend den 24. d. Mts. Mittags 12 Uhr werde ich zu Lüdersdorf

2 Kühe

öffentlich gegen sofortige Zahlung verkaufen.
Sammelplatz beim Gastwirth Herrn Fahrenkrug daselbst.

Staack,                
Kammer=Executor.       


Holz=Auction Nr. 32.

Am Mittwoch den 28. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Lenschower Tannen.

202 Rmt. tannen Kluft
43 Rmt. tannen Knüppel
33 Rmt. tannen Rodestämme
11 Rmt tannen Späne.

2. Herrenburger Tannen und Schonung.

14 Rmt. tannen Kluft
13 Rmt tannen Knüppel
10 Rmt tannen Rodestämme
42 Fuder tannen Durchforstholz von Bohnenstangen als Hopfenstangenstärke.

3. Wahrsower und Duvenester Tannen.

12 Rmt. tannen Kluft und Knüppel
10 Rmt. tannen Rodestämme.

Schönberg, den 19. März 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction

Am Dienstag den 27. a. c. Vormittags 10 Uhr anfangend, sollen auf dem Holzlagerplatz Nr. 12 bei der Wrackbude ca. 3700 Dutz föhren und grän

Wahl= und ebenkant. Bretter

in öffentlicher Auction meistbietend verkauft werden. Verzeichnisse sind, soweit der Vorrath reicht beim Unterzeichneten gratis zu erhalten.

                                                    G. Olrogge,
                                                    beeideter Auctionator.

Lübeck den 16. März 1883.


Wohl zu beachten!

Empfehle Loose zur Neubrandenburger Pferdeverloosung à Loos 3 M. und nehme Bestellungen gerne entgegen.

Hochachtungsvoll
Mahlzow.                                                    C. Praefke.


Spaten,
eiserne Schaufeln,
eiserne Gartenharken
empfiehlt billigst                          
Carlow.                                                     J. Rieckhoff.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 23 Seite 3]

Von jetzt an decken bei mir                          
drei braune Hengste
hannöverscher Race.
                                                    Hauswirth J. Hecht.
                                                    Schlag=Resdorf.


Gesucht
zu Ostern ein gewandter Hausknecht.                          
                                                    W. Maass.


Tapeten, Borden
empfiehlt                                         
Carlow.                                                     J. Rieckhoff.


EinWohnung

eine Treppe hoch, passend für eine kleine Familie oder für einen einzelnen Herrn oder Dame, hat zu vermiethen zu Michaelis d. J. (auf Wunsch auch möbilirt)

E. Hauschild.       

Schönberg, kalter Damm.


Eine freundliche                                                    
Etage=Wohnung

ist zu vermiethen, entweder gleich oder zu Michaelis Kalter=Damm Nr. 4.


Zu Ostern

oder auch später habe ich noch eine Parterre=Wohnung, sowie die erste Etage ganz oder getheilt zu vermiethen.

Caroline Bruhn.       

Schönberg, Sabowerstraße 16.


Zu vermiethen.

Zu Michaelis d. J. meine Paterre=Wohnung, bestehend aus 4 Stuben, Küche, Speisekammer, Kellerraum u. s. w.

H. Ollrogge,       
Sattlermeister.       

Schönberg den 15. März 1883.


Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.                                                    
                                                    H. 232 Q.


Agentur der Mecklenburgischen Bank
für
Schönberg und Umgegend.

Die Mecklenburgische Bank vergütet zur Zeit für Einlagen:
          1. gegen Sparbücher 4 p. Ct.
          2. gegen Schuldverschreibungen der Bank
               bei 6monatlicher Kündigung oder auf 6 Monate fest 4 p. Ct.
               bei 3monatlicher Kündigung oder auf 3 Monate fest 3 1/2 p. Ct.
               bei 14tägiger Kündigung 3 1/4 p. Ct.
               bei kürzerer, jedoch mindestens 4tägiger Kündigung 3 p. Ct.
          3. im Baar-Conto-Corrent 3 p. Ct.
               und bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit z. Z. à 5 p. Ct.

Die kostenfreie Vermittlung dieser Geschäfte erfolgt durch den Unterzeichneten.
Schönberg i. M.                                                     Wilh. Schrep.


Grabkreuze
in größter Auswahl von                          
Mark 1,40 an
                                                    empfiehlt
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Einen großen
Kachelofen mit Eisen
hat billig zu verkaufen                          
                                                    Burchard.


Sparherde

neuester Einrichtung setzt zu billigsten Preise= unter voller Garantie

Ratzeburg.                                                     W. Baetcke.

N. B. Große Auswahl von selbstfabricirten Kachelöfen, von den einfachsten bis zu den feinsten weißen und Majolik=Oefen. Eiserne Sparherde, eiserne Oefen zu Fabrikpreisen.


Filz= und Seidenhüte
nach neuester Facon empfiehlt
                                                    B. Gartz.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.


Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Januar 1883.
Versichert 59 750 Personen mit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415 900 000 Mark
Bankfonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 108 500 000 Mark
Ausgezahlte Versicherungssummen seit Eröffnung bis 1. Januar 1883   ca. 140 000 000 Mark

Die Bank erhebt keine Aufnahmegebühren und gewährt alle Ueberschüsse voll und unverkürzt an die Versicherten in der Weise zurück, daß auf jede Normalprämie nach 5 Jahren eine Dividende vergütet wird. Die beim Aufhören der Versicherung auf die letzten 5 Jahresprämien rückständigen Dividenden werden baar nachgewährt. - An Beamte werden Darlehen zur Bestellung von Dienstkautionen gewährt. - Versicherten Militärpflichtigen wird die Aufrechterhaltung ihrer Versicherung auch für den Kriegsfall unter günstigen Bedingungen sichergestellt. - Die Auszahlung der Versicherungssumme erfolgt ohne Zins=Abzug sofort nach Beibringung der Sterbefallnachweisungen.

Dividende in diesem Jahre: 43 %, im Jahre 1884 voraussichtlich: 44 %.
Nettoprämie für 1000 Mark nach Abzug von 43 Prozent Dividende beim Beitritt im Alter von

25 Jahren: 13 M. 50 Pfennig.          45 Jahren: 23 M. 60 Pfennig.
30 Jahren: 15 M.   - Pfennig.          50 Jahren: 27 M.   - Pfennig.
35 Jahren: 16 M. 90 Pfennig.          55 Jahren: 32 M. 70 Pfennig.
40 Jahren: 19 M. 30 Pfennig.          60 Jahren: 40 M. 80 Pfennig.
Schönberg.                                                                 Vertreter: Wilh. Schrep.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 23 Seite 4]

Freunden einer geistig anregenden und unterhaltenden Lektüre

kann mit vollem Recht das "Deutsche Montagsblatt" empfohlen werden. Diese durch und durch originelle literarische politische Wochenschrift welche die hervorragendsten deutschen Schriftsteller zu ihren Mitarbeitern zählt, enthält eine Fülle geistvoll geschriebener Artikel, die ein treues Spiegelbild der politischen, literarischen und künstlerischen Strebungen unserer Tage darstellen. Jede neu auftauchende Frage, jede neue Erscheinung in Wissenschaft, Politik, Kunst und Leben findet im "Deutschen Montags=Blatt" unparteiische und erschöpfende Behandlung, während die gesellschaftlichen Zustände der Gegenwart in elegantester Form interessante Beleuchtung erfahren. Belletrische Feuilletons und Humoresken sorgen für die Unterhaltung der Leser.
Diese literarisch=politische Zeitschrift ersten Ranges, welche am zeitungslosen Tage, dem Montag, erscheint, verbindet die Vorzüge einer unterhaltenden und anregenden Wochenschrift mit denen einer wohlinformirten, reich mit Nachrichten aus erster Quelle ausgestatteten Zeitung, und so entspricht das "Deutsche Montags=Blatt" in seiner Doppel=Natur einem entschiedenen Bedürfniß des gebildeten Lesepublikums, wofür die große Verbreitung den besten Beweis liefert.
Alle Reichspostanstalten und Buchhandlungen nehmen Abonnements zum Preise von 2 Mark 50 Pfg. pro Quartal entgegen. Zur Begegnung von Verwechselungen verweise man bei Postbestellungen auf Nr 1352 der Post=Zeitungs=Preisliste pro 1883. Probe=Nummern versendet gratis und franco die Expedition des "Deutschen Montags=Blatt", Berlin SW.


Ein goldener                          
Damenring

in einer kleinen Schachtel ist vor dem Kaufmann Burchard'schen Geschäft verloren worden; der ehrliche Finder wird gebeten, denselben gegen eine Belohnung beim Barbier Herrn Maack abzugeben.


Pachtliebhaber

zu unserer auf hiesiger Feldmark an der Kl. Siemzer Scheide belegenen Wiese wollen sich bei uns melden.
Schönberg, den 12. März 1883.

                          Schneidermeister Voss'sche Erben.


Den interessantesten u. reichhaltigsten Lesestoff

bietet unzweifelhaft das täglich zweimal in einer Morgen= und Abend=Ausgabe erscheinende "Berliner Tageblatt" nebst seinen 4 wertvollen Beiblättern: illustrirtes Witzblatt ULK., illustr. belletrist. Sonntagsblatt "Deutsche Lesehalle", den "Mittheilungen über Landwirtschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft" und "industrieller Wegweiser". Durch die Reichhaltigkeit, Mannigfaltigkeit und Gediegenheit seines Inhalts vermochte es sich einen festen Stamm von ca. 70,000 Abonnenten zu erwerben und sich gleichzeitig zu der gelesensten und verbreitetsten Zeitung Deutschlands emporzuschwingen. Die große Verbreitung des "Berliner Tageblatt" liefert außerdem den besten Beweis, daß es die Bedürfnisse des zeitungslesenden Publikums im weitesten Maaße zu befriedigen weiß. Die besonderen Vorzüge des "B. T." bestehen vornämlich aus Folgendem: Täglich zweimaliges Erscheinen als Morgen= und Abendblatt, wovon letzteres bereits mit den Abendzügen befördert wird und womit den Abonnenten außerhalb Berlins sehr gedient ist. - Freisinnige, von allen Fraktionsrücksichten unabhängige, politische Haltung, die dem "Berliner Tageblatt" es gestattet, zu jeder einzelnen Frage freimüthig sein Urtheil abzugeben. - Zahlreiche Spezial=Telegramme von eigenen Correspondenten an den Haupt Weltplätzen, durch welche das "Berliner Tageblatt" mit den neuesten Nachrichten allen anderen Zeitungen stets voranzueilen im Stande ist. - Ausführliche Kammerberichte des Abgeordneten= und Herrenhauses, sowie des Reichstages, welche soweit möglich, bereits im Abendblatt veröffentlicht werden. - Vollständige Handelszeitung, sowohl die Börse als den Produkten= und Waarenhandel umfassend, nebst einem sehr ausführlichen Kurszettel der Berliner Börse. Wollberichte, Konkursnachrichten etc. - Ziehungslisten der Preußischen und Sächsichen Lotterie, sowie Ausloosungen der wichtigsten Loospapiere sofort nach erfolgter Ziehung. Patent=Ertheilungen. - Graphische Wetterkarte nach telegraphischen Mittheilungen der Deutschen Seewarte vom selben Tage, erscheint bereits in der Abend=Ausgabe. - Militärische und Sportnachrichten - Personal=Veränderungen der Civil= und Militär=Beamten. Ordens=Verleihungen. - Reichhaltige und wohlgesichtete Tagesneuigkeiten aus der Reichshauptstadt und den Provinzen, interessante Gerichtsverhandlungen, die auch das Bedürfniß nach einer unterhaltenden und über die Tagesereignisse orientirenden Lektüre täglich befriedigen. - Theater, Kunst, Litteratur, und Wissenschaft finden im täglichen Feuilleton des "Berliner Tageblatt" Behandlung in geistvoll geschriebenen Feuilletons hervorragender Schriftsteller; auch erscheinen dann die Romane und Novellen unserer ersten Autoren, so veröffentlicht das "Berliner Tageblatt im II. Quartal folgende sehr interessante Werke: Friedrich Friedrich: "Am Horizont", ein ungewöhnlich spannender Roman, dessen reich bewegte Handlung aus den politisch=sozialen Kämpfen unserer Zeit geschöpft ist, Karl Emil Franzos: "Der Präsident", eine ergreifende Erzählung von feiner Charakteristik, wie sie dem berühmten Autor besonders eigen ist. Man abonnirt zu dem enorm billigen Abonnementspreise von nur 5 Mark 25 Pf. für das Vierteljahr bei allen Reichs=Postanstalten. Schleunige Anmeldung geboten, damit die Zusendung des Blattes vom 1. April 1883 pünktlich erfolge.


Mein                          
Tapeten & Rouleaux-Geschäft

ist verlegt nach der Herrenstraße Nr. 5 (früher Hinrichscher Laden).

Ratzeburg.                                                     W. Meyer Sohn.


Schöne grüne Erbsen
zum Kochen und zur Saat hat abzugeben
Stove, 15. März 1883.                          
                                                    Kaiser.


Frischen Chlorkalk
                          empfiehlt.
                          J. Ludw. D. Petersen.


Statt besonderer Meldung.

Heute Mittag 12 Uhr endete ein sanfter Tod die schweren Leiden unserer lieben unvergeßlichen Mutter, der Wittwe

Frau Marie Kähler, geb. Baack,

nach eben vollendetem 67. Lebensjahre.

Schmerzlich betrauert von                          
                                                    den Hinterbliebenen.
Schönberg den 17. März 1883.                                                    
                          Die Beerdigung findet Dienstag, den 20. d. M. Nachmittags 2 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Gründonnerstag, 22. März.

     Vormittags 10 Uhr: Confirmation. Pastor Kämpffer.

Charfreitag.

     Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
          Abendkirche (6 Uhr): Rektor Woisin.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 15 März.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 23 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 23 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 20. März 1883.


[Die Beilage
zu Nr. 23 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg ist im Original als Nr. 22 mit Datum 16. März 1883. gedruckt;
es existiert aber bereits eine Beilage zur Nr. 22 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg mit den Angaben Nr. 22 und Datum 16. März 1883 mit anderem Inhalt.]


Politische Rundschau.

Dem Kaiser Wilhelm ist die Entlassung des Generals v. Kameke als Kriegsminister sehr zu Herzen gegangen. Ich löse, schrieb er ihm, mit bewegtem Herzen die näheren Beziehungen, worin Sie als Kriegsminister seit zehn Jahren zu mir standen. Ich thue es mit dem aufrichtigsten, herzlichsten, wärmsten Danke für Ihre Hingebung in Ihr schweres Amt, für die Aufopferung ihrer Kräfte, womit Sie für das Wohl der Armee thätig gewesen. Dabei spricht er den Wunsch aus, ihm bald eine Commandostelle geben zu können. - Je schwerer dem Kaiser der Rücktritt Kameke's geworden ist, um So wichtiger müssen die Gründe für denselben sein.
Der Marineminister von Stosch hat ebenfalls seine Entlassung erbeten. Also Krisis zu Wasser und zu Land.
Kaiser Wilhelm Soll das Gesetz betreffend das Verbot der Einfuhr des amerikanischen Schweinefleisches in Deutschland am 8. März vollzogen haben.
Kaiser Wilhelm hat für die Ueberschwemmten in Nordamerika 3000 M. angewiesen.
Der Prinz von Wales ist von Berlin nach London nicht nur mit dem Marschallstab im Tornister heimgekehrt, sondern ist selber preußischer Feldmarschall geworden. Das war bis jetzt nur ein Engländer außer ihm, der Herzog von Wellington, der mit Blücher und den Preußen zusammen Napoleon 1815 bei Bellealliance oder Waterloo geschlagen hat. Mags, wenn die Franzosen nicht vernünftig werden, ein gutes Omen sein!
Wenn wir eine zarte Andeutung recht verstehen, so stehen auch dem österreichischen Kronprinzen=Paar Familienfreuden bevor.
Nach Prenzlau in der etwas verschrieenen Uckermark war jüngst ein Bauerntag ausgeschrieben. Viele hundert bäuerliche Landwirthe kamen und nahmen das Wort und erklärten, wir dürfen nicht alles von der Regierung und neuen Gesetze erwarten, sondern mehr von "einer verbesserten technischen Bildung (landwirthschaftliche Schulen) und von einem dadurch zu erzielenden besseren Betriebe."
Fürst Gortschakoff, der alte russische Reichskanzler, ist am 11. März in Baden-Baden gestorben. Seine beiden Söhne standen an seinem Sterbelager. Gortschakoff war lange ein mächtiger Stern, aber je höher der Stern Bismarcks aufging, desto mehr verblaßte der Stern Gortschakoffs, namentlich seit 1870. Das machte Gortschakoff zum persönlichen Feinde Bismarcks und dieser schenkte ihm nichts. Als Gortschakoff einmal in einem unbewachten Augenblick sagte, er werde untergeh'n wie ein strahlender Stern am Firmament, da machte Bismarck die Randglosse, nein wie ein Oellicht! - Gortschakoffs Lieblingsaufenthalt war Baden=Baden in der Nähe Frankreichs: er spielte in dem letzten Jahrzehnt den politischen Kuppler zwischen Frankreich und Rußland. Bismarck aber erkannte jede Finte im diplomatischen Duell und schlug ihm jede Parade durch. Der s. Z. berühmt gewordene Artikel der "Post" in Berlin: "Krieg in Sicht!" war ein solcher Parade=Hieb. Gortschakoff hat sich nie von ihm erholt.
Oeffentliche Anschläge in den Vorstädten und Arbeitervierteln, Sendboten, die geschäftig von Werkstatt zu Werkstatt liefen, forderten die Arbeiter in Paris zu einer "friedlichen Demonstration" auf. 100 000 Arbeiter sollten am 9. März Mittags sich auf bestimmten öffentlichen Plätzen sammeln und vor die Wohnung des Präsidenten Grevy ziehen, um "Arbeit und Brod" zu verlangen. "Wenn unsere reiche Republik uns keine Arbeit mehr zu geben hat, so muß sie wenigstens den Schöpfer ihres Reichthums, den Arbeiter ernähren." So lauteten die Anschläge. Mündlich war die Anweisung ertheilt, auf das Verlangen der Polizei auseinander zu gehen. Die stille Hoffnung aber der Unternehmer (französisch Provacateur) war, daß hunderttausend Arbeiter das nicht thun würden und daß es zum Hauen und Schießen kommen werde. - Die Arbeiter verstanden aber die Falle: nicht 100 000 marschirten am 9. März auf, sondern 3000 unter Führung des hochrothen Mannweibes Luise Michel. Vom Invalidenhotel zogen sie unter Plünderung von Bäcker und Fleischerläden und Beschädigung der vorüberfahrenden Wagen vor die Wohnung Grevys, begannen zu lärmen, wurden mit leichter Mühe von den Stadtsoldaten zu Fuß und Pferd zurückgedrängt und zerstreut; zu Handgemänge und Faustschlägen und zu vielen Verhaftungen kam es allerdings, aber nicht zum Gebrauch von Waffen. Jedermann in Paris weiß, wer diese Putsch=Probe veranstaltet hat: die Feinde der Republik; unter den Verhafteten ist ein Mitarbeiter einer Bonapartistischen Zeitung, und in den Taschen mehrer andern "hungernden" Verhafteten fand man 60 - 80 Franks. (Luise Michel wohnte der "Cravall=Probe" zu Wagen bei. Sie saß auf dem Kutscherbock schwarz gekleidet, im Pelzmantel und mit einem Hut wie eine Vogelscheuche. Vom Bock herunter hielt sie eine Brandrede; die Polizeisoldaten unterbrachen sie aber und zwangen sie mit unwiderstehlicher Artigkeit, sich in den Wagen zu setzen und abzufahren.)
- In Rehna fand man bei Planirung eines Bauplatzes ein Gefäß mit 50 Silbermünzen, welche die Jahreszahlen 1000-1624 trugen, welche jede ungefähr einen Silberwerth von 4 M. besitzen. Man vermuthet, daß diese Münzen zur Zeit des 30jährigen Krieges vergraben sind.
- Das Einkommen des Kaisers Wilhelm beträgt 12,219,000 M. - Fürst Bismarck bezieht ein Gehalt von 54,000 M. und zwar als deutscher Reichskanzler. Seine Herrschaft Varzin, die er sich aus der Dotation von 1866 erkauft und seitdem vergrößert hat (etwa 30,000 Morgen) und der ihm vom Kaiser 1870 geschenkte Sachsenwald in Lauenburg (etwa 8000 Hektare) werden zusammen auf etwas mehr als 3 Millionen M. geschätzt.
- Reichsgerichts=Entscheidung. Verschließt der Schuldner vor dem Gerichtsvollzieher, der eine Exekution in der Wohnung des Schuldners vornehmen will, die Thüre, ohne persönliche gegen den Beamten selbst direkt oder indirekt gerichtete Handlung, so liegt in dieser Hinderung resp. Erschwerung der Exekution nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 3. Strafsenats, vom 11. Januar 1883 kein strafbarer Widerstand gegen die Staatsgewalt.
- Einem Maurer Mangliers in Breslau hat sein Gewissen keine Ruhe gelassen, bis er dem Richter gestand, er habe vor 12 Jahren seinen 7jähr. taubstummen Sohn trunken gemacht und dann in die Oder gestürzt, wo er ertrunken sei. Er machte sein Geständniß am zwölften Jahrestage des Mordes.
- Mit dem Märzstaub ist's vorläufig nichts. Der Schnee liegt überall in Deutschland fußhoch, die Kälte ist Morgens abwechselnd auf 6-9 Grad gestiegen und Nord= und Ostwinde stürmen, mitunter wechselnd mit Westwind. Nach den neuesten Nachrichten sind die Schneestürme durch ganz Deutschland gefahren und noch stärker durch England. Im Schwarzwald und in den Vogesen mußten die Fuhrleute tagelang liegen bleiben, bis auf den Landstraßen Bahn durch den Schnee gebrochen war. In der Ost= und Nordsee war's sehr unheimlich und an der englischen Küste scheiterten viele Schiffe.
- Der deutsche Dampfer "Bremen" ist an der sizilianischen Küste untergegangen, die Mannschaft gerettet.
- Dr. Martin Luther wurde am 10. Novem=

[ => Original lesen: 1883 Nr. 23 Seite 6]

der 1483 in Eisleben in Thüringen geboren. Die Protestanten feiern am 10. November dieses Jahres den 400jährigen Geburtstag des großen Reformators und haben dazu schon manche Veranstaltungen getroffen. In Halle haben sich hervorragende Gelehrte mit anderen Männern aus Deutschland zusammengethan um einen "Verein für Reformationsgeschichte" zu gründen. Der Verein will die Ergebnisse gesicherter Forschung über die Persönlichkeiten und Thatsachen der Reformation und über die Wirkung auf das Volksleben dem großen Publikum zugänglich machen. Es soll dies geschehen, durch Herausgabe kleiner geschichtlicher Schriften in gemeinverständlicher und ansprechender Darstellung zu mäßigem Preis. Jedes Jahr wird eine Anzahl ausgegeben werden. Der Verein wirbt möglichst viele Mitglieder, die sich zu einem jährlichen Beitrag von mindestens 3 M. verpflichten, wofür die betreffenden Schriften unentgeltlich geliefert werden. Jeder gute Protestant wird in seinem Kreise Mitglieder für diesen Verein werben. Die betreffende Einladung schließt: "Die Reformationszeit ist der Boden auf dem alle Evangelische sich zusammenfinden können, soweit sonst ihre kirchliche oder politische Stellung sie trennen mag. Hier handelt es sich um eine gemeinsame Familien=Ueberlieferung. Wie Kinder eines Hauses bei aller Trennung ihrer späteren Lebenswege sich doch dessen bewußt sind, daß die Ueberlieferung des Elternhauses und die Erinnerung an die Jugendzeit einen Schatz bildet, der, wie er ihnen gemeinsam ist, so auch vereinigend auf sie wirkt, so möchte unser Verein die Erinnerung an die großen Tage der Jugendzeit für die Kirche des Evangeliums unter den Glaubensgenossen lebendig erhalten, das Verständniß jener Zeiten vertiefen und befestigen, damit es vereinigende Kraft beweise an denen, die Glieder eines Hauses sind.
- In Halle ist Carl Witte gestorben, Professor und Geheimer Rath - ein Wunderkind, das im 10. Jahre die Universität Leipzig bezog im 12. Jahre eine mathematische Preisaufgabe löste und im 14. Jahre den Doctorhut aufgesetzt bekam. Er studirte fast alles, was es zu studiren gab und er muß nicht zu schwer an seiner Gelehrsamkeit zu tragen gehabt haben; denn er wurde 83 Jahre alt.
- Frankfurt a. M. Sehr gelungen ist die Vogelausstellung. Beim Eintritt in die freundlich geschmückte Halle erschallen ganze Salven von Hahnenschreien; dazwischen tönt wie rollendes Kleingewehrfeuer das schmetternde Zwitschern der Harzer und Thüringer Sänger, der Kanarien, Finken und Roller, welche sich gegenseitig überbieten. Pariser, Brüsseler und Harzer Kanarienvögel erhielten zahlreiche Preise, am meisten aber die prachtvollen Tauben (Römer, Indianer, Malteser, Türken, Modeneser, Lockentauben, Tümmler, Pfauen= und Perrücken=Tauben). Aus Regensburg, Ulm und Stuttgart waren die seltesten Arten prämiirt, aus Altenburg erhielt die Firma Springer erste Preise für Pfauen=Tauben und Kanarien. Wasservögel, Enten und Gänse waren gleichfalls durch Prachtexemplare vertreten. Eine Leggans von Hanau, die vor Weihnachten 12 Eier und 17 Tage später bis jetzt noch 22 Eier, zusammen 34 Eier von erstaunlicher Größe, oft mit zwei Dottern, gelegt hatte, während ihre Schwestern jährlich höchstens zweimal, zusammen 20 bis 24 Eier zu legen gewohnt sind, wurde als besondere Seltenheit ausgezeichnet.
- Man kann's an seinem besten Freund oder Feind erleben, daß er gestern noch Haar und Bart kohlschwarz trägt und heute eisgrau, ohne daß man erschrickt. Anders bei dem Advocaten Drouin in Florenz. Er machte einen Jagdausflug und kehrte anderen Tags mit der Eisenbahn zurück. Seine besten Kunden erschracken über sein Gesicht und seinem Bart, der schneeweiß geworden war. Er war im Wagen plötzlich aus dem Schlaf gefahren durch einen Schmerz am Kopfe. Sein einziger Reisegefährte war mit einem Messer über ihn hergefallen, um ihn zu skalpiren und zu ermorden. Eine volle Stunde dauerte der Kampf mit dem Mörder und kein Rufen und Schreien brachte Hülfe. In Florenz erst hielt der Eilzug. Der Reisegefährte war ein aus dem Irrenhaus entsprungener Lehrer.
- Der Viehzüchter Edsdall hatte in Montagne veredeltes Vieh gekauft und seinem Verwalter telegraphirt, nach Buffalo Springs zu kommen und Shep, (so hieß sein Hund) mitzubringen. Der Telegraphist telegraphirte "Sheep" (Schaafe) an den Verwalter und dieser trieb die weitzerstreuten Schafherden seines Herrn zusammen und führte sie in Eilmärschen nach der 125 Meilen entfernten Station, wobei 1500 Stück zu Grunde gingen. Der Irrthum des Beamten kostete 3000 Dollars. Besser kam ein Lieutenant in Celle weg. Er schoß auf der Jagd nach einem Eichhörnchen auf hoher Tanne, er traf auch, aber herunter fiel ein armer Mann, der Tannenzapfen sammelte. Der Jäger hatte dessen rothe Hand für ein Eichhörnchen angesehen. Der arme war leicht an der Hand verwundet, der Fall hatte ihm nichts geschadet, der Offizier kam mit einem Schmerzensgeld davon.
- Ein Maskenball im Irrenhause. Man schreibt aus Paris: In der weiblichen Irrenanstalt der Salpetrière hat dieser Tage ein großer Maskenball stattgefunden, an welchem mit Ausnahme der Tobsüchtigen sämmtliche Kranke der Heilanstalt lebhaftesten Antheil nahmen. Die hysterischen, melancholischen und geistesgestörten Frauen und Mädchen trugen mit Koketterie ihre bunten und flitterbesetzten Kostüme zur Schau, welche größtentheils von den Patientinnen selbst angefertigt worden sind. Eine an Größenwahn leidende Kranke, als incroyable du Directoire gekleidet, theilte mit graziösem Lächeln Veilchenbouquets und Rosen aus; eine Blödsinnige in der Tracht der Magierin durcheilte den Saal und wollte einem Jeden aus den Linien der Hand wahrsagen. Die Kranken, welche mit wahrer Leidenschaft tanzten, führten Rundtänze und Quadrillen aus. Eine wahrhaft kindische Freude spielte sich auf ihren Gesichtern wieder, als man zum Schluß einen Kottillon aufführte. Die im Saal vertheilten Wärterinnen trugen ebenfalls Maskenkostüme. Außer den Aerzten und den Internen der Anstalt waren vorübergehend auch die Doktoren Charcot, Blanche und andere Koryphäen auf dem Gebiete der Nervenkrankheiten und Irrenheilkunde anwesend. Erst in ziemlich vorgerückter Stunde nahm dieser Maskenball ein Ende, wo unter der Narrenkappe der wirkliche Blödsinn hervorgrinste, und in die tändelnden Klänge des Orchesters zuweilen in das schrille Lachen des Wahnsinns hineingellte. Einige Kranke waren nur mit Mühe schließlich aus dem Ballsaal zu entfernen und leisteten in ihren Zellen verzweifelten Widerstand, als ihnen die Wärterinnen die bunten Maskenflitter vom Leibe nehmen wollten.
- Der Brauch des Landmannes, beim Schweineschlachten dem Pfarrer und Lehrer Würste zu schicken, ist nicht eine bloße Artigkeit, sondern ein Ueberbleibsel des alten Julopfers. Wenn der Eber dem Gotte Freia zu Ehren geschlachtet wurde, so erhielten die Priester immer bestimmten Antheil davon, womit aber nicht gesagt sein soll, daß der gute Brauch, der zu den berechtigten Eigenthümlichkeiten gehört, ein Götzendienst ist.
- Sacher Masoch hat einen fünfaktigen Schwank geschrieben: "Die vier Faktoren" dessen lustige Hauptgestalten vier polnische Juden sind. Das Stück kommt während der Ostermesse in Leipzig zu Aufführung.
- Auch die Droschkenkutscher besitzen Humor. Neun Droschken stehen auf dem Halteplatz dicht hintereinander. Zwei Herren kommen hinzu und nehmen die zweite und achte Droschke, weil die Führer der anderen Wagen im Gasthause sitzen. Wieviel Droschken bleiben stehen? Nicht sieben, wie der Rechenkünstler antwortet, sondern nur eine (die Vorderste), indem die sechs übrigen nachrücken müssen und nicht stehen bleiben dürfen. So witzeln die Kutscher zum Zeitvertreib auf der Straße.
- Sie: Ach, Herr Lieutenant, ich zittere immer so, wenn es blitzt. Er: Sie haben auch Grund dazu, gnädiges Fräulein; denn Sie haben ein Herz von Stahl.


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