No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Februar
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 14 Seite 1]

[ Die Nr. 14 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
ist im Original als Nr. 16 mit Datum 16. Februar 1883 gedruckt worden.

[ Die Nr. 16 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
mit korrektem Datum 23. Februar 1883
ist im Original nicht verfügbar.]

 

Politische Rundschau.

Der Reichstag hat 500 000 M. den ersten Theil der Bausumme für ein neues Reichsgerichts=Gebäude in Leipzig, bewilligt. Der Einzige der dagegen sprach und Leipzig für das Reichsgericht nicht passend erklärte, war der Abg. Braun, Rechtsanwalt beim Reichsgericht. - Kein Geringerer als der alte Moltke ist für die Offizier=Casinos in den Kasernen eingetreten. Er sagt:
Die Bedenken, welche gegen die Einrichtung von Offiziers=Wohnungen und besonders von Offizier=Casinos geltend gemacht werden, sind nicht finanziell begründet. Denn für die Offiziere, welche in der Kaserne untergebracht werden, wird das Servis erspart, und dadurch werden die Kosten, die Zinsen der Anlage, ausgeglichen. Die in der Caserne wohnenden Offiziere sind auch nicht auf die Caserne beschränkt, sie leben auch außerhalb der Caserne und bewegen sich in jeder guten Gesellschaft. Man hat aber den principiellen Satz auf gestellt, daß die Offiziere sich von den übrigen Gesellschaftsklassen absonderten, und daß dadurch der Kastengeist genährt würde. Ja, meine Herren! Für den Kastengeist haben wir eine andere Bezeichnung: Wir nennen das Kameradschaft! Das ist das feste Band, welches die Offiziere eines Regiments mit dem andern verbindet in allen ihren Interessen, zum gegenseitigen Beistande, in Freud und Leid, in Krieg und Frieden. Kameradschaft war es, wenn in unseren Feldzügen da, wo eine Abtheilung in das Gefecht verwickelt wurde, von allen Seiten die übrigen Abtheilungen zu Hülfe und Beistand herbeieilten. Solchem kameradschaftlichen Sinne verdanken wir wesentlich mit die guten Erfolge, die erzielt sind. Wenn man die Debatten hier angehört hat, so könnte man glauben, daß in der Armee ein Gegensatz zwischen Adeligen und bürgerlichen Offizieren gemacht werde - das ist nicht der Fall. Ist ein Avantageur vom Offiziercorps gewählt und eingestellt, so ist kein Unterschied mehr möglich - er ist in der Kameradschaft! Eine solche Zwietracht in die Armee hineinzutragen, wird Niemand gelingen; es sind unnütz verschossene Platzpatronen. Was die Casinos betrifft, so mag man es vielleicht auch für ein Vorurtheil erklären, aber wir sind der Meinung, daß der Offizier nicht in jeder Speisewirthschaft sein Mittagsmahl zu sich nehmen oder holen lassen kann. Geht er aber in ein feines Restaurant, So muß er einen oder ein paar Thaler bezahlen, und darauf ist der Gehalt nicht zugeschnitten. In der Kasernen=Speise=Anstalt dagegen findet er für sehr viel weniger Geld sein gutes Mittagsmahl, und da kann auch ein unbemittelter Offizier einmal sein Glas Wein trinken, da es direct und ohne die Spesen des Zwischenhändlers bezogen ist. Meine Herren! Jetzt hat ja wohl jedes Offiziercorps Seine eigene Bibliothek und Kartensammlung. Wo sollen diese zweckmäßiger untergebracht und benutzt werden, als in der Kaserne, wo ja doch alle Offiziere hinkommen müssen und wo ein solches Lokal zu ihrer Fortbildung und zu ihrem geselligen Verkehr ist. Wenn wir den Bau einer Kaserne ablehnen aus Ersparnißrücksichten, so sind wir in unserem vollkommenen Rechte; wenn aber anerkannt wird, daß die Caserne nöthig ist, dann, meine ich, sollten wir es der Militärverwaltung überlassen, sie so auszuführen, wie ihr es für ihre Zwecke nöthig scheint.
Die jüngeren Juristen in Preußen athmen auf seit halbamtlich versichert wird, daß keine Erschwerung der wissenschaftlichen Anforderungen für die juristischen Prüfungen, sondern nur ein gründlicher Vorbereitungsdienst beabsichtigt sei.
Zwei höhere Militärärzte, die in die bekannten Untersuchungen wegen unerlaubter Befreiungen vom Militärdienst verwickelt und deshalb ihres Amtes vorläufig enthoben waren, sind plötzlich "an Herzlähmung" gestorben.
In Rußland ist die Luft noch nicht rein. Dieser Tage fand der Kaiser auf seinem Schreibtische die Aufforderung des etc. Executiv=Comites 1) eine Verfassung einzuführen, 2) allgemeines Wahlrecht und 3) Vollständige Gewissens= und Preß=Freiheit. Die Frist läuft bis zur Krönung.
Ganz Irland und England folgt mit athemloser Spannung dem jetzt versammelten Schwurgerichte in Dublin. - Im Mai vorigen Jahres wurde der englische Unterstaatssecretair Lord Cavendish am hellen Tage im Park in Dublin aus politischer Feindschaft ermordet. Jetzt stehen 11 Irländer: Brady, Fitzberris, Kelly, Carey, Pelh, Delany, Hanlon, Morony, Curley und zwei Brüder Mulert als dieses Meuchelmordes Angeklagte vor den Geschworenen. Der Hauptzeuge gegen sie ist ein Kutscher Kavanagh; er schwört, daß er am Tage des Mordes Brady Kelly, und noch zwei Andere nach dem Parke bis in die Gegend gefahren habe, wo der Mord begangen worden sei; er habe bis zu deren Rückkehr gewartet und sie nach Dublin zurückgefahren. - Die Geschwornen sind Sorgfältig ausgewählt; denn sie müssen unerschütterlichen Muth haben, weil sie von der Rache der Verschwörer und deren Helfershelfern alles zu fürchten haben.


- Das diesjährige Datum des Osterfestes gehört fast zu den frühesten, die überhaupt möglich sind: es ist der 25. März. Bisher trat dieser Fall nur ein in den Jahren 1663, 1674, 1731 und 1742; im 19. Jahrhundert bis jetzt noch gar nicht. Nach den Bestimmungen des Concils zu Nicäa kann Ostern überhaupt frühestens auf den 22. März fallen. Dies tritt ein, wenn der in Betracht zu ziehende Vollmond auf den 21. März fällt und wenn gleichzeitig dieser Tag ein Sonnabend ist. Diese beiden Bedingungen treffen sehr selten zusammen.
- Das Wrack der Cimbria wird gesprengt, weil es ein gefährliches Hinderniß für die Schifffahrt bildet.
- Karl Kirschbaum, Bautechniker von Nürnberg, welcher sich auf dem Dampfer "Cimbria" als Passagier befand und zu den wenigen Geretteten zählt, hat seinen Anverwandten einen ausführlichen Brief, d. d. Hamburg, 2. Febr., gesendet, aus welchem folgende Stellen für die Oeffentlichkeit Interesse haben. "Ich habe Alles verloren bis aufs Geld. 5 Meter von meiner Bettstatt ist der englische Dampfer auf meiner Seite in unser Schiff gerannt und er hat dabei ein 2 Meter breites Loch gemacht. Sechs Mann wurden todt gedrückt. Ich sprang aus dem Bette (ich schlief im Anzuge, darüber meinen Kaisermantel ohne Schuhe), machte mir in den mit Menschen angefüllten Treppenhäusern

[ => Original lesen: 1883 Nr. 14 Seite 2]

mühsam Bahn und gelangte so auf's Deck, wo ich sah, daß die Boote nicht frei gemacht werden konnten; ich sprang dann aufs Geländer und kletterte von da auf den Strickleitern bis zur Mastspitze, wo schon 4 Mann waren ; wir Fünf sahen dann, wie das Schiff außerordentlich schnell sank, in ca. 20 Minuten, und wie 420 Menschen in einer Secunde nicht mehr am Leben waren. Es läßt sich dies nicht beschreiben - es war zu fürchterlich; es waren sehr viele Frauen mit Säuglingen an Bord. 2 Frauen, 1 Mädchen und 1 zehnjähriges Kind wurden gerettet; das Letztere warf eine Welle in ein Boot. Als das Schiff gesunken war, kam das Boot zu uns getrieben, vollgefüllt mit Weibern. Ein Freund und ich ließen uns an einem Tau hinunter; ich fiel dabei aus einer Höhe von 4 Meter in die See. Als ich wieder an die Oberfläche des Wassers gekommen, schwamm ich ans Boot heran und stieg hinein; da dasselbe schon stark mit Wasser gefüllt war, wollte ich wieder hinaus, ehe ich aber meinen Entschluß ausführen konnte, schwankte das Boot so stark, daß ich kopfüber ins Wasser geworfen wurde; als ich nun wieder an die Oberfläche kam, warf mich eine Welle mit dem Kopf an die Raa, hierauf kletterte ich wieder an meinen alten Platz auf dem Mastbaum. So ist die traurige Geschichte. Ich habe eine Zeichnung von der Katastrophe entworfen, welche in einem illustrirten Blatte veröffentlicht werden wird. Wir werden hier sehr gut behandelt; Jeder drängt sich heran, um uns Gutes zu thun. Von der Direction habe ich einen neuen Anzug bekommen und weder dieser noch der Lebensunterhalt kostet mich etwas.
- Der Musikdirektor Brennecke in Gandersheim erfreut sich einer Geige, die 443 Jahr alt ist.
- Als das wirksamste Mittel gegen Fieber galt seither Chinin. Professor Fielehne in Erlangen will ein neues ebenso wirksames Mittel entdeckt haben, das er Kairin nennt (Oxychinolinäthylsydrur). Es kann angeblich wochenlang angewendet werden, ohne unangenehme Nachwirkung und ohne nachtheilig auf das Herz und die Kräfte zu wirken!
- Richard Wagner ist am 13. Februar in Venedig plötzlich geworben. Diese Todesnachricht hat ganz Venedig und die ganze musikalische Welt tief bewegt. Wagner ging am Montag Abend noch in voller Gesundheit spazieren und scherzte mit Bekannten über das schlechte Wetter. Gestern, Dienstag Mittag, bestellte er seine Gondel zur Ausfahrt. Um 1 Uhr Mittags fühlt er sich plötzlich unwohl. Der deutsche Arzt Dr. Keppler wurde alsbald herbeigerufen, aber er konnte ihm keine Hilfe bringen, obwohl das Unwohlsein zuerst nicht bedeutend schien. Eine plötzlich hervorgetretene Herz=Affection hatte einen Herzschlag zur Folge gehabt. Um 3 Uhr 30 Minuten trat der Tod ein. Wagner hatte also nur eine kurze Zeit gelitten. Er starb auf einem Sessel in seinem Arbeitscabinet. Frau Cosima Wagner und seine Kinder waren in seiner letzten Stunde um ihn versammelt. Die Leiche wird einbalsamirt und nach Bayreuth überführt, woselbst sie im Garten "Wahnfried" an der Stelle, die Wagner schon bei Lebzeiten sich als seine letzte Ruhestätte auserwählte und durch einen Granitstein mit der Inschrift "Meine letzte Ruhestätte" bezeichnete, beigesetzt. Das Begräbniß wird jedenfalls in pomphaftester Weise abgehalten, die Kosten von der Cabinetscasse des Königs Ludwig von Bayern getragen. Letzterer soll durch die Trauernachricht auf's Tiefste erschüttert sein.
- Ein neues Verfahren auf dem Gebiete der Photographie, daß wirklich epochemachend genannt werden darf, wendet der in den weitesten Kreisen bekannte Photograph W. Kurtz in New=York, ein geborener Deutscher, an. Das Verfahren ist wieder so ein Ei des Columbus. Mit der chemischen Seite der Kunst hat es nichts zu schaffen. es ist rein mechanischer Art und beseitigt mit einem Schlage alle jene Uebelstände, die man bis jetzt den photographischen Bildern vorzuwerfen hatte und die besonders auf den Porträts zu Tage traten, nämlich die grelle Vertheilung von Licht und Schatten, sowie der zum Theil dadurch hervorgerufene starre leblose Ausdruck. Das Verfahren beruht auf der Anwendung einer ovalen 10 bis 12 Fuß langen Drehscheibe, auf deren einer Seite (der Längsachse) sich der Apparat befindet, während auf der anderen die abzunehmende Person Platz nimmt. In dem Augenblick, da der Apparat geöffnet wird, beginnt auch die Drehung der Scheibe, die langsam und gleichmäßig bis zur Schließung des Apparates fortgesetzt wird. Um dieses Verfahren zu verstehen, muß man sich daran erinnern, daß bei Oeffnung des Apparates zunächst die lichtstärksten Punkte oder Theile des aufzunehmenden Gegenstandes auf die Platte wirken, die dunkleren Partien jedoch erst in den letzten Augenblicken der Aufnahme zur Geltung gelangen. Durch die Fortbewegung des Gegenstandes mit der Camera verändert sich die Lichtgrenze in entsprechender Weise und es wird ein solcherweise gewonnenes Bild in Bezug auf Licht= und Schattenvertheilung wesentlich anders ausfallen als bei feststehendem Gegenstande. Dies Verfahren läßt keine zu hellen und zu dunklen Töne zu und das ganze Bild erscheint in den Mitteltönen, die demselben zugleich ein natürliches und edel künstlerisches Aussehen verleihen. Herr Kurtz wendet zu seinen Aufnahmen elektrisches Licht an.
- Vor dem Schwurgericht in Bremen steht eine Muttermörderin, die 22jährige Näherin Marie Köster. Im Juni vorigen Jahres hat sie ihre Mutter, die Arbeiterin Köster am hellen Tage mit dem Beile erschlagen und mit dem Messer furchtbar zerfetzt. Sie hatte gewartet bis das Häuschen leer von seinen Bewohnern war, sich dann auf ihre ahnungslose Mutter geworfen und sie ermordet. Dann lief sie händeringend in das Nachbarhaus, rief, ihre gute Mutter sei ermordet und verdächtigte ihren eignen Vater des Mordes, auf den Knien Gott anflehend, er möge den Mörder an den Tag bringen. Man glaubte ihr; denn sie war eine vorzügliche Heuchlerin, die sich zu den Methodisten hielt, große Frömmigkeit zur Schau trug, schwach und kränklich und wie ein 14jähriges Kind aussah. Ihr Vater konnte aber sein Alibi sonnenklar nachweisen und bald konnte sie nicht mehr leugnen, daß sie die Mörderin sei. Der Habsuchtsteufel hatte sie verleitet. Sie hatte während der Krankheit ihrer Mutter entdeckt, daß diese in einem Koffer auf dem Boden einen heimlich zusammengesparten Schatz von 1560 Mark verborgen hielt. Diesen, auf den sie schon Schulden gemacht hatte, eignete sie sich an, praktizirte die betr. Sparkassenbücher in die Kommode ihres Vaters und erschlug die Mutter damit ihr Verbrechen nicht an den Tag komme. Als sie nicht mehr lügen und leugnen konnte, gestand sie dem Richter alles. Das junge Ungeheuer ist nichts weniger als geisteskrank, sondern im höchsten Grade verschlagen und raffinirt. Die Mörderin ist zum Tode verurtheilt.
- Was sich der Exerzierplatz erzählt. Unteroffizier Strambulsk (zu seinen Rekruten) : Na, Kerls, habt Ihr schonst jehört? Ihr sollt nu menschlicher behandelt werden, haben sie in die Kammer jesagt. Na, mir soll's recht sein. Von jetzt an soll Euch also ein heiliges Kreuzmillionenhöflichkeitsdonnerwetter in'n Magen fahren. Seht Ihr dort drüben lungert so ne Zivilistenseele rum und paßt uff, wie ich Euch behandle. Na, der soll seine Freude haben. Also: Entschuldigen Sie man, meine hochverehrten Herren Rekruten, det ick Ihnen habe vorhin einen Augenblick warten lassen, es soll nicht wieder vorkommen! Wenn Sie nun die Jüte haben würden, stillzustehen, dann wäre ick Sie äußerst verbunden. Bitte, Herr Jrenadier Schulze, drücken Sie nich so fest die Knie durch! Det strengt an und könnte Ihre jeehrte Jesundheit schaden. So, danke Schön! Nu muß ick Ihnen gehorsamst bitten, die äußerste Gewogenheit haben zu wollen, Jewehr auf zu nehmen. Nehmen Sie sich man gütigst in acht und schlagen Sie nich so mit'n Lauf an die Schulterknochen. Könnte sonst 'n blaues Fleckchen jeben und ich habe leider meinen Opodeldok zu Hause verjessen. War sehr jut jegriffen. Merci Messieurs! Nu langsam Flinte ab, wenn Sie unterthänigste Jewogenheit haben wollen, und rühren! Nu machen wir'n halb Stündken Pause. Ick werde jleich Stühle holen, dat Sie sich setzen können und dann spendiere ick, wenn Sie's nich übel nehmen, 'ne paar Zijarren und 'n Seidel Bier. So, meine Herren, hiermit hoffe ick mir Ihre schätzbarste Zufriedenheit erworben zu haben. Wenn Sie Eugen Richter sehen, denn jrüßen Sie ihn janz besonders speziell von mir. Adieu, war mir sehr angenehm.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 14 Seite 3]

Anzeigen.

Die nachstehend verzeichneten, zur Baek bei Ratzeburg befindlichen Objecte, nämlich:

1. das sogenannte Gesellenhaus auf der vierten Kupfermühle
1. das Hammerwerk auf der sechsten Kupfermühle
sollen auf Abbruch verkauft werden und ist zu diesem Zweck ein Termin auf

Donnerstag den 1. März d. Js.,
Vormittags 11 1/2 Uhr,

an Ort und Stelle angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Termins bekannt gemacht werden sollen, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können, eventuell in Abschrift gegen die Gebühr zu haben sind.
Schönberg den 10. Februar 1883.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In Sachen betr. den Konkurs über die Verlassenschaft des Buchbinder Carl Baade zu Schönberg steht zur Beschlußfassung der Gläubiger über die Fortsetzung der Processe gegen Lüttjohann und Brunnenberg und zur Bevollmächtigung eines anderen Anwalts an Stelle des verstorbenen Rechtsanwaltes Rackow ein Termin auf

Sonnabend den 24. Februar 1883
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Konkursgerichte an, zu welchem die Baade'schen Gläubiger unter dem Nachtheile, daß die Nichterschienenen an die Beschlüsse der Erschienenen gebunden sein sollen, hierdurch geladen werden.
Schönberg, den 9. Februar 1883.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.


Oeffentliche Ladung.

Der Arbeiter August Schmierglatt, geboren am 10. August 1846 zu Dwillin, Kreis Gerdauen, zuletzt in Retelsdorf bei Schönberg i/Meckl., wird beschuldigt, als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs.
Derselbe wird auf

Freitag, den 4. Mai 1883,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg i/Meckl. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Landwehr=Bezirks=Commando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg, den 3. Februar 1883.

Der Großherzogliche Amtsanwalt.
H. Bossart.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Dienstag den 20. Februar cr. Vormittags 10 Uhr sollen im Pfandlocal hieselbst

1 Pianino und event. einige Bienenstöcke
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, 12. Februar 1883.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Holz=Auction Nr. 22.

Am Montag den 19. Februar Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf

a. aus den Wahrsower Tannen

ca. 50 Stück tannen Kiepenhölzer

b. aus den Lenschower Tannen

ca. 90 Rmt. tannen Kluft und Knüppel
ca. 40 Rmt. tannen Rodestamme

c. aus den Herrenburger Tannen

ca. 50 Fuder tannen Durchforstholz von Bohnenstangen bis Hopfenstangenstärke.

d. aus dem Pellmoor

7 Rmt. eichen Kluft und Knüppel
4 1/2 Fuder eichen Zweigholz
Schönberg den 12. Februar 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction Nr. 23.

Am Freitag den 23. Februar Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf.

1. Aus dem Seebruch.

ca. 64 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel.

2. Aus dem Lankower Holze.

ca. 13 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel.

3. Aus dem Bahlen.

20 Fuder starkes eichen Durchforstholz
25 Fuder buchen Pollholz
ca. 100 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel.

4. Aus dem Garnseerholze.

ca. 60 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel.
Schönberg den 14. Februar 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Cigarren=Auction.

Sonnabend den 17. Februar a. c., Vormittags 10 Uhr sollen durch Unterzeichneten Fleischhauerstraße 132, Lübeck, öffentlich meistbietend - wegen nothwendiger Realisirung eines bedeutenden Cigarren=Geschäfts - das gesammte Lager bestehend in:

230 bis 240 mille vorzugsweise abgelagerter Zigarren in 26 verschiedenen Marken, sämmtliche Lagerreole und einige 1000 leere Cigarrenkisten

à tout prix

verkauft werden.

Carl Meyer, Auctionator.       

NB. Am Freitag sind die Cigarren zur gefälligen Durchsicht aufgestellt, und kann Wiederverkäufern diese ausnahmsweise günstige Gelegenheit zu billigen Einkäufen nur empfehlen.


Verschönerungsverein.
Jahresversammlung
Mittwoch den 21. d. Mts. Abends 8 Uhr
in Spehrs Hôtel.Tagesordnung:

        1) Vorlegung der Jahresrechnung von 1882,
        2) Statutenmäßige Neuwahl des Vorstandes,
        3) Zahlung der neuen Beiträge,
        4) Besprechung vorzunehmender Verschönerungen.
Schönberg den 15. Februar 1883.

Der Vorstand.


Nähmaschine     Billigste Preise für
Prima deutsche
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Nähutensilien,
Kurz, Galanterie- & Spielwaaren etc.
bei
Glocksien & Evers,
Lübeck.
Versand der Waaren frachtfrei.


Die Lübecker Bank

nimmt Gelder zur Verzinsung in Summen von mindestens 300 Mark täglich in den Geschäftsstunden von 9 bis 1 Uhr und 3 bis 6 Uhr entgegen.
Dieselbe vergütet:
      bei sechsmonatlicher Kündigung 3 1/2 %,
      bei zwölfmonatlicher Kündigung 4 %,
und zahlt die Zinsen halbjährlich aus.
Die zu belegenden Gelder können auch per Post unter voller Wertangabe an die Bank eingesandt werden, wogegen Letzere die betreffende Schuldverschreibung umgehend an den Absender übermitteln wird.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 14 Seite 4]

Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Januar 1883.
Versichert 59 750 Personen mit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415 900 000 Mark
Bankfonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 108 500 000 Mark
Ausgezahlte Versicherungssummen seit Eröffnung bis 1. Januar 1883   ca. 140 000 000 Mark

Die Bank erhebt keine Aufnahmegebühren und gewährt alle Ueberschüsse voll und unverkürzt an die Versicherten in der Weise zurück, daß auf jede Normalprämie nach 5 Jahren eine Dividende vergütet wird. Die beim Aufhören der Versicherung auf die letzten 5 Jahresprämien rückständigen Dividenden werden baar nachgewährt. - An Beamte werden Darlehen zur Bestellung von Dienstkautionen gewährt. - Versicherten Militärpflichtigen wird die Aufrechterhaltung ihrer Versicherung auch für den Kriegsfall unter günstigen Bedingungen sichergestellt. - Die Auszahlung der Versicherungssumme erfolgt ohne Zins=Abzug sofort nach Beibringung der Sterbefallnachweisungen.

Dividende in diesem Jahre: 43 %, im Jahre 1884 voraussichtlich: 44 %.
Nettoprämie für 1000 Mark nach Abzug von 43 Prozent Dividende beim Beitritt im Alter von

25 Jahren: 13 M. 50 Pfennig.          45 Jahren: 23 M. 60 Pfennig.
30 Jahren: 15 M.   - Pfennig.          50 Jahren: 27 M.   - Pfennig.
35 Jahren: 16 M. 90 Pfennig.          55 Jahren: 32 M. 70 Pfennig.
40 Jahren: 19 M. 30 Pfennig.          60 Jahren: 40 M. 80 Pfennig.
Schönberg.                                                                 Vertreter: Wilh. Schrep.


Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
Bis Ende Februar


Sonnabend Abend
Anstich von
Pilsener Bier
                                                    Aug. Spehr.


Ein Schmiedelehrling
wird zu Ostern gesucht von                                                    
                                                    F. Heick,
Stove.                                                     Schmiedemeister.


Ich erlaube mir ergebenst anzuzeigen, daß ich von jetzt an Särge im Vorrath habe, in allen verschiedenen Größen und bitte bei vorkommenden Fällen um geneigte Abnahme.
Schlagsdorf den 15. Februar 1883.

                                                          H. Fick,
                                                              Tischlermeister.


Zu verkaufen:
2 Faselschweine, 16 Wochen alt,
                                                    bei G. Breuel.


Mecklenburgische Bank in Schwerin.

Die Bank vergütet für Einlagen gegen
Spareinlagebücher 4 p. Ct.
gegen Schuldverschreibungen der Bank
bei 6monatlicher Kündigung oder auf 6 Monate fest 4 p. Ct.
bei 3monatlicher Kündigung oder auf 3 Monate fest 3 1/2 p. Ct.
bei 14tägiger Kündigung 3 1/4 p. Ct.
bei kürzerer jedoch mindestens 4tägiger Kündigung 3 p. Ct.
im Baar-Contocorrent 3 p. Ct.
Die Zinsen werden bei den auf Kündigung stehenden Capitalien am 1. Januar und 1. Juli fällig, und nach Fälligkeit jeder Zeit, die Julizinsen auch schon im Johannistermine gezahlt.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit, zum Zinssatze von zur Zeit 5 % und discontirt Wechsel auf Reichsbankplätze zur Zeiz zu 4 %.

Die Direction
Steiner.                  Frels.


Gesucht zu Ostern
bei freier Wohnung und großem Verdienst
1 Tagelöhner=Familie
Neuhof, Februar 1883.                          
                                                    Aug. Staeding.


Gesucht zu Ostern
ein 1. und ein 2. Stubenmädchen
zu Neuhof per Ratzeburg.                          
                                                    Elise Staeding.


Kinder, welche die hiesige Schule zu Ostern besuchen sollen, finden freundliche Aufnahme gegen ein billiges Kostgeld bei

Frau Grevsmühl,       
Sabowerstraße.       


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, 16. Februar.

     Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Abendkirche fällt aus.

Sonntag den 18. Februar.

     Vormittagskirche: Lehrer Nahmmacher.
     Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kämpffer.
          Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 15. Februar 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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