No. 2
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Januar
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 2 Seite 1]

Bekanntmachung.

     Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1882 stattfindet

am Donnerstag, den 11. Januar 1883, Morgens 9 Uhr
in Wismar

im Ohlerich'schen Gasthofe "Stadt Altona."
     Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24. 7. der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1863 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
     Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.

     Schönberg, den 23. December 1882.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


     Nr. 27 des Offic. Anzeigers pro 1882 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          I. Abteilung.
     (Nr. 7.) Verordnung zur Ergänzung und Abänderung der Verordnung vom 4. Februar 1864, betreffend die Uebernahme und den Betrieb von Agenturen zur Beförderung von Auswanderern.
          II. Abteilung.
     (1.) Bekanntmachung, betreffend die Vermittelung von Zahlungen durch die Post nach Jokohama und Tokio in Japan.
     (2.) Bekanntmachung, betreffend den Beitritt der Republik Costa=Rica zum Weltpostverein.
     (3.) Bekanntmachung, betreffend die Gebühr für Postanweisungen nach Großbritannien und Irland.
          III. Abtheilung.
     Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den bisherigen Königlich Preußischen Referendar Dr. Hans Müller aus Rowa zum Referendar zu ernennen geruhet.
     Neustrelitz, den 18. December 1882.


Politische Rundschau.

Neujahrsempfang des Kaisers. Der Kaiser hat am 1. Januar in gewohnter Weise die Minister, die Generalität und das diplomatische Corps zur Neujahrsgratulation empfangen. Ansprachen hat der Kaiser diesmal nicht gehalten, sondern begnügte sich damit, den Einzelnen einfach für ihre Glückwünsche zu danken.
Der Reichstag freut sich auf Bismarck. Der Kanzler hat seither an peinlichen Gesichtsschmerzen gelitten, die ihn namentlich am Sprechen hinderten. Diese haben sich erheblich gebessert und er wird nach den Ferien im Reichstag sprechen und mit sich sprechen lassen. - Die auswärtige Politik konnte er schreiben und schreiben lassen.
Officiös wird von Wien aus dem Gerücht widersprochen, daß der Selbstmord des Oesterreichischen Botschafters Grafen Wimpffen politische Motive gehabt habe.
Die Berliner "Post", ein ernstes und gediegenes Blatt, bringt einen ernsten Artikel über den unsichern Zustand des europäischen Friedens und hebt besonders hervor, daß Frankreich mit der äußern Machtstellung, die es hat, unzufrieden ist, und keinen andern Weg des Strebens kennt als die unglückliche Revanche=Idee. In diplomatischen Kreisen erhalten sich dauernd Gerüchte von gewichtigen politischen Berathungen, die zwischen den russischen Botschaftern in Wien, Berlin und Paris in Petersburg stattfinden sollen. Dennoch hält man eine wirkliche Kriegsgefahr für ausgeschlossen.
Werden's denn die Franzosen nicht überdrüssig, gegen die Deutschen und alles, was Deutsch ist, zu geifern? Jetzt ziehen sie abermals über das "nordische Gebräu", das heißt das braune und blonde deutsche Bier her und gegen die Bierstuben in Paris. Diese Bierstuben, erzählt Aurelien Scholl, würden von verkappten deutschen Spionen errichtet; dann erzählt er eine Geschichte von einem bayrischen Offizier, der jahrelang vor 1870 eine Kneipe in der Nähe von der Militärschule in Paris einrichtete, Offiziere und Soldaten anlockte, sie ausforschte und kurz vor Ausbruch des Krieges verschwand, um Bismarck Bericht zu erstatten. Endlich fällt er über die Pariser her, die dieses "Gesöff" trinken, während in Straßburg und Metz keine französische Katze sich dazu hergebe. Zwischen Deutschen und Oesterreichern wird kein Unterschied mehr gemacht; die Oesterreicher, sagt Scholl, sind

[ => Original lesen: 1883 Nr. 2 Seite 2]

"Sauerkraut so" und die Deutschen "Sauerkraut anders".
Gambetta ist in der Neujahrsnacht gestorben. Er war bis zu seinem Tode bei vollem Bewußtsein. Der Todeskampf währte 2 Stunden. Die Trauer über den Tod Gambetta's ist in der Bevölkerung eine allgemeine und tiefe. In politischen Kreisen wird die Nachricht je nach der Parteistellung aufgefaßt. In der republikanischen Partei herrscht, trotzdem der Tod den Eingeweihten nicht ganz überraschend kam, große Bestürzung. Es wird jetzt bekannt, daß die Aerzte von Gambetta schon seit geraumer Zeit verlangten, er möge seines Leidens halber sich nicht nur möglichst allen Erregungen fern halten, was natürlich ohne Aufgabe seiner politischen Stellung unmöglich war -, sondern er möge sich auch strenger Diät unterwerfen, keine Zucker= oder mehlhaltigen Stoffe genießen. Gambetta nahm indeß seinen Zustand leicht; er soll zuletzt mehrere Procent Zucker gehabt haben, fühlte sich aber bis zu jenem Schluß leidlich wohl. Sein Leichenbegräbniß wird, wie einst dasjenige Thiers, auf Staatskosten und mit großer Feierlichkeit veranstaltet werden. Präsident Grevy soll sich dafür ausgesprochen haben. Von einer gerichtlichen Untersuchung des Vorfalles wegen des Schusses, von der die Rede war, soll abgesehen werden.
Fürst Bismarck soll Gambetta's Tod, trotz dessen Deutschenhaß, nicht als ein für die Interessen des Friedens günstiges Ereigniß auffassen, da die Existenz der Republik in Frankreich die größte Chance für die Dauer des Friedens bilde, für diese Existenz aber die Wirksamkeit Gambetta's von größter Bedeutung gewesen sei.


- Das Hochwasser. Die Situation im Ueberschwemmungsgebiete des Rheins wird immer kritischer. Die neuesten Nachrichten lauten so bedenklich, daß trotz der umfassenden Vorkehrungen und trotz des Eifers, mit dem die bestehenden Nothdämme geschützt und andere aufgeführt werden, noch die ärgsten Verheerungen und sonstigen Unglücksfälle zu befürchten sind. Von überall her lauten die Berichte auf das trübseligste. Geradezu verzweifelt - so schreibt man der "Kölnischen Zeitung" von der Insel Niederwerth vom 31. December - ist die Lage der Bevölkerung unser sonst so schönen Insel. Kaum war das Wasser so weit gefallen, daß die bedeutenden Schäden der ersten Ueberschwemmung ersichtlich wurden und für deren Hebung Sorge getragen werden konnte, so hat die grausame Fluth unsere ganze Ortschaft wieder unter Wasser gesetzt. Unser ganzes Hab und Gut, unsere Felder und Wohnungen sind überschwemmt, und von jedweder Verbindung abgeschnitten, müssen wir zusehen wie die Mühe und Arbeit, welche wir auf die Bebauung unserer Aecker verwandt haben, dem verheerenden Elemente preisgegeben ist. Auf den Speichern ist die arme Bevölkerung mit dem Vieh zusammen notdürftig untergebracht und noch keine Aussicht ist vorhanden, daß das Wasser zum Fallen kommt. Die Uferabbrüche, welche durch die letzte Ueberschwemmung entstanden waren, greifen weiter nach und nähern sich stets mehr unserer armen Ortschaft. In Wahrheit, einen traurigeren Uebergang in das neue Jahr hätten wir kaum erleben können." Auch ein Theil des nordwestlichen Brabant ist vollständig überschwemmt. Viele Ortschaften stehen vollständig unter Wasser. Zwischen verschiedenen Punkten in Limburg, Brabant und Geldern ist die Verbindung unterbrochen.
- Im deutschen Volke wohnt der Rechtssinn, der außerordentlich ist, und unsere jüngsten Juristen sind wahre Märtyrer ihrer Rechtsliebe. Umsonst übt z. B. die preuß. Regierung die stärkste Abschreckungstheorie aus und macht jährlich bekannt, wie viele Tausende von unbesoldeten Referendaren und Assessoren es gebe, wie sehr jährlich die Zahl derselben wachse und wie lange die jungen Juristen warten müssen, bis sie Aussicht auf halbwegs auskömmlichen Gehalt haben. Auf der einen Universität Berlin z. B. studiren augenblicklich 1414 Studenten Jus, das heißt mehr als 1856 bis 1858 auf sämmtlichen preußischen Universitäten zusammen. Nichts schreckt ihre Rechtsliebe zurück. Sie sagen: Recht muß doch Recht bleiben! Justitia fundamentum est regnorum, das Recht ist die Grundlage der Reiche, sagen sie, und sie thun das in einer Zeit, wo das Wort: "am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles" seine höchste Blüthe feiert.
Lehrreich und interessant ist es, die städtischen Haushaltungen in Berlin und Paris zu vergleichen. Die Einwohnerzahl von Paris übersteigt die von Berlin doppelt die Ausgaben in Paris aber übersteigen die in Berlin viermal. Zuletzt betrug der Berliner Stadthaushalt 43 Millionen M., der Pariser 216 Mill. Franken. Die notwendige Bezahlung der Zinsen der Stadtschuld nimmt in Paris 3/5 der Einnahme in Anspruch, die Hauptsteuer ist die Lebensmittel; Kohlen tragen 140 Mill. Franken ein. Dieser Steuer steht in Berlin gegenüber eine Steuer von 22 1/2 Mill. M. Die Polizei kostet in Paris 34 Mill. Frks., in Berlin 1,281,489 M. mit noch 1 3/4 Mill. M. für Nachtwächter und Feuerwehr. Die städtischen Schulen kosten in Paris 21 Mill. Frks., in Berlin 8 1/2 Mill. M. Für Armenpflege gibt Paris 19 Mill. Frks. aus, Berlin, Spitäler und Krankenhäuser ausgenommen, 6 Mill. M.
- In Polo bei Triest ist der Leutnant Hofer, ein Urenkel des Tiroler Andreas Hofer durch einen unvorsichtigen Schuß eines Einjährig=Freiwilligen ums Leben gekommen. Er hat nur noch einen Bruder und das ist der letzte Nachkomme des Alten.
- Aus der preußischen Hofrangordnung geht hervor, daß die Mitglieder der Parlamente die viertletzte Stelle unter den 43 Stellen einnehmen und unmittelbar den Hauptleuten und Rittmeistern vorgehen. Die letzte Stelle hinter den Sekondelieutenants haben die Assessoren, Oberförster und studirte, mindestens den Oberlehrertitel führende Lehrer. Die 9. Stelle haben die ersten Präsidenten der Parlamente, hinter den aktiven Generälen der Infanterie oder Kavallerie, sowie den Ministern; die 10. Stelle die Vicepräsidenten der Parlamente, die den Oberpräsidenten unmittelbar vorgehen. Die erste Stelle haben die Generalfeldmarschälle, der Oberstkämmerer und der Ministerpräsident (der Reichskanzler geht diesen wahrscheinlich noch vor), die 4. die Ritter des Schwarzen Adlerordens, die Kardinäle und nach diesen die 6. die Häupter der fürstlichen und ehemals reichsständischen gräflichen Familien. Mit den General=Lieutenants, den Wirklichen Geheimen Räthen, denen der Exellenztitel beigelegt ist, rangiren in 13. Stelle die Erzbischöfe und gefürsteten Bischöfe, während die Bischöfe die 21. Stelle nach den aktiven Generalmajors, den Räthen erster Klasse und den ihnen im Range gleichstehenden Beamten und vor den Ober=Hofchargen einnehmen. Die General=Superindenten und Feldpröbste stehen mit den Obersten und Räthen zweiter Klasse in der 24. und der Oberbürgermeister von Berlin steht in 25. Stelle. Die Rektoren der Universität und der Direktor der Akademie der Künste haben die 33. Stelle, kommen aber erst nach den Oberhof= und Dompredigern, welche die 32. Stelle haben.
- Frau K. in Wien, eine ehrbare Wittwe, war die Güte selbst gegen ihre Dienstboten, nur gegen die Soldaten in der Küche war sie unerbittlich, aber ihre Köchin hatte leider einen Artilleristen zum Liebsten. Er durfte daher nur heimlich kommen, wenn die Gnädige im Theater war. Solch einen Abend benutzte der Artillerist zum Besuch; plötzlich klingelt es, die Gnädige, welche unwohl geworden, war heimgekehrt. Die Köchin sucht nach einem Verstecke, da sieht sie die Badewanne stehen. In diese sprang rasch der Artillerist. Toni, die Köchin, breitete über die Wanne wieder das Leintuch und nun erst lief sie hinaus um die Wartende einzulassen. Der "Gnädigen" war im Theater unwohl geworden, und dies erklärte die frühzeitige Rückkehr. Toni mußte jetzt schleunigst zu dem Hausarzt. In ihrer Abwesenheit erschien die Kammerfrau in der Küche und traf Anstalten zu dem Bade, das allabendlich Frau K. vor dem Schlafengehen nahm. Nichts Arges ahnend, schraubte sie an je einer Längenseite einen Schlauch an, befestigte einen davon an der Wasserleitung, den andern an einen, in der Heiz= und Kochvorrichtung eingefügten mit heißem Wasser gefüllten Kessel, und als dieses geschehen war, öffnete sie die Hähne an den Schläuchen und in diesem Augenblicke schoß auch schon auf den in der Wanne befindlichen Artilleristen von rechts ein armdicker kalter Wasserstrahl und links ein brühend heißer. Wie ein Federball

[ => Original lesen: 1883 Nr. 2 Seite 3]

schnellte der Artillerist jetzt in die Höhe und fluchend sprang er aus der Badewanne und vor die entsetzt aufschreiende Kammerfrau. Binnen wenigen Augenblicken war das ganze Haus alarmirt. Die Toni kam und konnte gleich wieder gehen, denn nicht eine Stunde länger wollte sie die strenge Gnädige im Dienste belassen.
- Beethoven ging eines Abends an einem kleinem Hause vorbei und hörte Jemanden ein Bruchstück aus seiner Sonate in F spielen. Er blieb stehen, um zu horchen und hörte eine sanfte Stimme sagen: "Was würde ich darum geben, wenn ich dieses Stück von Jemanden hören könnte, der ihm gerecht würde!" Der große Tondichter öffnete die Thür und trat in ein einfaches Stübchen, welches an einen Schuhmacherladen grenzte. "Verzeihen Sie", sagte Beethoven ein wenig verlegen, "aber ich hörte Musik und ward versucht, einzutreten. Ich bin Musiker." Das vor ihm stehende Mädchen erröthete und der junge Mann, der sich bei ihr befand, nahm eine ernste, fast strenge Miene an. "Ich hörte auch einige von Ihnen gesprochene Worte", fuhr Beethoven fort: "Sie wünschten zu hören, das heißt Sie möchten gerne - kurz, wollen sie mich spielen lassen? - "Danke", sagte der Schuhmacher, "aber das Klavier ist schlecht und außerdem haben wir keine Noten." - "Keine Noten? versetzte Beethoven, "wie spielte aber dann das Fräulein - -? Er hielt plötzlich inne und erröthete, denn das junge Mädchen hatte sich eben zu ihm gewendet und ihre traurigen verschleierten Augen sagten ihm, daß sie blind war. "Ich bitte tausendmal um Verzeihung," stammelte er; aber ich bemerkte nicht gleich - - - "Sie spielen also aus dem Gedächtniß?" - "Vollständig." - "Und wo haben Sie diese Musik gehört?" "Auf der Straße; in der Nachbarschaft spielt man Klavier und wenn die Fenster offen sind - -" Sie schwieg plötzlich wie erschreckt; daher fügte Beethoven kein Wort hinzu sondern setzte sich ans Instrument und begann zu spielen. Selten mag er mit so warmer, tiefer Empfindung gespielt haben, wie an jenem Tage auf dem alten Piano für das blinde Mädchen und ihren Bruder. Schließlich erhob sich der Schuhmacher, näherte sich ihm und fragte mit leiser Stimme: "Wunderbarer Mann, wer sind Sie?" Beethoven erhob sein Haupt, als ob er nicht verstanden hätte. Der junge Mann wiederholte seine Frage. Der Komponist lächelte, wie er nur zu lächeln verstand - mit jenem schwermüthigen, ernsten Lächeln. "Hören Sie zu!" sagte er statt aller Antwort und begann die Sonate in F, die das Mädchen vorher gespielt hatte. Ein Freudenschrei entrang sich den Lippen des Bruders und der Schwester. Sie erkannten sofort den Spieler und riefen: "Beethoven!" Nachdem er geendet, erhob er sich zum Gehen, sie hielten ihn jedoch zurück. "Spielen Sie noch einmal, nur ein einziges Mal!" Er ließ sich willig an das Instrument zurückführen. - In diesem Momente spielten die glänzenden Strahlen des Mondes durch das vorhanglose Fenster und fielen voll und weich auf das sinnende, vor innerer Erregung sanft geröthete Antlitz des blinden Mädchens. Der mitleidige Blick Beethovens kreuzte jenen des Bruders, der unwillkürlich in die Worte ausbrach: "Die arme Schwester!" "Ich will ihr den Mondschein spielen", sagte feierlich der Meister, dessen Finger schon auf den Tasten ruhten, und dann begann er jene traurige, doch wunderbare süße Melodie, deren Töne das Gemach erfüllten, wie die sanften Strahlen des Mondes, jene unsterbliche Melodie, welche die Welt später als Mondscheinsonate bewundern sollte.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Neschow sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Jochen Arndt daselbst wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termine der Praeclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 30. December 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Verkauf der zur Concursmasse des Oelmüllers Capell zum Hammer gehörigen, zu Lockwisch belegenen Mühle auf Anordnung des Großherzoglichen Landgerichts zu Neustrelitz, Civilkammer II., auf Grund von §. 37, IV. des Rechtsmittelgesetzes einstweilen ausgesetzt ist; es werden die betreffenden Verkaufstermine daher hiermit aufgehoben.
Schönberg, den 3. Januar 1883.

Das Großherzogliche Amtsgericht
G. Horn.

A. Dufft.        


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Donnerstag den 11. Januar cr. Vormittags 10 Uhr sollen in Lüdersdorf die nachgenannten Pfandsachen als:

1 Nähmaschine, 1 kl. Schwein, 3 Rohrstühle, 1 Sophatisch und 1 Stuhlwagen
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg den 1. Januar 1883.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Holz=Auction Nr. 5.

Am Donnerstag den 11. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus den Wahrsow=Duvenester Tannenca. 40 Stück tannen Kiepenhölzer
ca. 160 Rmt. tannen Kluftholz        

die betr. Hölzer werden bis zum 9. d. M. fertig gestellt werden.
Schönberg i. M. den 4. Januar 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction Nr. 6.

Am Freitag den 12. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente meistb. verkauft werden.

1. Aus dem Mechower Holze.

  7 Stück eichen Wagendeichseln
36 Rmt. eichen Kluft II., Knüppel I. u. II.
69 Fuder eichen Durchforstholz I. u. II.
  2 Rmt. buchen Kluft II.

2. Aus dem Thandorfer Zuschlage.

13 Rmt. eichen Knüppel II.
  4 Fuder eichen Durchforstholz I.
10 Fuder Hegenholz
14 Fuder Weiden= und Aspen=Wadelholz (für Kiepenmacher)
Schönberg den 4. Januar 1882.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Zufolge Beschlusses der beiden städtischen Collegien von heute ist der Zinsfuß für Einlagen bei der Ratzeburger Spar= und Leihkasse vom 1. Januar 1883 auf 4 % erhöht.
Ratzeburg, den 19. December 1882.

Der Magistrat.
Hornbostel.


Auction

am Montag den 15. Januar auf der Schulzenhofstelle in Carlow über

8 Kühe,
2 Starken,
1 Kalb,
3 Pferde,
alles Ackergeräth, Wagen, Eggen und Pflüge, Betten, eine Dreschmaschine, eine Schneidemaschine.

J. Holst.           J. Wienck.


Ein in allen häuslichen Arbeiten erfahrenes
Dienstmädchen
sucht zu Ostern                                                    
                                                    Marie Juling.


Gesucht

zu sofort event. zu Ostern ein Mädchen in der Holländerei zu Torrisdorf.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 2 Seite 4]

     In erschreckender Weise ist das Unglück in die sonst so blühenden Thäler des Rheins eingezogen. Aus Zeitungsnachrichten ist es Allen bekannt geworden, welch' Unheil das Wasser des Rheins und seiner Nebenflüsse kürzlich in den zunächst gelegenen Ortschaften und Tälern angerichtet hat. Tagelang standen ganze Städte und Dörfer, zum Theil bis an die oberen Stockwerke der Häuser unter Wasser. Alle Nachrichten lauten übereinstimmend dahin, daß der Schade, den das Wasser an Häusern, Feldern, Vorräthen und Geräthschaften angerichtet hat, ein ungeheurer ist. Dazu ist in dortiger Gegend die diesjährige Wein= und Kartoffelernte, welche die Haupteinnahme der Bevölkerung bildet, fast völlig mißrathen, sodaß man dort allgemein mit den berechtigtsten Sorgen in den Winter geht, der bereits seinen Einzug gehalten hat und mit ihm bei vielen vielen armen Familien Hunger und Elend, Krankheit und Verzweiflung, wenn nicht wirksame und andauernde Hülfe geschaffen wird.
Ratzeburger! Ihr habt von je her ein Herz gehabt für Eure leidenden Deutschen Brüder, helft auch hier! Wir Unterzeichnete sind zusammengetreten, Gaben an Geld in Empfang zu nehmen und an das Central=Comite in Coblenz weiter zu befördern, laßt uns nicht vergebens gebeten haben! Gebe ein Jeder nach seinen Mitteln rasch und reichlich! Wir werden öffentlich über den Empfang quittiren.
          Schönberg, den 15. December 1882.

Das Comite zur Entgegennahme von Gaben für die Ueberschwemmten in den Rheinlanden.

Bürgermeister Bicker. Pächter Breuel=Hof=Selmsdorf. Schulze Burmeister=Kleinfeldt. Viceschulze Brüggemann=Mannhagen. Gastwirt J. Boye. Hofschmied Dräger. Senator Heincke. Amtsrichter Horn. Pastor Horn=Selmsdorf. Pächter Hörcher=Wahrsow. Pastor Janell=Herrnburg. Schulze Lenschow=Blüssen. Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf. Hauswirth H. Lüer=Kl. Mist. Schulze Kähler=Kl. Siemz. Dr. Marung. Schulze Ollmann=Schlagsdorf. Schulze Olrogge=Niendorf. Pfarrpächter Pumplün=Carlow. Hauswirth Robrahn=Demern. Pastor Rußwurm=Ziethen. Schulze Siebenmark=Falkenhagen. Senator Spehr. Senator Stüve. Hauswirth Stein=Kronskamp. Maurermeister Spolert=Domhof. Schulze Stein=Rieps. Hauswirth H. Wigger=Grieben. Schulze Wigger=Rüschenbeck.

Fünftes Verzeichniß eingegangener Gaben: Gesammelt in Schlagbrügge 29 M., Pedell Wienk 2 M., Schachtmeister Krellenberg 1 M., Bahnwärter Lau 50 Pfennig., Schneider Meier 1 M., Director Ringeling 5 M., Ungenannt 1 M., Gastwirthin Köster 3 M., Zimmermeister H. Oldörp 3 M., Gebrüder Burchard 10 M., Gebrüder Gimpel 4 M., Gastwirth Holst, Neue=Welt 1 M., Dorfschaft Neschow 20 M. 75 Pfennig.; aus Rieps: Gastwirth W. Böttcher 3 M., Krämer Isenhagen 1 M., Büdner Beckmann 50 Pfennig.; Büdner J. Oldenburg=Raddingsdorf 1 M.; aus Kl. Mist: Schulze Mette 3 M., Hauswirth J. Lühr 3 M., Hauswirth H. Oldenburg 3 M., Hauswirth J. Oldenburg 3 M, Hauswirth H. Lühr jun. 3 M., Hauswirth H. Lühr sen. 3 M., Lehrer Oldörp 1 M., Büdner Werner 1 M.; aus Gr. Mist: Schulze Oldenburg 3 M., Hauswirth H. J. Lühr 3 M., Hauswirth J. Oldenburg 3 M., Hauswirth Retelsdorf 3 M., Hauswirth J. Oldenburg 3 M., Hauswirth Kreutzfeldt 3 M., Lehrer Holtorf 1 M., Büdner Rumor 1 M., Büdner Oldenburg 1 M., Rademachermstr. Oldenburg 1 M., Wwe. Schröder 1 M. 50 Pfennig., Schmiedemstr. Bremer 1 M. 50 Pfennig.; Frau Oberamtmann Wicke=Demern 10 M., Hauswirth H. H. Retelsdorf=Resdorf 2 M., Hauswirth Kröger Lockwisch 6 M.; aus Klocksdorf: Hausw. Dierck sen. 2 M., Hausw. Dierck jun. 1 M.; Ungenannt 1 M.; aus Schönberg: Thralow 1 M., Bandow 1 M., Arbeitsmann J. Clasen 50 Pfennig., Arbeitsmann H. Clasen 50 Pfennig., Gebrüder Ladendorf 4 M., C. Vock 1 M. 50 Pfennig., aus Schaddingsdorf: Pächter Franck 2 M., Käthner Franck 2 M., Anerbe Holst 1 M., aus Demern: Ungenannt 3 M.

Summa 170 M. 25 Pfennig.       
Hierzu aus dem 4. Verzeichniß 1140 M. 18 Pfennig.       
--------------------------------------------------
Bisher eingegangen 1310 M. 43 Pfennig.       

Berichtigung: In dem 4. Verzeichniß muß es Zeile 3 statt "Arbeitsmann" Arndt, "Actuar" Arndt heißen.


Die Ratzeburger Sparkasse

wird vom 27. December 1882 bis 6. Januar 1883 an allen Wochentagen während der Geschäftsstunden geöffnet sein.

Die Sparkasse=Direction.
Chr. Vock.      Th. Koch.      C. Stapelfeldt


Passage-Billets
nach Amerika etc.

für die besten und schnellsten Dampfer sind ohne Preisaufschlag zu haben bei

C. Behmer,
(Internationales Reisebüreau),
Hamburg, Deichthorstr. 8.


Ein gewandter zuverlässiger
Pferdeknecht
und ein Halbknecht finden zu Ostern oder sofort Arbeit beim                          
                                                    Schulzen Lohse zu Törpt.


Caroline Glöder
August Arndt
Verlobte.
Neukloster.                                                     Sabow.


Elisabeth Oldörp
Heinrich Jabs
Verlobte.
Ollndorf.                                                     Carlow.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 7. Januar.

          Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
          Abendkirche fällt aus.
                    Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 4. Januar 18832.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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