No. 89
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. November
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 89 Seite 1]

Böse Saat.

Nicht lange nach den socialistischen Attentaten auf Kaiser Wilhelm wurde ein bekannter Reichstagsabgeordneter, als er sich seinen Wählern vorstellte, von einem Gegner der liberal=fortschrittlichen Politik interpellirt über das Socialistengesetz und wie er - der Abgeordnete - sich zu einem solchen stellen würde. In seiner Antwort suchte der Abgeordnete klar zu legen, daß ein Gesetz nur die böse That nicht aber die böse Gesinnung strafen könne und erläuterte dies durch folgende mehr gewandte als gewählte Darlegung: "Wenn ich Sie - sagte er zu seinem Gegner -einen Schafkopf nenne, so bin ich strafbar, wenn ich aber nur denke, daß Sie ein Schafkopf sind, so kann mich Niemand strafen." Mit dieser geistvollen Wendung hatte natürlich der Redner die lachende Majorität auf seiner Seite - und Majoritäten haben ja immer Recht.
Man kann noch weiter gehen als der betreffende Abgeordnete und behaupten: Es genügt, wenn man im Staate nichts Böses thun läßt, mögen die Leute Böses sagen und schreiben soviel sie wollen. Auf diesen politischen Grundsatz macht gegenwärtig unser Nachbarland Frankreich die Probe. Das französische Preßgesetz ist das denkbar freieste, die gemeinste Verhöhnung der Religion ist dort erlaubt; es ist erlaubt, Ehre und Tugend, Sittlichkeit und Bravheit als Narrenspossen hinzustellen; die bluttriefendste Hetzerei gegen Eigenthum und Besitz muß die Regierung ungeahndet hingehen lassen. Das Versammlungsrecht ermöglicht den Socialisten und Nihilisten eine wüthende Agitation, die das Proletariat aufregt und immer gieriger macht auf der höheren Classen Hab und Gut. Die Regierung hat kein Mittel mehr in der Hand, der schriftlichen und mündlichen Aufreizung zu steuern, da sie zu freigebig war mit Freiheiten. Das "Alles sagen, doch nichts thun lassen" ist solange richtig, als man die volle Macht in Händen hat, jedes böse Thun alsbald zu strafen und zu unterdrücken. Diese Macht hat Frankreich nicht mehr. Wohl besitzt die Republik ein riesiges Heer, ausgedehnte Polizei und zahlreiche Gerichtshöfe. Aber die Disciplin der Armee ist untergraben, durfte doch die socialistische Agitation ungestraft in die Kasernen ihren Einzug halten. Die Polizei ist durch die Umsturzpartei schon gänzlich desorganisirt und das Ansehen des Richterstandes ist seit Jahren systematisch untergraben. Wenn nun vollends bei dem Prozeß über die revolutionären Vorgänge in Monceau-les Mines, nachdem von Seiten der Anarchisten Todesdrohungen und dergleichen Schreckmittel gebraucht wurden, die Regierung den Prozeß unterbricht, einen anderen Gerichtshof ernennt, der nach ihrer Meinung minder eingeschüchtert urtheilen werde, was für ein Zeugniß der eigenen Schwäche gibt sich da? In Lyon durfte ein Arbeiter ungestraft den Präsidenten der Republik und den anwesenden Polizeikommissär mit dem Tode bedrohen; Niemand wagte ihn zu verhaften. Natürlich hebt die revolutionäre Partei angesichts solcher Feigheit um so frecher ihr Haupt, die aus der Verbannung heimgekehrten Communisten reiben sich vergnüglich die Hände, die in England und in der Schweiz wie in Belgien geschützten Agitatoren, mögen sie sich nun Nihilisten oder Socialisten nennen, schüren fleißig weiter, was kümmert sie's, wenn der Wohlstand ganzer Völker durch solche Mordbrennerbanden in Trümmer geht! Wenn nur sie dabei gewinnen, das Volk - pah! Wollen wir in Deutschland auch dem Grundsatz huldigen: Unkraut mag gesäet werden, soviel die Leute wollen - laßt nur nichts aufgehen! -
Ein rechter Mann sorgt dafür, daß im Bereich seines Wirkens und Könnens kein Unkraut gesäet wird. Unkraut aber ist in erster Reihe die Verachtung des Höheren. Gewöhnlich beginnen die Leute mit ihrer Verachtung beim Höchsten - leider machen das viele Vornehme und sog. Gebildete vor und säen damit selber Unkraut - dann kommt die liebe Obrigkeit, Seelsorger, Lehrer, Eltern und zuletzt ist den Menschen gar nichts mehr heilig. Dann heißt's Thier gegen Thier, Frankreich hat's erlebt.


Politische Rundschau.

Der preuß. Landtag ist am 14. d. durch den Kaiser in Person eröffnet, der die Thronrede mit deutlicher Stimme verlas. Unter Anderm betonte die Rede, daß die Beziehungen des deutschen Reichs zu allen auswärtigen Regierungen dem Kaiser die Ueberzeugung gewähren, daß die Wohlthaten des Friedens uns gesichert bleiben werden.
Frankreich. Die neueste Pariser Tischprophezeihung sagt voraus: Am 14. November Sturz des Ministeriums; am 23. November Abdankung Grevys; am 29. November Wahl Gambettas zum Präsidenten der Republik; am 30. November Kammerauflösung und Revolution in Paris.
Ruhige Beobachter der Französischen Zustände sind zu der Ueberzeugung gelangt, daß die monarchischen Kreise im gewissem Sinne ihre Hand bei den jüngsten mannigfachen anarchistischen Umtrieben mit im Spiele haben dürften, wenigstens daß sie nach dem tertius gaudet denselben mit Befriedigung und allerlei weitgehenden Hoffnungen zuschauen. So schreibt der Pariser Correspondent des "H. C." vom 12. d. Mts.:
Einige monarchistische resp. Orleanistische Cirkel sollen sich mit dem Gedanken und der Hoffnung tragen, daß bei event. anarchistischen und sonstigen Unruhen in den Arbeitervierteln von Paris - und bekanntlich ist der große Strike der hiesigen Möbelarbeiter noch immer nicht ganz beendet - und bei etwaigen rechtzeitigen Explosionen von Dynamitbomben ein Einschreiten der bewaffneten Macht nothwendig werden könnte und daß die erschreckten und geängstigten Bourgeois nach dem Schutze eines dreinschlagenden Säbels schreien würden. Als diesen Säbel hält man in den oben angedeuteten Kreisen den jungen und energischen Robert von Orleans, Herzog von Chartres, in Bereitschaft, den Bruder des Grafen von Paris und gegenwärtig Oberst des in Rouen garnisonirenden 12. Jäger=Regiments zu Pferde. Man denkt hierbei an die Möglichkeit, daß der Herzog von Chartres als eine Art von Generalissimus an die Spitze der in Paris einschreitenden Treppen treten könnte, Ordnung und Ruhe wieder herstellen und dann gleichzeitig der

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Republik den Garaus machen und einer monarchistischen Restauration die Wege ebnen würde. Wenn man jetzt an den Herzog von Chartres und nicht mehr wie früher, an seinen Onkel, den Herzog von Aumale, denkt, so erklärt sich dies damit daß letzterer zu alt und zu ängstlich für eine derartige Aufgabe geworden zu sein scheint. Wie immer gehen alle Calculs der monarchischen Partei zunächst stets nur darauf hin, die Republik auf irgend eine Weise zu beseitigen, ohne sich selbst schon recht klar zu sein, welche Monarchie dann an die Stelle treten dürfte. Ohne übrigens an die Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit des Gelingens solcher Pläne zu denken, geben wir dieselben doch wieder als ein Symptom der augenblicklich die hiesigen politischen Verhältnisse beherrschenden Unsicherheit. - Wir Deutsche aber werden nicht vergessen, daß die Restauration einer Monarchie in Frankreich zweifelsohne einen baldigen Krieg mit Deutschland im nothwendigen Gefolge haben müßte, und daß die Orleans vor Allen mit die hauptsächlichsten Chauvinisten der Revanche sind. Wir werden uns erinnern, daß der Herzog von Chatres unter den Namen "Robet Lefort" als Offizier die Niederlage der Loire=Armee von 1870-1871 miterlebt hat, und daß der Prinz von Joinville in einem öffentlichen Schreiben die Franctireurs wegen ihrer gegen Deutsche Soldaten verübten Grausamkeiten belobt hat.
Die Königin von Spanien ist einer Infantin genesen, bei der der Papst Pathenstelle übernehmen wird. Die Taufe ist auf Sonntag angesetzt.
Egypten. Der Khedive hat ein Decret erlassen, in welchem er die Aufhebung der europäischen Finanzcontrolle ausspricht. Frankreich wird diesen englischen Puppenspiel=Schachzug übel empfinden. Wie wird es darauf antworten?
Auf den Sultan ist am 3. Nov. ein Attentat in seinem Palaste versucht, indem ein Posten die Hellebarde gegen den Sultan fällte. Der Adjutant entriß dem Soldaten die Waffe, worauf letzterer Verhaftet wurde. Im Verhör erklärte er, er habe kein Attentat beabsichtigt, sondern nur in ungeschickter Weise präsentirt.
Der Sultan soll die weitere Anstellung deutscher Offiziere in der türkischen Armee beabsichtigen.


Schönberg. In ihren vorigjährigen Sitzungen hatte die Strafkammer des hiesigen Amtsgerichts sich wiederholt mit Messeraffairen bei Gelegenheit von Schlägereien zu beschäftigen und wurden diese theilweise hart gestraft. Diese Urtheile scheinen aber leider nicht den gewünschten Erfolg der Abschreckung gehabt zu haben, denn heute haben wir wieder von einer Schlägerei zu berichten, bei der das Messer eine bedauerliche Rolle gespielt und die einem an der Schlägerei unbetheiligten 18jährigen Menschen das Leben gekostet hat. Bei einer Tanzmusik im Locale des Gastwirths Kaben zu Pogez am Sonntag kam ein längst verhaltener Groll zwischen einigen Carlowern und Pogezern zum Ausbruch, es kam zu Tätlichkeiten, die in der Nacht auf der Dorfstraße fortgesetzt wurden. In der Dunkelheit wurde der 18jährige Tischlerlehrling Wienck, der beim Nachhausegehen vor der Thüre seines Meisters stand und sich an der Schlägerei nicht beteiligt hatte, angegriffen und mit Messerstichen und Knittelhieben so schwer verletzt, daß er besinnungslos zusammenbrach und in der folgenden Nacht starb. Die Klinge eines Messer war ihm in den Kopf gedrungen und abgebrochen, außerdem hatte er einen Schädelbruch. Ein Knecht liegt gleichfalls an schweren Verletzungen darnieder. Die gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet und der That verdächtig sind bereits zwei Carlower gefänglich eingezogen.
- In Prag nehmen seit einiger Zeit die Krawalle gegen deutsche Studenten wieder zu.
- Auf dem Berge Athos ist eins der berühmten Klöster, das Vatopoedion, fast vollständig durch einen Brand zerstört worden. Zahlreiche Manuscripte und seltene Gegenstände sind ein Raub der Flammen geworden.
- Zu Moltke's 25jährigem Generaljubiläum hat der Probst Paul Oltvayi in Szegedin, der den berühmten Strategen in dem ungarischen Bade Schmecks kennen lernte, eine Gratulation unter Beifügung von zwei ungarischen Nationalgerichten gesandt. Er sagt darin u. A.: Damit mein sehnlichster Wunsch hinsichtlich der goldenen Jubelfeier in Erfüllung gehe, möge der Himmel das Leben Euer Excellenz vor Krankheiten beschützen und stets mit Gesundheit belohnen, welch' letztere sicherlich durch gute Nahrung befördert wird. In dieser Hoffnung und zu diesem Zwecke nehme ich mir die Freiheit, Euer Excellenz anzuzeigen, daß ich mit der heutigen Post ein Kilogramm ungarischen Szegediner Paprika und drei Kilogramm Szegediner Tarhonya an Eure Excellenz abgeschickt habe. Die berühmte ungarische Nationalspeise Gulyas wird damit nach dem beiligenden Recept zubereitet. Die Bewohner meiner Geburtsstadt erzeugen von beiden Artikeln die beste Qualität, wofür sie bei Landesausstellungen bereits schon oft Prämien sich erworben haben."
- Nach der für 1881 vorliegenden Statistik des Reichspatentamts sind in diesem Jahre 4339 Patente ertheilt worden. Davon kommen auf Deutschland 3140, auf das Ausland 1199. Seit 1877 sind im Ganzen 29489 Patente angemeldet, 17,105 ertheilt worden, davon sind bis zum Schluß des Berichtjahres 8482 erloschen.
(Vulkane.) Von Catania aus bietet sich jetzt ein großartiges Schauspiel dar. Der Aetnakegel befindet sich nämlich in einer gigantischen Feuergarbe, die in schräger Linie aus dem Krater fast 20 Meter aufsteigt. Die Eruption ist aber nicht constant, sondern nur temporär. In kurzen Zwischenräumen erscheint eine mächtige Schwefelwolke, welche dann plötzlich durch Lavagluth ersetzt wird. Die imposante Scene wechselt fast jeden Augenblick. Dabei vernimmt man ein fortwährendes unterirdisches Getöse. Nach diesen Symptomen zu schließen, steht eine große Eruption bevor. Dagegen verhält sich der Vesuv ganz ruhig. Seinem Krater entsteigt nur eine dünne Dampfsäule, die ab und zu ganz verschwindet. Der Stromboli aber befindet sich in voller Eruption.
- Der Minister Maybach hat an der Berliner Universität ein Colleg für Eisenbahnwissenschaft errichten lassen. Es wird ungemein stark, auch von Nichtstudenten, besucht.
- Die meisten Klagen über die Unzuverlässigkeit der Wettergläser haben ihren Grund in der ungenügenden Beobachtung. Um den Gang des Instruments genau zu beurtheilen, muß man täglich mehre Male den Stand notiren, um aus dem allmählichen Steigen oder heruntergehen Schlüsse ziehen zu können. Dieser Arbeit nun ist man bei dem jüngst erfundenen selbstregistrirenden Barometer überhoben, da derselbe mit einer Einrichtung versehen ist, welche den Stand zu jeder Stunde registrirt. Einmal wöchentlich hat man eine neue Scala zu befestigen, das damit verbundene Uhrwerk aufzuziehen und das Instrument setzt seine automatische Thätigkeit fort. Ein solches Barometer ist zu sehen im Schaufenster von O. H. Meder's optischem Institut, Markt 11, in Leipzig.
- Bei einem Probeschießen bei Wien zersprang ein eiserner 15 Centimeter Hinterlader=Mörser, wobei ein Offizier getödtet, ein zweiter schwer verletzt wurde.
- Die Elektricität wird in Zukunft zweifellos auch eine Rolle in der Kochkunst spielen. Verbindet man das eine Ende des Geschirrs mit der Hauptleitung und das andere mit der Rückleitung des elektrischen Stromes und umwindet das Ganze mit Draht, so wird der diesen durchzuckenden Strom die Wände des Kochtopfes sehr rasch erwärmen und den Inhalt zum Kochen bringen. Die zur Speisung von vier Glühlichtlampen nötige Kraft, d. h. Wärme, erzielt dieses Ergebniß in 5 bis 6 Minuten, wenn das Gefäß ein Quart hält. Vier Lampen kosten pro Stunde etwa 8 1/2 Pfennig (Mecklenburg)" auf 6 Minuten nicht einmal 1 Pfennig (Mecklenburg) Folglich kocht die Elektricität so gut wie umsonst. Es handelt sich nur darum, den elektrischen Strom auch wirklich so billig geliefert zu bekommen, was einstweilen nur an vereinzelten Orten möglich ist.
- Dieser Tage promenirte ein Dienstmädchen in Hamburg mit einem Säugling auf dem Arm auf einem nach der Außenalster führenden abschüssigen Wege. Hierbei glitt das Mädchen aus und fiel zur Erde, während der Säugling ins Wasser kollerte. Ein kleiner Hund sprang dem Kinde nach und faßte es am Kleidchen. Die Bürde war für das Hündchen zu schwer. Dennoch hielt der tapfere Vierbeiner sie so lange über Wasser, bis sie ihm von einem Schiffer abgenommen wurde. Das

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Kind war noch am Leben; das Dienstmädchen war vor Schreck in Krämpfe gefallen und mußte in besinnungslosem Zustande in die herrschaftliche Wohnung gebracht werden.
- In dem Schaufenster einer berliner Puppenhandlung ist ein Kongreß europäischer Schönheiten zu sehen, an demselben betheiligt sich eine Deutsche, Russin, Engländerin, Spanierin, Französin und Italienerin. Die Puppen sind wirkliche Kunstwerke.
- Einen hübschen Beitrag zu der hochwichtigen Streitfrage über das Pfeifen der Schusterjungen auf den Straßen liefert die "Goth. Z." Sie erblickt in dem Pfeifen der Schusterjungen, die man sich ohne dieses "Attribut" ihres Standes kaum denken könne, einen tiefen Sinn. Man beobachte nur, wie ein solcher angehender Fußbekleidungskünstler mit richtigem Verständniß den Charakter des zu pfeifenden Musikstückes demjenigen des Schuhwerks anzupassen weiß, das er in der pechberänderten Hand trägt (um mit Paula Erbswurst zu reden) ein paar Stulpen= oder Kanonenstiefel, so wird er gewiß pfeifen: "Mein Schatz ist ein Reiter" u. s. w. Ein Paar an irgend einen Löwen der Gesellschaft abzuliefernder Lackstiefel wird er unzweifelhaft mit dem siegesgewissen: "Wenn ein Mädchen mir gefällt" aus "Zampa" accompagniren und die Commisstiefeln mit dem Refrain: "Lieb Vaterland kannst ruhig sein" das Geleite geben. Trägt er aber seine Damenstiefeletten, vielleicht gar Ballschuhe von Atlas oder Goldlack, sauber in Papier gewickelt, zu einer ungeduldig darauf harrenden Schönen, so wird er je nach den Erfahrungen, die er dem weiblichen Geschlecht gegenüber gemacht hat, entweder pfeifen: "Die Füße wie gedrechselt zum Tanze" oder "Ach wie so trügerisch" u. s. w. Und einem solchen mit psychologischem Scharfblick begabten, hoffnungsvollen Jüngling könnte man die von ihm als Privilegium empfundenen musikalischen Leistungen untersagen?


Anzeigen.

Zur Ausloosung der aus dem hiesigen Fürstenthume gewählten Schöffen für die ordentlichen Sitzungen in dem Geschäftsjahre vom 1. Januar bis 31. December 1883 ist in Gemäßheit betreffender gesetzlicher Bestimmungen auf

Dienstag, den 21. November 1882,
Vormittags 10 Uhr

im hiesigen Gerichtslocale die öffentliche Sitzung angesetzt, was hierdurch öffentlich gemeinkundig gemacht wird.
Schönberg, den 11. November 1882.

Der erste Amtsrichter beim Großherzoglichen Amtsgerichte.
G. Horn.


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute eingetragen:
Col. 6: "An Stelle des bisherigen, statutenmäßig ausgeschiedenen ersten Mitgliedes des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Oberamtmann H. Stamer zu Hof Mechow jetzt in Ratzeburg, ist in der am 4. November d. J. abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt der Domainenpächter J. Breuel zu Hof Selmsdorf als Mitglied des Directorii wieder gewählt worden und als solches durch die ad [27] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 4. November 1882, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Breuel enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg.
den 11. November 1882.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Vor ca. 14 Tagen ist auf dem Amtsplatze ein Hund zugelaufen; derselbe ist innerhalb 8 Tagen von mir abzuholen, widrigenfalls anderweitig darüber verfügt wird.

Graf Eyben.       


Amtsgericht Hamburg.

Auf Antrag von Fr. Prahl jr. als Testamentsvollstrecker der Eheleute Hans Heinrich Eckmann und Carolina Maria Margaretha Eckmann, geb. Peper, vertreten durch die Rechtsanwälte DDr. Joseph und Heymann, wird ein Aufgebot dahin erlassen:

daß Alle, welche an den Nachlaß des am 23. August 1882 zu Schoenberg verstorbenen Hans Heinrich Eckmann Erb= oder sonstige Ansprüche zu haben vermeinen, oder den Bestimmungen des von dem genannten Erblasser in Gemeinschaft mit seiner Ehefrau Carolina Maria Margaretha Eckmann, geb. Peper, (verstorben hieselbst am 24. Dezember 1870) am 21. Oktober 1861 errichteten, mit einem Codicill vom 8. September 1870 versehenen, am 2. Februar 1871 hieselbst publizirten wechselseitigen Testaments, insbesondere der Bestellung des Antragstellers zum Testamentsvollstrecker und den denselben als solchem ertheilten Befugnissen widersprechen wollen, hiemit aufgefordert werden, solche An= und Widersprüche spätestens in dem auf

      Freitag, 22. Dezember 1882,
10 1/2 Uhr V.=M.,

anberaumten Aufgebotstermin im unterzeichneten Amtsgericht, Dammthorstraße 10, Zimmer Nr. 25, anzumelden, - und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zustellungsbevollmächtigten - bei Strafe des Ausschlusses.
Hamburg, den 26. October 1882.

Das Amtsgericht Hamburg.
Civil=Abtheilung II.
                          Zur Beglaubigung:
                                                    Romberg, Dr.
                                                    Gerichts=Secretair.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Sonnabend den 18. November cr. Vormittags 10 Uhr werde ich im hiesigen Pfandlocal

eine Decimalwaage mit Gewichten
gegen Barzahlung versteigern.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg Schwerin und Strelitz zu Grevesmühlen.

Es sind in diesem Jahre versichert 1851491 Centner Getreide nach den Preisen vom 15. August und 1. November d. J. zum Werthe von 13944978 M. - Für die stattgefundenen 90 Hagelschäden sind mit Einschluß der Taxations= und sonstigen Kosten zu zahlen 126,265 M., und ist hiernach in heutiger Directorial=Versammlung der diesjährige Beitrag auf 90 Pfennig (Mecklenburg) pro 100 M. festgesetzt. -
Nach Vorschrift des §. 36 der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen den 8. November 1882.

Die Direction.


Engl. Salz
empfiehlt zur bevorstehenden Schlächterei
Herrnburg.                                                     J. Kleinfeldt.


Wegen Wegzug ist sofort eine Tischlerwohnung zu vermiethen bei                          
                                                    H. Holst, Demern.


Wohnungs=Veränderung.

Einem geehrten Publikum von Stadt und Umgegend mache ich hiermit die ergebene Anzeige, daß ich jetzt in der Siemzerstraße bei dem Herrn Webermeister Oldörp Nr. 106 wohne, und bitte mir das bisher geschenkte Wohlwollen und Vertrauen auch ferner zu erhalten.

Hochachtungsvoll
                          C. Ollmann,
                                                    Schlossermeister.
Schönberg im November 1882.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 89 Seite 4]

Der Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1883 ist erschienen und an den bekannten Verkaufsstellen zum Preise von 25 Pfg. pro Exemplar zu haben.


Teppiche
jeder Art,
Cocosmatten, Linoleum
etc.
      - Neuheiten der Saison -
abgepasst als Läufer oder zum Belegen ganzer Zimmer empfiehlt
Friedr. Matz,
Lübeck, Breitestrasse 804.


Anzeige.

Einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß Endesunterzeichnete am

Sonnabend, den 18. d. Mts,
im Saale des
Herrn Hotelbesitzers Spehr

einen Vortrag halten werden, bestehend aus einer längeren Rede über

Reuters Geist und Dichtungen,
sowie aus einer Blumenlese der beliebtesten Werke dieses Dichters.

Indem wir nicht ermangeln, alle Verehrer unseres Volkspoeten auf genannten Vortrag aufmerksam zu machen, glauben wir dem gebildeten Publikum einen genußreichen Abend versprechen zu dürfen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    P. Wetterstein.           J. Hagenring.
Kassenöffnung 7 Uhr. Anfang 7 1/2 Uhr
Preise der Plätze: à Person 1 M., Familienbillets à 3 Personen 2 M., Schülerbillets 0,50 M.

Näheres durch die am Sonnabend erscheinenden Programme.


Gänzlicher Ausverkauf.
Die noch vorhandenen                          
Gold= und Silberwaaren
sollen um schnell damit zu räumen, nunmehr zu
weiter bedeutend herabgesetzten Preisen verkauft werden.                                                    
                                                    F. Rinne
                                                    (in Firma W. Kolls),
jetzt wohnhaft Lübeck, mittl. Fleischhauerstraße 84 parterre.                          


Zu dem am Dienstag den 21. d. Mts. bei mir stattfindenden

Ball

erlaube ich mir meine geehrten Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einzuladen.

                                                    Gastwirth Oldenburg,
                                                    Palingen.


Zu dem am Mittwoch, den 22. d. M. stattfindenden                          
Bauernballe
erlaube ich mir die geehrten Landleute ergebenst einzuladen.                          
Schönberg, den 1. November 1882.
                                                    J. Köster Wwe.


Trunksucht, sogar im höchsten Stadium, beseitigt sicher mit, auch ohne Vorwissen, unter Garantie der Erfinder d. M. u. Specialist für Trunksucht=Leidende Th. Konetzky, Berlin, Bernauerstr. 84. Atteste, deren Richtigkeit von Königlichen Amtsgerichten und Schulzen=Aemtern bestätigt, gratis. Nachahmer beachte man nicht, da solche nur Schwindel treiben.


Dr. Pattison's
Gichtwatte,
bestes Heilmittel gegen                                               
Gicht und Rheumatismen

aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.      (H. 62401)
In Packeten zu 1 M. und halben zu 60 Pfennig. bei

Herrn Senator W. Heincke.
Assekuranz=Geschäft.


Umständehalber
wird zu sofort                          
ein Kindermädchen
gesucht. Näheres in der Expedition dieses Blattes.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 19. November.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 16. November 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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