No. 80
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Oktober
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 80 Seite 1]

Politische Rundschau.

Unter den Gegenständen, welche dem Reichstage bei Wiedereröffnung seiner Session voraussichtlich zugehen werden, wird auch der Entwurf über Schutz der in den Streichholz=Fabriken verwendeten Arbeiter gegen die Phosphor=Nekrose (Kinnbackenkrampf) genannt. Genau genommen gehört die Vorlage zu den Ausführungen des Artikel 120 der Gewerbe=Ordnung, welcher den Erlaß von Maßregeln zum Schutze der Arbeiter auf dem Verordnungswege gestattet. Bei der erwähnten Angelegenheit mußte aber die Form eines Gesetzes gewählt werden, weil Bestimmungen darin enthalten sind, welche auch die Arbeiter unter Strafandrohung zu regelmäßigen Ausführungen gewisser Manipulationen, z. B. Waschungen mit Gegenmitteln etc. zwingen. Die Vorlage wurde im vorigen Jahre einer Konferenz von Sachverständigen und Interessenten und im Frühjahre dem Volkswirthschaftsrathe vorgelegt.
Es gibt immer noch viele Leute, die in den Ernst der Revanchegelüste der Franzosen Zweifel setzen und man möchte in der That in ihrem eigenen Interesse wünschen, daß es so wäre - in unserm natürlich auch. Nachgerade aber scheint es, daß die Gelüste eher im Zu= als im Abnehmen begriffen sind. Dazu werden sie systematisch gepflegt. Der jetzige französische Unterrichtsminister hielt da neulich eine Rede, in welcher er befürwortete, daß die Politik auch in der Volksschule zu pflegen sei. Der Lehrer müsse die früheren religiösen Verfolgungen hervorheben, damit die Kinder beurtheilten, was unter der guten alten Zeit zu verstehen sei, und beim geographischen Unterricht solle der Lehrer den Schülern von der Anhänglichkeit aller Franzosen an Elsaß=Lothringen sprechen. "Indem das Kind über einer geographischen Karte der schwarz angezeichneten verlorenen Provinzen studirt, hat es das Recht, zu fragen, unter welchem Regiment diese Provinzen ausgeliefert worden sind. Lassen wir den Lehrer diese Lektionen geben und die Kinder mögen eines Tages ihre Schuld an Frankreich und die Republik entrichten." Man wird sich also mit dem Gedanken vertraut machen, daß wir mit den Franzosen ein zweites Siebenzig durchzumachen haben.
Nach einem Berichte der Kölnischen Zeitung wären auf dem Schlachtfeld bei Tel=el=Kebir zahlreiche verwundete Egypter von den Engländern niedergemacht worden. Der Berichterstatter nennt Augenzeugen.
Italien. Die Nachrichten aus den überschwemmten Gebieten in Ober=Italien lauten trostloser denn je; der Po steigt wieder, in der Provinz Rovigo beginnen bereits Sumpffieber und epidemisch die Ruhr aufzutreten. Alle Einwohner halten sich auf den Dämmen, der einzigen Zufluchtsstätte, auf. Das Elend und die Verwirrung benutzend, organisirten sich Banden von Maraudeurs. - Es ist entsetzlich!


- Nicht zum ersten Mal ist es im Hohenzollern=Hause vorgekommen, daß gleichzeitig vier Fürstengenerationen sich des Lebens erfreuten. Ein Freiherr von Zedlitz berichtet folgendes hierauf Bezügliche aus den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts: Der Kurfürst Johann Georg von Brandenburg arbeitete einst mit seinen Räthen, als sich auch der Kurprinz Joachim Friedrich und dessen Sohn Johann Sigismund und dieser wieder mit seinen Kindern im Saale einfanden. Es sollte zur Tafel gehen. Die jüngsten Prinzen waren so laut, daß die hochwohlweisen Räthe zuletzt ihr eigenes Wort nicht mehr hörten. Eine zeitlang sah der Kurfürst Urgroßvater Johann Georg dieses Treiben ruhig an, dann erhob er sich und sagte lächelnd zum Kurprinzen: "Mein lieber Sohn Joachim Friederich, sage doch Deinem Sohn Johann Sigismund, ich ließe seinen Sohn Georg Wilhelm sagen, er möchte ruhig sein."
- Auf der Versammlung der Irrenärzte in Eisenach brachte Dr. Schwaab, Oberarzt der Irrenanstalt Werneck in Bayern, eine Angelegenheit zur Sprache, die nicht geringes Aufsehen erregte. Er wies nämlich nach, daß eine große Anzahl von Soldaten aus 1870/71 infolge der erlittenen Strapazen im Feldzuge von Seelenstörungen und Irrsinn befallen und infolge dessen Invaliden geworden seien, ohne daß sie Antheil an den Segnungen des Invalidenfonds erhalten hätten. Nur in einzelnen Fällen sei nachträglich die militärische Versorgung doch gewährt worden. Der Grund davon ist darin zu suchen, daß der Fall des Irrsinns im Reichsmilitair-Pensionsgesetz nicht vorgesehen ist. Hier ist also eine alte Schuld einzulösen. Aufgabe der Kriegervereine wird es sein, für diese bedauernswerthen Kameraden einzutreten, indem sie durch Nachforschungen jeden einzelnen Fall so klarstellen, daß der Anspruch auf Pensionirung zweifellos erhoben werden kann. Der Reichsinvalidenfonds besitzt ein so enormes Vermögen, daß jedes finanzielle Bedenken von vorne herein ausgeschlossen ist. Sein Vermögensbestand beläuft sich auf mehr denn 540 Millionen Mark, was allein an Zinsen zu 4 Procent jährlich über 20 Millionen Mark abwirft.
- Ein überfülltes Fach ist das juristische. Nach dem eben erschienenen Decker'schen Kalender für Justizbeamte beträgt die Zahl der Assessoren 656 (gegen 524 im Vorjahre), während jährlich für höchstens 120 Assessoren Raum zur Anstellung geschaffen wird. Ganz erschreckend ist aber die Zahl der Referendare gestiegen (auf 3928). Man wird also nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß die Juristen jetzt schon nach bestandener Staatsprüfung etwa 4 Jahre auf Anstellung warten müssen.
- Die Aerzte waren bis jetzt verschiedener Ansicht über die Behandlung erfrorener Personen, insbesondere stritten zwei Methoden, nämlich die der allmählich gesteigerten und der plötzlichen Anwendung von Wärme miteinander, um den Vorrang. Um diese Sache endgültig zu entscheiden, hat Herr Lapthinsky, eine Reihe von sorgfältig durchgeführten Versuchen an Hunden angestellt und bei denselben folgendes Ergebniß erzielt. Von 20 erfrorenen Thieren, welche nach der Methode der nach und nach gesteigerten Wärme in einem kalten Zimmer behandelt wurden, gingen 14 zu Grunde; von 20, welche mit einem Male in einem warmen Zimmer gebracht wurden, starben 8, während von 20 Hun=

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den, welche unmittelbar in ein heißes Bad gesetzt wurden, sich alle 20 wieder erholten. Ohne Zweifel werden diese interessanten Versuche insbesondere die Praxis der Aerzte in Rußland und Nordeuropa beeinflussen, wo beinahe in jedem Winter viele Menschenleben durch hohe Kältegrade gefährdet sind.
- Soldatenbriefe. Die für gewöhnliche Briefe an Militärpersonen bis zum Feldwebel aufwärts zugestandene Portofreiheit im Reichsgebiet ergiebt vielfach namentlich aus ländlichen Kreisen, Veranlassung, daß auch kleinere Werthbeträge in Briefen an Soldaten unter Werthdeklaration verschickt werden, ohne daß die Absender berücksichtigen, daß Briefe mit Werthangabe (Geldbriefe) an Soldaten etc. keine Portofreiheit genießen, vielmehr der vollen Portozahlung (also 30 Pfennig (Mecklenburg) in der ersten, 50 Pfennig (Mecklenburg) in der zweiten und weiteren Zonen bis 600 M.) unterliegen. Die Portobefreiung bzw. =Vergünstigung an Soldaten etc. erstreckt sich nur auf gewöhnliche Briefe bis 50 g, auf Postanweisungen bis 15 M. und Packete bis 3 kg. Und zwar sind gewöhnliche Briefe bis 50 g völlig frei, Postanweisungen bis 15 M. kosten nur 10 Pfennig (Mecklenburg). und Packete bis 3 kg auf alle Entfernungen nur 20 Pfennig (Mecklenburg) Alle diese Gegenstände müssen aber in der Aufschrift (Adresse) den vollausgeschriebenen Vermerk: "Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" tragen.
- Professor v. Nußbaum hat ein "Handbracelet" erfunden, womit der Schreibkrampf beseitigt wird. An diesem Handband ist der Stiel der Feder so angebracht, daß die Feder das Papier bequem berührt, wenn die Hand auf den Schreibtisch hingelegt wird. Jeder der den Schreibkrampf hatte und selbst seinen Namen nicht mehr schreiben konnte, schreibt mittelst dieser Vorrichtung mühelos und deutlich mehre Seiten.
- Es giebt keine Wilddiebin. Wie streng es in England mit dem Buchstaben des Gesetzes genommen wird, beweist nachstehender Fall. In Portefract (Yorkshire) wurde ein junges Mädchen, die Tochter des berüchtigtsten Wilddiebes in flagranti ertappt und dem Polizeirichter vorgeführt. Dieser aber sprach das Mädchen auf Antrag seines Vertheidigers frei, weil das Gesetz ausdrücklich nur von Wilddieben männlichen Geschlechts spreche und es demnach keine Anwendung auf weibliche Personen finden könne. Bis zur Abänderung des betreffenden Gesetzes können in England Frauen jetzt ungestraft des Wilddieberei obliegen.
- Der Hamburg=amerikanische Packetdampfer Herder ist am 9. d. M. an der nordamerikanischen Küste während eines Nebels gescheitert. Mannschaft und Passagiere sind gerettet, die Ladung soll jedoch verloren sein.
- Die Alerheimer im bayerischen Ries wissen einen tüchtigen Arzt zu schätzen. Als ihr Arzt Dr. Roderus von seiner Hochzeitsreise heimkehrte, fuhr am Bahnhof ein Wagen mit zwei Schimmeln vor und brachte ihn mit seiner jungen Frau in sein freundlich geschmücktes Heim im Städtchen. Er dankte, machte aber große Augen, als die Schimmel in seinen eigenen Stall geführt wurden. Was ist das? fragte er. - Nur ein kleines Hochzeitsgeschenk der Gemeinde, sagte der Ortsbürger Hahn, und der Wagen gehört auch dazu. - Und als es dunkel wurde, kamen die Sänger des Städtchens und der umliegenden Dörfer und brachten ein Ständchen und hundert Fackelträger leuchteten dazu.
- Der Realschuldirector Benrath in Düren (Rheinpreußen) feierte sein 25jähriges Amtsjubiläum. Unter den Geschenken befand sich auch der von seinen früheren Schülern zusammengebrachte Geldbetrag von 24,000 M.
- Der Director Jauner beabsichtigt, in Wien wieder ein Theater zu eröffnen. Die Wiener haben natürlich nichts eiligeres zu thun, als ihm die Concession zu ertheilen.
- Es sind in den letzten Tagen verschiedene Züge wilder Gänse beobachtet worden. Man deutet den frühen Abzug dieser Vögel auf einen frühzeitigen Winter. (Irrthum vorbehalten).
- Ein Beispiel von wahrhaft fürstlicher Liberalität, wie sie außerhalb Amerikas kaum angetroffen werden dürfte, hat Enoch Pratt, ein Geschäftsmann in Baltimore, gegeben. Derselbe hat sich für Gründung einer Stadtbibliothek zu einer Gabe von einer Million Dollars (4,000,000 M.) erboten. Der liberale Mann hat auch bereits ein feuerfestes Gebäude in Auftrag gegeben, welches im Sommer des nächsten Jahres fertig sein soll, 225,000 Dollars kosten und Raum zur Aufnahme von 200,000 Bänden bieten wird. In dem der Stadtverwaltung gemachten Anerbieten hat jedoch der praktische Amerikaner ausdrücklich bemerkt, daß er die noch übrig bleibende Summe erst dann zahlen werde, wenn die Bibliothek durch die Stadt mit einer jährlichen Summe von 50,000 Doll. unterstützt wird.
- Die Dresdener Schuhmacherinnung hatte vor einiger Zeit die Begründung einer Fachschule beschlossen und zu dem Zweck eine Commission mit derselben betraut. Jetzt fand nun die Eröffnung der neuen Fachschule vor einer sehr zahlreichen Versammlung statt. Die Aufgabe der Fachschule ist die rationelle Ausbildung der Schuhmacher, und sie verbindet Theorie und Praxis in sachgemäßer Form. An der Fachschule können unentgeltlich, nur 1 M. Eintrittsgeld wird beansprucht, Meister und Gesellen Theil nehmen. Aber was kann man dort alles lernen?! Anatomie des Fußes, Modellconstruktion, Maßnehmen, Konstruktion der Leisten, Schaftmodelle, Abformen des Fußes in Gyps, Waarenkunde und Fellauszeichnen, allgemeine Geschäftspraxis, Bödenarbeit und Behandlung des Leders u. v. a. mehr. Jede Woche finden zweimal Abendunterrichte statt. Das Wiederaufblühen des Schuhmacherhandwerks, die künftige Kraft des Innungswesens im allgemeinen, ist wesentlich in der Fachschule zu finden!
- Die Nürnberger Ausstellung erinnert stark an die silbernen und goldenen Eierlein, die Nürnberg zuerst fabrizirt hat. Sie giebt einen Ueberschuß von mindestens 280,000 M.
- Bei Sanct Goar wurde im Rhein ein riesiger Stör im Gewichte von 200 Pfund gefangen. Das Ungethüm schlug mit seinem Schwanze wie rasend um sich und einer der Fischer, der ihm zu nahe kam, mußte es mit einem zerbrochenen Arm büßen.
- Als neulich der Nachtwächter zu Hagen in Westpfalen um 1 Uhr seinen Rundgang beendigt hatte, trat ein Unbekannter mit der Frage auf ihn zu: "Guten Morgen, Männeken, wie komme ich hier in die Markjrafenstraße?" "Die giebt es hier gar nicht", lautete die Entgegnung. "Nanu, Männeken, seit wann denn nich mehr?" fragt der Wißbegierige weiter. Dem Manne der nächtlichen Ordnung riß aber die Geduld und er erwiederte: "Ich bin nich Ihr Männeken, sondern der Nachtwächter S. und habe keine Lust, Ihre Witze anzuhören. Der Fragesteller schenkte aber dieser Versicherung keinen Glauben und da er sich noch weiter ungebührlich benahm, führte ihn der Nachtwächter zur Wache. Hier stellte sich denn heraus, daß der Verhaftete ein auf der Reise befindlicher Berliner war, der in Dortmunder Bier Vergessen seines zeitweiligen Aufenthalts getrunken hatte. Er glaubte in Berlin zu sein und wollte Seine in der Markgrafenstraße belegene Wohnung aufsuchen. Erst nach vielen Bemühungen gelang es, das Hotel ausfindig zu machen in welchem der Berliner logirte.
- Papageigeschichte. Ein etwa 20jähriger großer grüner Papagei, der seit etwa 10 Jahren in Deutschland lebt, singt tadellos den Yankee dodle und "In Lauterbach hob' ich mein' Strumpf verlor'n." Er hat von seinen Erziehern, die sich größtentheils aus der New=Yorker Straßenjugend und Wirthshausgästen recrutirten, eine Anzahl acht amerikanischer Redewendungen gelernt, von denen er jetzt freilich in seiner deutschen Umgebung einen guten Theil vergessen hat, deren Rest er aber stets vollständig sinnentsprechend anwendet. Er hat gelernt, ohne Anstoß von 1 bis 10 zu zählen, mengt aber gegenwärtig die amerikanischen und deutschen Zahlbezeichnungen durcheinander, aber immer in entsprechender Reihefolge; und es macht einen sehr eigenthümlichen Eindruck, der für einen Denkproceß des Vogels spricht, wenn man ihn zählen hört: eins, zwei, drei, four, fünf, sechs, seven, acht etc. bis ein durchdringendes Triumphgeschrei die Freude über die glücklich gelöste Aufgabe zum Ausdruck bringt. Gegen Waschungen, welche zeitweilig vorgenommen werden müssen, ist Buty Pawly sehr empfindlich. Es war spaßhaft anzuhören, wenn er seinen inzwischen verstorbenen Herrn die besten Worte gab, ihn mit der lästigen Procedur zu ver=

[ => Original lesen: 1882 Nr. 80 Seite 3]

schonen. "Pawly nicht waschen! bitte, bitte! Buty Pawly friert! bitte, bitte, nicht waschen!" Und war dann unter lebhaften Sträuben die Reinigung vollendet, dann kam im Tone tiefster Entrüstung die derbe Redensart: "Alter Sch. . . . . . . d!" Mit Vorliebe unterhält sich der Papagei mit einem jungen Mädchen, und es ist seine größte Freude, demselben in der Stube oder im Garten nachzuspringen und es in die Fußspitzen zu beißen, worauf er stets in ein lautes, menschenähnliches Gelächter ausbricht. Er nimmt mit der mannigfachsten Nahrung fürlieb, hat aber eine stille Sehnsucht von drüben mit herübergenommen, die ihm nur schwer und ausnahmsweise gestillt werden kann. Er hat nämlich von jeher eine Schwäche für die kleinen amerikanischen Biscuits, die sogenannten Cracker, und wenn ihm jetzt ein Besucher irgend eine Leckerei bietet, nimmt er diese wohl mit Dank entgegen, aber nicht ohne wehmütig hinzuzufügen: "Buty Pawly wants (möchte) crackers."
- In Nordhausen hat eine Bierbrauerei aus freien Stücken für 20,000 M. Bier auslaufen lassen, das infolge Eismangels ungenießbar geworden war. (Was kostet eine Eismaschine?)
- In Braunschweig sind etwa 180 Personen an der Trichinose erkrankt.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Neschow sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Jochen Arndt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 30. December 1882,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. October 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Johann August Mauchow aus Fridlefstad in Schweden, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird um Vigilanz, Verhaftung und Ablieferung des p. Mauchow in das hiesige Amtsgefängniß ersucht.
Schönberg i. M., den 16. October 1882.

Der Großherzogliche Amtsanwalt.
H. Bossart.

W. Wetzel.     

                    Signalement:
          Alter: 20 Jahre,
          Größe: mittel,
          Figur: schlank,
          Haar: dunkelblond,
          Bart: fehlt,
          Gesichtsfarbe: blaß,
          Zähne: gut,
          Nase: auffallend schief nach rechts gewachsen, vorne etwas gespalten.
          Bekleidet war der p. Mauchow mit einem bläulichen Rock, einer gelblich englisch=ledernen Hose, einer schwarz=seidenen Mütze und einem Paar Halbstiefel.


Gänzlicher Ausverkauf
des gesammten                                                    
Tuch= und Manufactur=Waaren=Lagers
zu außergewöhnlich billigen Preisen, wegen Aufgabe des Geschäftes.                          
                                                    Eduard Levissohn
                                                    in Rehna.


Guten
weisen und rothen Kopfkohl
hat zu verkaufen                          
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Dr. Pattison's
Gichtwatte,
bestes Heilmittel gegen                                               
Gicht und Rheumatismen

aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.      (H. 62401)
In Packeten zu 1 M. und halben zu 60 Pfennig. bei

Herrn Senator W. Heincke.
Assekuranz=Geschäft.


Wohnungs=Veränderung.

Von Michaelis d. J. an wohne ich nicht mehr beim Kaufmann Maaß sondern beim Uhrmacher Hagemeister in der Siemzerstraße Nr. 100.

Schönberg.                                                     Ch. Mess,
                                                                       Kupferschmiedmeister.


Wohnungs=Veränderung.

Meinen geehrten Kunden Schönbergs und der Umgegend mache ich die ergebene Anzeige, daß ich jetzt bei der Wwe. Renzow Siemzerstraße Nr. 184 wohne.

J. Lohse, Damenschneider.       


Wohnungs=Veränderung.

Von jetzt an wohne ich nicht mehr am Markt sondern vor dem Maurienthor Nr. 67.

Schönberg.                                                     H. Upahl,
                                                                        Handelsgärtner.
Gleichzeitig empfehle ich zum Winterbedarf:

Rothkohl, Sellerie, Porro, Petersilienwurzel, Winterrüben, Zwiebeln und Chalotten.         D. D.


Einem geehrten Publikum der Stadt und des Landes mache ich die ergebene Anzeige, daß ich hieselbst ein Vermiethungs=Comptoir errichtet habe, ich bitte die geehrten Herrschaften, welche Dienstboten gebrauchen, als auch die Dienstboten, welche Plätze suchen, vorkommenden Falls sich desselben bedienen zu wollen.

                                                    Frau Louise Gren,
                                                    wohnhaft beim Schneidermstr. Lange
                                                    vor dem Siemzerthor.


Zu sofort

habe ich eine Parterre=Wohnung; zu Ostern 1883 die erste Etage in meinem Hause Sabowerstraße Nr. 16 zu vermiethen.

Caroline Bruhn.              


Trunksucht, sogar im höchsten Stadium, beseitigt sicher mit, auch ohne Vorwissen, unter Garantie der Erfinder d. M. u. Specialist für Trunksucht=Leidende Th. Konetzky, Berlin, Bernauerstr. 84. Atteste, deren Richtigkeit von Königlichen Amtsgerichten und Schulzen=Aemtern bestätigt, gratis. Nachahmer beachte man nicht, da solche nur Schwindel treiben.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 80 Seite 4]

Dem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich                          
Lübeck, Breitestraße 787, Haus Kaibel)
eine
Photographische Anstalt

eröffnet habe, und halte mich zur Aufnahme von Portraits, Gruppen, Landschaften etc. unter Zusicherung feinster Ausführung bei rascher Bedienung und mäßigen Preisen bestens empfohlen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    C. Hinckelmann, Photograph.


Teppiche
jeder Art,
Cocosmatten, Linoleum
etc.
      - Neuheiten der Saison -
abgepasst als Läufer oder zum Belegen ganzer Zimmer empfiehlt
Friedr. Matz,
Lübeck, Breitestrasse 804.


Jürgensen & Robschuld,
Lübeck, Breitestraße 959.
Vollständiges Magazin von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Juni 1882.
Versichert 58510 Personen mit 402,683,500 Mark
Bankfonds 104,525,000 Mark
Ausgezahlte Versicherungssummen seit Eröffnung 136,000,000 Mark
Auf jede Normalprämie nach 5 Jahren Dividende. - Keine Aufnahmegebühren. - Gewährung von Kautionsdarlehen an Beamte. - Sofortige Auszahlung der Versicherungssumme nach Beibringung der Sterbefallnachweisungen.
Dividende in diesem Jahre 42 Prozent, im Jahre 1883: 43 Prozent.
Nettoprämie für 1000 Mark nach Abzug von 42 Prozent Dividende beim Beitritt im Alter von

25 Jahren: 13 M. 70 Pfennig.            35 Jahren: 17 M. 20 Pfennig.            45 Jahren: 23 M. - Pfennig.            55 Jahren: 33 M. 30 Pfennig.
30 Jahren: 15 M. 30 Pfennig.            40 Jahren: 19 M. 70 Pfennig.            50 Jahren: 27 M. 40 Pfennig.            60 Jahren: 41 M. 50 Pfennig.
Schönberg.                                                                 Vertreter: Wilh. Schrep.


Heute Abend,
am Geburtstage
Sr. Königl, Hoheit des
Großherzogs
Erlanger vom Faß.
                          W. Wieschendorf.


Zwanzig Mark

erhält, wer mir meinen am 26/27. September abhanden gekommenen braunen Hühnerhund Pluto, 8 Jahr alt, Steuerzeichen 2052 wiederbringt oder so nachweist, daß ich ihn wiedererhalten kann.
Lübeck, den 9. October 1882.

Ludwig Franck, Kuhberg 792.       


Theater - Anzeige.
Mittwoch den 18. October:
Gastspiel des Herrn Röwer vom Wilhelm=Theater in Hamburg. Steffen Langer aus Glogau
oder
der Kaiser und der Seiler.
Historisches Lustspiel in 5 Akten von Charl. Birch=Pfeiffer.
Steffen Langer: Herr Röwer als Gast.
                                                    W. Schuldt, Director.


Hauptversammlung
des Imker=Vereins
Sonntag den 22. October,
Nachmittags 2 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 16. October 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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