No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. September
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 72 Seite 1]

     Zu den nachstehend verzeichneten Märkten im Herzogtum Lauenburg, nämlich:

1. dem am Dienstag nach Michaelis, dem 3. October cr. Statt findenden Vieh= und Pferdemarkt in Schwarzenbeck,
2. dem am Donnerstag in der vollen Woche nach Michaelis, dem 5. October cr. Statt findenden Vieh= und Pferdemarkt in Lauenburg,
3. dem am Montage nach Simon-Judae, dem 30. October cr. Statt findenden Vieh= und Pferdemarkt daselbst,
4. dem am Dienstag nach dem zweiten Sonntag nach Michaelis, dem 10. October cr. Statt findenden Vieh= und Pferdemarkt in Büchen,
5. dem am Mittwoch nach Gallus, dem 18. October cr. Statt findenden Vieh= und Pferdemarkt in Mölln und
6. dem am zweiten Mittwoch nach Gallus, dem 25. October cr. Statt findenden Vieh= und Pferdemarkt in Ratzeburg,
ist nach einer hierher gelangten Mittheilung des Königlichen Landrathsamtes zu Ratzeburg wegen der im dortigen Kreise verbreiteten Rotzkrankheit unter den Pferden, für dieses Jahr der Zutritt von Pferden verboten, was hierdurch zur allgemeinen Kenntniß und Nachachtung gebracht wird.
           Schönberg, den 10. September 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Times in London hält dem Fürsten Bismarck für seine geniale, weitschauende, friedliche und den Frieden in Europa sichernde auswärtige Politik eine Lobrede. Gambetta hat vor Aerger fast der Schlag gerührt.
Im Deutschen Reiche wird am 10. Januar 1883 eine Viehzählung stattfinden. Dieselbe ist von Preußen im Bundesrathe beantragt.
Im Lager der ultramontanen Partei in Bayern bereiten sich seltsame Dinge vor. Das Münchener "Vaterland" bringt einen Artikel, der mit den Worten beginnt: "Gerüchtweise verlautet, man beabsichtige im Schoße der Bürgerschaft ohne Unterschied der Partei eine Adresse an den König Ludwig zu unterzeichnen, in welchem Se. Majestät gebeten werden solle, sein zurückgezogenes Leben aufzugeben und sich nach dem Beispiele seiner Vorfahren wenigstens an festlichen Tagen seinem getreuen Volke zu zeigen." Zur Erklärung fügt das Vaterland hinzu, "daß das königl. Hoflager den größten Theil des Jahres sich außerhalb der Hauptstadt befinde, daß Hoffestlichkeiten seit Jahren nicht mehr stattfinden, in Folge dessen auch der hohe Adel fast das ganze Jahr über von der Hauptstadt fernbleibt" u. s. w.
Wird denn überall das finstere Mittelalter mit seinem wilden Glaubenshaß heraufbeschworen? In Venedig hat der Cardinal=Patriarch über das ganze Redactions=, Setzer= und Drucker=Personal zweier protestantischer Zeitungen feierlich das Interdikt verhängt und "Kreuz=Predigten" gegen die Protestanten veranstaltet. An der evangelischen Kirche liest man Anschläge: Tod den Ketzern! Die gesammte Presse Venedigs verdammt einstimmig diese mittelaltrigen Kreuzzüge.
Egypten. Die lange erwartete Kunde ist eingetreten. Die Hauptschlacht bei Tel=el=Kebir ist am 13. September geschlagen und dieser einzige Kampf hat genügt, die Macht Arabi's zu vernichten. Wie eine Seifenblase ist seine Macht zerstoben und in wilder Flucht irren die Soldaten seiner Armee bereits im Innern des Landes umher, ohne Aussicht, jemals wieder zusammengebracht zu werden, mit dem einzigen Wunsche das Leben zu retten. Die Engländer haben bei der Einnahme von Tel=el=Kebir 40 Kanonen erbeutet und viele Gefangene gemacht. Mit diesem Siege der Engländer wird der Krieg in Egypten zu Ende sein; der Khedive wird nicht nur nominel sondern auch factisch wieder in seine Macht eingesetzt werden.
Rußland. Der Minister des Innern erließ ein Circular au die Gouverneure, aus jedem Gouvernement 5 Gemeindeälteste als Krönungsdeputatien zu wählen und die Listen dem Ministerium einzureichen.


- Island ist von einer verheerenden Hungersnoth bedroht. Infolge des Winters 1881-82 hatten sich im hohen Norden große Eismassen gelöst, die südwärts trieben. Sie umlagerten den nördlichen Theil der Insel, der noch im Anfange dieses Monats von einem Eismeere umwogt war. Die Kälte hat jeden Keim der Vegetation niedergehalten und die Erwerbsquelle der armen Bewohner, die Viehzucht, mußte versiechen; denn das Futter fehlte. Der Hausthierbestand hat eine entsetzliche Verminderung durch den Futtermangel erlitten. Schon nähert sich der Schluß der Schiffahrt nach jener eisigen Insel, und sie ist dann abgeschnitten von der Welt, sich selbst überlassen ohne Lebensmittel. Um diese handelt es sich mehr als um Geld; denn das Geld müßte unter diesen Umständen wieder nach Europa zurück um in Lebensmittel umgesetzt werden. Konservirte Lebensmittel jeder Art, Getreide und Hülsenfrüchte waren am Platze.
- Ueber die Beschäftigung von Taubstummen schreibt man der Social=Correspondenz: In Rendsburg giebt es einen Schuhmachermeister, der schon seit mehr als dreißig Jahren fast ausschließlich mit taubstummen Gehülfen und Lehrlingen arbeitet. Derselbe hat während dieser Zeit über fünfzig Taubstumme in seinem Gewerbe ausgebildet, augenblick=

[ => Original lesen: 1882 Nr. 72 Seite 2]

lich beschäftigt er deren fünf. Auch in der kleinen holsteinischen Stadt Wedel haben wir bei einem Schneidermeister einen taubstummen Gesellen und zwei taubstumme Lehrlinge gefunden. In Altona hält der Inhaber eines Kleidermagazins fünf taubstumme Gesellen. Der Mann ist mit denselben auf's Beste zufrieden; sie sind tüchtige solide und fleißige Arbeiter. Der Eine arbeitet als Maschinennäher und vertritt öfter den Meister. Täglich kann man Mittags und Abends die fünf Collegen, von denen drei ledig, einer verlobt und einer verheirathet, einmüthig und unzertrennlich mit einander gehen sehen. Wir haben diese kleine Notiz veröffentlicht, weil seltsamer Weise immer noch vielfach eine Art von Abneigung unter den Arbeitgebern gegen taubstumme Arbeiter besteht. Möge man diesen Armen den Lebensweg allseitig nach Möglichkeit erleichtern.
- Reichsgerichts=Entscheidung. Der Besitzer eines Pferdes, welches die Neigung hatte, auszuschlagen und zu beißen, schickte dieses Pferd, dessen böse Eigenschaften er kannte, mit gefesselten Vorderfüßen unter der Aufsicht eines Hirtenknaben auf die Weide. Trotz der gefesselten Vorderbeine lief das Pferd auf einen etwa 1000 Schritte von der Weide entfernten Zimmermann los und beschädigte denselben durch Ausschlagen und Beißen derartig, daß er nach längerer Krankheit dauernd zu schwereren Arbeiten unfähig wurde. Er klagte gegen den Besitzer des Pferdes auf Zahlung der Kurkosten und eine lebenslängliche Rente. Das Landgericht wies ihn ab, indem es annahm, daß der Besitzer des Pferdes durch die Fesselung der Vorderbeine und die Uebertragung der Aufsicht an einen Hirten genügende Maßregeln getroffen hatte und somit für die Verletzung vermögensrechtlich nicht einzustehen brauchte. Dagegen verurtheilte das Oberlandesgericht den Besitzer des Pferdes nach dem Klageantrage, indem er dessen Schutzmaßregeln für unzulänglich erachtete. Die vom Verklagten dagegen eingelegte Revision hatte keinen Erfolg.
- Der Kalender für 1883 weist die Seltenheit nach, daß der Fastnachtsonntag schon auf den 4. Februar fällt, was sich seit 1742 nicht wiederholt hat und erst 1894 und 1940 wieder eintreffen wird.
- Rothschild in Paris unterhält etwa 300 aus Rußland ausgewanderte Juden in Paris und will Jedem wöchentlich 7-8 Fr. zahlen, bis sie Arbeit und Brod gefunden haben.
- An der Eisenbahn von Moskau nach Petersburg brennen die Wälder in einer Strecke von mehr als 50 Werst. Weite Waldgebiete sind bereits niedergebrannt.
- Das Hugstettener Eisenbahnunglück ist durch zu große Fahrgeschwindigkeit und zu geringes Bremser=Personal herbeigeführt worden. (Depesche der Eisenbahn=Reichs=Commission.)
- Eine sehr nachahmenswerthe Verfügung hat die Eisenbahnverwaltung in Elberfeld erlassen. Alle ihre Beamten, namentlich die Zugführer und Schaffner sind angewiesen, sich allein reisender Kinder auf alle Weise freundlich anzunehmen, sie mit Rath und That zu unterstützen, ihnen gute Plätze und Gesellschaft anzuweisen u. s. w. Auch allein reisende Frauen und Unkundige sind ihrer Fürsorge dringend empfohlen.


Vielesser.

Daß Herr Gambetta einer der stärksten Esser aller Zeiten ist, dürfte ziemlich ausgemacht sein. Einen Appetit freilich wie der Milons von Kroton, der allein einen ganzen gebratenen Ochsen verzehrt haben soll, wird er schwerlich entwickeln können; die Sitte des Alterthums, für jede Person den Rücken eines fünfjährigen Stiers zu rechnen, dürfte ihm jedoch keine Furcht einjagen. Ob diese antiken Beispiele nicht etwas an der Eigenthümlichkeit des Mythos kranken, bleibe dahingestellt. Glaubwürdiger schon klingt die Nachricht von Herodor von Megara, der 20 Pfund Fleisch zu einer Mahlzeit benöthigte. Ein Herr Claudius Albinus soll auf einmal 500 Feigen, 100 Pfirsiche, 10 Melonen, 20 Pfund Weintrauben und 100 Schnepfen, Kaiser Maximin an einem Tage 40 Pfund Fleisch, die er mit einem Eimer Wein herunterspülte, verzehrt haben. Der berühmte Vielfraß Volnicker aus Passau († 1771) verschlang in 5 Stunden zwei Kälber und zwanzig Quart Wein, der Gärtner Kahle, genannt Freßkahle † 1754 verschluckte schließlich Steine. Ein Graf D. konnte unendlich viel essen und versicherte allen Ernstes, nie in seinem Leben satt geworden zu sein. Eines Tages war er bei einer hochstehenden Person zur Tafel geladen. Man wollte Seine Leistungsfähigkeit auf die Probe stellen, und deshalb hatten die Diener Befehl erhalten, dem Grafen jede Schüssel drei- bis vier Mal zu reichen. Dieser aß und trank denn auch dementsprechend, versicherte aber nach aufgehobener Tafel auf Befragen, nicht satt zu sein, vermaß sich auch noch eine große Gänseleberpastete für 24 Personen zu verspeisen. Mit Hülfe einiger Flaschen Wein bewältigte er denn auch die Pastete. Lächelnd fragte hierauf der erlauchte Wirth: Nun, lieber D., jetzt sind sie wohl satt? Die Frage wurde wiederum verneint. Dann muß ich freilich darauf verzichten. Sie zu sättigen. Ein alter, seines vortefflichen Appetites wegen bekannter Herr sagte eines Tages: Wir haben so eben einen prächtigen Truthahn verspeist; er war so ausgezeichnet, daß wir nur die Knochen übrig gelassen haben. - Wie viele waret ihr denn? Zwei, ich und der Truthahn. In Köln starb Anfangs der Siebziger Jahre der ehemalige Taxator und Sachverständige Johann Klütsch, den man ebenfalls mit der Vorsilbe "Freß" beehrt hatte. Einmal verzehrte er einen ganzen holländischen Käse, den er in der Nachbarstadt Mühlheim gekauft, weil er gewettet hatte, ihn unverzollt nach Köln hineinzubringen. Bei einer andern Wette verspeiste er ein sechswöchentliches Kalb, das sein Gegenpartner der Kürze halber ganz zu Ragout hatte bereiten lassen. Als er beinahe mit der ungeheuren Schüssel zu Ende war, sagte er: Das war also Ragout, wann kommt denn der Braten? - Ein wahrhaft tragisches Schicksal traf einen jungen Vielesser, Max v. B. Dieser ein riesenhafter Junge von 26 Jahren hatte seine Aufmerksamkeit Madame Thekla v. B. zugewendet, einer jungen Wittwe von ungewöhnlicher Grazie und Zartheit. Sie war eine jener ätherischen Naturen, welche einen Thautropfen zum Frühstück, ein Lächeln zum Diner gewohnt sind. Daß seine Bewerbungen nicht ungünstig aufgenommen wurden, erzählte Max gelegentlich eines Frühstücks seinem Freunde Emil. In einem Monde schon wird dieser Engel mir angehören und mich ins Reich der Glückseligkeit tragen! Willst Du so gut sein, mir die Forellen nochmals zu geben; vorerst aber den Schinken, wenn ich bitten darf. Ich sehe zu meinem Vergnügen, sagte Emil, daß die Liebe Deinen Appetit keineswegs beeinträchtigt. Im Gegentheil, Freund! Sie vermehrt ihn. Bei Jovis Blitz, ich glaube, ich könnte mit einem Faustschlag einen Ochsen zu Tode schmettern - und ihn dann aufessen! Nimmst Du nicht auch einige Sooleier! Nein? Nun dann werde ich ihnen den Rest geben. Und wie verhält sich Deine Erkorene zu dieser ungewöhnlichen Leistungsfähigkeit? Madame ist wohl erfreut darüber? Leider nein, antwortete Max seufzend. Als ihr Onkel mich einst bei einem Diner in voller Thätigkeit sah, sagte er zu mir: Mon cher Max, Sie passen mir zum Neffen, wie ein Handschuh zu meiner Hand; doch wenn Sie auch meiner Nichte passen wollen, so hüten Sie sich, in dieser Weise zu - diniren. Sie würde in Ohnmacht fallen, wenn sie Ihre Kinnbacken in solcher Thätigkeit sähe. Sie selbst ißt nie; sie pickt, sie nippt, sie kostet nur, und verabscheut Esser, wie ich es bin, und Sie Einer zu sein scheinen! - Mein Gott! Wie erging es Dir denn bei Deinem ersten Diner im Salon Deiner Angebeteten? Unbesorgt, Freundchen! Ich nahm vor diesem Diner 6 Schöpsenkottelettes zu mir. So war auch ich in der Lage nur zu picken, zu nippen und zu kosten. Ah So! Doch wie, wenn Du verheirathet sein wirst? Ich habe die Absicht, diese Kriegslist so lange es immer geht, anzuwenden. Ich bitte Dich, mir den Kalbsbraten herüberzureichen. - Und ist die Möglichkeit ausgeschlossen, Madame's Magen zu reizen und ihren Appetit zu wecken? Ich habe es ein einziges Mal versucht, wills aber nicht wieder thun. Gelegentlich eines Spaziergangs begann ich eine gewisse Sorte von Maccaroni, welche mir bei einem meiner Freunde einst vorgesetzt waren, in glühenden Farben zu schildern; sie unterbrach mich, indem sie verächtlich das Näschen rümpfte, mit der Frage, ob ich ein Gourmand sei. Ich rief entrüstet: Ich ein Gourmand? Oh! . . Madame! . . . Ich speise bei

[ => Original lesen: 1882 Nr. 72 Seite 3]

ihr an demselben Tage. Um mich bei ihr zu rehabilitiren, und die Maccaroni aus ihrem Gedächtniß zu tilgen, faßte ich den furchtbaren Entschluß, noch weniger zu essen als sie! Ach Freund und es gab Truthühner, Gänseleberpasteten, Rheinlachs! Ich rührte sie kaum an. - Endlich sagt sie: Sie sind leidend, mein Freund? Ich? Gewiß nicht, Madame! Aber sie nehmen ja fast nichts zu sich! Fast nichts? Sie scherzen, Madame! Es ist mir im Gegentheil so, als ob ich heute ausnahmsweise ungeheure Quantitäten verschlungen hätte. - Sie lehnte sich zärtlich auf meinem Arm, als ich sie in den Salon führte. Ich war im siebenten Himmel. Um 8 Uhr verließ ich sie und saß dann bis 2 Uhr Morgens bei Dressel, die Rechnung für die Fleischspeisen allein betrug 37 M. Einen Monat nach dieser Unterredung holte Max seinen Freund Emil zum Diner ab. Sein Antlitz war kummerbleich und ein schmerzliches Lächeln zuckte um seine Lippen. Das hinderte ihn jedoch keineswegs, im Hotel für drei zu bestellen, und für Vier zu essen. Nachdem der Kaffee servirt und die Cigarre angezündet war, schnellte Max einen gewaltigen Rauchring in die Luft und murmelte schwermütig: Alles ist aus zwischen ihr und mir! Aus meiner Heirath wird nichts. - Wie? Ist's möglich? - Ja, Freund, ich bin verrathen worden! durch eine elende Kammerkatze, die ihr mein Geheimniß offenbarte. So erkläre doch, wie das geschehen konnte. Ganz einfach. Madame lud mich zu einer Jagd in der Nähe von Berlin. Sie beabsichtigte eine Woche auf dem Lande zu verleben. Danach traf ich meine Vorbereitungen und verbarg ein für diese Zeit ausreichenden Conservenvorrath in einem meiner Koffer. Das ich nach den qualvollen Entbehrungen des Tages mich des Nachts wie ein Wolf auf meinen geheimen Proviant stürzte, brauche ich nicht erst zu sagen. Unglücklicherweise bin ich auch ein starker Brodesser. Ich verschaffte mir unter dem Vorwande, die Tauben und Spatzen füttern zu wollen eine größere Quantität Brod. - Dummkopf der ich war! Die ungewöhnliche Gefräßigkeit meiner Vögel erweckte den Verdacht der satanischen Kammerzofe, welche mich des Nachts durchs Schlüsselloch belauscht haben mußte, denn am andern Tag kam sie, eine ungeheure Menge von Speisen auf mehren Schüsseln tragend, in mein Zimmer und sagte schnippisch: Sobald Monsieur nach Diesem noch Hunger verspüren sollte, ungenirt läuten zu wollen; eine zweite und gleich große Portion steht zur Verfügung in der Küche. Madame reist in einer Viertelstunde allein nach Berlin.


Anzeigen.

Auction.

Donnerstag 21. September von 9 Uhr an sollen im Pfarrhause zu Schlagsdorf gegen baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

Tische, Stühle, Kommoden, Bettstellen, Sopha's, Schränke, eine Schatulle, Borten, Betten, eine Wasch=, Wring=, Wurststopfmaschine, eine Wanduhr, Teller und sonstiges Geschirr, Küchen= und Gartengeräthschaften u. s. w.


Zur Deckung der stattgehabten Brandschäden und zur Bestreitung der sonstigen Kosten vernothwendigt sich ein Beitrag von für Cl. I 18 Pfennig (Mecklenburg). Cl. II 25 Pfennig (Mecklenburg). Cl. III 31 Pfennig (Mecklenburg). für 100 M. Versicherungssumme.
Die einzelnen Zahlungstage werden den Ortschaften besonders noch angezeigt.
Schönberg den 5. September 1882.

Die Direction der Feuer-Assecuranz.
C. J. W. Burmeister.       F. Stüve.


Entlaufen

am Sonntag den 10. ein brauner Hühnerhund auf den Namen "Braun" hörend. Mittelgröße, lange Ruthe. Dem Wiederbringer eine Belohnung gegen Abgabe in Spehr's Hôtel, Schönberg.


Wegen Umzugs

habe ich einen im vorigen Jahre neu erbauten Stall auf Abbruch und eine Zeugmangel sofort zu verkaufen.
Näheres durch die Expedition dieses Blattes.


Von Rehna hieher übergesiedelt, erlaube ich mir die ergebene Anzeige, daß ich das Geschäft der Wittwe Schmalfeldt übernommen habe und von Michaelis an im Hause des Herrn Töpfer Weinrebe fortführe. Bis Michaelis wohne ich im Hause der Wittwe Schmalfeldt.

Schönberg.                                                     Schuhmacher Voss.


Da ich das Geschäft meines verstorbenen Mannes aufgegeben, so bitte ich die geehrten Kunden von Stadt und Land auch fernerhin das Vertrauen, das meinem Mann geschenkt wurde, auf Herrn H. Voß zu übertragen.
Schönberg den 11. September 1882.

Frau Schmalfeldt.       


Um den Nachlaß des verstorbenen Schuhmachermeister J. Schmalfeldt zu reguliren, bitte ich alle Diejenigen, die noch Forderungen an denselben haben, innerhalb 3 Wochen beim Unterzeichneten ihre Rechnung einzureichen und auch Diejenigen, die ihm noch Schulden, ihre Rechnung zu zahlen.
Schönberg, den 12. September 1882.

J. Flügge, Tischlermeister.         
Vormund der minorennen Kinder.       


Anzeige.

Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend mache ich die ergebene Anzeige, daß ich mein Uhrmacher=Geschäft, welches ich von Frau H. Dahnke übernommen habe, zu Michaelis

Siemzerstraße Nr. 191

verlegen werde, jetzt befindet sich mein Geschäft wie bisher Siemzerstraße Nr. 193. Es bittet um gütigen Zuspruch
Schönberg den 15. September 1882.

H. Schlüter,       
Uhrmacher.         


Ende dieses Monats erwarte ich noch einige Ladungen

bester Westphälischer Steinkohlen, u. bester böhmischer Salonkohlen,

die ich ab Bahnhof zu liefern billigstens empfehle.

Aug. Spehr.       


Feine gelbe Eßkartoffeln,
feine Dabersche Eßkartoffeln
per October zu liefern.
Um recht frühzeitige Aufträge bittet                          
                                                    Aug. Spehr.


Saatroggen,
völlig rein von Radel und Trespe,
in bester Qualität per 200 Pfund 14,50 M.,
ist vorräthig bei                                                    
Ollndorf.                                                     W. Bade.


Rothwein-Punsch-Extract
empfiehlt
                                                    J. Rieckhoff.
Carlow im September 1882.                          


Am Donnerstag den 21. d. M.
findet das
6. Abonnements-Conzert
verbunden mit nachfolgendem                          
Ball
statt, wozu ergebenst einladen                          
                                                    die Vereinsmusiker. Schönberg den 14. September 1882.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 72 Seite 4]

"Deutsches Volksblatt"
betitelt sich die
wöchentlich 6 mal erscheinende
billigste Berliner Zeitung,

deren Lectüre nach Form und Inhalt für alle Diejenigen am geeignetsten sein dürfte, die weder täglich mehrere Stunden Zeit zum Lesen haben, noch 3 und mehr Mark allein für größere Zeitung ausgeben wollen.

Das
"Deutsches Volksblatt"
    bringt in täglich 1 1/2 Bogen populär geschriebene Leitartikel, politische Tagesübersicht, Journalrevue (Auszug aus den bedeutendsten Zeitungen aller Parteischattirungen), Berliner Localnachrichten, Provinzialnachrichten, Gerichtszeitung, Vermischtes, die preuß. und sächsischen Lotterielisten vollständig, die Berichte der Fonds= und Getreidebörsen.

Durch die Gratisbeilage "Das Sonntagsblatt" wird auch für die Familie hinreichender Unterhaltungsstoff geliefert, und verweisen wir namentlich alle Freunde des Humors auf den vermischten Theil dieses Beiblattes.
Der Preis des "Deutschen Volksblattes" incl. Gratisbeilage beträgt für ein Vierteljahr nur

1 M. 50 Pf.     und ist bei weitem der billigste von allen Berliner Zeitungen. Auch der Insertionspreis von nur 15 Pf. pro Petitzeile ist bedeutend (50-100 %) niedriger wie der aller übrigen Berliner Zeitungen.

Man abonnirt bei allen Postanstalten und bitten wir möglichst bald zu bestellen.

                          Hochachtungsvoll
                          Die Expedition: Berlin W., Friedrichstr. 178.


Zur Beachtung!
Vortheilhafte Gelegenheit zu Aussteuer Einkäufen in guten Polster=Möbeln.

Um meiner Kundschaft mit gewohnter Sorgfalt und Pünktlichkeit aufwarten zu können, bin ich gezwungen mein Lager solider und dauerhaft gearbeiteter Polster=Möbeln zu jedem annehmbaren Preise bis ultimo September a. c. zu räumen. Die Sachen sind theils mit feinstem Plüsch, oder Phantasie=Stoffen bezogen, theils weiß und steht es Käufern frei diese mit beliebigen Stoffen beziehen zu lassen.

                          Hochachtungsvoll
                          F. Jürgens, Tapezier und Decorateur,
                          Lübeck, Holstenstraße 309.


Zu Michaelis
suche ich ein Mädchen zu häuslichen Arbeiten.
                                                    Aug. Spehr.


Ich bedaure die vom Hauswirth gekündigte prachtvolle hinter dem städtischen Spritzenhause belegene Wohnung zu Ostern k. J. verlassen zu müssen, weil ich mir 14 Tage vor der Kündigung eine andere gemiethet hatte.

Wilh. Rahn.       


Mauersteine und Drains
sind wieder vorräthig                                                    
Dampf-Ziegelei Ratzburg
A. Bartels.


Zum commissionsweisen Verkauf

übertragen wir an gut situirte Firmen und Handelsleute unter äußerst soliden und annehmbaren Bedingungen unsere fertigen Sachen in

Männer u. Kindergarderobe

aus halbwollenen, baumwollenen und leinenen Stoffen.
Capitalauslage für den Commissionär ist nicht erforderlich. Der Verkauf eignet sich für jedes offene Geschäft ohne Unterschied der Branche. Wir führen nur solide Stoffe und gute Concurenz freie Arbeit, selbst angefertigt in unsern in ganz Deutschland bekannten Etablissement.
Offerten von Reflectanten erbitten uns sofort.
Seifhennersdorf in Sachsen.

Grunewald & Rösler, Kleiderfabrik.       


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 17. September.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 14. September 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Preisliste über Düngemittel der Firma Just Koch in Lübeck.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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