No. 70
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. September
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 70 Seite 1]

Politische Rundschau.

Es verlautet, daß der Reichstag möglicherweise bereits vor dem 30. November wieder zusammentreten wird.
Die Uebungsreise des großen Generalstabes hat am 1. d. Mts. in Bunzlau ihren Abschluß gefunden. Von den betheiligten Officieren kehrten 28, unter ihnen auch der Erbprinz von Meiningen, von Bunzlau aus nach Berlin zurück.
Der Kronprinz Rudolph und die Kronprinzessin Stephanie treffen in diesen Tagen als Gäste des deutschen Kaisers in Breslau ein, um den Manövern in Schlesien beizuwohnen.
Es ist, als ob die Pariser uns Deutsche recht nachdrücklich mahnen wollten, den Tag von Sedan hoch zu halten. Wie sind sie in voriger Woche über den harmlosen deutschen Turnverein hergefallen unter dem allernichtigsten Vorwand. Sie wollten den Verein, der seit Jahrzehnten besteht, sich von aller Politik fern halt, arme und kranke Landsleute in Paris unterstützt und von Zeit zu Zeit gesellige Feste feiert, stürmen und zu Grunde richten. Der Deutschenhaß und die Revanche=Lust traten empörend zu Tage. Die Zeitungen zeterten um die Wette, der Verein sei eine den Parisern von Bismark gelegte Schlinge, eine Spioniranstalt, eine Vorbereitung für den Tag, da die Sänger der Marseillaise und die Sänger der Wacht am Rhein im Felde zusammentreffen würden. Eine Zeitung entblödete sich nicht, das Lied die "Wacht am Rhein" zu fälschen, die Deutschen sängen: "Brüder, wir haben keine Schuhe, aber drüben in Frankreich werden wir Leder finden! Brüder, wir haben keinen Wein, aber drüben in Frankreich finden wir Wein in Hülle und Fülle!" Andere Blätter forderten die Franzosen auf, keinem Deutschen Arbeit zu geben, keine deutschen Läden und keine deutsche Bierstube zu besuchen. Kurz, das Strohfeuer loderte hoch auf und die Verständigen und die Regierung hatten Mühe, den Brand zu dämpfen. Dabei erfährt man, das die Fechtmeister in Paris und allen Städten die gesuchtesten Leute sind, gesuchter selbst als die Tanzmeister; alles will fechten lernen mit dem Fleuret und Rappier und man ladet sich zu Fechtfesten, wie sonst zu Festbällen. Nur das Landvolk will nichts von Krieg und von den Spielen mit dem Feuer wissen. Gambetta aber ist der größte und gefährlichste Feuerfax.
Egypten. Die Proklamation des Sultans an das egyptische Volk ist nunmehr gedruckt. In derselben wird Aarabi Pascha zum Rebellen erklärt, weil er dem Khedive und Derwisch Pascha keinen Gehorsam geleistet und die Intervention Englands in Egypten herbeigeführt habe. Der Sultan erklärt ferner, die Verleihung des Medjidje=Ordens erster Klasse an Aarabi Pascha sei auf den Vorschlag Derwisch Paschas in Folge der von Aarabi Pascha erfolgten Betheuerungen seiner Treue erfolgt; schließlich ermahnt der Sultan die Egypter zum Gehorsam gegen den Khedive.


Eine Schweizerhaus=Erinnerung.

Es ist heute der 6. September, ein Tag, der in dem Herzen jedes Mecklenburg=Strelitzers theure Erinnerungen weckt. Da schweifen die Gedanken hinaus in die liebliche Waldidylle des Schweizerhauses und zurück in die Zeiten des unvergeßlichen Großherzogs Georg. Der Eine weiß diese der Andere jene anmuthige Geschichte zu erzählen von der Leutseligkeit und Herzensgüte des alten Herrn. Kein Wunder, daß das mecklenburger Volk die treue Liebe zu dem Verewigten von einer Generation zur andern vererbt und seinen Namen mit einem Nimbus umwebt, wie das preußische, das ganze deutsche Volk den Namen seiner Schwester, der Königin Luise. Da will ich denn heute einen kleinen Beitrag liefern zu diesen Geschichten mit der Erzählung eines an sich harmlosen Vorganges, aber werthvoll als Beispiel, wie der edle Fürst sich die Herzen zu gewinnen wußte.
Es war an einem Sommermorgen des Jahres 1843, als ein 19jähriger Jüngling durch den schönen grünen Buchwald wanderte, dem Schweizerhause zu. Früh verwaist und blutarm war er vor vier Jahren aus Woldegk in die Residenzstadt gekommen, um dort beim Damenschneider Utes das edle Handwerk zu erlernen und seiner Zukunft einen goldenen Boden zu sichern. Jetzt hatte er seine Lehrzeit hinter sich und konnte ausgeschrieben werden, aber woher die Mittel nehmen, um auch äußerlich in dem Glanze auftreten zu können, welchen dies feierliche Ereigniß von einem angehenden Schneidergesellen gebieterisch verlangt, ganz abgesehen von der unumgänglichen Zunftgebühr! In einem gleich schwierigen Präcedenzfalle, als es sich um die Einschreibekosten als Lehrling gehandelt hatte, war seine Frau Meisterin die das arme junge Blut mit den treuherzigen blauen Augen gern mochte und in dem Kampf ums Dasein mit Rath und That unterstützte, auf den glücklichen Gedanken gekommen, ihm vermöge ihres Einflusses als frühere Wärterin bei den hochfürstlichen Kindern eine Beihülfe von 5 Thalern aus der Großherzoglichen Privatschatulle zu erwirken. Nichts natürlicher, als daß man in gleicher Verlegenheit wieder an den hülfreichen Großherzog dachte. Eine schriftliche Fürbitte seiner einflußreichen Gönnerin in der Tasche und auf dem Herzen hatte sich deshalb unser hoffnungsvoller Kleiderkünstler auf den Weg gemacht, um das wichtige Papier persönlich an den hohen Adressaten zu befördern, der gerade in jenem buen retiro weilte. Ueberhaupt machten die Bittsteller damals lieber die anderthalb Meilen nach dem Schweizerhäuschen, als die wenigen Schritte zum Neustrelitzer Residenzschloß, wo ihnen ein gewisses Etwas so leicht den Athem beklemmte. "Draußen in dem grünen Walde schwindet manch' unnütz Bedenken, was den Ceremonienmeistern anderwärts viel Sorg verursacht." Alles ging über Erwarten glatt. Ein Kammerdiener hatte ihm das Schriftstück abgenommen und nach einiger Zeit mit der fürstlichen Notiz versehen: "Soll 5 Thaler erhalten. Georg." wieder zugestellt. Leichten Herzens die Treppe hinuntereilend, wurde er zurückgerufen, in die Küche zu einer Herzstärkung genöthigt, das Schriftstück wurde ihm noch einmal abverlangt und erst wiedergegeben, nachdem aus der 5 eine 10 geworden war. Ueberglücklich und sehr zufrieden mit dem Erfolg seiner Expedition pilgerte er nach Neustrelitz zurück. Dort begab er sich andern Tages auf's Schloß zu dem Geheimen Cämmerier Kannengießer, um die Anweisung zu reali=

[ => Original lesen: 1882 Nr. 70 Seite 2]

siren. Aber da gings nicht so glatt. Dem vorsichtigen Beamten kam die Aenderung verdächtig vor, er musterte den armen Burschen mit Polizeiaugen von oben bis unten und bestellte ihn schließlich auf den nächsten Donnerstag wieder hin, um sich inzwischen über die Richtigkeit der Correctur Gewißheit zu verschaffen. Aus all seinen Himmeln gefallen und tiefgekränkt durch den unverdienten Verdacht einer begangenen Fälschung verlebte dieser die Zwischenzeit in zweifelhafter Gemüthsverfassung, schwankend zwischen Hoffnung und Furcht, wußte er doch selbst nicht sicher, wer denn eigentlich die Aenderung der Zahl vorgenommen habe. Die bestimmte Stunde fand ihn wieder im fürstlichen Wartezimmer. Ein Hofbeamter ließ ihn in das Nebengemach eintreten, wo er sich plötzlich Sr. K. H. dem Großherzog gegenüber befand. Dieser das verhängnißvolle Schriftstück in der Hand, redete ihn huldreich an: "Mein Kannengießer hat dir wohl bange Stunden bereitet; die Aenderung habe ich selbst gemacht, da die Woldegker ein guter Schlag Menschen sind", griff zur Feder und händigte ihm das Papier mit den Worten wieder ein: "Nun wirds mein geheimer Cämmerier wohl glauben." Ein rascher Blick auf die Zahl, deren Proteusnatur der Bittsteller nicht mehr traute, belehrte ihn, daß sie diesmal genau wie eine 20 aussah. Ueberrascht machte er seinem dankbaren Herzen in dem Versprechen Luft, seinem gütigen Fürsten stets mit mecklenburger Treue anhängen zu wollen.
Und dies Versprechen hat er gehalten. Schreiber dieses kennt ihn aus der Zeit, wo er in Woldegk anfänglich Damenschneiderei, dann ein Putzgeschäft und schließlich die Gartenwirthschaft im s. g. Odeum betrieb. Sein sanguinisches Temperament liebte die Veränderung, auch hatte er eine künstlerische Ader von seinem Vater geerbt, der zu Woldegk Stadtmusikus war, was sein Bruder heute noch ist. Später siedelte er nach Treptow a. d. T. über und lebt gegenwärtig in Berlin. Sein Name ist Carl Königsberg.       (Nstr. Ztg.)


- Ein furchtbares Eisenbahnunglück, das mehr als 54 Personen das Leben kostete und ungefähr 200 theils schwer, theils leicht Verwundete zur Folge hatte, hat am Sonntag bei Freiburg in Baden stattgefunden. Ein Extrazug mit ca. 1200 Elsässern, die in 28 Eisenbahnwagen eingefercht waren, entgleiste auf der Rückfahrt von Freiburg nach Kolmar Abends spät, wie es heißt in Folge des vom Gewitterregen aufgeweichten Fahrdamms, und hatte dies entsetzliche Unglück zur Folge. Die genaueren Berichte über dasselbe bringen die grausigsten Einzelheiten dieses furchtbaren Unglücks, das Hunderte von Familien in die tiefste Trauer versetzte.
- (Preisschrift über Volksernährung.) In der Konkurrenz über die Preisfrage: "Wie nährt man sich gut und billig", für deren Lösung der Verein Concordia einen Preis ausgesetzt hatte, ist nunmehr die Entscheidung erfolgt. Die Schrift sollte so abgefaßt sein, daß jede Hausfrau sich selbst danach herausrechnen könne, wie unter Berücksichtigung des in den verschiedenen Gegenden abweichenden Geschmackes eine den Ansprüchen der Physiologie genügende Ernährung in der billigsten Weise, d. h. mit dem geringsten Geldaufwande bewerkstelligt werden kann. Es waren 33 Konkurrenzarbeiten eingegangen, und das Preisgericht hat die Arbeit des Dr. Meinert=Berlin einstimmig den Preis zuerkannt. Mit gleicher Einstimmigkeit wurden zwei weitere Preisarbeiten lobend erwähnt. Im Interesse der Herbeiführung einer gesunden Volksernährung ist die preisgekrönte Schrift zum Massenvertrieb bestimmt worden und wird mit dem geringen Bezugspreis von 50 Pfennig (Mecklenburg). durch den Buchhandel abgegeben werden; den Vertrieb hat die Firma S. Mittler u. Sohn in Berlin übernommen.
- In der Versammlung deutscher Forstmänner in Coburg fand folgender Antrag des Oberförsters Dr. Dankelmann aus Neustadt=Eberswalde allgemeine Zustimmung: "In Erwägung, daß die deutsche Forstwirthschaft den einheimischen Bedarf an europäischem Nutzholz quantitativ und qualitativ zu decken vermag, erklärt die Forstmännerversammlung, daß eine Erhöhung des Zolls auf Rohnutz=Holz und vorgearbeitetes Holz im Interesse der deutschen Waldwirtschaft dringend wünschenswerth ist und beauftragt das Präsidium, diese Erklärung zur Kenntniß des Fürsten Reichskanzler zu bringen."
- Eiche und Esche als Wetterprophet. Schon seit längerer Zeit werden beide Bäume, namentlich von den Schweizern zur Vorausbestimmung des Wetters beobachtet. Im Frühjahre stellen dieselben die Entwicklung beider Laubbäume einander gegenüber. Treibt die Eiche früher Laub als die Esche, so ist ein trockner Sommer zu erwarten, während, wenn die Esche zuerst Blätter treibt, ein nasser Sommer bevorsteht. Alte Landwirthe, die dieselben Beobachtungen machten, bestätigen das Vorstehende.
- Die Frankfurter sind keine Verächter des Pferdefleisches. Die "Schlachtrosse," wie man sie in Berlin nennt, sind sogar im Preis gestiegen. Die besten Stücke kosten das Pfd. 27 Pfennig (Mecklenburg), die Stücke 2ter und 3ter Güte 18 Pfennig (Mecklenburg), Coteletts 10 Pfennig (Mecklenburg)., Wurst 10 Pfennig.
- Die Franzosen, die nur Weißbrod essen und Wein dazu trinken ihres schwachen Magens willen, wie schon in der Bibel verordnet ist, sind mit ihrer Weizenerndte sehr zufrieden. Sie haben 112 Mill. Hektoliter geerndtet, 27 Mill. mehr als im vorigen Jahre und 10 Millionen Hektoliter mehr als im guten Durchschnitt. Panem (Brod) also haben sie, wie im alten Rom, und die Circenjes oder Spiele mögen sie selbst dazu aufführen.
- Wenn die schöne Margherita nicht Königin von Italien wäre, so könnte sie auch als Sängerin eine erste Rolle spielen; denn sie hat eine Mezzo=Sopran=Stimme so schön und stark, wie sie selten ist und von den besten Künstlern ausgebildet.
- Der Glockengießer Otto Herold in Komotau hatte ein mehr als fürstliches Grabgeläute. Mehr als 100 Glocken in Böhmen, Mähren und Schlesien wurden an seinem Begräbnißtage geläutet, alle Glocken, die er den betreffenden Gemeinden geliefert hatte. Er hatte es so vertragsmäßig bedungen.
- In Richard Wagners Parsifal spielen 31 Violinen, 12 Violen, 12 Violoncells, 8 Kontrabässe, 4 Flöten, 4 Oboen, 2 Alt=Oboen, 4 Klarinetten, 1 Baßklarinette, 4 Fagotts, Kontrafagott, 7 Hörner, 3 Trompeten, 4 Posaunen, Tuba, 2 Pauken und 4 Harfen, wozu noch das eigens konstruirte Glocken=Instrument im Gralssaale tritt.
- Berlin. Ein Amerikaner. "Wissen Sie, wer jener kleine Mann dort ist? - fragte gestern ein bekannter Petroleum=Makler den Berichterstatter, welcher in der großen Empfangshalle eines hiesigen Hotels stand, dabei auf die untersetzte, in dunkles Grau gekleidete Gestalt eines Herrn deutend, der eben die Treppe herunterkam und dem Portier seinen Schüssel abgab. Als der Berichterstatter verneinte fuhr er fort: "Ich habe ihn gekannt, als er noch in Pittsburg bei einem "Grocer" Kaffee und Zucker verkaufte und unter dem Ladentische schlief. Als das Oelfieber ausbrach, ging er, ohne Mittel zu besitzen nach Titusville, fand im Laufe weniger Wochen einen erfolgreichen Spekulanten, der mit ihm Halbpart machte, "schlug Oel" und verdiente in einem Jahre 500,000 Dollars. Er verdreifachte die Summe bald und, da er sich weigerte, die Oelfelder zu verlassen, verlor er sie wieder, ehe zwölf Monate ins Land gegangen, bis auf ein paar tausend Dollars. Dann kehrte er nach Pittsburg zurück und wurde Kaufmann. Aber das Fieber packte ihn wieder und trieb ihn ins Oelgebiet zurück, wo er in kürzester Zeit seine Million wieder im Vermögen hatte. Bei dem Versuche, die Summe zu verdoppeln, litt er Schiffbruch und wurde diesmal so arm, daß er als Tagelöhner arbeiten mußte. Aber es boten sich ihm wiederum "Chancen" und er wurde zum dritten Male reich, - aber auch wieder arm und zog nun nach Californien. Von dort kehrte er, mit dem Oelfieber behaftet, zurück, um zum vierten und fünften Male die Wechselfälle des Glückes zu erleben. Nach wenigen Monaten hatte die launenhafte Göttin ihm zum sechsten Male ein Vermögen in den Schooß geworfen und heute hat er 1,700,000 Dollars in sicheren Papieren angelegt. Der Speculation hat er abgeschworen. Er macht mit seiner ganzen Familie eine Vergnügungsreise durch ganz Europa, und als er hierher kam, schrieb er mir, da wir in ziemlich regelmäßiger Correspondenz geblieben waren. In weniger als 25 Jahren sechsmal arm und sechsmal Millionär werden - das ist nur in Amerika möglich.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 70 Seite 3]

Die schönste Ruine in Deutschland ist das Heidelberger Schloß, das 1689 und 93 von den Mordbrennerbanden des großen französischen Ludwig verbrannt worden ist. Die Herstellung dieses Schlosses, eines wundervollen Bauwerkes und zunächst des Otto=, Heinrichs und des Friedrichbaues, haben die in Hannover versammelten deutschen Baumeister und Ingenieure dem deutschen Volke als Ehrenpflicht empfohlen.
- Die viel besprochene Straßburger Tabaks=Fabrik hat, wie es scheint, allzu sicher auf das Tabaks=Monopol speculirt. Es ist ein öffentliches Geheimniß, daß sie sehr schlechte Geschäfte gemacht und ihre unverkauften Vorräthe um jeden Preis loszuschlagen sucht. Ihre Verluste sollen gegen drei Millionen Mark betragen. Ihr Direktor Dr. Roller hat Urlaub genommen und wird nicht wiederkehren.


Anzeigen.

Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der Zeit vom 1. October 1882 bis 31. März 1883 soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hiedurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 13. September cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 7. September 1882.

Der Magistrat.


Am Montag den 11. September ds. Js. von Vormittags 10 1/2 Uhr an sollen in Lankow die zum Nachlasse des verstorbenen Arbeiters H. H. Fr. Krützmann daselbst gehörigen Gegenstände als namentlich:

Betten, Leinenzeug, Kleidungsstücke, Haus= und Küchengeräth, diverses Arbeitsgeräth, 1 kleiner Ziehwagen, ein Bolzen flächsen Leinen, 1 Gewehr, auch etwas Fleisch, zwei Meter Holz und verschiedene andere Sachen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden.
Schönberg, 1. September 1882.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Auction.

Donnerstag 21. September von 9 Uhr an sollen im Pfarrhause zu Schlagsdorf gegen baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

Tische, Stühle, Kommoden, Bettstellen, Sopha's, Schränke, eine Schatulle, Borten, Betten, eine Wasch=, Wring=, Wurststopfmaschine, eine Wanduhr, Teller und sonstiges Geschirr, Küchen= und Gartengeräthschaften u. s. w.


Zu Michaelis

suche ich ein tüchtiges Stubenmädchen und ein junges Kindermädchen.

Hof=Schlagsdorf.                                                     A. Sick.


Hängelampe      

Zur bevorstehenden Herbst=Saison empfehle ich mein mit allen Neuheiten versehenes

Lampen-Lager,
sowie
Stall= und Wagen=Laternen.

Hochachtungsvoll und ergebenst

W. Wieschendorf,
Klempner.

Hängelampen mit Zug von 10 M an.


Zur Deckung der stattgehabten Brandschäden und zur Bestreitung der sonstigen Kosten vernothwendigt sich ein Beitrag von für Cl. I 18 Pfennig (Mecklenburg). Cl. II 25 Pfennig (Mecklenburg). Cl. III 31 Pfennig (Mecklenburg). für 100 M. Versicherungssumme.
Die einzelnen Zahlungstage werden den Ortschaften besonders noch angezeigt.
Schönberg den 5. September 1882.

Die Direction der Feuer-Assecuranz.
C. J. W. Burmeister.       F. Stüve.


Stotterer,

auch solche, welche andere Anstalten ohne Erfolg besuchten, finden in kurzer Zeit sichere Heilung in der Anstalt von Emil Denhardt senior in Burgsteinfurt (Westfalen). Genaue Adresse. Honorar nach der Heilung. Erfolg garantirt. Prospect mit amtlichen Zeugnissen gratis. Geheilt 1384. Heilverfahren durch Preuß. Orden anerkannt, nicht Tactmethode.


Ausverkauf
von braunem Steinzeug

von braunem Steinzeug.
Einen Theil meines Lagers zu räumen verkaufe Töpfe in Bünden zu 35 u. 40 Pfennig (Mecklenburg)., Einmachtöpfe, Schmalztöpfe, Kochtöpfe und diverse Schüsseln 25 % unter Ladenpreis.
Der Verkauf währt nur bis 24. Sept. d. J.
Schönberg 1882.

H. C. Weinrebe.       


Eingesandt.

Um den verschiedenen an mich gerichteten Anfragen zu genügen, theile ich auf diesem Wege den betreffenden Herren mit, daß das Strohdach des hier niedergebrannten Hauses, wobei leider drei Menschen durch Brandwunden schwer verletzt sind, mit einem eisernen, aufrechtstehenden Schutzgitter und nicht mit einem Patent=Drathgewebe des Herrn Ferd. Schultz Nachfl. in Rostock versehen war. Letztere haben sich ja, wie ich in Erfahrung gebracht, schon bei mehreren Bränden als entschieden sicher bewährt.
Prangendorf b. Tessin, 23. Juli 1882.

Schulze Th. Kindt.       


Am 10. und 11. September ds. Js. wird bei mir ein

Scheibenschießen

nach Gewinnen stattfinden, zu welchem ich meine geehrten Freunde und Gönner freundlichst einlade.
Ein Satz von drei Schüssen, auf den nur ein Gewinn fallen kann, kostet 1 M.

G. Oldenburg, Lockwisch.       


Mauersteine und Drains
sind wieder vorräthig                                                    
Dampf-Ziegelei Ratzburg
A. Bartels.


Gesucht zum 1. Nov. oder früher gegen guten Lohn eine erfahrene Köchin in gesetzten Jahren für einen größeren Haushalt in Lübeck. Offerten sub J. B. befördert Fräul. Dorette Gussmann in Lübeck.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Zu Michaelis
suche ich ein Mädchen zu häuslichen Arbeiten.
                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 70 Seite 4]

Deutsche Lebens-Versicherungs-Gesellschaft in Lübeck.
Errichtet 1828.

Von obiger Gesellschaft ist mir eine Agentur übertragen worden, und halte ich mich zum Abschluß von

Lebens=, Renten=, Sparkassen= und Aussteuer=Versicherungen

zu sehr billigen Prämien angelegentlichst empfohlen.
Klocksdorf, im August 1882.

Grevsmühl.       


Zur Beachtung!
Vortheilhafte Gelegenheit zu Aussteuer Einkäufen in guten Polster=Möbeln.

Um meiner Kundschaft mit gewohnter Sorgfalt und Pünktlichkeit aufwarten zu können, bin ich gezwungen mein Lager solider und dauerhaft gearbeiteter Polster=Möbeln zu jedem annehmbaren Preise bis ultimo September a. c. zu räumen. Die Sachen sind theils mit feinstem Plüsch, oder Phantasie=Stoffen bezogen, theils weiß und steht es Käufern frei diese mit beliebigen Stoffen beziehen zu lassen.

                          Hochachtungsvoll
                          F. Jürgens, Tapezier und Decorateur,
                          Lübeck, Holstenstraße 309.


Bitte.

Die Herberge zur Heimath hierselbst, welche seit dem Jahre 1877 besteht und im Segen gewirkt hat, fühlt sich gedrungen, auf's Neue an die Oeffentlichkeit zu treten, um ihren Wohlthätern und solchen die es werden wollen, von ihrem Wohl und Weh zu erzählen, zumal ihr von der hohen Landesregierung eine Collecte im Großherzogthum allergnädigst bewilligt worden ist.
In den letzten 8 Monaten verkehrten in der Herberge, außer den in derselben wohnenden Arbeitsgesellen, 1627 Fremde mit 1885 Nächten; daß unter diesen unsere Landsleute nicht die geringste Zahl einnehmen, ist mit Freuden hervorzuheben.
Wenn man bedenkt, daß diese große Zahl dem Einfluß derjenigen Stellen entzogen ward, wo der Branntwein das erste Wort führt und gemeine Redensarten an der Tagesordnung sind, so ist dieser Gewinn schon hinreichend, die Kosten und Mühen einer Herberge zur Heimath aufzuwiegen. Bedenkt man aber weiter, daß in den Herbergen zur Heimath auch eine christliche Hausordnung waltet, die Reisenden hier unter dem Einfluß des Wortes Gottes gebracht und somit an Kirche, Schule und Elternhaus erinnert werden, so wird der Segen, den ein solches H aus bereitet, erst recht erkenntlich; und das Mutterherz, welches einen Sohn in der Fremde ein Heim findet, wo er den Versuchungen, wie die gewöhnlichen Wirtschaften nur zu viel bieten, entzogen ist. - Darum, ihr lieben Freunde und Bürger unseres theuren Vaterlandes, helfet daß auch unsere Herberge zur Heimath hier in Neubrandenburg gedeihe und ihren Zweck so vollständig erfülle als thunlich ist. Dies zu erreichen kommen wir mit unserer Collecte zu euch und bitten, lasset unser Vertrauen nicht zu schanden werden: Wir bedürfen eurer Hülfe, sollen wir weiter existiren und unserer Aufgabe gerecht werden. Unsere Schuldenlast (24120 M.) drückt uns wie ein Bleigewicht nieder und benimmt uns fast die Freudigkeit am Werke. Das Wenige, was bisher in der Herberge erübrigt wurde, reicht nicht hin, die Zinsen zu decken. Um ersprießlich weiter arbeiten zu können, sind bauliche Veränderungen in unserem Hause nöthig mit einem Kostenaufwand von ca. 2000 M. und hoffen wir, daß durch solche Einrichtungen größere Einnahmen erzielt, auch hierdurch die Lebensfähigkeit unserer Herberge wesentlich gefördert werden wird. Mit dem nächsten Monat, so Gott will, wird unser Collecteur, der Hausvater Castenow, seine Wanderung durch das Land beginnen, und bitten wir für denselben um freundliche Aufnahme.

      Neubrandenburg, im August 1882.

Der Vorstand
der Herberge zur Heimath.


Vierschaarige Pflüge
halte vorräthig und empfehle zur gefälligen Abnahme.                          
Schönberg.                                                     J. Oldenburg.


Die Verlobung unserer Tochter Emma mit dem Herrn Ludwig Spehr zu Schönberg beehren sich Verwandten und Freunden ergebenst anzuzeigen

Lockwisch den 7. September 1882.
                                                    Kröger und Frau.
Emma Kröger
Ludwig Spehr
Lockwisch.                                                     Schönberg.


Zu Niendorf a. d. Ostsee entschlief sanft nach kurzem Leiden am 4. ds. Mts. unsere inniggeliebte Tochter Auguste im 25. Jahre ihres Lebens; tief betrauert von uns und den Geschwistern.

                                                    Aug. Staeding u. Frau.
Neuhof im Fürstenthum Ratzeburg.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 10. September.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 7. September 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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